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Das Agreement

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08.07.2012
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Das Agreement

Sergei Koslov griff nach seiner Waffe, aber es war zu spät. Mit einem Krachen sprang die Tür auf, und die Mündung einer zwölfkalibrigen Schrotflinte spuckte einen Feuerstoß in den Raum.
Nachdem sich der Pulverdampf verzogen hatte, stöhnte Sergei: »Du … kapierst es einfach nicht …« Er wälzte sich in seinem Blut auf die Seite.
»Bleib liegen«, sagte Adam und lud die Flinte durch.
»Das sind nicht … die Neunziger. Heute ballern wir nicht mehr … so ohne Sinn und Verstand …«
Adam trat in die Wohnung. Er ließ die Waffe sinken und schaute sich um.
»Heute …«, sagte Sergei und hustete, »heute treffen wir Agreements
Ein Moment der Stille folgte.
»Kein Interesse«, sagte Adam schließlich.
Sergei lachte. Mühsam hob er den Kopf. »Siehst gut aus. Schicker Anzug. Und die Schuhe …«
Adam hockte sich zu ihm. »Du weißt, weshalb ich hier bin.« In seinen Augen lag ein kalter Glanz.
»Immer noch der Alte, wie? Und was jetzt?«
Adam schwieg.
»Naja, egal, was du hier versuchst …« Sergei hustete wieder und wischte mit dem Handrücken über die blutverschmierten Lippen. »Du wirst sie nicht retten.«

Tasha streckte den Arm und betrachtete angewidert seine rechte Hand.
»Gib mir die Serviette«, sagte er zu Warodin. Er trat ans Fenster, wischte sich das Blut von den Knöcheln und richtete sein Jackett.
Warodins Blick fiel auf Dimitri Semjon, der bewusstlos am Boden lag.
»Wir müssen ihn finden, Nikolai«, sagte Tasha. Noch immer zitterte seine Stimme vor Wut. »Ich dulde keine weiteren Fehler. Hab es satt, mich vor ihm zu verkriechen.«
Warodin strich sich über das Kinn. »Dimitri hat die Augen offen gehalten«, sagte er. »Wie du es angeordnet hast.«
Tasha fuhr herum. »Das reicht nicht. Ihr müsst ihn suchen
Warodin atmete schwer aus. Er hob die Hand und deutete auf das nackte Mädchen, das zitternd in einem dunklen Winkel des Zimmers kauerte.
»Das war ein Fehler, Tasha.«
»Wirklich?« Tasha lächelte und machte ein paar Schritte durch den Raum. Er trat zu dem Mädchen. »Und sagst du mir auch, warum?«
Warodin öffnete den Mund, doch dann schüttelte er den Kopf und schwieg.
Tasha öffnete das Jackett, löste seinen Gürtel und zog ihn aus der Hose.
»Klär mich bitte auf, Nikolai. Ich dachte, ich wäre hier der Boss.«
»Natürlich, Tasha.«
»Ich dachte, ich hätte zu entscheiden, wie wir mit Nutten verfahren …«, Tasha wandte sich dem Mädchen zu, das die Arme schützend über den Kopf gehoben hatte, »die uns erpressen wollen.«
»Klar, aber …«
Tasha holte aus und schlug zu. Das Mädchen schrie auf und Tasha brüllte los: »Nutten, die es wagen, mich zu erpressen!«
Tashas Schläge fuhren jetzt herab wie Peitschenhiebe. Das Mädchen schrie und wimmerte, und Tasha, Schaum auf den Lippen, kreischte: »Ich - bin - hier - der - Boss!«

Alica Radak trat das Gaspedal durch, doch der schwarze Ford hatte sie beinahe eingeholt. Ihre Limousine schlingerte über die vereiste Straße. Bremsen quietschen und Funken sprühten auf, als Adam ihren Kotflügel rammte.
Irgendwo in den Kronen der gewaltigen Buchen zeterte ein Häher, im Osten dunkelte bereits der Himmel. Adam stieg aus dem Wagen, schlug den Mantelkragen hoch und betrachtete den Mercedes, der jetzt qualmend auf der Seite lag.
Seine Schritte knirschten über den Asphalt, als er sich Alica näherte. Sie hatte es geschafft, sich aus dem Wrack zu befreien und wankte benommen durch den Schnee. In der Hand hielt sie einen ihrer Schuhe, der andere an ihrem Fuß zog den zerbrochenen Absatz hinterher.
Adam strich das Sakko zurück, zog die Pistole aus dem Gürtelholster und sagte: »Bleib stehen.«
Doch Alica begann zu traben, und schließlich lief sie los. Ihr cremefarbener Mantel flatterte in der Dämmerung. Adam zielte ohne Hast. Der Schuss hallte im Wald wider.
»Spielt keine Rolle, dass sie deine Tochter ist«, sagte Alica. Adam beugte sich über sie. Eine Strähne seines Haars bewegte sich sanft im Wind, hinter ihm trieben Wolkenfetzen über dem bleiernen Himmel niedrig dahin.
»Sie heißt Elena«, sagte er.
»Tasha wird sie töten.«
»Wo ist sie?«
»Jetzt fickt er sie natürlich erst …«
Adam setzte die Mündung des Pistolenlaufs auf Alicas Stirn.
»Und wenn er genug hat, erledigt er sie.«

Tasha schlug mit der Faust auf den Tisch, dass die Gläser und Flaschen klirrten. »Koslov und Radak?«, brüllte er. »Beide?«
Warodin nickte. »Er hat sie vor zwei Tagen erwischt. Koslov in seiner Wohnung und Alica auf einer Landstraße irgendwo in Hessen.«
»Verdammte Scheiße!«
Warodin räusperte sich. »Du solltest sie gehen lassen.«
Tasha sah ihn scharf an. »Das denkst du?«, sagte er schließlich und drehte sich zu Elena herum, die auf dem Bett lag. Warodin betrachtete die Blutergüsse und Prellungen auf dem Körper des Mädchens.
Tasha zuckte die Schultern. »Na, die hat es bald hinter sich.«
»Wenn sie stirbt …«, sagte Warodin.
»Was dann?«
»Wir haben dann keine Verhandlungsgrundlage mehr.«
»Verhandlungsgrundlage?« Tasha stützte die Fäuste in die Seiten. »Diese Fotze wollte …«
»Sie ist sechszehn, Tasha. Sie wollte ihren Vater …«
»Ihr Vater arbeitet für mich! Ich entscheide, wann er gehen darf.«
Warodin fuhr sich durchs Haar. »Ich befürchte, das sieht er jetzt anders.«

