Denn dein Gott ist tot

[mark t]

Denn dein Gott ist tot

„Denn dein Gott ist tot“, sprach Monsieur Nepalá mit eindringlicher Stimme. „Welchen Sinn hat es für dich noch zu leben; denn du kannst nicht glauben. Du besitzt nicht den nötigen Intellekt unabhängig zu sein.“
„Sei doch still!“ replizierte Monsieur Autres ein wenig wirr. „Gott wird nie tot sein, so lange nur ein einziger Mensch an ihn glaubt.“
„Doch du wirst nicht der Eine sein, da du abhängig bist“, entgegnete der Andere „ von der Gesellschaft, vom Staat, von der Religion, ja selbst deiner Familie bist du hörig.“
„Schweig still Dämon!“
„Wenn ich schwiege, müsste ich gehen, und ohne mich bist du rein gar nichts. Du bist wertlos, für niemanden von Bedeutung ohne mich. Ich bin der diamantene Kern in dir, das Gold.“
„Du Übeltäter in mir, ich bin ein Freidenkendes Individuum.“
„Wach auf Autres, und du wirst merken, dass du tot bist und schon immer tot warst.
Du bist ein Unterwürfiger, welcher tut was ihnen befohlen wird. Einer jener die denken, aber ohne frei zu sein, ohne zu zweifeln. Diese denken was ihnen vor die Schnauzen geworfen wird. Sie denken was die Kirch sagt. O, du faschistische Kirche! Sie glauben an die Kirche auch wenn sie noch immer an ihren veralterten Dogmen festhalten. Von wegen Homosexualität ist nicht von Gott gewollt! Pah, darauf spuck ich. Selbst wenn die Kirche sagen würde, atmen sei sündig, würdest du dich beugen Willfähriger! Wagst du deine Meinung zu sagen? Offen? Was hältst du von deinem Kollegen der immer befiehlt und nie hört? Du hasst ihn von Tiefsten, Schwärzesten deiner Seele. Du nimmst dir immer vor ihm die Meinung zu sagen, doch dann führst du seine Anordnungen doch aus. Du sagst du müsstest auf den richtigen Zeitpunkt warten, doch der wird sich nie nähern. Du beugst dich den Schikanen, den Beleidigungen, den Flüchen! Wach auf aus deiner Traumwelt und du wirst bemerken, dass du tot warst! Wage zu denken Autres, wage es!

 

[Patrick W]

Guten Tag und herzlich Willkommen auf KG.de ! Schon der zweite Neuling diese Woche, den ich begrüßen darf!

Erstmal: Ich war mal genau wie du, habe "philosophische" Geschichten geschrieben, weil ich mich für einen ganz großen hielt. Aber das war ich nicht. Schon die zweite Parallele zwischen uns
Mit deiner Geschichte kann ich nicht wirklich viel anfang. Die philosophische Aussage findet man heutzutage in jedem x-beliebigen Abenteuerbuch wieder. Auch die sprachliche Gestaltung ist nicht grad der Hammer. Aber: Mit 15 ist man noch jung. Ich bin mir sicher, wenn du an dir feilst, wirst du irgendwann mal relysium duzen dürfen ^^.
Du schreibst in einem sehr gehobenen Stil. Allerdings haperst du manchmal etwas unbeholfen herum. Um das zu vermeiden und in Zukunft gelegentliche Schnitzer vorzubeugen, lies am besten :

"Das Bildnis des Dorian Gray" von Oscar Wilde (aber nur, wenn du depressionsfest bist!)

"Interview mit einem Vampir" von Anne Rice (hat nicht umsonst Kultstatus!)

und auf KG.de:

"Gothic Dreams" von Arya Stark

"The Funeral Song" von... mir ^^ (hat jedenfalls sehr gute Kritiken bekommen! Von Sprachlichen und Inhaltlichen her)

Besonders in der Ausarbeitung musst du dir noch mehr Mühe geben. Das ganze ist ein mit Müh und Not hingewurstelter Dialog. Ich weiß, wie sich Neulinge fühlen, wenn sie sowas schreiben. Sie wollen gleich auf den Punkt kommen. Aber so entsteht keine Atmosphäre. Geduld ist etwas, was man erst mit der Zeit erwirbt, wenn man denn lange genug lebt (und nicht an den Klippen relysiums Kritiken zerschellt!!!)!
Also, staffier das ganze noch mit einem hübschen französischen Sonnenuntergang und einer Unterhaltung zweier älterer Männer auf der Terrasse eines Cafés aus, feile am Sprachlichen, und du wirst sehen, deine Geschichte ist plötzlich um Welten besser !

