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Der Krimi zum Mitraten
Sir Henry McBoffough liegt tot in seinem Bett, niedergemetzelt durch die Hand eines ruchlosen Meuchelmörders. Inspektor Carter und sein treuer Assistent Charles sind sofort zur Stelle, den Schurken zu entlarven.
Lesen Sie aufmerksam und kombinieren Sie mit. Finden Sie den Mörder?
Nachdem der Inspektor die zerstückelte Leiche des Großindustriellen begutachtet hatte folgte er seinem Gefährten Charles durch die labyrinthartigen Gänge des McBoffough Anwesens.
„Dies ist das Kaminzimmer“, sagte Charles schließlich und wies zielsicher auf eine der unzähligen Eichentüren. „Ich habe sämtliche Verdächtigen zusammen kommen lassen. Sie können mit der Befragung beginnen, Inspektor.“
„Ihr Orientierungssinn ist hervorragend.“, lobte Carter. „Wie Sie sich selbst an Orten zu recht finden, die Sie zum ersten Mal besuchen, ist beneidenswert.“
„Geraten.“, wiegelte Charles verlegen ab.
Dank des offenen Feuers war das prunkvoll ausgestattete Kaminzimmer angenehm aufgeheizt. Die abgesägten Köpfe einiger bedrohter Tierarten starrten teilnahmslos von den Wänden.
Auf einer prächtigen Plüschgarnitur tummelten sich die verdächtigen Personen.
„Guten Tag. Mein Name ist Carter, und jemand von Ihnen ist ein Mörder!“, grüßte der Inspektor, nachdem er den Raum betreten hatte.
Aus zusammen gekniffenen Augen musterte er die Anwesenden, welche seinem Blick verängstigt auswichen.
„Die haben Dreck am Stecken!“, wisperte Charles hinter vorgehaltener Hand. „Das sieht man gleich!“
Carters Mine verfinsterte sich, dann sprach er:
„Ich werde Ihnen nun ein paar Fragen stellen, und ich werde...mit IHNEN anfangen!“
Flink wie ein Wiesel huschte der Inspektor durch den Raum um sich sogleich vor einer in schwarzweißes Tuch gehüllten Frau aufzubauen.
„Name?“
„Schw..Schwester Innozenza..“, stotterte die Verdächtige, „..vom Orden der friedliebenden Unschuld..“
„So?“, argwöhnte Carter. „Und wohnhaft?“
„Im...im Kloster Pazifistica...“
„Das in der Ghandigasse?“
Der Inspektor beugte sich misstrauisch vor, nachdem die Nonne genickt hatte.
„Keine Sorge, wir werden das nachprüfen!“
Carter und Charles steckten die Köpfe zusammen.
„Sie war es!“, zischte der Assistent.
Der Inspektor schwieg nachdenklich.
„Haben Sie heute einen Hamburger gegessen, Charles?“, fragte Carter schließlich.
Der Assistent zuckte zusammen.
„Wie...Wieso fragen Sie?“
„Weil Sie sich mit Ketchup bekleckert haben.“, antwortete Inspektor Carter gedankenverloren und wies auf die Brust seines Gefährten. „Dort, auf ihrem T-Shirt.“
Das weiße Hemd des Assistenten war derart mit roten Flecken besprenkelt, dass sogar der darauf befindliche ’Robbenklopper’-Aufdruck unleserlich zu werden drohte.
„Oh...Ja...habe...Hamburger..gegessen..“, hustete Charles und knöpfte hastig seine khakifarbene Safariweste zu.
„Der Tote war ein schwerreicher Mann.“, fuhr Carter fort. „Folglich muss der Täter ein möglicher Erbe sein, ein Verwandter. Vielleicht können...SIE mir weiter helfen!“
Wieder zuckte der Inspektor quer durch das Kaminzimmer und stieß seinen ausgestreckten Zeigefinger in das Gesicht des nächsten, sehr winzigen Verdächtigen.
„Name?“
„Lieschen Kleinsüß“
„Alter?“
„Fünf.“
Inspektor Carter lachte triumphierend und beugte sich zu dem kleinen Mädchen herab.
„Dann sag mir mal, kleines Lieschen, wieso dort oben ein Mann zerhackt und kaputt in seinem Zwei-Meter-Hochbett liegt!“
Verwirrt überlegte das Kind einen Moment, dann brach es in Tränen aus.
Charles zog den Inspektor bei Seite.
„Ganz offensichtlich ein Liliputaner, verweigert zudem die Aussage!“, flüsterte der Assistent konspirativ. „Schuldig!“
„Sie könnten Recht haben.“, entgegnete Carter und legte den Kopf in den Nacken um seinem Gefährten direkt in die Augen sehen zu können.
„Aber McBoffough war außergewöhnlich groß gewachsen, wie passt da eine kleinwüchsige Verwandte ins Bild?“
Charles winkte ab.
„Zufall!“
„Dem unvorteilhaften Äußeren des Opfers nach zu urteilen muss es sich um eine besonders lange und scharfe Tatwaffe gehandelt haben.“, überlegte der Inspektor „Ob vielleicht....SIE eine Idee haben?“
Schon im nächsten Augenblick starrte Carter in das vernarbte Gesicht eines lässig an die Lehne der Couchgarnitur gelehnten Mannes.
