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Schwarzer See

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21.04.2015
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Schwarzer See

„Wollen wir weiter? Noch ein kleiner Anstieg, dann sind wir da.“ Unter Carstens Füßen knackte ein Ast. Hanna zuckte zusammen und sah benommen zu ihm auf. Sie nickte und erhob sich von der Bank, die sich an den Berghang schmiegte. Die Stille des Waldes hatte sich wie Nebel um ihren Kopf gelegt. Sie sah auf die dicht aneinander gedrängten Tannen, das tiefe Grün des Schwarzwalds, und spürte es. Unbehagen. Der Wind strich über die Baumspitzen, glitt an den Stämmen vorbei, streifte durch Hannas Haare. Fremder Atem, der nach Rinde und feuchter Erde roch. Die feinen, braunen Härchen an ihren Armen stellten sich auf. Sie schauderte.
„Hanna? Alles in Ordnung?“ Carstens blaue Augen wirkten trüb, dunkler als sonst. Er stand zwischen den Bäumen und trat mit seinem Fuß immer wieder gegen eine Wurzel, die sich aus der Erde gekämpft hatte. Der schmale Wanderweg war durchfressen von ihnen, schon drei Mal war Hanna gestolpert. Ihre Augen huschten im Zwielicht des Waldes aufmerksam hin und her. „Ja, alles gut, ich komme schon.“ Carsten sah ihr verkrampftes Lächeln nicht. Er stapfte mit festem Schritt vor ihr her und folgte dem Weg, der sich zwischen den dunklen Stämmen den Berg hinaufschlängelte.

Die Bäume ächzten, ihre Äste hingen tief. Hanna spürte Schatten im Nacken, ein dunkles Rumoren unter ihren Füßen. Als sie vor drei Stunden losgelaufen waren, schien die Sonne. Schäfchenwolken am Himmel. Frühlingsluft. Jetzt wurde der Wald zum Fremden. Über ihren Köpfen breitete sich eine graue Decke aus, das Licht kämpfte sich mühsam durch das Dickicht der großen Nadelbäume. Selbst die Vögel schwiegen. Nur ihre Schritte durchbrachen die Stille.
Carsten drehte sich zu Hanna um. Seine Wangen waren gerötet, Vorfreude zitterte in seiner Stimme: „Es wird dir dort gefallen, wirst schon sehen. Auf den Bildern sah es total idyllisch aus. Trotz der Geschichten, die sich die Leute erzählen.“ Er musterte sie. „Ist wirklich alles in Ordnung? Du bist ja ganz blass!“
Sie zuckte mit den Schultern. „Ich weiß auch nicht, was los ist. Irgendwas ist komisch heute.“
„Dein berühmtes Bauchgefühl mal wieder?“ Carsten zwinkerte ihr zu. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und blies sich eine Strähne aus der Stirn. Da stand er vor ihr mit seinen blonden, verstrubbelten Haaren, den frechen Augen und dem kleinen Grübchen in der linken Wange. Ihr Verlobter. Sie berührte ihren Ring, lächelte.
„Mach dich nur lustig über mich.“ Hanna streckte ihm die Zunge heraus. Er machte einen Satz nach vorne, umschlang sie mit seinen kräftigen Armen und hob sie hoch. Ein Lachen platzte aus ihr heraus. Der Himmel schien nicht mehr ganz so düster, der Wald nicht ganz so undurchdringlich. Ihre Gedanken über den See verloren sich in Carstens Umarmung. Für einen Moment.
Plötzlich erstarrte sie. „Hast du das gehört?“
„Hanna, wir sind mitten im Wald. Ich höre ständig irgendetwas knacken oder rascheln.“
„Nein, das klang wie ...“ Sie lauschte. Nichts. „Es klang wie eine Frau“, murmelte Hanna und ging ein paar Schritte.
„Wie eine Frau?“ Carsten legte seinen Arm um sie. „Vielleicht war es ja eine von den Frauen aus dem Mummelsee. Sie sucht nach dir. Will ein bisschen schwimmen gehen.“
Hanna stieß ihn mit dem Ellenbogen in die Hüfte, schüttelte den Kopf und stapfte entschlossen den Waldweg entlang. Ein paar hundert Meter weiter wurde es lichter zwischen den Bäumen. Sie ging schneller. Konnte die Enge zwischen den Stämmen nur noch schwer ertragen. In ihrem Heimatort weiter südlich von hier war der Schwarzwald heller, freundlicher. Als Kind hatte sie es geliebt, in den kleinen Bächen zu spielen. Beschützt vom Schatten der Fichten. Doch jetzt bekam sie immer schwerer Luft, ihre Kehle war trocken, die Hände schweißnass. Die letzten Meter rannte sie fast, bevor sich endlich der Wald vor ihr öffnete und den Blick auf den See freigab. Dunkel glänzend lag er unter ihnen. Über der Wasseroberfläche schwebte milchiger Nebel. Hanna fröstelte. Sie wollte nicht dort hinunter. Ihr Magen zog sich zusammen, Übelkeit stieg in ihr auf. Sie schwankte. Das Rauschen der Bäume wurde lauter und lauter. Carsten fragte sie etwas. Sie wollte antworten, aber ihre Zunge fühlte sich schwer an. Taumelnd suchte sie nach Halt. Dann wurde alles schwarz.

Langsam kamen die Geräusche zurück. Hanna öffnete die Augen und blickte in Carstens bleiches Gesicht.
„Mann, was jagst du mir denn für einen Schreck ein?“
Sie richtete sich auf. „Was ist denn passiert?“ Benommen blickte sie auf den See hinunter.
„Du bist einfach umgekippt. Ich konnte dich gerade noch auffangen, sonst wärst du mir hier mit dem Kopf aufgeschlagen. Wie fühlst du dich?“ Er hielt ihr Gesicht fest in seinen Händen und sah ihr in die Augen.
Sie lächelte. „Besser. Keine Ahnung, was das war. Mein Kreislauf … Manchmal sackt der in den Keller. Hilfst du mir hoch?“
Er zog sie nach oben und drückte sie an sich. „Schaffst du es nach unten?“ Mit gerunzelter Stirn betrachtete er den Himmel. Am Horizont zog die Nacht heran.
„Klar, ich schaff das.“ Sie klopfte sich die Tannennadeln von der Hose und stieg mit wackligen Knien den Pfad hinunter.
Je näher sie dem Mummelsee kamen, umso stärker kam das dumpfe Gefühl zurück. Als liefe man auf offenem Feld geradewegs einem tobenden Gewitter entgegen.

Sie wusste, dass es nur Geschichten waren, die man sich über diesen Ort erzählte. Sagen, Märchen, wie auch immer man es nennen wollte. Vor Jahrhunderten stand hier angeblich ein Kloster, genau an der Stelle, wo sich nun der Mummelsee befand. Über Nacht versank es einfach im Erdboden, verschluckt von schwarzem Wasser und für immer begraben. Doch angeblich lebten die Seelen der Nonnen noch immer in der Tiefe, stiegen nachts aus dem Wasser empor und besuchten die nächsten Bauernhäuser im Tal. Die einen sagten, die Geister halfen den Menschen im Haus. Verrichteten nützliche Arbeiten und verschwanden im Morgengrauen wieder. Die anderen jedoch sprachen von finsteren Mächten. Verführerischen Frauen am Seeufer. Sehnsüchtig wandelten sie auf den Wegen im umliegenden Wald umher. Riefen nach Männern, zogen sie mit sich ins Wasser. Ließen ihre Seelen nicht mehr gehen. Auch von Selbstmorden hatte Hanna schon gehört. Menschen seien einfach in den See gestiegen und wurden nie wieder gesehen. Aber dafür gab es keine Belege, nur alte Überlieferungen.
Ihre Oma hatte sie vor diesem Ort gewarnt, als Hanna noch ein Kind war. Sie erinnerte sich noch daran, wie sie den See auf einer Wanderkarte entdeckt und aufgeregt mit dem Finger auf das zerknitterte Papier getippt hatte. „Mummelsee? Omi, das ist aber ein lustiger Name. Zeigst du mir den mal?“ Ihre Großmutter hatte mit dem Kopf geschüttelt und sich hektisch die Oberarme gerieben, als wäre es in ihrem Wohnzimmer plötzlich zu kalt. Ihr Blick hatte streng auf Hannas Gesicht gelegen und doch für winzige Sekunden unruhig geflackert. „Geh da nicht hin, Kind“, sagte sie damals zu ihr, „solche Orte lässt man lieber in Frieden.“

Irgendwann hatte Hanna Carsten von diesem Gespräch erzählt. Er bekam sofort rote Flecken auf den Wangen, kreisrund und leuchtend. „Das muss ich sehen!“ Er war vernarrt in deutsche Sagen. Eine Kindheitserinnerung an seinen Vater, der ihn oft mitgenommen hatte auf seinen Touren quer durch Deutschland, auf den Spuren der alten Geschichten.
„Ist das weit weg von deinen Eltern?“
Hanna schüttelte den Kopf. „Nein, ist es nicht. Aber hinfahren muss ich trotzdem nicht.“
„Ach komm schon, dein Ernst? Nur weil Omi davor gewarnt hat? Du willst mir doch nicht erzählen, dass dich ein paar leichtbekleidete Nymphen einschüchtern?“
Sie schwieg. Sah an ihm vorbei. Manchmal lag da etwas in seiner Stimme, das sie wütend machte. Schwer zu greifen, eine leichte Überheblichkeit, die Hanna das Gefühl gab, Carsten nehme sie nicht ernst. Dass er ihre Oma erwähnte, machte es nicht besser.
Er lehnte sie zurück, musterte sie. Atmete einmal tief durch und sah auf den Boden. „Entschuldige, ich bin manchmal echt ein Depp.“ Er strich sich durch die Haare, blickte auf. „Ich weiß doch, wie sehr sie dir fehlt. Tut mir leid!“

