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Serie Anna Irene: Der Haß der Frau K. (02)

Seniors
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20.11.2001
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Anna Irene: Der Haß der Frau K. (02)

Es ist ein schöner Wintertag, Ende 1965. Die Sonne strahlt freudig von ihrem für die Jahreszeit höchsten Punkt. Frau K. steht in der Küche und ist gerade damit beschäftigt, Karotten in Scheiben zu schneiden. Auf dem Herd wird Butterschmalz in einem Topf langsam warm und zerrinnt. Frau K. will eben die geschnittenen Karottenscheiben in den Topf geben, da hört sie ihre Tochter Anna-Irene. Vorhin hatte sie doch noch so friedlich geschlafen und jetzt ist sie schon wach?!

Frau K. stellt den Topf auf dem Herd leicht erregt zur Seite und geht, um nach ihrer kleinen Tochter zu sehen. „Ja wer hat denn dich da aufgestellt?“, fragt sie. Anna-Irene wird von ihrer Mutter wieder ins Bett gelegt. Sie versteht nicht, daß die Laute, die sie hörte, kein Weinen sondern ein Lachen waren. Anna-Irene strengt sich noch einmal mit aller Kraft an. Es muß ihr nochmals gelingen. Die Stäbe des Gitterbettes sind eine gute Hilfe, wenn man sich von der Matratze in die Höhe ziehen will. Sie lacht laut vor Freude, weil sie es wieder geschafft hat, sich im Gitterbett aufzustellen. Frau K. hört sich in der Küche die quietschenden Laute eine Weile an und erscheint dann wieder, um Anna-Irene in die Horizontale zu legen. Sie achtet gar nicht darauf, was ihre Tochter ihr mitteilen will. Stattdessen geht sie ins Wohnzimmer, wo ihr Mann sitzt und Zeitung liest.
„Sag einmal bist du verrückt, du kannst doch nicht die Anna-Irene einfach im Bett aufstellen und alleine stehen lassen, das wird ihr doch viel zu anstrengend!“, tadelt sie ihn in aufgeregtem Tonfall. Etwas überrascht blickt er sie an – Fragezeichen stehen in seinen Augen. „Wieso?“ – „Na, hast vielleicht nicht du sie da hingestellt?!“ – Erst mit der Zeit wird Frau K. klar, daß ihre Tochter ihr die Freude über das neu Erlernte mitteilen wollte. Aber nun ist sie nicht in der Lage, ihre Tochter dafür zu loben oder ihr Freude darüber zu zeigen, sie ist dazu überhaupt nie fähig. Sie geht wieder in die Küche, stellt den Topf auf die heiße Herdplatte zurück und kommt eilig ihren Pflichten nach.


Vor einigen Tagen war sie mit Astrid beim Zahnarzt. Dieser riet ihr, Astrid den Schnuller wegzunehmen, da sie sonst schiefe Zähne bekommen würde. Frau K. schmiß Astrids Schnuller in den Mistkübel und versuchte, sie daran zu hindern, an Anna-Irenes Schnuller zu saugen. Dies gelang ihr bis heute nicht, dabei verzweifelt sie doch immer so, wenn sie es nicht schafft, ihre Aufgaben zu meistern. Sie kann sich selbst nicht ausstehen, wenn sie in irgendeinem Bereich versagt, wo man etwas von ihr erwartet. Jetzt setzt es Taten.

Frau K. nimmt Anna-Irene, ruft Astrid, weist beiden Plätze auf Sesseln zu, die sie extra vorher dorthin, nämlich vor den Ofen, gestellt hat. Sie baut sich drohend vor den beiden Mädchen auf, stochert im Ofen herum. Die Glut ist heiß. Die beiden Kinder wissen nicht, was nun geschehen wird, Angst sitzt in ihren Gliedern.

