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Büttenrede

Wortkrieger-Team
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07.09.2014
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Büttenrede

Frau Tennenhalm fragt, wer Lust hat, zu Karneval in der Klasse eine Büttenrede zu halten. Man darf vorne auf einer Kiste stehen, das Lehrerpult ist die Bütt und Sabine Tibursky soll auf der Blockflöte den Tusch spielen. Ich melde mich begeistert und Frau Tennenhalm ist auch begeistert. Als ich meiner Mutter davon erzähle, ist sie gar nicht begeistert. Sie sagt, sie weiß überhaupt nicht, wie man eine Büttenrede schreibt. Aber ich habe volles Vertrauen in sie und gehe ihr erst mal aus dem Weg, damit sie überlegen kann.
Inzwischen öffne ich im Schlafzimmer den Kleiderschrank und streichle mein Kostüm. Letztes Jahr bin ich als Fee gegangen und das war saukalt. Nach dem Rosenmontagszug war ich die ganze Woche krank und das für ein paar blöde alte Bonbons, die wir hinterher in der Schule für die armen Leprakinder gespendet haben. Die guten Sachen wie Schwämme oder Würste schnappen einem ja meistens die Erwachsenen weg. Dieses Jahr gehe ich als Pinguin. Den Plüsch kann man ausstopfen, das wird schön warm und ich bin bei dem Geschubse auf dem Bürgersteig gut gepolstert.
In der Küche räumt meine Mutter das Geschirr ein, dass es scheppert. Klingt nicht gut. Vielleicht sollte ich Hausaufgaben machen, um die Stimmung zu heben. Als ich meinen Ranzen hole, fällt mir auf, dass mein Turnbeutel fehlt. Mist.
„Ich hab meine Turnsachen wieder liegengelassen, muss ich morgen mal in der Halle gucken“, rufe ich rüber. Kein Schimpfen. Vielleicht hat sie es ja auch gar nicht gehört. Eigentlich wäre das sogar besser. Es ist so still in der Küche. Vorsichtig gucke ich um die Ecke.
Meine Mutter schaut aus dem Fenster, einen Teller in beiden Händen. Sie bewegt sich nicht. „Mutti?“, frage ich vorsichtig. Sie dreht sich in Zeitlupe zu mir und lächelt, aber nicht normal, eher so spinnenhaft. Ich versuche zurückzulächeln.
„So“, sagt sie dann, „ich hab schon mal den Refrain. Pass auf: Und wenn mein Kopf nicht angewachsen wär, den trüge man mir auch noch hinterher.
„Das ist lustig?“, frage ich.
„Ja, das ist sehr lustig.“ Sie kramt aus unserer Kürmelschublade Stift und Block und setzt sich an den Küchentisch.
„Ich weiß nicht“, sage ich und meine Mutter sagt, was anderes fällt ihr aber nicht ein, entweder ich nehme ihre Idee oder ich soll mir selber was ausdenken.
„Na gut“, sage ich schnell, „aber man braucht ja wohl mehr als nur einen Satz.“
Sie starrt mich an. Ihre Lippen bewegen sich. Ich will was sagen, aber sie hebt die Hand und fängt an zu schreiben. Ich hänge mich über den Tisch und versuche auf dem Kopf mitzulesen. Dann trägt sie vor:
Wenn wir freitags Turnen haben,
muss ich Sportbekleidung tragen,
doch o weh am Ende,
komm ich nach Haus mit leeren Händen,
der Beutel ist noch in der Halle,

- was reimt sich denn auf Halle?“
Alle balle.“
„Na ja, das nehmen wir erst mal, vielleicht fällt uns noch was Besseres ein.“ Sie lehnt sich zufrieden zurück und kommt sofort wieder nach vorne. „So, als Nächstes, wie du neulich dein Fahrrad beim Karstadt stehen gelassen hast und zu Fuß nach Hause gekommen bist.“
Als das passiert ist, hat sie nicht so gekichert wie jetzt, weil wir im Dunkeln bei Regen noch mal los mussten, das Fahrrad suchen. Aber nun murmelt sie abwechselnd „Fahrrad“ und „Karstadt“ vor sich hin und währenddessen fällt mir noch ein, wie ich immer den Schlüssel vergesse und bei Müllers klingeln muss, wenn meine Mutter im Geschäft arbeitet. Das wird sie in diesem Zustand vermutlich freuen, und genau, sie nickt fröhlich.
„Und wie du in der Schule immer vergisst, dein Heft zum Nachgucken abzugeben“, sagt sie und mir wird heiß. Ich versteh gar nicht, wie das immer passieren kann. Auf einmal liegt da der Stapel mit den durchgeguckten Heften auf dem Pult und ich kann mich nicht erinnern, wann Frau Tennenhalm gesagt hat, wir sollen die Hefte abgeben. Wo war ich denn bloß, als alle Kinder zum Pult gelaufen sind? Und jetzt liegen da alle Hefte mit lauter Häkchen und „gut gemacht!“ und „Du musst noch mehr üben“, nur meins ist immer noch in meinem Schulranzen, ohne was. Mir wird ganz schlecht. Und schon schwenkt der Blick von Frau Tennenhalm zu mir. „Na, Anna, welches Heft war wohl wieder nicht dabei?“, fragt sie und ich kann mich einfach nicht mehr zusammenreißen. Das ist der allerschlimmste Moment, weil dann immer einer von den Jungs „Heulsuse“ flüstert.
„Das ist überhaupt kein bisschen lustig!“, sage ich zu meiner Mutter.
„Ach, schade, dabei hatte ich so eine gute Idee: Eieiei, mein Heft war wieder nicht dabei!“ Sie kichert albern. Mütter sollten nicht so kichern.
„Das ist eine Sauerei!“, rufe ich.
„Nanana“, sagt sie, „oder - warte: Eieiei, mein Heft war wieder nicht dabei. Das ist eine Sauerei! Nicht schlecht. Das könnten wir mehrmals einstreuen.“
„Sauerei?! So ein Schimpfwort?! Das soll ich nehmen?!“
„Doch, für eine Büttenrede geht das. Fräulein Tennenhalm lacht sich bestimmt kaputt.“
„So“, sage ich, „jetzt hast du mal was vergessen. Sie heißt nämlich jetzt „Frau Tennenhalm“.“
„Hat sie geheiratet? Das wüsst ich aber. Nee, kann nicht sein, dann hieße sie ja anders.“
„Ich hab dir das erzählt! Sie hat gesagt, sie ist ja wohl auch ohne Mann eine komplette Frau. Deshalb sollen wir jetzt „Frau Tennenhalm“ sagen. Hab ich dir erzählt.“
„Aha, kann sein.“
„Und du hast das vergessen!“
„Ja, schon gut. Auch ich vergesse mal was. Zufrieden?“
Ich hätte da gerne noch weiter drüber gesprochen, aber schon hat meine Mutter eine neue Idee:
Mütze, Jacke, Schal,
und Schuhe, ja die auch einmal,
das alles hab ich schon verloren
...“
und ich habe doll gefroren“, sage ich.
„Suuuuuper!“, jubelt sie und ich sage: „besonders an den Ohren!“ Meine Mutter schreibt glucksend mit und jetzt macht es doch ein bisschen Spaß. Wir finden ganz viele Strophen und ich hätte gar nicht gedacht, dass ich immer so viel vergesse.
Mein kleiner Bruder Stefan kommt noch vorbei und sagt: „Außerdem vergisst du immer, wie doof du bist.“ Und ich sage: „Hauptsache, ich vergesse nicht, wie doof du bist!“ Aber unsere Mutter hört gar nicht hin, sie schreibt und schreibt.

Ich muss sagen, die Rede kommt sehr gut an. Ich schwitze zwar schrecklich in meinem Pinguinkostüm, aber Frau Tennenhalm lacht, die Kinder lachen und als ich zum dritten Mal rufe: „Eieiei, mein Heft war wieder nicht dabei!“, schreien alle: „Und das ist eine Sauerei!!!“ Hinterher fragt Thorsten Müller sogar, ob er ein Autogramm haben kann. Und er leiht mir seinen Füller, weil ich meinen gerade nicht finde.

 

Liebe @Chutney,

schöne Erziehungsmaßnahme. :D Erst wusste ich nicht so recht, was ich davon halten sollte, aber wenn ich mich in die Lage der Mutter versetze, kann ich mir gut vorstellen, dass einen das in den Wahnsinn treiben kann.
Andererseits scheint sie (die Mutter) mir auch ein wenig zu hilfsbereit, was die Büttenrede angeht. Ich weiß ja nicht, wie alt die Erzählerin sein soll, aber sie scheint mir alt genug, um so eine Rede in ihrem Rahmen selber zu schreiben. Der Konflikt besteht hier für mich darin, wo Grenzen gesetzt werden sollten und wie schwer es ein muss, das als Mutter einzuschätzen.
In diesem konkreten Fall finde ich das Ganze aber gut gelöst, und die Erzählerin vergisst bestimmt nicht mehr so schnell ihre Sachen. Zumal sie wahrscheinlich die ganze Klasse dafür auslachen würde.

Hab ich gern gelesen.

Liebe Grüße von Chai

 

Liebe Chutney, das ist ja entzückend. Ich liebe dein Mutter-Tochter-Gespann ja schon seit deiner Weihnachtsgeschichte, hier haben sich die Rollen umgedreht und die freche Mutter nutzt die Gelegenheit, mal der kleinen Tochter eins auszuwischen auf liebevoll witzige Weise. Und ihr gleichzeitig anbei ein Lehrstück darüber beizubringen, dass es nicht nur gut ist, über seine Fehler zu lachen, sondern dass Selbstironie auch noch gut ankommt. Wer kann denn schon nach seinem Schulaufsatz ein Autogramm sein eigen nennen. Und dann noch von Thorsten!
Sehr gerne gelesen.

