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Der Mantel

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11.12.2015
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Der Mantel

Lena hört die Tür ins Schloss fallen. Er ist weg. Durch ihre zugeschwollenen Augen beginnt sie, sich im Raum zu orientieren. Benommen nimmt sie die Möbelstücke wahr, das Fenster, die Tür. Vergeblich versucht sie, sich am Tischbein hochzuziehen. Ihr gesamter Körper scheint am kalten Küchenfußboden festzukleben. Erst jetzt bemerkt sie das Blut, das zwischen ihren Beinen hinabläuft. Dann umfängt sie gnädige Finsternis.

Sie kam gerade aus dem Eingang der Praxis, als sie mit Merle zusammenstieß. Seit der Schulzeit hatten sie sich nicht mehr gesehen.
„Hey Lena! Wie geht's?“
Sie umarmten sich, wie alte Freunde das tun, nahmen kurz Abstand, um sich gegenseitig genauer zu betrachten. „Na? Was seh' ich denn da?“, neckte Merle sie.
„Ja, bei uns ist es endlich so weit“ antwortete Lena und strich sich sanft über ihren Bauch. Stolz wedelte sie mit dem neuen Ultraschallbild.
„Kinder sind was Wunderbares!“, sagte Merle. „Ihr werdet eure Freude haben.“

Merles Augen blitzten noch immer so spitzbübisch wie vor vielen Jahren, als sie in den Ferien gemeinsam in Oma Friedas Kirschbaum saßen und die Kirschen naschten. Oder als sie dem doofen Timmy aus der 5b die Badehose geklaut hatten und er nackig nach Hause laufen musste.
Lena erinnerte sich auch sofort wieder an den Abend, als sie sich am Türsteher vorbei in den Klub geschlichen hatten. Mit zu viel Make-up im Gesicht und zu wenig Stoff am Leib.

Im Klub war es sehr voll. Es roch nach Schweiß und Zigarettenrauch. Der wummernde Bass der Musik fuhr ihr in die Eingeweide und ließ sie ihre Hüften bewegen. Aus den dunklen Ecken kamen unbekannte Geräusche, die ihr ein wenig Angst machten. Sie hatte ihre Freundin Merle aus den Augen verloren. Lena zwängte sich durch die Leiber der Tanzenden, die ihre Körper in gleichförmigen Rhythmus der Musik aneinander rieben. Wo war Merle bloß?
Da sah sie ihn plötzlich! Er stand in einer Gruppe junger Männer. Groß und schön. Ihr Traumprinz! Sie sah ihn einfach nur an. Und dann erblickte er sie. Die farbigen Lichter zuckten auf ihren Gesichtern. Die Musik war plötzlich nicht mehr ohrenbetäubend. War da überhaupt noch Musik? Er zwinkerte ihr zu und ihre Angst war verschwunden. So begann damals ihre Liebe.

Merle schnappte sich das Ultraschallbild und hüpfte vor Lena her. „Lass uns einen Cappuccino zusammen trinken!“, lachte sie und zeigte auf ein Café auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Freudig und aufgeregt schwatzend steuerten beide Arm in Arm darauf zu.
Als Lena ihre Mütze und ihren Schal abgenommen hatte, strich sie sich ihre Haare tief in die Stirn.
„Hey, wie geht's dir, Lena?“, fragte Merle. „Ich habe gehört, du hast dir den Traumprinzen geschnappt, für den du damals schon so geschwärmt hast?“
„Ja. Das stimmt“, antwortete Lena etwas verhalten und begann ungeduldig, nach dem Kellner zu schnippen. Sie waren die einzigen Gäste.
„Aber sag! Was ist bei dir so alles passiert?“, wollte Lena wissen und begann Merle Löcher in den Bauch zu fragen. Dabei zog sie die Ärmel ihres Mantels über ihre Hände und schlug den Kragen hoch, doch Merle hatte die blauen Flecken an den Handgelenken und am Hals längst bemerkt. Sie hörte auf, von sich zu erzählen, und betrachtete Lena aufmerksam. Bedrückendes Schweigen waberte durch den Raum. Die Uhr über der Kuchenvitrine tickte laut und feindlich. Die eingetretene Stille war beiden unangenehm.
Lena stellte erschrocken fest, wie spät es inzwischen geworden war. Er war bestimmt schon daheim. Rasch bezahlte sie ihr Getränk und wollte nach Hause eilen. Da packte Merle ihr Handgelenk, schaute Lena tief in die Augen und sagte: „Er tut dir weh! Das darf er nicht!“
„Ich weiß nicht, wovon du sprichst.“ Lena riss sich los.
Merle sprang Lena hinterher und hielt einen kleinen gefalteten Zettel zwischen den Fingern. „Hier ist meine Nummer draufgeschrieben. Ruf' mich an, wenn du Hilfe willst!“ Sie schob den Zettel in Lenas Manteltasche, als diese sich umdrehte und aus dem Café stürmte.

