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Das Haus ist still geworden, der Hocker und der Kater.

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13.08.2014
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Anmerkungen zum Text

Ich habe den Text auf einer Kleinkunstbühne vorgetragen. Die roten Zeilen habe ich als eine Art "Gollum" gelesen, die blauen geflüstert.

Das Haus ist still geworden, der Hocker und der Kater.

Hocker liegt seitlich

Der Kater schleicht mir um die Beine, spricht in seiner lauten Quaksprache zu mir und ich bin nur eine kleine Erleuchtung entfernt davon, ihn wirklich zu verstehen. Er ist unvermeidlich, seit wir zu zweit sind.

Ich frage mich, ob er mich manipuliert, es wäre ihm zuzutrauen. Er ist über 20 Jahre alt und mit den Jahren wächst die psychische Kraft von Katzen.

Jetzt scheint er gebrechlich, aber ich habe es gesehen, wie er in dunkelster Nacht auf einen Balkon katapultierte, in einer flüssigen Bewegung, alle diese Katzensprungfedern entladen und dann mit einem Tatzenblitz die Fledermaus aus der Luft holte und auf den Balkonboden drosch. Dann landete er geschmeidig neben seinem Opfer, als wäre Physik nur ein Vorschlag für ihn.

Jetzt ist er alt, aber er ist eine Kraft, die man nicht unterschätzen sollte. Im Moment ist er unsichtbar. Er lauert irgendwo, denke ich. Wie sie alle nur lauern. Ich darf kein Opfer sein, ich muss selbst auf die Jagd gehen.

Ich ducke mich und schleiche ins Badezimmer, immer bereit, und da steht dieser Hocker, als gäbe es kein Grauen mehr in dieser Welt. Und seine Sitzfläche fehlt, als wäre noch weniger Funktion irgendeine Hilfe für mich. Liegt ganz schlampig daneben. Unordentlich.

Er ist einfach nur da, völlig selbstbewusst in seiner schwarzen, hölzernen Gewissheit. Keine Spur von Zorn oder Zweifel. Ohne Platte, oben drauf, nackt. Einfach nur ein Holzteil ohne Plan. Es ist zum fremdschämen.

Ich muss mich um diesen Hocker kümmern. Eine finale Lösung finden.

Denn es ist Zeit, zu handeln, man kann eine Realitätsverweigerung nur eine gewisse Zeit genießen.

Das Haus ist still geworden, seit meine Frau und mein Kind nicht da sind, darum höre ich das Knirschen in diesem Hocker und kann es sogar fühlen. Nachschmerzen kann ich es, es war schlampige Arbeit, schlampige Arbeit von mir, und deshalb ist es so, deshalb knirscht und stöhnt mein Hocker.

Ich nähere mich langsam und lautlos, auf der Hut, jederzeit bereit zuzuschlagen. Langsam ist präzise und präzise ist schnell. Ich denke ich bin gut vor dem Wind und mein Opfer wittert mich nicht. Die Jagd beginnt.

Ich erstarre und fixiere mein Ziel. Das ist eine leichte Beute, sie ist offensichtlich krank oder verletzt.

Dieser Hocker verlor seine Platte, alles was einen Hocker ausmacht, war fort. Ein armseliges Arrangement aus Holz, ohne jeden Sinn, war übriggeblieben.

Als hätte er es absichtlich gemacht, aus reiner Bosheit, um andere zu beschämen und die Straßenseite zu wechseln.

Hocker aufstellen

Ich tat, was ich immer tat in solchen Momenten, ich suchte mir dicke, qualitativ hochwertige Edelstahlschrauben, nahm meinen 45 Newtonmeter starken Akkuschrauber und fixierte diese edlen Werkzeuge in das schwache, willfährige Holz der Sitzfläche, penibel ausgemessen, in die hilflosen Ecken des Hockergestells. Ich musste es tun, sonst wäre aus dem Wrack niemals mehr ein Hocker geworden, nur eine grässliche, unvollkommene Karikatur eines Hockers. Ein Ding ohne die Vorstellung eines Zwecks. Was konnte es Schlimmeres geben?

Ich bemerkte schon nach den ersten Millimetern, dass das Bohren nicht ohne Verluste von statten gehen würde. Es wehrte sich. Aber ich machte einfach weiter. Das widerborstige Holz splitterte nicht völlig, es spaltete sich ein wenig, die Edelstahlstifte bohrten sich mit Gewalt in ihre vorgebohrten Bestimmungen und schlussendlich hielt die Sitzplatte wieder.

Sieg!

Als wäre Sicherheit alles, das zählt, in dieser Welt!