Man darf vorne auf einer Kiste stehen, das Lehrerpult ist die Bütt und Sabine Tibursky soll auf der Blockflöte den Tusch spielen.
:lol:

Ich melde mich begeistert und Frau Tennenhalm ist auch begeistert. Als ich meiner Mutter davon erzähle, ist sie gar nicht begeistert, eher wütend. Sie sagt, sie weiß überhaupt nicht wie man eine Büttenrede schreibt und das wird ja wohl an ihr hängenbleiben. Aber ich habe volles Vertrauen in sie und gehe ihr erst mal aus dem Weg, damit sie überlegen kann.
Das ist so süß.

Letztes Jahr bin ich als Fee gegangen und das war saukalt. Nach dem Rosenmontagszug war ich die ganze Woche krank und das für ein paar blöde alte Bonbons, die wir hinterher in der Schule für die armen Leprakinder gespendet haben.
Einem Kind bleibt auch nichts erspart!

Die guten Sachen wie Schwämme oder Würste schnappen einem ja meistens die Erwachsenen weg.
Das kenn ich auch.

Dieses Jahr gehe ich als Pinguin. Den kann man ausstopfen, das wird schön warm und ich bin bei dem Geschubse auf dem Bürgersteig gut gepolstert.
:D

„So“, sagt sie dann, „ich hab schon mal den Refrain. Pass auf: Und wenn mein Kopf nicht angewachsen wär, den trüge man mir auch noch hinterher.
„Das ist lustig?“, frage ich.
:lol:


„Ja, das ist sehr lustig.“ Sie kramt aus unserer Kürmelschublade Stift und Block und setzt sich an den Küchentisch.
Krümelschublade


„Ich weiß nicht“, sage ich und meine Mutter sagt, was anderes fällt ihr aber nicht ein, entweder ich nehme ihre Idee oder ich soll mir selber was ausdenken.
Die Mama weiß genau, wie mans macht. Und man erkennt, wie sehr sie die Mama ihrer Tochter ist oder besser umgekehrt. Das hat dir bestimmt sauviel Spaß gemacht, als du die Geschichte geschrieben hast!

„Das ist überhaupt kein bisschen lustig!“, sage ich zu meiner Mutter.
:D
„Ach, schade, dabei hatte ich so eine gute Idee: Eieiei, mein Heft war wieder nicht dabei!“ Sie kichert albern. Mütter sollten nicht so kichern.
:D


Hinterher fragt Thorsten Müller sogar, ob er ein Autogramm haben kann. Und er leiht mir seinen Füller, weil ich meinen gerade nicht finde.
So schön ...

Vielen Dank, Chutney, ich fand das wunderschön komisch.
Viele Grüße von Novak

 

Sie sagt, sie weiß überhaupt nicht wie man eine Büttenrede schreibt und das wird ja wohl an ihr hängenbleiben.
Moin,

müsste es nicht heißen, du weißt doch gar nicht, wie man eine Büttenrede schreibt und deswegen wird das ja wohl an mir hängenbleiben?
Also sie traut ihrer Tochter das erst gar nicht zu, so ist es doch gemeint, oder irre ich?

Inzwischen begucke ich mir nochmal im Kleiderschrank mein Kostüm.
Das klingt seltsam: macht sie den Kleiderschrank auf und guckt, wie das Kostüm da hängt? Legt sie es nicht eher aufs Bett oder hält es sich vor dem Spiegel an oder so?
Letztes Jahr bin ich als Fee gegangen und das war saukalt. Nach dem Rosenmontagszug war ich die ganze Woche krank und das für ein paar blöde alte Bonbons, die wir hinterher in der Schule für die armen Leprakinder gespendet haben. Die guten Sachen wie Schwämme oder Würste schnappen einem ja meistens die Erwachsenen weg
Das ist irgendwie fürchterlich böse. :D

„Na sowas, ich hab meinen Turnbeutel in der Sporthalle vergessen, muss ich morgen mal gucken gehen“, rufe ich rüber.
Ich würde bei so was eindampfen: "Muss ich morgen mal in der Halle gucken!", weil der Leser weiß, was gemeint ist, das wäre sonst etwas redundant, oder?

„Ja, das ist sehr lustig.“ Sie kramt aus unserer Kürmelschublade Stift und Block und setzt sich an den Küchentisch.
Hahahaha, super.

„Na, Anna, welches Heft war wohl wieder nicht dabei?“, fragt sie und ich kann mich einfach nicht mehr zusammenreißen. Das ist der allerschlimmste Moment, weil dann immer einer von den Jungs „Heulsuse“ flüstert.
Das ist einfach gut gemacht, dass sie anfängt zu heulen, wird nicht erzählt, nur die Reaktion der Jungs darauf, das verstärkt einfach die ganze Szene.
Und er leiht mir seinen Füller, weil ich meinen gerade nicht finde.
Ja, auch das Ende: wir sind alle nur Menschen mit Fehlern und Schwächen. Erbaulich und tröstlich!

Das war ein toller Text für beim ersten Kaffee, sach ich mal, ne? Hat mir sehr gefallen. Ich hab mit der Session ja nix zu tun, aber Büttenredner gibt es ja zuhauf, aber immer weniger gute, und immer weniger, die wirklich böse sind zu denen, die es verdient hätten, aka die Obrigkeit, nach unten treten ist ja einfach. Schade eigentlich. Frei gibt es auf der Arbeit auch nicht mehr, man muss Urlaub nehmen, ein Frevel im Rheinland!

Gruss, Jimmy


 

Liebe @Chutney

Eine charmante Geschichte, die das Prädikat wertvoll verdient, auch in pädagogischer Hinsicht und nicht nur für junge Leser:innen. Meine ich ganz ironiefrei. Ich habe einen kurzen Moment gebraucht, um den Plan der Mutter zu durchschauen, so wie ja auch die Prota einen kleinen Entwicklungsprozess durchmacht. Das ist wirklich gut gemacht. Wenn sie zum Beispiel versucht, das Geschriebene auf dem Kopf zu lesen, das sind so kleine feine Details, die im Vergleich zu den kräftiger gezeichneten Passagen vielleicht weniger auffallen, aber ganz wesentlich zum Zauber der Geschichte beitragen. Ich habe nur ein paar kleinere Anmerkungen, vor allem der Anfang könnte noch etwas geputzt und mit ein paar Kommata verziert werden.

Unsere Lehrerin, Frau Tennenhalm, fragt wer Lust hat, zu Karneval in der Klasse eine Büttenrede zu halten.
Ich finde, das kann weg, das wird ja sofort klar. Der Satz wäre dann auch nicht so kommalastig, du musst nämlich nach "fragt" ein weiteres Komma setzen. Büttenrede musste ich googeln, aber dafür kannst du nichts.
Ich melde mich begeistert und Frau Tennenhalm ist auch begeistert. Als ich meiner Mutter davon erzähle, ist sie gar nicht begeistert, eher wütend.
Ich fände es ohne das Fettmarkierte noch etwas knackiger.
Sie sagt, sie weiß überhaupt nicht wie man eine Büttenrede schreibt und das wird ja wohl an ihr hängenbleiben.
Das war etwas irritierend. Vielleicht stellst du das um. "Das wird ja wohl an ihr hängen bleiben, dabei weiss sie gar nicht, wie man eine ..." Und da fehlt ein Komma nach "wie" und eines nach "schreibt" (das allerdings wegfällt, wenn du den Satz umstellst).
„Und wie du in der Schule immer vergisst, dein Heft zum Nachgucken abzugeben“, sagt sie und mir wird heiß. Das will ich lieber nicht in meiner Büttenrede haben.
Das könnte meines Erachtens weg, es ist ja so ein kleiner Steigerungslauf und da habe ich mir überlegt, aha, hier zieht sie auf einmal eine Grenze. Ich fände es geschmeidiger, wenn diese Grenze nicht gezogen wäre, es genügt, wenn ihr heiss wird.

Gerne gelesen!

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Liebe @Chutney
Ich kann mich nur meinen Vorredner:innen anschliessen. Feine Sache, pädagogisch wertvoll, sowie recht unterhaltsam.
Ja, dein Mutter-Tochter Gespann hat Erkennungswert, wie wärs mit einer Serie? ;)

Du hast viele subtile Stellen, an denen ich zwischen den Zeilen "genau so" dachte. Ich kann mich noch gut an diese ungewollten "Elternprojekte" erinnern, bei denen wir als Vater/Mutter gefordert waren, nachdem unsere Kinder leicht überfordert vor dem weissen Blatt Papier hockten und "Hilfe!" schwiegen.

Sie sagt, das wird ja wohl an ihr hängenbleiben und sie hat keine Ahnung, wie man eine Büttenrede schreibt.
Wurde schon angemeckert, bin gespannt, wie du hier den gordischen Knoten für uns löst.

Ich melde mich begeistert und Frau Tennenhalm ist auch begeistert. Als ich meiner Mutter davon erzähle, ist sie gar nicht begeistert.
Ich bin begeistert. :D

und streichel mein Kostüm.
streichle/streichele

Nach dem Rosenmontagszug war ich die ganze Woche krank und das für ein paar blöde alte Bonbons, die wir hinterher in der Schule für die armen Leprakinder gespendet haben.
Autsch, das tut weh! Aber eben, Kinderblickwinkel.

