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Serie Azrael - Am Bahnsteig

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25.12.2001
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Azrael - Am Bahnsteig

"Schon wieder zu spät. Der Boss wird mich umbringen." Mit diesen und ähnlichen Gedanken im Kopf stand Daniel ungeduldig, aufgeregt und, durch den Regen draußen, nass am U-Bahnsteig. Sein alter Flohmarktwecker hatte wieder einmal versagt und ihn nicht um halb sieben sonder um viertel nach acht geweckt. Dieser alte Wecker würde nie wieder versagen. Dafür hatte Daniel schon mit einem kräftigen Wurf gegen seine Schlafzimmertür gesorgt. Er würde zwar einen neuen Wecker und vielleicht eine Tür brauchen, aber das war momentan nebensächlich. Es gab wichtigeres. Besorgt sah er wieder auf seine Armbanduhr. Sechs nach halb neun. In solchen Situationen hasste er sein Leben und würde am liebsten im Boden versinken oder vor ein Auto hüpfen. Die Digitalanzeige die neben ihm hing, informierte ihn dass die nächste Bahn in vier Minuten eintreffen würde. Daniel glaubte die rotleuchtenden Ziffern würden ihn geradezu verhöhnen. Er schloss seine Augen und versuchte etwas seine Gedanken zu ordnen. Als er seine Augen wieder öffnete hatte er sich etwas beruhigt und lenkte sich ab in dem er seine Umgebung beobachtete. Viel Interessantes gab es da eigentlich nicht. Nur rechts neben ihm eine Frau, die am anderen Ende des Bahnsteigs wartete, einem schlafenden Penner, unter einer dreckigen alten Decke zu seiner linken und den ganzen Müll der vor ihm auf den Gleisen lag.
Die Anzeige schaltete auf drei Minuten. Er beschloss sich auf eine der Bänke zu setzten und dort mit gesenktem Kopf weiter zu warten. Während er wartete bemerkte er beiläufig das die Frau am anderen ende des Bahnsteigs auf ihn zuging. Er hob den Kopf und beobachtete wie die Frau langsam den Bahnsteig entlang in seine Richtung ging. Nein. Nicht in seine Richtung, auf ihn zu. Bei dieser Erkenntnis wurde Daniel aus irgendeinen Grund unwohl. Daniel versuchte sie die wenigen Meter hinweg zu mustern. Sie war eher klein, hatte einen teuer aussehenden roten Pulli, eine enge schwarze Jeans an und trug eine schwarze Sonnenbrille. Ihre Haare hatte sie, wie man sah, mit großer Sorgfalt unter einem Tuch versteckt und sie trug ein rot-weißes Halstuch. Als die Frau Daniel erreichte blieb sie stehen und sah ihn, durch ihre abgedunkelte
Sonnenbrille hindurch, durchdringend an. Er wollte ihren Blick erwidern, ihr ins Gesicht sehen doch aus irgend einem perfiden Grund konnte er das nicht. Ihr Blick schien ihn körperlich regelrecht nieder zu drücken. Daniel versuchte aufzustehen, rutschte aber durch diese unsichtbare Last auf ihm nur von der Bank herunter auf die Knie. Vor seinen Augen tanzten bereits grelle Punkte. Die Anzeigentafel schaltete auf zwei Minuten. "Was...zur Hölle...ist hier los?" brachte Daniel keuchend und nur unter großer Anstrengung hervor. Plötzlich trat eine weitere Person in sein Blickfeld und die Unsichtbare Last war auf einem Schlag verschwunden. Keuchend, hustend und um Atem ringend sah Daniel zu der soeben erschienenen Gestalt empor. Es war ein junger schwarzhaariger Mann, der einen weißen Mantel trug, der ihm bis zum Boden reichte. Dieser begann in einer Stimme, die sicher im Normalfall angenehmen und wohlklingend war, aber jetzt hörbar von Zorn erfüllt war zu reden: „Du weißt was hier los ist, oder etwa nicht?" Heftig kopfschüttelnd verneinte Daniel. Plötzlich begann diese seltsame Frau zu reden: „Erkennst du mich nicht, Daniel? Ist es schon so lange her? Soll ich dir nachhelfen?" Langsam nahm sie die Brille ab, öffnete das Kopftuch, aus dem prompt rote gelockte Haare hervor kamen und nahm das Halstuch ab. Unter dem Halstuch verbarg sich eine klaffende Wunde, die anscheinend schon lange aufgehört hatte zu bluten. „Erkennst du mich jetzt?