Aber das Holz der Platte war geborsten, da gab es keinen Zweifel, bei Brief und Siegel. Schwarz lackiert war diese Holzplatte, aber durch das Eindringen der Schrauben sah man in ihr helles, schutzloses Herz.

Warum kam da kein Blut?

Sie hielt, diese Platte, so wie ich auch halte, bombenfest und das

Erstarren

Alles steht so eingefroren.

Der Kater ist gestorben, ich habe ihn in schon seit Tagen nicht mehr im Hirn gehabt, seine lästigen, krächzenden, quakenden Forderungen. Der Hocker war so laut.

Seit ich das Holzluder fixiert und geschändet habe, ist nun das echte Schweigen des Hockers.

Und nun höre ich die Stille und suche.

Ich finde ihn steif und struppig und nun ist die Lautlosigkeit körperlich, wie ein Beil, das fällt.

Er wurde 22 Jahre alt und sein Name war Quentin Paulson. Sein Name war Quentin Pawson. Denn nach dem Tod bekommen wir unsere Namen im Projekt Chaos.

Auf den Hocker steigen

Mein Kater, mein Kater, deine lange Reis´ ist aus

Du warst der weise Geist im Haus

Oh, mein Kater, mein Kater, die Glocken tönen,

Sie schlagen nur für dich

Sie führen dich in ein neues Land

Nur gemacht für dich

Ihr Freunde lacht, die Musik dröhnt – Doch ich, in leiser Not,

geh nochmal hin, wo mein Kater liegt, nun still und tot.


Auch das ist gestohlen, wie jedes Gefühl. Und das Haus ist still. Der Geist ist fort.


Sein Name war Quentin Pawson. Sein Name war Quentin Pawson. Sein Name war Quentin Pawson.

 
Quellenangaben
"Sein Name ist Quentin Pawson" ist eine Anspielung auf "Fightclub": "Sein Name war Robert Paulson", genauso wie: "Erst nach dem Tod bekommen wir unsere Namen im Projekt Chaos".

Das Gedicht ist eine Abänderung von "Mein Käptn, mein Käptn", von Walt Whitman.
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Die roten Zeilen habe ich wie eine Art "Gollum" gelesen, die blauen habe ich geflüstert. Die grünen sind "Regieanweisungen".

 
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Moin @FieberOptik ,

ganz herzlich willkommen zurück! :gelb:
Der Link zu deiner Homepage funzt leider nicht - ich war sicher, du hättest einige andere Texte hier eingestellt gehabt und einen eigenen Kleinstverlag, aber irgendwie ist unter diesem Profil nix davon zu erkennen. Eigentlich müsste das aber vor 2014 gewesen sein, weil ich da inaktiv war. Und vielleicht hatte jemand vor dir dieselbe Idee zum Nick und sich seitdem löschen lassen. Either way, du hattest ein paar Vorschusslorbeeren ...

Ich mag solche Texte sehr - bisschen Surrealismus, Absurdes, Humor, einen Touch Horror / Weird und alles in guter Gewichtung. Hat mir Spaß gemacht und es hat an sich auch einen passenden Umfang. Rausgekickt hat mich dann das Ende, das plötzlich klingt wie Wilhelm Busch. Damit hast du quasi eine vierte Stimme, und zumindest ich sehe da keinen Mehrwert. Zumal: Der Kater wird ja bei allem Absurden als etwas Ungutes, quasi Bedrohliches vorgestellt und im Gedicht steht der Sprecher eindeutig da drüber, das klingt eher despektierlich. Am Ende ist damit unklar, welche Stimmung / Haltung eigentlich vorherrschte. Das finde ich massiv ungünstig, weil du damit deinen eigenen Aufbau bissl torpedierst.

Ein paar Vorschläge, nimm, was du brauchen kannst:

Das Haus ist still geworden, der Hocker und der Kater.
Das sind zwei fusionierte Überschriften, die so null Eindruck ergeben. Wie wäre es mit:
Das Haus ist still / Das Haus ist still geworden
(Zweite Variante hat allerdings zwei Hilfsverben.)
Denn nach dem Tod bekommen wir unsere Namen im Projekt Chaos.
Ich kann den Finger nicht drauflegen, aber diese Erklärung fällt irgendwie raus. Vielleicht, weil es - im Sinne dieses Textes gesehen - eine zu 'logisch' klingende ist, weißt du, was ich meine? So, als wüsste der Erzähler plötzlich, wie das alles naturwissenschaftlich-faktisch einzuordnen wäre.