Das Hämmern der schweren 45er Automatik ließ die Gäste des Paradise-Clubs zusammenfahren. Eine Hülse nach der anderen spritzte seitlich aus dem zuckenden Verschluss von Adams Waffe. Ganz hinten bei den kolossalen Aquarien stieß Dimitri Semjon seinen Tisch um und feuerte blind über die Deckung hinweg in den Raum.
Durch den Tumult der jetzt einsetzte – die Gäste des Clubs stürzten panisch in Richtung des Ausgangs – bahnte sich Adam seinen Weg. In der Reflexion eines Wandspiegels sah Semjon, wie er sich näherte, sah das bleiche Gesicht, die zusammengepressten Lippen, sah das blitzende Mündungsfeuer.
»Adam! Ich weiß nicht, wo sie ist«, schrie er und wechselte das Magazin. Als sein Blick wieder auf die Spiegelfläche fiel, ging ein Ruck durch seinen Körper. Gerade noch hatte er Adams Armbewegung gesehen und die Handgranate, die jetzt irgendwo hinter ihm klirrend über die Bodenfliesen sprang.
Die Detonation schleuderte ein paar Möbel durch den Raum. Glassplitter prasselten herab und das Wasser eines der zerstörten Aquarien schwappte in einer gewaltigen Woge über das Parkett der Tanzfläche.
Adam packte Semjon an der Krawatte. Er betrachtete das von der Explosion zerrissene Gesicht. »Ich werde euch alle töten«, sagte er. »Einen nach dem anderen.«
»Zwecklos«, röchelte Semjon. »Er wechselt jede Nacht die Wohnung. Niemand weiß … wo er gerade ist.«

Ernst Brendler hob die Hände. »Ich werde Ihnen nicht helfen.«
Adam starrte ihn über den Verschluss seiner Pistole hinweg an. »Sie wissen noch gar nicht, was ich will.«
Brendler zuckte die Schultern. »Ich weiß, wer Sie sind. Ihre Organisation kann von mir keine Hilfe erwarten.«
Adam sah sich im Flur der schäbigen Wohnung um.
»Genau«, sagte Brendler. »So lebt ein Bulle, der nicht die Hand aufhält.«
»Der letzte ehrliche Cop, wie?«
Brendler lächelte. »Ich hoffe nicht.«
»Gute Antwort.« Adam ließ die Waffe sinken und schob sie ins Holster. »Ich werde mich stellen.«
Brendler hob die Augenbrauen. »Okay«, sagte er unsicher.
»Ich vermute, dass Sie Tasha observieren. Falls ja, biete ich Ihnen einen Deal an.«
»Ich höre.«
Adam machte mit dem Kinn eine Bewegung in Richtung des Wohnzimmers. »Wollen wir reden?«

Warodin legte den Finger auf die Lippen und deutete mit seiner Waffe auf die Wohnungstür. »Er ist da«, flüsterte er.
Tasha zog seine Pistole und schüttelte den Kopf. »Unmöglich«, erwiderte er tonlos. »Niemand weiß, dass wir hier sind.«
Sie starrten durch das Halbdunkel des Flurs und wagten kaum zu atmen.
Eine Schrotgarbe zerfetzte die Tür. Holzsplitter zischten durch den Korridor. Warodin und Tasha feuerten einfach drauflos, aber sie hatten kaum fünf Schüsse abgegeben, als Warodin umkippte, während ein Teil seines Gehirns hinter ihm die Wand herab schmierte.
Adam stürzte herein, schoss zwei Mal, doch er verfehlte. Tasha hingegen traf. Adam ging zu Boden. Einen Moment lang rührte er sich nicht, doch dann hob er die blutige Hand.
»Bitte«, sagte er schwer atmend. »Sie ist meine Tochter.«
Tasha spuckte auf den Boden, hob seine Waffe und feuerte das Magazin leer.
Nachdem der letzte Hall der Schüsse verklungen war - Tasha stand, noch immer einen Arm erhoben, über Adams leblosen Körper gebeugt - rief Brendlers Stimme: »Waffe fallen lassen, Penner!«
Der Polizist stieß Tasha zu Boden, fesselte seine Handgelenke auf dem Rücken und ging hinüber ins Schlafzimmer.
»Komm«, sagte er und half Elena, aufzustehen. Er zog seinen Mantel aus, legte ihn dem Mädchen über die Schultern und drückte eine Taste seine Telefons.
»Brauche sofort eine Ambulanz bei meiner Position. Ja, checken Sie das GPS. Die Wohnung liegt im Vorderhaus, Nummer zehn, zweiter Stock. Beeilen Sie sich.«

 
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Hallo Achillus,

du lieferst hier eine Art Actionfilm in Literaturform. Sprachlich finde ich die Geschichte schon auf dem richtigen Weg, sie hat eine gewisse Rasanz. Die ein oder andere Stelle ließe sich aber sprachlich noch ein wenig überarbeiten ließe. Ich finde zum Beispiel das hier ein recht umständliches Sprachbild:

"Benommen wankte sie durch den Schnee, einen Schuh in der Hand haltend; der andere an ihrem Fuß zog den zerbrochenen Absatz hinterher."

Was mich daneben beim Lesen gestört hat, ist, dass sämtliche Begnungen nach dem gleichen Muster ablaufen. Die Bösen werden alle verwundet und haben alle einen letzten Satz den sie röcheln. Da sie sowieso nichts zu sagen haben, könntest du hier ruhig ein wenig variieren.

Ein weiterer Kritikpunkt. Es wird viel geballert man erfährt aber über den Protagonisten und seine Tochter eigentlich kaum etwas. Auch über die genaue Bezierhung zwischen Adam und den ehemaligen Kollegen erfahre ich als Leser nichts. Die Überedung des Kommisars ist so eine Sache. Ich verstehe, dass sie ausgelassen wird um den Twist nicht vorwegzunehmen. Die Szene wirkt aber so für mich nicht so recht glaubwürdig. Besonders wegen des ziemlich brachialen Plans. Es würde glaube ich schon reichen irgendeine Beziehung zwischen dem Komissar und Adam anzudeuten.

Ich finde die Idee, dass der Protagonist sich opfert, um seine Tochter freizubekommen grundsätzlich gut. Für mich funktioniert leider aber der Twist am Ende der Geschichte nicht so recht. Wenn die Tochter mit dabei ist und die Polizei Tasha rund um die Uhr observiert, ist Adams Opfer völlig unnötig, weil sie den Gangsterboss dann einfach in dem Moment verhaften können, in dem er mit der entführten Tochter auftaucht.

Ich hoffe du nimmst die kritischen Worte nicht zu schwer!

