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Alles auf Rot!

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09.09.2004
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Alles auf Rot!

Alles auf Rot

„Wie hätten wir´s denn gern?“
Oh man, wie ich diese Frage hasse! Wie wir´s gern hätten? Na voluminös, lockig, strahlend: einfach traumhaftes, wallendes Haar, das immer richtig fällt und auch morgens nach dem Aufstehen aussieht wie frisch gefönt. So hätte ich das gern, mein gestyltes Blondchen!!

„Äh, ich weiß nicht…“

„Wollen wir es mal mit ein paar Strähnchen versuchen?“
Mit ein paar Strähnchen? Jetzt kommt die Nummer, meine Haare sind strähnig genug!!“

„Wenn Sie meinen…“

„Also Ihr Haar ist ja ein bisschen fein…“
Fein, nett gesagt, wahrscheinlich stundenlang vom Ausbilder eingetrichtert. Meine Haare sind nicht fein, sie sind dünn, fusselig und straßenköterblondbraunweißichnicht.

„Ja, glauben Sie, das ist das Richtige?“

„Also, wir sollten ruhig mal etwas wagen - ein bisschen Pfiff ´reinbringen!“
Ich pfeif´ dir gleich was! Stehst vor mir mit deinem unübersehbaren Bauchnabelpiercing umrahmt von echten Designerspeckröllchen und redest vom Pfiff?

„Ich weiß nicht…?“

„Ja, unbedingt, Sie werden sehen es wird toll!“
Ja, ganz toll! Dünne, fusselige, straßenköterblondbraunweißichnicht Haare mit wirklich super tollen Strähnen. Das wird der Hit. Alle Shampoohersteller und Traummänner herbei, hier bin ich! Die strähnenverzierte Mittdreißigerin, auf die ihr so lange gewartet habt! Nehmt eure Kameras und Körper, die Party kann beginnen! Nein das kannst du deinem Frisörinnenausbildermärchenbuch erzählen!

„Toll, ja?“

„Doooch wiirklich, sie werden sich toll fühlen, so frisch und…“
Jetzt sind meiner Haarkunstakrobatin doch tatsächlich die Worte ausgegangen, hätte ich nicht gedacht, ehrlich! Ich möchte mich ja gern supertoll fühlen aber… nichts aber, jetzt in die Vollen!

„…“
Feigling, dann bleib doch bei deinem schicken Pagenschnitt mit der langweiligen
Discounterfarbe! OK! Ich sag´s!

„Ich hätte es gerne rot, feuerrot und streichholzkurz!!!“

„ Eeecht??“
Eeecht, wie die das Wort in die Länge zieht, guckt mich an mit ihren schwarzumrandeten Kulleraugen, während ihre pinkfarbene Locke über das eine von den beiden fällt und ist offensichtlich völlig überfordert mit meinem provokativen Sinneswandel.

„Ja, rot und kurz!“

„Äh, ich bin gleich wieder da“
Die Friteuse klappert mit ihren ebenfalls pinkfarbenen Flip-Flops zur Chefin.
Augenbrauen werden hochgezogen, Mundwinkel herab und dann kommt das resignierende Schulterzucken, wunderbar! Ich fühle mich gut! Ja, komm nur und mach´s mir!

„Wir hätten da einige Möglichkeiten.“
Mir wird ein 10 Zentner schwerer Farbkatalog auf die Beine gelegt.

„ Wie wär´s mit diesem Kastanienrot? Ein so schöner und warmer Ton.“
Kastanienrot? Habe ich mich nicht deutlich ausgedrückt? Was bitteschön hat denn die Farbe von Kastanien mit Feuer zu tun? Nichts, außer man röstet diese über dem Besagten.

„Nein, ich möchte es rot, so richtig rot, wissen Sie, was ich meine?“

„Ja klar, rot mal sehen, hmm… Sonnenuntergang?“
Sie tippt auf eine kastanienrote, aber farblich abgeschwächte Kunststrähne. Jetzt bin ich gereizt!

