Was ist neu

Das Wirken der vierten Dimension

Mitglied
Beitritt
03.01.2004
Beiträge
61

Das Wirken der vierten Dimension

«Ja, ich komme in einer Stunde nach!», sagte Nariat, während er fasziniert aus dem großen Panoramafenster blickte. «Die haben mich heute ein wenig länger zum Dienst eingeteilt. Alle Telepathen, die für Präkognition eingeteilt waren, haben diese Nacht heftiges gespürt. Und ich übrigens auch, obwohl ich nicht einmal darauf achten musste.»
Die Stimme am anderen Ende des Kommunikators seufzte. «Gut, aber bleib nicht zu lange. Darfst du mir sagen, was du gesehen hast?»
Zwei warnende Piepstöne drangen an Nariats Ohr. Das Gespärch wurde, wie auch alle anderen Unterhaltungen, abgehört. «Das dürfte wohl als Antwort reichen», sagte er lachend. «Bis nachher Taz!»
«Jo, Ciao! Bis denn!», sagte Taz und brach das Gespräch ab.

Er setzte sich auf einen bequemen Sessel, der direkt neben ihm stand. Die Abende in der Sternenwarte, hatten immer etwas Interessantes und Bewegendes. Es schien sogar, als könnte man den Schub des Raumschiffes hier spüren. Der große Raum war Kreisrund und nur von einer riesigen durchsichtigen Kuppel von den Sternen getrennt. Nariat riskierte einen Blick über das Raumschiff, dessen Ende man vorne und hinten nicht zu sehen vermochte. Er fühlte sich gut, denn schon mit neunzehn Jahren, nahm er eine bedeutende Position ein. Seine Eltern waren so stolz. Beide waren auf diesem Schiff zur Welt gekommen, genau wie Nariats Großeltern und Urgroßeltern. Sein Uropa hatte ihm einst davon erzählt, wie er, wiederum mit seinem Großvater, über den Angriff auf das Schiff gesprochen hatte. Kurz vor dem Orionnebel, hatten sie damals zwei kleinere Raumschiffe eingeholt. Sie gehörten zu jener Gruppierung, die auf der Erde eine Vorherrschaft erzwingen konnte. Das Mehrgenerationenschiff war damals, einige Monate vor dem Kriegsbeginn, von der Erde geflohen. Nariat kannte die Beweggründe nicht, warum man das Schiff verfolgt hatte, nicht einmal wer es verfolgen lies. Fakt war, dass ihr Schiff siegreich aus dem Kampf hervor gegangen war, doch schwere Beschädigungen einstecken musste. Der Antrieb hatte derartig verrückt gespielt, dass er einen Sprungtunnel in eine unbekannte Galaxie geöffnet und sie Hals über Kopf hinein gestürzt hatte.
Nach der Notlandung auf einem Mond, auf welchem man Eisen und andere Metalle gefunden hatte, konnte das Schiff schließlich repariert werden. Protokolle des Sprunges oder Positionsangaben waren jedoch gänzlich verschollen. Man wusste nicht mehr, wo man war, wo man sich hin bewegte, doch suchte man nunmehr seit Generationen einen geeigneten Planeten. Nariat kannte kein Heimweh.
Zumindest hatte er es nicht gekannt, bevor die letzte Nacht in sein Leben getreten war. Durch ein Elektromagnetfeld, konnte man den Sessel im Raum herum schweben lassen und er begab sich sogleich auf eine hohe mittige Position. Schwerelos schien er zwischen den Sternen zu fliegen. Er drehte den Kopf in die Flugrichtung und breitete die Arme aus. Ihr Schiff jagte auf einen Nebel zu, in dessen Innerem sich einige junge Sterne befanden. Von seinem Traum beseelt, setzte er sich die Teleskopbrille auf. «Dann mal los,» flüsterte er. An der Lehne des Sessels fuhr das Sehrohr aus und erste Blicke eröffneten sich ihm. Krampfhaft suchte er nach dem, was in seinem Traum erblickt hatte:
Ein Blauer Planet, mit teilweise dichten Wolkendecken. Wasser in flüssiger Form, einer Atmosphäre mit hohem Sauerstoffanteil und Lichtern. Endlos vielen Lichtern. Vier, vielleicht fünf Kontinente. Und Sauerstoff in der Atmosphäre! Sauerstoff und Pflanzen auf einem Planeten, man stelle sich das nur einmal vor!
Einer seiner Kollegen, hatte ihm davon erzählt, ein Korallenriff gesehen zu haben. Und bunte Fische, in einer Zahl, die man sich nicht vorstellen konnte. Er hatte beschrieben, wie warm das Wasser dort war. Und wie klar! Ein anderer berichtete von Sandstränden, Palmen und heißen Winden. Oder von Bergen, Seen und schier endlosen Wäldern. Welch ein Glück er hatte, dieses Event mit als erster erfahren zu können. Sie hatten in ihren Eingebungen einen Planeten gesehen. Seine Gruppe aus dreißig Telepathen, hatte ausnahmslos diesen blauen Planeten gesehen.
Nariat erinnerte sich noch genau an diesen Tag in der Schule. Es musste vor etwa einem Monat gewesen sein. Die letzte Prüfung war bestanden und ein Mann mit Glatze und schwarzem Anzug, hatte ihn angesprochen. Er hatte ihm ein Jobangebot gemacht und Nariat hatte tatsächlich gesagt, dass er auf einen Posten als Designer hoffte. Ganz frei heraus, hatte der Mann mit den warmen braunen Augen darauf hin erwidert, dass er einen Ausbildungsposten für einen Telepathen frei hätte. Damals hatte er sich so schrecklich ertappt gefühlt, hielt es sogar erst für einen Scherz. Niemand hatte ihm damals je geglaubt, als er über seine Entdeckungen berichtete. Irgendwie hatte er selbst nicht einmal daran geglaubt. Doch er hatte jedes der wenigen Bücher über Parapsychologie gelesen, die es gab. Das die Partei derartiges Gedankengut nicht verbot, hatte ihn bereits damals stutzig gemacht. Doch nun war alles so unendlich klar. Man wollte Leute wie ihn nicht heran züchten, sondern sie von selbst dazu finden lassen. Selbst in Nariats Augen war es kaum auszudenken, was mit dem Schiff passieren würde, wenn jeder von der realen Existenz dieser Phänomene wüsste. Es gab heute relativ viele Telepathengruppen. Es waren sogar so viele, dass es Nariat fast wunderte, wie die Informationen wirklich intern bleiben konnten. Was ihn jedoch noch mehr wunderte war, dass die Information über den blauen Planeten, nocht nicht im Oberkommando war. Anscheinend hatten sich wirklich alle Gruppen des Schiffes, genau wie seine eigene, dazu entschlossen es intern zu halten, so lange nichts Sicheres klar war. Er war so stark geworden, in den letzten Wochen. Was er jetzt für Dinge sehen konnte und was er spürte, hätte er sich in den kühnsten Träumen nicht ausgemalt. Und er stand gerade erst in seiner Ausbildung.
Es war wirklich Wahnsinn, dass er von diesem Geheimnis wusste. Und das alles nur, weil er das bewusste Träumen gelernt hatte. Dann noch diese amateurhaften Experimente im Hellsehen und es schien ihm eine Karriere in der alternativen Forschung geebnet zu sein.
Sein Auge glitt von Stern zu Stern, von Planet zu Planet, bis er schließlich resignierend seufzte. Es war buchstäblich, wie eine Stecknadel im Heuhaufen zu suchen. Der Emissionsnebel war einfach zu riesig für ein irrendes Auge. Er stützte die Ellenbogen in die weichen Lehnen und fuhr sich anschließend mit einer Hand durchs Haar. Danach zoomte er ein wenig zurück und nahm den Nebel in weiterer Entfernung unter die Lupe. Er war wirklich sagenhaft schön. Dunkelblau und durchsetzt von etlichen gelblichen und grünlichen Schlieren und Wirbeln. Einige verglühende Sterne, einige Ballungszentren. Eben durch und durch beeindruckend und ungreifbar fesselnd.
In seinem Staunen glitt Nariat in Gedanken ab. Er fühlte sich, als würde im nächsten Moment einschlafen. Doch dann erschrak er. Was war los? Er wusste nicht, was los war! Panisch blickte er sich um. So fühlte es sich im Kopf an, wenn etwas Dramatisches in der nächsten Zeit passieren würde. Das Schiff! Die Hülle musste irgendwo einen Riss haben! Der Sessel rotierte durch die Luft. Die Hülle und das Glas sahen jedoch stabil aus. Gerade als er seinen Blick wieder auf den Nebel richten wollte, durchzuckte ihn buchstäblich der Schock seines Lebens. Das Teleskop war, seltsamer Weise, auf eine hohe Zoomstufe gestellt und Nariats Augen wurden von einem hellen Lichtblitz geblendet. Unter leichtem Schmerz, kniff er die Augen zusammen. Es hatte ausgesehen wie eine Explosion, eine Supernova. Nur war da nicht einmal ein Stern. Was zum Teufel war das nur? Nariat schaute schließlich aus einiger Entfernung wieder hin. Erst blinzelte er, weil seine Netzhaut noch immer bunte Lichtreflexionen zeigte, aber letzten Endes traf ihn zum dritten mal der Schlag. Nicht fassend, was er dort sah, bewegten sich seine Lippen, wie von selbst.
«Ab letzter Minute alles speichern. Priorität eins», flüsterte er noch halb benommen und geschockt. «Objekt mit allen Teleskopen, ausser Sicherheitsplattformen, erfassen und permanent beobachten.»
Summend drehte sich das riesige Fernrohr auf dem Dach der Kuppel. Er machte sich schon Sorgen, den Befehl leichtsinnig gegeben zu haben, da einige Sternenwarten ihre Teleskope sicherlich noch andersweitig benutzten, aber als er das Objekt in der größten Stufe sah, war sein Zweifel dahin. Vielmehr geriet er in euphorischen Stress. Nariat betätigte sämtliche Alarmsysteme, die alle Unbefugten aus den Observatorien vertrieben.
«Drei, zwei eins», zählte er in Gedanken und da wurden auch schon die Türen von allen Seiten her aufgestoßen. Pünktlich wie immer war der Sicherheitsdienst. Unter anderem erkannte Nariat auch einen hochrangigen Mitarbeiter. Wut blitzte in seinen Augen und er wetterte mit seiner Faust.
«Junge, wenn du mir nicht gleich erklärst, warum du das ganze Schiff in Aufruhr versetzt, dann werfe ich dich raus! Weisst du, was mich das hie...»
Nariat besaß tatsächlich die Dreistigkeit ihn zu unterbrechen: «Auf die Bildschirme», sagte er laut und Entschlossen. Der erschrockene Mann betrachtete abwechselnd ihn und das Motiv auf dem Schirm. Danach klappten seine Augen zu und er fiel hinten über. Wie ein nasser Sack klatschte sein Körper auf dem Boden auf. Ohnmächtig blieb er liegen. Niemand half ihm, da ausnahmslos alle scheinbar in eine tiefe Trance gefallen waren. Klappernd erreichen die fallen gelassenen Waffen den Untergrund der Halle.
Nach und nach stürmten immer mehr Menschen hinein und blieben paralysiert stehen. Ein Sicherheitsbeamter riss sich Helm und Augenschutz vom Kopf, weil er sich anscheinend weigerte, das Gesehene zu akzeptieren. Völlig außer Atem, rannte auch sein Vorgesetzter in die Warte. «Oh mein...,» sagte er, doch beendete diesen Satz nicht einmal.
Da war ein kleines Raumschiff auf dem Schirm. Kein blauer Planet, aber ein kleines Raumschiff. Es besaß keine erkennbaren Antriebsvorrichtungen, sondern bestand nur aus einem kugelartigen Körper. Es musste sich auf eine Art fortbewegt haben, die schneller war, als alles, was man bis jetzt kannte. Vielleicht mit einem künstlich geschaffenen schwarzen Loch? Nariats Sessel berührte den Fußboden und er trat neben seinen Vorgesetzten. Dieser war nun der ranghöchste Mitarbeiter im Raum. Seine braunen Augen waren glasig, bis er sich schließlich zusammen riss und maschienell Befehle gab.
Verschiedenen Männern gab er stumme Zeichen, einige wies er auch an, auf ihren Posten zurück zu kehren. «Hier gibt es nichts zu sehen, Fehlalarm!», rief er den immer wieder neu Ankommenden zu. Schließlich drehte er sich aber zu Nariat um.
«Gute Arbeit, Junge!», sagte er zu ihm. «Wir schicken gleich eine Sonde dort hin. Mr. Grander, befehlen sie einen vollen Stop. Als Begründung geben sie Wartungsarbeiten am Navigationssystem an. Los los!»
Die letzten Worte hatte er gebrüllt. Die Hand auf Nariats Schulter legend, deutete er ihm, ein Stück zu gehen.
«Du weißt, was das bedeutet?», sagte er. Nariat wollte ihn nicht unterbrechen. «Das ist der größte Schritt unserer Geschichte. Vielleicht haben wir außerirdisches Leben entdeckt. Das ist der absolute Wahnsinn! Wäre ich kein Telepath, würde ich vor Unbegreifen zu Grunde gehen. Junge, du hast die nächsten zwei Wochen frei. Ich will dich hier nicht mehr sehen.»
Nariat erwiederte sein Grinsen. «Kann ich noch etwas für dich tun?», fragte sein Vorgesetzter.
«Ja,» antwortete Nariat. «Ich will in meiner Urlaubszeit kommen und gehen dürfen, wann ich will. Oder könnten sie das so einfach verdrängen?»
Er war ganz schön mutig. Aber immerhin hatte er das Raumschiff entdeckt und gutherzig, wie sein Vorgesetzter war, wies er ihn auch nicht ab. Nariat riskierte einen letzten Blick auf das Objekt, ehe er den Raum in Richtung eines Turboliftes verließ.