Lena hetzte die riesige geschwungene Treppe zur Wohnung hinauf. Er saß im Sessel und erwartete sie bereits. Schön und groß. Und kalt. In entschuldigendem Ton erzählte Lena von Merle, die sie zufällig auf der Straße getroffen hatte, und von ihrem Nachmittag im Café. Er saß weiterhin wie versteinert in seinem Sessel.
„Warum bist du so still?“, fragte sie.
Keine Reaktion. Er schaute sie nur mit kaltem Blick an.
Sehr langsam, wie in Zeitlupe, erhob er sich aus seinem Sessel. In seinen Augen begann etwas zu glimmen. Lena wich zurück.
Was dann geschah, hätte Lena ahnen müssen, hatte sie es doch schon einige Male zuvor erlebt. Es passierte alles sehr schnell. Ohne Vorwarnung schlug er ihr ins Gesicht. Lena fühlte sich benommen von dem Schlag an die Schläfe und taumelte rückwärts. Er packte sie bei den Haaren und zerrte sie ins Bad. Völlig überrumpelt schrie Lena, er solle sie loslassen, ihr erklären, was denn eigentlich los sei. Er stieß sie auf den Fliesenboden und Lena prallte dabei mit der Schulter gegen den Rand der Wanne. „Wo warst du den ganzen Tag?“, brüllte er sie an. Seine Augen waren blutrot.
„Das habe ich dir doch gerade erzählt“, antwortete Lena, sich vorsichtig am Badewannenrand hochziehend. Doch er schrie wie wild. „Ich komme hier nach Hause, und meine Frau treibt sich irgendwo rum! Ich lass mich nicht von dir an der Nase herumführen!“, brüllte er.
„Aber ich hab' dir doch gerade erzählt, wo ich war. Ich war mit Merle einen Cappuccino trinken.“ Sie rappelte sich hoch, wollte sich an ihm vorbeizwängen, raus aus diesem Badezimmer.
„Erzähl mir keine Lügen. Bei einem Mann warst du! Ich weiß alles.“
„Nein, das stimmt nicht!“, versuchte Lena gegen seine Lautstärke anzukommen.
Da packte er sie erneut, zerrte sie in die Küche und rammte sein Knie in ihren Bauch. Lena versagte der Atem und sie klappte zusammen. Er ließ sie zurück und warf die Tür hinter sich zu.

Sie erwacht mit einem pelzigen Geschmack im Mund. Langsam beginnt sich der Nebel in ihrem Kopf zu lichten und sie nimmt ihre Umgebung schemenhaft wahr. Das Krankenzimmer ist riesig, genau wie der Blumenstrauß auf dem Beistelltisch. Sie ist allein. Durch die geöffnete Zimmertür kann sie Menschen auf dem Krankenhausgang vorbeieilen sehen.
In diesem Augenblick betritt eine ältere Schwester den Raum. „Das ist aber schön, dass Sie endlich aufgewacht sind. Wir waren sehr in Sorge um Sie.“ Rasch richtet Sie mit geübten Handgriffen das Kopfteil von Lenas Bett auf.
„Kann ich etwas für Sie tun? Haben Sie einen Wunsch?“, fragt sie.
„Durst“, haucht Lena. Ihre rissigen Lippen schmerzen.
„Na, das haben wir gleich“, antwortet die Schwester und gießt flink etwas Wasser in ein Glas. „Ihr Mann ist sich nur kurz einen Kaffee holen“, spricht sie weiter, während sie Lena das Glas reicht. „Er wird bestimmt gleich wieder zurück sein. Er hat sich die ganze Zeit rührend um Sie gesorgt.“ Sie wirft einen beeindruckten Blick auf die prachtvollen Blumen.
„Schlimm aber auch, was Ihnen passiert ist! Die Treppe hinuntergestürzt. Gestolpert. Ach Kindchen, wie kann Ihnen denn sowas passieren? Ich kann es nicht glauben. Gut, dass Ihr Mann Sie so schnell gefunden hat“, plaudert sie weiter.
Lena bemüht sich, aus dem Wasserglas zu trinken, ohne dass die Flüssigkeit ihr sofort wieder aus den Mundwinkeln rinnt.
Die Schwester huscht aus dem Raum.