Frau K. macht einen Schritt, beugt sich zu Anna-Irene, die im selben Moment zusammenzuckt und den Kopf einzieht, reißt ihr den Schnuller aus dem Mund und sagt mit dröhnender, belehrender Stimme: „Wer nicht hören will, muß fühlen“, wendet sich dabei zu ihrer größeren Tochter, „Astrid. Wenn du nicht von selbst auf den Schnuller verzichten kannst, werde ich ihn eben verbrennen." Mit den Worten "Und du, Anna-Irene, bist selbst schuld, wenn du ihn immer wieder liegen läßt, damit deine Schwester ihn sich nehmen kann!“, beendet sie ihre Rede. Sie öffnet das gußeiserne Türl vom Ofen, wirft genußvoll den Schnuller hinein, zwei weitere, die sie schon bereitgelegt hatte, folgen.

Sie stochert etwas nach, damit auch ja alles gut brennt. - Großes Heulen bei den Kindern, die gar nicht begreifen können, was ihre Mutter hier eigentlich macht. Aber seltsame Aktionen sind sie nun trotz ihres jungen Lebens schon gewöhnt. Sie heulen sich später wie so oft in den Schlaf.


Einige Wochen später

Frau K. ist schon sehr genervt von der leidigen Aufgabe, zwei kleine Kinder im Haus zu haben. Das größere, Astrid, läuft den ganzen Tag herum, nichts ist vor ihr sicher und Anna-Irene, dieses kleine, ihrer Mutter völlig fremde Kind, mit dem sie nur Arbeit hat...
Eigentlich wollte sie dieses zweite Kind ja gar nicht, aber als es nunmal passiert war, erwies es sich als gutes Mittel, ihren Mann noch eine Weile zu behalten. Der würde sie doch nicht wirklich verlassen, mit so einem kleinen Kind, dachte sie.

Aber nun sieht die Sache doch ganz anders aus. Er werde die Scheidung einreichen, wenn sie nicht einwilligt. Jetzt hat sie dieses Kind völlig umsonst ausgetragen. Aber sie wird es ihm heimzahlen. Sie wird dieses Kind studieren lassen, damit er Alimente zahlen kann, bis er schwarz wird. Haß baut sich auf in ihr. So gesehen wird dieses Kind doch einen Nutzen für sie haben. Sie wird ihrem Mann sein restliches Leben gründlich versalzen, das nimmt sie sich jetzt ganz fest vor.


Viel Hass und Zorn hat sich in den letzten Wochen in ihr aufgestaut. Sie ist dem Nervenzusammenbruch nahe.

Sie haßt es, mittags zu essen, doch muß sie für ihre beiden Kinder eine Mahlzeit zubereiten. Wenn diese ihr wenigstens die Ruhe ließen, dies zu tun. Aber nein, die Große muß ständig beobachtet werden und die Kleine will schon wieder eine frische Windel.

Erst zu Astrid, die hat wieder einmal alle Wäsche aus dem Kasten geräumt. Frau K. brüllt Worte, die für Astrid nicht verständlich sind, weil diese es lustig gefunden hat, die Wäsche neu zusammenzulegen. Sie wollte ja nur nachmachen, was sie bei ihrer Mutter gesehen hat. Frau K. nimmt sie an den Haaren, zerrt sie hin und her, während sie dem kleinen Kind die viele Arbeit vorwirft, die sie zu machen hat und wie arm sie denn deshalb sei und wie böse Astrid ist, die ihr noch mehr Arbeit aufhalst.

Frau K. ist zum Explodieren geladen, als sie sich der kleinen Anna-Irene widmet. Sie weiß, jetzt wird sie all ihrer Wut nachgeben, niemand kann sie sehen und die Kinder werden sich ohnehin später an Nichts erinnern, weil sie noch so klein sind. Auch die Nachbarin, die einzige in diesem Haus im Zaubertal, ist gerade weggegangen, also keine Gefahr, daß irgendjemand etwas mitbekommen könnte.

Sie will sich jetzt einmal so richtig auslassen und ihre Macht demonstrieren. Dazu legt sie sich noch ein Paar Utensilien bereit. Sie knallt Anna-Irene förmlich auf den Wickeltisch, schreit auf sie ein. Reißt ihr währenddessen die Windel vom Leib und reinigt sie mit unsanft festem Druck.

Danach betrachtet sie machtbesessen diesen kleinen Körper. Nimmt die bereitgelegten Schnüre, bindet sie am Gestänge des Wickeltisches fest. Das andere Ende schnürt sie um die Hände von Anna-Irene, mit den Füßen verfährt sie ebenso, wobei sie eine Vorfreude zeigt, als käme der wahrhaftige Weihnachtsmann.

