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C U 4 Xs

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14.07.2004
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C U 4 Xs

Kleine Mädchen schaukeln im Wind und ihre Sommerkleider verwehen in der Sonne. Sie lachen. Ihr blondes und braunes Haar ist geschmückt mit bunten Kränzen aus Gänseblümchen und Vergissmeinnicht. Sie springen. Ihre nackten Füße landen im warmen Sand, der sie kitzelt. Sie laufen. Laufen zu ihrer hübschen Mutter, die auf der blauen Bank sitzt und auf sie wartet. Glücklich.
Ein roter Falke schießt auf mich zu mit seinen tödliche Krallen voran. Er brennt. Die unerträgliche Hitze, die von ihm ausgeht raubt mir die lebenswichtige Luft zum Leben. Er greift. Pochende Schmerzen zerfetzen meinen Leib, eingefangen in den Klauen des abscheulichen Drachens. Er faucht. Sein mächtiger Schädel pendelt über mir und holt zum finalen Schnabelhieb aus. Panisch.

Schillernde Seifenblasen gleiten wie Wolken durch das prächtige Himmelreich. Sie tanzen. Manche vereinigen sich zu einem Gebinde aus bemalten Ballons. Sie fliegen. Die tänzelnde Atmosphäre geleitet sie hoch zur gläsernen Sonne. Sie flimmern. Mit den Färbungen des geliebten Regenbogens vollenden sie den zeitlosen Horizont. Frei.
Vor meinen Füßen beginnt der schmutzige Boden zu donnern. Er schwindet. Dunkelheit umwickelt meinen zitternden Körper und verschlingt mich. Sie bricht. Tausend erbarmungslose Hände packen mich blindwütig und kratzen an mir. Sie leben. Die bestialischen Pranken prügeln auf mich ein, bis ich meine nachgiebigen Knochen zersplittern höre. Wahnsinnig.
Müde schwimme ich hinweg in die Weite meiner Seele. Die Welt um mich entstellt sich im Abglanz meines Seins. Kann meine Augen nicht schließen. Das Entsetzen und das Heil streiten sich tänzelnd um meinen Verstand. Kann die Augen nicht öffnen. Die Finsternis hinter meinen Lidern explodiert in unzähligen Irrlichtern. Wachsam laufe ich im Zimmer hin und her, gleich einem gefangenen Tier. Ein hässlich groteskes Spottbild grinst mir von der gelbgetünchten Wand gegenüber entgegen. Schwarze, vom kalten Schweiß verklebte Haare umrahmen das bleiche Angesicht. Das Antlitz einer jungen Frau, die noch so viel vor sich hat. Die geliebt wird von ihren Eltern, den Geschwister, den Freunden. Intelligent allerdings, dennoch leichtlebig. Tränen bahnen ihren Weg durch das vertraute Gesicht vor mir. Eine Karikatur meiner selbst im glanzlosen Licht des Raumes, das spärlich den mit Mosaiksteinen verzierten Spiegel trifft und mir ein Bild meiner eigenen Zerstörung enthüllt. Ich stolpere über dich. Wer bist Du? Du bist nicht da. Nicht wirklich. Dein Körper verweilt zu meinen Füßen, aber es ist kein Lebensfunke in dir. Wo bist du?
Mein Lieblingskissen in der Ecke des staubigen Zimmers. Ich hebe es auf. Streichle und küsse es, wie ich meine Mama küsste als sie es mir zum Geschenk machte. Schädliche Müdigkeit tyrannisiert mich und zwingt zum Schlafen. Ich will nicht träumen. Der Falke, die Leere, das Dunkel, die Hände. Kommen sie wieder, wenn ich phantasiere? Darf ich mit den Mädchen schaukeln? In einer Seifenblase der Sonne entgegen reisen?
Sonderbare Worte hallen in meinem Kopf, als meine Augäpfel versuchen, den Kampf gegen das grelle Licht anzutreten.
Du stehst vor mir. Ich weiß wieder wer du bist. Graham, der Student aus London. Gutaussehend und klaräugig. Ein berauschender Duft geht von Dir aus. Mit dir kann ich lachen. Mit dir kann ich reden. Zumindest vor ein paar Stunden konnte ich es noch. Jetzt steht der Wahnsinn deines Handelns im verknitterten Zerrbild deines Ichs. Mit dir kann ich nicht sein. Du verleitest mich. Verleitest mich Dinge zu machen, die ich nicht tun möchte. Vielleicht möchte ich sie doch tun, aber nicht, weil du es für dich beanspruchst, mein Handeln zu lenken. Ich bestimme den Lauf der Dinge. Es ist mein Leben.
Eine unscheinbare Schachtel landet auf meinem Kissen. Ich hebe sie vor mein Gesicht. Was ist das? Zögernd realisiert mein Verstand allmählich was ich in meinen Händen halte. Wir haben viel zu viel davon geschluckt. Aber wer kann sich schon diesen bunten Dingern widersetzen? Schon als Kind habe ich die farbenreiche Vielzahl von Smarties geliebt. Aber die hier. Tödliche Smarties, aber nur wenn man noch mehr als viel zuviel davon nimmt. So was passiert mir nicht. Ich hab das im Griff. Wirklich.
Mein trüber Blick wandert zur Tür. Graham steht dort. Er lässt mich allein. Er lächelt durch seine schwarzen Augenringe. Seine letzten Worte? „See you for excess!“

