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Der letzte Kuss

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31.08.2003
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Der letzte Kuss

„Verlieb’ dich nie in eine Touristin!“
Der Rat, den Lal immer wieder seinen Freunden gab, wenn er bemerkte, dass sie der Grenze, die einen Flirt und die Liebe voneinander trennten, gefährlich nahe kamen, hallte in seinem Kopf, während er durch die fast leeren Straßen von Margao ging.
Noch hatte die Saison nicht begonnen und man hatte seine Ruhe, aber der September war fast vorbei und schon bald würden, wie sein Freund Vicky immer sagte, die Hippies über die Stadt herfallen.
Lal störten die Touristen nicht. Vor allem nicht die weiblichen, die genauso wenig auf der Suche nach Liebe waren wie er selbst und, von denen er wusste, dass sie nicht verletzt waren, weil er nie über Nacht blieb. Sie machten auch keine unangenehmen Szenen, weil er sich nicht meldete. So wie Sonia an diesem Morgen bei dem Frühstück mit seinen Freunden.
Ihre Worte lagen ihm immer noch schwer im Magen. Er hatte sich nie besonders viele Gedanken über die Beziehung gemacht, die sie hatten. Wenn er einsam war, ging er zu ihr rüber. Nur ein paar Schritte lag ihr Haus von seinem entfernt. Sie war immer da und hatte ihn nie abgewiesen, bis zu diesem Morgen.
Er zog ein letztes Mal an seiner Zigarette und begann, die Stufen zu seinem Haus hochzugehen. Er fragte sich, wann er sich in Ana verliebt hatte. Ana, die in ein paar Tagen zurück nach Hause fliegen würde. Zu ihrem Mann, der zu beschäftigt war, um mit ihr in den Urlaub zu fliegen. Nach Hause, zurück in ihr normales Leben, in dem es keinen Platz für Lal gab.
„Du warst an diesem Abend nicht im Club.“
Lal blieb auf der letzten Stufe stehen und sah Ana überrascht an. Noch nie war eine Frau zu seinem Haus gekommen, abgesehen von Sonia, die immer mal wieder etwas zu essen brachte, weil sie der Meinung war, er würde sich nicht gesund genug ernähren. Sie war auch die einzige Frau, die er normalerweise hier tolerierte.
Er betrachtete Ana von oben nach unten, als hätte er noch nie eine Frau gesehen. Das dunkle Rot ihres Kleides stand ihr ausgezeichnet und verlieh ihr etwas verwegenes. Ein Kontrast zu ihrer hellen Haut, die er so sehr liebte und die unter seinen Berührungen regelmäßig zu brennen begann. Sie strahlte wie ein Engel, der auf dieser schäbigen Veranda vollkommen fehl am Platz war.
Sie hatte ihre Hände in die Hüften gestemmt und sah ihn vorwurfsvoll an. Sie verabredeten sich nie, trotzdem trafen sie sich jeden Abend im Club, der zu dem Hotel gehörte, in dem sie wohnte. Sie wusste, dass er da sein würde und er wusste, dass sie auf ihn wartete.
„Ich war am Strand“, erklärte er und wühlte in seiner Hosentasche nach den Schlüsseln.
„Oh, am Strand... alleine?“
Er lächelte. „Natürlich, ich und die Einsamkeit. Wie immer.“
Sie musterte ihn mistrauisch, für eine Sekunde blitzte Eifersucht in ihren Augen auf.
„Warum bist du hier?“, fragte er, wobei er versuchte, so kühl wie möglich zu klingen.
„Du bist nicht gekommen“, erwiderte sie, während sie mit langsamen Schritten auf ihn zukam, ohne ihren Blick von seinen Augen abzuwenden.
„Ich hatte meine Gründe.“
„Was war denn so wichtiges am Strand?“
„Der Sonnenaufgang.“
Sie lachte leise. Sogar sie wusste inzwischen, dass er sich oft die ganze Nacht um die Ohren schlug und nicht nach Hause ging, bevor er der Sonne einen guten Morgen gewünscht hatte.
„Lass’ uns ins Haus gehen“, flüsterte sie. Der verführerische Rosenduft, der sie immer umgab, stieg ihm in die Nase. Er brauchte einen Moment, um sich aus dem Bann ihres Blickes zu lösen. Obwohl es ihm schwerfiel, schob er sie sanft, aber bestimmt, von sich.
„Es ist besser, wenn du gehst.“
„Was ist denn los mit dir?“, sie runzelte verwirrt die Stirn.
„Ich denke, wir sollten die ganze Sache lieber beenden.“
„Wieso?“
„Bevor es zu spät ist“, fuhr er fort. „Du wirst zurück nach Hause fliegen. Zu einem anderen Mann und ich werde mich damit abfinden müssen, wieder alleine zu sein. Es ist jetzt schon schwer genug für mich...“
„Oh, das verstehe ich natürlich“, sagte Ana leise. Bedauern lag in ihrer Stimme.
„Würdest du ihn denn meinetwegen verlassen, Ana?“
„Das verstehst du nicht!“ Sie sah auf den Boden. „Ich kann mich nicht einfach so scheiden lassen. Wir haben einen Ehevertrag und ich bekomme nichts wenn ich...“
„Schon gut, ich weiß worauf du hinaus willst! Würdest du jetzt bitte...“ er zögerte. Es fiel ihm schwer, den Satz auszusprechen und Ana wegzuschicken. Bei dem Gedanken daran, sie nie wiederzusehen, tat ihm jetzt schon jede einzelne Faser seines Körpers weh. „Geh’ bitte!“
„Ich gehe“, flüsterte sie. Lal sah, dass sie eine Träne wegwischte. Er musste gegen das Verlangen ankämpfen, sie zu umarmen und alles zurückzunehmen. Die Frau, die er liebte, weinte seinetwegen und er hasste sich dafür. „Aber... bekomme ich noch einen letzten Kuss, bevor...“
Lal wich ihrem Blick aus. Er sehnte sich zu sehr nach ihren warmen Lippen, um nein zu sagen.
„Bitte?“
Er nickte kaum merklich, aber sie sah es trotzdem und kam wieder näher. Er wurde nervös wie ein Schuljunge.
„Ein letzter Kuss“, wiederholte er, um sich selber daran zu erinnern, dass er diese Affäre eigentlich beenden wollte.
Sie streckte ihre Hand nach ihm aus, ihre Fingerspitzen strichen über seine Wange und hinterließen kribbelnde Spuren auf seiner Haut. Er war verloren. Erschreckt stellte er fest, wie ähnlich er Sonia war. Zu schwach, um sich wirklich von Ana zu lösen. Immer in der Hoffnung, irgendwann einmal diese drei so wichtigen Worte aus ihrem Mund zu hören.
Dieser Kuss würde nicht der letzte sein. Das wusste er so sicher, wie er plötzlich wusste, dass Sonia, obwohl sie ihm gesagt hatte, sie wolle ihn nie wieder sehen, ihn auch das nächste Mal wieder in ihr Bett lassen würde.