Schlagartig überfällt sie die Erinnerung. Ihre Finger krampfen sich ums Wasserglas.
Sie reißt die Augen auf. „Mein Baby!“ Das Glas rutscht ihr aus der Hand und zerschellt auf dem Boden. Die Splitter stieben auseinander.
Fahrig gleiten ihre Finger suchend über die Bettdecke, tasten ihren Körper ab. Aber da ist nichts. Lena kann ihren Babybauch nicht ertasten. Er ist verschwunden. Es ist verschwunden!

Fernab der Welt sammelt sich ein brennender Druck hinter ihrer Stirn. Ihr Kopf scheint platzen zu wollen. Ihre Augen werden warm, dann heiß. Eine einzelne Träne läuft langsam ihre Wange hinunter und brennt sich tief in die Haut ein.

Seit einiger Zeit stehen Personen um Lenas Bett herum und sprechen auf sie ein. Aber Lena hört nichts. Taubheit hat sie in ihre sanftmütigen Arme geschlossen. Taubheit aller Sinne. Sie sieht, hört und vor allem fühlt sie nichts. Keine Stimmen um sie herum, auch plötzlich keine Schmerzen mehr. Nur diese vage Erinnerung einer kleinen heißen Träne auf ihrer Haut.

Die Personen sind jetzt fort.
Sie muss weg hier!

Langsam quält sie sich aus ihrem Bett. Sie wankt zum Schrank, zieht sich ihren Mantel über und taumelt immer wieder Halt suchend aus dem Zimmer. Draußen im Gang wird ihr schwindelig und sie muss sich setzen. Sie kuschelt sich in ihren Mantel, als könne sie sich in ihm verstecken. Sie friert jetzt. Sie gräbt ihre Hände tief in die Manteltaschen. Da ertasten ihre Finger etwas. Sie zieht einen gefalteten Zettel aus der Tasche, darauf eine Telefonnummer.

Als nach mehrmaligem Klingeln abgenommen wird, weiß Lena nicht, was sie sagen soll. Sie kann nur atmen.
„Lena, bist du es?“, fragt Merles Stimme.
„Ja“, krächzt sie.
„Lena, ich komme! Wo bist du?“

Als Merle sie in die Arme nimmt, hält sie immer noch den kleinen Zettel fest zwischen ihren Fingern. Entfaltet.

 

Hi Lind!

Auch ich habe deine Geschichte "gern" gelesen, sofern man ein derartiges Thema überhaupt "gern" betrachtet. Aber ich nehme mal an, du verstehst, was ich meine!;)

Gewalt in der Partnerschaft ist natürlich einerseits immer wieder ein bedauerliches, andererseits aber auch (leider) nicht mehr allzu ... hm ... "originelles" Sujet. Daher haben mich die Elemente deiner Geschichte auch nicht weiter überrascht oder aufgrund medialer/kultureller/menschlich-oberflächlicher Abstumpfung aufgewühlt. Empörung - na klar! Wut auf den Täter - logo! Mitleid mit dem Opfer - 100-pro! Aber zeitgleich das Gefühl, dass man das alles schon dutzende Male gehört, gesehen und gelesen hat!

Umso besser aber, dass du dieses Dilemma durch eine sauber erzählte Geschichte, durchaus einfühlsame Formulierungen und eine gut dargestellte Hauptfigur sehr passend lösen konntest. Und ich vermute auch mal, dass es ja nicht deine Absicht war, etwas Neues oder noch nie Dagewesenes zu schreiben.

Was die Logikschnitzer angeht, schließe ich mich GoMusic und den anderen Kommentatoren absolut an - die Treppe runtergefallen? Also echt jetzt!! Und das einhergehend mit dem Verlust des Kindes? Wir sprechen hier von Totschlag oder zumindest von Körperverletzung mit Todesfolge. Da würden die Uhren im Krankenhaus anders ticken!! Und das Begrüßungskomitee nach'm Aufwachen wäre keine naiv-verklärte Pflasterkleberin, die den Blumenstrauß des Mannes bewundert, sondern die Kripo! Zumal Lena ja schon des Öfteren durch die Mangel gedreht wurde. Und ältere Hämatome und traumatische Verletzungen würde man sehen und daraus sicher nicht folgern, dass die Patientin jeden zweiten Tag die Treppe runtersegelt.

