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Der Hund des Sultans

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03.10.2004
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Der Hund des Sultans

Der Hund des Sultans

„Neeeiiiiiinnnn!“, hallte es durch die Gemäuer des Palastes von Sultan Abahami. „Nein!“ Die Wachen rannten sofort in die persönlichen Gemächer des Sultans und fanden ihn dort auf dem Boden kniend, wie er die Hände empor hob und verzweifelt brüllte.
„Herr Sultan, kann ich Ihnen helfen?“, erkundigte sich Peristoteles, sein Gehilfe, der gerade dazustieß. „Fehlt Ihnen etwas?“
Gedankenverloren reichte ihm der Sultan einen Brief, auf dem mit sorgfältig ausgeschnitte-nen Zeitungsbuchstaben geschrieben stand: Wir haben Ihren Hund, Sultan. Ihm wird nichts geschehen wenn Sie tun, wie wir Ihnen befehlen. Halten Sie zehn Millionen Goldstücke in Ihrer Schatzkammer bereit, stellen Sie sie in zwei Koffern neben den Obststand an der Kir-che, sobald die Sonne dreimal untergegangen ist. Dann war da noch ein Pfotenabdruck des Hundes auf dem Papier.
„Sie haben meinen Hund“, sagte Abahami. „Meinen Hund, oh du armer Knuffiduff.“
Knuffiduff, das war der etwas eigenwillige Name des Tieres, das Sultan Abahami nun schon treu zur Seite stand, seit er es vor drei Jahren aus einem Brunnen gerettet hatte.
„Sagen Sie, dass die geforderte Geldsumme abgezählt, in Koffer gepackt und dann in mei-ner Schatzkammer bereitgehalten werden soll. Ich werde die Forderungen dieser Leute erfül-len, wer auch immer sie sind.“
Peristoteles wollte nicht so einfach nachgeben. „Aber Herr Sultan, was wenn diese grausa-men Menschen Ihrem Hund trotzdem etwas antun? Ich meine, es kann doch gut sein, dass sie Sie übers Ohr hauen wollen. Nein, nein, Herr Sultan. Ich habe da eine viel bessere Idee.“
Hoffnungsvoll blickte Abahami zu seinem Gehilfen auf. „Was Peristoteles? Was?”
„Wir brauchen einen Spezialisten, einen absoluten Profi: Kommissar Klaus Schnigge!“
„Wer ist das?“, fragte der Sultan neugierig. „Er kann uns helfen?“
„Ja“, versicherte Peristoteles. „Er ist ein Meister seines Fachs, ein sehr guter Kommissar.
Klaus Schnigge kommt aus Deutschland, ich vertraue ihm voll und ganz, seit er einem Freund von mir vor einigen Jahren geholfen hat, eine teure Münze wiederzuerlangen, die ihm gestoh-len wurde. Vertrauen auch Sie ihm Herr Sultan, es ist den Versuch wert.“
Sultan Abahami überlegte kurz und gestattete es dann dem Gehilfen Kommissar Schnigge mit der Ermittlung zu beauftragen, fügte aber hinzu, dass sich der Kommissar auf ein Don-nerwetter gefasst machen könne, sollte dem Hund etwas zustoßen. Und wenn der Sultan ein Donnerwetter sagte, dann verhieß das nichts Gutes.
Klaus Schnigge war ein etwas rundlicher Oberkommissar in den Vierzigern mit einer Halb-glatze. Er saß in seinem Büro, als das Fax von Sultan Abahami ankam.
Sehr geehrter Herr Schnigge, mein Name ist Peristoteles, ich bin der persönliche Gehilfe von Sultan Abahami. Sein armer Hund Knuffiduff wurde gestern von skrupellosen Kidnappern entführt und nun verlangen sie eine hohe Lösegeldsumme. Es wäre uns eine Ehre, wenn Sie die Ermittlungen leiten und uns helfen könnten, den Hund des Sultans zu befreien.
Interessiert las Schnigge das Fax ein zweites Mal durch, und noch einmal, und noch einmal. Leise kicherte er in sich hinein, ein Fax von einem Sultan! Aus Persien! Immer noch amüsiert lehnte sich der Kommissar in seinem Stuhl zurück, bis er auf den Gang sehen konnte.
„Hey, Roland!“, rief er zum Büro nebenan, worauf sich sein Kollege seinerseits zurücklehn-te, bis er auf den Flur schauen konnte.
„Was gibt’s, Klaus?“
„Ich habe einen Auftrag für uns – wir gehen nach Persien!“, rief er begeistert und lachte.
Anfangs dachte Roland, das wäre ein Scherz gewesen, aber am nächsten Tag stiegen sie schon aus dem Flugzeug und wurden von einer Kamelkolonne abgeholt.
„Andere Länder, andere Sitten“, sagte Schnigge und wieder kicherte er. Für einen Kommis-sar hatte er einen ausgeprägten Humor, Roland fühlte sich dagegen auf seinem Kamel nicht so gut, er ist ein, zwei Mal fast heruntergefallen.
Nur zehn Minuten später erreichten sie das große Tor des Palastes und stiegen von ihren Kamelen ab, die dazu brav in die Knie gingen. Auf den hohen Treppen standen mehrere prachtvoll gekleidete Männer und links und rechts standen Jungen mit Trompeten. Wie als wäre der Sultan selbst gekommen, bliesen sie mit aller Kraft in die Trompeten, der Klang hal-te durch die ganze Stadt, über den Markt und bis weit in die Wüste, die sie umgab.