Zwischen den Tannen erkannte Hanna die Umrisse des Berggasthofs. Obwohl es fast dunkel war, brannte in keinem der Fenster Licht. Sie drehte sich zu Carsten um. „Die wissen aber schon, dass wir kommen, oder?“
Lachend winkte er ab. „Na klar, wissen die das. Ich habe gestern erst mit denen telefoniert.“ Er nahm Hanna bei der Hand und zog sie die letzten Meter hinter sich her.
Der einstige Schwarzwaldhof ragte mächtig und düster vor ihnen empor. Komplett aus Holz erbaut, schien das breite Haus mit der Nacht zu verschmelzen. Das Giebeldach reichte bis zum Erdgeschoss hinunter und gab dem Hof trotz seiner Größe ein gedrungenes, verschlossenes Aussehen. Zu ihrer Rechten lag der See, ein schwarzer Fleck, aus dem feiner Dampf aufstieg. Der Wind hatte zugenommen, vertrieb die Wolken. Trüb schien der Mond auf die Landschaft. Sein Licht entzog dem Wald seine Farben, über alles legte sich ein grauer Schleier. Zwischen den Tannen sammelten sich Nebelschwaden, nur die Baumspitzen waren in dem milchigen Dunst zu erkennen.
„Das ist ein Ausblick, oder?“ Carsten klang anders als sonst. Rau, atemlos. Schweigend sah Hanna zu ihm auf. Versunken in dieses Schauspiel aus Licht und Schatten, glich sein Gesicht dem eines staunenden Kindes. Sie nahm seine Hand, doch er erwiderte den Druck nicht. Stand reglos da und starrte auf den See. Seine Züge wirkten entrückt, fast flehend. Hanna spürte ein Ziehen im Bauch. Da war sie, ganz plötzlich. Die Angst, sie könne ihn verlieren, wenn sie jetzt seine Hand losließe.
Sie zog den Reißverschluss ihrer Jacke noch ein Stück höher und räusperte sich. „Komm, lass uns reingehen, mir ist kalt.“ Carsten drehte ihr ruckartig den Kopf zu und blinzelte. Wie schlaftrunken rieb er sich die Augen und nickte. Sie gingen an der Längsseite des Hofs entlang, bogen nach links um die Ecke und standen vor dem Eingang. Über der massiven Tür waren sorgfältig geschnitzte Holzlettern angebracht: „Berggasthof zur Mummel“.
Carsten schmunzelte. „Klingt niedlich. Mummel.“
„Stimmt“, murmelte Hanna, die hinter dem linken Fenster flackerndes Kerzenlicht wahrnahm. „Seerose. So nennt man die hier. Mummel.“ Sie klopfte an die Tür.

„Frau Kühnle?“ Carsten streckte der kleinen, robusten Frau seine Hand entgegen. Sie kniff die Augen zusammen, ließ ihren Blick über die beiden Gäste streifen und wich einen Schritt zurück. Langsam schüttelte sie den Kopf und griff nach der Türklinke.
Betreten schaute Carsten sie an. „Frau Kühnle? Ich habe doch gestern mit Ihrem Mann telefoniert. Ich bin Carsten Meißner. Wir haben für eine Nacht reserviert. Ist Ihr Mann denn zu Hause?“
Sie schüttelte den Kopf immer heftiger hin und her. „Haut ab“, flüsterte sie. Bevor sie jedoch die schwere Eingangstür zuschieben konnte, ertönte über ihr lautes Poltern. Sie fuhr zusammen. Sah Hanna und Carsten mit schreckgeweiteten Augen an. Hanna fröstelte und starrte auf die Treppe, die hinter der Frau in den ersten Stock führte. Schwere Stiefel stapften die ächzenden Stufen hinunter. Schritt für Schritt wurde ein großer Mann sichtbar. Breite Schultern, dunkles Haar, rote Wangen. Er stellte sich neben seine Frau, legte den Arm um sie und presste sie fest an sich. Brutal. Er lächelte. „Bisch wieder e bissel arg vorsichtig, Regina. Des sin die zwei Gäscht, sell han i dir doch geschtern erscht verzellt.“ Kopfschüttelnd nahm er Carstens Hand und schüttelte sie grinsend. „Kumme nur eini, drusse ischs kalt!“
Sie folgten dem Wirtspaar ins Haus. Es roch nach feuchtem Holz und kaltem Zigarettenrauch. Keine Wärme kam aus seinem Innern. Ein enger Flur führte in die Gaststube, wo ein kleines Feuer im Kamin brannte. „Es duuret no e bissel, bis es warm isch. So e Kälte mitte im Mai, sag e mol, domit rechnet doch keiner. Regina, hohlsch du dene beide was zum esse?“ Die Wirtin verschwand in der Küche. Carsten und Hanna setzten sich nah ans Feuer.
„Die ist unheimlich“, flüsterte Hanna, während sie der Frau nachsah. Der Wirt stand hinter der Bar und zapfte pfeifend zwei Bier. „Warum sagt die denn nichts? Schaut uns an wie zwei Gespenster. Als wollten wir ihr was antun.“
„Pssst. Nicht so laut. Er scheint doch aber ganz nett zu sein. Wir essen schnell eine Kleinigkeit und dann verziehen wir uns auf unser Zimmer, okay?“
Die Tür zur Küche flog auf und die Wirtin kam mit einem Tablett auf sie zu. Mit ernstem Gesicht stellte sie zwei Portionen Käsespätzle vor ihnen auf den Tisch. Sie wandte sich ab, stockte jedoch einen Augenblick. Drehte sich erneut zu ihnen um und beugte sich zu Hanna hinunter. „Mache, dass ihr von do wegkumme, am Seebach lang, nunder ins Tal. Schnell, bevor sie euch hole!“ Dann huschte sie zurück in die Küche.
„Hast du das gehört?“
Carsten blickte auf, Käsefäden hingen von seinem Kinn. „Was denn?“
Hanna sah zu dem Wirt hinüber, der sich mit den vollen Gläsern ihrem Tisch näherte. Hörte Äste im Feuer knacken. Langsam kroch die Wärme in ihren Körper zurück und in ihrem Kopf kehrte Ruhe ein. Sie hatte sich bestimmt verhört. Und selbst wenn … Vielleicht mochte die Frau einfach keine Leute aus der Stadt.

Das Zimmer war schlicht, aber gemütlich. An der linken Zimmerwand stand ein breites Bett, bezogen mit strahlend weißer Wäsche. Gegenüber ein schwerer Schrank. An der Stirnseite des Raumes konnte man durch ein kleines Fenster auf den See schauen. Hanna zog die Vorhänge zu und schlüpfte unter die Bettdecke.
„Du fühlst dich unwohl, oder?“ Carsten kroch zu ihr und nahm sie in die Arme.
„Blöd von mir, ich weiß. Ich werde bestimmt eine nervige Omi. Sehe überall Gespenster. Willst du dich darauf echt einlassen?“ Sie kicherte und schmiegte sich an ihn.
„Klar will ich das“, nuschelte er und küsste sie auf die Stirn. Eine Minute später war er eingeschlafen.

