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Das magische Geschenk
Es sind grade mal zwei Wochen vor Heiligabend und ich brauchte noch Geschenke. Ich wollte allen ein ganz besonderes Geschenk machen. Eines mit Magie, so schwebte es mir in meiner kindlichen Fantasie vor.
Doch wo kann ich so ein Geschenk herbekommen, wo „Magie“ doch für die meisten dieser Erde als Märchen gilt.
Es war ein ganz normaler Tag, der natürlich wieder mit der Schule begann. Doch in der Schule war etwas anders. Die Atmosphäre war nicht wie normalerweise, es war wie als würde ein Geheimnis in der Luft liegen. Es war ihr als würde es in der Luft knistern. Schon in den letzten Tagen hatte es sich anders angefühlt in die Schule zu gehen. Doch heute war es extrem.
Im Englischunterricht, der sechsten Klasse, war es recht normal. „Hey Eya, hilfst du mir mal bei der Aufgabe?“, fragte ich meine beste Freundin. „Klar, wo hakt‘s denn?“, kam es zur Antwort.
„Aufgabe drei. Ich verstehe die eine Vokabel nicht.“, sagte ich verzweifelt. „Ist doch ganz einfach. Du musst..“ Jäh wurde sie unterbrochen.
Die Tür wurde geöffnet und ein Mann ganz in schwarz gekleidet betrat den Raum. Frau Winkler gebot uns ruhig zu sein.
„Wie kann ich Ihnen helfen?“, fragte sie an den Fremden gerichtet. Dieser gab ihr einen Stapel Zettel und sagte: „Geben Sie jedem einen Zettel.“
Ohne ein weiteres Wort ging er wieder.
„Was war das denn?“, fragte ich leise. Eya zuckte mit den Schultern.
„Der Austeildienst soll die Zettel verteilen.“, sagte Frau Winkler und gab den Stapel an Thomas weiter.
Neugierig nahm ich einen der Zettel entgegen und las: „Das magische Fest im Wald. In zwei Tagen im Zauberwald des Dorfes. Jeder kann kommen wann er will. Es steht jedem frei.“
„Das ist ja toll!“, meinte Eya. „Gehst du mit mir dahin? Das wird bestimmt lustig.“, fragte ich sie.
„Hmm, ich weiß nicht. Im Wald.. das erlauben meine Eltern wieder nicht.“, sagte sie langsam.
„Oh, bitte, bitte. Es ist doch tagsüber und außerdem können wir sagen, dass du mich besuchen kommst. Meine Eltern haben da sicher nichts gegen.“, meinte ich aufgeregt.
„Okay, wir versuchen es.“, gab Eya langsam nach. Es schien als wollte sie nicht wirklich mit. Auch die anderen in der Klasse murmelten und besprachen, ob sie zum Fest gingen oder es von den Eltern nicht erlaubt werden würde.
Zwei Tage später liefen Eya und ich Richtung Wald. Meine Mutter hatte uns noch Geld und etwas Verpflegung mitgegeben für den Fall, dass man etwas kaufen konnte.
Im Wald waren Lichterketten in den Bäumen verteilt und man hörte kleine Glöckchen, die von den Ästen der alten Eiche herabhingen. Am Stamm der alten Eiche hatte sich eine kleine Gruppe aus als Weihnachtselfen verkleidete Jugendliche versammelt. Sie hatten Notenbücher und ein paar hatten auch Instrumente, welche noch am Baum lehnten. Etwas weiter entfernt beobachteten ein paar Schüler, welche durch den Zettel hierher gelockt wurden, das bunte Treiben am Baum. Auf der anderen Seite standen auch noch ein paar Besucher. Es schienen nicht so viele gekommen zu sein und es waren auch überwiegend Kinder und Jugendliche, keine Erwachsene.
Eya stand neben mir und schaute sich auch um. Sie sprach kein Wort, was eigentlich recht unüblich für sie war.