Dann nimmt sie das Messer, verformt ihr Gesicht zu einer Fratze aus der die Augen jeden Moment herauszuschießen drohen und setzt mit der Messerspitze an der Kehle von Anna-Irene an, während sie, völlig außer sich, aber doch etwas gedämpft in der Lautstärke, schreit: „Ich werde Dir die Haut bei lebendigem Leib abziehen, Du...“.

Weiter kommt sie nicht, denn sie hört, daß hinter ihr die Tür zum Vorzimmer aufgeht, was sie abrupt die Aktion beenden läßt.
Ihr Mann kam früher als erwartet von der Arbeit nach Hause, steckt aber nur den Kopf bei der Tür herein und grüßt. Frau K. zuckt zusammen, verdeckt aber mit ihrem Körper, was sie am Wickeltisch angerichtet hat oder wahrscheinlich schaut er gar nicht so genau, denn er schließt die Tür wieder von außen, geht ins Schlafzimmer und legt sich ins Bett.

Frau K. bindet Anna-Irene wieder los, diese ist sichtlich erstaunt, fast starr vor Schreck und weiß überhaupt nicht, was das alles war, weswegen sie auch die ganze Zeit brav stillgelegen ist. Sie bekommt wieder eine frische Windel, um den Bauch sehr fest zugeschnürt.


In die Scheidung von ihrem Mann willigt Frau K. anfang 1966 letztlich auch noch ein. Wobei sie ihre Bedingungen, die sich rein auf die Kinder beziehen, mit folgenden Worten dem Kindesvater gegenüber vor Gericht vorträgt:
„Die Anna-Irene nehm mir ich und mit der Astrid kannst du machen was du willst.“

.

 

Ja, l3en, da hast Du sicher Recht: DAS ist wirklich keine Frage.... ich geh´s gleich ändern...
Und danke. :)

@svartdrage, Dir auch nochmal ein Danke!

 

Hi,
die Geschichte geht weiter, hart, was die Frau betreibt. Solche Aktionen zeugen nicht nur von Hass, sondern irgendwie auch von der Unfähigkeit, überhaupt positiv zu empfinden. Die schlußfolgernde Kälte, die hinter der Entscheidung steckt, A-I zu behalten, ihr Schlußsatz zu ihrem Ex-Mann, da ist und war auch nie Liebe hinter.
Erschreckend.
Ich weiß auch nicht, ob diese Frau den von Morphin beschriebenen Dolch im Alter spüren würde. Wenn, dann findet sie die Schuld dafür sicherlich auch wieder in der Ungerechtigkeit der Welt (sprich, irgendwo in ihren Kindern).

Was mir von '1. Februar 1965, eiskalt' noch fehlt, ist der Übergang vom Kloster wieder zur Familie...warum wurde A-I zurückgeholt? Wie lange war sie im Kloster? In der ersten Geschichte stand was von monatelang. Oder habe ich was falsch verstanden?

Ansonsten passt der Stil, schließt sich der Stimmung aus der vorigen Geschichte an. Gut gemacht. Mal schauen, wie's weitergeht.

Gruß, baddax

 

Erschreckend.

Ich wußte ja gar nicht, dass Deine Kindheit so war. Das erklärt vielleicht ein wenig, warum Du so gut darin bist (und Dich auch etwas darauf spezialisierst), das Leid der Anderen zu schildern.

Du hast mich ziemlich mit der Geschichte mitgenommen. Das liegt wohl teilweise daran, dass ich, obwohl ich weiß, dass es Gewalt in vielerlei Ausrichtung gibt und das auch erlebe, dennoch dazu neige, oder deswegen, es etwas zu verdrängen. Jedenfalls die meiste Zeit, auch wenn ich es nicht will.

Mit Geschichten wie dieser aber weckst Du auf. Oder rufst in Erinnerung. Und daher: Weiter so. Es ist sinnvoll, sich so anderen mitzuteilen. Auch wenn es nur darum geht, anderen Opfern zu zeigen, dass sie nicht alleine sind.

So, werde nun noch die anderen Teile lesen!

 

Hi Baddax!