„Nein meine Liebe, ich will feuerrotes Haar! Knallrot!! Okay?“
Sie schaut mich mit ihren “Aber- ich- hab- doch- nichts- getan- Kinderblick“ an, besinnt sich dann wohl an das Kapitel „Wie gehe ich mit aggressiven Kundinnen um?“ und sagt mit einem schiefen, leicht verkrampften Lächeln:

„Sie haben Recht! Wer nicht wagt, gewinnt auch keinen Blumentopf!“
Na, da hat meine pinkgesträhnte Blonde wohl einen Geistesblitz gehabt. Was für eine Konversation! Sie zeigt mir eine postkartengroße Tafel mit allen Farben, die das Universum zu bieten hat, und ich tippe mutig auf die Nummer 17, was unter dem Farbkästchen steht kann ich dank Weitsichtigkeit nicht lesen, ist ja auch egal, diese Farbe ist es!

Auf die weitere intellektuelle Unterhaltung
„Ist die Temperatur so angenehm, ist nichts zu fest?“
möchte ich nicht näher eingehen. Ich sitze vor dem Spiegel, nachdem mich das schöne Geschlecht zwei Stunden bekleistert, erwärmt, wieder gewaschen hat und nun schnippelt sie um ihr Leben! Die Haare fliegen wie von einer erdanziehungskraftabweisender Energie in alle Himmelsrichtungen.

„Die Farbe ist toll geworden, eecht, ganz toll!“
Meine Haare sind noch immer nass und ob die Farbe toll geworden ist, kann ich, der Zunft nicht angehörend, beim besten Willen nicht erkennen. Nach weiteren 30 Minuten, die letzten 10 habe ich bewusst das Spiegelbild vermieden, ist es soweit:

„Na, wie gefällt´s ihnen, ich finde sie sehen gaanz toll aus, die Farbe steht ihnen, wirklich gaanz toll!“
Ich öffne die Augen, um mich von meinem gaanz tollen Anblick zu überzeugen. Im Spiegel zwinkert (ich hab ´noch ein paar Fusseln im Auge) mir ein grünäugiger Pumuckel zu. Jetzt lacht er sogar und spricht:
„Na bitte, geht doch!“
Ich nehme den roten Fratz und gehe zur Kasse.

„Einmal waschen, Färben Nr. 17, schneiden und fönen, dass macht genau 70 Euro.“
Während ich die Scheine auf den Glasteller lege kommt mir noch eine Frage in den Sinn:

„Sagen sie bitte, wie heißt die Farbe Nr. 17 eigentlich?“

Die Herrin über Shampoo, Pflegemittel und Kasse kramt die riesige Farbtafel hervor und liest: „Feuerrot, (sie schaut mich an) ja genau!“
Volltreffer! Ich schau noch einmal in den Spiegel. Alle Herbstlaubfarben, Sonnenauf- und Untergänge, alle Früchte mit romantisch, dezentem Schimmer, es tut mir Leid, nistet euch auf andere Köpfe ein ich setzte Alles auf Rot, Feuerrot!

Der Pumuckel grinst keck und zwinkert mir wieder zu!

 

Hallo Hundertneunziger!

Erst einmal einige Fehler:

Die Friteuse klappert mit ihren ebenfalls pinkfarbenen Flip-Flops zur Chefin
Nach der restlichen Geschichte vermute ich mal, dass hier eher eine Friseuse gemeint
ist.

wie von einer erdanziehungskraftabweisenden Energie
Der Satz insgesamt ist sehr umständlich.

Sonnenauf- und untergänge, alle Früchte mit romantisch dezentem Schimmer
die nachfolgenden 'Leid' und 'Alles' sollten mE klein geschrieben werden.

nistet euch auf anderen Köpfen ein

Einige Absätze würde ich anders setzen. Ich hatte jetzt Schwierigkeiten, die redebeiträge richig zuzuordnen. Es ist wohl besser, Handeln und Reden einer Person jeweils in einem Absatz zusammenzufassen, sonst verwirren die Absätze. Ein Beispiel, wie es mir bessser lesbar erscheint:
„Ja klar, rot mal sehen, hmm… Sonnenuntergang?“ Sie tippt auf eine kastanienrote, aber farblich abgeschwächte Kunststrähne.

Jetzt bin ich gereizt! „Nein meine Liebe, ich will feuerrotes Haar! Knallrot!! Okay?“

Sie schaut mich mit ihren “Aber- ich- hab- doch- nichts- getan- Kinderblick“ an, besinnt sich dann wohl an das Kapitel „Wie gehe ich mit aggressiven Kundinnen um?“ und sagt mit einem schiefen, leicht verkrampften Lächeln: „Sie haben Recht! Wer nicht wagt, gewinnt auch keinen Blumentopf!“

Na, da hat ...


