Was ist neu

Deine Kette...

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10.11.2004
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Deine Kette...

Deine Kette…

Langsamen Schrittes gehe ich durch mein Zimmer. Stelle Gegenstände um, räume sie zurück, nur, um etwas in den Händen zu haben. Drehe die Heizung an. Sinnlos, die Kälte, in der ich ertrinke, kommt von innen… Meine Knie geben nach, ich sinke aufs Bett. Springe auf, bevor die Flut an Erinnerungen über mich hereinbricht.

Ich stehe am Fenster, mein Blick verliert sich in der Schwärze der Nacht. Mir ist, als würde ich in meine Seele blicken. Ich will nicht weinen. Damals hatte ich mir geschworen, deinetwegen nie wieder zu weinen…

Ich weiß nicht, was ich hier tue. Sollte bei dir sein. Was hält mich davon ab? Ich könnte. Könnte mich ins Auto setzen, zu deiner Wohnung fragen. Vielleicht wärest du sogar daheim, und vielleicht wäre deine Exfreundin, die immer noch bei dir wohnt, nicht da. Aber… Es gibt immer ein Aber.

Das Bedürfnis in mir wächst, gegen die Wand zu schlagen. Etwas tun, nicht so ohnmächtig hier stehen. Wo stehen wir? Was ist mit uns?

Hoffnung. Das Wort kommt mir plötzlich in den Sinn. Das flackernde Licht der Kerze erinnert mich an gestern Abend… Ich lächle. Hoffnung… Ja.

Unser Weg bis hierhin war lang und nicht immer leicht. Drei Jahre, in denen wir uns wieder und wieder das Herz brachen. Drei Jahre, in denen wir „nur“ Freunde waren. Drei Jahre, in denen wir blind waren. Vielleicht mussten wir all diese Erfahrungen machen. Ja, es war vielleicht wirklich nötig, dass ich der einzigen Person, die ich außer dir je geliebt habe, das Herz brach. Es war ein hoher Preis, den wir beide zahlten, um bis hierher zu kommen. Aber nicht zu hoch.

Die Stille schreit auf mich ein. Irgendetwas ist seltsam… Du bist nicht hier, aber ich spüre deine Gegenwart. Manchmal ist es, als würden wir uns nie verlassen. Ein plötzlicher Schmerz ergreift mein Herz. Meine Lippen sind trocken, ich klammere mich am Fensterbrett fest. Was passiert? Was tun wir? Alles ist so neu…

Unser erster Kuss war wirklich etwas Besonderes. Genau drei Jahre, zwei Monate und eine Woche, nachdem wir uns kennen gelernt hatten. Ich hatte einen Freund, du hattest dich getrennt, wir hatten ein Tabu – uns zu küssen. Das ging eine Weile gut; du küsstest mein Ohr, meinen Hals, meinen Bauch, und ich zitterte. An diesem Abend konnte ich dir nicht länger widerstehen, ich war zu schwach. Ich drehte den Kopf nicht.

Wieder laufe ich in meinem Zimmer umher. Fühle mich eingesperrt, ich will schreien. Die Welt verschließt sich mir. Ich bin verwirrter als nach der Nacht, in der wir uns küssten, fast verwirrter als nach der Nacht, in der wir miteinander schliefen. Warum? Der Boden verschwindet unter meinen Füßen. Die Kerzen flackern. Das Ticken der Uhr erscheint bedrohlich laut. Die Zeit vergeht auch ohne dich, doch ich kann es nur am Ziffernblatt merken. Die Zeit hat Sprünge.

Mein Herzschlag springt. Ich verliere mich. Du bist nicht hier. Alles erinnert mich an dich.

Als ich aus Wien zurückkam, fand ich dich. Das ist erst zwei Wochen her… Ich hatte gelitten. Er besaß meinen Körper, meine Seele war bei dir geblieben. Ich verbrachte die letzten drei Tage in einem Hotel, bis ich endlich zurück durfte.