Danke fürs Lesen und Deine Worte!

Zum "Dolch im Alter" frage ich mich gerade: Was würde es auch bringen, wenn sie dann ihre Schuld erkennt? - Sie könnte es nicht mehr gutmachen. Ich bin da außerdem Deiner Meinung, daß sie das ohnehin nicht tun, sondern die Schuld weit von sich schieben würde.

Alles, was ich ihr zugute halten kann ist, daß sie mich gesund ernährt hat. Alles andere, Menschlichkeit, Wärme usw., habe ich stets nur von anderen bekommen, so brauche ich auch den Trost nicht von ihr.
Trost ist eigentlich das falsche Wort. Denn es ist vor allem die Bestätigung, daß das, was sie gemacht hat, Scheiße war, die Menschen wie ich brauchen. Und davon habe ich heute hier, unter den einzelnen Geschichten, dermaßen viel bekommen, daß ich seit Nachmittag keine Worte finden konnte... Ich sitze seit Stunden hier, tippe, lösche, tippe, lösche, lese, tippe, lösche... bin völlig von den Socken! :)

So. Das mit dem Kloster konnte ich leider auch (noch) nicht so genau recherchieren, da von meiner Oma und meinem Papa verschiedene Angaben (einmal ein halbes Jahr, einmal drei Monate) im Raum stehen. Ich müßte zu dem Kloster fahren, aber ich glaube, so genau will ich es dann doch nicht wissen... Jedenfalls war es nach ihrer Gesundung und Erholung von der infektiösen Gelbsucht.

Ja, und wenn jemand wie Du, der selbst einen perfekten Schreibstil hat, sagt, daß der Stil dieser Geschichten paßt, dann ist das natürlich gleich nochmal so aufbauend.

Ich danke Dir.

Liebe Zaza!

Für Dich gilt natürlich oben Gesagtes ebenfalls, aber:

Bei Deinem Posting war ich ganz besonders überrascht. Ich habe mich im ersten Moment, als ich sah, daß Du mir geschrieben hast, gefürchtet, es zu lesen, dachte, Du wirst mich jetzt gewiß ganz kräftig niedermachen... War wohl ein Vorurteil... Einen Moment später mußte ich vor Erleichterung heulen...

Danke! :kuss:

Liebe Grüße Euch beiden,
Susi

 

Hi Susi

Dass ich die A-I Geschichten immer mit Grausen lese(positiv gemeint) sowie mit fassungslosigkeit liegt wohl an der detailgetreuen Beschreibung der Vorkommnisse, die in einem nur fassungslose Fragezeichen hinterlassen.
Eien kleinen Fehler hab ich am Ende noch zu bemängeln..."Anna Irene nehm´ICH mir, nicht mir ich...."
Bezugnehmend auf meine andere Kritik zu "A-I schreibt brav Briefe" würde ich mir eine weitere Geschichte nach dem Motto "Was Anna-Irene all das überleben lies" wünschen.
In diesem Sinne noch eine weiterhin glückliche Hand beim Schreiben wünscht
Lord

[ 18.07.2002, 16:47: Beitrag editiert von: Lord Arion ]

 

Hi Lord!

Danke!
Was Anna Irene das alles überleben ließ, ist eine gute Frage, die ich in einer der nächsten Folgen versuchen werde zu beantworten. Aber ich kann Dir noch nicht versprechen, daß was dabei rauskommt. Mir ist natürlich klar, daß Du das seelische Überleben meinst, und gerade das macht es ja so schwierig...

"Die Anna Irene nehm mir ich..." ist, bis auf den Namen, ein Originalzitat, abgesehen davon sprechen wir hier so komisch... :lol: Im Ernst: Da auf jeden Fall jemand von den beiden sie nehmen muß, ist es so korrekt. Wären verschiedene Dinge zur Auswahl und sie sucht sich halt eines davon aus, dann hättest Du recht, wenn Du sagst "das nehm ich mir".

Danke für Deine guten Wünsche,
alles liebe
Susi

 

Hi Palladon!