Das enge Gefährt verfügte nur über ein einziges kreisrundes Fenster, an einer der sterilen Wände. Ein kleines Örtchen hatten sich seine ehemaligen Klassenkameraden für die Party am heutigen Abend ausgesucht. Garbage Hill war der Name und es lag irgendwo im vorderen Drittel des Stahlgiganten. Er kannte diesen Ort gut. Ein kleiner Club mit Himmelssimulation und kurzen Straßenabschnitten, sowie einem Teich. Alles war im Stil des 20. Jahrhunderts auf der Erde gehalten. Ja, Nariat hatte viele Erinnerungen an diesen Ort. Es strömte ungetrübt auf ihn ein, als die Türen in die Wände glitten. Lustig war anzusehen, dass sie von der anderen Seite her aussahen, wie die Doppeltür eines verfallenen Hauses. Man konnte fast vergessen, auf einem Schiff zu sein, nur zeigte der Himmel die blanke Ironie der Situation. Dargestellt war das Bild, welches eines der großen Teleskope lieferte. Und diese waren immernoch allesamt auf das Objekt gerichtet, welches er gefunden hatte. Es war zu klein, um es mit bloßem Auge zu sehen, weil das Teleskop auf der niedrigsten Zoomstufe stand, aber er erkannte den Zwillingsstern sofort, in dessen Nähe er das Schiff gesichtet hatte. Zum ersten mal in seinem Leben, kam ihm sein Zuhause künstlich vor. Als würde er plötzlich alles erkennen und bewusst überblicken. Wie ein vergangenes Kapitel in seinem Leben. Doch er hatte niemals damit abgeschlossen. Das er im Moment wirklich er war, das konnte er noch garnicht fassen. Viel eher war er der Schuljunge, der verunsichert durch diese dunklen Gassen strauchelte.
Der Zigarettenrauch und die altertümliche Musik schlugen ihm entgegen, als er die kleine Taverne betrat. Sie spielten Punkrock, eine wirklich reliktartige Stilrichtung, wenngleich sie schön anzuhören war. Würde es nicht als Kulturgut zählen, so müsste es aufgrund des Textes wohl verboten werden. Aber es verstanden sowieso die meisten Leute keine der alten Sprachen mehr. Sein Urgroßvater hatte mitbekommen, wie sich letztendlich alle Sprachen vermischt hatten und die Schrift vereinheitlicht wurde. Asiatisch anmutendes Design, aber das Prinzip einer europäischen Schreibweise. Nariat differenzierte schon garnicht mehr zwischen den Völkern. Irgendwo hatten sie sich alle schon mindestens einmal gemischt. Aber dies war nun alles egal. Sogar das Schiff wurde ihm egal, als er das Gebäude betrat. Dieser charakteristische Geruch, er weckte so viele Erinnerungen.
Letztendlich war er wieder der gleiche Junge, wie damals. Niemand hier wusste, dass die Telepathen eine große und streng organisierte Gruppierung waren, die von der Regierung seriös genutzt wurden. Es wurde viel mehr, als ein schwachsinniges Forschungsprojekt gesehen, welches Dinge erkennen wollte, die nicht da waren. Letztendlich war er sogar einsamer, als jemals zuvor. Da war ein kleiner Tisch in der Ecke, gleich am Fenster. Dort hatte er so oft gestanden und würde es auch heute wieder tun.
Die Billiardkugeln stießen monoton aufeinander. Ja, sogar einige seiner Freunde waren dort. Kurze, unwesentliche Gespräche, doch schienen wenige Leute wirklich etwas mit ihm anfangen zu können. Wo waren nur alle?
Er hatte das Schiff entdeckt, aber in diesem Raum zählten eigene Regeln. Sie war auch da. Xenia, er war wohl einst in sie verliebt gewesen. Das blonde Haar aus dem Gesicht streifend, unterhielt sie sich mit einigen Freundinnen und anderen Leuten. Mochte er sie eigentlich immernoch? Ihre Augen sahen ein wenig aus, wie der Emissionsnebel mit seinen jungen Sonnensystemen. Wie viele Gedichte hatte er für sie geschrieben? Er wusste es nicht, hatte sie allesamt zerrissen. In seinen Phantasien kam er sich oft wie ein Perverser vor. Es kam ihm pervers vor, dass er sie überhaupt ansah und dabei diese Inspiration empfand. Sie war kein Mädchen für einen Versager, wie ihn.
«Hey!», tönte etwas von hinten. Spontan erkannte Nariat diese Stimme nicht, doch kam in ihm eine positive Assoziation hoch, als er ihr bekanntes Gesicht sah. Lena, ein Mädchen aus seiner alten Klasse. Sie hatten niemals viel miteiander geredet. Nariat hatte sie gern, glaubte er.
«Hi!», antwortete er. Sie schien ein wenig angetan, als er von seinem Beruf erzählte. Es war so seltsam, nicht mehr zur Schule zu gehen. Und zu erkennen, dass sie wohl bald aus seinem Leben verschwunden sein würde. Genau wie dieser Club, wie diese ganze Zeit, wie Xenia. Niemals hatte er seine Chance wahrgenommen. War seiner Angst erlegen. Von ihren Blicken hatte er sich stets einschüchtern lassen. Jedes mal, wenn er sie ansah, schien ihm ein neuer Reim zuzufliegen. Er fand das jedoch meist peinlich, weil er sich für gnadenlos unbegabt hielt.