Liebe Grüße

Blumenberg

 

Hey @Achillus,

mir kommen 'ne Menge Filme in den Sinn, wenn ich deinen Text lese. Bronson, Eastwood, Neeson, Washigton - alle genannten in Streifen so à la The Equalizer. Und das ist halt auch das Problem. Ein Mann sieht (wieder mal) rot, nachdem (hier) die Tochter entführt wurde. Ich hab' das einfach zu oft gesehen. Und das nicht (immer) ungern. Nur, wenn mich ein Streifen erwischt, liegt das oft nicht am Drehbuch, denke ich, viel mehr sind es die Typen/ Charakterschauspieler, die das ganze dann tragfähig machen. Die hast du natürlich nicht. Mir fehlt deswegen eine Idee, eine frische Herangehensweise, um das auszugleichen - natürlich muss und kann das Rad nicht neu erfunden werden. Ich finde aber leider nichts, was ich gefühlt nicht schon unzählige Male ... na, du weißt schon. Der eiskalte Robocop macht's nicht besser. Für mich keine Projektionsfläche, der Charakter wird auch nicht gebrochen, der ist schon sehr Zweidimensional - dass er sich am Ende opfert, reicht mir nicht. Irgendwie wirkt sogar das wie ein Versatzstück. Auch die Namen sind so typisch. Bezeichnend irgendwie, dass ich deinen Prota Adam - dürfte ich den Text vortragen - wohl instinktiv englisch, nein, amerikanisch aussprechen würde. Stoßstangen treffen sich, natürlich ein Club, die Schrotflinte, die hilflose Frau (Tochter), die auch noch "Kleine" genannt wird (John Wayne & Co. lassen grüssen).
Das solltest du mMn übrigens unbedingt ändern:

Er zog seinen Mantel aus, legte ihn der Kleinen über die Schultern und drückte eine Taste seine Telefons.

Sorry, Achilus, du weißt, ich schätze dich als Autor, aber mit dem Teil hast du mich nicht überzeugen können. Ist natürlich routiniert geschrieben, stilsicher, klar. Da gibt es kaum was auszusetzen. Der Text wird auch seine Leser finden.

Danke fürs Hochladen

hell

 

Hallo Blumenberg, danke für Deinen Kommentar. Die (letzten) Sätze von Koslov, Alica und Semjon entwickeln die Story jeweils um eine Stufe weiter: 1. Jemand, der Adam nahe steht, ist in Gefahr 2. die betreffende Figur ist Adams Tochter und wird von Tasha vergewaltigt und getötet werden 3. niemand (innerhalb der Mafia) weiß, wo sich Tasha aufhält. Insofern kann man diese Aussagen nicht weglassen.
Dass die eine oder andere Formulierung noch geschliffen werden kann, sehe ich auch so. Danke für Deine Hinweise dazu.

Natürlich ist ebenfalls richtig, dass man in dieser Geschichte nur wenig über die Hauptfigur erfährt. Ich mache das normalerweise nicht so. Deshalb wirst Du es nicht als Ausrede ansehen, wenn ich sage, dass das bei dieser Geschichte absichtlich so angelegt ist. Ich glaube, es ist die kürzeste Geschichte, die ich jemals geschrieben habe. Mich interessiert, ob ich es trotz der Kürze schaffe, eine runde Entwicklung zu erarbeiten. Also Konflikt, Zuspitzung, Auflösung. Insofern stellt das ganze eine Fingerübung dar.

Zu diesem Punkt gehört auch, dass ich alle Erklärungen weggelassen habe, die mir unnötig erschienen. Adams Opfer ist deshalb nötig, weil er nicht riskieren will, dass Tasha bei einem Sturm durch Spezialeinheiten seine Tochter erschießt. Er will es selbst in die Hand nehmen, darf Tasha aber nicht töten, denn das ist Brendlers Bedingung.

Vielen Dank für Deine Zeit und Mühe!

Gruß Achillus

Hey Hell, hat mich sehr gefreut, von Dir zu hören. Danke für Deinen Kommentar zum Text. Ich gebe Dir recht, wenn Du sagst, dass diese Geschichte das Genre nicht neu erfindet. Es ging mir beim Schreiben um die Frage, ob es trotz der Kürze gelingt, eine runde Geschichte zu konstruieren, denn ich sehe häufig im Forum, dass gerade Beginner bei der Plotentwicklung Schwierigkeiten haben und viele Geschichten so ziellos vor sich hin plätschern. Insofern war das Ganze als Fingerübung gedacht.

»Der eiskalte Robocop« mag für Dich keine Projektionsfläche sein, aber da sind wir eben ganz verschieden gestrickt, denn Adam hat für mich viele Eigenschaften, die ich bei den Männern heute vermisse: Fokussiertheit, Klarheit, Disziplin, Härte, Entschlossenheit, Mut, Selbstbeherrschung. Was für ein herrlicher Mann, inmitten all der weichgespülten Pudelmützen. Adam hat aber auch eine Menge negativer Züge: Er ist unerbittlich, rücksichtslos, gefährlich. Sein Job bei der Mafia – was immer es auch war - lässt vermuten, dass er ein Charakter von sehr fragwürdiger Ethik ist, vielleicht sogar komplett amoralisch. Insofern ist das für mich eine ambivalente Figur.

Vielen Dank für Deine Hinweise, Hell!

Gruß Achillus

Hallo AWM, danke fürs Reinschauen. Schön, dass Du die Zeit für den Text gefunden hast. Viele Deiner Hinweise zur Verbesserung der Formulierungen haben mich überzeugt. Ich werde das Stück für Stück überarbeiten. Danke dafür, solche Tipps sind Gold wert.

Brendler ist auf Adam angewiesen – so habe ich mir das gedacht - weil mafiabosstypisch nichts gegen Tasha vorliegt, nichts was man ihm beweisen kann. Erst durch Adam kommt die Sache ins Rollen. Adam hingegen macht den Job selbst, er will nicht, dass bei einer Polizeiaktion seine Tochter getötet wird. Er braucht Brendler, um den Aufenthaltsort von Tasha herauszufinden.

Vielen Dank fürs Vorbeischauen, AWM.

Gruß Achillus

 

Sergei Koslov griff nach seiner Waffe, aber es war zu spät. Mit einem Krachen sprang die Tür auf, und die Mündung einer zwölfkalibrigen Schrotflinte spuckte einen Feuerstoß in den Raum.
Nachdem sich der Pulverdampf verzogen hatte, sagte Sergei: »Du … kapierst es einfach nicht, Adam.« Er wälzte sich in seinem Blut auf die Seite.
»Bleib liegen«, sagte Adam.
»Das sind nicht … die Neunziger«, presste Sergei hervor. »Heute ballern wir nicht mehr mit Schrotflinten herum.«
Adam trat in die Wohnung.
Ich finde, es ist nicht ganz eindeutig, was vor sich geht; dass Adam die Schrotflinte abfeuert und er und Sergei Feinde sind. Man könnte die Passage so umstellen, um sie klarer zu gestalten:

Sergei Koslov griff nach seiner Waffe, aber es war zu spät. Mit einem Krachen sprang die Tür auf, und die Mündung einer zwölfkalibrigen Schrotflinte spuckte einen Feuerstoß in den Raum.
Nachdem sich der Pulverdampf verzogen hatte, sagte Sergei: »Du … kapierst es einfach nicht, Adam.« Er wälzte sich in seinem Blut auf die Seite.
Adam trat in die Wohnung, die Schrotflinte in den Händen.
»Bleib liegen«, sagte Adam.
»Das sind nicht … die Neunziger«, presste Sergei hervor. »Heute ballern wir nicht mehr mit Schrotflinten herum.«