Danke fürs Lesen und Deine Gedanken! Ich muß sagen, Du liegst da gar nicht so falsch. Wenn Du sagst, es muß eine Auflösung gezeigt werden, widerspreche ich Dir auch nicht - nur findet die ja erst viel später statt. Anna Irene ist jetzt am Beginn des Schulalters, da wird einstweilen noch kräftig an der Mauer gebaut. Was dazu führt, soll in diesen ersten Geschichten, die die Kindheit betreffen, aufgezeigt werden. Danach kommen dann die, wo sich die Gehirnwäsche auswirkt und dann kommt die Auflösung, dann bekommst Du den Weg, oder besser einen Weg, der da wieder herausführt - da ist sie aber längst erwachsen und ein Vergeben findet nicht statt, dafür aber ein Befreien...
Es ist wie ein großes Puzzle oder Mosaik...

Ich hoffe, Dich mit dieser Antwort zufrieden stellen zu können?

Alles liebe
Susi

[ 19.07.2002, 04:29: Beitrag editiert von: Häferl ]

 

Hallo Susi!

Eine harte Geschichte. Aber solche Dramen ereignen
sich jeden Tag tausendfach. Die einzige Erklärung für
das Verhalten der Mutter ist, daß sie das gefesselte
Kind nicht als ihr eigenes ansieht. Vielmehr als
das ihres Mannes. Also kein Kind sondern ein Instrument. Ein Instrument jedoch, daß seinen Zweck,
das Halten des Mannes, nicht erfüllt hat. Und dafür
muss es büssen. Und sollte diese Geschichte authentisch sein, so mag das Kind tatsächlich lebens-
lang büssen. Denn wer kann soetwas wieder gut machen?

sebastian

 

Hallo Susi,

die zweite Anna-Irene-Geschichte und sie ist noch erschreckender, als die erste.

Ich bin fassungslos. Das Bild des an den Wickeltisch gefesselten Kleinkindes, an dessen Kehle die Mutter ein scharfes Messer hält, werde ich jetzt wohl länger nicht loswerden. Wieso hat denn der Vater bloß nichts getan gegen die Grausamkeit seiner Frau? Scheidung einreichen allein genügt in diesem Fall schließlich nicht. Er geht, nimmt die ältere Tochter mit (rettet er sie?) und läßt Anna-Irene zurück in der Hölle.

Ich glaube ich bin so wütend auf ihn, weil ich schon weiß, dass es sich nicht lohnt, wütend auf Frau K. zu sein - wir wissen ja bereits, dass sie sich nicht ändert.

Eine (hoffentlich nicht zu private) Frage: Erinnerst Du Dich wirklich an die Wickeltischszene? Oder hat Dein Vater oder Deine Schwester Dir davon erzählt? Oder ist sie nur ein Symbol?

Ganz liebe Grüße
Barbara

 
Zuletzt bearbeitet:

Ui, bassimax, Dich hab ich ja ganz übersehen, sorry...
Danke jedenfalls nachträglich fürs Lesen und Kommentieren! – Allerdings weiß ich auch nicht, warum und wieso meine Mutter so manche Dinge gemacht hat, möglich, daß Du Recht hast.
Mit dem Büßen muß ich Dir auch zustimmen, allerdings muß es kein Leben lang sein, wenn man später an sich arbeitet. Allerdings kostet es auf jeden Fall die besten Jahre eines Lebens... :(


Liebe Barbara!

Danke, daß Du auch diese Folge gelesen und kommentiert hast! :)

