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Blow my mind

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30.12.2002
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92

Blow my mind

I wrote this novel just for you
It sounds pretentious
But it’s true
I wrote this novel just for you
That’s why it’s vulgar
That’s why it’s blue
(Placebo)


Die Sonne scheint und es ist warm genug, dass ich die kleinen Kinder draussen kreischen und plantschen höre. Hier aber sitze ich drinnen, und in meinem Innern ist alles finster und leer. „Wieso?“ möchte ich laut schreien, so laut, dass die Mauern zittern. „Wieso?“ kommt mir nur ein leises Flüstern über die Lippen. Ich schaue meine ausgestreckten Hände an; sie zittern leicht aber beständig. Ich balle sie zur Faust, damit ich das nicht ansehen muss. Noch vor kurzem habe ich diese Hände dazu benutzt, mich alles vergessen zu lassen, mich auf eine Welle des Glückes zu befördern. Doch leider vermag ich dieses Gefühl nur kurz aufrecht zu erhalten. Und alles was zurückbleibt ist der Geschmack meines Körpers an meinen zitternden Händen. Ich hasse diesen Geruch, diese Erinnerung an das Glück. Angeekelt springe ich auf und renne ins Badezimmer. Ich nehme die harte Holzbürste von der Wand und schrubbe meine Hände so lange unter dem heissen Wasser, bis sie rot sind und die Haut an manchen Stellen aufgerissen ist. Erst dann höre auch auf und lasse mich erschöpft auf dem Badewannenrand sinken. Meine Hände schmerzen, aber zumindest bin ich den bestialischen Gestank los. Ich sehe mein Gesicht gegenüber im Spiegel, und was ich sehe, bringt mich zum Weinen. Eine grässliche Fratze schaut mir entgegen, ein Monster, dunkle Schatten, ein transparentes Geistgesicht. Ich schluchze auf und knalle die Bürste mit aller Kraft gegen den Spiegel. Unter der harten Holzspitze zerbirst dieser und das Monster schaut mir jetzt dreifach entgegen. Ich springe auf und flüchte zurück in mein sonnendurchflutetes Zimmer. Jeder Sonnenstrahl, jedes Kinderlachen zerbricht meinen Körper, schneidet ihn auf, zerhackt ihn. Aber ich lasse das Fenster geöffnet und die Jalousien oben. Ich bade mich in meinem eigenen Schmerz, lasse ihn durch mich hindurch fliessen. Ich sinke auf mein Bett, kuschle mich in meine Decke und schliesse die Augen. Endlich ist sie weg, diese unerträglich grelle Helligkeit. Das Dunkel streicht wie eine beruhigende Hand über mich, lullt mich ein und schenkt mir ein bisschen Frieden. Ich weiss, dass diese Leere vorbeigehen wird. Ich muss nur lange genug unter der Decke warten, dann geht alles vorbei. Alles geht vorbei, wird wieder gut, geht vorbei, wird wieder gut. Ich weiss, dass ich schon bald wieder lachen und hüpfen werde, ich weiss es, bisher war es immer so. Die dunkle Zeit geht vorbei. Immer.

 

Hallo Berian,

dein Text hinterlässt mich ratlos. Er ist eindringlich und wortgewaltig geschrieben, und transportiert dabei die bleischwere Leere, die dein(e) Prot wohl empfindet. So viel Selbsthass und Selbstvernichtung.
Nur scheinen mir diese gewaltigen Emotionen zu sehr in der Luft zu hängen. Das Verhalten deiner Figur wird zwar aus den gerade erlebten Gefühlen heraus nachvollziehbar, die gerade erlebten Gefühle werden aber nicht aus einer Situation heraus deutlich. Da bleibt für mich zu viel spekulativer Raum. Und spekulativer Raum ist für mich die unangemessene Steigerung von Interpretationsraum.
So schön ich zum Ende die Zuversicht deiner/s Prot finde, so sehr frage ich mich doch, weshalb löst die Masturbation so eine heftige Antireaktion in ihr/ohm aus? Da kann man dann auf Vergewaltigungstraumata, auf Aufmerksamkeitsdefizite, auf Einsamkeit kommen, aber nichts favon wird greifbar, oder nahegelegt.
Kurz: Du hast mir vielen Worten eine eindringliche Situation geschaffen und für mein Gefühl dabei nichts erzählt. Dadurch ist es mir für meinen persönlichen Geschmack zu wenig.

Aber ich bin ja ohnehin kein großer Freund dieser um sich selbst kreisenden Verinnerlichungstexte. Vielleicht bin ich dafür einfach zu alt oder ein zu konservativer Erzähler?

Es war trotzdem schön, mal wieder was von dir zu lesen.

Lieben Gruß, sim

 

Hallo sim

Danke fürs Lesen und Kritisieren meiner, nun, "Geschichte". Mein Ziel war es nicht eine alles erzählende Story abzuliefern. Schlussendlich war mir egal, was der Auslöser für die beschriebene Situation gewesen sein könnte. Vielfach sind diese Auslöser sowieso eher banal und unwichtig.
Mir ist klar, dass das nicht vielen gefällt, aber für mich war es eine Art Ventil, diese Gedanken aufzuschreiben.

Liebe Grüsse!
Berian

 

Mir gefaellt die Geschichte aehnlich wie sim... sehr eindringlich geschrieben aber ohne konkrete Handlungen. Und du hast auch recht, die Ausloeser solcher Situationen sind oft banal und unwichtig(aber nicht immer), doch heisst das nicht... das es noch viele solcher texte geben wird(egal ob von dir oder vielen anderen)... sinnlos, weil ihr Ausloeser wertlos ist, und unvollendet, weil sie keine Geschichten sind sondern nur ein "Ventil" fuer wertlose Ausguesse sind?
(mein gedanke, koennte falsch liegen, so bin ich)

 

Hi delena

Es wird sicher noch Tausende solcher Texte geben. Ich bin der Meinung, dass solche Texte, ausser sie sind Ausnahmefälle und aussergewöhnlich gut, nie wichtig für die Allgemeinheit sein werden. Aber sie können wertvoll für den Verfasser sein. Und das ist der wichtige Punkt für mich. Die Veröffentlichung in solchen Foren wie hier ist sozusagen nur der Bonus. Verstehst du, was ich meine?

LG!
Berian

 

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