Grüße und Glück für die Zukunft,

Lestat

 

[mark t]

es ist beabsichtigt dass der dialog ein wenig wir ist. Der Mann ist nähmlich schizophren oder ähnliches. Monsieur Nepalá steht für die floskel Il n'est pas la (d.h.: Er ist nicht hier) Aber danke für deine Kritik. Ach ja und könntest du mir bitte die gröbsten schnitzer rausschreiben? denn ich als autor bin nicht objektiv genug.

 

[Patrick W]

Der Mann ist nähmlich schizophren oder ähnliches.

Du als Autor solltest schon wissen, ob er nun schizophren ist oder nicht .

Hier sind die von dir verlangten gröbsten Schnitzer:

„Schweig still Dämon!“

richtig wäre: "Schweig still, Dämon!"

„Du Übeltäter in mir, ich bin ein Freidenkendes Individuum.“

Ich machs kurz: Dieser Satz ist lächerlich. Das "Übeltäter" bringt mich irgendwie zum lächeln... unfreiwillige Komik. Schreib doch anstatt dessen:

"Übeltäter! Ich bin ein freier Mensch, ein Individuum, von niemandem abhängig, schon gar nicht von dir!"

„Wach auf Autres, und du wirst merken, dass du tot bist und schon immer tot warst.

Anführungsstriche fehlen. Genau wie beim letzten Satz.

Die restlichen Kommafehler wirst du sicher alleine finden. ^^

Tschüss,

Lestat

 

[mark t]

Hi! danke für die verbesserungen! Ich mach mich nochmal über die geschichte her, verbessere sie und stell nochmal die verbesserte version rein! Lestat, sag mal du als Profi autor, kannst du mir sagen ob ich potenzial hab und noch was, hast du schon einmal etwas in Buchform veröffentlicht?
Tschüss
Mark

 

[Patrick W]

Lestat, sag mal du als Profi autor, kannst du mir sagen ob ich potenzial hab

Ich? Profiautor?
Zwar gibt es sicherlich schlechtere, aber ich würde mich jetzt nicht unbedingt Profiautor nennen. Lies dir die Geschichten von JackTorrance, relysium, Van Horebeke, Salem, Arya Stark, und noch vielen anderen durch. Du wirst merken, ich bin gar nicht so toll ^^ .
Aber danke für die Blumen!
Und ja, du hast Potential, also Talent. Aber Talent und Stil ziehen sich, wie ich schonmal zu nebukad sagte (der jetzt leider bockt ) an zwei verschiedenen Seilen den Turm des Erfolgs hinauf.

und noch was, hast du schon einmal etwas in Buchform veröffentlicht?

Junge! Ich bin fünzehn!

Grüße,

Lestat

 

[mark t]

Hi!
Und wie kann ich deiner meinung nach meinen stil verbessern?
Viel lesen, aber dass mache ich eigentlich schon. welche Übungen kann ich praktizieren um besser zu werden?

 

[Ben Wieland]

Hi mark
direkte Übungen zum besseren Schreiben gibt es eigentlich keine bessere als das Schreiben selbst. Du musst, wie man so schön sagt, deine Stimme finden, also deinen eigenen Stil, das was dich unverwechselbar macht, was dich das stückchen besser macht als die anderen. Heutzutage ist es leider so, dass es sehr schwer ist, etwas wirklich Neues zu schaffen, das Einzige, was ein Autor eigentlich tun kann, ist genau das zu machen, was die anderen auch machen, nur eben besser...
Du hast Talent und das ist schon mal gut, weil das die Grundvoraussetzung ist. Es gibt viele Menschen (vor allem viele Deutschlehrer), die können dir alles übers Schreiben erzählen und wissen genau, wie man es in der theorie machen muss, aber wissen eigentlich einen alten Scheiss übers Schreiben. Du kannst schreiben, du musst nur aufpassen, dass du dir selber keinen Stress machst. Du bist 15, kein großer Autor hatte mit 15 schon irgendetwas veröffentlicht.
Der einzige Weg, wie du dich selbst verbessern kannst und wie du vor allem herausfinden kannst, was für eine Art Schreiberling du bist, ist durchs Schreiben.
Und ich geb dir einen Tipp. Sei dir darüber im Klaren, warum du schreibst. Wenn du schreibst, um berühmt zu werden und damit die Menschen dich bewundern, dann wirst du daran irgendwann einmal scheitern. Denn das schaffen nur die wenigsten. Schreib für dich selber, einfach weil es dir Spaß macht, dann wird es auch am besten. Hab selber die Erfahrung gemacht.
Glaub mir, du wirst von Geschichte zu Geschichte besser.
Ich fand deine Geschichte übrigens gar nicht so schlecht, wie Lestat sie dargestellt hat. Sie ist eben nur etwas überhastet und wirkt etwas anfängerhaft, weil auch der Stil eben immer etwas variiert. Man merkt, dass du noch nicht deine eigene Richtung gefunden hast. Aber hey, du hast noch so viel Zeit.
Wünsch dir alles Gute. Ach ja, und übrigens, "Das Bildnis des Dorian Gray" würde ich lieber auf in ein paar Jahre verschieben, wenn ich du wäre... ;-)
Gruß
b