Alica Radak trat das Gaspedal durch, doch der schwarze Ford hatte sie beinahe eingeholt. Ihre schwere Limousine schlingerte über die vereiste Straße. Bremsen quietschen und Funken sprühten auf, als Adam ihren Mercedes rammte.
Irgendwo in den Kronen der gewaltigen Buchen kreischte ein Häher, im Osten dunkelte bereits der Himmel. Adam stieg aus dem Wagen und schlug den Mantelkragen hoch. Seine Schritte knirschten über den Asphalt, als er sich Alica näherte. Sie hatte es geschafft, sich aus dem Mercedes zu befreien, der jetzt qualmend auf der Seite lag.
Diese Szene finde ich auch nicht ganz klar. Ich denke, dir ist bewusst, dass nachdem Adam den Wagen gerammt hat, er schlingert, sich überschlägt, Adam daraufhin anhält, aussteigt. Es steht aber nicht direkt im Text. Also, wenn ich von den sprühenden Funken bis zum Mantelkragen hochschlagen lese, weiß ich als Leser nicht, dass das passiert ist. Ich fragte mich, weswegen Adam den Wagen gestoppt hat, weil ich vor meinem inneren Auge nicht gesehen habe, dass Alicas Wagen gestoppt wurde, ich sah den Mercedes weiterfahren. Also, ich finde es ein wenig uneingänglich, dass die Information, dass der Mercedes qualmend auf der Seite liegt, erst ganz zum Schluss der Szene kommt.

»Der Idiot schießt aus drei Metern daneben«, rief Tasha herüber.
Brendler erhob sich, trat zu Tasha und sagte: »Ist nicht ganz richtig. Ich wollte Sie lebend. Das war meine Bedingung. Und Adam hat eingewilligt. Er wusste, dass wir Sie rund um die Uhr observieren, dass er nur über mich an Sie herankommt. Adam und ich - wir hatten ein Agreement.«
Adams Opfer ist deshalb nötig, weil er nicht riskieren will, dass Tasha bei einem Sturm durch Spezialeinheiten seine Tochter erschießt. Er will es selbst in die Hand nehmen, darf Tasha aber nicht töten, denn das ist Brendlers Bedingung.
Ich kann das nicht nachvollziehen. Wieso muss er sich erschießen lassen? Wieso schießt er daneben? Kein Mensch will doch draufgehen. Wieso sagt Adam Brendler nicht zu, dass er Tasha nicht umlegen wird, dass er ihn lebend kriegt; aber dann geht er in die Wohnung und erschießt Tasha. Und, eigentlich, wenn ich aus der Sicht Adams denke: Eigentlich müsste er erst Tasha umlegen und dann Brendler (um womöglich mit seiner Tochter fliehen zu können). Wieso lässt er sich erschießen? Das funktioniert für mich aus der Figur heraus in dieser Form nicht, ich kann es nicht nachvollziehen.
Du meinst, er will nicht riskieren, dass seine Tochter bei einem Sturm durch Spezialeinheiten erschossen wird. Auch das kann ich als Leser dem Text weder entnehmen, noch kann ich es nachvollziehen. Wie kann es ein Mann bzw. ein Mann und ein Bulle hinter ihm es besser hinkriegen als eine ganze Spezialeinheit? In militärischen und taktischen Fragen bist du doch der Fachmann, Achillus. Da ist ein Einsatzkommando doch die größere Lebensversicherung als ein einzelner.
Noch ein Punkt: Brendler weiß, wo Tasha sich befindet. D.h., so erschließe ich mir die Backstory (und es wird zum Schluss ja auch gesagt), dass Tasha von der Polizei überwacht wird. Brendler steckt ja auch nicht in Schmiergeldern; er sagt, er sei der einzige saubere Bulle, den es noch gibt. Frage: Wieso hat die Polizei nicht schon lange das Mädchen befreit? Natürlich musst du nicht alle Fragen im Text beantworten. Aber in dieser Form erscheint mir der Plot in sich unschlüssig.

Tja, Achillus, ich habe deine Geschichte trotz Logikproblemen zum Ende hin sehr gerne gelesen. Ich finde, du hast einen sehr eingänglichen Schreibstil, und Thematik, Plot und Figuren haben bei mir nun mal ein Stein im Brett. Adam (hebr.: "der Mann" - absichtlich?) ist ein Waffenspezialist, der sein Mädchen befreien will und sich den Weg zu ihr frei schießt. Das gefällt mir sehr gut. Bloß - und das ist mein Hauptkritikpunkt an der Geschichte - ist für mich als Leser einer so kurzen Prosa neben einem einwandfreien Schreibstil enorm wichtig, dass sowohl Figuren, Figurenentscheidungen und der daraus resultierende Plot in sich schlüssig und perfekt durchdacht wirken. Es kann sein, dass ich das gerade nicht sehe, dass ich mich gerade täusche und etwas falsch verstanden habe, aber das Ende kommt mir einfach unauthentisch vor. Da sehe ich eine Figur, die plötzlich entgegen ihrer eigenen inneren Logik handelt, um ein glamouröses Ende aufzuzeigen. Erstens kann ich nicht nachvollziehen, weswegen die Polizei nicht schon längst das Mädchen befreit hat oder Adam sich im Gegenzug zu einer Befreiungsaktion stellt oder durch Beschattung und/oder Erpressung Brendlers den Standort seiner Tochter herausfindet und kein Sich-Stellen mit Brendler gegen die Ortsdaten zustimmt (was mir als beste Option für deinen Plot erscheint), und desweiteren verstehe ich nicht, weswegen Adam sich erschießen lässt, um Tasha umzulegen, weswegen Adam nicht Brendler zusagt, er lässt Tasha am Leben und Tasha und Brendler dann doch umlegt und weswegen weder Adam noch Brendler an diese Option des Nicht-Einhaltens von Adams Versprechen denken.

Trotzdem, wie gesagt, sehr gerne gelesen. Kurz ist immer verdammt schwer, gerade, wenn man einen Plot verfolgt.


Beste Grüße
zigga

 

@Achillus ,
Ein harter, böser Thriller in ultra-reduzierter Form. Handwerklich Top. Genauso muss das abgehen. John Wick im Schnelldurchlauf. :)
Wenn ich mal so etwas schmökere, funktionieren die Stories eher über die Charaktere, die irgend etwas verbergen oder sich überraschend entwickeln. Die notwendigen Informationen hast Du gut eingebaut, aber sie erreichen lediglich mein Gehirn. Emotional packt mich das leider nicht. Dafür reicht die Zeit nicht aus. Es fehlt auch eine gewisse Dynamik. Das knallt zum Einstieg, in der Mitte und am Ende. Da entwickelt sich kaum Spannung. Aber das alles ist in der Kürze sicher nicht besser hinzukriegen.
Ich denke, die Reduktion mit der Du arbeitest funktioniert in dem Genre nicht sehr gut. Als kurze Action-Szene in einer längeren Geschichte, wo mir die wichtigen Figuren und der Konflikt näher gebracht werden, wäre es perfekt.

