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Aus Liebe

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19.03.2003
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Aus Liebe

Aus Liebe

Sie rührt sich nicht, sitzt ganz still. Ihr Körper lauscht der Stimme, erwartet die Hand, die eben noch ihren Rock hochgeschoben hat.

„Was darf ich Ihnen bringen?“, hat der Wirt sie gefragt und damit unterbrochen, was diese Hand in ihr ausgelöst hat.
„Wir nehmen das Tagesmenü“, sagt Claude. Seine Blicke verweilen auf Maries Brüsten. „Dazu einen Roten."

„Weshalb sind wir hier?“, fragt Marie und versucht, ihre Verunsicherung gekonnt hinter einer glatten Maske zu verstecken.

„Ich habe Hunger“, sagt er. „ Du nicht?“
Marie nickt. Bemerkt den Funken in seinen Augen, die Blicke, mit denen er ihr Gesicht abtastet.
Das Gasthaus liegt abgelegen. Marie weiß nicht, wo sie sich befindet. Irgendwann hat sie die Orientierung verloren, als er von der Autobahn abgefahren ist.

Wieder schiebt der Mann seine Hand unter ihren Rock, zeichnet die Form ihrer Beine nach.
Kurz vor ihrem Schoß hält die Hand inne.

Marie schließt die Augen, um nichts mehr zu fühlen.

Aber das funktioniert nicht. Sie sieht sich, ein Mädchen, das weint und unten am Hauseingang steht. Die Tränen laufen über das schmutzige Gesicht und hinterlassen Spuren. Sie weint still, sieht die Mutter hinter dem Vorhang am Fenster stehen. Marie weiß nicht, warum die Mutter sie nicht einlässt. Sie möchte hinein, doch ihr Finger erreicht den Klingelknopf nicht. So sehr sie sich auch anstrengt, sich reckt, ihrer Mutter gefallen möchte, es gelingt ihr nicht, zu läuten.

Einem aufmerksamen Gast wäre Maries Irritation sicher aufgefallen.
Aufgefallen, weil sie vom Tisch abrückt.

„Hast du eine Zigarette für mich?“, fragt sie Claude, sieht auf den Tisch, als wolle sie den anderen Mann nicht ansehen.
Sie hat noch nie geraucht. Weiß nicht wie sie die Zigarette halten soll. Die Knöchel ihrer Hand sind ganz weiß, als sie die Zigarette zwischen Mittel- und Zeigefinger balanciert. Sie zieht am Filter, wie sie an einem Eis lutschen würde.

Claude sieht, wie sie sich bemüht.
Versucht, ihm zu gefallen.

Marie kann dem Vater nichts recht machen. Dabei ist sie doch so bemüht. Hat immer gute Zensuren, ist artig gekleidet und holt ihm seine Hausschuhe, wenn er abends eintrifft. Doch statt eines Lächelns sieht sie nur: Die Lippen sind dünn wie ein Strich. Damit der Vater sie endlich wahrnimmt, büffelt sie wie besessen, ist Klassenbeste. Trödelt nicht. Raucht nicht. Spielt Klavier. Wartet auf seine Zuneigung.

„Nicht deine Marke?“ fragt der Fremde und schiebt ihr den Aschenbecher hin.
Marie schüttelt ihren Kopf, drückt unbeholfen die Kippe aus, verbrennt sich dabei die Fingerkuppen.

Der Schmerz weckt etwas in ihr. Ihr Herz pocht schneller, fühlt mehr als nur den Schrecken von heißer Glut auf Haut.

Plötzlich sieht sie, wie ungemütlich der Gastraum, wie schäbig dessen Ausstattung ist.
Auch die laue Luft, die durch blinde halbgeöffnete Fenster hineinströmt, kann ihr nicht nehmen, was in ihr keimt.

„Wo sind wir hier?“ fragt sie daher Claude. Weiß aber: er wird nicht antworten.

Er hat noch nie ihre Fragen beantwortet, wenn sie sich heimlich im Park getroffen haben.
Jedes Mal hat er ihr etwas geschenkt. Ein Parfüm, einen Lippenstift, einen goldenen Kamm.
Mit dem Lippenstift hat er die Form ihres Mundes nachgezeichnet. Er hat sie geküsst und gestreichelt. Liebevoll ist er gewesen.
„Du musst deine Schätze gut verstecken“, hat er ihr ins Ohr geflüstert.