Wie Flüsse reissend, so glitzernd und fern,
diamantengleich hinweg fließend,
glänzend, warm und einnehmend sprießend,
auf dem Ort ohne Namen, dem blauen Stern,
unerreichbar fern

Lena erzählte ihm von ihren Problemen. Es verwunderte Nariat nicht, noch fand er etwas an der Situation suspekt. Mädchen schienen sich gerne mit ihm über Probleme zu unterhalten. Nur war dort eigentlich niemand, der ihm zugehört hatte. Wie abgeschottet von dieser Welt, schien er seine Schritte zu tun. Sogar Beeinflussung konnte er ausüben. Lena verzeichnete wieder einmal Probleme mit ihrem Freund, der ja niemals Zeit für sie hatte. Nariat erinnerte sich, wie er sie damals weinend im Arm gehalten hatte, als sie kurz von ihm getrennt war. Wie sich ihre Tränen angefühlt hatten und wie ihr Herz schlug. Eine unvergessliche Frequenz. Der beste Freund, war er für sie gewesen. Auch ihr hatte er einige Gedichte geschrieben. Nur war sie eigentlich kein Mädchen, welchem man Gedichte schrieb. Für eine Zeit lang, war er zu nahe bei ihr, wusste zu viel über ihr simples Wesen, um darin noch ein Geheimnis zu erkennen. Letzten Endes hatte sie dann auch ihren Freund wieder gefunden. Nariat erhielt damit eine weitere depressive Geschichte über ungenutzte Chancen. Das Gespräch dauerte nicht mehr lange. Einige tröstende Worte, eine dankende Umarmung und schon hatte sie den gebrauchten Selbstbewusstseinsflash und war auch wieder verschwunden. So schien die Sache mit den besten Freunden eben abzulaufen. Den Entschluss fassend, ein wenig Alkohol zu sich zu nehmen, begab sich Nariat an die altertümliche Bar. Wie viel Liebe zum Detail sie bei dem Entwurf dieses Clubs doch aufgewendet hatten. Da standen tatsächlich Glasflaschen in den Regalen, die mussten ein Vermögen gekostet haben! Das Lächerliche war nur, dass man den Inhalt in Kunststoffbecher mit dem Wappen des Schiffes goss. Eine Tischplatte aus Holz, langsam wurde ihm das echt zu Barbarisch. Als ihm ein Finger zaghaft auf die Schulter tippte, erschrak Nariat und fuhr ein wenig zusammen, bevor er sich ruckartig umdrehte. Heute sprachen ihn seltsam viele Mädchen, für seinen Geschmack, an. Aber es sollte ihm durchaus recht sein, denn auch sie schien auf den ersten Blick sehr einnehmend. Besonders auffällig war ihr langes schwarzes Haar und die Hellblauen Augen, die aus dem dunklen Gesicht stachen. Ein wenig, wie ein Zwillingsstern. Sie roch nach Orangen und ein wenig nach Seide.
«Hallo», sagte er unsicher.
«Hi!», erwiderte sie und lächelte auch ein wenig verlegen. Doch im nächsten Moment schien sie wieder die Selbstsicherheit in Person zu verkörpern. «Du bist ein Telepath, oder?», fragte sie.
Instinktiv schaute er nach rechts und links, auch wenn das nicht wirklich nötig war, und bestätigte. «Aber woher weisst du das?», setzte er nach.
«Ich bin erst dieses Jahr auf deine alte Schule gekommen und ein Freund von dir, hat es erzählt. Aber egal. Kennst du dich mit Träumen aus?», fragte sie. «Denn ich habe da ein paar Probleme, ich weiß, wenn ich ehrlich bin, nicht einmal mehr, was ich tun soll.»
Nariat lächelte warm. «Ich bin kein Profi,» begann er. «aber über Träume kann ich doch schon relativ viel sagen.»
Ihr Name war Anne. Deutsch, glaubte er. Spielte ja letztendlich auch keine Rolle. Namen waren auf diesem Schiff, wie ein Bauklötzchenspiel. Man nahm entweder irgendwelche alten Modelle, oder setzte sie aus seiner Phantasie zusammen. Mit zweiter Methode war wohl auch Nariat entstanden. Anne zog ihn hinter sich her und plazierte sich gegenüber von ihm an einem Tisch. Ihre Hände waren warm und ihr lächeln verzaubernd. Er musterte ihr symmetrisches Gesicht. Begabt fühlte sie sich an, wie Nariat fand. Ihre Augen schienen Gedanken beeinflussen zu können, auch wenn sie sich noch unerfahren nannte.
Über Träume unterhielt er sich gerne. An dem Thema gab es keine geheimen Seiten, da es von der Bevölkerung als triviale Nichtigkeit angesehen wurde, jedoch Akzeptanz bekam. Nicht einmal als etwas Paranormales, war es für sie.
Das Gespräch zwischen ihnen Gestaltete sich, wie ein längerer Vortrag, bei welchem Anne gebannt zuhörte. Alpträume plagten sie, in sich immer wiederholender Form. So hatte er damals auch zu der Auseinandersetzung mit seinem Bewusstsein gefunden. Es hatte sein Leben verändert. Und Anne vermochte er wirklich zu helfen.
Nariat begann mit einer kleinen Einleitung über Traumniveaus. Viele Menschen glaubten von sich, wenig oder garnicht zu träumen, doch in Wirklichkeit taten sie es jede Nacht, gleich mehrere Male.
Anne nickte nur und wollte mehr hören.
Es gab dabei einige bemerkenswerte Phänomene. Die REM- Gehirnwellen, welche bei Träumen auftraten, unterschieden sich, in ihrer Signatur, eigentlich überhaupt nicht, von jenen, die das Alltagsbewusstsein ausmachten. Träume waren also in der Lage, mindestens so realistisch zu sein, wie die alltägliche Welt. Er betonte diesen Fakt sehr ausgiebig. Das sie sogar intensiver waren, das wollte er ihr nicht sagen, da sie das noch heraus finden könnte, wenn sie bereit dazu wäre. Solche Aussagen wirken anfangs oft beängstigend. Vorerst waren Träume nämlich nur kleine Fetzen, die oft sogar farblos aussahen. Nichts desto trotz, traten sie jede Nacht auf. Das Problem begann lediglich beim Aufwachen. Traumerinnerung war sehr schwer zu halten und meist innerhalb von Sekunden dahin. Der erste Schritt war es also, sich jeden Abend vorzunehmen, dass man sich am morgen an seine Träume erinnern würde. Unterstützend dazu sollte man ein Traumtagebuch führen, welches dafür sorgte, dass man garantiert nichts vergaß. Dies war nämlich der häufigste Grund für die fehlende Wahrnehmung von Träumen. Oft war es sogar so, dass man einen Traum intensiv erinnert hatte und ihn innerhalb von fünf Minuten bereits wieder komplett verdgrängte.
Die nächste Etappe war es nun, einen luziden, also einen klaren Traum zu erreichen. In ihrem Unverständnis, zog Anne die Augenbrauchen zusammen, aber Nariat erklärte es geduldig. Diese spezielle Art von Träumen, war dadurch geprägt, dass der Träumende komplette Kontrolle ausüben konnte. So lies sich beispielsweise gegen Alpträume angehen. Im Endeffekt konnte aber man alles tun, was die Phantasie hergab.
«Eine perfekte Virtual-Reality, also?», fragte sie.
«Ja,» erwiderte er. «Nur ist sie nicht wirklich virtuell»
Der wichtigste Schritt, zum erreichen dieses Zustandes, war das intensive Befassen mit den Träumen und der alltäglichen Realität. Realitychecks waren hier eine gebräuchliche Methode. Träume hatten nämlich ihre Eigenheiten. Beispielsweise war es unmöglich, einen Text wiederholt zu lesen oder eine korrekte Uhrzeit zwei mal zu sehen. Es mussten also am Tag, gerade diese Aktionen, mindestens zehn mal ausgeführt werden, damit man die Verhaltensweise im Traum übernahm und so Bewusstheit erlangen konnte. Dies musste grundsätzlich so weit gehen, dass man sich nahezu permanent seiner eigenen Situation, in der gegenwärtigen Realität, bewusst wurde. Woher kam man? Was hatte man, bis zum momentanen Zeitpunkt, gemacht? Wo wohnte man? Wer war man? Wohin wollte man gehen, was hatte man vor? Ein angestrebtes Ziel war ein Ich-Erlebnis, welches oft von Aufregung begleitet wurde und dem Menschen in seiner gegenwertigen Situation bewusst werden lies, dass er existierte. Man konnte dieses Gefühl kaum verwechseln, hatte man es schon einmal gespürt. Anne nickte, sie musste es kennen.
Wurde man sich nun im Traume bewusst, so musste man tunlichst ruhig bleiben, um nicht wieder aufzuwachen. Dies funktionierte am besten, wenn man auf seine Hände sah, oder den Boden betrachtete, bis man sich beruhigt hatte. Niemals jedoch einen Punkt mit den Augen fixieren! In den Traumphasen war es einkalkuliert, dass sich die Augen permanent bewegten (REM = rapid eye movement). War dies nicht gegeben, so weckte einen das Gehirn auf. Der nächste Schritt war es, das Niveau des Traumes anzuheben, indem man seine Sinne scharf stellte. Dazu konnte man simpel die erwähnte Aktion ausführen, oder auch entschlossen Klarheit sofort! ausrufen, wenn man Probleme hatte. Wie eine Linse, stellte sich das Blickfeld dann meist korrekt ein und auch die anderen Sinne, pflegten sich zu verschärfen. Waren die Blicke einmal scharf und war man zentriert, waren einem buchstäblich keine Grenzen mehr gesetzt.
Anne freute sich wirklich über ihre neuen Einsichten. Man kam eben, als normaler Mensch, selten diese Informationen. Oft machte man sich die existenten Dinge aber auch einfach nicht bewusst und brauchte jemanden, der einen darauf hinwies. Denn sie funktionierten, die Methoden funktionierten wirklich.
«Ist das eigentlich gefährlich?», wollte sie wissen. «Das kommt dir vielleicht dumm vor, aber man kann es ja nie so genau sagen, wenn man nichts weiß.»
Er hatte diese Frage schon so oft gehört. «Keine Panik», sagte er. «Das fragen die meisten am Anfang. Es ist komplett ungefährlich. Du kannst auch nicht anders sterben, als du in Alpträumen stirbst. Aber wenn du psychisch labil ist, dann solltest du es noch ein wenig verschieben.»
Sie lachte. «Nein, nein, das bin ich nun wirklich nicht. Aber warum sollte es denen Schaden?»
Jetzt musste es Nariat wohl doch aussprechen: «Nun, es ist so, dass dir in dieser Welt ein gewisses Maß an Intensität der vorhandenen Sinneseindrücke vorgegeben ist. Ein Nerv kann nicht mehr Schmerz melden, als seine Kapazität hergibt. Ein Gefühl kann nur so intensiv sein, wie es deine Nerven spüren.»
Sie nickte und er fuhr fort. «Im Traum ist das anders. Das Erfahrene kreiert sich nur aus deinem Kopf. Es ist also möglich eine Berührung unendlich viel intensiver zu erfahren, als es hier geht. Du kannst unendlich mal so scharf sehen, wie es funktionieren würde. Und vor allem kannst du generell wirklich alles, wenn du es nur willst.»
Anne verstand noch nicht ganz. Es war ja schließlich auch ein komplett neues Thema für sie. «Aber wo liegt nun die Gefahr? Das ist doch alles total toll und sollte einen aufmuntern?»
Nariat lächelte. «Eben darum ist es gefährlich. Man pflegt seine Träume höher zu bewerten, als dieses Leben, weil sie der Realität oft in nichts nachstehen, ihr sogar überlegen sind.»
Sie verstand. «Eine Flucht, also. Aber darüber mache ich mir eigentlich keine Sorgen. Hast du noch ein paar Tipps für mich, denn ich werde langsam müde.»
Nariat überlegte ein wenig. «Ja, es gibt ein paar Methoden, um einen luziden Traum besser zu erreichen. Die Traumphasen kommen in regelmäßigen Abständen, in deinem Schlaf. Wenn du dir am Abend vornimmst, dir im Traum bewusst zu werden, dann ist das oft weit von dem Bewusstsein im Traum entfernt. Oft erinnerst du dich auch nur an die letzten Minuten. Der Trick ist nun, für etwa sechs Stunden zu schlafen. Danach denkst du so lange über deine Träume nach, bis du wach bist. Das dauert ungefähr eine halbe Stunde. Jetzt legt man sich wieder hin und nimmt sich ganz fest vor, bei allen folgenden Träumen bewusst zu werden. Die Gedanken sind dann meist noch mit einem beim in der Traumwelt, sozusagen. Das klappt jedenfalls echt super»
Ein wenig erzählten sie noch über dies und das. Wie es in der alten Schule aussah, was die Leute so taten. Wie viel hätte er dafür gegeben, noch einmal zurück zu können. All diese Dinge zu tun, die er sich niemals getraut hatte. Auf der anderen Seite, mochte er seine momentane Lage. Nur fasste er das alles noch garnicht. Besonders hatte er noch nicht ralisiert, was sich da heute vor sein Teleskop gedrängt hatte. Und das er hier plötzlich die Sterne bestimmte. Müdigkeit packte die beiden, nachdem sie noch einige Zeit beieinander gesessen hatten. Anscheinend war es doch noch ein netter Abend geworden.