Die guten Sachen wie Schwämme oder Würste schnappen einem ja meistens die Erwachsenen weg.
Was ihr da alles so von den Wagen schmeisst, ts, ts.

Vielleicht sollte ich Hausaufgaben machen, um die Stimmung zu heben.
:lol: Genau so. Kinder sind ja so was von lernfähig.

Sie kramt aus unserer Kürmelschublade Stift und Block und setzt sich an den Küchentisch.
Krümelschublade – kannte ich bisher nur vom Toaster.

„Na gut“, sage ich schnell, „aber man braucht ja wohl mehr als nur einen Satz.“
Verwöhnte Göre aber auch. Da dachte ich kurz, lässt sich Mama das einfach so gefallen und dann kam die Erleuchtung, und mir wurde bewusst, was Mama vorhat. Sehr schön gemacht alles, wirklich.

Alle balle.“
„Na ja, das nehmen wir erst mal, vielleicht fällt uns noch was Besseres ein.“
wir/uns – he, he, toll!

Das wird sie in diesem Zustand vermutlich freuen, und genau, sie nickt fröhlich.
@jimmysalaryman hats bereits angesprochen, das ist einfach gut gemacht. Ohne auszusprechen, nur die Reaktion zeigen. Prima!

Hinterher fragt Thorsten Müller sogar, ob er ein Autogramm haben kann. Und er leiht mir seinen Füller, weil ich meinen gerade nicht finde.
Zirkel- und Wohlfühlschluss. Eine runde Sache, sehr, sehr gerne gelesen!

Danke für diese feine Geschichte, hast mir meine Mittagspause versüsst.
Liebgruss dot

 

... und Sabine Tibursky soll auf der Blockflöte den Tusch spielen.

Lieber Henker,

liebe @Chutney ,

morgen schäumdet hierorts auch in meinem Kämmelein über mit Altweiberfastnacht und Frau Gerburg Jahnke & Co. haben geladen und selbst aus dem Osten (keine Bange, aber Hagen liegt nun mal östlich des Niederrheins und vom Pott) finden Pilgerzüge mit Zwischenstation hierorts ... – aber warum immer hier an den Grenzbefestigungen des Rheinlands zu Westfalen … Da geh ich konform mit Deiner Frau Mutter

Als ich meiner Mutter davon erzähle, ist sie gar nicht begeistert.
Aber Altweiber (wann fängt ein Weib an zu altern? Doch wohl auch nach der Geburt … Oder?) - gibbed die überhaupt?

Kleinere Reparatouren

Als das passiert ist, hat sie nicht so gekichert wie jetzt, weil wir im Dunkeln bei Regen nochmal los mussten, das Fahrrad suchen.

Besser – im Vortrag wär’s egal – „nochmals“, weil an sich ein noch mal ein verkürztes noch einmal ist ...

..., wir sollen die Hefte abgeben.
Das elfte Gebot gilt auch verschwiegen ...

„Das ist eine Sauerei!“KOMMA rufe ich.

& hier
„Nanana!“KOMMA sagt sie, „Oder - ...
& besser "oder" mit Minuskel

Gern gelesen vom

Friedel

 

Liebe @Chai,

oh, wie schön, heute morgen gleich schon eine Rückmeldung von dir! Du warst so schnell!

schöne Erziehungsmaßnahme. :D Erst wusste ich nicht so recht, was ich davon halten sollte, aber wenn ich mich in die Lage der Mutter versetze, kann ich mir gut vorstellen, dass einen das in den Wahnsinn treiben kann.
Das ist interessant, ich hatte das gar nicht so sehr als bewußte Erziehungsmaßnahme der Mutter gesehen, eher als eine Mischung aus kreativem Erfolgsdruck und äh, Rache. :D Aber es ist natürlich auch eine Möglichkeit, dass die Mutter sich davon eine Besserung erhofft.
Andererseits scheint sie (die Mutter) mir auch ein wenig zu hilfsbereit, was die Büttenrede angeht. Ich weiß ja nicht, wie alt die Erzählerin sein soll, aber sie scheint mir alt genug, um so eine Rede in ihrem Rahmen selber zu schreiben. Der Konflikt besteht hier für mich darin, wo Grenzen gesetzt werden sollten und wie schwer es ein muss, das als Mutter einzuschätzen.
Ja, das denke ich auch, sie springt da sofort selbstverständlich in die Bresche und strengt sich an. Ich sehe die Erzählerin so Anfang vierte Klasse, da ist es sicher nicht leicht, allein eine Büttenrede zu schreiben. Aber die Mutter hilft recht schnell und die Tochter verlässt sich da auch drauf. Ist, glaube ich, wie du es sagst, immer wieder ein Abwägen, wieviel man hilft, oder dem Kind zumutet, zutraut.
In diesem konkreten Fall finde ich das Ganze aber gut gelöst, und die Erzählerin vergisst bestimmt nicht mehr so schnell ihre Sachen. Zumal sie wahrscheinlich die ganze Klasse dafür auslachen würde.
Tja, das wäre schön, doch ich fürchte, sie bleibt schusselig. Immerhin macht sie die Erfahrung, dass das Unterhaltungswert hat. :lol:
Vielen Dank, liebe Chai, hat mich sehr gefreut, ganz herzliche Grüße
von Chutney


Liebe @Novak,

ich freu mich immer, dich mal wieder im Forum zu entdecken und wie schön, dass meine kleine Story dich hergelockt hat!

Liebe Chutney, das ist ja entzückend. Ich liebe dein Mutter-Tochter-Gespann ja schon seit deiner Weihnachtsgeschichte, hier haben sich die Rollen umgedreht und die freche Mutter nutzt die Gelegenheit, mal der kleinen Tochter eins auszuwischen auf liebevoll witzige Weise.
Oh, vielen Dank und genauso hab ich es gedacht. :D
Und ihr gleichzeitig anbei ein Lehrstück darüber beizubringen, dass es nicht nur gut ist, über seine Fehler zu lachen, sondern dass Selbstironie auch noch gut ankommt. Wer kann denn schon nach seinem Schulaufsatz ein Autogramm sein eigen nennen. Und dann noch von Thorsten!
Sehr gerne gelesen.
Ja, ich denke, dass ist der Lernprozess. Scham in etwas Leichteres umzuwandeln. Über sich lachen können.
Die guten Sachen wie Schwämme oder Würste schnappen einem ja meistens die Erwachsenen weg.
Das kenn ich auch.
Ja, du auch!? Ist lange her, aber so hab ich es in Erinnerung, ganz schön rabiat zum Teil.
„Ja, das ist sehr lustig.“ Sie kramt aus unserer Kürmelschublade Stift und Block und setzt sich an den Küchentisch.
Krümelschublade
Also, bei uns war das tatsächlich die "Kürmelschublade", in der so alles Mögliche durcheinanderlag. Oder das Kinderzimmer war "kürmelig". Nun weiß man ja nie, ob das nicht ein Familienausdruck war, aber ich glaube nicht. Vermutlich grenzt es das örtliche Setting dennoch ziemlich ein.
„Ich weiß nicht“, sage ich und meine Mutter sagt, was anderes fällt ihr aber nicht ein, entweder ich nehme ihre Idee oder ich soll mir selber was ausdenken.
Die Mama weiß genau, wie mans macht. Und man erkennt, wie sehr sie die Mama ihrer Tochter ist oder besser umgekehrt. Das hat dir bestimmt sauviel Spaß gemacht, als du die Geschichte geschrieben hast!
Man hat mich kichern hören. ;)
Hinterher fragt Thorsten Müller sogar, ob er ein Autogramm haben kann. Und er leiht mir seinen Füller, weil ich meinen gerade nicht finde.
So schön ...
Ja, hier gibt es ein richtig fettes Happy end. Tut auch mal gut.
Vielen Dank, Chutney, ich fand das wunderschön komisch.
Liebe Novak und so viele lachende Smileys hast du mir geschickt, ich hab sie alle schon mehrfach auf mich wirken lassen, vielen Dank!

Liebe Grüße von Chutney


@jimmysalaryman

Hallo Jimmy,

freut mich sehr, dass dir meine Geschichte zum ersten Kaffee geschmeckt hat!

