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Der Einhornjäger
Der Einhornjäger
Die Augen von Minkel leuchteten, als er das große, stattliche Tier erblickte, welches sanft, fast schwebend durch das Unterholz glitt, den Kopf dabei aufrecht hielt und witternd um sich schaute. Es schien zu wissen, dass es wieder einmal jemanden gab, der sich auf seine Fährte setzte, versuchte es einzufangen, um sich mit dem Kopf des Tieres zu brüsten. Minkel meinte regelrecht zu spüren, wie die suchenden Blicke auf ihm heften blieben, wie sie ihn musterten, durch das dichte Blattzeug hindurch. Der Jäger hielt den Atem an, vermiet es, sich zu bewegen und sprach doch trotzdem mit seiner Körpersprache zu der kleinen Gestalt, die neben ihm stand, sich ebenfalls nur mit viel Mühe unter Kontrolle halten konnte. Das sah Minkel auf den ersten Blick, denn Greek zeigte eine Angespanntheit, die das fremdartig wirkende Gesicht fast maskenhaft machte.
Das längliche, in sich gewundene Horn, des Tieres stach spitz hervor. Leuchtete gelegentlich in der aufblitzenden Sonne, die schon seit Wochen am Himmel stand und den Boden des Waldes langsam auszudörren. Die Hufe des Tieres scharten, schienen nach den Beobachter suchen zu wollen, der sich nicht ganze zwanzig Schritt von ihm entfernt aufhielt. Minkel wusste aber, dass er es schaffen konnte, schließlich gehörte er zu den erfahrensten Jägern des Königreiches und seine Trophäen machten so manchen Adligen stolz. Und nun wollte er sich selber ein Denkmal setzten.
Er brauchte nur auf das glanzvolle Tier schauen, welches nun durch die breiten Nüstern Luft einzog, um zu merken, wem oder was er gegenüber stand. Es sah glänzend aus mit dem weiße Bart, der am Kinn des Pferdes wuchs, ihm einen weisen Ausdruck verlieh und die Augen dazu, die irgendwie schwarz waren, aber auch gar keine Farbe zu besitzen schienen, paarten sich zu einer Intelligenz, die seines gleichen suchte. Minkel war sogar soweit anzunehmen, dass ein vernunftbegabter Verstand hinter der glatten Stirn tickte.
Die Blicke löste er nur mit viel Mühe von den muskulösen, aber dennoch schlanken Körper des Tieres, schaute zornig zu Greek, der es einfach nicht hinbekam, die sehnigen Beine unter Kontrolle zu bekommen, die unnachgiebig die Füße auf und absetzten.
Zwar schaute das rothaarige Wesen, mit den großen, dunklen Augen, zu Minkel hoch, versuchte mit dem verziehen des Mundes sich zu entschuldigen, bekam aber nicht die Gnade die es verdiente. Der Jäger nämlich ballte nur die Faust, lauschte dabei dem Knirschen des Leders, welches seine Hand umschloss und ärgerte sich darüber.
Nur der Blick auf das Einhorn besänftigte ihn.
Er hob die Hand wieder an, atmete dabei genüsslich aus und bewegte dabei die Finger. Was Greek alles sagte. Ihn auf den Rücken greifen ließ. Mit schnellen Bewegungen kam die noch nicht gespannte Armbrust zum Vorschein. Die schmutzigen Finger Greeks spannten mit fliesenden Bewegungen den Bolzen ein, der auf einen Knopfdruck hin zwei weitere Harken ausfuhr, die sich im Fleisch des Opfers verfangen sollte. Es sozusagen band, an dem Schützen der Armbrust. Denn ein Seil war am Schaft des Bolzen befestigt, welches Greek an einem Baum wickelte.
Minkel lächelte. Es lief alles genau nach Plan, das Einhorn war anscheinend nicht mehr misstrauisch, auf jeden Fall senkte es den Kopf, um aus dem kleinen Bach zu trinken, der sich geradlinig durch den Wald erstreckte. Kein Geräusch drang zu dem Jäger herüber, als das Tier in großen Schlücken trank. Und genau dieser Zauber war es, der Minkel faszinierte, ihn dazu anspornte, endlich das Tier zu schießen.