 

Hi Jo,
schön von Dir zu lesen. :)

Deine Wortkraft ist schier unerschöpflich, habe ich den Eindruck
Danke und verneig.
Nachdem du mir freundlicherweise die Auflösung am Ende präsentiertest, muss ich mir folgende Frage stellen: nimmst du ab und an Extacy?
Als Mama von vier Kids kann und will ich mir einen solchen Schwachsinn nicht antun. Habe nie Drogen genommen und werde es auch hoffentlich und sicher nie.
Die Geschichte entspringt allein meiner verwirrten Fantasie. :D
War deine Intention etwa aufzurütteln? Dann wird es nicht reichen, fürchte ich, da der Text zu abstrakt wirkt. (Zumindest auf mich)
Nein, hatte ich nicht wirklich vor. War nur so ein spontaner Einfall von mir. Wollte etwas experimentieren mit der Idee. :hmm:
Gefiel mir daher nur sprachlich und stilistisch ... denn die Personen bleiben für mich ebenfalls allenfalls angekratzt.
Schade, aber Du hast wohl Recht, wenn ich es mir so überlege.Kann man das jetzt noch ausbügeln? :confused:
Kleine Hilfestellung oder Tritt in die richtige Richtung? Was genau meinst Du?:shy:

Danke dir sehr für Deinen Beitrag und würde mich freuen noch mal von Dir zu lesen. :) Bis denn.
Liebe Grüße von Susie

 

Hallo Kürbiselfe!

Auch ich finde deine Phantasie sehr kräftig - viele krachende Bilder, die das Erlebte beschreiben.

Leider finde ich zwar die Metaphern sehr kräftig, aber nicht Deine Worte. Beispiel:

Eine finstere Leere umwickelt meinen zitternden Körper und verschlingt mich

Leere ist abstrakt und etwas nicht-existentes. Wenn Du schreibst, dass sie den Prot umwickelt, platzt das Gedankenbild plötzlich, und der Leser sieht zwar das Wort Leere, aber er fühlt die Bedeutung nicht mehr.

Vorshlag:

Plötzlich fließt schwarze Farbe über den Boden, kriecht an Bäumen hoch, fließt über meine Zehen. Die Schwärze beginnt, meine Beine zu fressen.

Okay, ich habe sehr andere Bilder verwendet, die aber dasselbe zu sagen versuchen. Ich glaube, das "Schwärze" beim Leser dasselbe Gefühl erweckt, das "finstere Leere" erwecken will, spart aber ein Adjektiv. Das umwickeln um den ganzen Körper habe ich gestrichen und in anschauliche Schwärze umgewandelt, die in die Gegend eindringt, und den "zitternden Körper" habe ich dadurch ersetzt, dass Beine angefressen werden, womit das Bild erzeugt wird, dass der Körper des Prot nicht mehr Herr seiner selbst ist und er "weiche Knie" hat...

Wie gesagt: Geile Bilder, aber sie sind nicht immer direkt genug formuliert, so dass ein Leser, der sich nicht gut konzentrieren kann, diese Bilder nicht sehenwird.

Grüße aus Hamburg!

Gernot

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Jo,
habe mir noch einmal so meine Gedanken zu Deinen Beiträgen gemacht.

ich meine damit lediglich, dass die Personen nur erwähnt werden, ihnen jedoch dadurch jeglicher Charakter fehlt.
Ist halt nur ein Anriss, keine Geschichte.
Hoffe nun, die beiden sind etwas "greifbarer" geworden. Habe ein paar Änderungen vorgenommen.

Vielen extralieben Dank nochmal für Deine Anregungen.
Liebe Grüße von Susie

PS:

war natürlich spassig gemeint, aber ich nehme an, das wußtest du
Natürlich wußte ich. ;)

 

Hallo Gernot,
vielen Dank für´s Lesen und kommentieren.

Auch ich finde deine Phantasie sehr kräftig - viele krachende Bilder, die das Erlebte beschreiben.
Dankeschön.
Leere ist abstrakt und etwas nicht-existentes. Wenn Du schreibst, dass sie den Prot umwickelt, platzt das Gedankenbild plötzlich, und der Leser sieht zwar das Wort Leere, aber er fühlt die Bedeutung nicht mehr.
Möglicherweise hast Du damit nicht ganz Unrecht, aber ein bisschen abstrakt soll´s dann schon bleiben.
Vorshlag:
Zitat:
Plötzlich fließt schwarze Farbe über den Boden, kriecht an Bäumen hoch, fließt über meine Zehen. Die Schwärze beginnt, meine Beine zu fressen.
Das ist mir zu heavy, arbeite aber noch an einer Änderung.