Nachdem Marie Claude kennen gelernt hat, ist sie von ihm fasziniert. Sie verliebt sich, bewundert ihn. Natürlich darf keiner von der Beziehung erfahren. Ihr Geheimnis prickelt, macht sie lebendig.
Lügen werden Maries Spezialität. Ohne diese käme Marie nicht aus ihrem elterlichen Gefängnis heraus.
Statt beim Klavierunterricht zu sein, küsst sie Claude.

„Warum sollte ich die Geschenke verstecken?“, fragt sie Claude und bohrt mit ihrem Zeigefinger Löcher in das abgenutzte Holz des Tisches.

„Es sollte doch unser Geheimnis sein“, sagt er und streichelt ihre Hand. Fühlt deren Kälte.

„Hast du es verraten?“, fragt er mit einer Stimme, die scharf klingt, als ob sie die blaue Luft durchschneiden will.
Marie fühlt, wie entsetzlich falsch es gewesen ist, ihn zu fragen.
„Nein, meine Eltern wissen nichts davon.“

Wissen nicht, wie schön es gewesen ist. Es hat nur sie gegeben, auf dem Vordersitz seines Autos haben sich seine Hände in ihren Hintern gegraben. Marie hat gesprüht, als er sie entjungfert hat.

Sie betrachtet Claude, fühlt ihre Liebe zu diesem Mann, der ihr Vater sein könnte. Claude hat ihr gezeigt, wie kostbar sie ist. Ihr ins Ohr geflüstert, wie sehr er sie braucht. Sie gefragt: „Liebst du mich ebenso sehr?“

„Ich würde alles für dich tun“, hat sie gesagt.

Die Hand unter ihrem Rock findet ihre Scham. Marie zuckt zusammen, als der fremde Mann seine Finger in sie bohrt.

 

ha, diesmal bin ich wirklich die Erste! Ich kann nicht genau sagen wieso, aber ich habe schon beim ersten Absatz an Kindesmissbrauch gedacht! Wenn ich es richtig verstanden habe, liebt sie Claude und der geht weg (verstößt das nicht gegen die Regeln?), damit ein anderer Mann sich an ihr vergehen kann? Wo kommt der auf einmal her? Das war ziemlich verwirrend. Die Sehnsucht nach Liebe hast du gut rüber gebracht: " Wissen nicht, wie schön es gewesen ist.", wirklich? Aber was genau war schön, dass er sie liebt oder der Sex?
" Marie hat gesprüht, als er sie entjungfert hat." Denkt so ein missbrauchtes Kind? Eigentlich will ich es nicht genauer wissen, das Thema an sich ist so scheußlich!
Wenigstens die Beziehung zu den Eltern hättest du ausführlicher schildern können, so ist es mir nicht schlüssig genug. Wie alt war sie z. B. bei der Adoption? Wie äußert sich die Liebe der Eltern? Ich bin sicher, du kannst mehr daraus machen!

Ein Tippfehler:
" „Dazu einen Roten.": Anführungszeichen Ende
Gruß tamara

 

Liebe Tamara,
Ich bin froh, das diese Geschichte überhaupt zustande kam. Leider ist dein Gedanke mit dem Kindesmissbrauch ein falscher Gedanke.

Wo kommt der auf einmal her?
Er saß mit am Tisch.
Goldene Dame

 

Hallo Goldene Dame,

Leider ist dein Gedanke mit dem Kindesmissbrauch ein falscher Gedanke.
Dann verstehe ich gar nichts mehr! Warum denkt sie dann an ihre Eltern? Warum erwähnst du den anderen Mann vorher nicht? Oder bin ich mal wieder zu blond? :confused: Hilfe!
tamara

PS: Gottseidank! Statt leider! ;)

 

Ihr Körper lauscht der Stimme, erwartet die Hand, die eben noch ihren Rock hochgeschoben hat. Da ist er doch :D
Liebe Tamara, es geht um Prostitution.;)

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo nochmal,

Ihr Körper lauscht der Stimme, erwartet die Hand, die eben noch ihren Rock hochgeschoben hat.
Das hätte doch genausogut Claude sein können! Und klar ging es um Prostitution: "damit ein anderer Mann sich an ihr vergehen kann". Ok, ich habe für heute genug Geschichten gelesen, ich warte jetzt ab, was die anderen dazu sagen.
gute Nacht!
tamara