Er wusste zwar, dass er sich niemals wieder in den westlichen Wäldern sehen lassen brauchte, wenn er das Glück haben sollte das Einhorn zu besiegen, denn die hier lebenden Elfen waren verbunden, mit den Wächtern des Waldes. Was aber kümmerte ihn hochnäsige Elfen? Mit diesen Gestalten der Wälder hatte er noch nie viel zu tun gehabt, und er wollte an diesem Umstand auch nichts ändern. Schließlich unterschieden sich die beiden Gruppe zu sehr, um sich gut zu verstehen. Minkels Lebensinhalt bestand darin, Lebewesen zu töten und der der Elfen war das genaue Gegenteil. Sie lebten mit der Natur, nahmen nur da was sie brauchten. Minkel hingegen lebte von den Wäldern! Er verdiente sich so sein Lebensunterhalt.
Wieder bewegten sich seine Finger, leise und zielsicher, griffen nach der gereichten Armbrust.
Das rechte Augen schloss er, spähte so durch die Kimme auf das Korn, um die Flanke das Einhorns genauestens zu betrachten. Weiß war das glatte Fell, verlieh dem Tier eine Reinheit, die jeden dazu ermahnte, nichts böses zu tun. Die Zweifel, die Minkel plötzlich beschlichen wischte er beiseite. Der Jäger schluckte kurz, konzentrierte sich auf sein Ziel, auf den Ruhm und die Ehre. Und zielte genau.
Er schoss!
Das leise Surren des Bolzen, der das Band hinter sich herzog, klang wie Musik in seinen Ohren. Ließ ihn die Augen weit öffnen, dorthin schauen wo das Einhorn noch stand, verwundert den Kopf hob, und Minkel anscheinend genau anschaute. Dieser wich erschrocken zurück, verfolgte aber weiterhin die Flugbahn des Bolzens und musste mit Schrecken feststellen, das er nicht traf. Das Ziel war verfehlt worden!
Ein hohler Laut drang zu ihm herüber, als der Bolzen sich in den Stamm einer mächtigen Buche bohrte, bis zum Schafft in diesem verschwand. Er musste schlucken, spürte eine Trockenheit in seinem Mund, die er mit einfachen Speichel nicht vertreiben konnte. Minkel blinzelte, wischte sich über die Augen und musste sich weiterhin einem Bild hingeben, welches es nicht geben durfte. Der Jäger war außer sich, hatte mit einmal weiche Knie und musste sich an Greek festhalten, der ebenso fassungslos wie überrascht war. Er sagte wohl etwas, quiekte in den vertrauten Lauten seiner Heimatsprache, ohne aber verstanden zu werden.
,,Das, das kann nicht wahr sein“, hauchte Minkel schließlich, als er die Überraschung so weit verdaute, dass er wieder einen klaren Gedanken fassen konnte:,, Das ist unmöglich. Ich habe doch genau gezielt.“
,,Vielleicht hast du die Armbrust verrissen?“ Spekulierte Greek, der darauf gleich einen klagenden Laut ausstieß, sich die blutende Nase hielt und darum kämpfte das Gleichgewicht zu halten.
Minkel funkelte ihn an, wischte sich den Handschuh an seinen Beinkleidern ab und schüttelte den Kopf. Dieser eine Satz seines Gehilfen war wie eine Beleidigung gewesen, sie wertete ihn ab, etwas, was niemand durfte:,, Ich glaube nicht“, spie er die Worte aus:,, so etwas ist mir noch nie passiert. Hast du verstanden? Das Einhorn müsste tot vor mir liegen. Wenigstens schwer verletzt.“
,,Tut es aber nicht“, hielt ihn Greek entgegen, der den Kopf drauf hin gleich wieder zwischen die Schultern nahm und sich versuchte klein zu machen:,, Ich auf jeden Fall sehe es nicht!“
,,Da heben wir ja etwas gemeinsam.“
Mit diesen Worten löste Minkel sich aus seinem Versteck, schaute sich noch einmal kurz um, vergewisserte sich damit, dass sich niemand weiteres in seiner Umgebung befand und trat auf den Bach zu. Er sah nichts, nicht einmal einen Hufabdruck. Nur das Seil erblickte er, welches verschlungen auf dem Boden lag. Er brach den Bolzen ab, brauchte dafür nicht einmal einen großen Teil seiner Körperkraft. Die Wut die in ihm steckte, machte ihn unberechenbar.