Wirklich ergreifend hingegen fand ich das Ende. Mir hat Lena richtig aus tiefstem Herzen Leid getan, wie sie das kleine Zettelchen mit Merles Telefonnummer wie einen Rettungsring fest umklammert hat.
Großes Lob für diese emotionale Reaktion, die du in mir durch diese Szene und deine Beschreibung wecken konntest.
Ich wär nicht der Eisenmann, wenn sich mir dabei nicht sofort ein anderes Bild aufgedrängt hätte - nämlich wie Lena ihren lieben, aufopferungsvollen Ehemann mit einem improvisierten Flammenwerfer (bestehend aus nem Feuerzeug und einer Dose Haarspray) empfängt!:D

Trotz dieses nicht vorhandenen Alternativ-Endes, das ich ohne Zweifel wesentlich befriedigender gefunden hätte, fand ich deine Geschichte gut geschrieben und traurig.

Viele Grüße vom feuerfesten EISENMANN

 
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Hallo Lind

Mich hat der Text leider nicht überzeugen können, obwohl er sowohl sprachlich als auch erzähltechnisch sehr sauber verfasst ist. Das hat zwei Gründe, die sich vielleicht auf einen reduzieren lassen: Individualität. Zunächst ist der Plot für mich etwas dünn, ohne überraschende Wendung, mir fehlt da auch die Tiefe, nicht nur, was die Handlung, sondern auch, was die Beziehungen der Figuren zueinander betrifft. Dann sind mir die Figuren zu wenig greifbar, das heisst, als Individuen spürbar. Das gilt vor allem für den Mann, aber auch für Lena. Ich lese da nicht von besonderen Figuren, von dieser Lena und diesem Mann. Ich denke, da müsstest du noch etwas in Charakterzeichnung und Figurengestaltung investieren, Details und Besonderheiten hinzufügen, bzw. dir ausdenken. Nur schon die Kennenlernszene im Klub, die ist für mich einfach zu Nullachtfünfzehn. Bei mir ist es so, dass ich erst dann in eine Geschichte eintauchen kann, wenn ich Neugier für die Figuren entwickle. Hier blieb ich trotz der tragischen Geschehnisse unberührt.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 
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Hallo Lind,
ein gewichtiges und wichtiges Thema behandelt Dein Text. Eine Gratwanderung, die nicht leicht zu vollführen ist, weil man da, glaube ich, ganz genau eine Balance halten muss, um nicht durch übertriebene Drastik übers Ziel hinauszuschießen, andererseits dem Impuls der Empathie nicht zu sehr nachgeben darf, damit so ein Text nicht zum verurteilenden Statement wird, sondern nur durch die Aussage eine Gewichtung erhält. Ich finde, dass diese Balance im Text ganz gut gehalten ist, wobei ich über ein paar Formulierungen gestolpert bin, die ich unten angeführt habe, die mich da ein wenig ins Schwanken bringen. Grundsätzlich frage ich mich auch, ob für diese besonderen Themenbereiche, die Extremes zur Sprache bringen, die normale Sprache ausreicht, ob man das überhaupt in Sprache fassen kann, ob es nicht eine ganz andere Sprache sein müsste, um diesen Situationen gerecht zu werden. Das ist aber eine rein theoretische Überlegung unabhängig von Deinem Text.
In der Dramaturgie empfinde ich den Anfang als zu schnell mit den Rückblenden, ohne dass Personen eingeführt sind. Aber das ist Ansichtssache. Ging mir so. Eigenartig sehe ich auch, dass die Rückblende des Anfangs in der Mitte dann im zeitlichen Erzählfluss der Geschichte erscheint. Das ist auch vom Bezug her nicht ganz schlüssig verbunden, also jedenfalls kam mir das nicht ganz rund vor.

Passt für mich nicht zur Situation:

wohlige Finsternis
Tempus korrekt? Nach meinem Gefühl nicht, da vorzeitig.
Kirschbaum saßen und die Kirschen naschten
Unbekannt im Club. Ja, klingt eher nach ganz unbekannt, exotisch, nie gehört. Zu stark für meinen Geschmack.
dunklen Ecken kamen unbekannte Geräusche
Finde ich unpassend.
Schweigen waberte durch den Raum
Kann ich nicht einordnen. Haben Kuchenvitrinen in Cafés Uhren? Die feindlich ticken?
Die Uhr über der Kuchenvitrine tickte laut und feindlich
In dem zu erahnenden Zusammenhang soll er schön dargestellt sein?
Schön und groß. Und kalt.
Für mich unpassend hier. Das sagt man eher, wenn man von einem Unfall berichtet, oder? Da habe ich mir böse weh getan.
dabei böse mit der Schulter
Übertrieben, wie ich finde. Klingt nach Vampir und nimmt eher die Kraft aus dem Bild durch die Übertreibung.
Seine Augen waren blutrot.
Klingt etwas gewollt.
Sie wirft einen beeindruckten Blick auf die prachtvollen Blumen.
Zeitlich zu ungefähre Einordnung.
Seit einiger Zeit stehen Personen um Lenas Bett
Zu versöhnlich im Zusammenhang.
Taubheit hat sie in ihre sanftmütigen Arme geschlossen.
Klingt nach Polizeiprotokoll.
Die Personen sind jetzt fort.