Kehliges Stöhnen ließ Hanna in die Höhe fahren. Tastend huschten ihre Blicke umher. Silbernes Mondlicht fiel ins Zimmer. Sie hielt die Luft an.
Die Vorhänge! Sie waren aufgezogen!
Ihr Körper versteifte sich. Sie starrte auf das Fenster und krallte sich in der Matratze fest. Lauschte. Nur das Rauschen des Waldes und ihr pochendes Herz. Dabei war sie sich ganz sicher gewesen. Dieses Stöhnen. Sie hatte es ganz deutlich gehört. Tief unter ihr, verzweifelt und flehend. Hanna griff nach Carstens Hand, spürte jedoch nur kalte Laken unter ihrer Haut. Sie fuhr herum und sah die zurückgeschlagene Bettdecke. Carstens Seite war leer. Sie sprang aus dem Bett und huschte hinaus in den Flur.
„Carsten“, zischte Hanna in die Dunkelheit. „Carsten!“ Nichts. Das Haus schwieg, kein Laut war zu hören. Sie hastete zurück ins Schlafzimmer, griff nach ihrer Hose. Hektisch schlüpfte sie hinein und warf einen Blick aus dem Fenster. Der Nebel hatte sich verzogen, glänzend und still lag der See im Mondlicht. Am Ufer versanken Büsche und Bäume in einem konturlosen Schwarz. Hanna kniff die Augen zusammen. Da bewegte sich etwas. Jemand. Löste sich aus dem Dunkel und ging langsam auf den See zu. Mit gesenktem Kopf lief die Gestalt hin und her. Die Wasseroberfläche fing an, sich zu kräuseln. Aus den Tiefen stieg ein dumpfes Gurgeln hinauf. Wurde immer lauter. Klarer. Gipfelte in einem Schrei, der gellend durch Hanna hindurchfuhr. Bebend erkannte sie, wer da unten umherirrte. Sein blondes Haar, den leicht zur Seite geneigten Kopf. Carsten!
Sie rannte in den Flur, die Treppe hinunter. Riss an der schweren Tür und stolperte ins Freie. Sie schrie seinen Namen, doch er reagierte nicht. Er lief nicht mehr umher, sondern schlug apathisch mit einem Ast auf das Wasser. Barfuß stand er mit den Füßen im See. Hanna fühlte die Panik in sich aufsteigen. Wie schwarzer, klebriger Teer, der sie langsam umschloss. Lähmte. Sie zwang sich, vorsichtig auf ihn zuzugehen, und legte ihre Hand auf seine Schulter.
„Schatz?“, flüsterte sie und strich ihm sanft durch die Haare. Sie waren feucht. „Was machst du denn hier?“ Keine Antwort. Er schlug weiter mit dem Ast auf das Wasser und sah auf den See hinaus. Da lag etwas in seinem Blick, das Hanna zurückweichen ließ. Sehnsucht.
Sie versuchte, ihn langsam mit sich zu ziehen, doch er schüttelte sie ab. Öffnete die Lippen. Bewegte sie.
„Was sagst du? Rede doch mit mir, mein Schatz!“ Verzweifelt zerrte sie an seinem T-Shirt. Sie schluchzte auf. „Komm schon, lass uns bitte wieder hineingehen.“
„Sie rufen nach uns.“ Er hauchte die Worte in die kalte Nacht. Der See fing erneut an zu brodeln. Heftiger. Wasser spritze in Hannas Gesicht.
„Was redest du denn da? Wer ruft uns?“
„Die Frauen“, sagte Carsten lächelnd. „Sie sind so allein da unten.“ Er machte einen Schritt nach vorn. Hanna schlang ihre Arme um seinen Bauch und versuchte ihn zurückzuziehen. Doch er ging weiter, ganz langsam und bedächtig, als sei sie gar nicht da. Der Boden vibrierte, lautes Grummeln kam aus dem See. Plötzlich tat sich vor ihnen das schwarze Wasser auf. Eine steinerne, von Moos überzogene Treppe führte hinab in die Tiefe. Jetzt hörte Hanna sie auch. Stimmen. Glasklar, herzzerreißend schön. Manche von ihnen sangen. Andere riefen inständig: „Näher. Noch näher. Wir sind so allein. Helft uns …“
Hanna klammerte sich an Carsten, wischte sich zitternd die nassen Haare aus dem Gesicht. Was passierte hier bloß? Sie schaute über die Schulter, sah entsetzt, wie sich das Ufer immer weiter entfernte. Sie konnte ihn nicht loslassen. Konnte nicht zurückrennen und ihn verlieren. Hanna holte tief Luft. Schrie so laut sie konnte nach Hilfe, bis ihre Lungen schmerzten. Carsten nahm die nächste Stufe. Atemlos suchte Hanna in der Dunkelheit nach den Umrissen des Hofs. Was sie dann sah, nahm ihr jegliche Hoffnung. Im Haus brannte Licht. Wie glühende Augen schienen die hell erleuchteten Fenster das Geschehen ohne Mitgefühl zu beobachten. Die Eingangstür stand offen. Auf der Schwelle zeichneten sich zwei Silhouetten ab. Eine war groß mit breiten Schultern, die andere klein und untersetzt. Sie bewegten sich nicht. Starrten einfach nur hinaus auf den See.
Hanna fühlte, wie die Kraft ihren Körper verließ. Sie hörte die Stimme ihrer Großmutter. Warnend hallte sie in ihren Ohren. „Geh da nicht hin, Kind!“ Zu spät. Tränen vermischten sich mit dem kalten Seewasser auf ihrer Haut. Sie legte ihren Kopf an Carstens Schulter, schloss die Augen und spürte, wie das schwere Nass über ihnen zusammenbrach.

 
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Hallo RinaWu.

Dankeschön für die Veröffentlichung der Geschichte.
Da meine Playstation ein Update gezogen hat, habe ich die Zeit genutzt, um mir deine Geschichte durchzulesen.
Ich fand die Idee gut und der Spannungsaufbau verlief stetig nach oben.
Du warst sehr bemüht eine drückende und dichte Atmosphäre zu kreieren und dieses ist dir auch meistens gelungen.
Die Dialoge mit der warnenden Frau erinnerte mich an alte Hammer-Vampirfilme, wo der Fremde von den Einheimischen in den Gasthof vor dem Bösen gewarnt wird, auch dieses fand ich (als Liebhaber solcher Old-School Filme) sehr gut.
Als das Mädchen umgefallen ist und die beiden Protagonisten die Reise fortsetzen, war für mein Empfinden etwa seltsam/unpassend, denn ich denke, viele würden aus Sorge die Heimreise antreten.
Doch sei's drum.
Leider fand ich den Schluss zu schnell, denn ich hätte mir in dieser Nacht mehr Gruselatmosphäre gewünscht und das diese Nacht, in der Geschichte, länger andauert.
Eventuell wie der junge Mann in den Bann gezogen wird, sich zum See bewegt und dabei von den beiden Gastgebern beobachtet wird (so als Beispiel).
Mein Fazit:
Im gesamten hat mir die Geschichte gefallen und eine weitere Geschichte um diesen See würde ich toll finden. Vielleicht eine Kurzgeschichte über die Entstehung, denn dieses hast du zwar bereits kurz erklärt, doch ich finde, damit würde sich eine “richtige“ Geschichte lohnen.

Lg
MyStoryWorld

 
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Hej RinaWu,

Der Stil deiner Geschichte erzeugt tatsächlich eine Spannung, vermutlich durch die knapp gehaltenen Sätze.
Der Aufbau ist ebenso passend aufgebaut mit der Wanderung, der Erinnerung an eine alte Geschichte ihrer Kindheit. Deine Umgebungsbeschreibung führte mir die Landschaft anschaulich vor und ich hätte das Holzhaus am See im Schwarzwald wirklich gern besucht.

Dennoch hat irgendetwas verhindert, mich in diese "Schwarzwald-Sirenen-Story" hineinzuziehen. Irgendetwas ließ mich unberührt. Leider bin ich analytisch nicht bewandert. Ist nur ein Gefühl, bzw. nicht. Vielleicht kommt mir die Beziehung der beiden Protagonisten zu kurz, vielleicht reicht mir auch nicht die körperliche Beschreibung oder eine Anmerkung eines Bauchgefühls nicht, vielleicht bin ich auch einfach selbst nur nicht in der rechten Stimmung. ;)

Trotz alledem mag ich diese Geschichte und ich hätte gerne mehr erfahren: über das Paar, über die Geschichte der Nonnen und ihr Kloster, über den geheimnisvollen Schwarzwald.

Ganz belanglos, aber für mich liest sich der Name "Carsten" unpassend. Zu hart. Heißt "man" so in der Region?

Danke und liebe Grüße, Kanji

 

Hallo MyStoryWorld,

danke erst einmal für die Zeit, die du dir genommen hast. Oder ein Danke an die Playstation, für ihr Update ;)

Die Dialoge mit der warnenden Frau erinnerte mich an alte Hammer-Vampirfilme, wo der Fremde von den Einheimischen in den Gasthof vor dem Bösen gewarnt wird, auch dieses fand ich (als Liebhaber solcher Old-School Filme) sehr gut.
Das freut mich. Ich lese klassische Gruselgeschichten total gerne, z.B. Edgar Allan Poe. Und ich wollte mich schon immer mal selbst an einer versuchen, weil das echt eine Herausforderung ist. So habe ich dann diese Geschichte geschrieben. Wenn der Stimmungs-/Spannungsaufbau generell gelungen ist, freut mich das natürlich sehr.

Als das Mädchen umgefallen ist und die beiden Protagonisten die Reise fortsetzen, war für mein Empfinden etwa seltsam/unpassend, denn ich denke, viele würden aus Sorge die Heimreise antreten.
Das verstehe ich. Ich habe mir das so gedacht: Der Berggasthof ist nicht mehr weit weg, sie müssen praktisch nur noch den Berg wieder runter. Das geht schneller, als im Dunkeln den weiten Weg wieder zurückzulaufen. Deshalb laufen sie weiter. Und vielleicht kam es mir auch logisch vor, weil ich selbst früher öfter Kreislaufprobleme hatte, weil ich schlichtweg viel zu wenig getrunken habe. Nach ein paar Minuten Ruhe hat sich mein Körper aber immer schnell wieder gefangen und es gab keinen Grund zur Sorge. Das habe ich wohl auf Hanna übertragen ...

Das Ende kommt schnell, das stimmt. Ich bin über’s Wochenende unterwegs, werde mir danach aber noch einmal anschauen, ob ich dazu in der Lage bin, diese Nacht spannend auszubauen. Ob der See an sich für eine Geschichte reicht, da bin ich mir nicht sicher. Also, weil ich nicht weiß, ob ich sie schreiben, bzw. wie ich sie schreiben könnte, dass sie aufregend ist und nicht zu erklärend/beschreibend. Mal sehen, ob ich da noch etwas draus mache.

Danke dir auf jeden Fall und liebe Grüße
RinaWu

Hallo Kanji,

danke auch an dich für deine Kritik.

Der Stil deiner Geschichte erzeugt tatsächlich eine Spannung, vermutlich durch die knapp gehaltenen Sätze.
Der Aufbau ist ebenso passend aufgebaut mit der Wanderung, der Erinnerung an eine alte Geschichte ihrer Kindheit. Deine Umgebungsbeschreibung führte mir die Landschaft anschaulich vor und ich hätte das Holzhaus am See im Schwarzwald wirklich gern besucht.
Das ist cool, weil genau hier meine Schwierigkeit lag. Ich habe früher immer wahnsinnig viel über die inneren Zustände von Menschen geschrieben, ohne wirklich eine Geschichte zu schreiben. Dinge wie Stimmung erzeugen oder die Umgebung beschreiben, blieben da irgendwie auf der Strecke. Umso mehr will ich das jetzt üben.