PS: Vielleicht schreiben wir nur aneinander vorbei: Also für mich war es Kinderprostitution, das ist für mich auch Kindesmissbrauch. Das ist für mich das schlimme daran! Und natürlich muss der andere Mann auch vorher schon am Tisch gesessen haben. Ich habe nur den Eindruck, dass du den Leser hier unnötig verwirrst. Jetzt klar?
liebe Grüße
tamara

 

Hi Goldene Dame,

schön das du es geschafft hast, einen Beitrag zur Challenge zu schreiben :)

Es geht um einen Zuhälter, der sich durch hinterhältige Zuwendung, ein junges Mädchen gefügig gemacht hat.

Dein Prot hat mit 17 erfahren dass sie adoptiert ist.
Wie alt war sie, als sie die Geliebte des Mannes wurde?
Vieleicht ein oder zwei Jahre älter?

Damit wäre dann der Kindesmissbrauch aus der Welt geschaffen.

Ich mußte die beiden letzten Sätze auch zweimal lesen, bis ich begriff.
Beim ersten Mal, hatte ich den fremden Mann überlesen.

Deine Prot wirkt auf mich wie eine 15jährige.
Doch weiß ich auch von einem Fall, wo eine 19jährige aus Liebe zu einem Mann zur Prostituierten wurde, nur um seine Liebe nicht zu verlieren.
Daher rührt meine Geschichte - Der Sturm im Bild -, der bei besagter Person, nur leider noch nicht eingetroffen ist.(der Sturm) :(

Das der Fremde plötzlich am Tisch sitzt, hat mich nur einen Moment verwirrt.
Du hast ganz einfach einen kleinen Zeitsprung gemacht.
Ich finde, dadurch hast du einen Schockeffekt erzielt, der nicht gewesen wäre, wenn du beschrieben hättest, das der Fremde an den Tisch kommt.

Somit finde ich den Schluß deiner KG sehr gelungen. :thumbsup:
Auch das die Kneipe schmuddelig ist, wie deine Prot zu spät bemerkt, passt zu der KG.

Das Thema ist schrecklich, aber leider gehört es zu unserer Gesellschaft.

Trotzdem hat mir deine Geschichte, so wie du sie geschrieben hast gefallen. :)

Liebe Grüße, coleratio

 

@Häferl

also ich habe es so verstanden, dass Claude mit Marie ins Lokal kommt.
Der Fremde schon irgendwo sitzt und nur auf ein Zeichen wartet.

Dann, als Claude zu Marie sagt: Ich hoffe du liebst mich so, wie ich dich.
Marie antwortet, ich würde alles für dich tun.
Das ist der Moment, wo Claude dem Anderen ein Zeichen gibt, was allerdings nicht beschrieben wird und mMn auch nicht sein muß.

Danach sehe ich in der Geschichte einen Szenenwechsel.
Es wird nicht beschrieben, wie der andere Mann an den Tisch kommt.
Genauso wie nicht beschrieben wird, wie Claude den Fremden erklärt, und wie Claude den Tisch verlässt.
Nur das Marie den Finger des Fremden spürt, sich zu ihrem Geliebten dreht und sagt, dass sie ihn liebt.
Damit hat sie, denke, sich mit der Situation abgefunden.

Hmm, hoffe das stimmt so, hätte die KG vielleicht noch mal lesen sollen :hmm:

Naja, Goldene Dame wird es schon erklären ;)

 

Leider wurde mir nicht eingangs klar, dass da ein weiterer Mann sitzt. Erst am Ende bleibt das als einzige Erklärung: Claude verleiht seine Bumspartnerin an einen anderen.
Damit ergibt sich auch der Grund, warum das alles in einem Gasthaus stattfindet. Der Ort wäre ansonsten völlig beliebig. Aber an der Klarheit der Ausgangssituation solltest Du wirklich arbeiten. Man kapiert einfach nicht, dass "er" nicht immer (nie?) Claude ist. Vielleicht ist das auch Absicht - aber ich würde in dieser Geschichte den Leser nicht derart hinters Licht führen. Das ist nicht nötig, das Thema gibt genug her.
Womit ich beim Thema wäre: Die Emotionen kommen gut rüber. Aber es ist zuviel Erklärung erforderlich (der längere Absatz kurz vor Schluss), um dem ganzen einen Sinn zu geben. Das lässt die Geschichte für mich leider etwas gezwungen erscheinen. Die Beschränkung auf den Ort ist vermutlich schuld, sonst hättest Du eine Szene im Park oder zuhause einfügen können.
Außerdem bleiben Claudes Beweggründe im Dunkeln. So wird er zum Zuhälter, missbraucht seine blutjunge Geliebte. Warum? Okay, man kann es offen lassen, es tut der Geschichte keinen Abbruch. Insgesamt finde ich sie aber zu kurz. Eine emotionale Bindung zur Hauptfigur ist zwar möglich, aber als es gerade interessant wird, ist schon Schluss.