Alles steht so still, wie eingefroren.
Vorsicht Phrase.
Beim Vergleich mit wie eigentlich kein Komma, ich muss zugeben, ohne sähe es aber auch falsch aus.

Sie hielt, diese Platte, so wie ich auch halte, bombenfest und das Alles steht so still, wie eingefroren. Der Kater ist gestorben, ich habe ihn in schon seit Tagen nicht mehr im Hirn gehabt, seine lästigen, krächzenden, quakenden Forderungen, der Hocker war ja so laut.
Vom Rhythmus her lieber einen Punkt vor der Hocker war so laut?

Ich finde ihn steif und struppig und nun ist die Lautlosigkeit körperlich, wie eine dicke Frau im Pelzmantel.
Das Bild der Frau im Pelzmantel zerschießt für mich das mit der körperlichen Lautlosigkeit. Finde das auch im Vergleich zu sehr platt humorig.

Als wäre Sicherheit alles, was zählt, in dieser Welt!
das zählt

Er ist über 20 Jahre alt und mit den Jahren wächst die psychische Kraft von Katzen.
Die Satzstellung verwässert die Aussage (und die an sich ist ja klasse). Rate zu:
Mit den Jahren wächst die psychische Kraft von Katzen, und er ist über 20 Jahre alt.
Ich frage mich, ob er mich manipuliert, es wäre ihm zuzutrauen.
Das wäre als eigener Gedanke stärker, auch im Hinblick auf Spannung: Es wäre ihm zuzutrauen. besser als eigener Satz.

Jetzt ist er alt, aber ich habe es gesehen
Ja, dass er alt ist, hast du grad gesagt - die Doppelung macht es nicht schräger oder verrückter, sondern nimmt dem Satz die Spannung (denn der Rest ist ja total klasse).

Ohne Platte, oben drauf, nackt. Einfach nur ein Holzteil ohne Plan. Es ist zum fremdschämen.
Hahaha, cool!

Ich muss mich um diesen Hocker kümmern. Eine finale Lösung finden.
Denn es ist Zeit, Lösungen zu finden, man kann eine Realitätsverweigerung nur eine gewisse Zeit genießen.
ImA wäre es ohne die Wiederholung stärker.

Das ist eine leichte Beute, sie ist offensichtlich krank oder verletzt.

Dieser Hocker verlor seine Platte, alles was einen Hocker ausmacht, war fort.

:lol:

Hocker aufstellen
Punkt, oder? (Das sieht mir nicht abgebrochen aus wie an anderen Stellen, wo die andere Stimme unterbricht).

Er wurde 22 Jahre alt und sein Name war Quentin Paulson. Sein Name war Quentin Pawson.
Schönes Wortspiel!
Durch die recht prominente Wiederholung am Ende denke ich aber, dass das nicht nur ein Klangspiel, sondern ein Verweis sein könnte, den ich nicht schnalle. Hab den Namen mal gewikiet und nix gefunden. Ich lese das alles wahrscheinlich ganz anders als du es konzipiert hast, aber sehr viel stärker klänge, wenn du kürzen würdest auf:
Er wurde 22 Jahre alt und sein Name war Quentin Paulson. Sein Name war Quentin Pawson.

Und das Haus ist still. Der Geist ist fort.

Wie gesagt, diese Busch-artigen Zeilen passen für meine Leseweise nicht, das ist eine andere Art von schrägem Humor als der Rest - und bezieht sich darauf das 'gestohlen'?

Die roten Zeilen habe ich wie eine Art "Gollum" gelesen, die blauen habe ich geflüstert.
Und die erste, grüne? Soll schwarz, oder?
Hatte ich nicht erwartet, aber die farbigen Unterscheidungen + Erklärung haben ganz wunderbar funktioniert. Hast du eine Aufnahme der Lesung? Ich meine, man könnte die zusetzen.

Tags: Alltag (= Sozialrealismus) und Seltsam (= Spekulativer Realismus) in Kombi ergibt keinen Sinn - aber es gibt glaube ich neuerdings ein Tag / Zusatz 'Für die Bühne', nimm das doch lieber statt 'Alltag'. :-)

Freue mich auf jeden Fall auf mehr von dir! Vielleicht hast du ja auch Lust zum Selbst-Kommentieren.

Herzlichst,
Katla

 
Zuletzt bearbeitet:

Hocker liegt seitlich
..., und da steht dieser Hocker, als gäbe es kein Grauen mehr in dieser Welt.