Du hast leider Recht, Frau K. ändert sich nicht. Aber ich glaube nicht, daß mein Vater das überhaupt mitbekommen hat. Es muß ein flüchtiges Ins-Zimmer-Schauen, oder vielmehr ein Ins-Zimmer-Reden gewesen sein.
Du fragst, ob ich mich an die Szene erinnern kann. So direkt natürlich noch nicht. Auch, wenn meine Erinnerung schon sehr früh einsetzt.
Aber dieses Ereignis ist zusammengezimmert aus
a) einem langen Gespräch mit meiner Schwester, als mir unsere Mutter später aus Herrschsucht meine Tochter wegnahm. Als sie von unserem Papa erfahren hat, daß dieser Trampel von Mutter sogar soweit geht, da ist sie von sich aus aufs Gericht gefahren, und hat einiges über sie erzählt und zu Protokoll gegeben. Danach kam sie zu mir und – dadurch, daß sie sich überhaupt damit auseinanderzusetzen begann – fielen ihr nach und nach noch viel mehr Dinge ein, als sie dort angegeben hat. Darunter auch diese Geschichte und die, wo Frau K. die Schnuller verbrennt, sowie ein paar andere Episoden, die ich nicht als Geschichte aufgeschrieben habe. Allerdings erzählte sie mir das nicht so in Einzelheiten, sondern nur, daß sie mich festgebunden hatte und gedroht hat, mir die Haut abzuziehen. Genauer nachzufragen kam mir bei dem Gespräch gar nicht in den Sinn, da mir die erhaltenen Informationen schon mal genug waren… Daß es beim Wickeln war, hab ich mir dazugedacht, als ich überlegte, wo es gewesen sein könnte. Und dann gab es da auch noch
b), einen Traum, der mein erster war, an den ich mich erinnern konnte und der mich bis vor wenigen Jahren immer wieder verfolgt hat. Ich träumte darin, daß ich meine Mutter festbinde und dasselbe, wie in der Geschichte beschrieben, mit ihr mache. Eigentlich hatte ich lange Zeit so irgendwie eine Art Schuldgefühl, weil ich sowas träumte, obwohl ich den Wunsch, ihr derartiges zu tun, bewußt nicht hatte, ganz im Gegenteil: Ich hab eigentlich insgeheim immer gehofft, daß irgendetwas passiert, wodurch sie plötzlich ganz anders wird. Der Traum war mir jedenfalls schon als Kind nicht ganz geheuer und ich sprach mit niemandem darüber…
Ab dem Gespräch mit meiner Schwester dachte ich dann, es seien womöglich unterbewußte Rachegedanken, und ich hatte ein sehr komisches Gefühl dabei. Bis ich dann bei Alice Miller las, daß Kinder Dinge, die mit ihnen selbst geschehen sind, oft in umgekehrter Rollenaufteilung träumen, was aber nichts mit Rachegedanken zu tun hat, sondern mit unterbewußten Verarbeitungsversuchen. Meine Therapeutin ist derselben Ansicht wie Alice Miller, und auch Freud hatte das ursprünglich herausgefunden (die These aber dann verworfen, als er draufkam, daß er damit seinen eigenen Vater der sexuellen Mißhandlung beschuldigen würde, womit er sich aber nicht auseinandersetzen wollte).
Das Detail, daß unser Papa nach Hause kommt und Frau K. deshalb aufhört, hab ich aus dem Traum genommen, da darin auch an dieser Stelle immer die Türe aufging, worauf ich jedesmal aufwachte…

Die Szenen mit der Scheidung (teils hier, teils in der nächsten Folge) habe ich teils von meiner Oma und meinem Papa, teils (die Szenen bei Oma in der nächsten Folge) konnte ich mich daran bereits selbst erinnern.
Von meinem Papa erfahre ich aber im Allgemeinen eher lustigere Sachen, über Schlimmes redet er nicht so gern. Und wenn Du Dich jetzt fragst, was da noch lustig sein kann, dann kann ich Dir eine Episode, die wirklich lustig ist, nicht vorenthalten:
Und zwar war das, nachdem mein Papa meine Mutter kennengelernt hatte, und sie ihn dann ihrer Mutter vorstellte. Sie saßen da so beisammen, bei Kaffee und Kuchen, und mein Papa kam mit meiner Oma ein bisschen ins Gespräch. Während sie sich da über irgendein Thema ausgiebig unterhielten, sprang Frau K. auf und fauchte ihn an: »Du kannst ja meine Mutter heiraten, wenn du dich so gut mit ihr verstehst!« :lol:

Liebe Grüße,
Susi :)