Einer der Weihnachtselfen ergriff das Wort: „Wir haben uns alle hier eingefunden um ein magisches Fest in der Vorweihnachtszeit zu feiern. Der Chor wird uns unter meiner Führung ins Land der Magie führen. Hört zu und staunt.“ Er nahm seinen Stab zum dirigieren und fing an ihn durch die Luft zu schwingen. Der Chor begann. Erst waren es nur die Instrumente und dann fingen sie an zu singen. Es war schön anzuhören, doch es würde bestimmt auf Dauer langweilig werden. So dachte ich.
Nach einiger Zeit versetzte sich mein Kopf in eine Art Dämmerzustand und auch Eya neben mir hörte auf gelangweilt hin und her zu wippen. Das Bild vor meinen Augen verschwamm und änderte sich.
Der Wald war verschwunden und wir befanden uns auf einer verschneiten Wiese. Auch der Chor war weder zusehen noch zu hören. Ich sah mich um, die Kinder und Jugendliche waren alle nicht mehr da. Wir waren alleine, doch von Angst war nicht die Rede, es war einfach alles zu aufregend, ein echtes Abenteuer. In der Ferne stieg Rauch auf. „Eya? Glaubst du wir sind noch in der Nähe vom Dorf? Im Dorf hat es doch nicht geschneit.“, stellte ich fest.
„Nein, wir müssen irgendwo anders sein. Komm wir gehen erkunden.“, schlug sie vor. „Gute Idee. Vielleicht ist es ja wirklich ein magischer Ort. Es hieß auch es wäre ein magisches Fest und bis auf das hier war da nichts magisches.“, sagte ich und lief los in Richtung des Rauches.
Eya folgte mir, doch so lange wollten wir nicht laufen und wir fingen an Schneeengel in den Schnee zu machen. Danach nahmen wir uns einen Schneemann vor.
Ein paar Stunden später war uns zu kalt, um weiter im Schnee zu toben. „Komm, wir gehen zum Rauch. Da muss ein Feuer sein und da ist’s bestimmt wärmer als hier.“, sagte ich frierend.
„Gute Idee. Jetzt lassen wir den armen Schneemann ganz einsam in der Landschaft stehen.“, meinte Eya traurig.
„Wir kommen später wieder und bauen ihm einen Freund zum spielen.“, schlug ich vor. Eya nickte und wir liefen weiter in Richtung des Rauches.
Es war tatsächlich ein Feuer. Um es herum saßen ein paar Weihnachtswichtel, die sich Geschichten erzählten. Als wir näher kamen hörten wir sie reden: „… und als er dann die Geschenke zum Schlitten brachte stolperte er wieder über seine eigene Füße und alle Geschenke landeten auf dem Boden. Natürlich halfen wir ihm alles wieder in den Geschenksack zu packen. Doch dadurch verzögerte sich..“
Ich unterbrach ihn versehentlich: „Ähm.. dürften wir uns dazu setzten? Uns ist ganz kalt und wir wissen nicht, wo wir sind.“
„Klar, kommt ans Feuer. Hier ist es warm und gemütlich. Ihr könnt auch Thessara fragen, ob sie euch etwas warme Suppe gibt, dass wird sie bestimmt gerne tun.“, sagte der Wichtel.
Dankbar setzten wir uns neben das Feuer und Thessara gab uns ohne das wir fragten eine Schüssel von der Suppe. „Wie kommt ihr hierher, wenn ihr nicht einmal wisst, wo ihr seid?“, fragte einer der Wichtel.
„Der Chor hat uns hierher gebracht. Wir waren plötzlich hier.“, versuchte Eya zu erklären. „Ah, ist es schon wieder so weit. Der Chor ist dafür zuständig ein paar Kinder ins Reich der Magie zu bringen, um ihnen etwas zu helfen. Die Magie wählt aus, wer die Hilfe nötig hat. Wir können euch mit zur Hütte nehmen. Ihr werdet bestimmt schon erwartet.“, erklärte er.
„Aber wir wollten dem Schneemann noch einen Freund bauen. Er ist ganz alleine dahinten auf...“, meinte ich.
