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Der Hundebiss

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01.04.2004
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Der Hundebiss

Anne-Marie S., eine erstklassige Schauspielerin aus einem Münchener Tingeltangel, stürzte völlig aufgelöst in eine Polizeiwache im Münchener Stadtteil Trudering - Riem und schrie hysterisch:

„Mich hat ein Hund in den Hintern gebissen!“

Die Polizisten, etwas verduzt, über das ungewöhnliche Verhalten der jungen Dame, blickten sich zunächst verwundert an, bemerkten dann aber, das diese aufgebrachte Person scheinbar nicht ganz nüchtern war.
Und da die Münchener Polizei immer um das Wohl ihrer Mitbürger besorgt ist und keinerlei äußerliche Merkmale – wie einer zerrissener Rock oder eventuell sogar Blut – erkennbar waren, baten sie die junge Frau zum Zweck einer genaueren Untersuchung ihnen doch genau die Stelle zu zeigen, an der das Raubtier angeblich zugebissen haben soll.
Anne-Marie S. drehte sich kurzerhand um, lüftete ihren Rock, legte ihre Daumen rechts und links an die Hüften und in dem sie sich bückte zog sie gleichzeitig Strumpfhose und Schlüpfer bis unterhalb ihrer Kniekehlen, der gesamte Bewegungsablauf hatte den Anschein einer Routineübung.
Aber so sehr die Beamten den süßen, kleinen Hintern von Anne-Marie S. begutachteten, sie konnten keinerlei Bissverletzungen feststellen, auch die Polizisten, die man aus den Nebenräumen und den anderen Stockwerken hinzu gezogen hatten um diesen komplizierten Fall zu lösen, waren völlig ratlos und sahen sich das Hinterteil der jungen Dame mit betretenen Gesichtern an.
Und so stand Anne-Marie S. eine ganze Weile vor den Münchener Polizisten, in tadelloser Haltung, das blanke Hinterteil den Ordnungshütern zugewandt, mit durchgedrückten Knien, die Hände berührten ihre Schuhspitzen
Schließlich nahm sich eine älterer, erfahrener Polizist sich der jungen Dame an indem er Anne-Marie S. zunächst bat wieder eine aufrechte Haltung einzunehmen.
Genau so flink wie Anne-Marie ihre Strumpfhose samt Schlüpfer herunter gezogen hatte, genau so schnell zog sie die Kleidungstücke wieder an die richten Stelle, sogar die Strümpfe waren völlig glatt ohne erkennbare Falten.
Dann drehte sie sich herum, so das die Polizisten ihr hübsches Gesicht erkennen konnten, sah die Beamten der Reihe nach mit einem triumphierenden Lächeln an und verließ wortlos das Polizeirevier.
In den folgenden Monaten sollen sich in der Münchener Umgebung derartige Vorfälle mehrfach wiederholt haben, ob aber immer wieder Anne-Marie S. die Täterin war oder es sich um boshafte Nachahmerinnen gehandelt hat, konnte den Berichten der Polizei nicht entnommen werden.
Diese Ereignisse sind der Grund dafür, das der vulgäre Ausdruck „verarschen“ Eingang in die derbe Mundart der Bayern gefunden hat.
Nachdem diese Wortschöpfung von allen Bayern begeistert aufgenommen wurde und landauf und landab in aller Munde war, ja sogar dieses neue Wort täglich mehrmals aussprachen, begannen die Bajuwaren dieses Wort zu exportieren.
Zunächst fand dieser Ausdruck bei den Schwaben, die das Hochdeutsche ja auch nicht beherrschen, Eingang in die Umgangssprache, die angrenzenden Bundesländer Hessen, Rheinland-Pfalz und das winzige Saarland, wurden förmlich genötigt diesen obszönen Ausdruck zu übernehmen und als die Bundesregierung nach der Wiedervereinigung gezwungen war, einen Standortortwechsel vorzunehmen, waren es vor allem die Bayern, die vehement ihre Zustimmung dazu gaben, weil sie den reinen und heimatverbunden Dialekt in den neuen Bundesländern mit ihrer grobschlächtigen Ausdrucksweise verderben wollten.
Mit großem Bedauern muss der unbefangene Bürger heute feststellen, das es den Bayern mit ihrem urwüchsigen Durchsetzungsvermögen weitgehend gelungen ist, einen großen Teil der Bewohner unseres geliebten Vaterlandes mit ihrer obszönen Ausdrucksweise zu infiltrieren.
Nur in Sachsen wurde vereinzelt heldenhafter Widerstand geleistet, die große Ausnahme aber waren – wie so oft - die Berliner, sie ließen sich von den Bajuwaren nicht übertölpeln und verhinderten es, dass ihre feinsinnige Mundart mit vulgären Ausdrücken verunstaltet wurde.
Bedauerlicherweise kann man das nicht von der nach Berlin eingezogenen Regierung nebst ihrem vieltausendköpfigen Anhang behaupten, sie nahmen diese neue Wortschöpfung, die durch das Verhalten der kleinen, mutigen Münchener Schauspielerin entstanden war, mit großer Begeisterung auf und erklärten diesen Begriff zum Regierungsprogramm.

 

Hallo lahoff,

deine Geschichte lässt bei mir eine etwas krause Stirn zurück, weil mir nicht ganz klar ist, worin der satirische Aspekt der Geschichte nun liegen soll.

Wie schon so oft von mir dargestellt, besteht eine Satire, einmal völlig losgelöst von der Art ihrer Darstellung her, darin, dass der Autor über einen Zustand, den er missbilligt, eine Aussage treffen möchte.
Es bedarf also grundsätzlich für jede Satire eines zu missbilligenden Zustandes, der angeprangert werden soll. Wie man das dann umsetzt, da scheiden sich gewiss die Geister und da verfolge ich eine eher puristische Ansicht als manch anderer hier.

Deine Geschichte besteht zudem aus mehreren Inhalten, so dass ich erst recht nicht genau weiß, was du da für Absichten verfolgst.
Der satirische Inhalt könnte nämlich darin bestehen, dass du die Schauspieler mit ihrem manchmal, so wie man es ihnen nachsagt, überdrehtem Verhalten anprangern möchtest, also kritisch einen Blick auf das Verhalten und die Umgangsformen der Schauspieler legen möchtest.
Dann aber passen die weiteren Teile, in denen es um die anderen Bundesländer geht, nicht dazu.
Selbstverständlich kannst du innerhalb einer Satire mehrere Missstände anprangern, die völlig unterschiedlicher Natur sind, jedoch muss dann aber irgendein verbindendes Glied innerhalb dieser Geschichte die einzelnen unterschiedlichen Richtungen zusammen fügen. Zumindestens daran würde es hier fehlen.

Nun könnte es aber auch sein, dass gar nicht die Schauspieler in deinem Blickwinkel standen, sondern die Polizei, die in dem Ruf steht, derartig abgehoben bürokratisch zu sein, dass sie noch nicht mal merkt, wenn sie im wahrsten Sinne der Bedeutung "verarscht" wird.
Könnte ja sein, dass du das meinst, aber auch dann fügen sich deine nachfolgenden Erörterungen wegen der Bundesländer irgendwie nicht richtig in den Gesamtkontext ein.
Ich hoffe, ich habe dir nachvollziebar darstellen können, weshalb ich mit deiner Geschichte Schwierigkeiten habe.
Ich kann daher eher nur marginal etwas zur Wahl deines Plots sagen.
Beide von mir vorgeschlagenen satirischen Möglichkeiten halte ich für weder sehr innovativ noch sehr kritisierenswert.
In unserer heutigen Gesellschaft gibt es weitaus entweder Süffisanteres anzuprangern, wenn du denn unbedingt Süffisantes anprangern möchtest, oder Sozialkritischeres aufzuzeigen, falls dies deine Intention war.


Was deine Ausdrucksform anbelangt, so ist sie durchaus für eine Satire angemessen gewählt, denn hier kann man fröhlich auch eines etwas mehr verschachtelten Satzbau und eine etwas mehr distanziertere Sprache als besonderes Stilmittel wählen.

Würdest du in dieser Form eine Kindergeschichte formuliert haben, da sind wir uns doch einig, gäbs Rüffel, weil du in puncto Unverständlichkeit angegriffen werden würdest, aber wie gesagt, in Sachen Satire, kann auch hier die Sprache zusätzlich das satirische Moment unterstreichen.

Ich hoffe, du konntest mit dieser Kritik dennoch etwas anfangen und verbleibe


mit lieben Gruß
lakita

 

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