 

Hi Gori,

so richtig begeistert hat mich Deine Storie leider nicht.
Ich finde am Anfang hast Du einen starken Widerspruch. Du Beschreibst Lals Beziehung zu Sonia und im nächsten Satz folgt dann, dass er sich fragt, wann er sich in Ana verliebt hatte.
Wenn Lal wirklich so große Gefühle für Ana hat, was man ja im weiteren Verlauf der Story denken muss, passt hierzu nicht, dass er seine Beziehung zu Sonia aufrecht erhalten will.

Dieser Kuss würde nicht der letzte sein. Das wusste er so sicher, wie er plötzlich wusste, dass Sonia, obwohl sie ihm gesagt hatte, sie wolle ihn nie wieder sehen, ihn auch das nächste Mal wieder in ihr Bett lassen würde.
Auch hier scheint es, als könne sich Lal nicht zwischen beiden Frauen entscheiden.
Insgesamt bleiben noch einige Frage offen:

Für welche der Frauen entscheidet sich Lal?
Geht er mit Ana zurück in deren Heimat oder bleibt Ana gar bei ihm?
Wie endet die Beziehung mit Sonia, und wie reagiert sie auf die Liebe zwischen Lal und Ana?

Ansatzweise ist die Geschichte wirklich schön geschrieben. Ich denke daraus lässt sich mehr machen.

Gruß
Jörg

 

Hi gori,

ich kann mich Jörg nur anschließen: Die Geschichte wirkt unausgereift.
Ein Mann, zwei Frauen. Daraus lässt sich eine Menge machen, leider bleibt bei Dir alles ein wenig fahrig, so als hättest Du als Autor Dich nicht recht entscheiden können, was nun genau passieren soll, und wärest hin und hergesprungen zwischen verschiedenen Möglichkeiten, ohne Dich für eine zu entscheiden.

Die Figuren bleiben alle viel zu blass und eindimensional. Sogar Lal, von dem man am meisten erfährt, ist nicht wirklich greifbar. Wer ist er, was macht er - und vor allem: Was fühlt er für die beiden Frauen?

Sonia ist ein Name, mehr nicht. Was sie macht, wer sie ist und ob sie ihn liebt, erfährt man nicht.