So wand er auch den Kopf, als er das unbeholfene Knacken im Unterholz hörte, welches von Greek verursacht wurde, als dieser wieder aufstand und versuchte hinter dem Busch hervor zu treten.
,,Kannst du eigentlich auch einmal etwas richtig machen?“
,,Habe ich das Einhorn verfehlt oder du?“ Kam die prompte Antwort, die Minkel erzürnte, dass er laut knurrte. Jetzt brauchte der Jäger nur in die Augen der kleinen Gestalt blicken um zu wissen, dass sie Todesängste ausstand. Die knochigen Finger, die den Köcher mit den Bolzen hielt, öffneten sich, ließen ihn fallen.
,,Das... das war nicht so gemeint“, stieß Greek panisch hervor, wohl wissend, wenn Minkel ihn erreichte, dass seine letzte Stunde geschlagen hatte:,, Wirklich nicht. Du muss...“, seine Worte gingen in einem keuchenden Stöhnen unter, nachdem sich die Hände des Jägers um den Kragen seiner Weste legten. Diese eindrehten und ihn augenblicklich die Luft zum atmen nahmen.
,,Überlege dir vorher was du sagst, Greek“, zischte Minkel:,, Oder ich breche dir deinen dürren Hals.“
,,Ich habe verstanden“, keuchte Greek, wollte sich noch die Hand an die Stirn schlagen um zu salutieren, kam aber nicht mehr dazu, da Minkel ihn einfach von sich wegstieß.
Mit einer inneren Befriedigung sah Minkel zu, wie sich der drahtige Gestalt Greeks wieder aufrichte, verlegen zu seinen Herren guckte und Worte der Entschuldigung murmelte.
,,Such es“, sagte Minkel, ohne auf Greek zu achten:,, Irgendwo muss dieses verfluchte Untier doch sein. Es wird sich ja wohl nicht einfach in Luft aufgelöst haben.“
,,Einhörner sind lebende Magie“, flüsterte Greek:,, Sie stehen mit den Geistern der Wälder in enger Verbindung.“
,,Willst du mir eine Lehrstunde über Legenden und Mythen halten?“
,,Nein!“
,,Dann halte deine Klappe und suche dieses verdammte Scheißvieh!“
Mit diesen Worten verschwand das kleine, geduckte Wesen auch schon. Sagte noch etwas, was der kniende Minkel aber nicht mehr mit bekam, da dieser nun krampfhaft versuchte eine Fährte zu finden, die ihn zu dem Einhorn brachte. Die Hand wischte immer wieder über den Boden, suchte nach der kleinsten Unebenheit. Er fand aber nichts.
Enttäuscht richtete er sich wieder auf, schaute noch einmal dorthin, wo Greek verschwunden war und griff nach der Armbrust, die immer noch an ihrem alten Platz lag, holte sich einen Bolzen aus dem Köcher und legte diesen auf. Er würde einfach so in den Wald eindringen, würde sich auf sein Glück verlassen und darauf hoffen, noch einmal das Einhorn zu entdecken.
Er schimpfte immer noch über sich, dass er so leichtsinnig gewesen war, dass er einfach so auf das magische Tier schoss. Ohne sich dabei im klaren zu sein, wie dieses Tier reagieren würde. Schließlich war Minkel zum erstenmal auf ein Einhorn getroffen und konnte aus diesem Grund nicht mit Bestimmtheit sagen, wie es einer Gefahr aus dem Weg ging. Eindrucksvoll hatte das Einhorn es jetzt ja demonstriert. Eine Tatsache, die den Jäger dazu mahnte vorsichtig zu sein, sich dabei immer vor Augen zu führen, dass er hier auf einen Gegner stieß, der mit normalen Maßstäben nicht zu vergleichen war. Das Einhorn war kein Wildschwein oder einen Hirsch den man nach kurzer Jagt schoss und zufrieden häutete. Nein, hier lagen die Tatsachen anderes.
Immer noch in Gedanken versunken schlich Minkel durch den Wald, fühlte sich mit einmal beobachtet und blieb aus diesem Grund stehen. Er schlich auf einen Baum zu, blieb an diesem stehen und schaute um sich. Meinte plötzlich von stechenden Blicken durchbohrt zu werden.