Eya unterbrach mich plötzlich: "Wer die Hilfe nötig hat? Aber wer kann uns den helfen? Und bei was?"
„Ja, die, die Hilfe benötigen. Da muss doch irgendwas bei euch los sein. Und, was den Schneemann angeht, wir bauen ihm den Freund und ihr geht mit den anderen zur Hütte, einverstanden?“, machte er einen Vorschlag.
Wir schauten und an, nickten langsam und aßen unsere Suppe auf.
Die Gruppe teilte sich auf und ging verschiedene Wege. Die eine Hälfte ging zu dem einsamen Schneemann und die anderen brachten uns zu der Hütte. Auf dem Weg sprach Eya wieder kein Wort.
Bei der Hütte angekommen kam uns schon jemand entgegen. „Da seid ihr ja. Wir haben uns schon Sorgen gemacht. Kommt rein.“, eine Weihnachtselfe kam heran gesaust und führte uns zu einem Tisch mit Gaben.
Die Elfe gab uns einen Briefumschlag, denn ich sogleich öffnete. „Liebe Kinder, ich hoffe ihr seit gut ins Reich der Magie gekommen und euch ist nichts passiert. Dieses Jahr schaffe ich es leider nicht zu kommen, da ich noch ein paar Geschenke vorbereiten muss. Es tut mir sehr Leid. Als Entschuldigung könnt ihr nicht nur für eure Freunde und Familie, sondern auch für euch selber ein Geschenk mitnehmen. Auf dem Gabentisch liegen ein paar Sachen, doch wenn ihr individuelle Wünsche habt wendet euch an meine Elfe mit eurem Wunsch. Mit herzlichen Weihnachtsgrüßen euer Weihnachtsmann.“, las ich vor.
„Woah! Geschenke!“, sagte Eya beeindruckt. Ich ließ den Brief sinken und sah mir die Gaben an. Es waren Spielzeuge aller Art, Bücher, Schmuck, Schokolade und andere Süßigkeiten. Ich nahm mir eins der Bücher, "Die Reise der Nebelmenschen", meine Mutter las gerne. Meine große Schwester würde das blaue Amulett bekommen, es glitzerte schön und sah aus als wäre es magisch. Sie konnte grade nicht rausgehen, sie war krank. Bestimmt würde sie das Geschenk mögen. Mein Vater bekam auch ein Buch, es hatte Bilder am Rand. Nur für Eya hatte ich noch nichts. Ich überlegte, auf dem Gabentisch war nichts passendes. „Elfe? Hast du…“, ich sprach so leise weiter, dass Eya es nicht mitbekam, „.. eine Taschenuhr, die ein Pentagramm auf der Vorderseite und eine Gravierung auf der Rückseite hat? Am besten in silber und blau.“
Die Elfe nickte und lief los. Ich wusste, dass sich Eya sowas schon lange gewünscht hatte. Eya packte schon alles in ihren Rucksack und auch ich tat meine Geschenk ein meinen Rucksack, doch nicht bevor ich sie mit dem Geschenkpapier umwickelt hatte. Die Elfe brachte das letzte Geschenk schon eingepackt. „Habt ihr alles?“, fragte sie.
Wir nickten.
„Gut, dann bringe ich euch jetzt zurück. Die Wichtel haben mir gesagt, dass sie den Schneemann fertig haben.“, sagte sie.
„Danke!“, riefen wir gleichzeitig aus.
Wieder verschwamm die Welt vor meinen Augen und wir waren wieder im Wald. Es war kaum Zeit vergangen, doch wir waren müde von dem anstrengendem Tag.
Auf dem Weg nach Hause fragte Eya: „Was hast du für dich mitgenommen?“
„Oh.. ich hab vergessen mir etwas mitzunehmen. Ich hab für alle etwas gefunden, aber mich hab ich vergessen.“, sagte ich traurig.
„An Weihnachten hab ich etwas für dich. Sei nicht so traurig. Wir können uns mein Geschenk teilen. Ich hab ein Malblock gefunden.“, bot Eya an.
„Danke!“, sagte ich freudig.
Ende