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Der Imbiss

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28.04.2004
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Der Imbiss

"Harry's Imbiss"​

Leicht zu übersehen ist er – der Imbiss. Nur eine flackernde Reklame leuchtet nachts den Hungrigen den richtigen Weg, wie einst der Stern von Bethlehem.
In einer abgelegenen Straße, da wo die Geräusche der großen Stadt nur noch dumpf ankommen liegt „Harry’s Imbiss“. Der Eingang wird auf der Linken von überquellenden Mülltonnen und auf der Rechten von einem Zigarettenautomaten flankiert.
Wenn man näher kommt, vermischt sich der Gestank von faulenden Essensresten mit dem Geruch von Brathähnchen und Pommes Frites.
Es ist ein Geruch, der an Geborgenheit, Liebe und Fettleibigkeit erinnert. Der Besitzer des Imbiss’ bereitet die auserlesenen Köstlichkeiten noch selbst zu. Daran erinnert auch ein Aufkleber am brummenden Kühlschrank. „Hier kocht der Chef noch selbst“, heißt es da.
Die Speisekarte kann man entweder an den zwei großen Tafeln über der Abzugshaube – oder an Harrys Schürze ablesen. Letztere ist vor allem für die Analphabeten unter den Gästen sehr praktisch, allerdings fehlen auf ihr die dazugehörigen Preise.
Sowohl die Schürze, als auch das ranzige Frittierfett sind stumme Zeugen für die Ausdauer, mit der hier die Gäste versorgt werden.
Ich habe mich schon oft dabei ertappt, wie ich Harrys Schürze anstarrte und versuchte die unterschiedlichen Flecken den Gerichten zuzuordnen aber diese hohe Kunst beherrschen wohl nur Stammkunden der ersten Stunde.
Wenn man Harry näher kennen lernt, begreift man schnell, dass ein zufriedener Mann nicht mehr als zwei Hobbys braucht. Bei Harry sind es: das Aufregen über zu hohe Steuern und das ausgiebige Würzen von Pommes.
Beim Würzen hält er die Blechbüchse, einem überdimensionalen Salzstreuer sehr ähnlich, mit der hauseigenen Mischung, wie eine Palette mit Farben in der linken Hand und eine Kelle für die Pommes in der rechten, um dann beides, wie ein impressionistischer Maler voll Inbrunst zusammen zu führen. Und wenn er sich dann dabei noch über viel zu hohe Steuern aufregt und sein Gesicht die Farbe des Gewürzketchups annimmt, kommt einem schnell der Gedanke an Magellan oder Neil Armstrong – der absolute Höhepunkt eines Lebens.
Das ist Harrys Frittenstube – die Heimat aller Ausgegrenzten und Ungeliebten des einundzwanzigsten Jahrhunderts...

 

Hallo zusammen!

Wie ihr sicher schon bemerkt habt, ist dies mein erster Beitrag.
Über ein paar Tipps bzw. Anregungen zu der Geschichte würde ich mich sehr freuen.

Der Roxs

 

Hallo Roxs und erstmal herzlich willkommen. :)

Du schreisbt recht flüssig und sicher, und die Beschreibung der Pommesbude sind gelungen. Du absut viele Details, den Geruch etc mitein, was mir gut gefällt.
Was mir allerdings weniger gut gefällt: Du könntest viel mehr draus machen. Das hier ist einfach eine kurze Beschreibung von Harry und seienr Bude, das ist für mich eigentlcih keine Geschichte im eigentlichen Sinn: es fehlt die Handlung.
Und ein Punkt ist mir aufgefallen: der Stern von Betlehem, dieser Vergleich, passt irgendwie für mich nicht zum Rest des Textes, wo Du ja die Thematik Pommesbude nicht mehr verlässt.

schöne Grüße
Anne

 

Servus Roxs, auch von mir ein herzliches Willkommen!

Eine hübsche Beschreibung. Oh, diese verdreckte, fetttriefende, salmonellenverseuchte Frittenbude... "die Heimat aller Ausgegrenzten und Ungeliebten des einundzwanzigsten Jahrhunderts"
Genau das ist sie! Es gelingt dir recht gut, genau dieses Bild im Leser anzuknipsen. Jeder von uns kennt und liebt solche Frittenbuden und jeder von uns fragt sich, wie sich jemand bei klarem Verstand eigentlich die flatulenzfördernden Widerlichkeiten, die dort feilgeboten werden, antun kann. Diese Gedanken und Gefühle bringst du recht treffend rüber.

Du schreibst auch mit einer gewissen Ironie, allerdings für meinen Geschmack noch etwas zu wenig... ich kann das leider nicht genauer sagen, aber irgendwie kriegst du da die Kurve nicht so ganz. Bei der Beschreibung der Schürze hast du es fast geschafft, aber aus mir unerfindlichen Gründen kratzt du doch noch an der äußeren Leitplanke entlang.
Die Idee mit dem Stern von Bethlehem fand ich sehr lustig, sie ist mir aber zu... massiv. Vielleicht ließe sich das ganze umschreiben, sodass die Assoziation geweckt wird, ohne das der Stern direkt angesprochen wird.
Etwa so:

"Nur eine flackernde Reklame leuchtet nachts den Hungrigen den richtigen Weg, aber es ist fraglich, ob letztere Gold, Myrre und Weihrauch mit sich bringen, da der Besitzer der Bude sich nicht so leicht übers Ohr hauen lässt wie so mancher Zimmermann."

:silly: Okay, das ist total bescheuert, aber du weißt schon, was ich meine, oder?

Grüße,
Artnuwo :)

 

Hallo Roxs,

finde deine Geschichte sehr interessant. Bin kein großer Literatur-Theoretiker, aber es ist einfach spannend, sie zu lesen. Vielleicht weil sie so natürlich ist und sehr tief aus dem Alltag kommt.

Roller

 

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