Als er gerade in die Richtung seines Liftes ging, Piepste sein Kommunikator. Es war Taz.
«Hey, Taz!», sagte er.
Sein Freund klang bereits ein wenig angeheitert. «Sag' mal, wann kommst du denn endlich.»
Nariat war verwirrt und antwortete: «Aber, ihr wart doch alle garnicht mehr da!»
Taz lachte. «Ach, Pustekuchen! Sieh' zu, dass du zum Teich kommst!»
Jetzt begriff er endlich. «Ach, am Teich seit ihr!»
Seine Müdigkeit war wie weg geblasen und nun hörte er auch schon entfernte Partygeräusche. Warum war ihm das nicht vorher aufgefallen?
«Dir fällt aber auch garnichts mehr auf! Du solltest nicht immer so viel saufen.», sagte Taz in scherzhaftem Ton.
«Jaja, das sagt hier der Richtige!», entgegnete Nariat lachend.
«Ach, laber nich'! Komm einfach hier her.», sprach Taz zum Abschied und legte auf. Der peilte wirklich nichts mehr, dachte sich Nariat und schlenderte in Richtung Teich. Plötzlich glitten nun doch die Lifttüren hinter ihm auf und er wartete, um vielleicht jemanden zu sehen, den er kannte. Stattdessen rollte nur ein kleiner Supportroboter heraus und visierte ihn an. Er musste eine Fehlfunktion haben und irgendwie auf ihn eingestellt sein. Diese Dinger konnten wirklich nervig werden, wenn sie sich an einen hängten und man sie nicht los wurde. Kaputt machen durfte man sie nicht, da sie Staatseigentum waren.
«Oh nein, ganz bestimmt nicht zu mir, Blechbüchse!», sagte Nariat und hielt seine Hände vor den Körper. Doch der Roboter lies sich nicht abbringen und raste auf ihn zu. Die Kameras auf dem halbrunden Kopfteil blinkten grün, weil sie in den Nachtsichtmodus geschaltet waren. Sah ein wenig aus, wie ein abgedrehter Zombie. Gerade als Nariat zur Seite springen wollte, hielt er an und öffnete summend seine kleine Ladeluke. Ein Bildschirm auf der Oberseite sprang an und man erkannte das Wappen des Telepathenbundes. «Wer hart arbeitet, darf auch feiern», sagte eine computergenerierte Frauenstimme. Überrascht griff Nariat hinein und zog einen Korb voller Plastikflaschen heraus. Es handelte sich ausnahmslos um teure Spirituosen. Verdattert schüttelte er grinsend den Kopf und blickte in die grünen Kameraaugen. Sie setzten von Zeit zu Zeit immer kurz im Leuchten aus, um eine Art Blinzeln zu simulieren. Wie blöd war das eigentlich? Jeder wusste doch sowieso, dass die Dinger künstlich waren. Diese Funktion war genauso albern, wie Nariats Situation. Irgendwie überrollten ihn heute die Ereignisse.
«Danke Kleiner!», sagte er schließlich und klopfte ein wenig auf das Metall des Roboters.
«Nicht verletzen, ich mache meine Arbeit gut!», entgegnete der metallene Helfer, weil er es als Angriff gedeutet hatte. Der Roboter wich einige Meter zurück und verschwand wieder im Fahrstuhl. Abgedrehte Maschienen waren das. Jetzt lachte Nariat laut los, weil ihm das alles so seltsam irreal vorkam. Wenn er es nicht besser wüsste, dann würde er sagen, dass er träumte.