Schade, dass ich dich nicht in die Geschichte hineinziehen konnte. Es kann durchaus daran liegen, dass die beiden Protagonisten eventuell zu kurz kommen. Muss mir mal überlegen, wie ich das noch besser machen könnte.

Der Name "Carsten" ist in der Tat gar nicht so untypisch. Ich bin in der Region zur Schule gegangen und in meinem Freundeskreis gab es schon zwei davon. Wobei in meinem Kopf dieser Carsten hier gar nicht aus der Gegend kommt, sondern nur Hanna. Auch das sollte ich vielleicht noch einbauen ...

Danke dir für deine Hinweise!
Liebe Grüße
RinaWu

 

Liebe RinaWu,

schöne Landschafts- und Atmosphärenbeschreibung.
Spannender Anfang, da immer wieder die alten Geschichten erwähnt werden.
Gewohnter, flüssiger und fehlerfreier Text.

Nur eine kleine textliche Anmerkung:

Carsten Meißner. Wir haben für eine Nacht reserviert. Ist ihr Mann denn zu Hause?“ (ZEILENWECHSEL)Sie schüttelte den Kopf immer heftiger hin und her. „Gehen Sie“, flüsterte sie
Wechsel Perspektive/Fokus.

Hätte mir viel, viel, mehr gewünscht. Im Sinne von noch länger.
Schade, dass die Story so schnell zu Ende war.

Hat mich an die alten s/w-Filme á la Edgar Wallace o.ä. erinnert. Sehr gut. :thumbsup:

Liebe Grüße,
GoMusic

 

Lieber GoMusic,

ich freue mich, dass du meine Geschichte gelesen hast. Und noch mehr freue ich mich, dass die Stimmung und die Spannung für dich gut funktioniert hat.

Den Zeilenwechsel hab ich korrigiert, danke dir für den Hinweis.

Ui und dass du bei meiner Geschichte an alte Edgar Wallace Filme o.ä. gedacht hast, das ist echt cool. Habe die Filme als Kind immer heimlich geschaut und fand die gruselige Stimmung immer super.

Lieben Dank dir und ein schönes Wochenende.
RinaWu

 
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Hallo RinaWu,
aus dem Urlaub zurück, und du standst auch noch auf meiner Liste.
Ich hab deine klassisch geschriebene Geschichte gerne gelesen. Eine schöne Idee, sich von alten Sagen inspirieren zu lassen.
Warum aber hast du denn nicht das Horror-Schildchen angeklickt?
Es ist eine lupenreine Gruselgeschichte. Sehr schön.
Du hast es geschafft, Atmosphäre herzustellen, ein bisschen mehr Farbe vielleicht noch für die beiden Hauptfiguren. Vielleicht so in die Richtung, warum ausgerechnet der Carsten in den Sog dieser Frauen geraten kann. Ich musste sogar mal überlegen, wie das wäre, wenn die Geschichte aus Carstens Sicht geschreiben wäre. Damit meine ich jetzt nicht, dass du das machen sollst, sondern lediglich, dass ich mich das frage, welche Wirkung sich da einstellen würde.
Aber den Punkt, dass ich an Carstens Charakter noch was pusseln würde, das find ich auf jeden Fall.

Sie nickte und erhob sich von der Bank, die sich an den Berghang schmiegte.
schmiegte? Ich weiß nicht, ob das Verb so gut gewählt ist. Und wenn, dann vielleicht in Bezug zu dem Gefühl setzen, das der Wald in der Protagonistin auslöst.

Die Stille des Waldes hatte sich wie Nebel um ihren Kopf gelegt. Sie sah hinaus auf die dicht aneinander gedrängten Tannen, das tiefe Grün des Schwarzwalds, und spürte es. Unbehagen.
hinaus find ich da nicht so passend. Sie ist ja nicht irgendwo drin. Könntest du einfach weglassen.

Der Wind strich über die Baumspitzen. Glitt an den Stämmen vorbei, streifte durch Hannas Haare.
Würd nach Baumspitzen keinen Punkt setzen, sondern ein Komma, liest sich rhythmisch besser.

Fremder Atem, der nach Rinde und feuchter Erde roch. Die feinen, braunen Härchen an ihren Armen stellten sich auf. Sie schauderte.
Find ich gut.


Heute war der Wald ein unheimlicher Fremder. Als sie vor drei Stunden losgelaufen waren, hatte die Sonne geschienen. Schäfchenwolken am Himmel. Frühlingsluft. Jetzt breitete sich eine graue Decke über ihren Köpfen aus, das Licht kämpfte sich mühsam durch das Dickicht der großen Nadelbäume. Selbst die Vögel schwiegen. Nur ihre Schritte durchbrachen die Stille.
Das meine ich mit der Atmosphäre. Ich mag das in Gruselgeschichten.
Aber nimm ein anderes Wort als "heute". Denn die Veränderung des Waldes bzw. der Atmo ist ja innerhalb des Heute verlaufen. Also eher "jetzt" oder so, sonst widersprichst du dir.


Er hielt ihr Gesicht fest in seinen Händen und sah ihr ernst in die Augen.
Ev "ernst" weglassen, würd ich überdenken, weil es doch ein sehr übliches Wort ist in dem Zus. und aus der Situation kommt eigentlich schon raus, dass er nicht grad rumlachen wird.

Über Nacht versank es einfach im Erdboden, wurde unter dem dunklen Nass begraben.
Dunkles Nass. Hmmm. Insgesamt ein bisschen auf Floskeln achten. Ist eine sehr übliche Formulierung in Horrorgeschichten. Würd ich überdenken und eine frischere Formulierung verwenden.

Doch angeblich lebten die Seelen der Nonnen noch immer in der Tiefe, stiegen nachts aus dem Wasser empor und besuchten die nächsten Bauernhäuser im Tal. Die einen sagten, die Geister halfen den Menschen im Haus. Verrichteten nützliche Arbeiten und verschwanden im Morgengrauen wieder. Die anderen jedoch sprachen von finsteren Mächten. Verführerischen Frauen am Seeufer. Sehnsüchtig wandelten sie auf den Wegen im umliegenden Wald umher. Riefen nach Männern, zogen sie mit sich ins Wasser. Ließen ihre Seelen nicht mehr gehen. Auch von Selbstmorden hatte Hanna schon gehört. Menschen seien einfach in den See gestiegen und wurden nie wieder gesehen. Aber dafür gab es keine Belege, nur alte Überlieferungen.
Hier könnt man bissel kürzen.

Ihre Oma hatte ihr von diesem Ort erzählt, als Hanna noch ein Kind war. „Geh da nicht hin, Kind“, sagte sie damals zu ihr, „solche Orte lässt man lieber in Frieden.“
Der Oma würd ich jetzt noch einen winzigen Touch geben. Dass man merkt, die glaubt das wirklich.

Carsten jedoch war sofort Feuer und Flamme, als sie ihm eines Abends davon erzählte. „Das will ich sehen!“ Er liebte das Mystische, Unheimliche, Unerklärliche. Erst hatte sie sich geweigert. Doch Carsten blieb hartnäckig, neckte sie mit ihrem Aberglauben. „Du willst mir doch nicht erzählen, dass dich ein paar Meerjungfrauen einschüchtern?!“
Hier hätte ich glaub ein bisschen show eingesetzt. Und wenn sie sich an eine Kurzszene mit ihm erinnert. Aus der dann Carstens Motiv deutlich wird. Vielleicht sogar ein bisschen mehr als Verarsche, die er mit ihr macht, also so in die Richtung, dass die Beziehung des Paares auch in der Konfliktträchtigkeit deutlich wird. Streit oder unterschiedliche Anschauuungen gibt es auch bei frisch Verliebten. Es macht einfach die Personen, die ja die Geschichte tragen, ein bisschen plastischer.


Der einstige Schwarzwaldhof ragte mächtig und düster vor ihnen empor. Komplett aus Holz erbaut, schien das breite Haus mit der Nacht zu verschmelzen. Das Giebeldach reichte bis zum Erdgeschoss hinunter und gab dem Hof trotz seiner Größe ein gedrungenes, verschlossenes Aussehen. Zu ihrer Rechten lag der See, ein schwarzer Fleck, aus dem feiner Dampf aufstieg. Der Wind hatte zugenommen, vertrieb die Wolken. Fahl schien der Mond auf die Landschaft. Sein Licht entzog dem Wald seine Farben, über alles legte sich ein grauer Schleier. Zwischen den Tannen sammelten sich Nebelschwaden, nur die Baumspitzen waren in dem milchigen Dunst zu erkennen.
Genau solche Bauernhäuser kenne ich. Respekteinflößend sind die. Man weiß ja, die wurden gebaut gegen die Kälte, aber immer ist es auch so ein bisschen ein Gefühl, als verschlinge einen das Haus.
Ansonsten sehr schöne Beschreibungen. Nur ein bisschen mit "fahl" aufpassen. Kommt in jedem Gruselstückerl mindestens dreimal vor. Je höher der Fahlfaktor bedeutet leider nicht immer proportionale Erhöhung des Gruselfaktors.

„Das ist ein Ausblick, oder?“ Carsten drückte Hannas Hand. Er klang anders als sonst. Rau, atemlos. Schweigend sah Hanna zu ihm auf. Versunken in dieses Schauspiel aus Licht und Schatten, glich sein Gesicht dem eines staunenden Kindes.
Hier gibts nochmal die Möglichkeit, dem Carsten ein bisschen mehr an Motiv unterzujubeln. Etwas, das über kindliche Neugierde hinausgeht. Etwas, das ihr vielleicht sogar ein bisschen unangenehm ist. Das, was sie später als "Sehnsucht" in seinen Augen liest.

