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An meine Albträume – Luna
Der schier unendliche Korridor zieht sich aus den unschuldigen Augen, in eine schier unendliche Länge. Man hört das Lachen und das Klirren von Geschirr, das aus dem Ballsaal dringt. Man würde meinen außer den Schreien des ▇▇▇▇▇▇▇▇, könnte man das Wohlbefinden nebenan nicht mehr mitbekommen. Die hellbraunen Holzdielen auf dem Boden sind alt und wirken fehl am Platz, doch irgendwo auch zu sauber, um hier zu sein.
Luna versucht sich auf das Laufen zu konzentrieren, doch irgendetwas scheint nicht richtig an all dem. Die vertraute Umgebung und der doch so leere Korridor. Es macht sie ganz verrückt. Doch sie hat keine Zeit, um zu überlegen, was hier vor sich geht. Sie muss fliehen.
Sie läuft an einem Spiegel vorbei und sieht das ▇▇▇▇▇▇▇▇ in der Spiegelung hinter ihr. Es ist genauso wie es ihr beschrieben worden war. Lange, spitze Flossen am Kopf des ▇▇▇▇▇▇▇▇. Die braun, grünen Schuppen glänzen in der Spiegelung wie ein Edelstein. Sie hat keine Zeit um stehen zu bleiben und die Spiegelung des ▇▇▇▇▇▇▇▇ genau zu betrachten, aber die riesigen, verschmutzten Fangzähne des ▇▇▇▇▇▇▇▇, verleiteten sie fast dazu.
Mit jedem Schritt spürt sie, wie das ▇▇▇▇▇▇▇▇ immer näherkommt. Wie es sie einholt. Die alten, verdorrten Holzdielen des Korridors, werden Stück für Stück aus dem Boden gerissen. Mit jeder Bewegung des ▇▇▇▇▇▇▇▇ werden die Dielen aus dem Schiff katapultiert.
Sie kann nicht glauben wie viel Spaß die Leute nebenan zu haben scheinen. Sie wird sterben. Und sie lachen. Die Tränen auf Lunas Gesicht scheinen sich nicht ganz bilden zu können. Es war wie als würde man versuchen, unter Wasser aus einer Flasche zu trinken. Die Tränen haben keinen Platz, um vergossen zu werden.
STOP!
Das sagte die Stimme in Lunas Kopf. Ohne jegliche Kontrolle über ihren Körper zu haben, bleibt sie stehen. Sie schreit lautlos los weiter zu rennen, doch ihre Beine sind wie eingefroren. Noch immer bekommt sie keine Träne aus ihren smaragdgrünen Augen. Sie hat sich noch nie so sehr gewünscht zu weinen.
In der Verwirrung bemerkt Luna nicht einmal die plötzlich eingekehrte Stille. Doch als es ihr auffällt, schien der Wunsch zu weinen nicht mehr relevant.
Was ist hier los? Wo sind die Leute aus dem Ballsaal?
Luna sieht in die kleinen Fenster an der Wand des angsteinflößenden Korridors. Sie ist sich nicht sicher was schlimmer ist. Das ▇▇▇▇▇▇▇▇ hinter ihr, oder die Horde an Personen die sie still anstarren.
Sie heben alle ein Glas und legen ein breites Grinsen aufs Gesicht. Lunas Verstand ist sich nicht im reinen, wie es auf dieses Schaubild reagieren soll. Innerlich scheint sie in einen endlosen Schrei aus Panik und Angst zu verfallen. Äußerlich jedoch bleibt sie die Ruhe selbst.
Nach einer kurzen Weile des Anstarrens, bemerkt sie, dass sie nun ganz allein im Korridor befindet. Kein ▇▇▇▇▇▇▇▇ weit und breit.
Ist es verschwunden?
Luna sieht sich um. Erweitert ihr Sichtfeld. Doch es ist tatsächlich nirgends zu sehen. Sie betrachtet die aus dem Boden gerissenen Dielen, welche quer im verstandslosen, unendlichen Korridor verstreut sind. Man könnte eine gerade Linie ziehen die das ▇▇▇▇▇▇▇▇ während der Jagd hinterlassen hat.
Wo ist es hin?
Das Kind zweifelt an sich selbst. Zweifelt, an ihrer eigenen Wahrnehmung.
War es überhaupt je da?
Luna sucht mit ihren Augen mehrmals die Umgebung ab. In Anstrengung, nicht in den Ballsaal zu blicken, wendet sie ihre Aufmerksamkeit, wieder dem Spiegel zu. Er flackert.
Ist es das dünne Licht?
Irgendwas stimmt nicht. Das Spiegelbild ist verzerrt. Luna blinzelt mehrmals, in der Hoffnung, das Spiegelbild würde wieder eine feste Form annehmen.
