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Das Märchen von der kleinen schwarzen Spinne
Das Märchen von der kleinen schwarzen Spinne
Vor schon sehr langer Zeit da wurde dem König geboren ein gar hässlich Knäblein. Auf dass niemand diese seine grösste Schande je zu Gesicht bekäme, befahl er dem Getreusten aller seiner Diener den Knaben und die Mutter in die dunkelste Höhle des ganzen Reiches zu sperren.
Der Getreue tat, wie ihm geheissen und brachte in tiefster Nacht die Königin und ihr Hässlich Kind zu der dunkelsten Höhle im ganzen Reiche. Und der Getreue versperrte den Eingang der dunkelsten Höhle im ganzen Reiche mit dem mächtigsten Felsen im ganzen Reiche und befahl dem fürchterlichsten Drachen im ganzen Reiche die Höhle bis zum Ende der Zeiten zu bewachen.
So war der Getreue sicher, dass kein Wesen jemals des Königs hässlich Knabe erblicken würde. Eilig ritt er zurück zu seinem König, um ihm diese erfreuliche Botschaft zu überbringen.
Derweil die Königin und ihr hässlich Knäblein darben in der dunkelsten Höhle des ganzen Reiches. Erschöpft von Hunger und Durst vermag bald keiner der beiden auch nur einen Arm zu erheben. Acht Tage und nicht ganz acht Nächte lang erwarteten die Königin und ihr hässlich Kind ihr zweifellos bitteres Ende.
Doch als die achte Nacht schon beinahe vorüber war und der Morgen graute, der ihr letzter sein sollte, ertönte eine wispernde Stimme zur Linken der Königin. Durch das fahle Licht, das durch ein Spalt unereichbar weit oben herabfiel, erkannte die Königin eine kleine, schwarze Spinne, als sie voller Mühsal ihr Haupt der Stimme zuwandte.
Ich werde Euch helfen, Königin, Euch an Eurem grausamen Gemahl zu rächen und Euch und Euren Knaben erretten!, sprach die kleine, schwarze Spinne zu der Königin.
Tausend Dank kleine, schwarze Spinne, antwortete die Königin, doch habe ich gar nichts, um dich dafür zu belohnen!
Doch die kleine, schwarze Spinne sprach: Habt keine Sorge, Königin, um meine Belohnung. Ich werde mir am achten Jahrestag eurer Rückkehr holen, was mir gebührt!
Die Königin war sogleich handelseinig und sagte zu der kleinen, schwarzen Spinne: Rette mich und mein Knäblein, kleine, schwarze Spinne, und ich gebe dir was dein kleines, schwarzes Herz begehren kann!
Und sogleich machte sich die kleine, schwarze Spinne auf den Weg zu des grausamen Königs Schloss!
Der mächtigste Felsen des ganzen Reiches vermochte die kleine, schwarze Spinne nicht aufzuhalten. Ein kleiner Spalt konnte auch er, der er der mächtigste des ganzen Reiches war, nicht schliessen. Durch diesen Spalt krabbelte die kleine, schwarze Spinne, als der neunte Tag soeben anbrach. Der mächtigste Felsen des ganzen Reiches wurde darob dermassen beschämt, dass er in unzählbar viel Felssplitter zerbarst die im ganzen Reiche niedergingen, so dass alle Bauern des Reiches von diesem Tage an blind sein würden. Jedoch einer der Splitter traf die kleine, schwarze Spinne und daraufhin verlor sie eins ihrer kleinen, schwarzen Beinchen.
Dann kam die kleine, schwarze Spinne zum fürchterlichsten Drachen des ganzen Reiches, der die dunkelste Höhle im ganzen Reiche bis zum Ende der Zeiten bewachen sollte. Als der fürchterlichste Drache des ganzen Reiches die kleine, schwarze Spinne ankrabbeln sah, erhob er sich, speite sein glühendes Feuer und brüllte so fürchterlich, dass alle Bauern des Reiches von diesem Tage an taub sein würden. Jedoch traf der glühende Feuerodem des fürchrelichsten Drachen des ganzen Reiches die kleine, schwarze Spinne und daraufhin verlor sie ein weiteres ihrer kleinen, schwarzen Beinchen.
Auch war die kleine, schwarze Spinne zu klein, um ihre Kräfte mit dem fürchterlichsten Drachen des ganzen Reiches messen zu können und so wandte sie eine List an: sie begann dem fürchterlichsten Drachen im ganzen Reich eine Geschichte zu erzählen, wie sie die Menschen niemals werden erzählen können.
Der fürchterlichste Drachen des ganzen Reiches hatte, wie die anderen, nicht ganz so fürchterlichen Drachen des Königreichs, eine grosse Schwäche für Geschichten und alsbald lauschte er verzückt der wispernden Stimme der kleinen, schwarzen Spinne.