Die Szene mit dem Wirtspaar dann fand ich schön. Gerade weil die so unterschiedlich reagierten. Ich würde das Verhältnis zwischen den beiden am Schluss vielleicht sogar noch einmal aufnehmen, denn das war ohnehin schon ein sehr starkes Bild, diese beiden kleinen schweigenden Figuren vor dem See. Im Hintergrund das erleuchtete Haus. Von daher genügt das vielleicht eh schon und meine Idee, dass der Mann agressiver wirkt, dass er z. B. den Arm besitzergreifend um die Schultern der kleineren Person legt, vielleicht schon zuviel des Guten ist. Aber probier ruhig mal. Ich komm drauf, weil sich auf einer härteren Ebene die Beziehung zwischen Carsten und der Icherzählerin und der Beziehung des Wirtspaares spiegeln.


„Blöd von mir, ich weiß. Ich werde bestimmt eine nervige Omi. Sehe überall Gespenster. Willst du dich darauf echt einlassen?“ Sie kicherte und schmiegte sich an ihn.
schmiegte hat das m verloren


Kehliges Stöhnen ließ Hanna in die Höhe fahren. Sie konnte es fühlen, vibrierend kroch es durch ihren Körper, schüttelte sie.
Ein Stöhnen kann vibrierend durch den Körper kriechen? Dann muss das schon ein Presslufthammer sein. Also find den Vergleich nicht so passend.
Wird auch nicht aufgelöst, was das ist, dieses Stöhnen. Vielleicht das Grummeln des Wassers, aber in deiner Beschreibung der Seeszene klingt das so, als würde das Wasser erst später so rumgrummeln.

„Carsten“, zischte Hanna in die Dunkelheit. „Carsten!“ Nichts. Das Haus schwieg, kein Laut war zu hören. Sie hastete zurück ins Schlafzimmer, griff nach ihrer Hose. Hektisch schlüpfte sie hinein und warf einen Blick aus dem Fenster. Der Nebel hatte sich verzogen, glänzend und still lag der See im Mondlicht. Plötzlich sah Hanna eine Gestalt am Ufer.
Nee," plötzlich" kann man schon manchmal gebrauchen. Aber in aller Regel ist es total unnötig. Oder es pfuscht über was hinweg. Ich könnte mir hier vorstellen, die Spannung noch einmal etwas herauszunehgmen, dass der See ganz nortmal aussieht, wie du es ja auch begonnen hast, und dass sich die Gestalt erst nach und nach aus den Konturen der Landschaft herausschält, als hätte die Landschaft sie schon verschwinden lassen.

Und wer oder was war denn nun das Stöhnen? Aus dem See schreit es ja nur. Ist es Carsten, der da stöhnt?

Diesen Sehnsuchtspunkt, den sie in ihren Augen sieht, der könnte es sein, der so ein bisschen für Konflikt in ihrer Beziehung sorgt. Schon vorher. Da aber nur als Ahnung, als vages Gefühl.

Schrie so laut sie konnte nach Hilfe KOMMA bis ihre Lungen schmerzten.

So vielleicht findest du ja was drunter - und ... schön, mal wieder eine Kurzgeschichte von dir gelesen zu haben.
Viele Grüße von Novak

 

Hallo Rina,

die Atmosphäre hast du gut rübergebracht, auch wenn es hie und da leicht klischeehaft anmutet. Die Nebelschwaden z.B., die über dem See wabern. Aber die gehören bei Sumpf-Horror einfach dazu. Die Dialoge klangen vereinzelt etwas hölzern. Alles erinnerte stark an einen Film, was ich aber nicht negativ auslegen will. Insgesamt hat mich deine Erzählung hervorragend unterhalten.

Kehliges Stöhnen ließ Hanna in die Höhe fahren. Sie konnte es fühlen, vibrierend kroch es durch ihren Körper, schüttelte sie. Tastend huschten ihre Blicke umher. Silbernes Mondlicht fiel ins Zimmer.
Hier hatte ich die Kamerafahrt durch das Fenster ins zimmer über ihre Decke total vor Augen. Guter Part!

Vllt hätte man das "Sagenhafte" noch etwas ausbauen können.
Aber mich hat es auch so gut unterhalten:thumbsup:

LG
Hacke

 

Hallo RinaWu!

Deine Erzählung erinnert mich an das Grimmsche Märchen von Jorinde und Joringel. Der Wald, den Hanna und Carsten durchqueren müssen, gleicht dem Hexenwald, aus dem Jorinde nicht mehr herausfindet, weil die Hexe sie in eine Nachtigall, also in ein wildes Tier, das im Wald wohnt, verwandelt; sie ist also in die Mutter Natur zurückgekehrt. Auch deine Hanna verwandelt sich ja in ein Wesen, das in die Mutter Natur zurückkehrt, zwar nicht in den Wald, aber in den See - der ja auch Natur ist.

Und dein Pärchen Hanna und Carsten gleichen auch deshalb Jorinde und Roringel, weil beide Paare verlobt sind. Sie wollen also heiraten. Und diese bevorstehende Heirat ist wohl ein Motiv, das mit Jorindes Verwandlung und Verbleib im Hexenwald zu tun hat. Die Hexe lässt sich nämlich nach C. G. Jungs Archetypenlehre als Mutter-Figur deuten. Jorinde hat Angst vor der Heirat, weil dann ihre unbeschwerte Mädchenzeit vorbei ist und der Ernst des Lebens beginnt. Deshalb regrediert sie zurück zur Mutter, zur Hexe, bei der sie vor Joringel geschützt, aber auch unfrei ist.

Und hier nun kommen wir auf den Unterschied zwischen dem Märchen und deiner Erzählung. Im Märchen befreit Joringel seine Jorinde aus dem Bann der Hexe-Mutter, also aus ihrer Regression. Und ähnliches erhofft sich auch Hanna von Carsten. Sie ist ängstlich und in Gefahr, in den Bann der unheimlichen Mutter Natur zu geraten und erhofft sich von Carten, dass der sie davor bewahrt und sicher durch die Versuchung hindurchführt. Doch es kommt anders. Auch Carsten lässt sich von der Mutter Natur verführen und zieht Hanna mit sich.

Dein Märchen habe ich gerne gelesen :).
Grüße
gerthans

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo ThomasQu,
vielen Dank, es ist schön zu lesen, dass dir die Atmosphäre meiner Geschichte gefallen hat.
Ja, es stimmt, am Schluss müssen beide Protagonisten dran glauben. Ich hatte erst ein anderes Ende aufgeschrieben, da haben sie überlebt. Aber dann dachte ich mir: "Nee, also wenn schon, denn schon!" Ich wollte einfach mal probieren, ob ich es schaffe, eine Geschichte zu schreiben, die eben kein Happy End hat, weil ich fand, dass diese Geschichte dazu wie geschaffen ist.
Viele Grüße
RinaWu


Liebe Novak,
wow, das war ein toller Kommentar von dir. Vielen, vielen Dank. Ich habe jetzt gebastelt und gewerkelt und dank deiner tollen Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge bin ich nun viel zufriedener mit der Geschichte. Aber von Anfang an:

Warum aber hast du denn nicht das Horror-Schildchen angeklickt?
Ganz ehrlich? Ich hab mich nicht getraut :Pfeif: Ich wollte zwar unbedingt mal ein kleines Schauermärchen schreiben, war aber anfangs total unsicher, ob ich das geschafft habe. Jetzt traue ich mich vielleicht doch.

Deine sprachlichen Anmerkungen am Anfang habe ich umgesetzt, bis auf das "Schmiegen" der Bank. Diese Formulierung mag ich, denn ich finde schon, dass es Bänke an Berghängen gibt, die aussehen, als würden sie sich "anschmiegen". Daher diese Wortwahl.

Dunkles Nass. Hmmm. Insgesamt ein bisschen auf Floskeln achten. Ist eine sehr übliche Formulierung in Horrorgeschichten. Würd ich überdenken und eine frischere Formulierung verwenden.
Recht hast du. Habe ich geändert.

Der Oma würd ich jetzt noch einen winzigen Touch geben. Dass man merkt, die glaubt das wirklich.
Guter Tipp! Habe eine Mini-Kindheitserinnerung daraus gemacht und Omas Reaktion beschrieben, als klein Hanna den See auf einer Wanderkarte entdeckt.

Hier hätte ich glaub ein bisschen show eingesetzt. Und wenn sie sich an eine Kurzszene mit ihm erinnert. Aus der dann Carstens Motiv deutlich wird. Vielleicht sogar ein bisschen mehr als Verarsche, die er mit ihr macht, also so in die Richtung, dass die Beziehung des Paares auch in der Konfliktträchtigkeit deutlich wird.
Auch hier stimme ich dir voll und ganz zu. Habe versucht, das umzusetzen.

Nur ein bisschen mit "fahl" aufpassen. Kommt in jedem Gruselstückerl mindestens dreimal vor. Je höher der Fahlfaktor bedeutet leider nicht immer proportionale Erhöhung des Gruselfaktors.
Weg mit dem "fahl". Habe ich durch "trüb" ersetzt. Gefällt mir besser und ist vielleicht nicht ganz so ausgelutscht wie "fahl".

