Mitglied
- Beitritt
- 22.09.2003
- Beiträge
- 4
- Zuletzt bearbeitet:
- Kommentare: 2
Das Fiesel Wickel-Ritual
Das Fiesel-Wickel-Ritual
Jedes Mal, wenn es mal wieder so weit ist und das Fieselbaby sich von jetzt auf gleich auffällig ruhig verhält, sich dabei langsam in die Hocke begibt, seinen Rücken leicht nach vorne beugt, den Blick eines sich schämenden Waschbären annimmt und mitunter
Minuten lang stillschweigend, konzentriert einen festen Punkt am Boden fixiert,
wissen die Fieseleltern, dass ihr Baby in die Hose macht. Obwohl man sagen muss, dass der eigentliche Akt erst dann beginnt, wenn das kleine oder auch manchmal
große Geschäft gemacht worden ist. Denn dann
muss irgendwann gewickelt werden! Die Fiesels können sich nämlich weiß Gott besseres vorstellen, als die Stoffwechselendprodukte ihres Babys wegzumachen. Und deswegen
lauern beide in unmittelbarer Nähe ihres Baby, in der Hoffnung, als Erstes die unverkennbaren Gerüche und Grimassen zu erkennen, um dann endlich sagen zu können:
„Erster, Erster! Ich habe es zu erst gesehen! Du musst wickeln!“
Dem Fieselpapi macht es besonders großen Spaß, sich stundenlang hinter der Couch zu verstecken, im richtigen Moment hervor zu springen und zur Fieselmami zu rennen, um beiläufig zu bemerken:
„Du ....Fieselchen! Ich weiß gar nicht, wie ich es ausdrücken soll! Wir haben doch ein
süßes Mause-Mäuschen... und das ist ja momentan krank und hat auch sehr, sehr starken Durchfall, so wie ich das in Erinnerung habe. Ich würde es wirklich gerne selber machen. Wenn da nicht unser Wickel-Ritual wäre.“
Es ist nämlich so, dass der erste Entdecker nicht zu wickeln braucht und es ganz wichtig ist, dem „Wickler“ diesen Umstand ordentlich unter die Nase zu reiben. Sie können sich vorstellen, dass die Fieselfrau das gar nicht witzig findet und es deshalb nicht selten zu kleinen Streitigkeiten kommt.
So wie dieses Mal!
„Du... Fieselmann“, sagt die Fieselfrau, „Kannst Du sie wickeln?“
„Wieso?“
„Weil es vielleicht auch dein Fieselchen ist ,und ich Besseres zu tun habe, als zwei Stunden hinter der Couch zu hocken!“
„Üüü“, sagt der Fieselpapi, und klopft dabei mehrmals mit seinem Zeigefinger an die Stirn um ganz deutlich zu machen: Nö!
„Ich habe die letzten fünfzehnhundert Mal gewickelt, und das nur, weil du dich immer heimtückisch hinter dem Fernseher verkriechst! Du weißt genau, dass ich da nicht hinter passe und ich deswegen keine Chance habe, unser Baby als Erstes zu entdecken!“
„Ach, so ist das“, sagt das größere weibliche Geschlecht im Haus.
„Du kommst wohl damit nicht klar ,dass du immer wickeln musst!“
Der Fieselmann selber hasst es sich zu zanken, will aber dieses Mal, dieses einzige Mal
nicht nachgeben. Er ist ja laut Fieselregel sogar im Recht, zumal ihm auch noch beim Warten hinter der Couch sein Arm eingeschlafen war und er keine Chance hatte, ohne sein Versteck preiszugeben den Arm zu bewegen .
„Ach, komm jetzt! So schlimm wird es wirklich nicht werden!“
Für die Fieselfrau ist es eine schwere Situation. Sie weiß genau, dass sie wickeln muss. Im Grunde genommen ist sie auch nur sauer auf sich selbst, weil sie es nicht geschafft hatte, rechtzeitig hinter den Fernseher zu kommen. Sie ist nämlich in dieser Beziehung sehr ehrgeizig. Nach minutenlangen Herumkullern ihrer Augen legt sie ihren Schmollmund auf, geht zur ihm rüber und sagt:
„Sollen wir Frieden machen und einen heiligen Fieselschwur schwören, so dass wir uns
deshalb nicht mehr streiten?“
Der Fieselpapi lächelt und freut sich, schließlich hatte er nicht nachgegeben. Er ist nämlich gut darin nachzugeben. Dieses Mal aber nicht! Sie strecken beide ihre Hände voreinander
aus, berühren sich und sagen gleichzeitig: „Ich schwöre, dass wir uns wegen des Wickelns nicht mehr streiten werden! Schwör!“ Und das wird wie gewöhnlich noch mit einen Kuss besiegelt.
„Wenn Du willst, helfe ich Dir auch beim Wickeln“, sagt der Fieselmann.
„Oh, das ist aber lieb von Dir!“
Und so wickeln sie gemeinsam ihr Fieselchen, dass mehr als froh ist über diese Entscheidung, und kuschelten noch den Rest des Tages.
Zum Schluss sagt der Fieselmann:
„Weißt du eigentlich, dass ich dich liebe?“
„Nein!“
„Tue ich aber!“
„Wie lange?“
„Für immer!“