Schönen Gruß!
Kellerkind

 

Hey Zigga, danke fürs Reinschauen und Deine Hinweise zum Text.

Was die Eindeutigkeit der Szenen betrifft, hatte ich angenommen, das sich alles aus dem Kontext ergibt. Ich will ja gerade davon wegkommen, jeden Aspekt einer Szene haarklein zu erklären. Ich nehme Deine Gedanken diesbezüglich aber natürlich erst mal auf und schau mir das bei der Überarbeitung noch mal an.

Dann ein paar Überlegungen zur Abschlussszene. Ich finde es liegt auf der Hand, dass ein Profi wie Adam, der Tasha und Warodin kennt, ihre Verhaltensweisen einschätzen kann usw. seine Tochter selbst befreien will. Würde John Wick eine Polizeieinheit schicken? (Nur nebenbei: Die russischen Spezialeinheiten gehören zu den besten der Welt und haben trotzdem bei der Geiselnahme von Beslan und der im Moskauer Musicaltheater total versagt.)

Ein Polizist, der eine Wohnung stürmt, wird zunächst einmal sich selbst schützen und erst in zweiter Linie ein Opfer befreien. Ein Vater wird, falls das nötig ist, ein höheres persönliches Risiko eingehen. Natürlich sind Spezialkräfte in der Regel die beste (und einzige) Option. Aber hier haben wir es mit einem Elite-Killer (Adam) zu tun, das ist dann etwas anderes. (Über den Mythos eines solchen Typen an anderer Stelle mehr.)

Was Tashas Festnahme durch die observierende Polizeieinheit betrifft: Dass Tasha ein Mädchen bei sich hat, kann alles mögliche bedeuten. Das ist ohne das Wissen von Adam kein Beweis für irgendwas. Adam besteht aber darauf, das Ding allein durchzuziehen. Es wurde ja nicht gesagt, dass die obervierenden Beamten sehen, wie Tasha das Mädchen foltert …

Dann zum Opfer von Adam. Das ist ja gerade der springende Punkt, dass Adam sich an den Deal mit Brendler hält. Er hält Wort. Die Szene behauptet nicht, dass es so kommen musste, wie es am Ende geschieht. Es geht nur darum, dass Adam unbedingt verhindern will, dass Tasha seine Tochter tötet. Also tötet er Warodin und stürmt in den Raum, denn er darf keine Zeit verlieren. Das ist die Ablenkung, die Brendler die Möglichkeit geben soll, Tasha zu überwältigen. Als Adam in den Raum stürmt, weiß er nicht mit Sicherheit, was geschehen wird. Vielleicht geht Tasha in Deckung, was bei Beschuss mit einer Schrotflinte empfehlenswert wäre. Vielleicht schießt Tasha daneben. Vielleicht gibt er auf. Egal wie, Brendler muss die Möglichkeit erhalten, Tasha zu überwältigen. Letztlich klappt das auch, die Ablenkung funktioniert. Aber der Preis ist hoch. Dass Adam bereit war, diesen Preis zu zahlen, sagt einiges über ihn aus.

Ich kann natürlich nachvollziehen, dass man das ganz anders sehen kann. Eigentlich geht es mir bei Thrillern ständig so, dass ich das anders gelöst hätte. Auf der Meta-Ebene war mir das Opfer oder die Bereitschaft zum Opfer wichtig. Wir hören ja in letzter Zeit vom Opfer nur noch im Zusammenhang mit Terroristen. Opferbereitschaft ist aber auch eine klassische Tugend des Kriegers. Jeder, der Schach oder Go spielt weiß, dass es im Kampf ohne Opfer nicht geht … Das wäre allerdings eine andere Diskussion.

Ich schaue mir das Ganze aber auf jeden Fall noch mal an mit Deinen Einwänden im Hinterkopf. Vielen Dank für Deine Hilfe bei diesem Text.

Gruß Achillus


Hallo Kellerkind, vielen Dank für Dein Feedback. Ich fand es sehr inspirierend und habe gestern/ heute Nacht noch eine Weile darüber nachgedacht, welche Art von Emotionalität ich beim Leser erreichen will/ kann. Ich denke schon, dass ein Thriller, der auch tragische und dramatische Aspekte beinhaltet psychologisch reicher ist, als einer, der nur auf Action und Spannung setzt. Und ich sehe auch, dass diese Geschichte den Leser nicht erreichen kann, so wie es eine Tragödie oder ein Drama tun würde.

Allerdings geht es mir mit Action-Thrillern meistens so. Es ist nicht so, dass mich John Wick, 96 Hours oder The Equalizer emotional bewegt hätte. Was wollen wir von solchen Filmen/ Geschichten? Eine erste Deutung wäre, dass es eine mythische Sehnsucht befriedigt, wenn wir als Schwert (der Gerechtigkeit) auf die Erde niederfahren. Wenn wir als Thor mit dem Hammer durch die Horden unserer Gegner mähen, als Achill im Blut watend Knochen und Schädel zerschmettern, als Leonidas auf Bergen getöteter Feinde stehen.

Dabei ist »der Feind« im Grunde gar keine Person. Das ist nicht Seppel Schulze von der Ecke, sondern ein Bild für die Widerständigkeit des Universums an sich. »This place wants us dead.« Wir erleben uns in so vielen Momenten ohnmächtig und hilflos – da ist ein Mann, der sich durch die Reihen seiner Feinde drischt eben ein entlastendes Phantasiekonstrukt.

Wie ich schon sagte, ist das hier ja ein Experiment. Dass man einen guten Thriller beinahe endlos ausdehnen kann, ist klar. Aber kann man ihn auch beliebig verkürzen. Wie »kurz« kann so ein Action-Thriller maximal sein und dabei noch eine Geschichte erzählen? Das waren die Gedanken, die mir beim Schreiben durch den Kopf gingen.

Danke für Deine Hinweise!

Gruß Achillus

 

So, Update. Ich habe den Text überarbeitet, außerdem eine Szene zugefügt und das Ende gekürzt. Ich denke, so ist es besser, weil Tasha und Adams Tochter ein wenig mehr Profil bekommen. Insgesamt ist natürlich alles immer noch sehr reduziert, aber das Ganze funktioniert jetzt wohl etwas besser. Vielen Dank an die Kommentatoren. Gruß Achillus

 

Hey @Achillus ,

auch ich habe deine Geschichte gerne gelesen. Erinnert mich ( um auch mal jemanden in den Raum zu werfen) ein bisschen an Red Hood. Ich weiß nicht, inwiefern du mit Gotham und Batman vertraut bist: Red Hood ist der zweite Robin, der vom Joker so ziel tot geprügelt wird und danach einen ziemlichen Persönlichkeitswechsel durchlebt. Wo vorher Batmans Keine-Toten-Mentalität war, läuft er jetzt mit einem MG durch die Straße und jagt den Joker. So wechselt eine bekannte Person aus dem Franchise in einer Comicreihe vom Sidekick zum Antagonisten.