Hier gibts nochmal die Möglichkeit, dem Carsten ein bisschen mehr an Motiv unterzujubeln. Etwas, das über kindliche Neugierde hinausgeht. Etwas, das ihr vielleicht sogar ein bisschen unangenehm ist. Das, was sie später als "Sehnsucht" in seinen Augen liest.
Ja! Habe ich versucht umzusetzen. Ich beschreibe, wie sie seine Hand nimmt, er aber nicht reagiert. Sie bemerkt etwas fast schon Flehendes in seinem Blick und wird nervös. Tolle Idee! Danke!

Ein Stöhnen kann vibrierend durch den Körper kriechen?
Ich habe den Satz gestrichen. Also das Stöhnen ist noch kehlig, kriecht aber nicht irgendwo rum. Das war vielleicht ein bisschen zu viel des Guten. Ehrlich gesagt wollte ich hier auch gar nicht auflösen, wer genau stöhnt, sondern nur beschreiben, dass lauter Geräusche aus dem See kommen. Ich muss mir nochmal überlegen, ob ich da was ergänze.

Nee," plötzlich" kann man schon manchmal gebrauchen. Aber in aller Regel ist es total unnötig. Oder es pfuscht über was hinweg. Ich könnte mir hier vorstellen, die Spannung noch einmal etwas herauszunehgmen, dass der See ganz nortmal aussieht, wie du es ja auch begonnen hast, und dass sich die Gestalt erst nach und nach aus den Konturen der Landschaft herausschält, als hätte die Landschaft sie schon verschwinden lassen.
Stimmt. Danke für den Tipp. Habe ich geändert. Sie kneift nun die Augen zusammen und sieht eine leichte Bewegung, die sich aus dem Dunkel der Bäume herauslöst. Diese Gestalt erkennt sie dann als Carsten.

Novak, das war wirklich inspirierend. Vielen Dank! Und noch mehr freut mich, dass du meine Geschichte als klassische Gruselgeschichte magst. Nach deinem Gruselgarten, an den ich mich noch sehr gut erinnere, bedeutet mir das viel. Den Konflikt zwischen Hanna und Carsten habe ich noch woanders ein wenig angedeutet und hier auch indirekt erwähnt, dass Hannas Oma gestorben ist und sie daran noch zu knabbern hat. Die warnenden Worte der Großmutter habe ich dann ganz am Schluss noch einmal eingebaut, kurz bevor alles über Hanna und Carsten zusammenbricht. Irgendwie gefiel mir das.

Novak, es war mir ein Fest. Oder wie sie am Mummelsee sagen würden: "Es war mir oi Fescht!"
Liebe Grüße
RinaWu


Hallo Hacke,
danke auch dir für deine Kritik. Ich kann dir nicht widersprechen, wenn du sagst, dass die Beschreibungen oft ein wenig klischeehaft daher kommen. Denn genau hier lag die Herausforderung. Wie du schon sagst, irgendwie gehört es dazu, aber man muss auch aufpassen, dass es nicht langweilig wird. Ich habe mich bemüht, klischeehafte Ausdrücke zu vermeiden, ging aber nicht immer und da feile ich auch noch dran.
Liebe Grüße
RinaWu


Hallo gerthans,
dein Kommentar war echt lehrreich. Das meine ich ganz ernst. Vor allem das hier:

Und dein Pärchen Hanna und Carsten gleichen auch deshalb Jorinde und Roringel, weil beide Paare verlobt sind. Sie wollen also heiraten. Und diese bevorstehende Heirat ist wohl ein Motiv, das mit Jorindes Verwandlung und Verbleib im Hexenwald zu tun hat. Die Hexe lässt sich nämlich nach C. G. Jungs Archetypenlehre als Mutter-Figur deuten. Jorinde hat Angst vor der Heirat, weil dann ihre unbeschwerte Mädchenzeit vorbei ist und der Ernst des Lebens beginnt. Deshalb regrediert sie zurück zur Mutter, zur Hexe, bei der sie vor Joringel geschützt, aber auch unfrei ist.
Das ist echt interessant. Und wie du im nächsten Absatz schon schreibst, leider wird sie in dieser Geschichte nicht befreit. Hier ist es ja sogar Carsten, der als erster in einen Sog gerät, dem er nicht widerstehen kann (oder will?). Ich habe mich am Schluss auch gefragt, ob ich die beiden vielleicht in den See gehen lasse, weil da etwas zwischen ihnen fehlt, das sie davor hätte bewahren können. Kann das schwer beschreiben, aber in meinem Kopf waren sie nie das innige Paar, von dem sie vielleicht denken, dass sie es sind. Schon seltsam, was man seinen Figuren gegenüber empfindet ...

Dein Märchen habe ich gerne gelesen
Vielen Dank, das freut mich sehr!
Liebe Grüße
RinaWu

 

Jetzt kenn ich Deinen wahren Namen und Du kannst Dich nicht mehr hinter der

liebe/n Mme. Wu

verstecken,

aber hieß Frau Möricke tatsächlich Rina? Muss mal wieder nach der schönen Lau und dem Stuttgarter H. M. schau'n (als sehr junger Mensch gelesen und einiges verschwimmt jetzt, hat aber,

liebe Rina,

Erinnerungen geweckt, die bis in die Wölflingszeit vor mehr als einem halben Jahrhundert zurückreichen, wenn der kleine, wenn auch keineswegs liebe Friedel bei Nachtwanderungen nicht nur immer die zur Seite gedrückten Zweige der vorweggehenden Jungpfadfinder in die Fresse bekam, sondern auch über Wurzel und Gestrüpp stolperte und im Dustern allerlei (Rau's) in verkrüppelten Bäumen oder Baumstümpfen zu erkennen meinte. Nun aber von Dante Friedchen und der schönen Lau übers Hutzelmännchen an den Mummelsee ... Und bei allem, was jetzt kommt (gibt ja nix außer zwo Flusen, oder sind's drei?, aufzuheben), es sind nur Vorschläge eine älteren Herrn (ha!, dass ist mal ne Selbsteinschätzung!).

Eine einzige – und was für eine mickrige! - Fluse. Das wird lageweilig für mich, kannze mich jlauben, Frolleinchen!

„Na klar[,] wissen die das.
(vielleicht auch mit dem Brustton und dem Ausrufe/zeichen der Überzeugung …?)
Ach nee, dann doch noch mal – die Höflichkeitsform (wo ich doch für sprech, dass Fürstenhöfe abgeschafft werden)
Ist hr Mann denn zu Hause?“
Nee, doch noch eins
Die Wasseroberfläche fing an[,] sich zu kräuseln.
Dot siens!

Und jetzt sinniert der alte Mann mit dem Mehr ... und doch gleich am Anfang

Hanna zuckte zusammen und sah benommen zu ihm auf.
Ich/wir wissen noch nicht, ob das jetzt zu Sagende auf Hanna und Carsten zutrifft, aber das Verb aufsehen hat für mich allzu viele Bedeutungen, da blickt etwa einer auf (= hoch) zum Herrn und der auf den Knecht ([mehr oder weniger] herab[lassend]) und erregt selbst heute kein Aufsehen. Ihre Augen beobachten ihn vielleicht, aber selbst ein ihm-folgen der Augen lässt aufgrund der Konstellation Gedanken an Gefolgschaft aufkommen.

Hier unterwirfstu Dich einmal der Schülergrammatik (und die selbst verlangt es gar nicht) mit dem Gezeitenwechsel

Als sie vor drei Stunden losgelaufen waren, hatte die Sonne geschienen.
Warum nicht einfach „…, schien die Sonne“, wissen wir doch, dass das eine Aussage von vor drei Stunden ist.

Ein paar hundert Meter weiter wurde es lichter zwischen den Bäumen.
Hm, klingt buchstäblich so'n bissken wie Luthers „es werde licht“, was damals bei der reduzierten Großschreibung (Satzanfang, Eigennamen incl. dem des HERRn. Da war Buber mit der Übersetzung „Licht werde“ besser. Das Adjektiv licht meint eigentlich, dass etwas spärlich bewachsen sei (und etwa die Kopfhaut schon durchleuchtet) und tatsächlich beschreibstu den sich lichtenden Wald bis hin zur Waldblöße, der Lichtung, wo die Bäume nicht mal mehr weit voneinander stehen/wachsen/sind. Der Wald lichtet sich, die Bäume werden weniger und stehen nicht mehr so dicht beieinander. Wie halt weiter südlich im Schwarzwald …

Und hier träum ich doch „angeblich“ vom Konjunktief, der gelegentlich identisch (lebten, stiegen, besuchten, verrichteten. Wandelten, riefen, ließen) -

Vor Jahrhunderten stand hier angeblich ein Kloster, genau an der Stelle, wo sich nun der Mummelsee befand. Über Nacht versank es einfach im Erdboden, verschluckt von schwarzem Wasser und für immer begraben. Doch angeblich lebten die Seelen der Nonnen noch immer in der Tiefe, stiegen nachts aus dem Wasser empor und besuchten die nächsten Bauernhäuser im Tal. Die einen sagten, die Geister halfen den Menschen im Haus. Verrichteten nützliche Arbeiten und verschwanden im Morgengrauen wieder. Die anderen jedoch sprachen von finsteren Mächten. Verführerischen Frauen am Seeufer. Sehnsüchtig wandelten sie auf den Wegen im umliegenden Wald umher. Riefen nach Männern, zogen sie mit sich ins Wasser. Ließen ihre Seelen nicht mehr gehen. Auch von Selbstmorden hatte Hanna schon gehört. Menschen seien einfach in den See gestiegen und wurden nie wieder gesehen. Aber dafür gab es keine Belege, nur alte Überlieferungen.
- aber was gewinnt die Passage durch den Klang des Geheimnisses von hülfen und zögen, der klanglichen Zweideutigkeit des verschwänden, was schließlich im Abschluss durch die indirekte Rede langsam ausgebremst würde ...