Sie sagt, sie weiß überhaupt nicht wie man eine Büttenrede schreibt und das wird ja wohl an ihr hängenbleiben.
Moin, müsste es nicht heißen, du weißt doch gar nicht, wie man eine Büttenrede schreibt und deswegen wird das ja wohl an mir hängenbleiben?
Also sie traut ihrer Tochter das erst gar nicht zu, so ist es doch gemeint, oder irre ich?
Ich hatte das zwischendurch geändert:
"Sie sagt, das wird ja wohl an ihr hängenbleiben und sie hat keine Ahnung, wie man eine Büttenrede schreibt."
Aber ich war nicht glücklich damit. Der Witz ist für mich eigentlich gerade, dass die Mutter sich sofort Gedanken darüber macht, wie sie eine Büttenrede für die Tochter schreiben soll, also quasi ein Mutterreflex, den sie dann noch im Nachhinein begründet. Erziehungstechnisch ist das Kind da sozusagen schon im Brunnen, da das Mädchen nicht mal selber anfängt zu denken, sondern sich beide einig sind, dass die Mutter das reißen wird. (@Chai hatte das auch thematisiert)
Nun hat @Peeperkorn die Stelle auch kritisiert und @dotslash hat dann wiederum die geänderte Stelle kritisiert, hm, ich nehm jetzt doch nochmal das Original und setze nur die Kommas richtig.
Inzwischen begucke ich mir nochmal im Kleiderschrank mein Kostüm.
Das klingt seltsam: macht sie den Kleiderschrank auf und guckt, wie das Kostüm da hängt? Legt sie es nicht eher aufs Bett oder hält es sich vor dem Spiegel an oder so?
Ja, stimmt, das ist so wischiwaschi. Ich habe es jetzt mal so probiert, (weil danach deutlich wird, dass es ein Plüschkostüm ist):
"Inzwischen öffne ich im Schlafzimmer den Kleiderschrank und streichle mein Kostüm."
Mal schauen, ob ich es so lasse. Im Moment finde ich das ganz hübsch.

hält es sich vor dem Spiegel an oder so?
Letztes Jahr bin ich als Fee gegangen und das war saukalt. Nach dem Rosenmontagszug war ich die ganze Woche krank und das für ein paar blöde alte Bonbons, die wir hinterher in der Schule für die armen Leprakinder gespendet haben. Die guten Sachen wie Schwämme oder Würste schnappen einem ja meistens die Erwachsenen weg
Das ist irgendwie fürchterlich böse. :D
Ja, ist es. Echt.
„Na sowas, ich hab meinen Turnbeutel in der Sporthalle vergessen, muss ich morgen mal gucken gehen“, rufe ich rüber.
Ich würde bei so was eindampfen: "Muss ich morgen mal in der Halle gucken!", weil der Leser weiß, was gemeint ist, das wäre sonst etwas redundant, oder?
Ja, stimmt. Hab ich jetzt so übernommen und geändert, danke:
„Ich hab meine Turnsachen wieder liegengelassen, muss ich morgen mal in der Halle gucken“, rufe ich rüber.
twas redundant, oder?
„Ja, das ist sehr lustig.“ Sie kramt aus unserer Kürmelschublade Stift und Block und setzt sich an den Küchentisch.
Hahahaha, super.
Du kennst offenbar die Kürmelschublade ...
„Na, Anna, welches Heft war wohl wieder nicht dabei?“, fragt sie und ich kann mich einfach nicht mehr zusammenreißen. Das ist der allerschlimmste Moment, weil dann immer einer von den Jungs „Heulsuse“ flüstert.
Das ist einfach gut gemacht, dass sie anfängt zu heulen, wird nicht erzählt, nur die Reaktion der Jungs darauf, das verstärkt einfach die ganze Szene.
Ach, schön, dass das für dich passt. Ich war ein bisschen unsicher, weil das hier eigentlich die einzige Stelle ist, wo ich das so mache und dachte, es fällt vielleicht raus, vom Stil her. Inhaltlich fand ich es aber irgendwie zwingend.
Ich hab mit der Session ja nix zu tun,
Und das, wo du so nah dran bist! Ich habe auch schon ewig keine Büttenrede mehr gehört. Ich erinnere mich nur an damals, als ich in den Norden zog. Ich war doch schockiert, dass hier so gar nichts war, außer ironischen Sprüchen über den rheinischen Karneval im Radio.

Vielen Dank, jimmy, das waren wertvolle Hinweise für mich, danke für das Lob und ich hoffe, der Tag ging gut weiter.
Liebe Grüße von Chutney


Lieber @Peeperkorn ,

Eine charmante Geschichte, die das Prädikat wertvoll verdient, auch in pädagogischer Hinsicht und nicht nur für junge Leser:innen. Meine ich ganz ironiefrei.
Ja, bei "pädagogisch wertvoll" zuckt man ja so ein bisschen, aber ich finde es schon toll, wenn es bei einer Geschichte kleine Aha-Effekte gibt und z.B. die heilende Wirkung von Humor vielleicht irgendwie spürbar wird. Insofern nehme ich das Kompliment ironiefrei an. :)
Wenn sie zum Beispiel versucht, das Geschriebene auf dem Kopf zu lesen, das sind so kleine feine Details, die im Vergleich zu den kräftiger gezeichneten Passagen vielleicht weniger auffallen, aber ganz wesentlich zum Zauber der Geschichte beitragen.
Und freue mich über solche Worte sehr!

Ich habe einen kurzen Moment gebraucht, um den Plan der Mutter zu durchschauen, so wie ja auch die Prota einen kleinen Entwicklungsprozess durchmacht.
Was siehst du genau als Plan der Mutter? So ähnlich wie @Chai, dass es eine Art Erziehungsmaßnahme in Bezug auf die Vergesslichkeit ist? Oder dass sie der Tochter die Scham nehmen will? Oder sie nach und nach einbindet? Ich überlege tatsächlich, denn für mich geht die Mutter eigentlich nicht sehr pädagogisch planvoll vor. Sie will, dass die Tochter in der Schule einen guten Eindruck mit der Rede macht, dafür fühlt sie sich verantwortlich und sie tobt sich auch selber ein bisschen aus. So wäre meine eigene Einschätzung. Ich glaube, der Entwicklungsprozess passiert eher so ein bisschen chaotisch, während des kreativen Prozesses.
Büttenrede musste ich googeln, aber dafür kannst du nichts.
:shy:
Unsere Lehrerin, Frau Tennenhalm, fragt wer Lust hat, zu Karneval in der Klasse eine Büttenrede zu halten.
Ich finde, das kann weg, das wird ja sofort klar.
Ach, natürlich, ich hab da so rumgeschraubt, auch gerade mit den Kommas. Die Lehrerin kann einfach weg, viel besser, danke!
du nichts.
Ich melde mich begeistert und Frau Tennenhalm ist auch begeistert. Als ich meiner Mutter davon erzähle, ist sie gar nicht begeistert, eher wütend.
Ich fände es ohne das Fettmarkierte noch etwas knackiger.
Habe ich jetzt entfernt, bin aber noch nicht ganz überzeugt. Ist ja ein Unterschied, ob sie das Folgende resigniert oder pampig sagt. Ich lass das mal wirken.
twas knackiger.
Sie sagt, sie weiß überhaupt nicht wie man eine Büttenrede schreibt und das wird ja wohl an ihr hängenbleiben.
Das war etwas irritierend. Vielleicht stellst du das um. "Das wird ja wohl an ihr hängen bleiben, dabei weiss sie gar nicht, wie man eine ..." Und da fehlt ein Komma nach "wie" und eines nach "schreibt" (das allerdings wegfällt, wenn du den Satz umstellst).
Oh, da habe ich viel überlegt. Ich zitiere mal aus meiner Antwort an Jimmy:

Ich hatte das zwischendurch geändert:
"Sie sagt, das wird ja wohl an ihr hängenbleiben und sie hat keine Ahnung, wie man eine Büttenrede schreibt."
Aber ich war nicht glücklich damit. Der Witz ist für mich eigentlich gerade, dass die Mutter sich sofort Gedanken darüber macht, wie sie eine Büttenrede für die Tochter schreiben soll, also quasi ein Mutterreflex, den sie dann noch im Nachhinein begründet. Erziehungstechnisch ist das Kind da sozusagen schon im Brunnen, da das Mädchen nicht mal selber anfängt zu denken, sondern sich beide einig sind, dass die Mutter das reißen wird. (@Chai hatte das auch thematisiert)
Nun hat @Peeperkorn die Stelle auch kritisiert und @dotslash hat dann wiederum die geänderte Stelle kritisiert, hm, ich nehm jetzt doch nochmal das Original und setze nur die Kommas richtig.

Aber das schau ich mir nochmal an.

„Und wie du in der Schule immer vergisst, dein Heft zum Nachgucken abzugeben“, sagt sie und mir wird heiß. Das will ich lieber nicht in meiner Büttenrede haben.
Das könnte meines Erachtens weg, es ist ja so ein kleiner Steigerungslauf und da habe ich mir überlegt, aha, hier zieht sie auf einmal eine Grenze. Ich fände es geschmeidiger, wenn diese Grenze nicht gezogen wäre, es genügt, wenn ihr heiss wird.
Ja, das hab ich jetzt gelöscht. Das mit dem Steigerungslauf leuchtet ein (schöner Ausdruck). So versucht sie sich erst wieder mit der wörtlichen Rede abzugrenzen. Als Ergebnis ihres inneren Films.

Vielen Dank, lieber Peeperkorn, das war sehr hilfreich. Überhaupt schön, dass du gerade hier wieder so präsent bist.

Herzliche Grüße von Chutney

 

@dotslash

Lieber Dot,
ich bin gerührt, dass du deine Mittagspause mit meinem Text zugebracht hast und freue mich sehr über deinen Zuspruch!