Ich betrachte mein Spiegelbild. Deine Kette… Ich trage sie immer. Sie ist nichts Besonderes – ein schmales Lederband mit einem silbernen Anhänger. Aber sie bedeutet mir so viel… Und sie ist schon jetzt symbolisch. Das waren wir ja schon immer. Du gabst sie mir mit, als ich fuhr, und ich habe sie seither, selbst in Wien, ständig getragen, bis auf einen schrecklichen Sonntag an diesem schrecklichen, deprimierten Wochenende, als ich sie dir zurückgeben wollte – unser bestes Missverständnis bisher, und wir haben wirklich die Auswahl. Nun, diesmal haben wir es geschafft, es zu klären, ich trage sie nun wieder. Wir sind verrückt! Eine Kette als Stimmungsbarometer…

Was passiert? Wir machen uns zu viele Gedanken. Ich liege auf meinem Bett, vergrabe mein Gesicht in dem Kissen, dem immer noch dein Duft anhaftet. Ich liebe dich. Ich will bei dir sein, und du willst bei mir sein – wir wollen zusammen sein. Nach drei Jahren haben wir uns gefunden, nun können wir uns wirklich nicht mehr verlieren. Nein. Ich schüttle den Kopf und lächle.

Es klingelt.

 

Hallo erugoeliel,

und herzlich willkommen bei uns.
Deine Geschichte hat mir leider nicht gefallen. Sie erscheint mir als viel zu sprunghaft und vor allem als zu aufgesetzt. Ich sehe keinen Grund für die selbstzweifelnde nagende pessimistische Stimmung deiner Prot, die du als Ausgangspunkt für die Erzählung verwendest. Für die Passagen in dem Rückblick mag diese Stimmung ja angehen, aber warum zweifelt sie zu Beginn ihrer Wanderschaft in der Wohnung an seiner Liebe, nur weil er mal nicht da ist? Das könnte man ja schon fast als pathologishc diagnostizieren, wie sie sich dann über den Verstand und die Erinnerungen einreden muss, dass er sie liebt und dass es keinen Grund für die Unruhe gibt.
Wenn sie so weiter macht, musst du die Geschichte irgendwann von "Deine Kette" in "Deine Klette" umbenennen.
Der ganze Absatz über die Kette (der vorletzte der Geschichte) ist mir zeitlich zu verworren. Bekommen hat sie die Kette als sie fortfuhr, das war vor vierzehn Tagen, aber seit dem trägt sie sie ewig bis auf das eine Mal, als sie sie ihm zurückgeben wollte, wann aber war das? Wer soll denn da durchsteigen? Scheint mir ein Beleg dafür zu sein, dass Liebe nicht blind sondern blöd macht, so verwirrend wie sie ist. Leider überträgt sich die Verwirrung deiner Protagonistin aber auf die ganze Geschichte und das tut ihr nicht gut.

Noch ein paar Details:

Damals hatte ich mir geschworen, nie wieder wegen dir zu weinen…
Ja, ich weiß, es wird sogar in Liedern verwendet, doch was spricht gerade wo du doch den Text sonst so lyrisch verfasst hast gegen "deinetwegen" ?
Aber… Es gibt immer ein Aber.
Und worin liegt ds in diesem Fall? So heuchelt der vorangehende Absatz nur Mitleidsheischung obwohl doch die Beziehung gerade erst angefangen hat. Mit dem ganzen Text der folgt führst du doch auf, dass sie sich entlich für einander entschieden haben.
Unser erster Kuss war der besonderste, den ich je erlebte.
was ist das denn? Das Gegenteil von Einzigste?
ich mag schreien.
ja, das mögen viele andere auch, zum Beispiel in der Fankurve auf dem Fußballplatz. Wenn du hier die Dringlichkeit des Gefühls ausdrücken willst, ist "mag" aber zu lasch.
Als ich von meinem dann ehemaligen Freund aus Wien zurückkam,
Ehrlich gesagt eine Formulierung zum Weglaufen

Lieben Gruß, sim

 

Hallo sim!

Zunächst einmal vielen Dank für deine rasche Kritik. Es ist zwar schade, dass schon meine erste Geschichte, die ich ins Netz stelle, nicht ankommt, aber das ist wohl immer das Risiko...

Deine sprachlichen Kritikpunkte habe ich direkt umgesetzt, weil sie in der Tat nicht sehr toll formuliert waren - das sieht man eben selbst nicht immer, deswegen stellte ich sie ja auch ins Netz.

Zum Inhaltlichen: Wirklich schade. Ich muss gestehen, dass ich sowas befürchtet habe, aber ich wollte es mal ausprobieren. Die Protagonistin ist sehr von der Situation aufgewühlt, sie weiß nicht, woran sie ist - das Sprunghafte soll dies verdeutlichen. Ich werde mir die Geschichte in einer ruhigen Minute nochmal vornehmen, um die Angst, die sie hat, zu verdeutlichen, das fehlt wohl wirklich.

Ich dank dir auf jeden Fall für deine Meinung.

erugoeliel

 

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