Minkel drehet sich leicht, flüsterte:,, Greek? Bist du das?“
Er bekam keine Antwort, atmete flach ein. Es wollte einfach nicht verschwinden, ließ Minkel nicht los. Dieser wurde langsam nervös, hörte nur das gelegentliche Rufen einzelner Tiere, die in unmittelbarer Nähe weilten, oder weit weg wahren. Ihre lauten Schrei hörten sich wie Warnungen in seinen Ohren an. Sie schrieen vor Angst, machten den Jäger nervös, der nun um den Baum herum schlich, die Armbrust immer schussbereit.
Ein leises Schnaufen ertönte dicht vor ihm entfernt. Äste brachen unter seinen schweren Stiefeln. Ließen ihn zusammen zucken, da er meinte, sich durch diese lauten Geräusche zu verraten. Aber etwas anderes sagte ihm, dass er längst nicht mehr der Jäger war, sondern dass sich etwas anderes an seine Fersen heftete.
Minkel leckte sich über die spröden Lippen, fühlte den leichten Schweiß auf den Handinnenflächen und wünschte sich mit einmal seinen kleinen Gehilfen an die Seite. Doch Greek war in die andere Richtung verschwunden, befand sich nicht einmal in seiner nähe. Und wenn er jetzt rufen würde?
Minkel überlegte sich diesen Schritt wirklich, konnte das drückende Gefühl im Bauch nicht ignorieren. Es fühlte sich dumpf und schwer an. So wie Steine, die man vielleicht mal getragen hatte als Kind, um sie ins Wasser zu werfen, damit man den aufgewühlten Wellen zuschauen konnte, wie sie sich am Ufer zerbrachen.
Plötzlich wollte er verschwinden, spürte Panik in sich aufwallen und blieb abrupt stehen, als er aus dem Augenwinkel etwas weißlich schimmern sah. Der Geruch von einer sommerlichen Wiese, eines frischen Windes stieg ihn in die Nase und vermittelte ihm, dass er nicht mehr alleine war. Schnell wollte er sich umdrehen, den plötzlich erlittenen Schock verarbeiten, um dann einen Schmerz zu spüren, der ihn von der linken Flanke bis in die Brust schoss. Er schrie einmal kurz auf. Riss die Armbrust noch herum, um dann den Boden unter den Füßen zu verlieren. Er wurde regelrecht durch die Luft geschleudert, merkte dass er augenblicklich die Orientierung verlor. Nach mehreren Saltos in der Luft, die er nicht abbremsen konnte, egal wie sehr er auch mit den Armen ruderte, schlug er stöhnend und keuchend auf den Boden auf. Sämtliche Luft wurde ihm aus den Lungen gepresst. Er schaffte es nicht mehr ordentlich zu atmen. Merkte sofort die Panik, die in ihm aufstieg, als er sich im klaren darüber wurde, qualvoll ersticken zu müssen. Einen Gedanken, an den er sich noch niemals hatte gewöhnen können. Viel zu sehr hafteten die Erinnerungen der Vergangenheit an ihm, die ihm immer wieder die Bilder eines blauanlaufenden Vaters zeigten, der mit strampelnden Beinen in der Luft hing, die Hände an dem Strick, die versuchten das Würgen zu unterbinden. Minkels Vater schaffte es nicht und seit dem saß die Angst im Körper des Jägers, sterben zu müssen ohne Luft dabei zu bekommen. Es war einfach zu schrecklich gewesen, da zu stehen, auf den Vater zu schauen, wie dieser sich selber strangulierte, aus einem kleinen Fehler heraus, der ihm das Leben kostete.
Die Schmerzen holten ihn zurück, ließen ihn die Hand auf die blutende Stelle pressen. Dabei fühlte er wie sich ein langsamer, aber stetig laufender Strom warmen Blutes daran machte, den Wams zu durchnässen. Er war getroffen wurden, von irgendetwas. Minkel blinzelte, fühlte eine Unebenheit unter seinen Kopf, was er erst sehr spät aus Äste eines Strauches erkannte, die unter seinem Gewicht zusammen gebrochen waren. Der vergebliche Versuch sich aufzurichten, endete mit einem lauten, schmerzerfüllten Schrei, der lange Echos hinter sich her zog und vereinzelte Vögel aus dem Unterholz aufschreckte.
Diese flogen flatternd davon, übertönten aber nicht das Geräusch von aufsetzenden Hufen.
