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A.

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26.08.2004
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A.

A. wurde am 8. August geboren, wog etwas über 3000 Gramm und war gesund. Die Operation war relativ gut gelaufen, sie war nur längere Zeit im Geburtskanal stecken geblieben, und alle waren zuversichtlich, dass das Aussehen ihres Kopfes hierauf zurückzuführen war und er sich wieder verformen würde.
Dem war nicht so. Spätere Untersuchungen ergaben, dass sie noch im Mutterleib einen Infarkt – der auf einen Autounfall ihrer Mutter zurückzuführen ist – erlitten hatte. Eine Gehirnhälfte war normal entwickelt, die andere nicht und zudem war eine Schädelnaht verschlossen.
M. verschlug es die Sprache als er die Nachricht gehört hatte. Seine Tochter würde sich nicht normal entwickeln können. Seine Tochter, eine Behinderte, dachte er.
Er nahm sie in den Arm, dieses kleines Wesen, schutzlos, wehrlos, hilfsbedürftig. Sie schien ihn anzusehen, mit ihren dunklen Augen. In ihrem linken Auge war ein kleiner roter Fleck zu sehen, eine kleine Blutung. Sie war warm und roch nach etwas, was er vorher noch nie gerochen hatte, etwas was er nicht kannte. Ihre kleine rechte Hand umklammerte seinen Finger und zum ersten Mal in dieser Zeit begann M. zu weinen. Dieser Schmerz aus seinem Inneren, der bis zu seinem Hals herauf kroch und ihm die Kehle zuschnürte. Ihm wurde schlecht. Er legte das Kind wieder in das Bett und ging hinaus ins Freie. Dort übergab er sich. Er hatte seit Tagen nichts Richtiges gegessen.
„Alles OK mit Dir mein Schatz“? fragte K. Sie stand plötzlich hinter ihm und sah noch etwas mitgenommen von den Anstrengungen der Geburt aus, müde von den Stunden, die sie nachts wach am Bett ihres Kindes verbrachte. Ihr ehemals glattes, blondes und langes Haar kräuselte sich und sie hatte dunkle Ringe unter den Augen.
„Alles in Ordnung“, log er, „es ist nur der Magen“.
„Ich werde A. jetzt die Brust geben, willst Du dabei sein“ fragte sie ihn.
„Ich habe leider keine Zeit“, antwortete er, während er sich an seinem Kopf kratzte, „ich muss noch etwas in der Garage erledigen“.