Sie erinnerte sich noch heute daran, …
Lass das heute weg, wenn dort ein Zeitadverb verwendet werden muss/soll, böte sich immer an, denn es wird heute nicht zu Ende sein,

meint der

Friedel

 

Mein lieber Friedrichard,

du warst auch bei den Pfadfindern? Ich auch! Im Ernst! Im schönen Denzlingen im Schwarzwald war ich als kleines, wenn auch nicht immer braves Mädchen bei den Pfadfindern und bin auch regelmäßig durch die Wälder gepirscht. Die Frau vom Mörike bin ich aber nicht ;) Ich kenne die Geschichte über die schöne Lau noch ganz vage, habe sie mir aber gleich mal rausgesucht, um sie mal wieder zu lesen. Ich meine, wir haben die irgendwann mal im Deutschunterricht gelesen ...

Vielen Dank für das Aufsammeln der Flusen, habe sie entfernt.

Und hier träum ich doch „angeblich“ vom Konjunktief, der gelegentlich identisch (lebten, stiegen, besuchten, verrichteten. Wandelten, riefen, ließen)
Ich hoffe, du verzeihst, wenn ich diesen Absatz so lasse. Für mein Bauchgefühl klingt das Präteritum hier einfach flüssiger. Wobei, eigentlich verstehst du mich ja schon jetzt:
- aber was gewinnt die Passage durch den Klang des Geheimnisses von hülfen und zögen, der klanglichen Zweideutigkeit des verschwänden, was schließlich im Abschluss durch die indirekte Rede langsam ausgebremst würde ...

Lass das heute weg, wenn dort ein Zeitadverb verwendet werden muss/soll, böte sich immer an, denn es wird heute nicht zu Ende sein,
Jawohl, recht hast du!

Ich habe mich sehr über deine Worte gefreut, Friedel.

Liebe Grüße
RinaWu

 

Hallo RinaWu,

soso, in Denzlingen wohnst du? Da sind wir uns vielleicht schon auf dem Markt in Waldkirch über den Weg gelaufen. Ja, die Landschaft verführt uns immer wieder, sie in den Text mitzunehmen. Leider ist es so, dass der Mummelsee inzwischen eher ein Rummelsee geworden ist. Viele Menschen suchen anscheinend die von dir wunderbar beschriebene geheimnisvolle Stimmung dort. Wenn man sie erleben will, darf man sich dem See nicht von der Schwarzwaldhochstraße nähern, sondern muss sie sich als Wanderer erobern, ganz im Sinne der Romantik.

Ich mag deinen Erzählton. Die Ellipsen haben hier die treffende Funktion des Atemlosen und unterstützen das Warten auf den Horror. Denn es ist ja zu erwarten, dass etwas Schreckliches passieren wird. Es war gut, die Rückblende mit der Omi einzubauen. Von daher gesehen, wäre ein glückliches Ende nur ein pädagogischer Zeigefinger.

Noch ein paar sprachliche Anmerkungen. Es ist wahrscheinlich ziemlich schwierig, das richtige Maß an Dialekt zu finden. Für die meisten reicht es schon, wenn ein "le" angehängt wird und "st" zu "scht" wird. Mir als Einheimischer wäre es lieber, wenn die Wirtsleute alles im Dialekt sprechen würden. Aber außer mir scheint das niemand zu vermissen.
Großstädter Hier würde ich lieber Leute aus der Stadt schreiben. Es verstärkt den Kontrast zur Sagenwelt.
Pforte scheint mir unpassend für einen Gasthof. Vielleicht kannst du im Satz vorher nur Eingang verwenden. Dann beginnt der folgende Satz mit Über der schweren Holztür ...

Also nochmals Glückwunsch zu dieser schönen Hommage an die Sagenwelt des Schwarzwaldes.

Herzliche Grüße
wieselmaus


Jetzt

 

Hallo wieselmaus,

das ist ja witzig, wohnst du in Waldkirch?? Ich wohne zwar nicht mehr in Denzlingen, bin aber dort zur Schule gegangen und habe in Freiburg meine Ausbildung gemacht. Waldkirch kenne ich sehr gut. Habe diverse Fasnetabende dort verbracht, am liebsten zum Hemdklunki und Hexensabbat. Und eine Pizzeria dort ist super, da bin ich immer mit meiner Mom, wenn ich zu Besuch bin. Wie klein die Welt doch ist ...

Lustigerweise war ich noch nie am Mummelsee. Ist aber vielleicht auch ganz gut, nachdem ich jetzt weiß, dass es eher ein Rummelsee geworden ist. So konnte ich mir wenigstens ausmalen, dass es dort mystisch zugeht. Ich war immer eher in der Wutachschlucht oder auf dem Kandel wandern. Der Schwarzwald hat aber definitiv etwas an sich, dass Sagen irgendwie fördert. Ich mag die Gegend immer noch total gerne. Und es freut mich sehr, dass dir mein Erzählton gefallen hat. Und das die Rückblende mit der Omi klappt. Wahnsinn, wie lange man an ein paar Sätzen sitzen kann, bis sie einem gefallen!

Mir als Einheimischer wäre es lieber, wenn die Wirtsleute alles im Dialekt sprechen würden.
Wieselmaus, hier nehme ich deine Vorschläge gerne entgegen. Ich bin keine gebürtige Denzlingerin, sondern komme ursprünglich von der Ostsee. Wir sind umgezogen, da war ich sieben. Daher habe ich nie wirklich badisch geschwätzt. Wenn du mir zeigen könntest, wie die Wirtsleute alles im Dialekt sprechen würden, wäre das toll! Ich dachte, ich habe schon tief in die Dialekt-Kiste gegriffen :Pfeif:

Großstädter Hier würde ich lieber Leute aus der Stadt schreiben. Es verstärkt den Kontrast zur Sagenwelt.
Gute Idee, danke. Habe ich umgesetzt.

Pforte scheint mir unpassend für einen Gasthof. Vielleicht kannst du im Satz vorher nur Eingang verwenden.
Auch hier, danke! Mit der Pforte war ich selbst nicht so glücklich. Habe das geändert.

Hat mich sehr gefreut! Liebe Grüße
RinaWu

 

Hallo RinaWu,

mir persönlich war die unheilverkündende Vorstimmungsphase zu lang und dass, wo die Sage sich als wahr offenbart, zu kurz. Aber ich mag sowas mit Flüchen und Sagen auch, konnte alles in meiner Phantasie filmisch vor mir sehen, wie in einem alten Horrorstreifen. Das ist ein gutes Zeichen und spricht für deine KG.
Hätte dann noch die Idee, dass sich der zuerst so sympathisch erscheinende Mann des Gasthofes als Bösewicht entpuppen könnte und die unsympathische Frau als Gute, die Carsten und Hanna hilft. Oder vielleicht ist er auch ein Geist oder ihr toter Mann und hält die Wirtin/seine Frau fest. Und in der Endszene kam richtig Spannung auf, da gibst du Vollgas, das fand ich echt gut. Vielleicht könnte Carsten sich ja förmlich zwischen Hanna und einer weiblichen, leicht bekleideten Geisterperson, die aus dem Wasser steigt, entscheiden müssen. Und am Ende siegt die Liebe vor der Verführung :D Aber so tragisch wie du es machst, finde ich es auch gut, werde ich doch richtiggehend auch als (männlicher) Leser von den Stimmen in den See hineingezogen. Und schlussendlich ist es ja deine Story, und falls man es noch nicht aus dem Kontext schließen konnte, sie gefällt mir sehr gut. :)

Lg, Chico

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe RinaWu,

deine Anklänge ans Alemannische sind gar nicht verkehrt, man muss sie nur noch ein bisschen ergänzen. Das Problem ist, dass in jedem Dorf etwas anders gesprochen wird. Der "badische Dialekt" ist ohnehin nur eine Mischung und wird in den Städten plus Peripherie gesprochen. Ich hab mal versucht, typische Elemente noch einzubauen. Kann gut sein, dass dich das gar nicht überzeugt.

Kumme nur eini, drusse ischs kalt.

Bisch wieder e bissle arg vorsichtig, Regina. Des sin die zwei Gäscht, sell han i dir doch geschtern erscht verzellt.

Es duuret no e bissle, bis es warm isch. So e Kälte mitte im Mai, nai, domit rechnet doch keiner. Regina, hohlsch du dene beide was zum esse?

Mache, dass ihr von do wegkumme, am Seebach lang, nunder ins Tal. Schnell, bevor sie euch hole.

Bin gespannt, was Friedrichard, unser Experte, dazu meint.;)

Viele Grüße (und demnächst noch eine PN)
wieselmaus

 

Hallo, wieselmaus und RinaWu,

ähnliches hab ich vor Kurzem noch ernst gesagt (zu den Weaner Dialekten, die ja wiederum eigentlich auch alle zur bairischen Sprache gehören, die sich mit dem Alemannischen in der deutschen Hochsprache schon als "Hochdeutsch" durchgesetzt haben, denn die Franken (heutige Niederlande und die ganze Rheinschiene runter - deshalb klingt Kölsch langsam gesprochen wie ein schnell geplappertes Niederländisch) incl. der Hälfte der Chatten (Hessen) und Sachsen und Thüringer waren eben auf dem platten Land und sprachen ab da Niederdeutsch. Aber im Ernst: Im Ländlichen wird ja hier z. T. noch Dialekt gesprochen und das Ostfälische (Richtung Harz) und das Westfälische (Sauerland, östliches Ruhrgebiet) unterscheiden sich schon merklich (der Münsteraner glaubt ja gar nicht mehr, dass er sächsischer Zunge sei) und je dörflicher es wird, desto mehr unterscheidet sich die Sprache untereinander. Die Niederlande haben einen genialen Trick angewendet: Friesisch ist dort Staatssprache, und wer einmal auf den Inseln war, weiß, dass es da nicht anders zugeht als im Schwarzwald. Also traut Euch! Manchmal hab ich sogar den Eindruck, dass ich der einzige irgendwann bin, der Dank Dances With Wolves und dem Mann, den sie Pferd nannten, Lakota, wenn auch eher Pidgin-artig, noch kann. Dann wird man mich als Sprachlehrer nach Pine Ridge holen ...