Betrunkene Gestalten kamen ihm entgegen getorkelt und auch er hatte bereits eine Flasche Sekt halb geleert, als er am Teich ankam. Es waren wirklich verdammt viele Leute dort. Hauptsächlich waren es Leute aus seiner alten Schule, aber auch viele von einem benachbarten Kunstgymnasium. Nariat wollte schon immer einmal etwas mit denen machen. Zumindest eine Sache, die man nun endlich nachholen konnte. Nachdem er noch einen tiefen Schluck aus einer Flasche genommen hatte, erkannte er auch die Gruppe seiner engeren Freunde. Taz kam ihm entgegen. Angetrunken fielen sie sich in die Arme. Nick, ein anderen von ihnen schüttelte seine Hand und blickte auf den Korb.
«Wo hast du denn den geilen teuren Fusel her?», fragte er grinsend. Nariat nahm nur einen Schluck von seinem Sekt, leerte die Flasche und gab sie seinem Kumpel. Dieser starrte nur überrascht auf das Wappen. Es zeigte die schwarze Silhuette eines Kopfes in der Vorderansicht, auf dessen Stirn sich ein siebenzackiger Stern befand.
«Hammer! Das ist ja Telepathenzeug!», rief Nick. «Das andere auch?»
«Logo», bestätigte Nariat. Ein altertümlicher Ghettoblaster wurde aufgedreht, dessen Töne die ganze Gemeinschaft in trunkene Ausgelassenheit stürzten.
Er lief planlos herum und grüßte alle möglichen Leute, bis er schließlich an einem etwas abgelegenen Uferstück stand und in einiger Entfernung eine Gestalt erblickte, die an einem Teleskopcomputer herum bastelte.
«Hi Telepath!», rief ihm eine Mädchenstimme zu. Es war seltsam, nun immer damit assoziiert zu werden. Früher hatte man abfällig darüber gelacht und heute schien es irgendwie jeder zu akzeptieren. Aber warscheinlich tuschelten sie auch genug hinter seinem Rücken. Das Abzeichen, welches er auf seiner Einheitskleidung trug, schien ihm jedoch trotzdem einen besonderen Status zu verleihen.
«Hey! Ich bin Nariat!», rief er. Normalerweise war er schüchtern, aber wenn man betrunken war, veränderten sich immer so einige Sachen. Sein Kommunikator blitzte plötzlich zwei mal hintereinander auf, als er ihr näher kam. Er spielte völlig verrückt.
«Oh, keine Angst!», rief sie ihm zu. «Das ist ein Störsignal, habe ich Programmiert»
«Wow», sagte Nariat und setzte sich neben das Mädchen. Sie musste ein Genie sein, wenn sie tatsächlich ein wirksames Störsignal programmiert hatte, welches nicht einmal auffiel.
«Hi!», sagte sie noch einmal leiser und Schüttelte seine Hand. «Ich bin Alliana. Warte, ich bin gleich fertig»
Sie war regelrecht versunken in ihr Programm. Es hatte etwas mit den Überwachungskameras dieser Umgebung zu tun. Alliana war optisch gesehen wirklich sehr hübsch. Was sollte er auch anderes erwarten? Schließlich schien heute irgendwie sein Glückstag zu sein. Sie trug das Abzeichen ihrer Kunstschule und die Markierung der letzten Jahrgangsstufe. Was ihn jedoch am meisten erstaunte, war die Angabe ihrer Ausbildungsrichtung. In diesen Schulen spezialisierte man sich relativ früh auf einen bestimmten Stil. Sie war Visionärin. Visionäre waren Künstler, die Fiktion einfingen und dazu oft bewusstseinserweiternde Methoden benutzten. Ähnlich zu dem, was er tat, nur eben künstlerisch angehaucht und von der Regierung unabhängig.
«Ich bin so aufgeregt», sagte sie, während sie unaufhörbar, auf ihrer Tastatur herum hackte. «Morgen muss ich meine Bewerbungszeichnungen abschicken»
Nariat verstand nicht. «Warum bist du aufgeregt? So weit ich es weiß, haben die doch in letzten zehn Jahen, fast jeden von eurer Schule eingestellt.»
Sie hielt kurz inne und sah ihn mit ihren mystischen grünen Augen an. «Ja, schon. Nur musste ich heute noch drei Zeichnungen fertig stellen. Sie sind auch ganz gut gelungen, nur habe ich irgendwie einen absoluten Stilbruch drin.»
«Einen Stilbruch», fragte Nariat. Sie nickte und schaute traurig.
«Ja, noch gestern konnte ich so viele Dinge ersinnen, die mit der Zukunft des Schiffes zusammen hingen. Ich habe Vorrichtungen entworfen, um Rohstoffe abzubauen, oder neuartige Naturkomplexe gezeichnet, die man auf das Schiff bauen könnte. Nur bekomme ich seit heute morgen keine Motive dieser Richtung her. Meine Gedanken gleiten immer wieder ab und ich kriege nur noch Müll aus diesem Schädel», sagte sie und tippte sich an die Stirn.
«Es wird schon nicht schlimm sein», sagte Nariat. «Was hast du denn gezeichnet?»
Sie zwang sich zu einem kleinen Lächeln. «Ich war so verzweifelt, dass ich meinen Block sogar hier her geschleppt habe, falls ich eine kleine Inspiration bekommen sollte»
Jetzt war er neugierig. «Los, zeig schon her!», sagte er lächelnd.
Als er die Seiten durchblätterte, staunte er schon nicht schlecht. Die Präzision ihrer Hand und ihre künstlerische Begabung, schienen kaum zu übersehen. Sie zeichnete überwiegend Maschienen und Schiffsanbauten, die durch ihren futuristischen Charakter und die Realitätsnähe glänzten. Die letzten Bilder unterschieden sich jedoch wirklich radikal von den vorherigen. Nariat zog scharf die Luft ein, als er die Motive erkannte.
Das erste Bild zeigte eine Stadt, die man auf flüssigem Wasser gebaut hatte. Da waren Wolken am Himmel und seltsame Schiffe flogen durch die Luft. Der Baustil unterschied sich von allem, was Nariat bisher gesehen hatte. Das nächste Bild zeigte wieder ein Motiv mit Wasser. Auf der ruhigen See fuhr ein seltsames Gefährt, welches wahrscheinlich durch Wind in einem Tuch angetrieben wurde. Es musste ineffektiv sein, so zu fahren, dachte er sich. Als Nariat jedoch näher hinsah, erkannte er die Altertümlichkeit des Objektes. Vielleicht waren Menschen einst wirklich so gereist. Eine interessante Vorstellung.
Das letzt Bild beeindruckte ihn jedoch am meisten. Es zeigte einen Planeten, der von einer Seite her beleuchtet war. Auf der dunklen Hälfte, hatte Alliana durch feine Radierungen Lichter angedeutet. Erstaunt schüttelte er den Kopf. Es war unfassbar, dass es dieses Mädchen geschafft hatte.
«Schick die Zeichnungen so schnell wie möglich los!», sagte er zu ihr. «Am besten noch heute Abend»
«Aber...», stammelte sie. Alliana hatte anscheinend nicht mit einer derartigen Reaktion gerechnet.
Nariat jedoch lächelte nun wieder. «Vertrau mir», sagte er. «Ich darf dir leider nicht mehr sagen. Schickst du sie noch heute Abend los, hast du deine Einstellung auf jeden Fall.»
Verwirrt schaute sie ihn und die Zeichnungen im Wechsel an. «Du meinst...»
«Ich darf es dir nicht sagen», unterbrach er sie. «Warte einfach noch ein paar Tage, dann wirst du verstehen.»
Zwar wusste Nariat noch immer nicht, was es mit diesem Planeten auf sich hatte und ob er irgendwie mit dem Raumschiff in Verbindung stand, aber er wusste, dass das Oberkommando der Telepathen auch einen Vertreter bei den Künstlern sitzen hatte, der die Ergebnisse mit Sicherheit zu schätzen wusste. Oft bekamen die Künstler in ihrer Unwissenheit, sogar noch viel beeindruckende Resultate. Nachdenklich blickte er auf die Zeichnung der Stadt. Wie musste es wohl sein, dort zu wohnen? Die unsichtbaren Wände des Schiffes engten ihn plötzlich ein. Wie gerne hätte er jetzt auf ein Meer gespäht. Auf ein wirkliches Meer, einen Ozean.
«OK, ich werde dir vertrauen», sagte Alliana. «Warscheinlich mache ich mir nur wieder zu viele Sorgen.»
Sie tippte noch vier mal hintereinander auf ihre Tastatur und lehnte sich schließlich zufrieden zurück. Nariat fragte sie, was sie denn überhaupt die ganze Zeit gemacht habe.
«Für heute Abend sind die Kameras hier umprogrammiert», sagte sie, während sie noch ein wenig auf dem Computer herum trommelte. «Ab dem nächsten Intervall in zwei Minuten, nehmen sie dieses Uferstück für die nächsten vierundzwanzig Stunden nicht mehr ins Visier»
«Genial», flüsterte Nariat. Sie nickte nur noch einmal zufrieden und blinkte mit einer kleinen Taschenlampe zwei mal kurz hintereinander in die Richtung der feiernden Gruppe.
«So, und jetzt rauchen wir erstmal einen», sagte sie und kramte ein wenig in ihrer Tasche. «Tadaa!»
Ein bereits fertig gebauter und perfekt gedrehter Joint kam zum Vorschein. «Ich dachte, dass Cannabis von der Regierung ausgerottet worden sei», sagte Mick, nachdem er ein Lachen unterdrücken musste. Sie schaute die Tüte nur durchdringend an. «In deinen Träumen vielleicht», flüsterte sie.
«Oh nein», entgegnete er und konnte sein Lachen schließlich nicht mehr verbergen. «In meinen Träumen, blüht das Zeug auf riesigen Plantagen»
Jetzt lachten sie beide und Alliana zündete den Vorsatz des Papieres an, als eine kleine Gruppe langhaariger Gestalten auf sie zutrat. Der erste von ihnen schüttelte seinen mit Dreadlocks besetzten Kopf und ließ sich neben die beiden fallen. Irgendwo hatten diverse Klischees doch ihren wahren Kern, dachte sich Nariat.
«Alliana, wenn wir dich nicht hätten», sagte der Junge mit einem breiten Grinsen. «Ich bin Alwin», setzte er nach und streckte ihm die Hand entgegen.
Es war ein wirklich schöner Abend. Wie ein Abend, von dem er ewig geträumt hatte. Es wunderte ihn, dass er nicht über den Telepathenbund ausgefragt wurde, aber er freute sich auch darüber. Er war wieder der Schuljunge, nur fühlte er sich wohl zum ersten mal gut dabei. Jetzt saß er endlich einmal mit den Jungs und Mädchen von der Kunstschule zusammen.
«Wisst ihr was», begann er. «Irgendwie habe ich das Gefühl, dass uns allen ein glänzendes Leben bevor steht.»
Es herrschte kurze Stille. Einige der Leute nickten stumm, andere legten sich entspannt ins Gras. Alliana plazierte ihre Hand auf seinem Arm.
«Es ist schön dich zu kennen», sagte sie. Das er sich davon derartig berührt fühlen würde, hätte er nicht gedacht, aber da war wirklich dieses Gefühl, dass man Bäume auszureißen vermochte. Ob der Moment wohl früher auch so interessant und intensiv gewesen wäre. Vielleicht war es so, dass sich einige Dinge bewusst nach hinten verschoben, um sie als noch wichtiger und vielfach intensiver wahrnehmen zu können. Er bereute nun jedenfalls keinen Moment seines Lebens mehr, denn dort, wo es ihn hingeführt hatte, da wollte er wirklich sein. Zum ersten mal. Wie würde es weitergehen? Das ganze hier überforderte ihn und er fühlte sich wie herumgeschleudert. So viele Jahre, war alles gleich gewesen und von einem Tag auf den anderen passierten plötzlich solche Dinge. Nariat wollte sich garnicht ausmalen, was die Entdeckung dieses Raumschiffes nach sich ziehen würde. Er konnte auch garnicht. Es würde jedenfalls mehr sein, als ein paar Pullen Alkohol zur Belohnung.
«Du musst es schließlich wissen», sagte ein zweiter und Klopfte ihm kameradschaftlich auf die Brust, wo sein Telepathenabzeichen prangte. Alles schien so perfekt ineinander zu greifen, als sei es in einem uralten Plan festgelegt. Sie alle lachten. Sogar Nariat lachte darüber. Ja, hoffentlich wusste er es wirklich. Und hoffentlich würde er nun endlich aufhören können, an diesen blauen Planeten zu denken.
Er durfte nicht davon reden, denn das würde die anderen stutzig machen. Obwohl, was sollte schon passieren. Alliana hatte die Kameras und Kommunikatoren gestört.
«Habt ihr euch schon einmal gefragt, wie es wäre, wenn man auf einem Planeten leben würde?»
Diese Frage hatte nicht er gestellt. Es war Alliana, die noch einmal über ihren Zeichnungen brütete. Alwin schüttelte den Kopf.
«Muss irgendwie ätzend sein. Alles steht so still und man ist wie gefangen, in einem kugeligen Käfig», sagte er. «Aber man muss es wohl einmal gemacht haben, um darüber urteilen zu können»
«Also ich wäre gerne einmal da», sprach ein Mädchen hinter ihm, welches vorher noch nichts gesagt hatte. Die Unterhaltung darüber wurde sehr lebhaft. Nariat hielt sich jedoch größtenteils heraus.
Der Abend hatte etwas. Er war magisch. Und irgendwie würde es ihn wohl nie wieder in derartiger Form geben, das wusste er, als er die einsamen Gänge, in Richtung seiner Behausung zurücklegte. Da war ein Grad von Einzigartigkeit, den er in seinem monotonen Hinleben vorher nicht gekannt hatte. Das Schiff war so still. So endlos still, als würde es auf etwas warten. So wie auch er nahezu ewig gewartet hatte. In seiner Wohnung würde er gleich wieder das Radio anschalten. Diese Stille ertrug er jedenfalls nicht mehr lange. Es schien, als würde das Schiff von allen Seiten zerbersten und im nächsten Moment auseinander brechen. Ihn beschlich das sachte Gefühl, als würde es nicht mehr all zu lange fliegen. Aber das war wohl Unsinn. Es existierte in seiner sich stets verändernden Form, nun seit etlichen Generationen. Mittlerweile beherbergte es über fünfmillionen Menschen. Und da war auch kein Ende in Sicht. Selbst wenn man die Antriebstechnologie dieses Alienschiffes kopieren könnte, so würde es keinen Unterschied machen. Man wusste ja nicht, wohin man springen sollte. Das Dasein war ein wenig, wie das eines kleinen Mädchens, welches seine Eltern im Spiegellabyrinth auf dem Jahrmarkt verloren hatte. Der Koloss hatte nicht einmal einen Namen, denn dieser war, mit dem Gefecht am Orionnebel, ebenfalls zersprengt worden.