Herzliche Grüße
rieger

 

Hallo maria.meerhaba,

vielen lieben Dank, dass du meine Geschichte kommentiert hast und ich freue mich über die vielen Anregungen von dir. Einige Änderungen habe ich schon direkt umgesetzt (z.B. habe ich einige Wortwiederholungen rausgeschmissen).
Die inhaltlichen Ungereimtheiten, die du gesehen hast, werde ich überdenken.

Liebe Grüße
Lind

 

Hallo Eisenmann,

Auch ich habe deine Geschichte "gern" gelesen, sofern man ein derartiges Thema überhaupt "gern" betrachtet. Aber ich nehme mal an, du verstehst, was ich meine!
Dank dir dafür!!!!


Und damit triffst du den Nagel auf den Kopf:

Und ich vermute auch mal, dass es ja nicht deine Absicht war, etwas Neues oder noch nie Dagewesenes zu schreiben.
Ich finde, manchmal reicht es, ein Thema immer wieder aufzugreifen, damit es im Bewusstsein der Gesellschaft bleibt. Auch wenn es dann vielleicht ein wenig "ausgelutscht" daherkommt. Es ist dann aber da.


Deine Kritikpunkte sind berechtigt. Das haben auch schon andere Kommentatoren so gesehen. Die werde ich überdenken.


Aber ich freue mich so sehr über deine positiven Worte, da krieg ich mich gar nicht mehr ein:

Großes Lob für diese emotionale Reaktion, die du in mir durch diese Szene und deine Beschreibung wecken konntest.

Also, lieber Eisenmann, der Flammenwerfer liegt bereit für die überarbeitete Geschichte.
Danke für diese Idee!

Gruß
Lind

 

Hallo GoMusic,

Danke für deinen Kommentar und die Zeit, die du damit investiert hast. Die Challenge ist ja sehr kraft- und zeitraubend. Da freut es mich besonders, einen Kommentar von dir zu lesen. Entschuldige, dass ich erst heute reagiere, aber mir fehlte einfach die Muße und auch die Zeit, ordentlich auf deinen Kommentar zu antworten.

Über die inhaltlichen Fehler, die du ansprichst, habe ich nachgedacht.

Hm. Selbst nach der Geburt eines Kindes ist der Babybauch nicht "sofort" weg, dass man ihn nicht mehr erfühlen kann. Das kann je nach Frau und Körper doch Wochen dauern.
Wenn da ein Baby nicht mehr im Bauch ist, das wird die Mutter schon sofort bemerken. Da bin ich sicher.

Mich hätte interessiert, warum der Kerl denn so brutal ist und warum sie so lange bei ihm geblieben ist. Da fehlt mir ein wenig Hintergrund.
Sei nicht sauer, wenn ich da widerspreche.
Das sehe ich nicht so. Ich habe mit Absicht die Figur von Lenas Mann nicht weiter ausgearbeitet, da ich hier nicht seine Geschichte erzählen, ihm keine Plattform bzw. ein "Gesicht" geben will. Das ist gar nicht notwendig, da wir doch alle ein Bild im Kopf haben, von Männern, die ihre Frauen schlagen. Und die Gründe, warum sie zu Schlägern wurden, sind letztendlich unwichtig. Das ist meine Art, ihm moralisch zu bewerten (entwerten): Auf ihn wird nicht weiter eingegangen. Er schlägt, das reicht.

Mir ging es nur um Lena. Eine ganz kurze Skizze, wie eine zufällige Begegnung mit der früheren Freundin, ihr einen neuen Weg aufweist (der Zettel mit der Telefonnummer). Und wie sie ihn dann auch nutzt.
Eine einfache kleine Kurzgeschichte. Mehr hatte ich gar nicht geplant.

Ich finde aber, es lohnt sich, die Geschichte auszubauen.
Wenn du meinst. Vielleicht mache ich das ja auch noch...

Die Wortwiederholungen und kleineren Fehler, die du angemerkt hast, habe ich inzwischen überarbeitet.

Nochmals vielen Dank!