Wenn ich's richtig verstanden habe, die Geschichte einer Mittdreißigerin, die sich traut. Wo dann die grünen Augen (die ja zu roten Haaren wohl ganz gut passsen) herkommen, ist mir unklar (bezahlt wurden sie jedenfalls nicht) und wie der Pumuckl plätzlich dazwischen kommt, habe ich auch nicht ganz verstanden (ich habe diese Sendung allerdings auch nie gesehen, vielleicht fehlt mir da was).

Aber traut sich die Prot nun zu etwas,w as sie eigentlich gar nicht will (nach dem Beginn sieht das so aus) oder entdeckt sie durch das Gespräch ihren wirklichen Wunsch oder reagiert sie einfach nur bockig und wird von dem Ergebnis freudig überrascht? Mir ist nicht so recht deutlich, was Du mit Deiner Geschichte rüberbringen möchtest. Die Szene ist gut dargestellt als kleine Episode neulich im Friseursalon, aber wie geht es nun weiter? Alles auf Rot - gibt dem weiteren Leben neuen Pepp oder so? Hier könntest Du vielleicht noch etwas mehr vión Deiner Prot, ihren gedanken und Gefühlen darstellen.

Und wieso Satire? Ich könnte mir die Geschichte gut z.B. in Alltag vorstellen, aber satirische Elemente sind mir nicht aufgefallen.

Liebe Grüsse

Jo

 

Erklärung

Ich bin ´ne ganz Neue und noch nicht richtig vertraut mit den Kategorien.
Die Geschichte habe ich bei einem Schreibwettbewerb eingereicht und das Thema war "alles auf rot".
Freunde, die diese Geschichte im Voraus lesen durften, hatten zum Teil ein Problem mit dem Pumuckel.
Also, die junge Frau hat grüne Augen, sie hat nach dem Haarschnitt noch ein paar Fusseln im Auge und zwinckert...sich selber zu, denn sie sieht sich als Pumuckel. Sie hat sich durchaus bockig zu der großen Veränderung entschlossen und war im Anschluss begeistert. Die Bezeichnung für die Friseurin als Friteuse sollte ein Witz sein, der wohl leider nur als Schreibfehler registriert wurde. Aber wie schon gesagt, ich übe noch!
Bis bald
hundertneunziger

 

Hallo hundertneunziger!

Klar, als ich fertig mit Schreiben war, habe ich gesehen, dass dies deine erste Geschichte ist. Also hätte ich Dir ja erst einmal ein Willkommen zuschreiben sollen. Aber ich bin auch noch nicht lange dabei und übe auch.

Die Friteuse kannst Du gerne stehen lassen, Wahrscheinlich halten es die meisten frü einen Schreibfehler. Ich denke, ein Wortspiel, das nicht aus sich heraus einleuchtet, müsste irgendwie vorbereitet oder erklärt werden. Mir fällt jedenfalls nicht ein ein,w as eine Friseuse und eine Friteuse gemeinsames haben könnten (aber ich kenne auch nicht viele).
Dass sich die Frau als Pumuckl sieht habe ich mir gedacht. Ich würde im ersten teil der geschichte schon einmal die grünen Augen erwähnen. Du sagst ja, die Haare seien 'straßenköterblondbraunweißichnicht'. Da habe ich dann gedacht, das dies die natürlicche Farbe ist denn wer färbt sich seine Haare so? Und bei dieser Haarfarbe sind grüne Augen meines Wissens nicht zu erwarten. Also vielleicht am Anfang:

einfach traumhaftes, wallendes Haar, das zu meinen grünen Augen passt ...
Vielleicht sogar noch etwas mehr zu Aussehen und Gesicht, dann fallen die grünen Augen nicht so sehr auf und die Überraschung bleibt. Aber vielleicht solltest Du den Pumuckl für die unbedarften ältern Menschen noch etwas erläutern. Führt die neue Friseur auch zu einer neuen frechen Freiheit? Vielleicht den letzten Satz erweitern der Pumuckl zwinkert und lädt mich ein zu neuen Abenteuern oä.

So, also die Geschichte gefällt mir, nur ich würde sie nicht bei Satire stehen lassen, aber das müssen die Moderatoren entscheiden.

Lieben Gruß

Jo

 

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