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Das Windhund-Prinzip
Ich bin immer noch schnell. Nicht mehr so wie auf dem Höhepunkt meiner Laufbahn, aber immer noch schnell genug. „Die Windhund-Frau“ nannten mich die lokalen Sportreporter, wenn ich bei Kreis- und Landesmeisterschaften die Medaillen über 400 und 800 Meter abräumte. Vielleicht wäre ich inzwischen „The greyhound-woman“ und hätte meinen Körper an die Global Players der Sportindustrie verkauft, eine Gladiatorin im Kampf um Marktanteile. Doch die Achillessehne zog einen Strich durch meine Lebensrechnung.
Egal. Die Parzen haben eben einen anderen Schicksalsfaden für mich gesponnen. Aber auch heute noch klopft mein Herz, wenn ich auf dem Waldparkplatz die Laufschuhe zuschnüre. Die Jogger und Walker stutzen und beschleunigen unwillkürlich für einige Schritte ihr Tempo, wenn ich an ihnen vorbeiziehe. Und sie grinsen hämisch, wenn sie an der nächsten Wegbiegung rüstig an mir vorbeistapfen, während ich meine zitternden Flanken halte. Es kümmert mich nicht. Was wissen sie schon? Nichts von dem Brennen in der Kehle, dem Ziehen in der Lunge, der Trance, die dich ergreift, bis du nichts mehr wahrnimmst als das Trommeln deiner Füße auf der Bahn unter dir. Dann spürst du, wie dir heiß und kalt zur gleichen Zeit wird. Die Härchen auf deiner Haut richten sich auf, der Schmerz verblasst und du wartest auf den Kick. Das Endomorphin schießt in deine Blutbahn, deine Leber gibt ihre letzten Glycogenvorräte ab und du fliegst... Nur ein Orgasmus ist schöner.
Jedenfalls dachte ich sofort an meinen alten Spitznamen, als ich die Mail öffnete: „Karibische Nacht mit Live-Musik im La Habanera. Die Karten werden nach dem Windhundverfahren abgegeben.“
„Sie sind die erste!“, strahlte mich die Kassiererin an der Vorverkaufsstelle an und riss das Ticket vom noch unberührten Block.
Er hieß Titus, wie sich später herausstellte, und tanzte wie ein Gott. Das war ungewöhnlich, denn Männer seiner Größe zeigen sich auf der Tanzfläche oft sperrig; ungünstige Hebelverhältnisse, würde ein Physiker sagen. Aber ich schweife vom Thema ab. Leider legte die Combo kurz nach meiner Ankunft eine Pause ein. Ich hätte gerne noch länger mit meinem Blick den mehr als ansehnlichen Hintern gestreichelt, den er mir zuwandte. Immerhin war das Glück auf meiner Seite.
„Damenwahl!“ Mit diesem Schlachtruf eröffnete der Percussionist die nächste Runde, und auch ohne meine Laufschuhe an den Füßen lag ich an der Spitze des Feldes.
Offenbar war er nicht auf meine Schnelligkeit vorbereitet, denn er hatte sein Glas gerade an die Lippen gehoben. Doch sobald ich ihm auf die Schulter getippt hatte, stellte er es wieder ab und drehte sich um.
„Erste!“ sagte ich triumphierend, dann verfiel ich in kurzzeitige Aphasie. Dunkle Augen, schmales Gesicht, eine gerade Nase, das glatte kurze Haar zurückgestrichen – ein klassischer Windhundkopf.
„Immer so schnell?“, fragte er und bahnte uns den Weg in eine Lücke auf der Tanzfläche.
„Alles eine Frage der Motivation“, konterte ich siegestrunken und fasste seine Schulter.
Ich musste keinen Blick wie Uma Thurman in „Kill Bill“ aufsetzen, um ihn bei den weiteren Damenwahlen zu verteidigen. Wir blieben einfach in Tanzhaltung. Seine Hand, die zuerst ganz leicht auf meinem Rücken gelegen hatte, rutschte mit jedem Tanz tiefer auf meine Hüfte und griff etwas fester zu. Ich hatte nichts dagegen, denn er fühlte sich ausgesprochen gut und vielversprechend an. Überall.
Es war kurz vor Sonnenaufgang, als wir aus der dampfigen Schwüle des Clubs in den kühlen Morgen traten. Immer noch pulste der Salsa-Rhythmus durch mein Blut, vermischt mit diversen Pina Coladas. Die Schuhe hätte ich am liebsten in der Hand getragen. Zum Glück war es nicht weit bis zum Parkhaus. Titus drückte den Fahlstuhlknopf.
„Und was jetzt?“, fragte er, sah mir abgrundtief in die Augen und schob mich gegen die graffitibeschmierte Mauer. Ich lächelte nur, fasste den Kragen seines Hemdes und streichelte mit den Daumenspitzen ganz leicht seine Brust im offenen Ausschnitt.
Quietschend und scheppernd setzte der Aufzug sich in Bewegung. Wir hörten es nicht, so absorbiert waren wir vom Spiel unserer Lippen und Hände. Mag sein, dass Titus mich die Fahrstuhlwand hochgevögelt hätte, wenn nicht Stimmengewirr unsere Versunkenheit gestört hätte. Eine Gruppe grölender Nachtschwärmer enterte den Lift.
„Komm!“ Titus zog mich heraus und über das dunkle, leere Parkdeck zu seinem Wagen. Wir sahen uns an. Tierhaft schwarz schimmerten seine Augen mit den in der Dunkelheit weit offenen Pupille. Ich atmete tief ein. Er roch so gut – nach Rasierwasser und Cuba libre und Mann...Wieder küssten wir uns, wilder und hemmungsloser.
„Oh Titus!“, keuchte ich und rieb mich an seinem Oberschenkel. „Ich bin so scharf auf dich! Ich will es tun!“ Mit zitternden Fingern knöpfte ich sein Hemd auf, nahm seine Hand und führte sie zu meinem Schoß.
„Gute Idee“, flüsterte er und streichelte mich durch den dünnen Stoff meines Rocks. Ich maunzte und biss ihn ganz zart in den Hals.
„Hör nicht auf! Wie soll ich es aushalten bis nach Hause?“
„Das musst du gar nicht“, raunte Titus mit Schleifpapierstimme und schob mich auf den Rücksitz. Er schien an rationelles Vorgehen gewöhnt, denn so schnell wie er hatte mich noch keiner von störendem Stoff befreit. Mein ganzer Körper schien zu knistern. Schnell öffnete ich seinen Reißverschluss, zog seinen Slip herunter und rieb mit beiden Händen seinen Schwanz entlang. Der Effekt war grandios. Titus keuchte auf, legte mich auf die Sitzbank und strich mit unmissverständlichem Druck die Innenseite meiner Schenkel hoch. Ich hielt den Atem an, so stark war das heiße Ziehen und Fließen in meinem Schoß. Langsam öffnete ich meine Beine, schlang die Arme um seinen Hals und zog ihn zu mir. Es fühlte sich verdammt gut an, als er in mich eindrang. Noch niemals zuvor hatte mich ein Mann so verrückt gemacht. Titus atmete schwer.
„Ich bin ziemlich hungrig“, murmelte er und knabberte an meiner Schulter. „Ich kann nicht garantieren, dass ich lange durchhalte.“
Meine Fußsohle streichelte seinen vollendeten Po. „Das macht nichts“, wisperte ich. „Du kriegst noch eine Chance.“ Und das war die Wahrheit, obwohl es nicht nötig sein würde. Denn ich hatte nicht den geringsten Zweifel: Ich würde auch diesmal schneller sein.