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Die Lichtung

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02.08.2016
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Die Lichtung

Schön langsam machte sich die Müdigkeit in Form von schmerzenden Beinen und schwerer Atmung bemerkbar. „Warum nur bin ich auf die idiotische Idee gekommen durch diesen verdammten Wald zu wandern?“ fragte sich Mike die letzten Meter immer öfter. Je länger er voranschritt umso klarer wurde es ihm das er sich verlaufen hatte. Den richtigen Weg hatte er längst verlassen, doch ging er trotzdem weiter. Ein schmaler Pfad führte durch den dichten Wald, das Licht schien nur schwach durch die dichten Baumwipfeln und es begann langsam dunkel zu werden. Mike dachte nach. Dachte an Helena und an den Tag wie sie unter Tränen nach Hause kam. Dachte an Sahra. Seine kleine Sahra. Trockene Äste knackten unter seinen Füßen, hin und wieder rutschte er auf einen Tannenzapfen aus, oder blieb an einer Baumwurzel hängen die oberhalb der Erde verlief. Nicht ein Vogel war im Wald zu hören, oder andere Wandere zu sehen, er war alleine, niemand da der ihm den Weg zeigen konnte.

Gerade als er wieder den Wald und all seine Fallen verfluchen wollte erblickte er etwas Ungewöhnliches am Waldboden. Eine leere Glasflasche, das Etikett deutete auf einen Whisky hin. „Gott was würde ich für einen Tropfen geben“ ging es Mike durch den Kopf. „Hier werden wahrscheinlich Jugendliche öfters Partys feiern“ dachte sich Mike. Der Boden war voller solcher Flaschen, soweit das Auge reichte erblickte man leere Flaschen. Man musste schon aufpassen um nicht an einer auszurutschen. „Entweder gab es etwas Größeres zu feiern oder die Kids hier sind alle Alkoholiker „schmunzelte Mike und hoffte vielleicht eine halbvolle Flasche zu finden, doch sein Wunsch blieb unerhört. Dafür bemerkte er, dass sein schmaler Wanderpfad langsam breiter wurde. In der Hoffnung endlich einen Ausgang aus dem Wald gefunden zu haben steigerte er sein Schritttempo und sah sich in Gedanken schon gemütlich im Wohnzimmersessel sitzend und ein Glas Whisky trinkend. Als seine Freude gerade ihren Höhepunkt erreichte wurde Mike jedoch wieder schlagartig in die Realität zurückgeholt. Kein Ausgang, kein Wohnzimmersessel, kein Whisky. Mike stand in einer kleinen Waldlichtung. Sackgasse. Kein Weg führte hier weiter. Doch das Schicksal meinte es gut mit Mike, denn er war nicht der einzige der sich in der Waldlichtung befand.

Wenige Meter vor ihm stand ein Mann mitten in der Lichtung. Neben ihm lag ein Mädchen am Boden, das sich anscheinend von den Strapazen des Wanderns erholte. „Nun wenigstens bin ich nicht alleine hier gelandet, zusammen könnten wir hier rausfinden“, dachte sich Mike als er sich den beiden Personen näherte. Jetzt erkannte er auch die beiden genauer, der Mann war groß, schlank und trug einen schwarzen Anzug. „Na toll, wahrscheinlich so ein Neureicher Mistkerl“ dachte Mike. Er stand im Wald und es schien fast so als würde er auf jemanden warten. Das Mädchen lag, den Rücken zu Mike gekehrt, am Boden. Sie schien noch jung zu sein, in etwa das Alter von Mikes kleinen Tochter, Sahra. Der Mann hat Mike bemerkt und grinste freundlich in seine Richtung, das Mädchen schlief so tief das es Mike nicht bemerkte wie er ihnen näherkam. „Na Gott sei Dank bin ich nicht der einzige in diesem verdammten Wald der sich verlaufen hat“ rief Mike dem Mann entgegen. Nun konnte er den Mann genau erkennen. Sein schmales Gesicht wirkte sehr freundlich. Was etwas komisch aussah war seine etwas größere Nase. Dafür hatte der Kerl die blauesten Augen die Mike je sah, als würde man in den Himmel starren. Generell strahlte der Mann Ruhe aus, Gelassenheit, und dass mitten im finsteren Wald. „Wie kommen Sie darauf das wir uns verlaufen haben?“, sagte der Mann lächelnd zu Mike. „Nun ja es wird schon langsam dunkel, die Kleine schläft mitten im Wald, und Sie machen mir auch nicht gerade den Eindruck als wüssten Sie wo es lang geht“ erwiderte Mike frech. „Nicht alle die vom Weg abkommen sind verloren, Mike“ sagte der Mann leise.
Mike lief ein eiskalter Schauer den Rücken runter, was hat dieser Fremde gerade gesagt? „Was soll das, woher weißt du wer ich bin?“ stotterte Mike überrascht und doch etwas ängstlich. Doch der Mann grinste nur. „Antworte mir, wie lautet dein Name?“. Der Mann ging in die Hocke und starrte Mike mit seinen blauen Augen an. „Ich glaube nicht das wir deswegen hier sind Mike oder?“ sagte der Mann gelassen. Plötzlich fing Mikes Herz an zu rasen. Er spürte wie sich Schweißperlen an seiner Stirn bildeten. Kalter Schweiß begann über seinen Nacken zu laufen. „Das Mädchen“ sagte Mike, „weck sie auf“. Doch der Mann schenkte Mikes Aufforderung keine Beachtung. „Ich will mit ihr reden“ forderte Mike. Der Mann winkte Mike rüber zum Mädchen und machte den Weg frei.
Mike konnte sein Herz im Hals spüren als es pochte. Jeder Schritt in Richtung des Mädchens schien im schwieriger und schwieriger zu fallen. Sie lag immer noch regungslos da. Mike befürchtete das schlimmste. Die kleine trug komplett zerrissene Jeans und eine weiße Bluse, weiß und voller Blut. Erst jetzt bemerkte er die Blutlache unter der Kleinen. Es fühlte sich an als ob sein Herz nicht mehr schlagen würde. Im wurde kalt. „Hey hörst du mich?“. Mike begann das Mädchen zu schütteln doch sie zeigte keinerlei Reaktion. Ihre langen braunen Haare waren komplett blutverschmiert. Langsam drehte er das Mädchen zu sich. Er spürte wie die Übelkeit in ihm aufstieg und er kurz davor war sich zu übergeben. Er riss seine bleichen, zittrigen Hände weg von dem Mädchen als er ihren Kopf erblickte. Der kleine Kopf war völlig deformiert und mit Wunden übersäht, Glassplitter steckten noch in ihm. Überall floss das Blut raus. Mike zitterte am ganzen Körper.