Er ließ sich auf das Sofa fallen, nachdem er ein Bier aus dem Kühlschrank genommen hatte und betrachtete die Einrichtung. Noch nie hatte er Zeit gehabt, sich hier zurückziehen zu können. Er nahm einen Zug aus der Flasche und dachte an die letzten Wochen, erinnerte sich an den Unfall seiner Frau. Ein entgegenkommender Bus hatte ihren Wagen auf der Rückfahrt vom Arzt gerammt und schleuderte ihn in den Straßengraben wo er mit einem Baum zusammenstieß. Man versuchte ihr sofort zu helfen, jedoch war der Wagen zu stark beschädigt und die Türe ließ sich nicht öffnen, sodass die Feuerwehr sie rausschneiden musste. Dies geschah in letzter Minute, noch bevor sich das auslaufende Benzin entzünden konnte.
M. nahm noch einen Zug aus der Flasche. Er verstand es nicht. Warum musste ihr dies geschehen? Sie hatte während der Schwangerschaft so sehr auf das Kind geachtet, hatte nicht mehr geraucht, nichts getrunken, Vitamine und Folsäure zu sich genommen, ist zur Gymnastik gegangen.... Er kannte durch seinen Beruf als Rettungsassistent so viele Frauen die sich nichts daraus machten schwanger zu sein, die rauchten und sogar tranken. Warum also sie?
Er nahm noch ein Bier aus dem Kühlschrank und leerte die halbe Flasche in einem Zug. Ihm wurde langsam schwindelig und sein Magen rebellierte, doch das war ihm egal. Er liebte seine Frau und er liebte sein Kind, doch da war etwas, was ihn nicht losließ, ein dunkler Gedanke vor dem er sich fürchtete.
„Die Entwicklung ihres Kindes kann natürlich die körperliche Fehlentwicklung positiv beeinflussen, das heißt dass die normal entwickelte Gehirnhälfte Funktionen der anderen übernehmen kann“, hatte der Arzt letzte Woche zu ihnen gesagt, „jedoch wird eine gewisse geistige Behinderung bleiben“. M. hasste Ärzte, „Götter in weiß“ nannte er sie zynisch. Hatte nicht erst kurz nach der Geburt des Kindes ein Neurochirurg zu ihm gesagt: „Was ist denn daran so schlimm, wenn ihr Kind einen etwas kleineren Kopf hat?“ Als ob er nicht wüsste, dass die geistige Entwicklung des Kindes davon beeinflusst werden würde.
M. schaute in seine Flasche, sie war leer und schon öffnete er die nächste, geradezu mechanisch. Was soll jetzt aus ihnen werden, dachte er? Jetzt, wo er seine Arbeit verloren hatte? Vor drei Tagen hatte er die Nachricht bekommen, jedoch noch nicht den Mut aufgebracht, es seiner Frau mitzuteilen. „Sie sind ja noch einer der Jüngeren hier“, hatte sein Chef zu ihm gesagt, „Kopf hoch, sie finden garantiert schnell eine neue Stelle.“
Sein Bier war schon alle und M. öffnete noch eine kleine Flasche, das Etikett konnte er nicht lesen, es war ihm auch egal und er trank sie aus. Der Alkohol wärmte seine Kehle. Nun ging er zu seinem Wagen, öffnete die Türe und stieg ein. Da merkte er, dass der Schlüssel noch steckte.

K. machte sich langsam Sorgen um ihren Mann, sie gönnte ihm Ruhe, doch merkte auch sie, dass etwas nicht mit ihm stimmte. Die Sache mit dem Kind nahm ihn zu sehr mit. Es war schon kurz nach 1 Uhr und sie hatte gar nicht gemerkt, dass sie eingeschlafen war. Sie suchte nach ihrem Mann im Haus, doch fand ihn dort nicht. Daraufhin bemerkte sie, dass noch immer Licht in der Garage brannte und ging darauf zu. Etwa 10 Meter von ihr entfernt, hörte sie ein Geräusch. Es wurde lauter je näher sie dem Tor kam. Sie zog es mit einem Ruck auf, konnte jedoch durch den Rauch nichts sehen. Da plötzlich sah sie ihren Mann im Wagen sitzen, der Motor lief noch. Sie schrie auf, rannte zu ihm und öffnete die Wagentür.
M. fiel auf den Boden und blieb reglos liegen, ein Foto seiner Tochter A. in der Hand.

 

Morsche!

Eine Geschichte, wie sie schlechter nicht sein könnte. Jedes Mittel, um gehörig auf die Tränendrüse zu drücken, wird auch verwendet. Die Protagonisten bleiben farblos, bedienen sie doch jedes Klischee, was eine schlechte Welt verlangt. (Es hätte mich gewundert, wenn kein verzweifelter Selbstmord passiert wäre) Zudem verwechselst du ab und an die Zeitebenen. Überhaupt ist von einem ordentlichen Lesefluss nichts zu spüren, zu viele stilistische Unschönheiten sind leider vorhanden.

Alles in allem krankt der Text daran, dass hier auf Teufel komm raus etwas geschrieben wurde, dass sentimentale Gemüter vielleicht bewegen kann, jedoch die Bad-News eines Massenblatts kaum übertrifft, und somit die Mehrzahl der hiesigen Leser/Schreiber nicht überzeugen wird. (Ich lasse mich gern eines Besseren belehren...)

Was bleibt? Ein 0815-Text, so unbedeutend wie ein Blatt im Wind.

