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Aus der Sicht eines Toten
Das Letzte, das ich noch sah, war dein Körper über mir.
Verschwommen, wie ein Umriss aus Kreide, der im Regen zerläuft.
Bei dir zu sein erfüllte mein Leben.
Du warst immer für mich da.
Ich konnte mich getrost in deine Arme begeben, denn du hättest mich nicht fallen lassen.
Im Gegenteil, du würdest mich auffangen, egal wie tief ich auch fiele.
Die Kreidetropfen deines Körpers über fielen mich wie Tränen und spätestens als meine Haut sie durstig aufnahm, wurdest du ein Teil von mir.
Dann stand ich am Fenster und schaute in die Nacht hinaus, konnte nicht schlafen, wenn du neben mir lagst. Ich frage mich, wie du schlafen konntest, wo die ganze Welt sich um dich drehte.
Deinen Herzschlag vernehme ich auch aus der Ferne. Eine monotone Melodie, doch reich an Farben.
Ich weiß nicht mehr, wann mein Herz aufhörte zu schlagen. Es müsste irgendwann zwischen Mondlicht und Nebelschwaden gewesen sein.
Als du mir sagtest, dass wir eines Tages auf diesen Lebensabschnitt zurückschauen und nur die guten Zeiten sehen werden.
Zeiten in denen wir uns brauchten, füreinander da waren und uns ergänzten.
Meine Aufgabe in deinem Leben schien erfüllt und so ging ich fort.
Doch ich brauche dich auch hier noch. Ich werde dich immer brauchen.
Nun ist es Zeit zu hoffen, mich von der warmen Nachtluft tragen zu lassen, zu einem neuen Ort, in eine neue Welt voller neuer Feinde.
Ich vermisse dich. Jetzt schon!