Nariat hätte gerne noch einmal von seiner Heimat geträumt, aber diese Nacht entzog sich ihm sämtliche Erinnerung. Vielleicht war es nur ein kosmischer Wind gewesen, der bei den Telepathen irgendeine Sicherung im Gehirn hat durchknallen lassen. Das man so flüchtig aber dennoch so intensiv einen Planeten gesehen hatte, passte einfach in kein Schema. Und doch ging es ihm nicht aus dem Kopf. Etwas in Nariat weigerte sich, sich damit abzufinden, dass es keine Heimat für ihn gab. Da waren einige Prozesse im Leben, die man beeinflussen konnte und andere, die einfach so kamen und waren, wie sie eben kamen und waren. Ob man es nun wollte, oder nicht. Existierte so etwas, wie Schicksal? Warscheinlich tat es das, nur begriffen die Menschen dessen Mechanismus noch nicht ganz. Simple und starre Festlegung eines Pfades, war es keinesfalls. Auch Schicksal hatte seine Beeinflussungspunkte. Ein wenig wie ein Traum.

Die Ereignisse überschlugen sich, als Nariat den Sicherheitsbereich betrat. Die Sonde war gerade bei dem Objekt angelangt. Er verlor die Kontrolle über das, was sich aus der Situation entwickelte. Wie eine stumme Statue observierte er die Prozesse.
«Was meinen sie damit, dass sie Aktivität sehen?», fragte Nariats Vorgesetzter, als die Sonde das fremde Schiff scannte und der Kommunikationsoffizier nur ratlos vor seinem Pult saß. Er schien aus der Anzeige irgendwie schlau zu werden, als er die Maschienen des Raumschiffes betrachtete. «Es verfolgt den Weg der Sonde zurück, glaube ich», stotterte er. «Ja, jetzt hat es uns gefunden!»
Die Sonde beobachtete die Aktionen im inneren des fremden Raumschiffes sehr genau. «Keine Lebensformen», meldete der Offizier. Nariat bekam plötzlich einen stechenden Schmerz im Kopf und klappte in sich zusammen. Im letzten Moment, konnte ihn ein nahe stehender Kollege halten. Schlaff sank er in die greifenden Arme und wurde behutsam auf den Boden gelegt. Zwei anderen Telepathen, war es ähnlich ergangen und auch sein Vorgesetzter hielt sich den Kopf. Benommen hörte Nariat seine Worte, wie durch eine dicke Wand. Das Gefühl in seinem Kopf war komisch. Es tat nicht weh, es war lediglich so überwältigend, dass es seine Gedanken noch nicht fassen konnten.
«Was wird da so rot?», fragte der Vorgesetzte panisch.
Der Offizier erlag jedoch auch seiner Ratlosigkeit. «Das ist unmöglich!», schrie er. «Diese Hitzeentwicklung müsste das Schiff zerfetzen! So ein Antrieb kann nicht funktionieren!»
Danach Stille. «Es ist weg», sprach der Mann. «Einfach weg!»
«Nein», flüsterte Nariat. «Nein!»
Endlose Sekunden lang, blieben die Anwesenden fassungslos stehen. Man hätte das Fallen einer Stecknadel hören können. Nur der aufgeregte Atem brachte einen letzten Rest an Geräuschen in den still stehenden Raum.
Gleißendes weißes Licht blitzte vor den Fenstern auf. Alle in der Umgebung befindlichen Menschen schlugen, in ihrem Schmerz, die Hände vor die Augen. Eine kleine Druckwelle, die jedoch nur auf Geistlicher Ebene zu existieren schien, jagte durch das Schiff, als würde sie sich durch eine vierte Dimension bewegen, die keine räumlichen Grenzen kannte. Erschrocken stürzte der Offizier von seinem Arbeitsplatz, rappelte sich jedoch schnell wieder auf. Entsetzt starrte er aus dem Fenster und sah das kleine Schiff daneben schweben.
«Es geht in unser System!», sagte er, als er noch im Stehen auf den Bildschirm blickte. Nariat war mittlerweile wieder bei Besinnung und sah ebenfalls aus dem Fenster. Das Schiff zündete zwei kleine Triebwerke, die es näher an ihre Hülle brachten.
«Eine Übertragung kommt herein!», sagte der Vorgesetzte laut. «Lassen sie es übersetzen, wenn das möglich ist.»
Selbst als das Schiff ihrer Außenseite gefährlich nahe kam, blieb der Mann, als einziger im Raum, komplett ruhig. Er schien zu wissen, was passieren würde. Erfahrung machte eben manchmal viel aus. Krachend gruben sich einige Fangarme des kleinen Schiffes in die äußere Hülle. Die Übertragung drängte sich einfach auf den Bildschirm. Wiederstandslos schien ihr Sicherheitssystem aufzugeben. Die Technologie war der ihres Schiffes wohl um einiges überlegen. Eine Bildhübsche Frau in blauer Uniform zeigte sich ihnen auf allen Bildschirmen. «Sie haben uns gefunden!», platze Nariat heraus, während die anderen Anwesenden in benommener Fassungslosigkeit verweilten. Die Frau begann zu sprechen.
«Ich grüße dich, namenloses Schiff. Die Erde hat sich verändert, seit ihr sie verlassen habt. Verzeihung, aber wir haben nicht sehr viel Platz auf diesem Übertragungsband. Nur so viel: Willkommen Zuhause. Oh, und festhalten nicht vergessen!»
Sie schien gestresst zu reden, da man wohl wirklich nicht viel Speicherplatz für dieses Band einkalkuliert hatte. Aus allen Lautsprechern, allen Bildschirmen, auf allen Decks, schien die Stimme gedrungen zu sein. Das letzte, was Nariat sah, war weißes Blitzen. Sein Körper schien sich darin aufzulösen und für einen kurzen Moment, in abertausenden von Lichtjahren Entfernung, gespalten zu existieren. Sein Blick verschwamm und er sah nur etwas blaues vor dem Fenster. Danach nichts mehr.

Unbequem rüttelten ihn wiedrige Umstände wach. Um Nariat herum schien es zu explodieren, die Geräusche wurden zu einem Ohrenbetäubenden Getöse. Der Ort hatte sich verändert, denn er schien auf einer Art Bett zu liegen. Er ertrug es nicht mehr, schlug die Augen auf und versuchte sich aufzurichten. Eine starke Hand drückte ihn jedoch zurück in die kleine Pritsche.
«Bleib' noch liegen, junger Freund. Menschen vertragen diese Transporte noch nicht einwandfrei. Aber du bist so weit in Ordnung», sprach eine Stimme auf altenglisch, mit einem seltsamen Slang. Trotzdem konnte er es verstehen. Warum sprach jemand so eine alte Sprache? «Wir sind gerade in die Atmosphäre eingetreten. Ruh' dich noch ein wenig aus. Dort unten hast du viel nachzuholen»
Ein Sanitäter hatte mit ihm gesprochen, der jedoch mittlerweile an einem anderen Patienten im Gange war.
«Wo sind wir?», fragte jemand aus einer Pritsche über ihm. Der Sanitäter deutete nur stumm auf das Fenster.
Das Design des Schiffes war ein anderes, als das von ihrem Großen. Es schien nur ein vergleichsweise winziger Transporter zu sein. Durch das Fenster blickend, erhaschte Nariat das Bild von Wolken, durch welche sie hindurch tauchten. An ihren Flügeln flogen weitere Schiffe dieser Bauart. Ein blauer Himmel. Sauerstoff. Und danach ein tiefer und erholsamer Schlaf.

 

Danke erstmal, wenn ihr es gelesen habt. Ist ja nun nicht die kürzeste Story hier:)

Ich hoffe, dass ich die richtige Rubrik getroffen habe, denn die Ausage hat ja nur indirekt mit Sci-Fi Themen zu tun. Ich wusste aber auch nicht, wo ich sie sonst hätte hinsetzen können.

 

Hallo XioN,

nur eine kurze Anmerkung zu den Anführungsstrichen: Ist es Absicht, dass du sie vertauscht hast? Im Deutschen sind sie nämlich allgemein so üblich: » «
Die Schreibweise « » entspricht dabei den Schweizer Guillemets. Oder, mit Leerzeichen, den französischen. Nähere Infos darüber findest du hier.

Deine Geschichte hab ich schon mal ausgedruckt, eine ausführliche Antwort schreibe ich dir dann an einem der kommenden Tage.

Bis dahin,

Michael :)

 

Oh, Verzeihung:)

Kannst du mir zufällig sagen, wie man das bei Open Office umstellen kann?

Aber schon einmal danke, dass du dir eine solche Mühe wegen der Story machst:)

 

Wie man das bei Open Office umstellt, kann ich dir leider nicht sagen, einzeln kriegst du die Zeichen mit Alt (gedrückt halten) und 175 bzw. 174 her.

Kritik folgt spätestens zum Wochenende.

Viele Grüße,

Michael :)

 

Hi XioN,

ein ganz schöner Brocken, Deine Geschichte. Sie hat bei mir nicht nur für rote Augen sondern auch für ziemlich zwiespältige Gefühle gesorgt:
Zum Einen quillt sie geradezu über vor interessanten Einfällen, die ich in dieser Kombination noch nicht gesehen habe, und ist im Großen und Ganzen auch sauber geschrieben. Die Atmosphäre ist zwar etwas überladen aber stimmig und ohne Brüche. Andererseits passiert für meinen Geschmack viel zu wenig, ganz besonders, bei einem Text dieser Länge. Es scheint, als könntest Du Dich nicht so ganz festlegen, ob es jetzt ein Teenager-Porträt, ein klassischer SF-Raumschiff-Plot, ein 1984-Klon oder was ganz anderes sein soll. All diese Elemente klingen mehr oder weniger kurz an, werden aber kaum in echte Handlung umgesetzt.
Fazit: viel Potential, aber keine klare Linie! Zumindest in OpOf geschrieben! ;-)

Gruß

SilentSoul

 
Zuletzt bearbeitet:

Danke für die Kritik und vor allem das Lesen!