Ganz so tief gefallen scheint dein Adam ja nicht. Er hat noch seine Tochter zu verlieren, und so ist es ja nicht nur Rache, die ihn antreibt, sondern ihre Rettung. Er bekommt dadurch ein bisschen Berechtigung, eine Art heilige Mission in dem Sinne, die Red Hood fehlt. Wie man es auch wendet, bei Red Hood kann man ja nicht mehr von Wiedergutmachung reden. Das trifft auf deinen Adam eher zu.

Ein bisschen Textkram:

Alica Radak trat das Gaspedal durch, doch der schwarze Ford hatte sie beinahe eingeholt.

Ich habe mich erst gewundert, in welcher Beziehung diese Alica zu Tasha steht. Bei allen anderen war die Handlangerrolle rauszulesen, aber hier bin ich mir nicht sicher.

Doch Alica begann zu traben, und schließlich lief sie los.

Sagt man traben nicht eher bei einem Pferd? Ich verstehe, wie du das Bild meinst, aber es liest sich irgendwie seltsam. Vielleicht humpeln?

Adam setzte die Mündung des Pistolenlaufs auf Alicas Stirn.
»Und wenn er genug hat, erledigt er sie.«

Meiner Meinung nach könntest du den letzten Satz weglassen. Dass Tasha die Tochter tötet kann man sich zu dem Zeitpunkt schon denken, und wenn der Absatz mit der Mündung auf der Stirn aufhört, würde das vielleicht das Bild verstärken. Du hattest ja irgendwo geschrieben, dass es dir um Kürze ging.

Eine Hülse nach der anderen spritzte seitlich aus dem zuckenden Verschluss von Adams Waffe.

Spritzte verbinde ich mit etwas Flüssigem. Vielleicht schoss, jagte, zischte?

Durch den Tumult der jetzt einsetzte

Durch den Tumult dürfte reichen.

Ernst Brendler hob die Hände. »Ich werde Ihnen nicht helfen.«

Ich weiß nicht. Das mit dem einzig guten Cop stört mich irgendwie. Du schaffst es den Text über, mitr originelle Bilder zu zeigen, aber das will hier nicht funktionieren. Gibt es denn keine anderen Beamten, nicht eine einzige SEK-Einheit, die nicht korrupt ist? Das würde den Zugriff ja schon erleichtern.

»Bitte«, sagte er schwer atmend. »Sie ist meine Tochter.«
Tasha spuckte auf den Boden, hob seine Waffe und feuerte das Magazin leer.
Nachdem der letzte Hall der Schüsse verklungen war - Tasha stand, noch immer einen Arm erhoben, über Adams leblosen Körper gebeugt - rief Brendlers Stimme: »Waffe fallen lassen, Penner!«

So ganz zufrieden bin ich irgendwie nicht mit dem Heldentot. Für Adam selbst ist das vielleicht sogar noch eine der besten Varianten ( seine Tochter wird befreit, er gerät nicht in Tashas Gefangenschaft und kommt auch nicht ins Gefängnis, sondern geht so unter, wie man ihn den Text über kennengelernt hat) , aber es hat irgendwie einen komischen Beigeschmack, wenn der Kerl, der die ganze Geschichte über mit MGs und Handgranaten um sich geschossen hat, kurz vor Schluss mit einer Kugel niedergestreckt wird. Mir würde etwas Extremes gefallen, etwas das zeigt, dass Adam noch bis zu seinem Ende der Jäger ist und die Karten in der Hand hält. Vielleicht wirft er Tasha mit letzter Kraft aus dem Fenster oder sprengt sich selbst in die Luft, um Tasha mitzunehmen. Wobei das vermutlich dumm ist, solange seine Tochter mit im Raum ist ...

So viel oder wenig von mir. Hat mir Spaß gemacht, deine Geschichte zu lesen.

Liebe Grüße
Meuvind

 

Hello again @Achillus
Das gekürzte Ende finde ich passender zum Stil der Geschichte. Ansonsten wirkt sie genauso auf mich, wie beim ersten Lesen, was eventuell auch daran liegt, dass ich diesen ersten Eindruck bei mir abgespeichert habe. Also bleibt es für mich dabei: Es funktioniert gut bei mir als Action-Szene, die Handlungsabläufe und der Zusammenhang zwischen den Szenen sind nachvollziehbar und es macht auch Laune, diesen Trip mitzuerleben. Aber mit meiner Empathie ist es nicht weit her. Das ändert auch nicht, dass die Figuren etwas mehr Profil bekommen, weil ich die vorhergehenden Geschehnisse nur distanziert wahrnehme. So ist das ein Text, der mich für die Dauer des Lesens gut mitnimmt und auch unterhält, aber nichts, was einen tieferen Eindruck hinterlässt. Dafür fehlt mir eindeutig die Vorgeschichte (mitzuerleben) von der man allmählich in die Eskalation hineingeführt wird. Ich muss sagen, dass es für mich auch ziemlich ungewohnt ist, eine (so kurze) Kurzgeschichte mit so einem zu lesen. Typischerweise kenne ich nur längere Erzählungen oder Romane in diesem Genre. Vielleicht ist man dadurch auch vorbelastet und erwartet einfach etwas anderes.

Schönen Gruß!
Kellerkind

 

Hallo @Achillus,
ich hatte so meine Schwierigkeiten mit der Geschichte. Das liegt zum einen sicher daran, dass ich nicht auf Actionfilme stehe, also nicht das Zielpublikum bin. Andererseits ist mir die Geschichte in ihrer Geballtheit von Namen und Gewalt zu kurz, denn selbst Actionfilme fangen ja oft erstmal damit an, dass ich mir ein Bild der Charaktere machen kann.

Aus den Antworten auf die Kommentare habe ich herausgelesen, dass du das grundsätzlich so willst, also bringt es wohl nichts, dir vorzuschlagen, die Charaktere langsamer zu entwickeln, um einen Bezug zu ihnen aufzubbauen und somit - für mich - die Spannung zu steigern. Die Charaktere wirken auf mich hier fast wie Schießbudenfiguren, ich weiß noch gar nicht wer sie sind, da sind sie schon tot. (Nicht alle natürlich, aber das war so die Grundstimmung für mich.) Ich persönlich hätte aber eben gerne erstmal einen Bezug gehabt, um z.B. um Elenas Rettung zu bangen, denke aber, dass du dir mit deiner Herangehensweise sicher schon was dabei gedacht hast.

Und um einen weiteren Bezug zu Film&Literatur herzustellen: Der Anfang erinnert mich sehr an Tarrantino (von dessen 90er-Filmen ich ein großer Fan bin ).