Von Ana erfährt man immerhin, dass sie Touristin ist, verheiratet, unglücklich. Aber auch das sind alles Klischees, die nicht richtig mit Leben gefüllt sind.

Und warum um alles in der Welt denkt Lal beim letzten Kuss mit Ana daran, dass Sonia zu ihm ins Bett steigen wird?! Hier wird es richtig verwirrend, finde ich.

Mein Tip: Überleg Dich genau, was Du erzählen willst, und dann fang noch mal bei Null mit dieser Geschichte an.
Lass Dich auf Deine Charaktere ein, hör ihnen zu und gib an den Leser weiter, wer sie sind und was sie zu sagen haben.

Liebne Gruß

chaosqueen

 

Hey ihr beiden,

erstmal danke für's Lesen.

Hm, worum es hier eigentlich eher ging ist, dass Lal genauso ausgenutzt wird, so wie er selber ausnutzt. Obwohl er weiß, dass es nicht gut für ihn ist, kann er sich nicht von Ana lösen und am Ende denkt er nicht an Sonia, weil er unbedingt zu ihr zurück will, sondern, weil er verstanden hat, dass sie unter ihm genauso leidet, wie er unter dieser Affäre und sie sich ähnlicher sind, als er gedacht hatte.

Naja, man sagt mir nach, dass ich mich manchmal viel zu umständlich ausdrücke :rolleyes:

Liebe Grüße,
gori

 

Hallo Gori,
also ich fand deine Geschichte eigentlich sehr gut. Und für mich war auch klar, dass er nicht mit Ana geht oder sie bei ihm bleibt. Eine Affäre eben ohne Happy End. Dass du die Personen, um die es geht nicht haarklein beschreiben hast, war für mich irgendwie der Kern, denn sie befassen sich ja nicht wirklich mit einander. Ana will von Lal nur das Hier und Jetzt genießen, er möchte schon mehr deshalb die Erklärung sie ist verheiratet, unglücklich und kann nicht weg (die Aussagen zeigen mir er hat Intersse an mehr)
Lal will von Sonia nur das eine, deswegen erfährt man von ihr fast gar nichts. Das war zumindest mein Empfinden beim Lesen.

Nur diesen Satz habe ich nicht ganz verstanden:

Sie zog ihre musterte ihn mistrauisch, für eine Sekunde blitzte Eifersucht in ihren Augen auf.

fehlt da was?

LG
Angela

 

Hallo Angela,

auch dir danke. Freut mich, dass es nicht ganz so schlimm ist, wie ich dachte :)

Der Fehler, den du gefunden hast kommt, weil ich da etwas gestrichen hatte. Habe nicht ganz aufgepasst, schätze ich. Werde das gleich mal editieren und so tun, als sei das nie passiert :cool:

Liebe Grüße,
gori

 

Hi gori,
nein, ganz so schlimm ist es nicht ;)
Aber auch ich finde, dass du deine Charaktere zu eindimensional beschrieben hast. Hier geht es um Verlangen, Verzweiflung und eventuell auch Liebe. Alles drei starke Gefühle, die eine Menge von Möglichkeiten beinhalten, diese auch zu beschreiben. Das verschenkst du leider ein wenig und servierst dem Leser nur eine Reihe von Informationen, ohne die Emotionen dahinter zu zeigen. Hier und da blitzen schon mal die tiefen Gedanken auf, die sich deine Prots machen, nur leider zu selten. Ansonsten eigentlich eine gute story, aus der man aber auf jeden Fall mehr machen könnte.

Liebe Grüße...
morti

 

Hey morti,

da hast Du ja was ausgegraben... :shy:
Kein besonders guter Text, das weiß ich, war auch eher ein Schnellschuss. So aus einem Gefühl heraus geschrieben, deswegen habe ich später auch nichts weiter dran gemacht.

Liebe Grüße,
gori

 

hello gori -

schöne Geschichte. Natürlich sind die Charaktere nicht so sehr ausgearbeitet, aber das ist für die Srory selbst auch zweitrangig. Sie lebt ja eher davon, dass man sich seine Gefühle nicht aussuchen kann und man zuweilen trotz grösster Mühe keine Kraft zur Gegenwehr findet. Du drückst das allerdings ziemlich lakonisch und wertfrei aus - als wäre alles egal. Das ist es für die Betroffenen aber sicher nicht, weil derjenige, der die Gefühle anderer ausnutzt, auch nicht umsonst wegkommt ;-)

Viele Grüsse vom gox

 

Hallo gox,

warum graben alle diesen Text wieder aus :confused:

Hast aber Recht mit Deiner Anmerkung. Hätte mir mehr Zeit nehmen sollen mit dem Text, dann wäre es wahrscheinlich anders rübergekommen.

Liebe Grüße,
gori

 

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