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Das Ungeheuer

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22.08.2004
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Das Ungeheuer

Rebeccas Ungeheuer

Rebeccas Ungeheuer
von Julia Bergius

Sie fuhr unter der Brücke hindurch und schnalzte mit der Zunge. Einige Wolken trieben über den Himmel und verdunkelten zeitweise den Mond. Die Sommernacht hatte schon einen Anflug herbstlicher Kühle. Sicherlich war es in jener Zeit gefährlich, als Frau nachts alleine unterwegs zu sein, aber Rebecca liebte die Unabhängigkeit, die ihr der alte Karren verlieh und die Freiheit, jederzeit dort hinzugehen, wo es ihr passte.

Sie bog um die Kurve und trieb ihr Ross an, um noch etwas Tempo zu bekommen, bevor die Straße den Berg hinauf führte. An der Steigung ging es nicht mehr so schnell, sie kam nur noch im Schritttempo voran; der Gaul war eben schon alt und müde.

Rebecca war eine Träumerin, und so hing sie auch nun mit einem Teil ihrer Aufmerksamkeit ihren Gedanken nach. Der Rest von ihr war jedoch konzentriert, ihre Sinne lauschten auf jedes ungewöhnliche Zeichen. Jeden Moment glaubte sie, dass ein oder mehrere Männer aus dem Gebüsch rechts des Weges hervorspringen könnten. Doch es blieb still. Bald hätte sie den Berg geschafft und oben auf der Kuppe würde es wieder schneller voran gehen.

Doch was war das? Sie hörte ein dumpfes Geräusch hinter ihr, das schnell anschwoll und näher kam. Es hörte sich an, wie die gewaltigen Schwingen eines Drachen, der dicht über das Land flog und verirrte Jungfrauen suchte. Obwohl Rebecca dahingehend nicht mehr unbescholten war, stieg eine kribbelnde Panik in ihr auf. Woher sollte schließlich ein Drache wissen, was ihr Vater nicht einmal ahnen durfte? Rebeccas Herz schlug heftig. Sie stellte sich auf und jagte den Klepper voran, so schnell es ging. Doch wagte sie es nicht, einen Laut von sich zu geben, und dadurch das Ungeheuer auf sich aufmerksam zu machen.

„Wäre ich doch ein Ritter, oder besser, ein reisender Abenteurer“, dachte sie, wie schon so oft zuvor, „und vor allem: hätte ich doch ein Schwert. Dann würde ich mich jedem Kampf stellen und nicht wie ein gejagter Hase nach Hause hetzen.“

Fu"schump, fu"schump, fauchten die schweren Drachenflügel hinter ihr. Staub wurde aufgewirbelt, der Mond war kaum zu sehen. Als das Ungeheuer den Weg in der Kurve, die Rebecca eben passiert hatte, kreuzte, stieß er einen schrillen Schrei aus, so dass Rebecca schier das Blut in den Adern gefror.
„Jetzt ist es um mich geschehen!“

Mit letzter Anstrengung trieb sie ihr Pferd an, und als die Bestie, Blut witternd, wieder schrie, schrie sie auch, hoch und gellend.
Fast hatte sie die Kuppe erreicht, wo sie schneller fahren konnte. Doch der Drache war nur noch wenige Schritte hinter ihr. Sie roch seinen stinkenden Atem und fühlte den Feuerhauch in ihrem Nacken.

Gleichzeitig, als sie die Kuppe erreichte, wo die Straße wiederum abbog, raste der Zug im Graben links neben ihr vorbei und jagte ihr einen letzten Luftschwall hinterher. Die Fenster waren erleuchtet und Leute saßen darin.
„Wo sie wohl alle hinfahren?“, fragte Rebecca sich. Der Mond leuchtete hell über das offene Land. Mit einem Gefühl der Erleichterung setzte sich das Mädchen in den Sattel zurück und trat in die Pedale ihres Fahrrads. Bald würde sie zu Hause sein.