“ Daniels Augen weiteten sich und entsetzten machte sich in ihm breit. „Anna? Nein. Das ist nicht wahr. Das kann nicht sein.“ Er versuchte, nach hinten weg zukriechen, doch er stieß mit dem Rücken an die Wand. Als die Frau fortfuhr kamen eine Reihe auf unangenehme weise rötlich gefärbte Zähne zum Vorschein: „Es ist wahr. Du weißt das. Doch wenn du mir noch immer nicht glauben willst, dann überzeugt dich das vielleicht.“ Sie kniete sich vor Daniel hin, nahm seine Hände und drehte seine Handflächen zu ihm hin. Sie waren mit geronnenem Blut besudelt. Daniel keuchte auf und presste sich noch heftiger gegen die Wand. Die Frau fuhr fort: „Warum hast du das getan? Warum hast du mir das angetan? Warum nur? Los, antworte mir!“ Daniel begann zu weinen und er brauchte zwei Anläufe um zu antworten und dann stotterte er dabei: „Ich...Weil... Weil ich nicht wollte dass du gehst. Weg gehst von mir... zu diesen anderen. Ich habe dich doch geliebt.“ Die Anzeige schaltete weiter auf eine Minute. Der seltsame Mann im weißen Anzug hob die Augenbrauen, drehte sich zu dem schlafenden Penner und ging zu ihm. Anna sprach traurig weiter: „Aber ich habe dich nicht mehr geliebt. Warum konntest du das nicht verstehen? Warum?“ Daniel zitterte immer mehr und stotterte weiter nur einen Satz: „Weil ich dich doch geliebt habe.“ Beiläufig Daniel bemerkte aus den Augenwinkeln heraus, das der Mann in weiß dem immer noch schlafenden Penner etwas zusteckte, aber dann konnte Daniel nur noch Anna anstarren. Bei ihrem Anblick schoss ihm nur ein Gedanke durch den Kopf. Das ist nicht wahr. Er hatte sie doch umgebracht. Sie waren schon lange ein Paar gewesen, doch dann wollte sie zu einem anderen gehen. Ihn verlassen. Da hatte er sie umgebracht. Er hatte sie niedergeschlagen, ihr die Kehle aufgeschlitzt, in einem fremden alten und verwilderten Schrebergarten versteckt, alle verräterischen Beweise verschwinden lassen und Anna dann als vermisst gemeldet. Er hatte das Verbrechen einem kleinen Notizblock anvertraut, diesen aber dann Verbrand. Das war jetzt fast vier Jahre her. Daniel begann zu weinen. Lautlos rann eine salzige Träne nach der anderen über sein verzerrtes Gesicht während er immer wieder beteuerte das er sie liebte. Von irgendwo her spürte er einen Luftzug, der in seinen Augen leicht brannte. Fast mitleidig sah Anna ihn an, dann erhob sie sich und sagte nur ein Wort: „Mörder.“ Daniel fühlte jetzt nichts mehr. Es war wie damals. Er hörte fast wie sich sein denken mit einem Klick ausschaltete und er nur noch Hass verspürte. Er bekam gar nicht mehr mit das sich die Bahn mit lauten rattern ankündigte. Daniel stand langsam auf, sah Anna mit hasserfüllten Blick an und sprang mit einem lauten Schrei nach vorne. Er wollte Anna packen, sie schütteln, er wollte sie noch einmal umbringen. Und dieses mal wollte er es richtig machen. Rasend und mit hocherhobener Faust stürmte er auf sie zu. Daniel erreichte sie und schlug mit voller wucht in ihr Gesicht, und durch sie hindurch. „Was?“, keuchte er noch, doch es war schon zu spät. Durch den Schwung stolperte er und stürzte auf die Schienen. Erschrocken sah Daniel die U-Bahn schnell und unaufhaltsam auf sich zu rollen. Das war dieser leichte Wind gewesen den er vorhin verspürte. Als er noch hochsah, Anna und den seltsamen Mann in weiß sah, wusste er das ihm seine Strafe eingeholt hatte. Er gehörte zu diesen Müll dazu, auf den er jetzt lag. „Es tut mir leid.“ Die Bahn überrollte ihn. Die Anzeige schaltete auf eingefahren.