Ich warte mit meiner Stellungnahme noch ein wenig, weil ich nicht zu viel vorweg nehmen will:)
Freut mich auf jeden Fall, dass man einige Dinge wohl doch klar herausarbeiten konnte. Die gesamte gemeinte Dimension hast du glaube ich noch nicht gesehen, aber ich bin ja auch nicht der beste Schreiber:)

Ich muss gestehen, dass es auch eher ein entfremdeter Abzweiger meines, momentan in Arbeit befindlichem, Romans ist. Generell meine ich aber anzunehmen, dass du, wie gesagt, eine (und damit auch die Wichtigste) DIMENSION noch nicht erkannt hast... kann mich aber auch irren, wir werden sehen:)

Schön ist schon einmal, dass du Potential und Interessantes darin siehst... freut mich:)

Oh und danke für den OpOf Support:)

 

So, jetzt hab ich deine Lang-Geschichte auch gelesen. Dauerte etwas, das Lesen lohnte sich aber. Trotzdem muss ich gestehen, dass ich am Bildschirm, wo das Lesen ja doch etwas anstrengender ist, nicht bis zum Ende durchgekommen wäre und ich froh bin, die neun ausgedruckt zu haben.

Erst mal zur Rubrik an sich (du hattest ja Bedenken gehabt, ob deine Geschichte hier richtig aufgehoben ist), ich finde, "Sciene Fiction" passt recht gut.
Der entsprechendenDefinition entspricht sie jedenfalls, denkt man dabei an die Alternativwelten. Und eine Menge Fantasie war für deine Geschichte sicherlich auch erforderlich.

Die inhaltliche Idee finde ich interessant und bemerkenswert, insbesondere das Gespräch zwischen Nariat und Anne über die Traumwelten und darüber, wie man es schaffen kann, sich an seine tagtäglichen (oder besser tagnächtlichen) Träume zu erinnern.
Bewundernswert auch dein Durchhaltevermögen, diese interessanten Einfälle in der Geschichte über neun Seiten hinweg umzusetzen geschweige denn dessen, dass du derzeit an einem ganzen Roman arbeitest.

Nariats Welt hast du dem Leser jedenfalls anschaulich vor Augen geführt, wenngleich mir manches ein wenig zu langwierig für eine Kurzgeschichte vorkam. Mich persönlich störte das aber nicht sonderlich.
Die Atmosphäre in der Geschichte gefiel mir recht gut.

Im Großen und Ganzen stimme ich mit SilentSouls Meinung überein; dass aus der Geschichte keine klare Linie hervorgeht, fand ich allerdings weniger schlimm. Durch den Wechsel von "Teenager-Porträt" und "klassischem SF-Raumschiff-Plot" kam Abwechslung in die Geschichte, und das hebt sich möglicherweise von anderen, eher "typischen" SF-Storys hervor.
Was in dem Text aber wirklich etwas zu kurz kam, war die Handlung, die ich im Allgemeinen wichtig für eine Geschichte finde. Ausnahmen bestätigen sicherlich die Regel, trotzdem werden auch die interessantesten Ideen und Theorien irgendwann langweilig, wenn zwischendurch nicht mal etwas geschieht.

Zum allgemeinen Verständnis: Ich rätsle noch immer etwas über die Aussage, die du mit deiner Geschichte dem Leser näher bringen wolltest. Auf Anhieb ist sie für mich nämlich nicht erkennbar.
In der Geschichte erzählt Nariat Anne in seinem längeren Vortrag, dass es manchmal schwierig ist, zwischen Realität und Traumerinnerung zu unterscheiden, wenn man selbst die Kontrolle über seine eigenen Träume erlangt hat – kann es sein, dass auch dein Protagonist nicht alles wirklich erlebt hat, sondern einigen seiner Träume verfallen war? Das würde zumindest die Abwechslung der einzelnen Abschnitte in der Geschichte erklären und ich könnte mir gut vorstellen, dass einiges in der Kurzgeschichte nur Wunschdenken von deinem Telepathen war – die Wirkung der vierten Dimension eben. Was aber ist die vierte Dimension? Oder liege ich mit meiner Interpretation komplett daneben?
Auf deine Stellungsnahme bin ich jedenfalls schon mal gespannt.

Insgesamt finde ich, dass dir mit "Das Wirken der vierten Dimension" eine recht unterhaltsame Kurzgeschichte gelungen ist, vor allem für dein Alter, denn man merkt, dass du dich auszukennen scheinst über das, was du schreibst, und der Inhalt deiner Kurzgeschichte liest sich überzeugend für mich.

Auch sprachlich ist der Text gut ausgearbeitet und flüssig zu lesen. Ein paar Fehler sind noch drin – ich hab sie auf meinem Ausdruck angestrichen –, sie hier als Abfolge von Zitaten aufzulisten, würde dieses Posting aber noch um einiges in die Länge ziehen. Wenn du Wert auf die Korrekturen legst, kannst du mir per PM ja deine Mailadresse schicken, dann markiere ich die betreffenden Stellen rot und schicke dir den nachbearbeiteten Text als Mailanlage zurück.

Ich hoffe, du kannst mit meinen Anmerkungen was anfangen.

Viele Grüße,

Michael :)

 

Wow, danke Michael!

Es freut mich, dass du so viel Gutes an der Story gefunden hast. Ich habe dein Statement leider erst jetzt gesehen und muss in fünf minuten schon wieder weg. Dir jetzt schnell was hinzukritzeln, halte ich für absolut unverantwortlich, wenn man die Mühe bedenkt, die du in die Kritik gesteckt hast. Hast schon verdient, dass du darauf eine anständige Antwort bekommst.

Ich werde so gegen morgen Mittag mal was ausführlicheres schreiben, aber du lagst nicht sehr weit daneben mit deiner Deutung. Freut mich, dass man vieles wirklich so erkennen kann.

Bis morgen noch einmal ein großes "Dankeschön" und einen schönen Abend.

 
Zuletzt bearbeitet:

So, nun wollen wir mal anfangen. Zuerst einige der wichtigsten Dinge. Du, Michael, hast geschrieben, dass der Inhalt für dich überzeugend rüberkäme, da ich mich auszukennen scheine.

Das stimmt mich insofern fröhlich, als das daraus eine klare Aussageabsicht und ein Anspruch an den Leser ersichtlich werden kann. Der Realismus dabei hat dich jedenfalls nicht betrogen, denn es gibt so einige Parallelen zwischen dem, was der Protagonist erlebt und dem, was ich in den letzten Jahren über das menschliche Bewusstsein selbst erfahren habe.

Ich kann denke ich heute sagen, mich recht gut über Träume auszukennen, wenngleich man natürlich nie alles über ein solches Gebiet wissen kann.

Es ist hier denke ich recht schwer für einen, in dem Themengebiet noch unerfahrenen Leser, sich komplett in das Denken der Figur hinein zu versetzen und die assoziativen Gedankengänge zu kriegen, die ich beabsichtigen wollte. Man muss denke ich involviert sein und selbst bereits einige Erfahrungen mit Träumen und dergleichen haben, um es wirklich nachvollziehen zu können.

Nichts desto trotz richtet sich die Geschichte natürlich auch an andere Leser. Ich habe schon einigen Leuten selbst beigebracht, mit ihren Träumen umzugehen und was dieses Themengebiet anbelangt, habe ich mir nichts, aber auch wirklich garnichts aus den Fingern saugen müssen. Die Technik, die er Anne erklärt, funktioniert und kann von jedem mit guten Erfolgsaussichten angewendet werden.

Es ist eben so, dass Träume noch sehr greifbar für einen normal konditionierten Menschen sind, wobei Sachen wie Telepathie oder Telekinese bei den meisten schon das Vorstellungsvermögen kippen. Aber egal... was soll das nun alles bezwecken?

Der Leser soll, in der Schlüsselstelle mit Anne, bemerken, dass die Charakteristik von Träumen, denen der Realität sehr ähnelt. Träume finden im Kopf statt, erbauen sich im Kopf und verändern sich auch im Kopf.

Im weiteren Verlauf der Geschichte kippt sich nun das gesamte Realitätsbild Nariats um. Er bemerkt Anzeichen, die ihn an seiner Realität zweifeln lassen und stellt sogar in Frage, sich überhaupt noch in seiner realen Welt zu befinden.
In seinem nahenden Begreifen VERÄNDERT ER DIE WELT MIT SEINEN GEDANKEN. Er tat das schon, seit dem Beginn der Geschichte. Hätten die Gedanken seinen blick nicht intuitiv auf die Stelle gelenkt, bei der das Raumschiff erschienen war, so hätten sie es niemals entdeckt und somit ruhen lassen.
Langsam aber sicher beginnt "der Traum" das zu werden, was er aus seinem Leben herausholen will. Dies geschieht langsam und er wird mehrere male fast Rückfällig (z.B. bei seinem weg nach Hause), aber letztendlich aktiviert die Sonde, die nur wegen seinen Gedanken und Ahnungen losgeflogen ist, das fremde Schiff. Dieses katapultiert ihn nun in eine komplett andere Realität. Nämlich die, die er haben wollte. Erst existiert sein Körper scheinbar gespalten und dann wird er zu dem "Neuen".

Zwar vollziehen sich die Veränderungen schleppender als in Träumen, aber sie folgen anscheinend den gleichen Regeln. Das Leben IST also im Prinzip nichts anderes, als ein Traum.

Die vierte Dimension ist hier als Stilmittel zu verstehen. Erst einmal steht es unmittelbar in Beziehung zu dem Antrieb des hoch entwickelten Raumschiffes, welches sich, allen Anschein nach, über Wurmlöcher bewegt. Dies funktioniert unter Ausnutzung des gekrümmten Raumes = die vierte Dimension.

Diese Dimension schaltet also sämtliche Grenzen aus, die uns räumlich auferlegt sind. Das Schiff kann ein Wurmloch (oder derartiges) von jedem Ort im Universum, zu jedem beliebigen anderen Ort öffnen. Ist nicht ganz einfach das nachzuvollziehen, aber eine weit verbreitete physikalische Theorie, die, nach meinen Erfahrungen, eigentlich nur stimmen kann.
Und jetzt wird es interessant:
In Nariats Gehirn ruhen Sinne, wie eben die Präkognition (das vorhersehen bestimter Dinge in der Zukunft), die Telepathie etc.
Diese müssen ebenfalls über ähnliche Mechanismen funktionieren, wie der Antrieb des Schiffes. Nariat spürte das Schiff schon unterbewusst, als es in Erdnähe startete und die Telepathen haben die Erde auch schon bereits in ihren Träumen gesehen. Alle diese Mechanismen müssen also in eier Weise funktionieren, bei der Informationen, ebenfalls in Nullzeit, von einem beliebigen Punkt im Universum, zu einem anderen tansferiert werden können.
Eben Sinne im Gehirn, die AUF und MIT der vierten Dimension wirken.