Fazit: sprachlich ganz gut (wenngleich wie erwähnt missverständlich), inhaltlich guter Ansatz, der sich aber (durch die Challenge-Vorgabe) nicht entfalten kann.

Uwe
:cool:

 

also, nun bin ich auch verwirrt.

Ist es zuerst die Hand von Claude, die ihre Schenkel berührt, oder sitzt der Fremde wirklich schon von Angang an mit am Tisch? :hmm:

na Goldene Dame, nun will ichs aber wissen!

glg, col

 

Uwe Post schrieb:
Eine emotionale Bindung zur Hauptfigur ist zwar möglich, aber als es gerade interessant wird, ist schon Schluss.

Wo es interessant wird, ist schon Schluß? Ich denke an den Vergleich einer Kurzgeschichte mit dem Wurf eines Steins ins Wasser. Die Kurzgeschichte sei genau der Moment, in dem der Stein das Wasser berührt. Flug und Untergang uninteressant. Denn beides erschließt sich, Vorher und Nachher.

Wie es weitergeht, muß nicht erzählt werden. Wozu auch.

In dieser Definition halte ich den Text für ziemlich gut. Allerdings denke ich, daß die Anwesenheit des dritten Mannes wirklich deutlicher herausgestellt werden sollte. Ich bekenne, ihn auch nicht entdeckt zu haben.

 

Hallo!

Also, wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich es die ganze Zeit über so gelesen, dass sie alleine am Tisch zurückbleibt und erst dann jemand neues dazukommt. Ich weiß nicht, ob das an meiner eigenen Blödheit liegt, aber ich habe erst verstanden, dass jemand anderes Marie berührt hat, nachdem ich die anderen Kommentare überflogen habe.

Ansonsten hat's mir ziemlich gut gefallen, natürlich ist Marie naiv, aber da haben schon ganz andere ähnliche Dummheiten gemacht, weil sie vor Liebe blind waren.

Liebe Grüße,
gori

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo zusammen
@ Tamara
Meine Geschichte soll die die Anfänge einer jungen Frau sich zu prostituieren erzählen. Es mag sich ein wenig auch nach Missbrauch anhören. Dieses Gefühl ist wohl auch einerseits richtig, wenn man bedenkt, dass Marie aus Liebe zu Claude sich die sexuellen Übergriffe gefallen lässt, obwohl sie heimliche Zweifel durch den Widerwillen hegt.
@ coleratio
Der Mann war schon dort und es war immer seine Hand.
Claude hat Marie wie Schlachtvieh daneben gesetzt. Marie war bis dahin ahnungslos und als der Fremde sie befingert sitzt Claude ungerührt daneben und bestellt das Essen. Während der Fremde seine Beute abtastet, wird Marie klar, was Claude von ihr erwartet. Auch wenn es sie ekelt, sie macht mit. Aus Liebe? Oder verwechselt sie ihre Gefühle mit etwas anderem?
Das wollte ich erzählen.
@ Häferl

