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Augenblick

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03.07.2002
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Augenblick

Ein Mann, dessen Identität nicht zu nennen ist, war im Begriff an einem Dienstag Nachmittag die Straße zu überqueren. Ein Auto fuhr vorbei. Die auf dem Rücksitz spielenden Kinder winkten dem dunkel gekleideten Mann zu, während sich dieser, wohlwissend, dass er die Kinder nie wieder sehen würde, beschämt abwandte. Kaum blickte er wieder auf, spürte er den ersten Regentropfen auf seinem blassen Körper. Wie ein Donnerschlag traf es den Mann, der sich fest vorgenommen hatte etwas zu erledigen, das ihm, will man seinem Gesichtsausdruck glauben, sehr wichtig zu sein schien. Der Regen prasselte drohend auf den Kopf des Fremden hinunter, der sich zögernd und doch zielbewusst für den ersten Schritt einstimmte. Autos kamen, Autos gingen. Der Verkehr kam nie zum Erliegen. Nachdem er zwanzig Autos gezählt hatte, von denen ihn dreizehn Fahrer misstrauisch entgegenblickten, stellte er sich an die Ampel, die bereits dreißig Sekunden auf rot stand. Der Mann, dessen Augen grünlich zu funkeln begannen, griff in die linke Jackentasche und zog eine kleine Waffe heraus, die er kurz zuvor von einem Pfandleiher gekauft hatte. Mit der Entschlossenheit eines hungernden Menschen überschritt er die aus pechschwarzem Teer bestehende Straße. Die Tür öffnete sich, als eine schwarz gekleidete Person, man kann sagen, sie war ziemlich groß, in die Bank einlief, einen Mann zur Seite schubste, und die Kassenangestellte mit gezogener Waffe dazu aufforderte das Geld in einen Beutel zu packen. Die Frau, laut ihrem Namenschild hieß sie Fr. Müller, ließ eine starke Angst, aber auch tiefe Neugier erkennen, während sie den Anweisungen des Mannes Folge leistete. Sie schritt hektisch zum Öffnen des Tresors, wobei ihr ein Fingernagel abbrach. Mit einer vollen Tasche kam sie zum Schalter zurück und übergab dem gierig grinsenden Mann das Geld, das er mit einer krallenähnlichen Bewegung an sich riss. Während er die Tasche mit einer starken Befriedigung analysierte, wandte sich ihm ein Mann zu, der einen weißen Pullover trug. Wie alle anderen Menschen, stand auch er bewegungslos auf seinem Platz. Nach ein paar schweigenden Sekunden erhob er die Stimme und fragte den bewaffneten Mann: "Sind sie ein glücklicher Mensch?" Der Fremde, dessen Überraschung kaum zu übersehen war, sah sich diesen Menschen genau an, der ihm eine solche absurde Frage gestellt hatte. Er musterte ihn genau, aber hielt seinen Geldbeutel dabei fest umklammert. Sein Blick wanderte auf die hellgraue Hose, auf den weißen Pullover und schließlich in die hellblau schimmernden Augen, die ihn zu durchleuchten schienen. Der Mann, dessen Identität nicht zu nennen ist, stand an einem Dienstag Nachmittag bewaffnet in einer Bank mit seinem vollen Geldbeutel und machte sich sichtlich Gedanken über diese ungewöhnliche Frage. Die Kassiererin, die immer noch um ihren abgebrochenen Fingernagel trauerte, beobachtete diese Situation mit einer gewissen Anteilnahme. Die Polizei würde bald da sein. Ein voller Geldbeutel und zehn Meter vom Ausgang entfernt. Und doch blieb er wie erstarrt stehen und versuchte verzweifelt eine Antwort auf diese intelligente Frage zu finden. Plötzlich schaute er in die ängstlichen Gesichter um ihn herum und senkte seine Augen auf diese Tasche, die er so fest mit seiner rechten Hand umfasste. Seine Gesichtszüge veränderten sich. Mit einer leicht deprimierten Stimme und mit gesenktem Haupt antwortete er: "Wenn ich glücklich wäre, dann wäre ich wohl kaum hier." Er ließ seine Waffe und den Geldbeutel fallen und schlenderte hinaus in den sirenenerfüllten Regen.

The End

 

Hallo coolspott!

Von der Handlung her würde ich die Geschichte bestenfalls unter „Seltsam“ einreihen, denn außer der Aussage, daß Bankräuber wohl unglückliche Menschen sind, finde ich nichts in Deiner Geschichte, was wirklich mit der „Gesellschaft“ zu tun hätte.
Auch Logik und Stil sind nicht sehr überzeugend.
Zwei kleine Rechtschreibfehler hab ich auch noch gefunden, es muß heißen »von denen ihm dreizehn Fahrer misstrauisch entgegenblickten« und »die Ampel, die bereits dreißig Sekunden auf Rot stand«.