Nachdem sich der Pulverdampf verzogen hatte, stöhnte Sergei: »Du … kapierst es einfach nicht …«
:lol:
»Das sind nicht … die Neunziger. Heute ballern wir nicht mehr … so ohne Sinn und Verstand …«
Ich finde die Szene herrlich schräg und ja, eben 90er-mäßig, das hat mir sehr gut gefallen. Hat mich neugierig auf die beiden gemacht, und das hätte sich mMn vertiefen können, aber dann kamen schon wieder die nächsten Kandidaten.
Absatz für Absatz schienen mir neue Orte und Charaktere um die Ohren zu fliegen, wobei ich immer noch nicht weiß, ob Nikolai nicht auch gleichzeitig Warodin oder evtl. Tasha ist, das wurde mir dann ziemlich schnell alles zu viel.

In der Hand hielt sie einen ihrer Schuhe, der andere an ihrem Fuß zog den zerbrochenen Absatz hinterher.
Schönes Bild.

Adam beugte sich über sie. Eine Strähne seines Haars bewegte sich sanft im Wind, hinter ihm trieben Wolkenfetzen über dem bleiernen Himmel niedrig dahin.
Das auch.

»Ich werde euch alle töten«,
Das ist mir zu plakativ.

Ein Leseeindruck, viele Grüße und ein schönes Wochenende von Chai

 

Hallo Achillus,

präsentierst du uns hier nur die Actionszenen aus einem größeren Text? :)
Gefallen haben mir die Szenen gut, nur konnte ich nicht immer richtig folgen.

Fängt schon mit den vielen Namen an: 6 in 8 Zeilen (wobei Nikolai der Tasha zu sein scheint; das macht es beim ersten Lesen noch etwas schwieriger – mal Nachname, mal Vorname, dann Vor- und Zuname)

Adam schwieg.
»Naja, egal, was du hier versuchst …« Sergei hustete wieder und wischte mit dem Handrücken über die blutverschmierten Lippen. »Du wirst sie nicht retten.«

Tasha streckte den Arm und betrachtete angewidert seine rechte Hand.
»Gib mir die Serviette«, sagte er zu Warodin. Er trat ans Fenster, wischte sich das Blut von den Knöcheln und richtete sein Jackett.
Warodins Blick fiel auf Dimitri Semjon, der bewusstlos am Boden lag.
»Wir müssen ihn finden, Nikolai«,


»Ich dachte, ich hätte zu entscheiden, wie wir mit Nutten verfahren …«, Tasha wandte sich dem Mädchen zu, das die Arme schützend über den Kopf gehoben hatte, »die uns erpressen wollen.«
Wofür die drei Auslassungspunkte? Die wörtliche Rede geht doch weiter. Übrigens würde ich die erste wörtl. Rede mit einem Punkt abschließen und die zweite dann groß beginnen.

Bremsen quietschen und Funken sprühten auf, als Adam ihren Kotflügel rammte.
Irgendwo in den Kronen der gewaltigen Buchen zeterte ein Häher, im Osten dunkelte bereits der Himmel. Adam stieg aus dem Wagen,
Den Satz mit Baum, Vogel etc. da mitten drin finde ich klasse.

»Jetzt fickt er sie natürlich erst …«
Wofür die drei Auslassungspunkte? Was fehlt denn da?

Sie ist sechszehn
sechzehn

verklungen war - Tasha stand, noch immer einen Arm erhoben, über Adams leblosen Körper gebeugt - rief
Anstatt Minuszeichen/Bindestriche Halbgeviertstriche.

Gerne gelesen. Wann kommt die Langfassung? :)

Liebe Grüße und schönes Wochenende,
GoMusic

 

Hey Achillus,

da war ich aber mal erstaunt, als ich gesehen hab, wie kurz deine Neue ist. Und ich gehöre eh nicht in die Zielgruppe, von daher gehe ich gar nicht auf den Inhalt ein. Was ich Dir aber unbedingt sagen will, während des ersten Absatzes hatte ich das Gefühl, geil, das hier wird ne Persiflage.

»Das sind nicht … die Neunziger. Heute ballern wir nicht mehr … so ohne Sinn und Verstand …«
Adam trat in die Wohnung. Er ließ die Waffe sinken und schaute sich um.
»Heute …«, sagte Sergei und hustete, »heute treffen wir Agreements
Weil, hier musste ich echt lachen. Fand ich mega cool. Sollte es dann doch nicht werden, aber das hätte mir echt gefallen und Potential dafür hat die Story allemal. Ich weiß, nicht unbedingt das, was Du darüber hören wolltest, aber hey, ich mein schon sprachlich, diese ganzen Sätze á la SPO, das klingt so abgestumpft, so eintönig (fast schon nach Regieanweisung) und im Kontrast zu der ganzen Action, das ergibt echt ein schräges Lesegefühl. Ja, noch paar Gaunergags mehr und ich hätte mich hervorragend amüsiert. Tut mir leid, weil das natürlich gänzlich gegen deine Intention ist. Nur war ich eben am Anfang auf dieser Fährte und wollt Dich das auch wissen lassen.
Aber warum willst Du Dich eigentlich am Spannungsaufbau üben? Das kannst du doch. Das weiß hier doch jede/r. Dich am anderen Genre zu üben, das wäre ne Aufgabe/Fingerübung gewesen.

So, mehr wollt und habe ich gar nicht zu sagen.
Hau rein und liebe Grüße, Fliege

 

Entschuldigung für die späten Antworten, war ein paar Tage im Trainingscamp, komme jetzt erst dazu, hier zu schreiben.


Hallo Ragu, das ist eine interessante Frage, ob Agreement schon Teil des neudeutschen Sprachumfangs ist. Wir sagen ja im Alltag solche Sachen wie der Deal, das Game, der Level, die Playlist usw. Danke für Deinen Hinweis, werde ich drüber nachdenken.

Gruß Achillus


Hallo Meuvind, danke für Deine Rückmeldung zur Geschichte. Red Hood kenne ich nicht, aber den Vergleich kann ich nachvollziehen. Ich habe Alica als Mafia-Frau angelegt, um zu zeigen, dass sowohl Mafia als auch Adam keinen Unterschied zwischen Mann und Frau machen, weder im Guten noch im Bösen. Traben ist eine Gangart beim Pferd, kann aber umgangssprachlich auch auf den Menschen bezogen werden.

Ich werde über Deine Vorschläge zur weiteren Kürzung nachdenken. Wertvolle Tipps, danke dafür.

Auch Deine Gedanken zum Ende der Geschichte habe ich mit Spannung gelesen. Ich lasse das sacken und schaue mal was passiert. In jedem Fall danke für Deine Hinweise, Meuvind!