Liebe Grüße
Lind

 

Hallo Lind

die Geschichte berührt mich. Gewalt ist entsetzlich und zwischen Menschen, die sich lieben wollten und sollten, umso mehr. Dennoch sind Texte mit diesem Thema oft erzählt worden. Vielleicht nicht oft genug und sie müssen wieder und wieder erzählt werden. Da erwarte ich (oder erhoffe mir) eine neue Facette, etwas Besonderes. Du bleibst nahe an der Figur, du beschreibst plastisch, aber eine Kleinigkeit fehlt, die ich gar nicht genau benennen kann, etwas, das dem Geschehen mehr verleiht. Vielleicht müsste der Text länger sein, erklären, wie es dazu kam, einen Blick auf den Kerl werfen, der groß und schön war und wie er seine Schönheit verlor (die ja von innen strahlen müsste), wie die Kälte entstand, wie die Gewalt begann.

Sprachlich finde ich den Text recht sauber, an manchen Stellen könntest du kürzen, an anderen könnte er mehr Volumen haben.

Stellen aus dem Text:

Sie umarmten sich, wie alte Freunde das tun, nahmen kurz Abstand, um sich gegenseitig genauer zu betrachten. „Na? Was seh' ich denn da?“,
wei machen das denn alte Freunde, ist das nicht unterschiedlich: sie drücken und umarmen sich und bleiben kurz nahe beieinander stehen, meinst du das?

Oma Friedas Kirschbaum saßen und die Kirschen naschten.
zweimal Kirschen

„Ich habe gehört, du hast dir den Traumprinzen geschnappt, für den du damals schon so geschwärmt hast?“
sagt das jemand so: den Traumprinz schnappen?

„Er tut dir weh! Das darf er nicht!“
o je, das ist sehr plakativ

„Hier ist meine Nummer draufgeschrieben.
hier hast du meine Nummer würde reichen.

Lena prallte dabei böse mit der Schulter gegen den Rand der Wanne.
mm, böse dagegen prallen, gefällt mir nicht, braucht es auch nicht.

Taubheit hat sie in ihre sanftmütigen Arme geschlossen. Taubheit aller Sinne. Sie sieht, hört und vor allem fühlt sie nichts.
das ist gut, nur das vor allem würde ich streichen

Als Merle sie in die Arme nimmt, hält sie immer noch den kleinen Zettel fest zwischen ihren Fingern. Entfaltet.
hier könntest du noch mal beschreiben, wie sie sich in die Arme nehmen, das wäre eine super Klammer.

viele Grüße
Isegrims

 

Hallo Peeperkorn,

auch wenn dir meine Geschichte so überhaupt nicht gefallen konnte, freue ich mich ganz besonders über dein Feedback!

Alleine dein Satz

obwohl er (der Text) sowohl sprachlich als auch erzähltechnisch sehr sauber verfasst ist.
ist mir von deiner Seite Lob genug. Ich werde also weiter schreiben und hoffe dabei besser zu werden.
Dieses Forum hier ist schon eine feine Sache und ich schätze es sehr. Genau wie deine Meinung.

Ganz liebe Grüße!
Lind

 

Hallo rieger,
vielen Dank für dein Feedback zu meiner Geschichte. Ich will mich vorab schon einmal kurz zurückmelden.

Alles habe ich noch nicht durchgearbeitet, mach' ich dann in den nächsten Tagen...

Vorerst:

Grundsätzlich frage ich mich auch, ob für diese besonderen Themenbereiche, die Extremes zur Sprache bringen, die normale Sprache ausreicht, ob man das überhaupt in Sprache fassen kann, ob es nicht eine ganz andere Sprache sein müsste, um diesen Situationen gerecht zu werden.
Das ist ein für mich äußerst spannender Gedanke, den ich sicherlich noch weiter in meinem Hirn kreisen lassen werde. Ganz bestimmt! DANKE für diesen Anreiz!

Alle weiteren Anregungen von dir, werde ich nachträglich behandeln. Das kannst du ja dann sicherlich sehen.

Ich danke dir ausdrücklich für deinen (so habe ich es empfunden) doch recht positiven Kommentar.

Grüße
Lind

 

Hallo Isegrims,

nun habe ich bei meinem Beitrag zur Challenge schon ganz schön viele Federn gelassen (du bist doch der Wolf, oder? Du musst das wissen...). Das schmerzt schon ein wenig. Aber diese Meinungen sind vollkommen ehrlich und deshalb so produktiv! Da freut es mich, wenn du meine Geschichte kommentierst mit den Eingangsworten:

die Geschichte berührt mich.