Es ist echt.
Es ist da.
Im Spiegel.
Das Spiegelbild ist klar und deutlich. Die Zähne des ▇▇▇▇▇▇▇▇ sind ebenfalls klar und deutlich. Sie sind dreckbeschmutzt und wirken fehl am Platz. Die Zähne graben sich in das Fleisch.
Luna läuft es kalt den Rücken runter. Sie hat das Gefühl, als würden sich alle Haare an ihrem Körper aufstellen.
Die Spiegelung des ▇▇▇▇▇▇▇▇ beobachtet sie. Es greift sie nicht an. Es beobachtet nur. Die weit auseinanderstehenden, schielenden Augen scheinen Luna nicht anzusehen. Aber ihr ist klar, dass sie noch nie in ihrem Leben, mehr beobachtet wurde, als jetzt. Es ist als wären hunderte von Augen hinter ihr. Hunderte von beobachtenden Augen, die sie mit den Blicken der Endlosigkeit durchbohren.
Der warme Atem des ▇▇▇▇▇▇▇▇ lässt sie realisieren, wie schnell ihr kurzes Leben vorbei sein könnte. Ihr wird von ihrer Familie oft eingeredet, dass sie doch so schlau sei. So klug. Sie weiß was zu tun ist. Sie weiß, wie man in gefährlichen Situationen handeln muss. Sie ist schlau. Alle kennen sie als diese Luna. Doch sie selbst, kannte sich nie als das. Sie selbst ließ sich trüben. Trüben, in ihrer Wahrnehmung, ein schlaues Kind zu sein. Ein Kind zu sein, dass in solch einer Situation keine Angst hat, sondern handelt. Doch wenn sie dieses Kind ist. Stellt sie sich die Frage, wo es sei.
Luna sieht nicht viele Möglichkeiten. Sie könnte rennen, doch sie weiß, dass sie das ▇▇▇▇▇▇▇▇ innerhalb weniger Sekunden einholen würde.
Sie könnte weiter wie festgefroren stehen bleiben.
Sie könnte versuchen gegen es zu kämpfen. Nein. Schwachsinn. Niemand konnte gegen es kämpfen. Niemand weiß wie das ▇▇▇▇▇▇▇▇ aussieht.
Jeder hat sein eigenes. Doch niemand gibt es preis. Sie alle versuchen zu vergessen und zu verdrängen.
Luna ist sich folgendem im Klaren. Es ist alles etwas… unnatürlich. Der unendliche, leere Korridor. Das plötzliche auftauchen des ▇▇▇▇▇▇▇▇. Die Menschen im Ballsaal.
Wo ist sie?
Luna sieht keine andere Möglichkeit. Sie kneift die Augen zusammen und sieht dem ▇▇▇▇▇▇▇▇ ein letztes Mal in die Augen. So hofft sie zumindest. Langsam dreht sie sich um. Den Atem des ▇▇▇▇▇▇▇▇ immer noch im Nacken. Mit jeder Bewegung scheint ihre Angst mehr und mehr zu steigen. Ihr Herz klopft wie wild in ihrer Brust. Das ist das erste Mal, dass sie ihr Herz schlagen hört.
Was sagt das Herz dazu? Was sagt der Verstand dazu?
Als sie sich nun ganz umgedreht hat, kneift sie ein Auge nach dem anderen auf. Erst das linke, auf dem sie erst ganz unscharf sieht, dann das zweite. Kein ▇▇▇▇▇▇▇▇ weit und breit. Sie sieht erneut hinter sich, der Spiegel ist verschwunden.
Was sagt der Verstand dazu?
Sie hebt ihren Blick von der Stelle, an der ursprünglich der Spiegel stand, ab. Nun bildete sich in ihr eine völlig neue Überraschung.
Was sagt das Herz dazu?
Die Gäste aus dem Ballsaal heben ihre Gläser nicht mehr. Sie halten allesamt Lunas Kopf an ihren silbernen Haaren in der Hand. Die Endlosigkeit in ihren Augen. Das ununterbrochene Grinsen auf den Gesichtern.
Was sagen sie, Luna?
Doch es ist nicht das Grinsen auf den Gesichtern der Gäste, dass Luna verstört. Es ist das Grinsen auf Lunas Gesicht, dass sie verstört. Es ist wie als würde sie mitten in der Nacht in den Spiegel sehen und ihr eigenes Spiegelbild würde aufhören ihre Bewegungen nachzuahmen. Die weit aufgerissenen Augen auf ihren Gesichtern. Das Grinsen so breit, dass sich die Wangenknochen aus dem Gesicht pressen.
Ohne es zu merken, erscheint auf Lunas Gesicht dasselbe Grinsen.