Gruß Achillus


Hallo Kellerkind, auch Dir vielen Dank fürs Nochmalreinschauen. Ich sehe das mit der Empathie genau so, wie Du es wahrnimmst: Um eine emotionale Verbindung aufzubauen, ist das Ganze zu sehr auf den Kern der Action reduziert. Wie gesagt, war das ja auch nur eine Fingerübung im Plotschreiben und auch ein bisschen was zum Thema Rasanz. Ich kann Deine Kritik also vollkommen nachvollziehen. Vielen Dank, dass Du Deine Gedanken geteilt hast.

Gruß Achillus


Hallo Chai, danke für Dein Feedback, hat mich sehr gefreut, von Dir zu lesen. Ich habe mir jetzt schon ein paar Gedanken darüber gemacht, ob es sich lohnen würde, von dem Ding mal eine Langfassung zu bauen. Vielleicht mache ich das. Aber wie beschrieben ging es mir darum, ein kurze knackige Sequenz von aufeinander bezogenen Actionszenen zu bauen, die in sich Sinn macht.

Vielen Dank, Chai!

Gruß Achillus


Wird fortgesetzt …

 

Hallo GoMusic, vielen Dank fürs Reinschauen, hat mich sehr gefreut. Den Hinweis zur Namensvielfalt finde ich wichtig, werde ich noch korrigieren, auch die Stelle mit den Auslassungszeichen. Was ein »Halbgeviertstrich« weiß ich allerdings nicht, kannst Du das noch mal präzisieren?

Tja, die Langfassung … Ich denke mal darüber nach. Vielen Dank für Deine Hinweise.

Gruß Achillus


Hey Fliege, danke für Deinen Kommentar. Das ist zwar keine Persiflage, aber ein bisschen schräger Humor kann nie schaden. Ist auch nicht gegen meine Intention, denn natürlich ist das bizarr, wenn da jemand niedergeschossen wird und der dann den Angreifer darüber aufklärt, dass »man das so nicht mehr macht«.

Ich stimme Dir in Deiner Einschätzung des Textes zu. Danke auf jeden Fall für Deine Rückmeldung.

Was das Ausprobieren von anderen Genres betrifft, da hast Du natürlich recht. Werde ich auch machen, habe schon eine Romanze (!) im Sinn. Ich schreibe seit Anfang des Jahres an einer langen dystopischen Geschichte, komme aber nicht so richtig voran. Deshalb hatte ich Nordic Doom dazwischen geschoben und jetzt eben das Agreement. Mal schauen, wie es weiter geht. Hab eine schöne Woche, Fliege!


Gruß Achillus

 

Hallo Achillus!
Ist schon paar Tage her, dass ich die Story gelesen habe, ich hoffe, es macht dir nix aus, dass ich sie hier vorkrame.

Denn ich glaube, du hast recht viel, mit einfachen Mitteln, aus einer doch recht simplen Idee rausgeholt. Ich meine, ich hab schon mal ein ähnliches Teil von dir gelesen, und da lief es auf ähnliches hinaus.
Wie gesagt, der Inhalt zeigt (vielleicht bis auf den Schluss-Spin) nicht viel Unerwartbares, eigentlich scheint es mir, als wenn du einzig auf diese Pointe hin arbeitest. Find ich geil, so was, gefällt mir. Slesar hat das gut gemacht, Dahl, na ja, eine ganze Gattung.

Du lässt den Leser sehr lange im Unklaren, worum es geht. Das ist aber nicht langweilig (ich denke, das ist die große Gefahr dabei, dass der Leser den Überblick verliert und augeben will), denn du gibst einen guten Schuß Atmosphäre mit rein. Du versuchst, die Dialoge lebendig zu gestalten, was dir in den meisten Fällen gelingt. Schön.

Als ich dann aber mitbekam, worum es ging (den Konflikt quasi auseinandergebröselt hatte), da war der Text auch schon zu Ende.

Nachdem sich der Pulverdampf verzogen hatte, stöhnte Sergei: »Du … kapierst es einfach nicht …« Er wälzte sich in seinem Blut auf die Seite.

Auch wenn man als Autor mit Informationen sparsam sein sollte, um den Leser zu fordern, ist ein Zuwenig an Infos für den Lesefluss nicht vorteilhaft. Auf die Balance kommt es an.
Ich hätte mir hier eine Aussage darüber gewünscht, wo und vor allem in wie weit Sergej verwundet ist. Nur eine Andeutung vielleicht.

»Ich dachte, ich hätte zu entscheiden, wie wir mit Nutten verfahren …«, Tasha wandte sich dem Mädchen zu, das die Arme schützend über den Kopf gehoben hatte, »die uns erpressen wollen.«
»Klar, aber …«
Tasha holte aus und schlug zu. Das Mädchen schrie auf und Tasha brüllte los: »Nutten, die es wagen, mich zu erpressen!«

Der Abschnitt hier war mir ein wenig zu stereotyp. Tasha agiert, wie alle Mafia-Bosse agieren, kein kleines Merkmal, das ihn raushebt.
Da bist du dann irgendwie wieder gefangen in den Konventionen.
Da Mädchen hat dann auch Schaum auf den Lippen und schreit. Alles schon da gewesen, nicht nur einmal.

Doch Alica begann zu traben, und schließlich lief sie los. Ihr cremefarbener Mantel flatterte in der Dämmerung. Adam zielte ohne Hast. Der Schuss ...

Auch hier wieder: Ich weiß zu wenig. In welcher Verfassung ist Alicia? Außerdem, wie ist ihre Stellung zu Adam?
Wie gesagt, keine langen Ausführungen, vielleicht nur ein Detail, ein Blick, eine Geste. Oder: Sie fasste sich mit einer fahrigen Bewegung an den Oberarm. Was weiß ich :D

Der Schluss ist dann - nach der Vorarbeit, die du geleistet hast - erwartbar. Ich kann mich damit anfreunden, als Prämisse, als Lehre oder als Fazit.

Eine nette kleine Story, die aber, mit Feinarbeit noch, auf den Punkt zu gearbeitet werden könnte.

Schöne Grüße von meiner Seite!

 

Hallo Hanniball, vielen Dank für das Lesen und Kommentieren. Hat mich sehr gefreut. Du hast auf jeden Fall recht, wenn es darum geht, wie schwierig es ist, mit Andeutungen zu hantieren. Das ist ein schmaler Grat, denn wenn der Leser zu lange nicht kapiert, worum es geht, schaltet er ab.

Die von Dir aufgezeigten Stellen schaue ich mir auf jeden Fall noch genauer an. Danke dafür. Und dass Tasha ziemlich genre-typisch agiert, stimmt auch. Da müsste mal was Neues her. Ich finde ja den Gus Fring aus Breaking Bad genial, der ist ein Mafiaboss der ganz anderen Sorte - beherrscht, bescheiden, fokussiert, aber trotz allem eben ein absolutes Monster.

Was Alica betrifft, werde ich mal überlegen, ob man in einem Nebensatz ihre Rolle in der Organisation erwähnen kann. Das würde sicher was bringen.

Hanniball, thx und alles Gute!

Gruß Achillus

 

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