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Das Meer

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07.05.2003
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Das Meer

Erschöpft ließ ich mich in dem herrlich kühlenden Schatten unseres Sonnenschirmes auf einem flauschigen Handtuch nieder und streckte meine brennenden Füße in den nassen Sand, der gleich darauf von eisigem Wasser überspült wurde.
Das Meer leckte an meinen Zehen, zog sich in sich selbst zurück, und verschlang sie im nächsten Moment schon wieder. So gefräßig war diese kalte Masse, und wenn es nacht war, wurde sie noch stürmischer, bedeckte beinahe den ganzen Strand und fraß gierig die mit so viel Liebe von den Kindern erbauten Sandburgen, mit ihren Zinnen und Türmchen und Gräben, dass auch ihr Zauber verlosch und sie wieder zu weißem Sand zerfielen. Doch unermüdlich würden sie, gleich einem Phönix, aus ihrer Asche wiedererstehen. Wenn die Kinderhände sie wieder berührten geschah es, wie ein Wunder, fast von selbst. Und ebenso würde das Meer sie wieder verschlingen. Unersättlich und ohne Mitleid für die Kindertränen, so salzig wie es selbst. Ein totes Meer, das niemals auf sie Rücksicht nehmen wird, ist es doch nicht wert so von mir geliebt zu werden.
Denn - oh ja - ich liebe es. Ich liebe den Geruch, das - mal einschläfernd beruhigende, mal kämpferisch tosende - Rauschen seiner Wellen, die es vermögen meine Gedanken ans Ende des Horizonts zu tragen. Mich von Dingen träumen zu lassen die sich als funkelnde Kristalle in meinen Augen zeigen.
Ich sitze und denke an all diese Träume und bemerke, dass sich die Menschentrauben um mich her allmählich auflösen, die Sonne entflammt und in der Ferne sanft den Horizont küsst. Auch das Meer bekommt von ihren Flammen ab, und wird ganz hinten blutrot, orange und geht langsam in ein Schwarz über, das viel schöner ist als das des sternübersäten Himmels, weil es glitzert und funkelt und nie still steht. Von Emotionen durchwühlt erhebe ich mich und stapfe durch den nassen Sand, immer am Strand entlang. Das Wasser ist noch kälter geworden, dass ich meine Füße kaum noch spüre. Gedankenverloren starre ich in dieses Schwarze, unendliche Nichts hinaus und summe ein Seemannslied, das mit Rauschen und Wellensäuseln untermalt wird.
Von fern erblicke ich die grellen Lichter eines Leuchtturms, die den Schiffen den Weg aus dem Meer weisen sollen. Genau wie meiner Seele, die sich mit ihren dunklen Abgründen tief darin verloren hat.

 

Hi Satansbraut,

das ist ja ein gänzlich untypischer Text für dich. :) Hat mir gut gefallen. Ein paar kleine Unsauberkeiten in den Formulierungen sind noch drin, aber die Stimmung hast du gut getroffen.

Ein Experiment war der Text ganz sicher für dich, als Rubrik würde ich aber eher Alltag oder Sonstiges nehmen.

Lieben Gruß, sim

 

Sehr, sehr atmosphärisch geschrieben! Lange nicht mehr so etwas Schönes gelesen.
Aber als Rubrik käme mir auch sofort "Sonstige" in den Sinn. Wo ist das Experiment?

 

Naja Leif, es ist eher ein Experiment für mich persönlich weil der Stil völlig anders ist, als mein normaler. Ich wollte das eben mal ausprobieren. Auserdem dient das auch als kleine Übung für meinen "Schildern"-Aufsatz nächste Woche ;-)

MFG
Satansbraut

 

So ist das also. Ein Autor probiert oft etwas aus, ohne dass der Leser es merkt. Was für den einen Autor ein Experiment ist, ist für den anderen ganz normal.
Verschoben von "Experimente" nach "Sonstige".

 

Hey Satansbraut!
Hat mir gut gefallen. Die Stimmung hast du wirklich schön eingefangen. Sehr ruhige und irgendwie auch sensible Geschichte... Eine Geschichte zum einfach mal innehalten und einen Moment lang einmal ein wenig träumen und Gedanken schweifen lassen.
Ich kann auch gar nicht so viel dazu sagen, muss man mMn auch nicht.

tschüß

 

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