Seine Beine gaben nach und er sackte neben dem Mädchen zusammen. Als er völlig geschockt und fassungslos auf die Leiche des Mädchens blickte, erkannte er eine kleine goldene Kette um den schlanken Hals des Mädchens. „Nein, Gott, nein!“ begann Mike zu schreien. Er riss die Kette vom Hals des Mädchens und öffnete das Medaillon welches an dieser befestigt war. In ihm sah er ein Foto von sich und seiner Frau, Helena. Mike konnte keinen klaren Gedanken fassen, er starrte auf die beiden Fotos im Medaillon. Doch plötzlich kroch die Wut in ihm hoch. Er stand auf drehte sich zu dem Mann im Anzug und war bereit ihm das gleiche anzutun was man seiner Tochter angetan hatte.

„Na du Wichser, hattest du deine kranken Fantasien ausgelebt an meiner Tochter?“ schrie Mike den Mann an. Doch dieser grinste bloß. „Warum hast du das getan?“ schrie Mike weiter. Plötzlich änderte sich die Miene des Mannes. „Ich?“. Der Mann stand auf und bewegte sich Richtung Mike. „Ist es dein ernst, was ich getan habe?“. Mike war wie gelähmt. Der so freundliche und gelassene Mann wirkte nun kühl und angsteinflößend. Mike bekam panische Angst, sein Herz raste, doch er konnte sich keinen Schritt bewegen. „Es wird langsam Zeit das du Verantwortung übernimmst Mike“ sagte der Mann. Er beugte sich zu Sahra runter und nahm sie in die Arme. „Lass sie runter, nimm mich lass meine Sahra da!“ schluchzte Mike der seine Tränen nicht zurückhalten konnte. „Nein heute bin ich wegen Sahra hier nicht wegen dir!“ Er hob seine Hand und zeigte in Richtung einer alten großen Weide. Auf dieser baumelte im Wind ein Strick. „Aber glaube mir Mike, wir werden uns bald wiedersehen“ sagte der Mann kühl zu Mike. Ohne auch noch ein Wort zu verlieren oder Mike eines Blickes zu würdigen, drehte sich der Mann mit Sahra im Arm um und ging. Mike schrie, flehte, fluchte doch nichts half. Plötzlich spürte Mike ein Schwindelgefühl. Seine Augen wurden schwer. Er fühlte sich ganz schwach, und dann nur Schwärze.