Endlich mal wieder was fürs (Sprech-)Theater und – originell auf jeden Fall – mit „farbigen“ Regieanweisungen -

liebe¿ FieberOptik,

und unterschwelliger Kritik nach Rechtsaußen (so oft, wie „der“ Hocker genannt wird, unterstell ich das mal) und der „Kater“ wird gleich mitgeliefert …

Hier

Jetzt ist er alt, aber ich habe es gesehen, wie er in dunkelster Nacht auf einen Balkon katapultierte, in einer flüssigen Bewegung, …
wäre freilich noch ein „sich“ für den Kater unterzubringen

Und ist nicht nach einer wohlfeilen Definition „Politik“ wie „das Bohren dicker Bretter“?,-

und damit

welcome 2 the Pleasuredome,

dear @FieberOptik!.

Freatle

 

@FieberOptik Hallo, der Anfang mit dem Kater hat mir gut gefallen. Das mit dem Höcker fand ich scheußlich. Die Geschichte müsste verdichtet werden. Viel kürzer nicht so ausschweifend.
Grüße von dornrose.art

 

@Katla : Hi, danke, warst du das mit der Vertebrae Geschichte? Einen Verlag hab ich beileibe nicht, nur einen Freund, der eine kleine Druckerei hat.

Danke für deine Kritik, nehme ich gerne an. Ich habe es schon aufgeführt, aber vielleicht fürs nächste Mal. Wegen den Anspielungen:
Das: Sein Name war Quentin Pawson ist eine Anspielung auf "Fight Club", sein Name war Robert Paulson, sein Name war Robert Paulson, genauso wie: Seinen Namen bekommt man im Projekt Chaos erst nach seinem Tod.

Das Gedicht am Ende ist eine Abänderung von "Mein Käptn, mein Käptn" von Walt Whitman.

Grün (die zweite Markierung ist verloren gegangen - Hocker aufstellen) sind eigentlich "Regieanweisungen". Am Anfang liegt der Hocker seitlich auf der Bühne, er ist ja "kaputt". Dann stelle ich ihn auf und deute diese Reparatur an. Am Schluss, beim Gedicht, hocke ich mich dann auf den Hocker (sic).

Wir haben da eine Kleinkünstbühne in der Nähe, da kann jeder für 7 Minuten rauf, deshalb ist der Text ca. so lange.

Hi, danke für die Kritik, politisch ist der Text eigentlich nicht. Mein Kater ist gestorben, das wars ziemlich und wie das so abläuft im Kopf manchmal.

Hi, danke für die Kritik. Ich habe mal geprahlt, dass ich über jeden Scheiß eine Geschichte schreiben kann und ein Freund hat gesagt: Schreib was über den hässlichen Hocker.
Die Länge ergibt sich aus den 7 Minuten, die man bei uns auf der Bühne ausfüllen soll. Wenns nach 2 Minuten vorbei ist, ist das etwas wenig.

 

Hi, danke, warst du das mit der Vertebrae Geschichte? Einen Verlag hab ich beileibe nicht, nur einen Freund, der eine kleine Druckerei hat.
Ja, ganz genau die bin ich - und ah, richtig: Druckerei. Schön, dass du wieder hier bist.

Regieanweisungen gingen in kursiv ganz gut, denke ich. (Weil das ja ne andere Textebene ist.)

Okay, Fight Club, den hab ich nur noch vage (die Kampfszenen, und die rules natürlich) in Erinnerung, der Name so sagt mir nix mehr. Und Zitate müssten wohl unterm Text in dem Feld dafür angegeben werden.

Mein Beileid, ich hoffe, du und der Kater hattet eine etwas innigere Beziehung.

Ganz herzliche Grüße, wirklich klasse, dass du noch so aktiv bist (Schreiben, Bühne)!
:-) Katla

 

Ah, schön, schön. Hast du deine Geschichten gedruckt bekommen? Der Kater war 22 Jahre ein guter Herr und er hat mich gerne geduldet. Ich habe jetzt einen jungen Kater und ich hoffe er bleibt genauso lange bei mir.
Aktiv, naja. Die kurzen Sachen machen Laune, gerade vor Publikum, aber die großen Projekte lungern nur herum.

 

Ja, schon mehrfach gedruckt im Laufe der Zeit. :-)

Wie süß, dann wünsche ich dem neuen ein ebenso langes Leben (meiner wurde immerhin 17, ist aber schon ewig her).

Hehe, bei mir lungert auch einiges rum, aber anderes kommt auch in die Gänge - soweit noch in guten Relationen.

 

Hallo @FieberOptik

Du schreibst:
"Ich habe den Text auf einer Kleinkunstbühne vorgetragen. Die roten Zeilen habe ich als eine Art "Gollum" gelesen, die blauen geflüstert."