Ich kann mich nur meinen Vorredner:innen anschliessen. Feine Sache, pädagogisch wertvoll, sowie recht unterhaltsam.
Ja, dein Mutter-Tochter Gespann hat Erkennungswert, wie wärs mit einer Serie? ;)
Falls ich noch eine dritte Story zustande bekomme, werde ich das Ganze wahrscheinlich Serie nennen. Ein bisschen Stoff hätte ich noch, ich guck mal.
Ich kann mich noch gut an diese ungewollten "Elternprojekte" erinnern, bei denen wir als Vater/Mutter gefordert waren, nachdem unsere Kinder leicht überfordert vor dem weissen Blatt Papier hockten und "Hilfe!" schwiegen.
Nein, was für eine tolle Formulierung! :lol: Lauert da womöglich auch noch eine Vater-Kind-Hausaufgabenstory bei dir?
Sie sagt, das wird ja wohl an ihr hängenbleiben und sie hat keine Ahnung, wie man eine Büttenrede schreibt.
Wurde schon angemeckert, bin gespannt, wie du hier den gordischen Knoten für uns löst.
Du hast nun den Satz moniert, den ich bereits als Lösung angeboten habe. :D
Und jetzt bin ich sowieso nochmal auf den Ursprungssatz zurückgegangen, wie oben bei Jimmy und Peeperkorn begründet. Der lautet so:
"Als ich meiner Mutter davon erzähle, ist sie gar nicht begeistert. Sie sagt, sie weiß überhaupt nicht, wie man eine Büttenrede schreibt, und das wird ja wohl an ihr hängenbleiben." Logisch vielleicht ein bisschen schräg, aber trifft doch das, was ich sagen will. Die Mutter denkt nicht mal daran, dass das Kind sich selber bemühen könnte.
Ich melde mich begeistert und Frau Tennenhalm ist auch begeistert. Als ich meiner Mutter davon erzähle, ist sie gar nicht begeistert.
Ich bin begeistert. :D
:D Hatte mir zwischendurch verschiedene Adjektive ausgedacht. Aber hier passt mal die Wiederholung, denke ich.
und streichel mein Kostüm.
streichle/streichele
Ach danke! Ich habe mich jetzt für "streichle" entschieden, obwohl das für mich ganz gestelzt klingt, irgendwie. Wenn man es immer falsch sagt ...
Nach dem Rosenmontagszug war ich die ganze Woche krank und das für ein paar blöde alte Bonbons, die wir hinterher in der Schule für die armen Leprakinder gespendet haben.
Autsch, das tut weh! Aber eben, Kinderblickwinkel.
Ja, ich denke, da darf sich auch in so einem harmlosen Text mal ein Abgrund auftun. Obwohl ich jetzt gerade denke, dass es damit für Kinder als Zielgruppe noch Erklärungsbedarf gäbe. Ist schon zynisch.
el.
Die guten Sachen wie Schwämme oder Würste schnappen einem ja meistens die Erwachsenen weg.
Was ihr da alles so von den Wagen schmeisst, ts, ts.
Mich würde tatsächlich mal interessieren, was man heute vom Wagen schmeißt.
Sie kramt aus unserer Kürmelschublade Stift und Block und setzt sich an den Küchentisch.
Krümelschublade – kannte ich bisher nur vom Toaster.
Bei uns hieß es Kürmelschublade oder ein "kürmeliges", eben "unaufgeräumtes", Kinderzimmer. Und unser Toaster hat auch eine Kmelschublade. Aber ich glaube, die gab es in den späten Siebzigern noch nicht.
m Toaster.
„Na gut“, sage ich schnell, „aber man braucht ja wohl mehr als nur einen Satz.“
Verwöhnte Göre aber auch. Da dachte ich kurz, lässt sich Mama das einfach so gefallen und dann kam die Erleuchtung, und mir wurde bewusst, was Mama vorhat. Sehr schön gemacht alles, wirklich.
Aha, auch du vermutest Hintergedanken bei der Mutter.
Das wird sie in diesem Zustand vermutlich freuen, und genau, sie nickt fröhlich.
@jimmysalaryman hats bereits angesprochen, das ist einfach gut gemacht. Ohne auszusprechen, nur die Reaktion zeigen. Prima!
Ja, danke, ich glaube, Jimmy hatte das noch auf den Satz bezogen, als sie in der Klasse heult. Ist auch etwas, was ich hier im Forum gelernt habe.
Zirkel- und Wohlfühlschluss. Eine runde Sache, sehr, sehr gerne gelesen! Danke für diese feine Geschichte, hast mir meine Mittagspause versüsst.
Liebgruss dot
Vielen Dank, lieber Dot. Dann habe ich ja mein Ziel erreicht und freu mich!
Liebe Grüße von Chutney


@Friedrichard

Lieber Friedel,

morgen schäumdet hierorts auch in meinem Kämmelein über mit Altweiberfastnacht und Frau Gerburg Jahnke & Co. haben geladen und selbst aus dem Osten (keine Bange, aber Hagen liegt nun mal östlich des Niederrheins und vom Pott) finden Pilgerzüge mit Zwischenstation hierorts ... – aber warum immer hier an den Grenzbefestigungen des Rheinlands zu Westfalen … Da geh ich konform mit Deiner Frau Mutter
Holla, du sitzt also mittenmang im Getöse. Wie schön, dass du dich trotzdem noch um meine Fehlerchen kümmerst.
Als das passiert ist, hat sie nicht so gekichert wie jetzt, weil wir im Dunkeln bei Regen nochmal los mussten, das Fahrrad suchen.
Besser – im Vortrag wär’s egal – „nochmals“, weil an sich ein noch mal ein verkürztes noch einmal ist ...
ich nehme "noch mal", danke!
..., wir sollen die Hefte abgeben.
Das elfte Gebot gilt auch verschwiegen ...
So, hier stehe ich auf dem Schlauch. Habe extra das 11. Gebot gegoogelt. "Du sollst nicht drüber sprechen." Sehr hübsch. Aber was hat das mit den Heften zu tun?
„Nanana!“KOMMA sagt sie, „Oder - ...
& besser "oder" mit Minuskel
Das zweite Komma ist eingesetzt, "oder" hier geht klein weiter. Äh, muss dann nicht vorher das Ausrufezeichen weg? Ich hab das jetzt so gemacht, frage aber lieber, weil du doch immer das Ausrufezeichen rettest. Ich habe es jetzt so gemacht:
„Nanana“, sagt sie, „oder - warte: Eieiei, mein Heft war wieder nicht dabei. Das ist eine Sauerei!

Einen dreifachen Tusch für dich, Friedel und lass dich nicht unterkriegen, morgen, weder von alten noch von jungen Weibern!
Liebe Grüße von Chutney

 

Liebe @Chutney

Sie sagt, sie weiß überhaupt nicht, wie man eine Büttenrede schreibt, und das wird ja wohl an ihr hängenbleiben.
Der Witz ist für mich eigentlich gerade, dass die Mutter sich sofort Gedanken darüber macht, wie sie eine Büttenrede für die Tochter schreiben soll, also quasi ein Mutterreflex, den sie dann noch im Nachhinein begründet.
Wäre es dann nicht am konsequentesten, wenn du die nachgeschobene Begründung einfach streichst? Damit wäre der Automatismus total und die Stelle könnte allenfalls noch an Witz gewinnen. Nach dem Motto: Vertraue deinen Leser:innen.
Was siehst du genau als Plan der Mutter? So ähnlich wie @Chai, dass es eine Art Erziehungsmaßnahme in Bezug auf die Vergesslichkeit ist? Oder dass sie der Tochter die Scham nehmen will? Oder sie nach und nach einbindet? Ich überlege tatsächlich, denn für mich geht die Mutter eigentlich nicht sehr pädagogisch planvoll vor. Sie will, dass die Tochter in der Schule einen guten Eindruck mit der Rede macht, dafür fühlt sie sich verantwortlich und sie tobt sich auch selber ein bisschen aus.
Ich denke, wir sehen das ganz ähnlich. Der Plan der Mutter ≠ Ergebnis des Prozesses. Das macht für mich gerade den Reiz der Geschichte aus. Als Plan habe ich einfach gesehen, dass sie die Gelegenheit nutzt, sich ein bisschen lustig über die Tochter zu machen. Wäre ihr Plan eine Erziehungsmassnahme, würde das die Geschichte pädagogisch wertvoll (mit Ironie) und langweilig machen. Die Stärke der Prota liegt ja darin, dass sie es selbst schafft, sich etwas weniger ernst zu nehmen, in diesem, wie du sagst, kreativen und chaotischen Prozess. Das macht die Geschichte pädagogisch wertvoll (ohne Ironie).

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Guten Morgen, lieber @Peeperkorn,

Wäre es dann nicht am konsequentesten, wenn du die nachgeschobene Begründung einfach streichst? Damit wäre der Automatismus total und die Stelle könnte allenfalls noch an Witz gewinnen. Nach dem Motto: Vertraue deinen Leser:innen.
:lol: Großartig, das macht es noch einen Zacken schärfer und ich kauf das sehr gerne, danke!
Ich denke, wir sehen das ganz ähnlich. Der Plan der Mutter ≠ Ergebnis des Prozesses. Das macht für mich gerade den Reiz der Geschichte aus. Als Plan habe ich einfach gesehen, dass sie die Gelegenheit nutzt, sich ein bisschen lustig über die Tochter zu machen. Wäre ihr Plan eine Erziehungsmassnahme, würde das die Geschichte pädagogisch wertvoll (mit Ironie) und langweilig machen. Die Stärke der Prota liegt ja darin, dass sie es selbst schafft, sich etwas weniger ernst zu nehmen, in diesem, wie du sagst, kreativen und chaotischen Prozess. Das macht die Geschichte pädagogisch wertvoll (ohne Ironie).
Und das freut mich auch sehr. Das bringt es auf den Punkt, wie ich mir das so diffus erhofft habe.

Vielen Dank, Peeperkorn, das war wieder sehr hilfreich, einen schönen Tag dir!
Liebe Grüße von Chutney

 

»Mein Name ist Bond[...]...«
Direkt am Wort behaupten Auslassungspunkte, dass da was fehle und wär es nur ein Buchstabe
Jawoll, das habe ich von euch gelernt. Tatsächlich will die Figur hier ihren Nachnamen sagen (Bondinski), wird aber durch den Aufschrei des Gegenübers unterbrochen.
Falsch?