Was bleibt für dich? Nun, nicht ärgern, dranbleiben und besser machen.

Gruß,
Poncher

PS: Sollte es sich etwa um einen autobiographischen Text handeln... Pech, kann ich ja nicht wissen. :teach:

 

Poncher schrieb:
PS: Sollte es sich etwa um einen autobiographischen Text handeln... Pech, kann ich ja nicht wissen.

Ganz autobiographisch kann er ja nicht sein, denn Tote halten selten noch ein Foto fest...;)
M. fiel auf den Boden und blieb reglos liegen, ein Foto seiner Tochter A. in der Hand.

 

Ganz autobiographisch kann er ja nicht sein, denn Tote halten selten noch ein Foto fest

M. fiel auf den Boden und blieb reglos liegen, ein Foto seiner Tochter A. in der Hand

Es gibt ja schließlich M. und K. Aber es ist müßig darüber zu diskutieren, von daher: Sendepause!

 

@Poncher:
Vielen Dank für die konstruktive Kritik "Mister Perfect"!
:whocares:

 

Oho, mit dem zweiten Beitrag bereits Poncher entlarvt - das hat was. Reif fürs Buch der Rekorde. Oder doch ein Zweitnick? :susp:

Trotzdem: Herzlich willkommen auf kg.de! :)

Was mir an der Geschichte nicht gefällt, ist, daß es hier offenbar nicht um Trauer oder Traurigsein oder ähnliches geht, sondern um Haß auf die Ärzte, die die Diagnose falsch gestellt haben. - Wäre denn das Kind weniger behindert, wenn sie die Folgen gleich erkannt hätten?

Und dann geht es noch um die Feigheit des Vaters vor der Situation. Statt gemeinsam die Sache zu meistern, macht er sich aus dem Staub, zu Staub.
Und wie wird das Kind es später mal sehen? "Mein Papa hat sich umgebracht, weil ich behindert bin. Weil ich nicht gut genug bin, hat ihm das Leben keinen Spaß mehr gemacht."

Nachdem ich Dir nun gesagt habe, was ich in Deiner Geschichte lese, würde mich natürlich noch interessieren: Was wolltest Du uns damit sagen?

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hi Susi!

Es geht nicht nur um den Haß auf Ärzte. Des weiteren, nun gut, es ist nicht ganz schlüssig ob sich M. selbst umgebracht hat, oder? Ich weiß, dann hätte ich es evt. noch genauer ausdrücken müssen. Der Fehler liegt, denke ich auch darin, dass ich die Geschichte runtergeschrieben und dann gleich gepostet habe, gut: c´est la vie!
Worum es hier geht, ist das durch einen einzigen Tag, oder besser: einen Moment das Leben einiger Personen eine einschneidende Wendung genommen hat. Durch die Folgen des Unfalls ist das Kind behindert. M. steht unter Schock, und scheitert an der Verarbeitung der Ereignisse.
Naja, die nächste Kurzgeschichte wird auch aus einem eher objektiven Blickwinkel geschrieben werden.
Vielen Dank für deine ehrliche Meinung und - in deinem Fall wirkliche - konstruktive Kritik! ;-)
Lieben Gruß
Thyreus

 

Vielen Dank für deine ehrliche Meinung und - in deinem Fall wirkliche - konstruktive Kritik! ;-)
Ach Gottchen, ich bitte um Entschuldigung für meine ehrliche Meinung, was deine Geschichte betrifft.

M. steht unter Schock, und scheitert an der Verarbeitung der Ereignisse.
Da hat auch keiner was dagegen, nur mußt du deshalb sämtliche 0815-Geschütze auffahren? Naja, was solls...

"Mister Perfect" trifft auf mich übrigens nicht zu, auch ich habe sentimentalen Müll verbrochen, auch wenn es sich nicht gleich um den ersten Beitrag gehandelt hat.

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Memo für mich: Thyreus mit Samthandschuhen anfassen, vielleicht zukünftig nicht mehr beachten.

 

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