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Das gute Mädchen und die Gans, die...

Joh

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28.07.2003
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Das gute Mädchen und die Gans, die...

Das gute Mädchen und die Gans, die goldene Eier legte

Es war einmal ein reicher Witwer, der lebte mit seiner Tochter auf einem Schloss. Den lieben langen Tag ließ er es sich gut ergehen, das Mädchen jedoch musste jeden Morgen zum Stall und seine hundert Gänse auf die Wiese treiben. "Gib gut acht, dass dir keine abhanden kommt," sprach der Vater zu ihr, "wenn du am Abend wiederkommst und es fehlt eine, so soll es dir schlecht ergehen."

Das Mädchen bewachte die weidenden Gänse aufmerksam und wenn es sie bei Sonnenuntergang zurücktrieb, zählte es sie sorgfältig. Lag sie später schlafend in ihrem Bett, so schlich ihr Vater heimlich in den Stall und ging zum Nest der kleinsten und schmächtigsten Gans. Denn diese war eine rechte Zaubergans und legte ihm jeden Abend ein goldenes Ei, welches er stets schnell in seinen Beutel steckte. Seiner Tochter aber verriet er nichts davon, denn er hatte Sorge, dass sie sein Geheimnis ausplaudern würde.

Eines Tages, als das Mädchen wieder auf der Wiese die Gänse hütete, kam eine alte Frau daher, die sprach zum Mädchen: "Ach, mein liebes Kind, so viele Gänse hast du hier. Gib mir doch eine davon, denn ich habe seit Tagen nichts mehr zu Essen gehabt."
Das Mädchen hatte Mitleid mit der Frau, deshalb antwortete es traurig: "Ich kann dir keine geben, mein Vater schlägt mich tot, wenn am Abend eine fehlt." Die Frau aber bettelte und flehte. Da gab ihr das gute Mädchen schließlich die kleinste Gans und dachte: "Gewiss wird mir mein Vater nicht böse sein, wenn ich der alten Frau diese schenke, hat er doch noch neunundneunzig andere, die viel fetter und größer sind als sie. "

In der Nacht merkte der Vater, dass die Gans, die goldene Eier legte, nicht mehr auf ihrem Nest saß. Rasch ging er zum Schlafzimmer der Tochter, weckte sie und schrie: "Du Unglückselige, habe ich dir nicht gesagt, du sollst auf meine Gänse achten? Nun fehlt mir eine!"
Das Mädchen berichtete weinend von der alten Frau, die ihr begegnet war und das sie ihr aus Mitleid die kleinste Gans geschenkt habe.
"Du sollst nicht mehr meine Tochter sein", rief der Vater wütend aus, "die alte Frau war gewiss die alte Hexe Nimmersatt, die mir mein Glück neidet. Geh aus meinen Augen, ich will dich nicht eher wiedersehen, bis du mir meine Gans zurückgebracht hast."
Das Mädchen musste noch in der gleichen Nacht das Schloss verlassen und durfte nichts weiter mitnehmen als den alten Mantel ihrer verstorbenen Mutter, um die Hexe Nimmersatt zu suchen.

Als sie aus dem Schloss trat, sah sie eine kleine Maus, die vor ihr auf dem Weg an einem Stück Käse knabberte und nicht bemerkte, dass sich eine Katze angeschlichen hatte. Rasch griff das gute Mädchen das Mäuschen und versteckte es in ihrer Manteltasche. Als sie es so einige Zeit getragen hatte, setzte sie das Mäuschen wieder auf den Weg und sprach: "Ach, mein kleiner Gräuling, kannst du mir vielleicht sagen, wo ich die Hexe Nimmersatt finden kann? Mein Vater hat mich fortgeschickt und ich darf nicht eher zurückkehren, bis ich seine Gans Adelheid in Händen halte."
Die Maus antwortete: "Weil du ein gutes Herz hast, will ich dir verraten, dass die Hexe Nimmersatt im Walde hinter den drei alten Eichen lebt. Folge nur dem Weg und du wirst sie finden. Da du mich vor der Katze beschützt hast, sollst du von nun an wie unsereins durch jedes Löchlein schlüpfen können und niemand soll dich bemerken."