Nur ein paar Details, um Dir verständlich zu machen, warum mir die Geschichte nicht gefällt:
Wofür ist es wichtig, wie der Mann über die Straße geht und daß es regnet? Klar kann man für das Stimmungsbild erwähnen, daß es regnet, aber warum derart ausführlich und übertrieben, daß ihn die „ersten Regentropfen“ „wie ein Donnerschlag“ treffen? Und was ist „dunkel gekleidet“? Schwarz? Dunkelblau? Braun? …
Warum beschreibst Du erst seinen gescheiterten Versuch, abseits der Ampel über die Straße zu gehen, wenn er sich dann doch erst »zögernd und doch zielbewusst für den ersten Schritt einstimmte«? – Wie soll ich das verstehen, mir vorstellen? :shy:

Autos kamen, Autos gingen.
Autos fahren vorüber, sie gehen nicht.
Nachdem er zwanzig Autos gezählt hatte, von denen ihn dreizehn Fahrer misstrauisch entgegenblickten
Warum sollten sie das tun? Und warum die genaue Angabe? Willst Du damit sagen, daß sich 65 % der Autofahrer Gedanken über am Straßenrand stehende Menschen machen? – Gesellschaftlich gesehen ist das fast ein satirisches Element in Deiner Geschichte…
zog eine kleine Waffe heraus, die er kurz zuvor von einem Pfandleiher gekauft hatte. Mit der Entschlossenheit eines hungernden Menschen überschritt er die aus pechschwarzem Teer bestehende Straße.
Wie und wann und wo er die Waffe gekauft hat, ist völlig irrelevant – wichtig ist nur, daß er sie hat. Und warum zieht er sie bereits, bevor er über die Straße geht, und nicht erst in der Bank? :susp:
Wenn Du sagen willst, daß er hungert, dann versteh ich obendrein nicht, warum er sich dann eine Waffe statt etwas zu essen kauft (Waffen sind ja nicht so billig), und wenn Du wirklich nur meinst, wie ein hungernder Mensch, dann find ich die Formulierung hier unpassend.
Die Frau, laut ihrem Namenschild hieß sie Fr. Müller, ließ eine starke Angst, aber auch tiefe Neugier erkennen
Wie die Frau heißt, ist nicht wichtig, eher wäre eine Beschreibung, wie sie denn ihre Angst erkennen ließ, interessant, beispielsweise „Mit zitternden Händen packte sie das Geld in die Tasche“, gilt natürlich ebenso für die Neugier: Wie läßt sie denn die Neugier erkennen, außer durch die anschließende Frage? Ich kann mir nicht vorstellen, wie eine von einer Waffe bedrohte Frau, die logischerweise Angst hat, zusätzlich Neugier erkennen läßt. Wobei ich nicht ausschließe, daß sie noch dazu fähig ist, sich Fragen zu stellen, aber wie läßt sie das erkennen?

Ich könnte hier so weiter machen, bis zu der Frage, was er sich denn am Schluß gedacht hat, als er dann ohne Geld aus der Bank geht. Du schreibst in der Einleitung so viel von dem, was er sich denkt oder vielleicht denkt, und gerade am Schluß, der einzigen Stelle, wo es meiner Meinung nach wirklich interessant wäre (und der eigentlich die Geschichte ausmacht), läßt Du aus…
Was hat die Frage der Kassiererin in ihm ausgelöst? Wie hat er sie für sich beantwortet? Der Logik nach würde man wohl eher meinen, daß er eben deshalb, weil er unglücklich ist, möglichst rasch das Geld nehmen und verschwinden würde, sieht er es doch als Mittel zum Glück, sonst wäre er ja nicht in die Bank hineingegangen… Denkt er plötzlich einen Schritt weiter, daß er im Gefängnis auch nicht glücklich werden würde? – Würdest Du Dich mehr auf diese Szene statt auf die Einleitung konzentrieren, könnte direkt noch ein richtiger Gesellschaftstext draus werden… ;)
Weil ich grad nochmal auf den Titel geschaut hab: Du nennst die Geschichte zwar „Augenblick“, aber Du beschreibst eben genau diesen Augenblick nicht, sondern nur das Davor und das Drumherum.
Aber weiter will ich Dich jetzt nicht quälen. Vielleicht versuchst Du ja noch einmal, was draus zu machen. ;)

Liebe Grüße,
Susi :)

 

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