Als er die Augen öffnete sah er seinen heißen Atem aufsteigen. Seine Hände waren blutverschmiert. Er saß im Auto. Die Frontscheibe war komplett zertrümmert. Rechts von ihm, auf der Beifahrerseite, lag eine Glasflasche am Boden, Whisky, leer. Sein Kopf pochte vor Schmerzen. Er ist mit seinem Auto von der Straße abgekommen und fuhr geradewegs in die erste Reihe von Bäumen eines Waldes. Die Scheinwerfer leuchteten in die Schwärze des Waldes. „Sahra“ stammelte Mike schmerzerfüllt. „Verdammt Sahra, antworte mir Kleines geht es dir gut?“. Doch niemand antwortete. Das Auto war leer, leer bis auf Mike. Auf den durch die Scheinwerfer schwach ausgeleuchteten Waldboden sah Mike einen schwarzen Schatten am Boden liegen. Herzrasen. Ihm gelang es sich aus dem Auto zu quetschen. Mit unsicheren Schritten ging er den Schatten entgegen. Unsicher und voller Angst. Der schwarze Schatten war ein Mädchen. Zerrissene Jeans, weiße Bluse, blutüberströmt. Die braunen glatten Haare waren blutbeschmiert, und voller Splitter. Das Gesicht entstellt. Sahra wurde aus dem Auto geschleudert. „Sie war doch angegurtet“ redete Mike sich ein. Doch sicher war er sich nicht. Er roch noch stark nach Alkohol.

Mag sein das es das Adrenalin war oder der Alkohol doch Mike konnte schwören am Rande des Waldes eine Gestalt gesehen zu haben. Einen Mann. Im Anzug. „So lange lass ich dich nicht warten“ sagte Mike leise.

 

Hej xeinald,

deine traurige Geschichte funktioniert für mich. Ich las sie flüssig, empfand Spannung und eine sehr schöne Beschreibung der Situation und Örtlichkeit. Der Aufbau war gut. Die Auflösung logisch. Eine rundherum "logische" Geschichte.

Schön langsam machte sich die Müdigkeit in Form von schmerzenden Beinen und schwerer Atmung bemerkbar.

Aber gleich beim ersten Satz empfinde ich das Wort "schön" unpassend. Die Situation ist ja für den Wanderer von Anfang an nicht optimal.

Dachte an Helena und an den Tag wie sie unter Tränen nach Hause kam.

Das bleibt unklar, oder?

Nicht ein Vogel war im Wald zu hören, oder andere Wandere zu sehen, er war alleine, niemand da der ihm den Weg zeigen konnte.

Dem Wanderer fehlt ein 'r'.

Na toll, wahrscheinlich so ein Neureicher Mistkerl“ dachte Mike.

'neureicher'

Jeder Schritt in Richtung des Mädchens schien im schwieriger und schwieriger zu fallen.

Ich glaube, hier wäre 'schwerer' das passendere Wort.

Doch plötzlich kroch die Wut in ihm hoch.

Verstehe einer 'die Männer'. Wut wäre glaube ich, das Letzte, was ich in diesem Momemt fühlen könnte.;)

Ist es dein ernst, was ich getan habe?“

Für mich wäre es leichter verständlich gewesen, wenn du zwei Sätze darau gemacht hättest.

Der so freundliche und gelassene Mann wirkte nun kühl und angsteinflößend.

Das 'so' klingt unnötig zynisch.

Es wird langsam Zeit das du Verantwortung übernimmst Mike“ sagte der Mann.

... Zeit, dass du ... Es fehlen einige Kommata im Text. Leider bin ich nicht authorisiert, sie zu ersetzen.:shy:(auch eine Schwachstelle von mir)

Auf dieser baumelte im Wind ein Strick.

Das ist nicht die Verantwortung, die ich mir wünsche für Mike. :(


Übrigens eine schöne Schreibweise für einen schönen Namen.

Freundlicher Gruß, Kanji

 

Hallo Xeinald,
Mir gefällt deine Grundidee für diese Geschichte, eine Art "Zwischenspiel" vom Zeitpunkt des Unfalls und dem Erwachen von Mike, welches sich dann aber doch als "real" herausstellen (könnte), weil Mike eventuell doch eine Gestalt am Waldrand gesehen hatte.
Der erste Abschnitt gefällt mir ebenfalls. Du führst gut in die Geschichte ein, indem du die Stimmung aufbaust, die sich durch die Geschichte ziehen soll. Du deutest auf ein Problem des Protagonisten (Helena, Sarah), was seinen Irrgang durch den Wald erklären könnte.
Ab da verliert für mich die Geschichte leider an Qualität. Die Dialoge stören mich am meisten. Sie wirken nicht "echt", sondern teilweise zusammengeschustert, dass sie für den Verlauf der Geschichte passen. Ich hätte mir hier gewünscht, dass du den Fokus mehr auf den Charakter legst und den Charakter die Geschichte spielen lässt. Nicht die Handlung bestimmt den Charakter, sondern umgekehrt.
Ansonsten hat die Geschichte aber wirklich starke Ansätze/Ideen. Vor allem Anfang und Ende sind die gut gelungen.
Liebe Grüsse
Eisus

 

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