Das Mädchen bedankte sich artig und folgte dem Weg. Bald schon hatte sie den Waldesrand erreicht, da sah sie einen Hasen, der von wilden Hunden gehetzt über eine Lichtung sprang und geradewegs auf sie zueilte. Rasch öffnete sie ihre Manteltasche und verbarg das zitternde Tier, so dass ihm die Hunde nichts anhaben konnten. Als sie ihn so einige Zeit getragen hatte und sie tiefer in den Wald kamen, setzte sie ihn auf den Boden zurück und sprach: "Ach, lieber Meister Lampe, kannst du mir vielleicht sagen, wo die drei alten Eichen stehen, hinter denen die Hexe Nimmersatt wohnen soll? Mein Vater hat mich fortgeschickt und ich darf nicht eher zurückkehren, bis ich seine Gans Adelheid in Händen halte."
Der Hase antwortete ihr: "Weil du ein gutes Herz hast, will ich es dir verraten. Folge nur dem Polarstern und du wirst ihre Hütte bald finden. Da du mich vor den Hunden bewahrt hast, sollst du von nun an wie unsereins hakenschlagend durch die Welt laufen können und niemand wird dich fangen."

Das Mädchen bedankte sich artig und folgte dem Polarstern durch den dunklen Wald. Doch bald schon wurde es so finster, dass sie den hellen Stern nicht mehr sehen konnte. Riesige Bäume versperrten ihr die Sicht und ein eisiger Wind zerrte an ihrem Mantel. Da hörte sie plötzlich ein schwaches Piepsen aus einem Gebüsch. Sie folgte dem Geräusch und fand ein Eulenkücken, das auf dem Boden hockte und jämmerlich schrie. Rasch nahm sie es vom Boden auf und wollte es in ihre Manteltasche stecken, damit das Kücken nicht weiter frieren müsse.
Plötzlich tauchte vor ihr auf einem Ast ein großes leuchtendes Augenpaar auf und sie hörte die Stimme von Mutter Eule: "Vielen Dank, mein liebes Kind, dass du meinen Sohn gerettet hast!
Das Mädchen sprach: "Ach, meine liebe Mutter Eule, kannst du mir vielleicht sagen, wo ich im Wald die Hexe Nimmersatt finden kann? Mein Vater hat mich fortgeschickt und ich darf nicht eher zurückkehren, bis ich seine Gans Adelheid in Händen halte."
"Weil du ein so gutes Herz hast, sollst du von nun an wie unsereins im Dunkeln sehen können und nichts soll deinem Blick entgehen, dann wirst du gewiß das Haus der Hexe finden", entgegnete die Eule.

Das Mädchen bedankte sich artig und als sie sich umschaute, da erkannte sie mit ihren Eulenaugen die drei alten Eichen und das alte Haus der Hexe so deutlich, als sei es heller Tag geworden. Leise wie ein Mäuslein betrat sie das Haus und sah, dass die alte Hexe in ihrem Bett lag und schnarchte. Die Gans jedoch ruhte auf dem Nachttisch neben ihr. Das Mädchen schlich zu ihr und wollte die Gans greifen, da erschrak diese, schnatterte laut und legte ein goldenes Ei. Die alte Hexe erwachte, konnte aber in der Dunkelheit nichts sehen. So griff sie zum Nachttisch und wollte ihre Kerze entzünden. Das Mädchen steckte rasch das goldene Ei in die Manteltasche und lief mit der Gans wie ein Hase hakenschlagend davon, so dass ihr die Hexe Nimmersatt nicht folgen konnte.