„Ich bin General Fitzwater, höchstdekorierter Offizier im Dienste seiner Majestät“, bellte der Mann unaufgefordert. „Mein linkes Bein verlor ich im Krimkrieg, den rechten Arm im ersten Weltkrieg und den ganzen Rest im Zweiten!“
Peinlich berührt zog Carter die Hand zurück, welche er dem gliedmaßenfreien Mann zur Begrüßung geboten hatte.
„Simulant!“, zischte Charles kaum hörbar. Der Inspektor kombinierte.
„Als Soldat können Sie sicher hervorragend mit Waffen umgehen, nicht wahr?“
General Fitzwater zwinkerte verständnislos unter seiner doppelten Augenklappe.
„Mit einem Bayonett zum Beispiel, oder vielleicht...mit so einer MACHETE?!“
Aufgebracht wirbelte der Inspektor zu seinem Assistenten, zog ein langes Buschmesser aus dessen Gürtel und hielt die zitternde Klinge unter die Nase des Generals.
„Ich behalte Sie im Auge...Fitzwater!“
Charles lachte verlegen und zupfte das riesige Kampfmesser aus Carters Fingern, um es eilig in seinen aus Robbenfell gefertigten Gürtel zu stopfen.
„Verletzen Sie sich nicht, Inspektor.“
Eine Minute später tuschelten die beiden erneut.
„Nun haben wir beinahe alle Verdächtigen verhört“, flüsterte Inspektor Carter resigniert, „und sind dem Mörder noch immer nicht auf die Spur gekommen.“
„Keine Sorge, Inspektor! Ich bin überzeugt, es waren diese beiden dort!“
Anklagend deutete der Assistent auf zwei junge Männer, die sich in einer Ecke des Raumes zusammen drängten.
„Übernehmen Sie das Verhör, Charles.“, seufzte Carter. „Ich muss nachdenken.“
„Sehr gern!“
Händereibend durchquerte des Inspektors Gefährte das Zimmer.
„Sie stehen sich wohl sehr nahe, wie?“, spottete Charles herablassend.
Die beiden Männer, an den Handflächen zusammen gewachsene siamesische Zwillinge, kochten vor Wut.
„Glauben Sie ja nicht, dass Sie das weniger verdächtig macht!“
Altklug lächelnd beugte sich der Assistent zu einem der Zwillinge hinab.
„Alibi?“
„Mein Gott!“, rief Carter plötzlich vom anderen Ende des Raumes aus. „Sehen Sie sich das an, Charles!“
Der Inspektor stand neben dem Kamin und zeigte fasziniert auf dessen Sims.
„Ein schönes Stück, nicht wahr?“, lobte Charles. „Das ist ein aus dem Horn eines Rhinozeros geschnitzter Trinkbecher in Elfenbeinfassung! Ich..“
„Nicht der Becher!“, unterbrach der Inspektor ungeduldig. „Ich meine das Bild hier!“
Der Assistent schluckte und trabte zu Carter herüber, welcher ein gerahmtes Schwarzweissfoto in den Händen hielt.
„Das ist Sir Henry auf einer seiner Großwildjagden! Und die Person dort neben ihm muss sein Sohn sein!“
Inspektor Carter hielt den Rahmen ins Licht.
„Tatsächlich, dort steht es sogar: Charles 'Robbenklopper' McBoffough!“
„Das..ist ja...fantastisch..“, stotterte der Assistent.
„Seltsam..“, sinnierte Inspektor Carter und führte das Bild ganz nah vor die Augen. „Ich könnte schwören diesen Mann schon mal gesehen zu haben!“
„Darf ich mal?“, lachte Charles und riss das Bild an sich. „Ups!“
Unvermittelt stolperte der Assistent über seine langen Beine und schleuderte das Foto dabei versehentlich in den Kamin, in dem es augenblicklich verdampfte.
„So ein Malheur!“, rief Carter aus. „Durch diesen Unfall haben Sie unser einziges Indiz vernichtet!“
„Papperlapapp, Inspektor! Vergessen Sie den Sohn, er hat nichts mit der Sache zu tun!“
Carters Assistent breitete die Arme in Richtung der Verdächtigen aus.
„In Wirklichkeit ist folgender Tathergang Fakt: Per Räuberleiter bugsierten die Ringelpietzbrüder dort das verschlagene Liliputanermädchen ins Bett des ahnungslosen Opfers, wo es mit einer von unserem Hypochonder-General organisierten Stichwaffe und dem Segen der scheinheiligen Nonne die schändliche Tat durchführte!“
„Und das Motiv?“
„Menschenhass und generelle Boshaftigkeit!“, antwortete Charles feierlich.
Inspektor Carter überlegte kurz.
„Sie haben recht!“, sagte er schließlich. „Festnehmen!“
Sind auch Sie zu den Schlußfolgerungen unserer beiden Ermittler gekommen? Sind die wahren Schuldigen verurteilt und hingerichtet worden?
Die Auflösung im nächsten Heft.