Mir ist natürlich klar, dass der Leser nicht sofort den Bezug findet, dass die Hand nicht zu Claude gehört. Erst am Schluss wird die Auflösung erzählt: Marie soll sich für Claude prostituieren. Er ist ein Zuhälter und hat sich die unerfahrene Marie gefügig gemacht.
Dass die Hand unter ihrem Rock nicht Claude gehören kann, habe ich schon gleich zu Anfang gezeigt, indem Marie ja auch durch ihr Verhalten aufzeigt, dass die Hand ein Übergriff und nicht ein erotisches Techtelmechtel ist. Da der Leser aber erfährt, dass sie Claude liebt, muss er sich doch fragen, warum sie sich so verhält. Das Vertrauen und die Liebe zu Claude bestand schon vorher, was ich durch die Rückblende erzählt habe. Und ich habe in der Rückblende erzählt, wie er seine Liebe Marie zeigt. Er ist ein Zuhälter und sie ist naiv und ein Opfer. Warum sie ein Opfer wurde habe ich auch angerissen.
Diese Geschichte ist von mir so aufgebaut, dass der Leser mitdenken und sich fragen muss: was geschieht hier, indem ich ihm quasi als Erzähler viele Beobachtungen mitteile, sie aber nicht erkläre. Ich habe bewußt dem Leser diesen Freiraum gegeben, um ihm die Fantasien zu ermöglichen, die Geschichte zu ergänzen.

Hallo Uwe,
Ich will den Leser nicht hinters Licht führen. Er ist arglos, wie Marie. Die da sitzt und plötzlich befingert wird. Stell dir vor, du sitzt am Nebentisch und beobachtest die drei. Siehst Marie, die nicht weiß, wie ihr geschieht. Das ist mein Ansatz zu der Geschichte.
Ob es nun an der Challenge- Vorgabe liegt, dass die Geschichte mehr Potential entfalten kann, will ich nicht bestreiten. Ich hätte dieses Thema bestimmt auch in einer anderen Geschichte ausführlicher beschrieben. Aber nach der Vorgabe wollte ich möglichst wenig Geschichte, eine knappe Handlung und einen Konflikt darstellen, der dem Leser Freiraum für eigene Gedanken bietet.

@ chrucher

Die Kurzgeschichte sei genau der Moment, in dem der Stein das Wasser berührt.
Dem kann ich nur zustimmen.
@gori
Ich glaube nicht, dass du blöd bist, denn das ist ja der Hauptkritikpunkt der Geschichte.
Niemand, außer Coleratio, hat beim ersten Lesen den dritten Mann gelesen. Erst nachdem er sich mit der Geschichte beschäftigt hat, versucht er zu ergründen. Liest vielleicht ein zweites Mal, wird aufgefordert sich ihr Verhalten anzusehen und ihre Beweggründe zu erschließen. Kommt dann in logischer Konsequenz darauf, dass es ein anderer sein musste, weil diese Vermutung am Schluss bestätigt wird.

Danke Euch allen fürs Feedback. Denke noch mal drüber nach ob ich den dritten Mann deutlicher machen sollte.

Goldene Dame

 

Hallo Goldene Dame,
also erst einmal möchte ich nur am Rand bemerken, dass ich es auch schrecklich finde, wenn ein junges Mädchen durch angebliche "Liebe" auf den Strich geschickt wird. Klar doch!

Diese Geschichte ist von mir so aufgebaut, dass der Leser mitdenken und sich fragen muss: was geschieht hier, indem ich ihm quasi als Erzähler viele Beobachtungen mitteile, sie aber nicht erkläre.
Das finde ich grundsätzlich gut, ich möchte wirklich nicht alles vorgekaut bekommen. Bei dieser Geschichte sind die Lücken, die du lässt so groß, dass ich Mühe habe, mir ein Bild zu machen. Ich habe z. B. beim ersten Lesen verstanden, dass ein zweiter Mann bei ihr bleibt und sie von ihrem Geliebten verkauft wird. Nur wird für mich in der Geschichte selbst nicht klar, ab wann der zweite Mann sie befingert. Vielleicht liegt das dadran, dass ich persönlich auch vom Tisch abrücken würde, wenn mein eigener Mann mich im Lokal befingern würde! Aber bitte nicht weitersagen! :D Was ich damit sagen will ist: Jeder liest eine Geschichte mit seinem eigenen Erfahrungshintergrund. Wenn du mir als Leser zuviel Spielraum lässt, denke ich natürlich mit und baue mir etwas zusammen, was aber einem anderen Puzzleteil von dir dann plötzlich nicht mehr passt. Und ich sitze dann da frustriert und weiß nicht, was ich damit machen soll. Z. B. leuchtet mir immer noch nicht ein, warum ein mindestens 17jähriges Mädchen ihren Eltern nicht von ihrem Freund erzählt. Bis jetzt hat er sie doch noch nicht auf den Strich geschickt, nicht wahr. Deshalb war ich der festen Überzeugung, dass sie jünger ist.