Nee,

liebe Chutney,

ich seh, ich muss mit Scherz und Ironie vorsichtiger umgehen, besonders wenn das elfte Gebot genannt wird, aber auch dann hier mit dem Namen. Tatsächlich war mir der verkürzte Name B.s nicht bewusst – dass das polnische [’bon dins ’ki:] (die Endung behauptet Polen als Herkunftsland des Namens, nicht unbedingt seines Trägers) mir nur als der bekanntere [bont] „erschien“.

So, nu' gehts wieder in die närrische Runde ...

Friedel

 

Hallo @Chutney,
da komme ich doch schon heute. Wieder total süß dein Mutter-Tochter-Gespann und ich hab mich sehr gut amüsiert.

Man darf vorne auf einer Kiste stehen, das Lehrerpult ist die Bütt
Und sogar noch was dazugelernt, wusste nicht, dass das Pult dort Bütt heißt, Büttenrede kenne ich, aber die Bütt hab ich noch nie gehört.
Ich melde mich begeistert und Frau Tennenhalm ist auch begeistert. Als ich meiner Mutter davon erzähle, ist sie gar nicht begeistert. Sie sagt, sie weiß überhaupt nicht, wie man eine Büttenrede schreibt. Aber ich habe volles Vertrauen in sie und gehe ihr erst mal aus dem Weg, damit sie überlegen kann.
Ohne "wütend" find ichs besser. Die andere Überarbeitung ist auch gut, das hat jetzt eine größere Selbstverständlichkeit (und kegelt weniger Leute raus), aber ich fand, das vorher halt noch so viel mehr drin gesteckt hat, diese schnelle Verarbeitung von: Ich weiß nicht, wie das geht *huch, eigentlich ist das ja auch gar nicht meine Aufgabe, aber ...* und dann spricht sie es aus: denn es wird ja sicher an mir hängen bleiben, denn das ist ja so der Versuch der Mutter gewesen, noch mal rückwirkend zu sagen: Es bleibt zwar an mir hängen, aber es ist nicht meine Aufgabe, wobei der erste Impuls ja ist: Keine Ahnung, wie das geht ...

und streichle mein Kostüm
:herz:

die wir hinterher in der Schule für die armen Leprakinder gespendet haben.
Da stolper ich drüber, vielleicht weil ich ein DDR-Kind bin? Bei uns waren es "die armen Kinder in Afrika", habt ihr echt für Leprakinder gespendet?

Die guten Sachen wie Schwämme oder Würste schnappen einem ja meistens die Erwachsenen weg. Dieses Jahr gehe ich als Pinguin.
Das hat bei mir gedauert, Schwämme und Würste sind sicher irgendwelche Süßigkeiten, oder?

„So“, sagt sie dann, „ich hab schon mal den Refrain. Pass auf: Und wenn mein Kopf nicht angewachsen wär, den trüge man mir auch noch hinterher.
„Das ist lustig?“, frage ich.
„Ja, das ist sehr lustig.“
Deine Dialoge sind allesamt herrlich komisch. Ich glaube, das funktioniert so gut - hier wie in der Weihnachtsgeschichte - weil du diese "Familiengeheimnisse" (die keine sind, weil in jeder Familie gepupst wird und Mütter ärgerlich sagen: Zieht die SChuhe aus!" usw) durch die Lehrerin nach außen kehrst. Und in der Weihnachtsgeschichte wollte die Mutter nicht die "ärgerliche Mutter" sein und hier will die Tochter nicht die "Vergessliche" sein - vor den anderen, durch das Außen kriegt das alles noch so eine Tiefe irgendwie, finde ich. Vielleicht auch nicht durch das außen, auf jeden Fall ist die Tiefe da ...

„Ich weiß nicht“, sage ich und meine Mutter sagt, was anderes fällt ihr aber nicht ein, entweder ich nehme ihre Idee oder ich soll mir selber was ausdenken.
„Na gut“, sage ich schnell, „aber man braucht ja wohl mehr als nur einen Satz.“
:lol:

Als das passiert ist, hat sie nicht so gekichert wie jetzt, weil wir im Dunkeln bei Regen noch mal los mussten, das Fahrrad suchen.
Total schön auch, wie du hier diese Situation, die bestimmt total ätzend war, im Nachhinhein lustig verwurstest ...

und jetzt macht es doch ein bisschen Spaß. Wir finden ganz viele Strophen und ich hätte gar nicht gedacht, dass ich immer so viel vergesse.
Das finde ich auch toll, wie die Tochter dann mitgerissen wird und einfach die Lust am Fabulieren dazu führt, dieses Vergessen in einem ganz neuen Licht zu sehen ...

Ich muss sagen, die Rede kommt sehr gut an. Ich schwitze zwar schrecklich in meinem Pinguinkostüm, aber Frau Tennenhalm lacht, die Kinder lachen und als ich zum dritten Mal rufe: „Eieiei, mein Heft war wieder nicht dabei!“, schreien alle: „Und das ist eine Sauerei!!!
Und dann einfach der Cut zu der Rede ... und wie dann alle rufen: Und das ist eine Sauerei. Kann ich mir total gut vorstellen und wie hier aus einer Schwäche eine Stärke wird, einfach weil mans nicht so ernst nimmt, sich selbst nicht so ernst nimmt ...

Also ich finde die Geschichte toll, die ist auf den Punkt und witzig und liebevoll und gleichzeitig steckt so viel drin. Gerne mehr davon!

Viele Grüße
Katta

 

Hallo @Chutney,
scheinbar kommst Du aus einer Karnevalsgegend, ganz im Gegensatz zu mir. Ich stamme aus einem Dorf in Mecklenburg, da gab es weit und breit keinen Karneval. Sowas habe ich erst mit Anfang Zwanzig das erste Mal erlebt, als ich mich meine Kumpels aus Berlin mit nach Wasungen in Thüringen geschleppt haben, damals ein fester Termin für alle Bluesfreaks und Hippies. Das ist eine katholische Gegend, und nur dort wird richtig Karneval gefeiert. Der Karneval in Wasungen und auch im kleinen Eisfeld war total genial. Leider fährt dort seit der Wende von den Leuten, die ich kenne, keiner mehr hin.
Mein Vorschlag: Wenn Du das aus Deiner Gegend kennst, müsstest Du eigentlich ein paar scharfe Geschichten in petto haben. Mich würde mal interessieren, wie die Einheimischen den Karneval erleben, und warum sie eigentlich so verrückt nach Karneval sind. Was finden sie wohl an den Büttenreden. Ich sehe das gerade im Fernsehen, und schüttle mit dem Kopf. Das ist doch bloß im Suff zu ertragen. Das spielt wohl für den Zusammenhalt in den Orten eine große Rolle. Ich kenne es ja bloß aus der Perspektive des Gastes.
Ein fröhliches Helau
sendet Frieda

 

Ich stamme aus einem Dorf in Mecklenburg, da gab es weit und breit keinen Karneval.
Hey @Frieda Kreuz,
ich weiß nicht, wo genau du herkommst, aber ich komme auch aus Mecklenburg und in meiner Stadt gab es Karneval und einen entsprechenden Verein und ich kenne auch noch so einige andere. Am 11.11. hat der Verein einen Umzug gemacht und die Schüler, die dort mitgemacht haben, hatten frei. Die haben auch bei dem Umzug die Schulen abgeklappert und Bonbons geworfen und so. Zu DDR-Zeiten waren die Sitzungen im Februar gut besucht und natürlich ging's da auch viel um Politik in den Reden. Ich kann mich erinnern, dass meine Mutter doof fand, dass das Politische aus den Karnevalssitzungen nach der Wende so ziemlich verschwand, meine Eltern sind danach nicht mehr oft hingegangen. Während des Übergangs mussten die Vereine echt gucken, wie sie überleben, weil die Leute weggeblieben sind, aber ich glaube, das hat sich dann irgendwann wieder eingependelt, auf jeden Fall ist der Verein in meiner Heimatstadt sehr aktiv am kulturellen Leben beteiligt - sogar im Sommer mittlerweile. Wie politisch die heute sind? Keine Ahnung ...

Liebe @Chutney, bitte entschuldige das OT unter deiner Geschichte ...

 

Hallo @Chutney

Erst mal eine herzliches Hallo von mir, als neuem Forum User. Ich habe mir jetzt deine Geschichte als Erstkritik ausgesucht, und wurde gleich sehr gut unterhalten.

Was mir als erstes aufgefallen ist: Du hast eine sehr gute Beobachtungsgabe für die Sorgen und Ängste eines Kindes. Das ist psychologisch sehr fein herausgearbeitet.

Diese Szene zum Beispiel:

In der Küche räumt meine Mutter das Geschirr ein, dass es scheppert. Klingt nicht gut. Vielleicht sollte ich Hausaufgaben machen, um die Stimmung zu heben. Als ich meinen Ranzen hole, fällt mir auf, dass mein Turnbeutel fehlt. Mist.