 

liebe susi,
wenn ich den geschichten aspekt betrachte, muss ich gestehen, dass mir die ungeschliffene art der erzählung nicht gefällt. ich denke einfach mal, dass du damals noch .. geübt hast *smile*, denn es ist absolut ungewöhnlich, dass ich so viele stellen kritisieren muss.
den inhalt lasse ich ebenfalls unkritisiert. vielleicht sage ich mal etwas dazu, wenn ich die ganze serie, die sich noch etwas dahinträgt *smile*, durchgelesen habe.
übrigens dementiere ich reiners bemerkung, dass diese geschichte ohne wertung geschrieben ist, nachdrücklich. an zu vielen stellen schreibst du von dem unverständnis der kinder. ein beispiel habe ich unten angefügt.
ich hoffe, du kannst damit etwas anfangen.
bis dann *smile*

barde

"Ja wer hat denn dich da aufgestellt?" fragt sie.
vor "fragt" ein komma

Die Stäbe des Gitterbettes sind eine gute Hilfe, wenn man sich von der Matratze in die Höhe ziehen will. Sie lacht laut vor Freude, weil sie es wieder geschafft hat, sich im Gitterbett aufzustellen.

"Gitterbett" ist doppelt. vielleicht kannst du das 2. "Gitterbett" in ein "Bettchen" verwandeln?

"Sag einmal bist du verrückt, du kannst doch nicht die Anna-Irene einfach im Bett aufstellen und alleine stehen lassen, das wird ihr doch viel zu anstrengend!

hinter "einmal" ein komma
ich würde hinter verrückt mit einem fragezeichen abschliessen.

aber nun ist sie nicht in der Lage, ihre Tochter dafür zu loben oder ihr Freude darüber zu zeigen, sie ist dazu überhaupt nie fähig.

"ihr" >> "ihre"
"sie ist darüber überhaupt nie fähig." du meinst wahrscheinlich die zukunft, denn es geht ja um ihr handling mit ihrer tochter. ich würde wahrscheinlich schreiben: sie wird das niemals können.

Vor einigen Tagen war sie mit Astrid beim Zahnarzt. Dieser riet ihr, Astrid den Schnuller wegzunehmen, da sie sonst schiefe Zähne bekommen würde. Frau K. schmiß Astrids Schnuller in den Mistkübel und versuchte, sie daran zu hindern, an Anna-Irenes Schnuller zu saugen. Dies gelang ihr bis heute nicht, dabei verzweifelt sie doch immer so, wenn sie es nicht schafft, ihre Aufgaben zu meistern. Sie kann sich selbst nicht ausstehen, wenn sie in irgendeinem Bereich versagt, wo man etwas von ihr erwartet. Jetzt setzt es Taten.

zu diesem abschnitt habe ich eine zeitenfrage!
vergangenheit halte ich für eine schlechte wahl, wenn die geschichte in der gegenwart spielt. ich denke vollendete gegenwart ist sinniger.

Wenige Tage zuvor ist sie mir Astrid beim Zahnarzt gewesen, der ihr geraten hat, dem Mädchen den Schnuller wegzunehmen, da es sonst schiefe Zähne bekommen könnte. Frau K. hat daraufhin den Sauger in den Mistkübel geworfen und versucht, die Kleine daran zu hindern, sich den Schnuller ihrer kleinen Schwester zunehmen. Die Frau hat das bis heute nicht geschafft, dabei droht sie immer daran zu verzweifeln, wenn sie ihre selbstgestellten Aufgaben nicht schafft. Mehr noch, sie kann sich nicht ausstehen, wenn sie glaubt, in irgendeinem Bereich zu versagen, in dem an andere ihre Erwartungen in sie gesteckt haben.

ich habe hier viel geändert, weil der ganze abschnitt sehr holprig sich liest.

Sie baut sich drohend vor den beiden Mädchen auf, stochert im Ofen herum.
beides zur gleichen zeit?

Sie wollte ja nur nachmachen, was sie bei ihrer Mutter gesehen hat.

das "nur" lese ich nun zum 2. mal in deiner geschichte. du gibst mit diesem wort eine wertung ab - dann klingt es aber wie eine anklage.

 

Lieber Barde!

Es freut mich, daß Du Dich offenbar durch sämtliche Anna Irene-Folgen liest - danke! :)

Verzeih mir aber bitte, daß ich mich mit den Änderungen erst nach Weihnachten befassen werde - ich mag mir das jetzt gar nicht antun, sonst ist das bisschen Weihnachtsstimmung (die hält sich heuer komischerweise sehr in Grenzen) auch noch weg... ;)

Liebe Grüße,
Susi :)

 

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