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Alles Lüge!

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30.11.2003
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Alles Lüge!

Alles engte mich ein, einfach alles.
Endlich sah ich meine Heimat klar vor Augen, mit all ihrer scheinbaren Harmonie und unendlichem Kitsch.
Ich stand vor dem Haus in dem ich 16 lange Jahre lebte und das doch nur Wut in mir auslöste.
Vergessen waren die glücklichen Stunden vor dem Kamin und die ausgelassene Stimmung beim Mensch-ärger-dich-nicht spielen.
Alles Lüge! Alles Schein.
Ich wollte schreien, brüllen, um mich schlagen.
Wie konnte mich meine Eltern nur so belügen? Mit meinen Tränen kam die Einsicht, es waren nicht meine Eltern.
Es war wie in diesen verdammten Sitcoms aus dem Fernsehen gewesen. Immer gute Laune, alle verstanden sich. Das perfekte Leben in einem Vorort, in dem alles sauber und sicher ist.
Hier ließ es sich leben, man konnte geradezu hören wie der Wind Liebe hauchte.
Die friedlichen Sonntage waren vergessen, an denen die Straßen leer gefegt waren, denn alle saßem in ihren Gärten, genoßen die Sonne und plauderten über vergangene Jahre.
Alles Lüge! Nie hatte ich wirklich dazu gehört. Tief in ihren verlogenen Herzen wussten meine Scheineltern, dass ich nicht zu ihnen gehörte.
Ich brach auf dem Asphalt zusammen, kauerte auf dem Boden und weinte und schrie:
„ Alles eine verdammte Lüge, ich hasse euch!“
Mir war es egal wie alte Omas ihre Gardinen zur Seite schoben, in der Hoffnung etwas spektakuläres würde passieren oder wie Kinder sich angstvoll an den Bauch der Mutter drückten, der schon wieder ein neues Leben versprach.
Die Bilder kamen wieder hoch.
Gestern Nacht wurde ich wach, weil ich furchtbaren Durst hatte. Ich schlich die Treppe hinab, doch an der Tür des Schlafzimmers meiner Eltern hielt ich inne. Ich hörte Stimmen. Leise presste ich mein Ohr an die Tür.
„ Wir können ihr den Brief nicht zeigen. Es ist besser, wenn sie nichts von ihrer wahren Mutter erfährt. Es ist besser wenn sie bei uns bleibt. Hier hat sie es besser.“, hörte ich meine Mutter sagen. Mein Vater stimmt ihr zu.
„ Vielleicht hast du Recht. Für Finja ist es wohl wirklich besser, wenn sie nicht erfährt wer ihre wahren Eltern sind. Sie würde es nicht verkraften.“

Ich klammerte mich am Türknauf fest. Wie in Trance bewegte ich mich wieder meinem Zimmer zu. Ich weiss nicht wie ich in dieser Nacht schlafen konnte, wenn man etwas unfassbares erfahren hat, tut man anscheind die wirresten Dinge.
Als ich am nächsten Morgen aufwachte wusste ich was ich zu tun hatte.
Ich stürmte in das Zimmer meiner Eltern und zwang sie mir die Identität meiner wahren Eltern zu verraten. Sie waren völlig überrrascht. Aber sie erzählten mir die Wahrheit.
Ich erfuhr, dass meine echte Mutter damals eine Protestuierte war und mich weggab, weil sie sich zu sehr schämte. Doch inzwischen hatte es meine Mutter aus dem Loch geschafft. Führte eine ordentliche Arbeit aus und wollte mich sehen.
Ich packte meinen Koffer und ging.
Das alles tat ich wie fremdgesteuert. Ich war nicht mehr Herr über meinen Körper und meinen Geist.
Aber als ich auf dem Aspahlt weinte, überkamen mich die ganzen Gefühle.
Von Enttäuschung bis Wut rann alles in salzigen Tränen meine Wange hinunter.
Ich erhob mich, nahm meinen Koffer und drehte mich weg.
Weg von einer Welt in der alles nur Schein war. Mein Glück war Schein.
Alles begriff ich nun und es tat weh. Aber ich musste vorankommen. Und wie ich die Straße entlang ging mischte sich ein anderes Gefühl unter die düsteren. Ein Gefühl, das hell und aufregend war. Neugierde, ja es war Neugierde. Auf meine wahre Mutter und ihr Leben.
Ihre Gefühle, als sie mich weggab und ihre Gefühle mich nun, fast erwachsen, wieder zu sehen. Durch die Wolken am Himmel brach Sonne.
Ich glaubte zu wissen, dass sie mir Hoffnung versprach. Ihre Strahlen trockneten meine Tränen und erwärmten mein enttäuschtes Herz.
Ich sah hinauf in dem Himmel. Ja, es gab Hoffnung, für mich und meine wahre Mutter.
Aber vielleicht, irgendwann, wenn die Sonne den Horizont berührte, auch für mich und die Eltern, die mich aufnahmen, als ich zu klein war um für mich selbst zu sorgen.

 

Interesant. Mir persöhnlich hat diese KG durchaus gefallen. War das Reihmschehma am Anfang und zum Ende hin eigentlich Absicht? Ich hätte mir fast ein wenig mehr von dieser Reihmweise erwünscht aber eventuell wäre das ganze dann übergelaufen?
Doch, ist sehr Interesant, auch wenn ich die Story an sich 'nen bisschen platt finde.;)
Nice

 

Hi Nice,
danke für deine Kritik. Also das Reimschema war nicht beabsichtigt. Und überhaupt: Welches Reimschema???
Ich hab gesucht aber keins gefunden, ich hoffe du klärst mich da noch auf.
Liebe Grüße, bluna

 

Absätze wie:
"Alles Lüge! Alles Schein.
Ich wollte schreien, brüllen, um mich schlagen.
Wie konnte mich meine Eltern nur so belügen?"
weisen doch durchaus ein gewisses Reimschema auf
Auf jeden Fall ein mMn sehr Interresanter Leserytmus
Nice

 

Hi Nice
Okay, wenn du meinst. :)
Finde ich ja toll, dass du meine Schreibweise so kunstvoll interpretierst.
Danke, danke. Das war zwar nicht beabsichtigt ist aber trotzdem nett auf eine solche
" Nebenwirkung " hingewiesen zu werden.
Lg, bluna

 

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