„Höret, ein Freund des Sultans aus Europa hat soeben unser Land erreicht! Begrüßet und ehret ihn!“, rief einer der Jungen und kaum eine Sekunde später kamen Mädchen angerannt, die die Treppe mit Rosenblüten beschmissen.
„Ein gastfreundliches Land“, bemerkte Schnigge.
Die beiden Kommissare stiegen die Treppen hinauf und wurden in den Empfangssaal von Abahami geleitet. Der Sultan saß auf dem goldenen, großen Thron und zu seiner linken stand sein Gehilfe Peristoteles, wie Schnigge richtig vermutete.
„Seid gegrüßt!“, sagte der Sultan feierlich. „Aber ich möchte keine Zeit verlieren, Peristote-les wird euch zeigen, wo mein Knuffiduff lebte, bevor diese Leute ihn entführten. Tun Sie Ihre Arbeit, Sie sollen nicht dabei gestört werden.“
Der Gehilfe ging zusammen mit den Kommissaren einen Raum weiter, auch dies war ein riesiger Saal, an dessen Wand Gemälde des Hundes, es war ein Schäferhund, hingen.
„Jetzt, viel Glück bei den Ermittlungen“, sagte Peristoteles und schon war er fort.
„Nun ja, so viel zu Gastfreundschaft“, sagte Roland.
„Sei dir nicht so sicher, aber wir sind gekommen, um eine Aufgabe zu erfüllen und nicht, um hier Urlaub zu machen. Also, wie gesagt: ran an die Arbeit.“
Klaus und Roland suchten im ganzen Raum nach Hinweisen auf die Entführung, Klaus kroch auf allen Vieren.
„Ein Gewaltverbrechen war es sicher nicht, vielleicht haben sie den Hund mit einem Kno-chen angelockt oder mit einem Kundekuchen. Hier sind Krümel von so einem Kuchen.“ Der Kommissar überprüfte die Stelle genau und wühlte dann in seinem Koffer mit der Ausrüs-tung.
„Dort liegt eine Packung mit Hundekuchen, sie ist angebrochen. Ich glaube nicht, dass sie vom königlichen Hof kommt, denn hier halten sie immer alles sehr sauber.“
Klaus nahm eine Probe von den Fingerabdrücken und legte sie in seine Mappe, gerade in dem Moment, als Roland etwas anderes entdeckte.
„Vorsichtig waren die Verbrecher nicht“, sagte er. „Hier liegt ein Amulett, es ist nicht aus echtem Gold, glaube ich. Muss einem von den Entführern gehören, vielleicht hat der Hund doch etwas rumgezappelt und dabei hat der Entführer es verloren.“
Noch am selben Tag ließen die deutschen Kommissare die Fingerabdrücke in die persische Fahndungsliste einfügen und untersuchten das Amulett genau. Sie öffneten es und im Innern fand sich ein kleines zusammengefaltetes Briefchen:
Arineas, Ihr bekommt ein Drittel des Lösegeldes, wenn es Euch gelingt, den Hund des Sul-tans zu entführen. Unterzeichnet war der Brief mit Porasius.
„Porasius“, sagte Klaus Schnigge, „das muss der Drahtzieher hinter all dem sein. Und Ari-neas kidnappte schließlich den Hund. Damit haben wir mehr als genügend Indizien.“
Sie legten dem Sultan die Beweisstücke vor und er schaute zornig auf. „Porasius, dieser Hallunke! Er ist mein Bruder und eigentlicher Thronfolger, doch mein Vater enterbte ihn des Thrones und ich wurde zum neuen Sultan ernannt. Das konnte er mir anscheinend nicht ver-zeihen. Mein Bruder lebt am anderen Ende der Stadt, nur zu dumm, dass sein Söldner, den er angeheuert hat, dieses billige Imitat verloren hat!“ Er deutete auf das Amulett. „Ich möchte, dass Sie zusammen mit der Stadtwache meinen Bruder aufsuchen und festnehmen.“ Mit we-hendem Umhang verließ der Sultan den Saal.
Mindestens dreißig Leute begleiteten die Kommissare zu Porasius, der sich ohne Wider-stand festnehmen ließ. „Wo ist der Hund?“, fragte Klaus Schnigge den Festgenommenen.
„Im Keller. Aber es geht ihm gut.“
Und tatsächlich, als sie die Tür zum Keller öffneten, sprang ihnen der Schäferhund quietschfidel entgegen und bellte fröhlich auf. Dann sprang er Peristoteles in die Arme, der fast hinfiel. „Braver Hund, braver Hund. Ich bringe ihn nun mal lieber zum Sultan. Bis bald, Sultan Abahami wird euch gebührend empfangen.“
Klaus Schnigge und Roland konnten kaum erwarten, was der Sultan ihnen zu ihnen sagen würde. Abahami strahlte über beide Backen und umarmte die beiden, was eine große Ehre war. Dann sah er sie verheißungsvoll an und sagte: „Ihr sollt bekommen, was euer Herz be-gehrt.“
Roland malte sich schon so manches aus, doch Klaus antwortete nur, er würde sich freuen, noch ein paar Tage in Persien Urlaub machen zu dürfen und dann einen Flieger zurück zu bekommen. „Das wäre geschafft“, sagte er.

 
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Okay, danke für den Hinweis. Dachte nur, es wäre vielleicht nett, sich kurz vorzustellen beim ersten Posting. Ist hier wohl nicht üblich, dann passe ich mich gerne an ;)

Grüße,
Dominik

 

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