Nun haben aber Geschichten erzählt von Spinnen die besondere Gabe, ihre Zuhörer zu bannen und so muss jeder, der der Geschichte gelauscht, an Ort und Stelle verharren, bis die Spinne den Schluss der Seschichte erzählt. Der fürchterlichste Drache des ganzen Reiches konnte die Schande nicht verkraften, von einer kleinen, schwarzen Spinne hereingelegt worden zu sein, darum verwandelte er sich selbst noch am selben Tag in Stein.
dann kam die kleine, schwarze Spinne zu des grausamen Königs Schloss.
Die Wachen an den Toren wichen entsetzt zurück, als sie die kleine, schwarze Spinne kommen sahen und so gelangte die kleine, schwarze Spinne bis zum Tronsaal des grausamen Königs. Dort wurde sie bereits erwartet von des Königs getreustem aller seiner Diener. Der Getreue zückte sein getreues Schwert und schritt auf die kleine, schwarze Spinne zu.
Die kleine, schwarze Spinne sprach geschwind ein paar Spinnenworte aus, daraufhin krabbelten aus allen Ritzen des Saales Spinnen heraus und begannen den Getreuen einzuspinnen.
Bevor der Getreue jedoch ganz eingesponnen ward, hob er sein getreues Schwert und traf die kleine, schwarze Spinne und daraufhin verlor sie noch eines ihrer kleinen, schwarzen Beinchen.
Mit ihren letzten fünf kleinen, schwarzen Beinchen krabbelte die kleine, schwarze Spinne weiter bis in des grausamen Königs Privatgemach.
Der grausame König sass mit geneigtem Haupte auf seinem Himmelbette und erwartete die Ankunft der kleinen, schwarzen Spinne, als ob er sie vorausgesehen hat. Und der grausame König hob sein Haupt und sah die kleine, schwarze Spinne an. Und die kleine, schwarze Spinne streckte sich und begann zu wachsen bis sie nicht länger die kleine, schwarze Spinne war sondern die grosse Spinnenhexe.
Und als diese stürzte sie sich auf den grausamen König und verschlang ihn augenblicklich, bevor er einen Ton sagen konnte. In demselben Augenblick da der König verschlungen ward, schrien alle Bauern des ganzen Reiches so laut auf, so dass sie von diesem Tage an alle stumm sein würden.
Die grosse Spinnenhexe holte sich aus des Königs Stall die fetteste Kuh des ganzen Reiches und brachte diese geschwind zur dunkelsten Höhle im ganzen Reiche. Dort gab sie der Königin und ihrem Knäblein von der Kuh zu essen bis beide wieder bei Kräften waren.
Die Königin nahm ihr Knäblein auf den Arm, doch die grosse Spinnenhexe war verschwunden und so wanderte die Königin bis zum Schloss und sie lebte mit ihrem Knäblein acht Jahre lang in Glück und Zufriedenheit und sie regierte das Land weiser und gerechter als der grausame König es getan hatte.
Am letzten Tag des achten Jahres klopfte die Spinnenhexe an die Schlosstore und verlangte Einlass und als sie daraufhin zur Königin geführt wurde, sprach sie: nun ist der Tag gekommen, Königin, an dem ich mir hole, was mir gebührt.
Als die Königin daraufhin nach dem Wunsch der grossen Spinnenhexe fragte, antwortete selbige ihr: Drei meiner Beine habe ich einbüssen müssen, um Euch und Euer Knäblein zu erretten - drei Dinge verlange ich als meinen rechtmässigen Lohn!
Für das erste meiner Beine, ein güldner Kelch gefüllt mit dem Blute des Knaben. Für mein zweites Bein, ein kristallener Kelch gefüllt mit dem Blute der Königin. Und für mein drittes Bein schliesslich, ein gläsener Kelch gefüllt mit den Tränen der Bauern des Reiches.
Und alsbald wurden alle Wünsche der grossen Spinnenhexe erfüllt und sie zog mit den drei Kelchen von dannen.
Als sie acht Tage und acht Nächte gegangen war, leerte sie den gläsernen Kelch und schon hatte sie eines der verlorenen Beine wieder zurück und sie ging weiter durch das Land. Als weitere acht Tage und acht Nächte vergangen waren, leerte sie den Kelch aus Kristall und hatte ein nächstes ihrer Beine wieder. Und als sie nach nochmals acht Tagen und acht Nächten zur dunkelsten Höhle des ganzen Reiches gelangte, leerte sie den letzten, den güldenen Kelch. und da hatte sie nicht nur ihr achtes Bein zurück, sie schrumpfte auch solange, bis sie wieder die kleine, schwarze Spinne war.
Und die kleine, schwarze Spinne krabbelte in ihre Höhle und ward seitdem von keinem Menschen mehr gesehen.
[fini]
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