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Das erste Lächeln seit Monaten

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14.05.2004
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Das erste Lächeln seit Monaten

Rolands Augen sind trübe geworden, und seine Haut grau. Als er mich sieht, greift er mit beiden Händen in den triangelförmigen Griff über ihm und versucht sich hochzuziehen. Aber nur sein Kopf hebt sich leicht vom weißen Kissen. Vorsichtig legt er ihn wieder nach hinten und schließt die Augen.

Als er hört, dass ich ein Döschen aus meiner Handtasche hole, öffnet er den Mund, damit ich ihm die Tablette auf die Zunge legen kann. Dann setze ich mich zu ihm und halte seine Hand. Auf seiner Stirn bilden sich kleine Schweißperlen.

Es klopft und eine Schwester rauscht in das Zimmer. „Und wie geht es denn heute?“ fragt sie und löst die Urinflasche aus der Halterung unter dem Bett. „Kann ich schon abräumen?“ Sie deutet mit dem Kopf auf das Tablett mit dem unangerührten Mittagessen. Die Urinflasche in der einen, das Tablett in der anderen Hand, verlässt sie das Zimmer, und die Tür fällt mit einem leisen Klicken ins Schloss.

Roland öffnet noch einmal die Augen. Sie sind auf mich gerichtet und scheinen doch durch mich hindurch zu sehen. Dann schließt er sie wieder und drückt leicht meine Hand. Als der Druck nachlässt, steht ein Lächeln in seinem Gesicht, das erste seit Monaten.

 

Hallo Ellen
erst einmal Herzlichen Glückwunsch zu deinem Geburtstag.

Deine Geschichte ist rätselhaft. Klar er liegt im Krankenhaus, aber was ist das für eine Pille, die Roland bekommen hat? Wiso ist er nach Monaten zum ersten Mal glücklich? Wegen der Tablette?

Ich hätte gern ein bischen mehr erfahren. So wirkt die Geschichte auf mich, wie ein Fragment.
LG
Goldene Dame

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Ellen!

Jetzt ist mir ganz kalt geworden... Deine Protagonistin gibt dem Roland die Tablette, die ihn von seinem Leid für immer erlöst. Ich finde das eine grausame Vorstellung, das zu tun, auch, wenn es manchmal vielleicht wirklich besser wäre. Aber demjenigen selbst die Tablette zu geben, das könnte ich nicht.
Von daher finde ich es gut, daß Deine Geschichte so kurz ist. Allerdings find ich sie andererseits auch zu kurz, weil es so doch nur ein kurzes Hinschauen ist. Das Thema ist aber kein sehr einfaches und daher auch nicht unumstritten, weshalb ich mir irgendwie gern mehr Überzeugungskraft gewünscht hätte.
Ich persönlich halte zum Beispiel das für ein Problem, daß man nie mit Sicherheit sagen kann, ob das denn nun wirklich so ganz der freie Wille des Patienten ist, oder ob ihn vielleicht die Verwandten soweit gebracht haben, indem sie ihn zum Beispiel spüren ließen, welch Riesen-Belastung er für sie darstellt und er mehr aus Rücksicht ja sagt.

Aber wie gesagt, auch in der Kürze gefällt sie mir ganz gut. :)

Liebe Grüße,
Susi :)

Und auch von mir natürlich alles Gute zum Geburtstag! :)
(Hab das erst jetzt registriert ;))

 

Hallo Angua, hallo Susi, hallo Goldene Dame,

vielen Dank erstmal für eure Geburtstagsgrüße und eure Antworten. :)

Die Geschichte hat Angua richtig gedeutet.
Es stimmt, dass viele Fragen offen bleiben. Mir hat es ganz gut gefallen, dass der Leser sich selbst einen Hintergrund überlegen kann. Aber euren Antworten zufolge ist das ein bischen unbefriedigend. Ich werde darüber nachdenken, eine längere Geschichte daraus zu machen.

Gruß,
Ellen

 

Liebe Ellen!

Die Geschichte hat Angua richtig gedeutet.
Ich steh jetzt ein bisschen vor einem Rätsel, da ich in Anguas Posting nichts anderes erkennen kann, als in meinem, nur, daß ich es nicht "Sterbehilfe" benannt habe (weil der Begriff für mich gefühlsmäßig was anderes heißt).
Ist da noch was, was ich übersehen hab?

Alles Liebe,
Susi :)

 

Liebe Ellen!

Interpretationsspielraum bleibt nicht viel offen, denn er lächelt, ist erlöst und somit ist es in den kurzen Zeilen positiv dargestellt. Dem kann man nun beipflichten oder sich dagegen auflehnen. Es ist eine Reizthematik und immer wieder gut sie in den Raum zu stellen, auch in einem kurzgeschichtlichen Gedankenanstoß. Die innere Diskussion ist ausgelöst.

Geburtstag??? Herzlichsten Glückwunsch dazu und viele schöne Momente im beginnenden Lebensjahr wünscht dir, Eva.

 

Hallo Susi,

du hast meine Geschichte natürlich auch richtig verstanden.

Hallo Schnee.eule,

danke fürs Lesen und Kommentieren.

Gruß,
Ellen

 

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