Das hätte ich gerne gesehen. Es macht schon allein viel Spaß, deinen Text mit dieser Vorstellung zu lesen. Und wie schön, hier mal etwas für die Bühne zu entdecken. Wenn ich dich richtig verstehe, willst du an dem Text nichts mehr groß verändern, weil das Event schon stattgefunden hat. Deshalb mache ich nicht mehr groß Textarbeit, die eine oder andere Formulierung ruckelte für mich doch, sondern beschreibe einfach, wie er auf mich wirkt.
Vor allem fand ich da eine Komik, die den Schmerz so sehr im Hintergrund hat, die Einsamkeit und auch eine Art Tapferkeit, den Zumutungen des Lebens mit dem Akkuschrauber zu begegnen. Die Beziehung zur Katze empfinde ich zwiespältig, sie nervt, flößt Respekt, fast schon Furcht ein, aber sie teilt auch die Einsamkeit. Traurig ihr Tod.

Der Kater schleicht mir um die Beine, spricht in seiner lauten Quaksprache zu mir und ich bin nur eine kleine Erleuchtung entfernt davon, ihn wirklich zu verstehen.
Ich frage mich, ob er mich manipuliert, es wäre ihm zuzutrauen. Er ist über 20 Jahre alt und mit den Jahren wächst die psychische Kraft von Katzen.
alle diese Katzensprungfedern entladen und dann mit einem Tatzenblitz die Fledermaus aus der Luft holte und auf den Balkonboden drosch.
Ja, so kann man über Katzen schreiben. Die hier hat so was Schicksalhaftes. Als Katzenbesitzerin gehe ich jedenfalls voll mit.
Ich ducke mich und schleiche ins Badezimmer, immer bereit, und da steht dieser Hocker, als gäbe es kein Grauen mehr in dieser Welt.
Einfach nur ein Holzteil ohne Plan. Es ist zum fremdschämen.
Es fällt mir echt schwer zu beschreiben, warum, aber ich finds rasend komisch.
Das Haus ist still geworden, seit meine Frau und mein Kind nicht da sind, darum höre ich das Knirschen in diesem Hocker und kann es sogar fühlen. Nachschmerzen kann ich es, es war schlampige Arbeit, schlampige Arbeit von mir, und deshalb ist es so, deshalb knirscht und stöhnt mein Hocker.
Ja, und man hat natürlich das Gefühl, es geht bei dieser Selbstzerfleischung nicht nur um den Hocker, sondern um den Erzähler selbst, die Dinge, die er nicht "ordentlich" gemacht hat, sein Scheitern, seine Einsamkeit.
Ich denke ich bin gut vor dem Wind und mein Opfer wittert mich nicht. Die Jagd beginnt.
Und das ist wieder so komisch. Ein bisschen Don Quichotte auch.
Hocker aufstellen
grün?
Ich tat, was ich immer tat in solchen Momenten, ich suchte mir dicke, qualitativ hochwertige Edelstahlschrauben, nahm meinen 45 Newtonmeter starken Akkuschrauber
Irgendwie total berührend.
Schwarz lackiert war diese Holzplatte, aber durch das Eindringen der Schrauben sah man in ihr helles, schutzloses Herz. Warum kam da kein Blut?
Irgendwie verstärkt das noch die Einsamkeit des Protagonisten, dass dieser Hocker hier so personifiziert wird. Und da wird etwas repariert, wieder mit Gewalt in die richtige Form gezwungen, aber es bleiben Wunden. Starkes Bild.
Er wurde 22 Jahre alt und sein Name war Quentin Paulson. Sein Name war Quentin Pawson. Denn nach dem Tod bekommen wir unsere Namen im Projekt Chaos.
Ja, du benennst es oben, das sind Zitate, die mir nichts sagen.

Ja, das Gedicht am Ende hätte ich auch nicht unbedingt gebraucht. Ich kann mir nur vorstellen, dass es sich auf der Bühne gut anbietet, auf dem "nunmehr reparierten" Hocker zu sitzen und noch etwas vorzutragen. Vielleicht kriegt es sogar so einen leicht irren touch.

Alle Achtung, du kannst auf jeden Fall was Gutes über einen alten Hocker schreiben. Und über Katzen.

Liebe Grüße von Chutney

 

Hallo, vielen Dank! Ich muss sagen, genau so war der Text beabsichtigt und es freut mich extrem, dass es bei dir so rübergekommen ist. Die Einsamkeit ist eigentlich der zentrale Punkt - neben dem Schuldbewußtsein des Protagonisten und seinem Versuch irgendetwas wieder zu gut zu machen und wenn es nur ein hässlicher Hocker ist.

 

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