Da fühlte ich mich sofort in meine eigene Kindheit zurück versetzt. In eine Zeit, in der viele Dinge noch beängstigend waren, weil man eben vieles noch nicht kannte oder verstehen konnte. Im kindlichen Gemüt etsteht schnell Angst. Hier also: Ist mir die Mutter böse, weil es so scheppert? Das ist genial konstruiert. Es ist ja bekannt, dass Kinder viele Dinge automatisch auf sich selbst projezieren. Und dein kleines Mädchen (Oder Junge?) scheint auch ausgesprochen ängstlich zu sein. Das wird hier ganz besonders deutlich:

Meine Mutter schaut aus dem Fenster, einen Teller in beiden Händen. Sie bewegt sich nicht. „Mutti?“, frage ich vorsichtig. Sie dreht sich in Zeitlupe zu mir und lächelt, aber nicht normal, eher so spinnenhaft. Ich versuche zurückzulächeln.

Extrem beunruhigend! Das könnte auch aus einem reinrassigen Horror Roman stammen. Was ich durchaus positiv meine. Ab diesem Moment dachte ich, dass es hier auf ein schlimmes Ende zusteuert.

Auch das nachfolgende Verhalten der Mutter wirkt aus den kindlichen Augen zunächst distanziert und dann strafend. Wie hier:

„So, als Nächstes, wie du neulich dein Fahrrad beim Karstadt stehen gelassen hast und zu Fuß nach Hause gekommen bist.“

Für einen Erwachsenen ist es offensichtlich, dass sie es nicht allzu streng meint. Beim Kind stellt sich aber automatisch Anspannung ein, weil es eine Strafe erwartet.

Und dann wird eben diese Anspannung gelöst, weil sich Mutter und Kind beide beim lustigen Reimen übertreffen. Humor ist eben die beste Waffe gegen Angst, Ärger und Sorgen.

Das wird dann mit der Büttenrede vor der versammelten Klasse auf die Spitze getrieben. Das Kind konnte seine Vergesslichkeit in etwas positives verwandeln. Ein sehr schönes Ende.

Grammatikalisch und vom Stil her kann ich noch nicht soviele Verbesserungen beitragen. In dieser Richtung muss ich selbst noch einiges nacharbeiten. Mir ist jedenfalls nichts negativ aufgefallen. Auch beim Lesen gab es nichts, was mich stolpern ließ.

Liebe Grüße von mir!

 

Hallo @Katta,
ups, das ging ja wirklich schnell, wie schön! ich freu mich, dass meine Geschichte gut bei dir ankommt. Ja es ist das "Mutter-Tochter-Gespann" von der letzten Geschichte und ein paar Elemente tauchen wieder auf, aber es geht doch noch einmal um einen neuen Aspekt und es spielt auch später.

Ohne "wütend" find ichs besser. Die andere Überarbeitung ist auch gut, das hat jetzt eine größere Selbstverständlichkeit (und kegelt weniger Leute raus), aber ich fand, das vorher halt noch so viel mehr drin gesteckt hat, diese schnelle Verarbeitung von: Ich weiß nicht, wie das geht *huch, eigentlich ist das ja auch gar nicht meine Aufgabe, aber ...* und dann spricht sie es aus: denn es wird ja sicher an mir hängen bleiben, denn das ist ja so der Versuch der Mutter gewesen, noch mal rückwirkend zu sagen: Es bleibt zwar an mir hängen, aber es ist nicht meine Aufgabe, wobei der erste Impuls ja ist: Keine Ahnung, wie das geht ...
Ja, genauso war das auch gedacht, aber es hat tatsächlich drei Leute rausgekegelt und ich mag die jetzige, knackige Form doch noch mehr. Ein bisschen muss man sich halt entscheiden.
die wir hinterher in der Schule für die armen Leprakinder gespendet haben.
Da stolper ich drüber, vielleicht weil ich ein DDR-Kind bin? Bei uns waren es "die armen Kinder in Afrika", habt ihr echt für Leprakinder gespendet?
Ich habe das so im Kopf. Und, ganz ehrlich, ich weiß nicht einmal genau, wie das gedacht war. Ob die Kinder dann diese ungesunden Bonbons bekommen haben? Oder ob der Zucker recycelt wurde? Ich habe dazu im Netz auch nichts gefunden. Ich erinnere mich nur, dass wir die Bonbons in der Schule abgeben sollten.
endet?
Die guten Sachen wie Schwämme oder Würste schnappen einem ja meistens die Erwachsenen weg. Dieses Jahr gehe ich als Pinguin.
Das hat bei mir gedauert, Schwämme und Würste sind sicher irgendwelche Süßigkeiten, oder?
Äh, nee, das waren so eingeschweißte Blutwürste :sick:
Und echte Schwämme. Die waren jedenfalls weich, wenn man sie an den Kopf bekam.
Und in der Weihnachtsgeschichte wollte die Mutter nicht die "ärgerliche Mutter" sein und hier will die Tochter nicht die "Vergessliche" sein - vor den anderen, durch das Außen kriegt das alles noch so eine Tiefe irgendwie, finde ich. Vielleicht auch nicht durch das außen, auf jeden Fall ist die Tiefe da ...
Vielleicht, weil das Thema "Scham" doch etwas ist, was uns alle irgendwie tiefer trifft.
Total schön auch, wie du hier diese Situation, die bestimmt total ätzend war, im Nachhinhein lustig verwurstest ...
:D
und jetzt macht es doch ein bisschen Spaß. Wir finden ganz viele Strophen und ich hätte gar nicht gedacht, dass ich immer so viel vergesse.
Das finde ich auch toll, wie die Tochter dann mitgerissen wird und einfach die Lust am Fabulieren dazu führt, dieses Vergessen in einem ganz neuen Licht zu sehen ...
Ja, super, wenn diese Entwicklung für dich klappt. Mutter und Tochter sollen halt Spaß an einem Thema finden, dass sonst immer Stress ist.
Und dann einfach der Cut zu der Rede ... und wie dann alle rufen: Und das ist eine Sauerei. Kann ich mir total gut vorstellen und wie hier aus einer Schwäche eine Stärke wird, einfach weil mans nicht so ernst nimmt, sich selbst nicht so ernst nimmt ... Also ich finde die Geschichte toll, die ist auf den Punkt und witzig und liebevoll und gleichzeitig steckt so viel drin. Gerne mehr davon!
Ach, toll, herzlichen Dank, liebe Katta und auch noch einen Dank für eure karnevalistischen Erfahrungen. (@Frieda Kreuz ) Als Kind war ich überzeugt, dass Karneval auf der ganzen Welt gefeiert wird. Dass es selbst in Deutschland große Unterschiede gibt, ist mir eigentlich erst so ganz richtig bewusst geworden, als ich mit 22 in den Norden gezogen bin. Hier gibt es ja so punktuelle Hochburgen. Anscheinend war/ist das im Osten ähnlich.

Herzliche Grüße von Chutney

Hallo @Frieda Kreuz ,
dir auch dankeschön fürs Lesen und deine Rückmeldung.

Mein Vorschlag: Wenn Du das aus Deiner Gegend kennst, müsstest Du eigentlich ein paar scharfe Geschichten in petto haben. Mich würde mal interessieren, wie die Einheimischen den Karneval erleben, und warum sie eigentlich so verrückt nach Karneval sind.
Ich habe das auch nie verstanden, obwohl ich einheimisch war. Aber ich bin auch nicht umsonst in den Norden gezogen. Wenn meine Familie mich jetzt fleißig mit Fotos und Videos versorgt, muss ich aber doch kichern. Irgendwie toll, was die für einen Spaß haben und da springt der Funke doch mal aus Versehen über. Und die Lust an der Verkleidung, die kann ich auch noch nachvollziehen.
Was finden sie wohl an den Büttenreden. Ich sehe das gerade im Fernsehen, und schüttle mit dem Kopf. Das ist doch bloß im Suff zu ertragen.
Genau, alle sind besoffen und man wird von wildfremden Leuten abgeknutscht. So habe ich das in Erinnerung.
Das spielt wohl für den Zusammenhalt in den Orten eine große Rolle. Ich kenne es ja bloß aus der Perspektive des Gastes.
Naja, Zusammenhalt. Wenn man im Ort Geschäfte machen wollte, musste man jedenfalls im Karnevalsverein sein und im Schützenverein.

Vielen Dank, liebe Frieda und viele Grüße von Chutney


Hallo @Rainbow Runner ,

und herzlich willkommen in unserem Forum. Toll, dass du dich sofort mit Kommentaren einbringst. Und noch toller, dass ich die Erste bin. :D Es ist immer wieder faszinierend, so eine Vielfalt an Rückmeldungen zu bekommen.