Deinen Rat, ein wenig da zu kürzen und ein wenig dort, mehr Volumen zuzulassen, schaue ich mir nochmal ganz genau an. Alle anderen Vorschläge durchleuchte ich auch noch. Versprochen!

Mann, was ist so eine Challenge anstrengend! Da hat man vor lauter Beantworten der Kommentare kaum noch Zeit, sich um die Geschichte zu kümmern.

Dir allen Dank für deine Zeit und Meinung!

Ganz liebe Grüße
Lind

 

Hallo Lind,

danke für deine Rückmeldung, auf die ich gerne nochmals bzgl. des einen Punktes zurückkomme, wo es im Text heißt:

Fahrig gleiten ihre Finger suchend über die Bettdecke, tasten ihren Körper ab. Aber da ist nichts. Lena kann ihren Babybauch nicht ertasten. Er ist verschwunden. Es ist verschwunden!

Mein Kommentar dazu war:
„Selbst nach der Geburt eines Kindes ist der Babybauch nicht "sofort" weg, dass man ihn nicht mehr erfühlen kann. Das kann je nach Frau und Körper doch Wochen dauern.“

Du sagst:

Wenn da ein Baby nicht mehr im Bauch ist, das wird die Mutter schon sofort bemerken. Da bin ich sicher.

Das stimme ich dir zu.

Ich denke aber trotzdem (immer noch), dass es ein Unterschied ist, ob man einen (Baby)Bauch fühlt oder nicht mehr fühlt (Fühlen im Sinne von Ertasten) oder ob man fühlt – im Sinne von Spüren – dass kein Baby mehr im Bauch ist.
Fakt ist, dass der Bauch an sich noch da ist, wenn das Baby erst für kurze Zeit „draußen“ ist. Soll heißen, der Bauch bzw. die Bauchwölbung oder wie immer man das nennt ist da, ob mit oder ohne „Inhalt“. Kann ich dir aus mehrfacher Erfahrung heraus bezeugen. ;)

Mich hätte interessiert, warum der Kerl denn so brutal ist und warum sie so lange bei ihm geblieben ist. Da fehlt mir ein wenig Hintergrund.
Du sagst:
Sei nicht sauer, wenn ich da widerspreche.
Das sehe ich nicht so. Ich habe mit Absicht die Figur von Lenas Mann nicht weiter ausgearbeitet, da ich hier nicht seine Geschichte erzählen, ihm keine Plattform bzw. ein "Gesicht" geben will. Das ist gar nicht notwendig, da wir doch alle ein Bild im Kopf haben, von Männern, die ihre Frauen schlagen. Und die Gründe, warum sie zu Schlägern wurden, sind letztendlich unwichtig. Das ist meine Art, ihm moralisch zu bewerten (entwerten): Auf ihn wird nicht weiter eingegangen. Er schlägt, das reicht.
Ist so auch in Ordnung.
War ja auch nur ein Vorschlag meinerseits.

Aber sorry nochmals, dass ich so auf den oberen Punkt rumreite, aber davon bin ich nunmal überzeugt und lasse da nicht locker, bis ich eine soeben entbundene Frau gesehen habe, deren Bauch man nicht mehr sehen oder fühlen kann :D

Wünsche dir einen schönen Abend.

Liebe Grüße,
GoMusic

 
Zuletzt bearbeitet:

liebe(r?) GoMusic,
:thumbsup: ich wünsche dir auch einen schönen Abend!
Kann dir versichern, dass es auch ohne Bauch geht. (Geburt und auch Fehlgeburt) Mag jetzt aber nicht näher drauf eingehen...

Lind

 

Hallo Lind,

ich konnte mit deiner Geschichte nicht so recht warm werden und das lag eindeutig daran, dass deine Geschichte genau das auslässt, was wirklich spannend in Lena's Leben ist.

Dies hier ist für mich der Kernsatz der zu beantwortenden Frage:

Was dann geschah, hätte Lena ahnen müssen, hatte sie es doch schon einige Male zuvor erlebt.

Was veranlasst Lena sich das nochmals anzutun?

Das ist genau die Frage, die du nicht beantwortest und dich damit um die Motive drückst. Ich weiß, das ist verdammt schwierig zu beantworten.
Es gibt nur zwei mögliche Reaktionen auf einen brutalen Mann:
Entweder man beendet die Beziehung auf der Stelle oder man beendet sie nicht.

Weshalb bleiben manche Frauen in solch einer Beziehung, obwohl sie wissen, dass es jederzeit und unvermittelt, wegen geringster Anlässe nochmals passieren kann?
Was läuft in deren Köpfen ab?