Vielen Dank und
einen lieben Gruß, Susie :)

 

Hallo Kürbiselfe,

ein sehr kunstvoller Text. Ich habe einmal das Schreiben mit dem Malen verglichen. Ich finde, du hast hier ein ´Bild´ gezaubert, welches dem Betrachter zunächst nicht viel sagt (ist jetzt nicht negativ gemeint!)

Doch bei näherem Betrachten (in deiner Geschichte durch den erklärenden Schluß) erschließt sich ein wundervolles Gemälde.

Zunächst habe ich mich ein wenig an deinen (ich glaube es waren circa eine Millionen?) Adjektiven gestört, doch dann habe ich gemerkt, dass sie durchaus zum Gesamtbild passen und auch gehören.
Habe zwar auch noch keine illegalen Drogen genommen, aber ich denke, du beschreibst den ´durchgeknallten´ Rausch schon recht treffend.

Der Schluß stimmt mich dann wieder ein bißchen traurig. Da ist dieser Typ, der sie zum Drogenkonsum animiert, und sie kann (will?) sich nicht dagegen wehren. Hoffentlich werden meine Töchter mal nicht so ausgenutzt.

Also, Fazit: eine mit Worten gemalte Geschichte, die durch die erschreckende Erkenntnis am Ende doch sehr nachdenklich stimmt. Ich würde sie in jedem Fall so belassen.

Lieben Gruß! Salem

 

Hallo Salem,

vielen Dank für Deine schönen Worte.

ein sehr kunstvoller Text. Ich habe einmal das Schreiben mit dem Malen verglichen. Ich finde, du hast hier ein ´Bild´ gezaubert, welches dem Betrachter zunächst nicht viel sagt (ist jetzt nicht negativ gemeint!)

Doch bei näherem Betrachten (in deiner Geschichte durch den erklärenden Schluß) erschließt sich ein wundervolles Gemälde.

Kann man sich mehr wünschen, als eine solch positive Kritik?
Ein wunderbares Kompliment. Vielen Dank.
Zunächst habe ich mich ein wenig an deinen (ich glaube es waren circa eine Millionen?) Adjektiven gestört, doch dann habe ich gemerkt, dass sie durchaus zum Gesamtbild passen und auch gehören.
An dieser Stelle muss ich mich wohl mit einer Sucht meinerseits outen. Ich bin Adjektivsüchtig. Kann nie genug davon bekommen. Glaube in einer anderen Geschichte schon mal Ähnliches von Dir gelesen zu haben. ;) Manchmal wird es zu viel des Guten. Bin froh, diesmal die passenden gefunden zu haben. :D
Hoffentlich werden meine Töchter mal nicht so ausgenutzt.
Das hoffe ich auch für meine Kinder.
Also, Fazit: eine mit Worten gemalte Geschichte, die durch die erschreckende Erkenntnis am Ende doch sehr nachdenklich stimmt. Ich würde sie in jedem Fall so belassen.
Die vorliegende Geschichte ist tatsächlich die Endfassung, außer Rechtschreibfehler werden noch entdeckt. Bevor Du sie gelesen hast, war sie tatsächlich etwas "farblos". Aber meine Änderungen haben zum positiven Ergebnis geführt, was ich an Hand Deines Beitrages erkennen darf.
Vielen herzlichen Dank. :)

Liebe Grüße , Susie

 

Ich halte das Experiment für wenig gelungen. Die Wirkung der Droge hat mich mehr an LSD oder Pilze erinnert, sicher nicht an Ecstasy. Wobei ich nicht auf eigene Erfahrungen zurückgreifen kann, jedoch auf verläßliche Quellen.

Die leitmotivische Wiederholung "Sie lachen. [...] Sie springen. [...] Sie laufen. [...] Er brennt. [...] Er greift. [...] usw." störte mich beim Lesen, vermittelte keinen Eindruck. Vermutlich sollen diese Einschübe das intensive, verlangsamte Erleben von Alltäglichem verdeutlichen, aber es erscheint mir dafür nicht recht geeignet. Und als der erste Rausch dann in einen Horrortrip wechselt, werden mir die Sätze, die Reflexionen zu kompliziert. Es fügt sich nicht recht zusammen.

Ich denke, daß der Text noch Arbeit erfordert. Das Thema ist spannend, nicht neu, aber wozu auch. Die moralische Komponente, die Eltern, ein Bild vom eigenen Leben halte ich für erläßlich, ebenso die Gestalt des Verführers.

Ein Detail:

  • "Wachsam laufe ich im Zimmer hin und her, gleich wie einem gefangenen Tier." - 'gleich einem'

 

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