Chuck - Pater O´ Brian
Eines Morgens, die ersten Sonnestrahlen weckten mich in einer Bar, saß plötzlich ein Mann an meiner Seite. Er schaute traurig aus, konnte meinen Anblick nicht ertragen, die Flasche Whisky hatte ich noch in der Umklammerung. Pater O´ Brian. Dieser Mann war auf der Suche nach verlorenen Seelen. Er nahm mich mit zu seiner kleinen Kolonie, „Kolonie der friedlichen Herzen“, erzählte mir von Tugenden. Nächstenliebe, Freundschaft, Ehrlichkeit und Bescheidenheit, ich erwarb sie.
Ich bin sehr froh, in dieser kleinen Kolonie, meinen Frieden gefunden zu haben. Ich darf unter Pater O´ Brians Augen arbeiten, leben und lieben. Ich habe keine Feinde mehr, es gibt nur noch Freunde. Morgens ertönt der Weckruf zur Arbeit. Mit einem lustigen Friedenslied auf den Lippen, beginnen wir den Tag. Wir gehen hinaus auf´s Feld, singen und lachen. Im Gesang bin ich ein wahrer Meister geworden. Ich habe eine schöne sanfte und weiche Stimme, meint der Pater.
„We shall overcome, we shall overcome, some day, I do believe, deep in my heart, that we shall overcome some day.”
Ich wünschte, meine Freunde aus früheren Tagen fänden auch den Weg zur Bekehrung. Liz und Linda, gerne sähe ich sie als Schneiderin oder Näherin. Im Traume sehe ich Herrn Buskowiak, den eifrigen Beamten. Eine Tasse Jasmin-Tee am Kaminfeuer, die selbst gemachten Reibekuchen, auf dem Teller, lustig scherzend…..ach das wäre so schön! Oder Jackey? Wir beide! Blumen pflücken auf den grünen Wiesen, Hand in Hand, abends lesen wir unsere Gedichte. Jeden Tag muß ich an den armen Chuck denken, er tut mir so leid, aber der Pater meint, er würde mir verzeihen.
Pater O´ Brian ist ein feiner Mann. Er verwaltet unser Geld, hebt es auf für später, wenn wir reif genug sind, um in der harten Welt zu bestehen und unsere Mitmenschen zu lieben. Ich bin auf dem rechten Weg gekommen, liebe alle Menschen. Bruder Daniel, Bruder Ahmad, Schwester Esther, bald werde ich sie heiraten,…ach die Lieben, ich kann sie gar nicht alle aufzählen.
Mit Bruder Daniel nehme ich an einem Kurs teil, der hier jeden Abend zur Ertüchtigung von Geist und Seele stattfindet. Israelische Kreistänze! Ein Fest, wir jauchzen und lachen. Außerdem übe ich mich im Ballett. Pater O´ Brian erfreut sich immer an meinen geschmeidigen Bewegungen, manchmal keucht er sogar, so freut er sich! Abends sind wir immer ganz erschöpft, ziehen uns meist zurück in die Lesestube und trinken unsere Milch.
Mein Leben hat sich schon sehr gewandelt, in dieser Kolonie. Meinen Namen Scrup, Name der großen Sünde, den trage ich nicht mehr. Unter Bruder Jakob bin ich nun wohl bekannt.
Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass meine Freunde aus vergangenen Zeiten, mit mir diesen Weg des Friedens gehen.
Heute abend werde ich noch ein wenig meine dicken Woll-Strumpfhosen stopfen, sie haben mit der Zeit Löcher bekommen. Die Wolle haben wir von unseren Schafen,…ja es ist schon herrlich hier. Bald ist Weihnachten, ich glaube Pater O´Brian schenkt mir ein paar Fäustlinge und Ohrenwärmer für den kalten Winter. Schon im Sommer bekam ich ein paar schöne braune Sandalen. Ihm zu Ehren schlafe ich sogar mit diesen feinen Schühchen, aus zartem Leder. Ich werde sie immer pflegen.
So, nun will ich aber noch zur Medikamentenausgabe, die bekomme ich jeden Tag, weiß nicht genau warum. Pater O´ Brian wird es schon richtig machen und es gut mit den verlorenen Seelen meinen!
In Liebe Bruder Jakob