Mag jetzt ein wenig krass klingen, aber es sieht wirklich komplizierter aus, als es ist. Es ist eben nur schwer zu erklären, ohne für einen Geisteskranken gehalten zu werden;)

Man kann das ganze jetzt noch gehörig weiterspinnen, wenn man über Paralleldimensionen argumentiert, die, nach neusten Forschungen in der Quantenphysik, eine UNBEGRENZTE Anzahl haben könnten. Aber das wäre nicht mehr wirklich im Rahmen der Geschichte...

Ich hoffe, dass einiges ersichtlich wurde;)
Noch einmal danke für das Lesen und die Kritik.

 

Puh, was für eine Stellungnahme ... Ich muss zugeben, dass ich sie zweimal lesen musste, um ihr inhaltlich folgen zu können. :D

Ein Anspruch an den Leser wird meines Erachtens aus der Traumtheorie in deiner Geschichte ersichtlich, und selbst wenn man nicht gleich alles auf Anhieb versteht und Träume weitaus komplizierter sind als dass man wohl alles über sie wissen kann, vor allem als Laie, der sich noch kaum mit dieser faszinierenden Thematik befasst hat, um über ein solches Wissen zu verfügen, finde ich trotzdem, dass deine Geschichte mit einer gewissen Überzeugungskraft beim Leser ankommt, die dazu anregt, auch nach dem Lesen des Textes noch ein wenig über den Inhalt zu sinnieren sowie die Technik, die dein Protagonist Anne erklärt, auszuprobieren.

Die Vermischung von Träumen und Realitäten wurde sicherlich schon in vielerlei Geschichten aufgegriffen, trotzdem kann sie immer wieder faszinierend und anders sein – dass sie schon mal da war, heißt gleichzeitig ja nicht, dass sie nicht trotzdem unterhaltsam sein kann oder abgedroschen sein muss, und ich finde, du hast sehr viele interessante Einfälle in die Geschichte eingearbeitet.

Anzeichen, die Nariat an seiner Realität zweifeln lassen, sind mir während des Lesens aufgefallen, ich denke da z. B. an diese Stelle:

sprachen ihn seltsam viele Mädchen, für seinen Geschmack, an
Und auch durch folgende Textpassage wird deutlich, dass sich sein Realitätsbild verändert hat, was mich letztendlich zu der Interpretation geführt hat, dass Nariat seinen Träumen verfallen ist:
Wie abgeschottet von dieser Welt, schien er seine Schritte zu tun. Sogar Beeinflussung konnte er ausüben
Dass diese Beeinflussung von seinen Gedanken ausging, erscheint mir jetzt im Nachhinein logisch. Das fremde Schiff, das durch seine Ahnungen aufgetaucht ist und den weiteren, "Teenanger-Porträt"-mäßigen Verlauf der Geschichte beeinflusst hat, ergibt jetzt durch deine Erklärungen ebenfalls einen Sinn.

Die vierte Dimension hat irgendetwas mit Raum und Zeit zu tun, soweit ich weiß. Allerdings hab ich mich bisher noch kaum mit ihr befasst, sodass ich wenig dazu sagen kann und vielmehr die Theorien, die du dem Leser in der Geschichte durch Anne vermittelst, glauben musste. Es handelt sich dabei wohl auch um die Zeit, die man durch die Ausnutzung des gekrümmten Raumes, sprich: der Wurmlöcher, einspart, oder?

Dass in Nariats Gehirn Sinne wie Telepathie, die über die Träume hinausgehen, ruhen, verkompliziert die ganze Sache, vor allem in Kombination mit dem Raumschiff, das sich von einem zu einem anderen Ort teleportieren kann – gleichzeitig macht es die Idee aber wirklich interessanter.

Vieles wurde mir durch deine Erklärung ersichtlicher; dass ich hundertprozentig durchgeblickt habe, kann ich aber auch nicht sagen.

Fazit: Eine Geschichte, die auf eine bemerkenswerte Theorie über Träume, Telepathie sowie die vierte Dimension hinsichtlich Raum und Zeit beruht, nicht leicht zu verstehen, aber dennoch äußerst leseswert.
Schade nur, dass die Handlung dabei ein wenig zu kurz kommt.

Viele Grüße,

Michael :)

 

>>> Die vierte Dimension hat irgendetwas mit Raum und Zeit zu tun, soweit ich weiß. Allerdings hab ich mich bisher noch kaum mit ihr befasst, sodass ich wenig dazu sagen kann und vielmehr die Theorien, die du dem Leser in der Geschichte durch Anne vermittelst, glauben musste. Es handelt sich dabei wohl auch um die Zeit, die man durch die Ausnutzung des gekrümmten Raumes, sprich: der Wurmlöcher, einspart, oder? <<<


Genau, das hast du so richtig erkannt. Ich möchte nicht sagen ein Spezialist zu sein, aber du kannst es dir so vorstellen:
Sagen wir du hast ein Blatt Papier, welches irgendwo mit leichter Neigung im Raum steht, und markierst darauf zwei Punkte an unterschiedlichen Ecken, die möglichst weit auseinander liegen. Gehst du nun von einer Reise in 3 Dimensionen aus, so vollzieht sich diese über eine Strecke, die du zwischen den beiden Punkten ziehst.
Wenn man nun vier Dimensionen mit einbezieht, dann kannst du das Blatt so krümmen, dass beide Punkte exakt aufeinander liegen. Die Verbindung dazwischen, wäre das Wurmloch.

Ist aber auch eher unwesentlich für die Story. Vielmehr ist es eben der von dir erwähnte Fakt, dass sich die Reise (sprich die Veränderung von Nariats Realität) derartig rapide vollziehen kann und so den Traumcharakter erhält. Die vierte Dimension ist hier das Mittel zum Zweck, weil über sie sowohl der Antrieb des Schiffes, als auch seine aussersinnliche Wahrnehmung funktioniert. Quasi der Punkt, an dem diese beiden Ebenen letztendlich Extrem aneinander ecken, nachdem sich vorher nur kleinere Vorkommnisse abspielen.

Beim nächsten mal versuche ich echt darauf zu achten, mehr Handlung hinein zu bringen. Ich glaube jedoch, an dem Thread hier, schon viel gelernt zu haben.

 

Vielen Dank für den Vergleich mit dem Blatt Papier.
Der Punkt, an dem die beiden Ebenen aneinander ecken, liest sich immer noch ziemlich kompliziert, aber du hast dir nun mal ein ziemlich kompliziertes Thema für deine Geschichte ausgesucht, und wie will man sowas einfacher ausdrücken? :)

Der Großteil ist mir jedenfalls inzwischen klarer geworden und es freut mich, wenn ich dich mit meiner Beurteilung weiterhelfen konnte.
Die lektorierte Geschichte hab ich dir inzwischen als Worddokument an deine Mailadresse zugeschickt.

Viele Grüße,

Michael :)

 

Danke Michael!

Ich werde es demnächst mal verbessern und dann so hier herein stellen. Momentan bin ich von meiner neuen Story noch zu geschafft:)

Ich hoffe die Ratschläge in dieser ein wenig umgesetzt zu haben. Das Thema dort ist zwar ein Wenig trivialer, aber gleichzeitig wohl auch radikaler und mitreissender. Wenn du magst, kannst du sie dir ja mal anschauen, aber sie ist leider noch länger geworden, als diese*duck*;)

 

Du warst sehr ambitioniert, die Idee hinter deiner Geschichte hervorzustreichen.
Darunter leidet das ganze auch. Nicht nur stellenweise schiebst du langatmige Erklärungen ein, ohne dass sich Spannung aufbaut und der Leser drann bleiben muss.
So wirkt es wie eine rrockene Theorie, vermischt mit einer dürftigen Hintergrundgeschichte - obwohl mir das Ende sehr gefallen hat.
Ich habe mich mehrmals über Neriats Verhaltenswiesen gewundert und das NICHT in den Zusammenhang mit seiner Traumwqelt gebracht. Erst durch deine Erklärung ist mir klar geworden, was da passierte. Das hab ich leider überhaupt nicht kappiert.
Es würde dem Text sehr helfen, wenn du diese allgemein gehaltenen Erklärungen, die oft auch Teil des Gespräches sind, direkt erzählst. Also deine Protagonisten in ihren Worten erzählen läßt und vielleicht auch andere Standpunkte oder Gegenargumente einbringst, um Spannung aufzubauen.
Nach dem schon oft verwendeten Motto: Dont tell, show

Der große Raum war Kreisrund
kreisrund
Es war wirklich Wahnsinn,
du verwendest wirklich oft wirklich, ohne dass dieses Wort (wirklich) notwendig ist
so lange nichts Sicheres klar war
doppelt hält hier nicht besser: .. so lange nichts sicher war
er wetterte mit seiner Faust.
Wie macht er das? Ich kann mir darunter nichts vorstellen
Das Gespräch zwischen ihnen Gestaltete sich, wie ein längerer Vortrag, bei welchem Anne gebannt zuhörte. Alpträume plagten sie, in sich immer wiederholender Form.
Hier ein typischer Absatzm, der mich stört: Du berichtest aus einer dritten PErspektive über ihr gespräch- dabei könntest du sie direkt reden lassen und dabei ein klareres Bild über die Protagonisten schaffen.
Alliana war optisch gesehen wirklich sehr hübsch
Alliana war sehr hübsch.

Ach ja,
Die vierte Dimension ist die Zeit. Das Schiff müßte sich in der 5 Dimension bewegen

Grüße
bernhard

 

Danke für deine Verbesserungsvorschläge Bernhard ... die Geschichte gefällt mir irgendwie immer und immer weniger ...

Das die vierte Dimension die Zeit ist, will ich jedoch vehement bestreiten. Zeit gibt es nämlich garnicht:)

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom