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Der Hundebiss
Anne-Marie S., eine erstklassige Schauspielerin aus einem Münchener Tingeltangel, stürzte völlig aufgelöst in eine Polizeiwache im Münchener Stadtteil Trudering - Riem und schrie hysterisch:
„Mich hat ein Hund in den Hintern gebissen!“
Die Polizisten, etwas verduzt, über das ungewöhnliche Verhalten der jungen Dame, blickten sich zunächst verwundert an, bemerkten dann aber, das diese aufgebrachte Person scheinbar nicht ganz nüchtern war.
Und da die Münchener Polizei immer um das Wohl ihrer Mitbürger besorgt ist und keinerlei äußerliche Merkmale – wie einer zerrissener Rock oder eventuell sogar Blut – erkennbar waren, baten sie die junge Frau zum Zweck einer genaueren Untersuchung ihnen doch genau die Stelle zu zeigen, an der das Raubtier angeblich zugebissen haben soll.
Anne-Marie S. drehte sich kurzerhand um, lüftete ihren Rock, legte ihre Daumen rechts und links an die Hüften und in dem sie sich bückte zog sie gleichzeitig Strumpfhose und Schlüpfer bis unterhalb ihrer Kniekehlen, der gesamte Bewegungsablauf hatte den Anschein einer Routineübung.
Aber so sehr die Beamten den süßen, kleinen Hintern von Anne-Marie S. begutachteten, sie konnten keinerlei Bissverletzungen feststellen, auch die Polizisten, die man aus den Nebenräumen und den anderen Stockwerken hinzu gezogen hatten um diesen komplizierten Fall zu lösen, waren völlig ratlos und sahen sich das Hinterteil der jungen Dame mit betretenen Gesichtern an.
Und so stand Anne-Marie S. eine ganze Weile vor den Münchener Polizisten, in tadelloser Haltung, das blanke Hinterteil den Ordnungshütern zugewandt, mit durchgedrückten Knien, die Hände berührten ihre Schuhspitzen
Schließlich nahm sich eine älterer, erfahrener Polizist sich der jungen Dame an indem er Anne-Marie S. zunächst bat wieder eine aufrechte Haltung einzunehmen.
Genau so flink wie Anne-Marie ihre Strumpfhose samt Schlüpfer herunter gezogen hatte, genau so schnell zog sie die Kleidungstücke wieder an die richten Stelle, sogar die Strümpfe waren völlig glatt ohne erkennbare Falten.
Dann drehte sie sich herum, so das die Polizisten ihr hübsches Gesicht erkennen konnten, sah die Beamten der Reihe nach mit einem triumphierenden Lächeln an und verließ wortlos das Polizeirevier.
In den folgenden Monaten sollen sich in der Münchener Umgebung derartige Vorfälle mehrfach wiederholt haben, ob aber immer wieder Anne-Marie S. die Täterin war oder es sich um boshafte Nachahmerinnen gehandelt hat, konnte den Berichten der Polizei nicht entnommen werden.
Diese Ereignisse sind der Grund dafür, das der vulgäre Ausdruck „verarschen“ Eingang in die derbe Mundart der Bayern gefunden hat.
Nachdem diese Wortschöpfung von allen Bayern begeistert aufgenommen wurde und landauf und landab in aller Munde war, ja sogar dieses neue Wort täglich mehrmals aussprachen, begannen die Bajuwaren dieses Wort zu exportieren.
Zunächst fand dieser Ausdruck bei den Schwaben, die das Hochdeutsche ja auch nicht beherrschen, Eingang in die Umgangssprache, die angrenzenden Bundesländer Hessen, Rheinland-Pfalz und das winzige Saarland, wurden förmlich genötigt diesen obszönen Ausdruck zu übernehmen und als die Bundesregierung nach der Wiedervereinigung gezwungen war, einen Standortortwechsel vorzunehmen, waren es vor allem die Bayern, die vehement ihre Zustimmung dazu gaben, weil sie den reinen und heimatverbunden Dialekt in den neuen Bundesländern mit ihrer grobschlächtigen Ausdrucksweise verderben wollten.
Mit großem Bedauern muss der unbefangene Bürger heute feststellen, das es den Bayern mit ihrem urwüchsigen Durchsetzungsvermögen weitgehend gelungen ist, einen großen Teil der Bewohner unseres geliebten Vaterlandes mit ihrer obszönen Ausdrucksweise zu infiltrieren.
Nur in Sachsen wurde vereinzelt heldenhafter Widerstand geleistet, die große Ausnahme aber waren – wie so oft - die Berliner, sie ließen sich von den Bajuwaren nicht übertölpeln und verhinderten es, dass ihre feinsinnige Mundart mit vulgären Ausdrücken verunstaltet wurde.
Bedauerlicherweise kann man das nicht von der nach Berlin eingezogenen Regierung nebst ihrem vieltausendköpfigen Anhang behaupten, sie nahmen diese neue Wortschöpfung, die durch das Verhalten der kleinen, mutigen Münchener Schauspielerin entstanden war, mit großer Begeisterung auf und erklärten diesen Begriff zum Regierungsprogramm.