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Appell der Affen
„Monk, was sollen wir machen?“ Flavia, die Blauaugenmaki, blickte Monk, den Bartaffen aus besorgten Augen an. Die beiden saßen hoch oben in der Baumkrone eines Urwaldriesen, um sich ihre Affenhorde, Berberaffen, Bambuslemuren und Löwenäffchen und ihnen allen stand die gleiche ängstliche Traurigkeit ins Gesicht geschrieben. Monk war tief in Gedanken versunken. Er spürte die Hoffnung, die seine Horde, seine Familie und Freunde, in ihn setzten, und die Verantwortung, die daraus erwuchs, legte sich auf seine Schultern wie ein drückender Himmel. Die Geräusche unheimlicher Maschinen und fallender Bäume kamen immer näher. Das Undenkbare schien einzutreffen, der Verlust ihrer Heimat, von der sie immer dachten, sie sei ewig und würde noch den Affen ferner Jahrmillionen Schutz bieten.
„Monk, du bescheuerter Bartaffe, ich rede mit dir. Was sollen wir machen?“ Flavias Frohsinn trotzte allen Widerständen und sie stupste ihn neckend in die Seite.
„Flavia, du durchgedrehte Maki, ich hab doch keine Idee. Die Menschen kommen immer näher. Wir müssen abhauen, bevor sie unsere Köpfe sammeln, oder was auch immer die Menschen hier her treibt.“
„Groaaahh!“, schallte es vom Waldboden herauf.
„Ich weiß Rambo, der Gorilla!“, rief Monk nach unten. „Aber du kannst sie nicht alle besiegen. Alles was wir machen können, ist uns zurückzuziehen, tiefer in den Wald.“
Die Affenhorde protestierte lautstark und Monk versuchte gegen den Lärm anzureden. „Was bleibt uns denn anderes übrig? Hier können wir nicht bleiben.“
„Die Menschen werden nicht Halt machen“, sagte Flavia und blickte Monk fest in die Augen. „Irgendwann werden sie den ganzen Wald zerstört haben. Dann können wir uns nirgendwo mehr verstecken.“
Das wusste Monk. Er grübelte angestrengt. Etwas, das er nicht gewohnt war, da sich im Leben eines Affen die Dinge normalerweise von selbst ergaben. Da durchfuhr ihn der Geistesblitz wie ein Sturzbach zur Regenzeit.
„Ich hab‘s!“, rief er. „Die Menschen sind doch mit uns verwandt, nicht wahr? Sie haben zwei Ohren und vielleicht, nur vielleicht, auch einen Funken Vernunft.“
„Du willst an ihre Vernunft appellieren?“, fragte Flavia und rieb sich nachdenklich die Stirn.
„Die Menschen mögen Musik, so wie wir“, sagte Monk. „Das weiß ich, weil ich sie mal beim Musikhören gesehen habe, als ich ihnen was klaute. Wir geben Ihnen einen Song, der sich gewaschen hat! Anders als ihr verlauste Affenbande, los, Flavia schnapp dir eine Handvoll Samen und mach einen Shaker, ihr anderen singt die Hintergrundmelodie und Rambo?“
„Grumpf?“
„Ich brauche einen Beat!“
„Grumpf!“
Rambo der Gorilla trommelte mit seinen riesigen Fäusten im Rhythmus auf den Baumstamm. Die anderen Affen sangen und Flavia sorgte für die Percussion, während Monk tief Luft holte und in Richtung der Holzfäller und Maschinenmonster rappte:
Ich komm mit Blauaugenmakis und Zwergmeerkatzen/
Die klauen dir schnell Wertsachen/ um über Geld zu lachen/
Wir brauchen keinen Besitz für Seelenfrieden/ und kein Gebot für Nächstenliebe/
Infinite Monkey Theorem: Irgendwann schreib ich die nächste Bibel/
Nie Stress wir können den ganzen Tag auf Papayas beißen/
Anarchie, die höchste Ordnung sind die Jahreszeiten/
So könnten die Tage bleiben/ und das für alle Zeiten/
Würden unsere Bäume nicht durch euch ihr Harz verweinen/
Hunderttausend Jahre was habt ihr der Welt jetzt gebracht/
Außer Weltschmerz und Hass/ habt euch selber versklavt/
Wir haben keine Chance ihr seid die Übermacht und stark/
Wir klären Streit mit Sex ihr baut einen Überwachungsstaat/
Erschafft in euren zerebralen/ Nervenbahnen/ nie endende Qualen/
Anstatt für Eden den Samen/ zu sähen und diese Welt zu bewahren/
Ihr seit die einzigen Wesen auf Erden die fürs Leben bezahlen/
Seht die Sonne nicht/ yeah boss life shit/ statt ihre Strahlen im Herzen zu tragen/
Ich werde die Menschen so nie begreifen/
Ihr schaut zu den Sternen werdet die Dimension nie begreifen/
Und lebt dann so als wären euch Wunder fremd/
Ja kluger Mensch/ nennt sich das Intelligenz?/
Ihr macht nukleare Bombentests/ habt einen Gottkomplex/
Haltet euch an Dogmen fest/ und macht Gott komplex/
Ihr wurdet mit Segen geboren/ doch habt euren Weg lang verloren/
Trotz bebendem Zorn/ hoff ich für eure Gebete auf Ohren/
Ihr müsst die Erde achten/ sie liebend betrachten/
Im Grunde seid ihr ziemliche Narren/ Tiere mit Fragen/
Ihr seid keine gefallenen Engel/ ihr seid unsere Enkel/
Werft einen Blick in die Wolken am Abend/ und seid stolze Primaten/
Die Affen jubelten und applaudierten und der Dschungel war für einen Moment wieder mit Freude erfüllt.
„Das war super, Monk!“, rief Flavia und umarmte ihn.
„Danke, kleine Maki“, sagte Monk und strich ihr über das Fell. „Jetzt können wir nur hoffen, dass die Menschen unsere Sprache verstehen.“