Azrael beobachtete die Polizisten bei der Zeugeinvernahme des verdatterten Penners und des entsetzten Bahnführers. Als der Penner den Polizisten Daniels Notizblock mit dem Geständnis gab, drehte sich Azrael um. Jetzt wird Anna endlich Frieden finden. Lächelnd schlug er den Kragen seines weißen Mantels hoch und rannte die Stiege hinauf, nach draußen in den Regen.

[ 27.05.2002, 11:39: Beitrag editiert von: azrael ]

 

So Leute

Hier ist der Nachfolger von der Geschichte "AZRAEL". Ich hoffe sie gefällt.

euer
azrael

[ 27.04.2002, 18:26: Beitrag editiert von: azrael ]

 

Daniel und versuchte sie die wenigen Meter hinweg zu mustern
Daniel und ? Wie um Himmels willen ist dir hier ein "und" hineingerutscht?
sah ihn, durch ihre dunkle Sonnenbrille hindurch, durchdringend an
Wie bitteschön bemerkt er dass? Durch die dunkle Sonnenbrille hindurch?
Es war ein junger schwarzhaariger Mann, der einen weißen Mantel trug der ihm bis zum Boden reichte

Los antworte mir

Lautlos rann eine salzige Träne nach der anderen über sein verzerrtes Gesicht während er immer wieder beteuerte das er sie liebte

Es war ein junger schwarzhaariger Mann, der einen weißen Mantel trug, der ihm bis zum Boden reichte

Los, antworte mir

Lautlos rann eine salzige Träne nach der anderen über sein verzerrtes Gesicht, während er immer wieder beteuerte das er sie liebte

Kommasetzung ist nicht deine Stärke, oder? Gut, mir geht es da nicht anders. Du kannst dem ganz einfach entgegenwirken, indem du den Text einfach mal laut vorliest und dorthin, wo du Pausen machst, Kommas setzt.

Daniel bemerkte beiläufig das der Mann in weiß dem immer noch schlafenden Penner etwas zusteckte, doch Daniel konnte nur Anna anstarren
Wieder ein gegensatz...
Er hatte sie doch umgebracht. Sie waren schon lange ein Paar gewesen, doch dann wollte sie zu einem anderen gehen
Dass musst du dem Leser nicht mehr sagen...

Generell kommt der Text noch ziemlich plump daher. Das liegt, glaube ich, an den vielen kurzen Sätzen (gerade am Anfang). Dem kannst du entgegenwirken indem du sie einfach mit Kommas zusammenfügst.
Auserdem wirkt die Geschichte sehr unpersönlich, der Leser nimmt nicht direkt an ihr teil. Das könntest du ändern indem du in ich-perspektive (von Daniel aus) und Gegenwart schreibst - auch wenn das schwer ist.

So, eines hab ich noch zu beanstanden:

Daniel
Daniel?
Such dir doch bitteschön in Zukunft einen anderen Namen für deine Protagonisten, ich fühle mich damit irgendwie als Mörder angeschuldigt...

Gruß Daniel

 

Zitat: "Daniel? Such dir doch bitteschön in Zukunft einen anderen Namen für deine Protagonisten, ich fühle mich damit irgendwie als Mörder angeschuldigt..."

- Das liegt aber wohl mehr an Dir und nicht an Azrael.... ;)

 

Es war ja auch nicht wirklich ernst gemeint.

Mir ist nur aufgefallen dass mein Name hier anscheinend sehr beliebt für den Bösewicht ist - erst kam Belerophon mit einem gewissen "Wanderer", der versucht eine flüchtige Familie auszurauben, jetzt kommt Azrael mit seinem "Daniel", der seine Freundin ermordet hat.

Naja, was solls...

Gruß
Daniel alias Wanderer (oder andersrum?)

 

@ Azrael

Tolle Geschichte, nur der Schluss ein wenig kurz.
Es würde mich freuen mehr von diesen Geschichten zu hören. So, jetzt weiß ich nichts mehr.

Grüße @rcana

:king:

 

Hy @all

Hier die überarbeitete Geschichte. Hab hoffentlich die meisten Fehler gefunden.(bin bei den Beistrichen aber nicht sicher) :rolleyes:

Grüße euer geprügelter Azrael :aua: :aua:

[ 27.05.2002, 11:48: Beitrag editiert von: azrael ]

 

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