Erst mal eine herzliches Hallo von mir, als neuem Forum User. Ich habe mir jetzt deine Geschichte als Erstkritik ausgesucht, und wurde gleich sehr gut unterhalten.
Das ist super, genau das hab ich gehofft.
Was mir als erstes aufgefallen ist: Du hast eine sehr gute Beobachtungsgabe für die Sorgen und Ängste eines Kindes. Das ist psychologisch sehr fein herausgearbeitet.
Vielen Dank! Und du hast in deinem Kommentar das Augenmerk auf den Konflikt im Hintergrund gelegt, eine Spannung, die da schon zwischen Mutter und Tochter besteht.
Da fühlte ich mich sofort in meine eigene Kindheit zurück versetzt. In eine Zeit, in der viele Dinge noch beängstigend waren, weil man eben vieles noch nicht kannte oder verstehen konnte. Im kindlichen Gemüt etsteht schnell Angst. Hier also: Ist mir die Mutter böse, weil es so scheppert? Das ist genial konstruiert. Es ist ja bekannt, dass Kinder viele Dinge automatisch auf sich selbst projezieren. Und dein kleines Mädchen (Oder Junge?) scheint auch ausgesprochen ängstlich zu sein. Das wird hier ganz besonders deutlich:
Ja, ich glaube auch, dass die meisten Kinder Stimmungen der Eltern sehr stark spüren, vielleicht nicht immer so bewusst. Hier gehe ich davon aus, dass das Mädchen das schon richtig wahrnimmt, dass die Mutter genervt ist, von der Aufgabe, die ihr da in den Schoß fällt. Ich sehe sie nicht als so sehr ängstlich, denn ihr Auftreten der Mutter gegenüber ist ja bisher durchaus recht entspannt. Aber dann durchbricht die Mutter gewohnte eingespielte Kommunikationsroutinen. Sie zetert nicht drauflos, wegen dem Sportbeutel, sondern sie schweigt.
Meine Mutter schaut aus dem Fenster, einen Teller in beiden Händen. Sie bewegt sich nicht. „Mutti?“, frage ich vorsichtig. Sie dreht sich in Zeitlupe zu mir und lächelt, aber nicht normal, eher so spinnenhaft. Ich versuche zurückzulächeln.
Extrem beunruhigend! Das könnte auch aus einem reinrassigen Horror Roman stammen. Was ich durchaus positiv meine. Ab diesem Moment dachte ich, dass es hier auf ein schlimmes Ende zusteuert.
Genau. Das darf hier auch gerne ein bisschen creepy rüberkommen. :D
Auch das nachfolgende Verhalten der Mutter wirkt aus den kindlichen Augen zunächst distanziert und dann strafend. Wie hier:
„So, als Nächstes, wie du neulich dein Fahrrad beim Karstadt stehen gelassen hast und zu Fuß nach Hause gekommen bist.“
Für einen Erwachsenen ist es offensichtlich, dass sie es nicht allzu streng meint. Beim Kind stellt sich aber automatisch Anspannung ein, weil es eine Strafe erwartet.
Ich würde sagen, an diesem Punkt hat die Tochter schon gemerkt, dass die Mutter Spaß daran hat - und ist darüber irritiert, weil das so Themen sind, die sonst immer für Stress und Spannung sorgen.
Und dann wird eben diese Anspannung gelöst, weil sich Mutter und Kind beide beim lustigen Reimen übertreffen. Humor ist eben die beste Waffe gegen Angst, Ärger und Sorgen.
Ja, genau, jedenfalls, wenn es sich um solche Themen handelt.
Das wird dann mit der Büttenrede vor der versammelten Klasse auf die Spitze getrieben. Das Kind konnte seine Vergesslichkeit in etwas positives verwandeln. Ein sehr schönes Ende.
Ja, so war es gedacht. :)
Grammatikalisch und vom Stil her kann ich noch nicht soviele Verbesserungen beitragen. In dieser Richtung muss ich selbst noch einiges nacharbeiten. Mir ist jedenfalls nichts negativ aufgefallen. Auch beim Lesen gab es nichts, was mich stolpern ließ.
Das ist doch auch ein wichtige Rückmeldung, vielen Dank!

Vielen Dank, Rainbow Runner, das war interessant! Ich wünsche dir noch ganz viel Spaß und viele Erkenntnisse hier im Forum!

Liebe Grüße von Chutney

 

Hallo @Chutney,

eine Geschichte über ein bedauernswertes Mädchen, dass unter seiner manipulativen Mutter leiden muss. So etwas erfreut meine schwarze Seele!

Das ist jetzt der zweite humorvoll-verspielte Text der letzten Tage mit hoher Qualität. Ein Trend, der sich gerne fortsetzen kann.
Du bringst so viele feine Beobachtungen in deine Geschichte ein, mit viel Gespür für emotionale Details - man kann leider nur auf wenige Auszüge eingehen (sonst müsste man fast den ganzen Text zitieren).

Sabine Tibursky soll auf der Blockflöte den Tusch spielen.
Schreckliche Erinnerungen werden wach - Stichwort 'Blockflötenschulchor' ...

Sie sagt, sie weiß überhaupt nicht, wie man eine Büttenrede schreibt. Aber ich habe volles Vertrauen in sie und gehe ihr erst mal aus dem Weg, damit sie überlegen kann.
Hört man hier eine gnädige Generosität? Ja, kindliche Großzügigkeit.


die wir hinterher in der Schule für die armen Leprakinder gespendet haben

Das finde ich zu hart - wenn Kinder dafür gespendet haben, dann auch mit den entsprechenden Informationen. Bezweifle, ob man dann noch so abfällig (?) reagiert. Kommt mir jedenfalls nicht so vor, als sei es eine Kritik an der Spendenpraxis.


Vielleicht sollte ich Hausaufgaben machen, um die Stimmung zu heben.

Raffiniertes Kind, Manipulationstaktik kann man bei der Mutter offensichtlich lernen.

Und wenn mein Kopf nicht angewachsen wär, den trüge man mir auch noch hinterher.
Auch wenn dann die Silbenzahl nicht stimmt - es ist so 'knackiger'.

Alle balle.“
„Na ja, das nehmen wir erst mal, vielleicht fällt uns noch was Besseres ein.“
Genau so funktioniert Kreativität.

„Ach, schade, dabei hatte ich so eine gute Idee: Eieiei, mein Heft war wieder nicht dabei!“ Sie kichert albern. Mütter sollten nicht so kichern.
Schön beschrieben, wie die Mutter ihre Rolle als 'Erziehungsberechtigte' gegen eine vergnügte eintauscht.

Mein kleiner Bruder Stefan kommt noch vorbei und sagt: „Außerdem vergisst du immer, wie doof du bist.“ Und ich sage: „Hauptsache, ich vergesse nicht, wie doof du bist!“
Klassisches Kindergespräch, sagt so viel über das Verhältnis der Geschwister, altersgerecht, aus.

Kaum Kritikpunkte - auch das freut meine schwarze Seele ...

LG,

Woltochinon

 

Hallo @Woltochinon ,

schön, dass du vorbeigeschaut hast und ich deine "schwarze Seele" erfreuen konnte. ;)

eine Geschichte über ein bedauernswertes Mädchen, dass unter seiner manipulativen Mutter leiden muss.

Du hast mich tatsächlich nochmal zum Nachdenken gebracht, was das Manipulative betrifft. Hab auch gegoogelt:

"Jemand, der einen anderen Menschen manipuliert, geht geschickt vor, sodass sein eigentliches Motiv für die manipulierte Person undurchschaubar bleibt. Hinter der Triebfeder liegen meist eigennützige Beweggründe."

Für mich geht die Mutter ja so halbbewusst vor. Sie ist im Stress, weil sie sich für die Rede sofort verantwortlich fühlt und sie nimmt dann das Erste, was ihr vor die Füße fällt als Anregung. Dass sie da besonders Spaß entwickelt, hat sicher den Aspekt einer klitzekleinen Rache für die ganzen Mützen, die sie schon neu kaufen musste (und dafür, dass sie sich gezwungen sieht, diese Rede zu schreiben) und das ist vermutlich das, was du meinst, dass sie da auch für sich was rauszieht. Und natürlich ist sie manipulativ, wie alle Mütter. Man muss sehen, wo man bleibt.:D

Sabine Tibursky soll auf der Blockflöte den Tusch spielen.
Schreckliche Erinnerungen werden wach - Stichwort 'Blockflötenschulchor' ...
Oh ja, ich habe auch noch eine Altflöte hinten in der Schublade.
die wir hinterher in der Schule für die armen Leprakinder gespendet haben
Das finde ich zu hart - wenn Kinder dafür gespendet haben, dann auch mit den entsprechenden Informationen. Bezweifle, ob man dann noch so abfällig (?) reagiert. Kommt mir jedenfalls nicht so vor, als sei es eine Kritik an der Spendenpraxis.
Ich glaube, für ein Grundschulkind ist Afrika schon sehr weit weg.
Vielleicht sollte ich Hausaufgaben machen, um die Stimmung zu heben.
Raffiniertes Kind, Manipulationstaktik kann man bei der Mutter offensichtlich lernen.
Sie kennt ihre Mutter, und weiß, was die erfreuen könnte.
Und wenn mein Kopf nicht angewachsen wär, den trüge man mir auch noch hinterher.
Auch wenn dann die Silbenzahl nicht stimmt - es ist so 'knackiger'.
Aber so heißt der Spruch nicht. :hmm: Und es es geht ja auch inhaltlich um ein "auch noch", denn das heißt ja, es wurden ihr schon andere Sachen hinterhergetragen.
t - es ist so 'knackiger'.
Alle balle.“
„Na ja, das nehmen wir erst mal, vielleicht fällt uns noch was Besseres ein.“
Genau so funktioniert Kreativität.
Stimmt :)
„Ach, schade, dabei hatte ich so eine gute Idee: Eieiei, mein Heft war wieder nicht dabei!“ Sie kichert albern. Mütter sollten nicht so kichern.
Schön beschrieben, wie die Mutter ihre Rolle als 'Erziehungsberechtigte' gegen eine vergnügte eintauscht.
Ja, jetzt will sie Spaß haben.
Mein kleiner Bruder Stefan kommt noch vorbei und sagt: „Außerdem vergisst du immer, wie doof du bist.“ Und ich sage: „Hauptsache, ich vergesse nicht, wie doof du bist!“
Klassisches Kindergespräch, sagt so viel über das Verhältnis der Geschwister, altersgerecht, aus.
:D

Vielen Dank Woltochinon, das war nochmal interessant und ich freu mich sehr über dein Lob,

Liebe Grüße von Chutney

 

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