In der Ferne schlug eine Uhr zehn mal.

 

Hi Garga,

Kommentare zu Deiner Story setze bitte als extra Post unter die Story (Gruß @ Vita und Illu)

Es ist schwierig zu sagen welche Rubrik passt. Ich finde die Story ist einfach zu kurz. Wenn es eine Fantasy Geschichte sein soll, musst Du die phantastischen Elemente stärker ausbauen. Für mich ist es eigentlich generell keine Kg weil einfach die Handlung fehlt. Es passiert nicht wirklich viel. Der Plot gibt mit Sicherheit mehr her.

Wer ist Rebecca?
Wo kommt sie her und wo will sie hin?

Die Charakterisierung ist mir hier zu mager. Sie ist eine Träumerin, gut. Aber war es das schon?

Ich denke aus der Story lässt sich einiges mehr machen. Du solltest sie Dir also noch einmal vornehmen.

Gruß
Jörg

 

Hi Garca!

Ich kann mich Jörg nur anschließen, auch ich bin mir nicht so sicher, in welche Rubrik sie passt. Aber ein Drache allein macht noch keine Fantasy :) .
Ausbaufähig ist sie aber sicherlich, Du kannst da bestimmt noch einiges draus machen.
Ich habe mir zum Beispiel vorgestellt, wie Rebecca mit dem Schwert, das sie ja so vermisst, gegen einen hungrigen Drachen kämpft - oder es, besser gesagt, verzweifelt versucht.

Sie stellte sich auf und jagte den Klepper voran, so schnell es ging. Doch wagte sie es nicht, einen Laut von sich zu geben, und dadurch das Ungeheuer auf sich aufmerksam zu machen.
Ob Du es so beabsichtigt hast, weiß ich nicht, aber ich finde die Stelle irgendwie komisch. Einerseits will sie keinen Laut von sich geben, um den Drachen nicht anzulocken, andererseits müsste der aber schon schwerhörig sein, um das Pferd zu überhören, dass sie ja noch antreibt. :D

Auch wenn sie ein wenig kurz ist, mir gefällt sie, vielleicht als Essay für eine längere Geschichte.

Liebe Grüße,
Dirk

 
Zuletzt bearbeitet:

Garca schrieb unter die Geschichte:

Ich weiß nicht genau, ob die Geschichte wirklich in diese Kategorie passt, aber ich denke, sie ist hier am besten aufgehoben ...

@folks - ja, ohne Internet ist schlecht moderieren, meint ihr nicht auch? =)

So, Textkritik.

Hallo Garca, herzlich willkommen auf Kurzgeschichten.de, wenn auch nachträglich - ich werd jetzt erstmal den Text stilistisch auseinanderprfiemeln. Hiermit melde ich mich aus der Verbannung zurück!

Einige Wolken trieben über den Himmel und verdunkelten zeitweise den Mond. Die Sommernacht hatte schon einen Anflug herbstlicher Kühle.
warum kein Anflug "von" herbstlicher Kühle? Das passt mmn ein bisschen besser in die Textmelodie.

Rebecca war eine Träumerin, und so hing sie auch nun mit einem Teil ihrer Aufmerksamkeit ihren Gedanken nach.
Auch jetzt würde besser klingen.

Der Rest von ihr war jedoch konzentriert, ihre Sinne lauschten auf jedes ungewöhnliche Zeichen.
Der Rest von ihr - das klingt, als würde ihr linkes Ohr träumen und der Rest von ihr nicht. Außerdem - wenn ich auf dem Fahrrad sitze und meinen Gedanken nachhänge, könnte neben mir ein Verkehrsunfall passieren und ich würde es nicht richtig mitbekommen...

Bald hätte sie den Berg geschafft und oben auf der Kuppe würde es wieder schneller vorangehen.