Ich hoffe, du verstehst jetzt, was ich meine. Natürlich musst du deine Geschichte jetzt nicht für mich oder alle anderen umschreiben. Ich möchte nur erklären, wie es bei mir ankommt, auch nach dreimaligem Lesen. Und ich weiß, dass du verdammt gut schreiben kannst!
ganz liebe Grüße
tamara

 

Ach liebe Tamara, wenn ich das Gasthaus gewußt hätte, wäre meine Geschichte das Totem jetzt erst erschienen. :D.
Meine letzten Geschichten sind bestimmt auch besser als diese, da gebe ich dir Recht, und vielleicht liegt es an der Vorgabe, die ich schon unwissend genutzt hatte, dass meine Lust sooo eine Geschichte nocheinmal zu schreiben auch wirklich begrenzt war.
Oder es ist einfach auch nur meine Schreibblokade, weil ich zum Challenge eine Geschichte beitragen wollte. Im Moment bin ich einfach zu abgehetzt um wirklich gut schreiben zu können. Ich denke auch, dass ich in dieser Geschichte mit noch mehr Feinarbeit Lücken auffüllen könnte, die den nicht erfahrenen Leser weniger frustrieren mögen. Ich habe erst gestern die Idee zu der Geschichte gehabt. Sie geschrieben und heute noch einmal gelesen. Morgen ist der letzte Tag. Mal sehen.

 

Hi Goldene Dame,

wow, erstaunlich wieviel Andere in deine Geschichte hinein interpretieren können, was?
Ich selber fand die Geschichte ganz gut. Nicht umwerfend und auch nicht schlecht.
Meine Benotung: 3+

Gruß, Nordwind

 

„Hast du eine Zigarette für mich?“ sagt sie zu Claude,
„Nicht deine Marke?“ sagt er und schiebt ihr den Aschenbecher hin.

Hallo goldene Dame,

wenn ich mir deine Antworten auf die Kommentare hier durchlese, dann erübrigt sich eigentlich meine Frage, aber hast du auch Stephen King gelesen und bist plötzlich auf dem Trip, dass keine Beschreibugen für die Form einer wörtlichen Rede mehr benannt werden dürfen, weil das aus dem gesprochenem Satz (hier dem Fragezeichen) hervorgehen muss?

Hast du dich etwas so verunsichern lassen? Mir jedenfalls stößt (allerdings unter dem Eindruck einiger Bemerkungen hier in der letzten Zeit) das "sagte" hinter dem Fragezeichen jedenfalls in diese Richtug auf. ;)


Ok, das ist ja aber nur ein nichtiger Aspekt in deiner Geschichte, den ich gerade mal missbraucht habe, um die Absurdität Kingscher schriftstellerischer Glückseligkeitsdogmen aufzuzeigen.

Kommenr wir also zu deiner Geschichte. Komischerweise war mir klar, wovon du schreibst. Insofern verwunderten mich die Bemerkungen.
Spätestens bei der Frage nach der Zigarette wird klar, dass da noch jemand am Tisch sitzt.
Insofern finde ich deine Geschcihte auch gelungen.
Gestört hat mich eher ein bisschen Beiwerk, wie die Adoption, die als Erklärung für die Naivität herhalten muss. Da frage ich mich, warum kann Marie nicht ein "normales" Mädchen sein. Verlustangst, die aus dem Gefühl, zu lieben, Dinge tun lässt, die man unter gewöhnlichen -dingen nicht tun würde, ist nicht nur traumatisierten Menschen zu eigen.
Nun kannt du schreiben, in deiner Geschcihte sei es eben so, und das sei dir unbenommen, trotzdem frage ich mich, warum du es so möchtest. Welchen Zweck hat es für dich?

„Du musst deine Schätze gut verstecken“, hat er ihr ins Ohr geflüstert.

„Warum sollte ich die Geschenke verstecken?“ fragt sie Claude und bohrt mit ihrem Zeigefinger Löcher in das abgenutzte Holz des Tisches.

„Es sollte doch unser Geheimnis sein“, sagt er und streichelt ihre Hand. Fühlt deren Kälte

noch einmal OT: Irgendwann werden hoffentlich alle Eltern ihren Kindern beigebracht haben, dass Liebe keine Geheimnisse kennt.

