Bildung
„ Das muss man wissen, das gehört zur Allgemeinbildung!“, singen die pseudoedlen Wissensprotze ritterlich ihr Lied. Ich schätze sie gering, diese selbsternannten Kulturkönige und fast- stilvollen halb- Intellektuellen. Ich kläre auf, dass man nichts wissen muss, um es zu wissen, einfach nur der super Bildung wegen. Bringt man kein Interesse auf, legt es ausschließlich Zeugnis von der eigenen Schlichtheit ab, sich trotzdem mit den wunderbaren Künsten zu füttern, um eine Person von „großer Kultur“ zu werden. Wozu machen es diese vor mürben Lebenssinnen zu Kreuze gekrochenen Todfeinde des souveränen Nachdenkens denn? Um ihrem Profilierungsdrang Rechnung zu tragen, dass sie ja als gelehrt und als folgende Falschheit als intelligent und hoch geistig durchgehen. Bildung isoliert genommen ist genauso wertlos wie Geld, wenn einem der Charakter verbietet, es auszugeben. Bildung ist erst dann nützlich, wenn sie dem aktuellen Zeitgeist dient, oder wenn ein bestimmter Bereich für den jeweiligen Menschen von innerem Interesse ist. Bildung soll also einerseits Grundstoff zum Denken sein, soll Hilfe leisten, oder andererseits hat sie die Aufgabe, denjenigen zu befriedigen, der sich für Teilgebiete begeistern kann. Dann wird sie zum wahrhaftigen Hobby und macht so einen Sinn. Denn das wahre Hobby ist für die einzelne Person selbst, es erfüllt sie. Es geht nicht um Image. Für die Entscheidungsfindung im gegenwärtigen Leben, der Dienst am Zeitgeist, helfen unter Umständen z.B. die Geschichte oder vergangene Schriftsteller.
Besonders in der Schule zeichnen sich ein gelähmter Kritiksinn bezüglich des „Stoffes“ gekoppelt mit einer Erkrankung an Fremdwort- Überfeinerung ab. Man kloppt sich ohne Rückbesinnung Daten rein, Kritik unerwünscht. Das eigentliche Leben erstickt an der Fülle von Wissensstoff (Nietzsche), und die immer parat stehende Begründung: „Die Schule soll in möglichst alle Bereiche Einblick verschaffen, um das Interesse zu wecken.“ Besser kann ich die Aufgabe der Schule selbst nicht formulieren, doch kommt es auf die Art an. Es ist doch in den meisten Fächern nichts als fanatisches Pauken für, abgerechnet der nächsten Klausur, nichts. So weckt man kein Interesse, so mordet man es. Aber, was soll’s, bald muss ich mich erfreulicherweise nicht mehr mit Parabraunerde, enzymatischen Reaktionen oder Substitution von Alkanen herumschlagen.
Ich insistiere darauf, dass alle verbildeten Zielverlierer, alle Du- kannst- mehr- als- Du- im- Unterricht- zeigst- Hinunterspuler sich das eben genannte Endziel einverleiben, es sich hinter die Ohren schreiben und zu ihrem Morgengebet machen.