 

[mark t]

Hi b!
Danke fürs lesen und die Ausführungen. Dann muss ich mir wieder avschminken, dass mich meine Deutsch lehrerin ganz groß rausbringt ;-) . ich werde einfach schreiben, schreiben, schreiben... dann wirds schon bessere werden.
Lieben gruß
mark

 

[Die philosophische Ratte]

Vieles wurde schon gesagt. Einiges dagegen (noch?) übersehen.

O, du faschistische Kirche!

Das ist doch etwas ärgerlich. Alles, was nur irgendwie mit "Dogmen" zu tun hat, ist zugleich im Handumdreh'n "faschistisch". Die böse "Kirche" ja schon sowieso. Aus Tradition, so scheint es.

Via hab ich mir mal eben eine brauchbare Definition des einst von Mussolini geprägten Begriffes hergeholt:

Als Charaktistika des Faschismus gelten:
- Die Ablehnung des bisher konkret gegebenen
- Wille zum Kampf und Krieg
- strenge Ausrichtung am Führerprinzip, blinder Gehorsam höchste
Tugend,
- verabsolutiert das nationale Eigeninteresse
- verklärt die Geschichte des eigenen Volkes und von Gewalt als
Mittel der Politik
- Ausschließlichkeitsanspruch der Ideologie, u.a.auch Religionsersatz

Damit sollte hoffentlich klar sein, dass so etwas wie eine "faschistische Kirche" ein Widerspruch in sich und daher unsinnig ist.

Einer jener die denken, aber ohne frei zu sein, ohne zu zweifeln.

Das ist un- bzw. fehlsinnig: Zunächst wird "denken" hervorgehoben (Einer jener, die denken...), doch im folgenden Nebensatz wird just erklärt, dass sie wohl doch eher nicht "denken".
Denken setzt ein gewisses Maß an Freiheit voraus. Ein unfreier Denker (bzw. nichtzweifelnder) ist danach ein Widerspruch in sich. Außerdem heißt es schon zwei Zeilen später, dass sie wohl doch eher "glauben". Also, was denn nun?

Davon noch abgesehen ist diese Geschichte aber leider völlig unvollständig, dh. ohne Anfang, ohne Ende, ohne Hintergrund, etc.. Und das ist sicher ihr größtes Manko.

 

[mark t]

Die christliche Kirche hält sich noch immer für die beste aller Religionen, und hält andere für subalterne glaubensrichtungen. Es stimmt, dass sich in letzter Zeit daran etwas gebessert hat, aber in den wesentlichen Zügen ist es noch immer so. Z.B hat der Papst ausdrücklich gesagt er perhorrisziere eine gemeinsame Kommunion Von Evangelischen und Röm. Kath. Christen.
Usw, usw ....
Den Deenker bezog ich darauf, dass Menschen zwar denken aber nur das, was die Masse denkt, und was ihnen vorgeworfen wird zu denken.
LG
mark

 

[Die philosophische Ratte]

Die christliche Kirche hält sich noch immer für die beste aller Religionen,

Heißt das, dass Arroganz und Faschismus für dich ein und dasselbe sind?
Überleg' doch mal...

 

[Patrick W]

Da hat die Ratte gar nicht mal so unrecht... huch, wie klingt das denn?!

Ne, simmt aber, die Aussage, die Kirche sei faschistisch, ist m.E. nach auch eher Wichtigtuerei einzelner.

Grüße,

Lestat