Lieben Gruß, sim

 

Hallo Nordwind,
Danke fürs Lesen und Bewerten, obwohl ich die Messlatte nicht kenne ;)

Halllo Sim,

In allen meinen letzten Geschichten habe ich die Beschreibungen der wörtlichen Rede auf sagen reduziert. Manches Mal habe ich doch noch fragen gebraucht, aber nur aus Gewohnheit. Am liebsten sind mir Dialoge ohne die Beschreibung. Doch man muss ja nicht alle Stilmittel ausschöpfen um hintergründig zu bleiben. Das kam nicht durch King sondern durch viele Bücher, die ich in letzter Zeit gelesen habe. Bei einigen Büchern war die wörtliche Rede nicht mal in Anführungszeichen, weil der Autor sie als störend empfindet.;

Warum ich die Adoption genommen habe, war für mich tatsächlich nebensächlich. Ich wollte nur fden Leser vor Augen führen, dass sich Marie in einer einer Ausnahmesituation befand. Sie ist ein normales Mädchen, doch was ist denn normal? Auf alle Fälle sehe ich Marie nicht als traumatisiert an. Es ist nur so, dass ein besonderes Ereignis stattgefunden hat, das jeden Menschen, meist unbewußt beeinflußt. Hochzeiten, Tod eines Menschen, Berentung, all jene Dinge müssen Menschen in ihrem Alltag bewältigen, ohne dass man besonders darauf Obacht gibt.
Marie fühlt nur: Nichts ist mehr wie es war, sucht ihr inneres Gleichgewicht, findet es in Claude, weil ihr Gleichgewicht zu den Eltern gestört ist, kann sie nicht dort den Anfang machen. Du kannst die Adoption auch so sehen, dass sie, feinfühlig wie Kinder nun mal sind, Andeutungen mitbekommen hat, die natürlich in ihrer Fantasie ausgeschmückt wurden, je öfter sie sie ohne Erklärung hörte. Dann liefert die Adoption auch einen Grund dafür, dass sie ihr Ur-Vertrauen verloren hat, da ihre Eltern bis zu ihrem 17. Geburtstag in Wirklichkeit nie gänzlich offen zu Marie waren.
Ich hätte dieses alles natürlich erzählen können :(
Aber es sollte nur eine klassische kurzgeschichte werden. Unmittelbarer Einstieg, die Charakterdarstellung sollte dem Handlungsverlauf entnommen werden, der Konflikt vom Leser erschlossen und das Ende halb offen, um Spielraum für die Gedanken des Lesers zu lassen.
Die Sprache schlicht, nichtmal symbolträchtig.
Vielleicht wäre Marie einen Monat später nicht mehr auf Claude hineingefallen. Denn im Gasthaus wird sie ja unsicher, als sie merkt, welchen Preis sie zahlen soll.

OT kann ich hinzufügen, dass heute Eltern auch nur Menschen sind. Manchmal erreicht man sein Kind nicht mehr, weil der eigene Anteil daran auch schmerzhaft ist und gerne verdrängt wird. Liebesgeheimnisse wird es immer geben, weil es auch schöne Geheimnisse gibt, die beide nur zu zweit teilen möchten. Eltern müssen ihren Kindern den Unterschied zu Geheimnissen, die sich gut anfühlen, klar machen. Und das ist nicht immer einfach.
Ganz lieben Gruß
Goldene Dame

 

Ah, danke Susi für die Erklärung. ;)Ich habe fast den Halbsatz vergessen, den ich eingefügt habe.

 

Nein goldene Dame,

ich wollte nicht, dass du in der Geschichte erklärst, warum das Mädchen adoptiert sein muss, sondern ich wollte nur, dass du es für dich weißt. Ich kann deine Argumentation schon nachvollziehen. Allerdings lag genau darin mein Problem. Natürlich bringt die Nachricht, adoptiert zu sein einen Menschen erst mal aus dem Gleichgewicht. Und natürlich kann man in einer solchen Situation auch erstmal labiler und verführbarer sein.
Mir erschien es nur als unnötige Erklärung, was genau deine Protagonistin dahin bringt, so zu lieben. Du weißt, ich verdichte und kompriniere gern verschiedene Schicksale und Probleme. Mir war die Adoption hier eine Spur zu viel. Und ein einziger Satz in deiner langen Erklärung gab mir dabei recht. ;)

Warum ich die Adoption genommen habe, war für mich tatsächlich nebensächlich.

Lieben Gruß, sim

 

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