Ist die Furcht davor, allein leben zu müssen und der Schrecken, alles allein machen zu müssen größer als ein brutaler Partner, der ja keineswegs ununterbrochen ausholt, um zu schlagen?
Ist es eine Form von Bedeutung, die diese Frau erhält, jemand, der sich, wenn auch in einem arg negativen Sinne, so für sie interessiert, dass er sie schlägt? Wäre abgestumpftes, gleichgültiges Verhalten der mentale Tod für solche Frauen? Ist es die Unwissenheit, sich Alternativen zu suchen, wie man ein Leben ohne diesen Partner führen kann? Ist es die Erziehung, das Muster, das schon die Mutter und der Vater vorgelebt haben? Ist es die eigene Selbstverleugnung, zu glauben, man sei ja eh nichts wert und habe dann eben auch solche Strafen verdient? Ist es die Panik, die diesen Frauen das Gehirn komplett vernebelt, sie weder ein noch aus wissen, weil diese Brutalität sie einfach lähmt?

All dies und noch x mehr Gründe könnten hier vorliegen und ich hätte gerne davon etwas gelesen.

So aber verlangst du von mir, dass ich die Lena bis zu ihrem bitteren Ende verfolge und ununterbrochen überlege, was sie so handeln lässt.

Ebenso erklärst du nicht, wieso Merle diesen Stellenwert erhält. Die Retterin, die scheinbar aus dem Nichts auftaucht und offensichtlich nur darauf zu warten scheint, dass sie helfen kann. Das klingt ebenfalls reichlich verkürzt, denn auch eine Merle wird ein Leben leben und deine Aufgabe als Autorin wäre es, mir zu erklären, wieso sie plötzlich so ein großes Interesse an Lena zeigt.
Wieso haben sie sich aus den Augen verloren, wenn sie so gute Freundinnen waren?

Wäre nicht hier sogar der richtige Aufhänger dafür, dass Lena sich komplett ihrem Mann untergeordnet hat und dementsprechend zum Leidwesen von Merle aus der Freundschaft zurückgezogen hat?
Würde eine gute Freundin das durchgehen lassen und sich ebenfalls zurückziehen? Wissend oder ahnend, dass ihre beste Freundin misshandelt wird? Ich finde, das ist eine wichtige Frage.

Du siehst, ich verlange von dir deutlich mehr Gedankenarbeit bezüglich deiner Figuren. Du hast das alles sehr sehr schlicht gestrickt und damit all das Potential, das diese Geschichtenidee dir geboten hat, nicht genutzt. Das finde ich sehr bedauerlich.

Wie immer auch etwas zum Titel: "Der Mantel" ist ziemlich nichtssagend. Sei ehrlich, würdest du einen Titel mit diesen beiden Worten gern anklicken? Zudem frage ich mich, was der Titel mit der Geschichte zu tun hat. Sicherlich wirst du mir mitteilen, dass es ja um die Manteltasche geht, in der der Zettel drin steckt. Aber ist das nicht ein wenig sehr herbeigezerrt? Und wäre dann nicht der schon um Ecken interessanteres Titel "Die Manteltasche" angebrachter?

Ein Titel hat eine wichtige Funktion für dich als Autor und auf jeden Fall für mich als Leser. Er soll mich zum Anklicken der Geschichte animieren und dich damit beglücken, dass man deine Geschichte lesen mag. Schau dich doch einmal hier bei den Wortkriegern um und entscheide für dich selbst, welcher Titel dich besonders anspricht, welcher spannend wirkt und welcher nicht so sehr. Vielleicht eine gute Übung, um dem Titel in Zukunft mehr Beachtung zu geben.

Das Challengethema erschließt sich einem nicht so unvermittelt wie es bei manch anderem Autor hier geschehen ist. Aber du hast garantiert den Zettel, den Merle ihr zugesteckt hat, als Aufhänger genommen und somit ist das Challengethema fraglos enthalten.


Lieben Gruß

lakita

 

Hallo lakita,

vielen Dank für deinen Kommentar und die Zeit, die du meiner Geschichte damit gewidmet hast.
Ich werde in Ruhe nochmal (für mich selbst) alle von dir aufgeführten Punkte durchgehen und überdenken. In einigen Punkten gebe ich dir jetzt schon absolut Recht. Für spätere Geschichten von mir ist das sicherlich eine große Hilfe. Bin ja auch hier, um was zu lernen und mitzunehmen.

Liebe Grüße
Lind

 

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