Begegnung
Vieles geschieht scheinbar durch Zufall. Eigentlich scheint einem das ganze Leben an manchen Tagen wie ein Zufall zu sein. Wenn da nicht diese kleinen Momente in einem kleinen Zeitabschnitt wären, wo sich das ganze, endlose Puzzle zu einem Ganzen zusammenzufügen zu scheint, und man meint, sein Schicksal klar und deutlich zu erkennen.
Sommer bringt Leichtigkeit, Geborgenheit, er reduziert Charaktere auf ihren simplen Kern und bringt die Tiefe zum Erblühen. Leider rechnet man aber nicht immer damit, dass einem das, was man sich am allermeisten wünscht, ohne Vorwarnung ins Gesicht geklatscht wird. Denn wenn es dann plötzlich vor einem steht, ist man überfordert. Man fühlt sich klein und untergeben, da man von dem endlich wahrgewordenen Wunsch völlig übermannt wird.
Dass dies zweifellos ein Schlüsselmoment war, war mir klar. Ein winziger Augenblick, den man nicht vergessen kann. Doch dass sich dieser Augenblick während einer ganz Nacht immer wieder neu zum Leben erwecken lässt, und noch mehr ausreifen kann, wusste ich nicht.
Ich bin bescheiden. Ich war nie jemand, der immer mit dem Besten gerechnet hat. Am Besten war es sowieso, mit gar nichts zu rechnen, um die Möglichkeit, enttäuscht zu werden, zu umgehen.
Dass also gerade mir das geschehen sollte, was für mich das Wichtigste darstellt, verstand ich nicht.
Eine Nacht lang sah ich Lichter, die mir Wege in Gegenden zeigten, die ich noch nicht kannte. Sogar die begleitende Hand reichte man mir. Ich fühlte mich zugleich pulsierend stark, als auch zerbrochen und schwach. Ich war im Ziel und konnte gleichzeitig einfach nicht am Startschild vorbei. Mein Herz klopfte wie wild, aber ich war zur selben Zeit ruhig und wusste Bescheid.
Ein Gefühl, das sich anfühlt, als wäre es ein Kreisel, der einen irgendwohin, ganz in die Mitte seines Herzens bringt.
In die Mitte. Dorthin, wo alles begonnen hat, wo es sich ab dann immer mehr ausbreitet.
Egal, wie man mit diesem Gefühl umgeht, man kann es nicht mehr vergessen und auch nicht verdrängen, weil es dafür zu groß wäre. Und irgendwann ist es an der Zeit, dass man nicht mehr weiter davor ausweichen kann. Man kann sein Verlangen nicht mehr ignorieren. Man gibts sich der endlosen Weite eines unbekannten Gefühls hin, und weiß mit Sicherheit, dass es die reine Bestimmung war.
Gut, dass einem das Leben manche Zufälle zum Schicksal macht.