Als sie endlich das Schloss ihres Vaters erreichte, freute sich dieser gar sehr, als er die Gans in ihren Händen sah. "Mein liebstes Kind," rief er aus, "ist es dir tatsächlich gelungen, mir meine Gans wiederzubringen?" Dann fügte er misstrauisch hinzu: "Sie hat dir doch nicht etwa ein Ei gelegt, oder?" Das Mädchen antwortete wahrheitsgemäß: "Doch Vater, als ich die Gans in meine Hände nahm, legte sie mir dieses goldene Ei!"

Da packte ihr Vater sie zornig und zerrte sie in den dunkelsten Keller seines Schlosses. "Von nun an sollst du im tiefsten Verließ meines Schlosses leben und nie einen Menschen zu Gesicht bekommen, damit du ihm nichts von der Gans erzählen kannst!"
Das gute Mädchen war sehr traurig, hatte es doch gehofft, der Vater würde sich über ihre glückliche Heimkehr freuen. Da erblickte sie mit ihren Eulenaugen ein kleines Löchlein in der Mauer, durch dieses entschlüpfte sie wie ein Mäuslein und lief hakenschlagend fort. Und nie wieder wurde sie auf dem Schlosse gesehen. Die Gans jedoch legte von Stund an keine goldenen Eier mehr.

 

Hi Joh,

ein schönes Märchen hast du geschrieben :) Ich hab es gerne gelesen und nicht mal was zu meckern dran, vielleicht sind Andere da kreativer ;)

glg, vita

 

Vielen Dank, freut mich, dass euch das Märchen gefällt.
@brenham - vielen Dank für den Hinweis, ich habe den Fehler von der Bildfläche getilgt.

Lieben Gruß

Joh

 

Gugux!

Ein sehr schoenes Maerchen im guten alten Stil und ich hatte auch an keiner Stelle den Eindruck, dergleichen schon einmal gelesen zu haben ...

Ich schliesse mich Illu an, wenn es um das Eulenkueken geht, denn auf dem Boden hat es eigentlich nicht unbedingt was verloren. Kuemmelspaterei, ja, aber es stach mir auch schon vor`m Lesen derm Kommentare ins Auge.

Die Gans, die nun nicht mehr `eiert` verdient in der Tat noch einen begleitenden Satz, der sich mit dem Grund beschaeftigt, warum sie nicht mehr legen mag. Die Idee mit dem Schreck, den sie waehrend der Rettung davon getragen hat, gefaellt mir schon ganz gut, aber moeglicherweise faellt Dir ja auch noch etwas anderes dazu ein.

Ansonsten ist die Erzaehlung durchweg rund und das Lesen war ein Vergnuegen, gerade weil sie sich auch fuer Kinder eignet. Schoener alter Stil. :)

shade & sweet water
x

 

Vielen Dank für die Anmerkung - für das Kücken auf dem Boden habe ich mittlerweile eine andere Variante gewählt. Einen Satz für die nicht mehr eiernde Gans überleg` ich mir noch.

Liebe Grüße

Joh

 

Hi Joh,

Das Mädchen bedankte sich artig

drei Absätze hintereinander beginnen so.Vieleicht solltest Du >Dir hier noch eine andere Formulierung überlegen.
Außerdem wiederholt sich mehrmals

"weil du ein gutes Herz hast"

Ansonsten schließe ich mich den Anderen an. Schön erzähltes Märchen :thumbsup:

Gruß
Jörg

 

Hallo Jörg,

die Wiederholungen in dieser Form sind eigentlich ein typisches Merkmal von Märchen - daher würde ich sie schon beibehalten.

 

Aloha!

@Joerg: Ich stimme Joh zu. Im klassischen Maerchen ist es gerade diese Form der mehr oder weniger konstanten Aussage, die natuerlich deutlich von der sonstigen Form, sich moeglichst nicht zu wiederholen, abweicht. Demnach sollte das Maerchen so bleiben. :)

shade & sweet water
x

 

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