Zwar öffnete Minkel die Augen, wollte dorthin schauen wo er die langsamen, leisen Schritte hörte, konnte aber nicht erkennen, nicht einmal eine Schäme oder ähnliches. Nicht das es heißen sollte er konnte nicht mehr gucken. Das stimmte nicht. Er erkannte ganz deutlich die dicht beieinander stehenden Bäume. Die grünen, in sich rote Früchte tragenden, Büsche. Auch das Laub, welches am Boden lag, sah er sehr gut. Nur eben nicht die Quelle, die die Geräusche verursachte. Noch einmal stemmte er sich hoch, ignorierte den Schmerz, der weiter durch seinen Körper raste, ihn an Feuer erinnerte, welches die Haut verbrannte. Wieder gelang es ihm nicht, den Oberkörper aufgerichtet zu halten. Er sackte in sich zusammen, fühlte nur noch bleierne Taubheit und wünschet sich, dass das Blut endlich aufhörte aus der Wunde zu sickern. Den Kopf zu senken und nach der Verletzung zu schauen, glich schon fast einem Wunder. Die rasenden Kopfschmerzen, die sich in ihm ausbreiteten, brachten Übelkeit und den Wunsch mit sich, dass er sich übergeben wollte. Aber dennoch blieb er standhaft, sah den roten Fleck auf der Kleidung und die Einstichstelle, aus der weiter sein Leben floss.
Erst als er den Kopf wieder hob, schreckte er zusammen, rutschte weiter in den Busch hinein und presste die Lippen aufeinander. Nicht weit von ihm entfernt, keine zwei Schritt, stand es wieder. Groß, majestätisch, schön anzusehen in seiner ganzen Form und Gestalt. Der Kopf war leicht gesenkt, so dass Minkel das Horn gut erblicken konnte, welches von seiner glänzenden Farbe eingebüßt hatte und nun einen leicht bräunlichen, dumpfen Ausdruck besaß. Und der Jäger verstand sofort was dieses bedeutete. Es war sein Blut, was als dunkle Trophäe am Schädel des Einhornes klebte. Ein Beweiß dafür, dass er besiegt worden war.
Grollender Zorn machte sich in ihm breit, trieb ihn dazu, alle Schmerzen zu vergessen, die er im Körper spürte. Er ignorierte auch das pochende Drücken hinter der Stirn, und versuchte sich hoch zustemmen. Wie er es nun schaffte, wenigstens in die aufrecht sitzende Position zu gelangen, konnte er selber nicht sagen, wusste aber mit einmal, dass sich ihm eine ausgezeichnete Möglichkeit bot, doch noch an das zu gelangen, was er so gerne besitzen wollte. Er hob die Armbrust an, zielte nicht einmal und kam gar nicht dazu den Finger zu krümmen. Das Einhorn nämlich bäumte sich auf, trat zwei Luftlöcher und ließ die harten Hufe auf den geschwächten Körper Minkels prallen.
Dieser bekam die beiden Treffer nicht einmal wirklich mit, spürte nur einen harten Druck auf der Schädeldecke und an der Schulter. Das unangenehme Knirschen, welches ihm ans Ohr drang, konnte er erst gar nicht unterordnen. Begriff dann aber Augenblicke später, dass es sein Knochen sein musste ,der gebrochen war, da er den Arm plötzlich nicht mehr bewegen konnte. Alles in ihm erschlaffte. Das Bild verschwamm, nur die dunklen, unergründlichen Augen des Einhornes blieben ihm in Erinnerung. Sie begleiteten ihn, trugen ihn mit hinab in ein Tal, welches einen ruhigen und sanften Schein in sich trug. Sie klagten ihn an, warfen ihn vor, die Jagt eröffnet zu haben und erzählten ihm nun davon, dass er eine Strafe dafür erhielt, die schwerer nicht wiegen konnte.
Minkel wollte sich noch einmal aufbäumen, gegen das plötzliche Begreifen angehen. Er schaffte es aber nicht. Konnte die Geräusche nicht zurück holen, die mehr und mehr damit beschäftigt waren aus seinem Bewusstsein zu verschwinden. Er wollte sich an alles klammern, die Farben und Töne festhalten, ihnen nicht gestatten davon zu gehen. Schließlich brauchte er sie doch, um weiter leben zu können.
Es wurde ihm aber verwehrt. Er durfte nicht hier bleiben. Minkel musste gehen.
Und er verschwand...
Ende