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Besser wär's

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18.07.2004
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Besser wär's

Verliebt sein ist immer was Schönes. Selbst wenn die Liebe nicht erwidert wird. Das Gefühl der Zuneigung zu einer anderen Person kann so manches bewirken. Es gibt dir die lange verloren geglaubte Lebensfreude wieder zurück. Plötzlich macht alles wieder Sinn, du hast wieder eine Aufgabe, die sich am besten durch diese Frage formulieren lässt: Wie schaffe ich es, dass er/sie mir ewig verfällt? Und dabei sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Sogar die bequemsten Menschen werden fleißig und versuchen alles (oder zumindest irgend etwas), um ans Ziel zu gelangen.

Sportlich gesehen ist die Liebe der Wettbewerb mit den meisten technischen Fouls. Nirgendwo anders gibt es so viele Teilnehmer und so wenige Schiedsrichter. Vor allem, wenn mehrere Kontrahenten das gleiche Ziel verfolgen. Obwohl man selten den Sieger voraussagen kann, ist eines absolut sicher: Einer wird immer auf der Strecke bleiben! Der Einsatz ist also ein Herz, und das Herz des Verlierers wird gebrochen. Und trotzdem sollte man es riskieren, wenn man nicht allein sterben will. Das muss zwar nicht immer so sein, wie uns eine Ausnahme des besseren belehrt. So hatte Queen Ann mit ihrem Mann siebzehn Kinder. Alle, auch ihr Liebster, hörten vor ihr auf zu atmen. C’est la vie.

Es gibt Frauen, die könnten mich glatt verrückt machen. Und ab und zu gibt es eine, die das auch tut. Auf den ersten Blick wirkt sie ganz harmlos. Sie könnte im Bus neben mir sitzen, und ich würde nichts merken. Erst wenn sie aufsteht, um zu gehen, würde sich in mir ein Gefühl des Verlustes bemerkbar machen. Das sind die richtig teuflischen, die man sich bewahren sollte. Schon beim ersten Blickkontakt wird mir klar, ob mir eine Frau das Herz brechen könnte. Wenn sie mich sogar verrückt macht, muss ich alles daran setzen, sie kennen zu lernen. Im nachhinein bereut man ja gerne, aber vor allem bereut man, dass man es nicht versucht hat. Nur um die Hoffnung zu wahren. Also fasse ich mir ein Herz und denk mir eine coole Anmache aus. Eigentlich versuche ich natürlich zu wirken, aber bei so einer Frau spielt das keine Rolle. Wenn ich schließlich vor ihr stehe, ist mein Kopf wie leergefegt, quasi Tabula rasa. In Wirklichkeit aber ist er voll, alles kreist um einen Gedanken, nämlich sie. Alles andere wird unterdrückt und je stärker ich versuche zu widerstehen, desto schneller erleide ich einen Systemabsturz. Und damit meine ich keinen der Sorte Windows (die sind nämlich einprogrammiert, um die Abnützung des Computers zu garantieren), sondern ein absolutes Blackout. Meistens vergesse ich den Grund, warum ich überhaupt auf sie zu gegangen bin. Da ich nicht einmal ein Lehrling in Smalltalk bin, ist die Situation doppelt so schwer. Natürlich war mir vorher schon klar, was passieren würde. Deshalb hat mein Körper mit der Ausschüttung von Stresshormonen reagiert. Blöd für mich.

Da steh ich also vor ihr und bringe keinen Ton heraus. Jetzt habe ich zwei Möglichkeiten: Entweder ich schleiche zu meinem Platz zurück, bevor sie mich bemerkt, oder ich sage doch etwas zu ihr. „Br...Brüste“ höre ich jemanden sagen, ohne zu registrieren, dass ich es war. Stattdessen frage ich mich, wer denn der Trottel war, und verziehe mein Gesicht zu einem schadenfrohen Lachen. Damit hat sich der Idiot wohl alle Chancen bei ihr verbaut! Nur warum starrt sie mich so entgeistert an? KLATSCH!!

Zurück an meinem Platz reibe ich mir die Wange und versinke in Selbstmitleid, auch Reue gesellt sich dazu. Trotz dieses Rückschlages werde ich die Hoffnung nicht aufgeben, doch noch den nötigen Mut zu finden. Besser wär’s...

 

Hallo alecs,

mir hat dein Werk richtig gut gefallen, ich habe gelacht. Im Gegensatz zu Jo sehe ich schon eine Geschichte: Der Ich-Erzähler räsoniert über das Wesen der Verliebtheit und kommt auf diesem Weg dazu, den Ablauf einer missglückten Annäherung zu schildern.
Wenn ich das richtig sehe, bedeutet Liebe hier nicht das allumfassende, ewigliche große Gefühl für einen Menschen, sondern bezeichnet den Gesamtkomplex intersexuelle Attraktion, darum finde ich den Begriff Verlieben auch okay.

Nur:

Trotz dieses Rückschlages werde ich die Hoffnung nicht aufgeben, doch noch den nötigen Mut zu finden. Besser wär’s...

Er hat doch den Mut gefunden, sich dem Objekt seiner Begierde zu nähern. Nur eben etwas ungeschickt...

LG, Chica

P.S.:

Sportlich gesehen ist die Liebe der Wettbewerb mit den meisten technischen Fouls. Nirgendwo anders gibt es so viele Teilnehmer und so wenige Schiedsrichter.
Die Formulierung gefällt mir! :)

 

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