Sie hörte ein dumpfes Geräusch hinter sich, das schnell anschwoll und näherkam.

Es hörte sich an, wie die gewaltigen Schwingen eines Drachen, der dicht über das Land flog und verirrte Jungfrauen suchte.
Komma weg vor dem Vergleich - das predige ich der Felsenkatze auch immer ;)

Doch wagte sie es nicht, einen Laut von sich zu geben, und dadurch das Ungeheuer auf sich aufmerksam zu machen.
hier würde ich das Komma wegnehmen, die beiden Sätze stehen ja in einem engen Sinnzusammenhang. Ist das Pferd nicht beschlagen? Machen seine Hufe keinen Krach?

Als das Ungeheuer den Weg in der Kurve, die Rebecca eben passiert hatte, kreuzte, stieß es einen schrillen Schrei aus, sodass Rebecca schier das Blut in den Adern gefror.
warum nicht "gefrieren wollte"? Ansonsten passt das mit dem "schier" nicht so.

Gleichzeitig, als sie die Kuppe erreichte, wo die Straße wiederum abbog, raste der Zug im Graben links neben ihr vorbei und jagte ihr einen letzten Luftschwall hinterher.
Gleichzeitig als klingt nicht schön.

In der Ferne schlug eine Uhr zehn Mal.

Hah, sage ich es doch, Fahrrad.

Ich fand die Geschichte trotz ihrer Kürze ziemlich gut, vielleicht, weil ich selber so ein furchtbar verträumter Mensch bin. Manchmal passieren mir auch solche Sachen, von daher kann ich mich mit deiner Prot sehr gut identifizieren. Mehr Länge würde, da muss ich den anderen leider widersprechen, die Situation vielleicht kaputtmachen. Wenn du die Geschichte noch strecken willst, dann tu das ruhig - ich bin gespannt auf das Ergebnis!

gruß
vita
:bounce:

 

Hallo Garca,

nun, eigentlich ist ja schon alles gesagt worden. Die Idee mit der Träumerei im Alltag finde ich sehr schön, aber - wie eigentlich alle anderen - die Geschichte dazu zu kurz. Ich meine jetzt nicht, dass du sie noch ewig lang machen sollst, dazu gibt die Situation wenig her. Aber vielleicht ihre Vorstellungen noch ein kleines bisschen mehr ausbauen.

Liebe Grüße,

Ronja

 

Hallo Leute!

Vielen Dank für eure Mühe, die ihr euch mit den Rezis gemacht habt! Und vielen Dank auch an Vita für das Willkommen :)

Ich gebe zu, die Geschichte ist keine Fantasy - aber das weiß man ja erst, wenn man sie gelesen hab, deshalb habe ich sie hier eingestellt.

@ Jörg: Ja, wenn man eine Geschichte irgendwo zum rezensieren gibt, bekommt man immer eine Mammutaufgabe zurück ... Die nächsten vier Wochen habe ich viel Zeit - da werde ich mal überlegen, was ich noch daraus machen kann.

@Banshee: Ich wollte eigentlich ein paar Hinweise im Text verteilen, die die Leser aufmerken lassen, dass irgendetwas nicht stimmt. Damit das Ende mit dem Fahrrad nicht so an den Haaren herbei gezogen ausschaut. Aber vielleicht sollte ich Rebecca noch tiefer eintauchen lassen.

@vita: Deine Vorschläge werden gespeichert und die Fehler gleich korrigiert. Nur bei manchen Zitaten weiß ich nicht, was du damit meinst, dass du einige Wörter fett gemacht hast - was ist an "sich" und "sodass" falsch?

@Felsenkatze: Ja, ich werd mal die Träumerei ausbauen - vielleicht wird dann sogar noch eine fast echte Fantasy-Geschichte draus ;)

So, ich freue mich, dass meine kleine Geschichte doch ein paar Antworten bekommen hat.

Herzliche Grüße,
Garca

 

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