Also gebt mal die Traudchen!

Friedel

 

Hallo Chico1989,
danke, dass du meine Geschichte gelesen und kommentiert hast. Ich kann verstehen, dass dir der Stimmungsaufbau zu lang war. Die Sache ist aber eben, ich sehe es nicht nur als Stimmungsaufbau. Für mich gehört dieser Teil genauso gleichwertig mit zu der Geschichte, wie das Finale. Diese Atmosphäre muss da sein. Und ich glaube fast, mit weniger Sätzen wäre mir das nicht gelungen.

Ich bin froh, dass du trotzdem alles vor dir sehen konntest, das ist total wichtig. Interessant finde ich, dass du den Wirt als sympathisch empfindest. Und die Frau als unsympathisch. Es ist echt abgefahren, wie anders die Menschen Geschichten lesen. Denn für mich persönlich ist der Wirt eher unheimlich, er hat etwas Grobes, Herrschsüchtiges. Und die Frau, die hat Angst. Wirkt zerbrechlich, ausgeliefert. Ich hatte anfangs die Idee, diese beiden Figuren besser zu beleuchten, habe mich dann aber doch dagegen entschieden, weil es mir alles zu erklärend machte. Aber da denke ich nochmal drüber nach.

Und tatsächlich hatte ich auch über eine Entscheidungsszene am Schluss nachgedacht, aber bei mir hätte die Liebe nicht gesiegt. Das hätte alles verkitscht. Und darum habe ich die Nymphe weggelassen und sie beide ins Wasser geschickt.

Lieben Dank für deine Kritik!


Hallo wieselmaus,
mega! Danke. Klar, du hast schon recht, in jedem Dorf wird ein bisschen anders gesprochen, aber ich denke, auf solch winzigen Details kommt es nicht an, sondern auf das Lokalkolorit. Und deine Version klingt richtig gut. Habe mir erlaubt, das zu übernehmen. Und ganz am Anfang sagt die Wirtsfrau nicht "Gehen Sie!", sondern "Haut ab!" Dann passt das besser, wenn sie die beiden später auch einfach duzt. Vielen Dank, gefällt mir echt gut.


Lieber Friedrichard,

Also traut Euch!
Jawohl! Ich bin froh, dass wieselmaus mir hier helfen konnte und es nun in meinen Ohren richtig schön authentisch klingt.

Liebe Grüße an euch drei!
RinaWu

 

Hey maria.meerhaba,

Ich finde es toll, wie du den Wald beschreibst. Das hat mir sehr gut gefallen. Überhaupt sind deine Beschreibungen wirklich gut gemacht und diese habe ich gern gelesen.
Da diese Beschreibungen mir echt schwer fielen, freut mich das voll. Mag komisch klingen, aber genau damit tue ich mich schwer. Umgebungen beschreiben, Bilder hervorrufen. Das strengt mich immer viel mehr an, als Beispielsweise ein Dialog oder irgendetwas Absurdes (siehe die tanzenden Topfpflanzen). Deshalb war diese Geschichte echte Knochenarbeit.

Da ist nichts Neues, eine klassische Horrorgeschichte, die einen hartgesottenen Horrorfreak nicht wirklich beeindruckt.
Also Maria, zerfetzen will ich dich gar nicht. Denn du hast ja recht. Mir war von Anfang an klar, dass ich hier nicht das Rad neu erfinde. Ich wollte einfach mal versuchen, eine gewisse Atmosphäre zu schaffen, ausprobieren, ob ich das kann. Innovativ ist die Idee nicht, das weiß ich. Ich habe von diesen Geschichten rund um den Mummelsee gehört und wollte daraus einfach mal etwas basteln.

Außerdem gelingt der Spannungsaufbau nicht wirklich. Da zieht sich der Text dahin, du haust einige Infos zwischen die Zeilen und versuchst den See noch schrecklicher zu machen. Für mich wurde er nicht schrecklicher, sondern nur noch nerviger.
Das ist denke ich immer subjektiv. Bei manchen gelingt es, hier eine Spannung zu erzeugen, bei dir leider nicht. Klar, für hartgesottene Horror-Fans ist das total harmlos. Deshalb hatte ich mich ja erst nicht getraut, "Horror" als Stichwort einzufügen. Im Sinne von "Grusel" denke ich, ist das aber gerechtfertigt. Weißt du, es ist sehr schwer, in diesem Genre (manchmal denke ich, überhaupt in ALLEN Genres) etwas wirklich Neues zu erfinden. Ich lese gerade mal wieder einen Psychothriller, bei dem die klassischen Muster total bedient werden und dennoch finde ich es echt spannend. Wenn du alte Gruselgeschichten nimmst, haben die auch alle ein bestimmtes Muster, man ahnt oft schon Dinge im Voraus, liest sie dennoch gerne, weil man diese bestimmte Atmosphäre mag. Ich glaube, an diese alten Gruselgeschichten habe ich gedacht, als ich meine geschrieben habe.

Die Beschreibungen sind toll, wundervoll, ich habe gerne den Wald und auch den See durch deine Augen gesehen. Du erzeugst tolle Bilder. Vor allem das mit dem Wurzeln hat mir sehr gut gefallen.
Das ist doch etwas, damit kann ich arbeiten :D Nein, im Ernst, ich kann total nachvollziehen, was du bemängelst, bin dennoch froh, dass meine Sprache dich irgendwie doch erreicht hat. Und lustigerweise wollte ich den Satz mit den Wurzeln schon streichen, weil er mir zu drübber erschien. Na zum Glück habe ich den dann doch stehen lassen!

Liebe Grüße!
RinaWu

 

Liebe RinaWu,

ich habe deine Geschichte schon vor ein paar Tagen in einem Rutsch gelesen. Ich finde sie gut und spannend geschrieben. Sie handelt für mich von einer tödlichen Sucht und wie sie eine Beziehung und schließlich die Menschen zerstört.

„Ja, alles gut, ich komme schon.“ Carsten sah ihr verkrampftes Lächeln nicht.

Wie sie einander immer fremder werden. Wie er, eigentlich schon besessen von dieser Geschichte, die Gefahr nicht spürt und verharmlost.

„Mach dich nur lustig über mich.“ Hanna streckte ihm die Zunge heraus. Er machte einen Satz nach vorne, umschlang sie mit seinen kräftigen Armen und hob sie hoch. Ein Lachen platzte aus ihr heraus. Der Himmel schien nicht mehr ganz so düster, der Wald nicht ganz so undurchdringlich. Ihre Gedanken über den See verloren sich in Carstens Umarmung. Für einen Moment.

Wie sie ihn naiv idealisiert und ihr Gefühl wegdrängt.

„Ach komm schon, dein Ernst? Nur weil Omi davor gewarnt hat? Du willst mir doch nicht erzählen, dass dich ein paar Meerjungfrauen einschüchtern?“
Sie schwieg. Sah an ihm vorbei. Manchmal lag da etwas in seiner Stimme, das sie wütend machte. Schwer zu greifen, eine leichte Überheblichkeit, die Hanna das Gefühl gab, Carsten nehme sie nicht ernst. Dass er ihre Oma erwähnte, machte es nicht besser.
Er lehnte sie (sich?) zurück, musterte sie. Atmete einmal tief durch und sah auf den Boden. „Entschuldige, ich bin manchmal echt ein Depp.“ Er strich sich durch die Haare, blickte auf. „Ich weiß doch, wie sehr sie dir fehlt. Tut mir leid!“

Das Fettgedruckte beschreibt für mich eigentlich nochmal, was du mit dem Dialog schon wunderbar gezeigt hast.

Du hast an gerthans geschrieben:

Ich habe mich am Schluss auch gefragt, ob ich die beiden vielleicht in den See gehen lasse, weil da etwas zwischen ihnen fehlt, das sie davor hätte bewahren können.

Das finde ich einen spannenden Gedanken und du hast das auch gut angedeutet, dass da was nicht stimmt. Er nimmt sie nicht ernst, er überschätzt sich, er übergeht ihre Trauer. So wie du ihn charakterisierst war ich am Ende um ihn nicht so wirklich traurig, um sie ein bisschen mehr, aber eigentlich dachte ich auch. "Wie kann man nur so dämlich sein?"

Das Gastwirtehepaar des Grauens, wie sie am Ende am Ufer stehen, fand ich auch ein tolles Bild.

Also ich habe deine Geschichte wie gesagt, gerne gelesen, aber dennoch fehlte auch mir noch irgendein Überraschungsmoment. Vielleicht habe ich sie deshalb fast wie einen Vorspann empfunden, vor einer Geschichte in einer anderen Zeit, an einem anderen Ort, ohne Magie, aber mit einem Paar, dass mit irgendeiner zerstörerischen Sucht kämpft.

Liebe Grüße von Chutney

 

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