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Der Mensch im Schafspelz

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08.07.2002
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Der Mensch im Schafspelz

Langsam füllen sich die unbequemen Sitzbänke, neben und hinter mir. Das dumpfe Gedröhne der Orgel setzt ein, während eine hirnlos lächelnde Kirchentype die kleine Kapelle von links nach rechts durchquert. Ich sitze schon sein gut zwanzig Minuten hier. Arsch und Rücken schmerzen höllisch, aufgrund des ungepolsterten Holzes. Außen auf meiner Reihe sitzt der Inbegriff der grauen Kirchenmaus. Eine alternde Vettel, das unförmige Gesäß in eine enge, schwarze Jeanshose gepresst und Obenrum einen Strickpulli, der die wogenden, fetten Brüste so gut es eben geht kaschiert. Die kurzen, ergrauten Haare und die biedere Brille auf ihrer kleinen Stupsnase perfektionieren ihren langweiligen Teint. Hin und wieder steht sie auf um in den kleinen Raum unweit des Altars zu gehen. Jedes Mal wenn sie das tut, knickt sie halb in sich zusammen und verbeugt diszipliniert ihr Haupt. Ich schüttle unsichtbar den Kopf für soviel Torheit. Diese langweilige Bisamratte kam sich ja so unheimlich wichtig vor. Eine ehrwürdige Dienerin Gottes war sie allerdings nur in diesem Gemäuer und höchsten ein paar Stunden am Tag. Ich konnte mir lebhaft vorstellen, wie sie Abends in ihrem Bett liegt und sich wiederwillig die Hand zwischen die fetten Schenkel presst. Wie sie von gut gebauten Engeln träumt, die ihren jungfräulichen Körper mit ihren weichgespülten Federn streicheln und sie mit Eunuchenhaften Stimmen betören. Aber vielleicht geh ich da auch ein bisschen zu weit. Diese Schlampe ist sicherlich derart diszipliniert, dass sie sich bei aufkeimender Geilheit selbst die Neunschwänzige über die Titten peitschen lässt. Ich schaue mich noch einmal um. Der Saal ist gut gefüllt. Spießige Kleinstädter, soweit das Auge reicht. Fette Tanten mit ihren quengelnden Kindern ebenso wie antiquittierte Ledertaschen mitsamt ihren Bierbäuchigen Kerlen. Ich lache boshaft in mich hinein, während ich versuche zu schätzen, wie viel Prozent der Männer hier wohl Impotent und Depressiv sind.
Dann läutet jemand die kleine, penetrante Kirchenglocke und ich bin mir sicher, dass es diese alte Hexe war, auf dass die Lämmer nun endgültig schweigen mögen. Die Tür des Kabuffs schwingt auf und ein alter, schmächtiger Mann tritt heraus. Seine üppige Robe wiegt sicherlich mehr als er selber. Er legt den Schmöker aus seiner Hand auf das Podium und schaut uns mit seinen Eulenaugen an. Wieder ertönt die Orgel und ich muss mich schwer beherrschen, nicht gleich das Schießeisen unter meinem Jackett hervorzuholen, um diesen glatzköpfigen Klimperkastenspieler mit einem sauberen Schuss in den Kopf lahm zu legen.
Bevor ich dazu überhaupt Gelegenheit bekomme, geht ein unruhiges Poltern durch die Reihen und neben mir stehen die Leute auf zum Gesang. Widerwillig richte ich mich nun ebenfalls auf, erleichtert darüber das mein Sitzfleisch sich nun wieder ein wenig erholen kann und sich die Kerben in meinem Rücken glätten. Die Pastorschnecke neben mir trällert hochtrabend wie eine fette Amsel und hinter mir höre ich ein paar Kerle heraus, die mit ihren tiefen Stimmen im brachialen, schrillen Geschrei der Frauen untergehen. Nach dieser Tortur will ich eigentlich nur wieder den im Gegensatz dazu wohltuenden Schmerz der Sitzbänke spüren, aber der Pfaffe vorne erhebt sein Wort zum Gebet. Er stößt ein paar leere Phrasen hervor und wartet auf die Zustimmung seiner Schafe. Ein Wechselspiel, dass nie seine Form verliert. Immerzu die gleichen Worte, fast wie eine Beschwörungsformel. Mir wird schlecht von diesem Gewäsch, dass stets zum Ventil meiner Wut avanciert. Menschen sind doch fast ausnahmslos dumme Wesen. Wieso können sie nicht einfach ihrem Instinkt folgen. Sich von ihren Gefühlen leiten lassen. Wofür brauchen sie diese Regeln und Gesetze? Sie brauchen das, weil sie schwach und feige sind. Sie brauchen Gott, um sich unterordnen zu können. Um nicht von ihrem eigenen, komplexen Wesen erdrückt zu werden. Ich muss die Wut im Zaum halten, denn ich kann schon spüren, wie sich meine Nackenhaare sträuben und das Adrenalin anfängt, sich in meinem ganzen Körper breit zu machen. Mit zittrigen Händen fühle ich die Ausbeulung unter meinem schwarzen Jackett. Diese Bastarde sind ihrer Erlösung so Nahe. Das was sie suchen, ist mitten unter ihnen. Ich sehe wieder nach vorne zum Altar. Die Messdiener stehen in einer Ecke und das dunkelhäutige Mädchen schaut gelangweilt auf den Boden. Der Knabe hingegen sieht richtig verstört aus und glotzt hin und wieder ehrfürchtig zum Pfaffen, der sich gerade damit abmüht seine Bibelzitate fehlerfrei abzulesen. Wahrscheinlich schlüpft er manchmal, während der Messe unbemerkt unter das Gewandt des Alten um seine schlaffe Nudel zu stimulieren. Ein kleines, abgerichtetes Balg. Schlimmer wie diese verfluchten Hunde waren nur Menschenkinder. Es ist Zeit, diesem Treiben jetzt ein Ende zu setzen. Es ist Zeit, diesen verblendeten Schafen einen Entscheidungsspielraum zu geben. Das ist mein kleines Spiel und ich freue mich schon auf eventuelle Gewinner. Ich stehe wortlos auf und gehe nach vorne. Die fette Schlampe neben mir stiert mir mit hervorstehenden Augäpfeln hinterher. Ich kann ihre Aufregung förmlich riechen. Mit dem Pfaffen werde ich anfangen. Wenn er nur halbwegs so fromm ist, wie er daherredet wird er keine fünf Minuten mehr zu leben haben ...

*

Marie schaute mit versteinerter Mine auf ihre Uhr. Diese blöde Messe ging erst knapp zehn Minuten. Ein Sechswochengedächtnistag für ihre verstorbene Großmutter. Sie hielt nicht viel von der Kirche, war aber von ihren Eltern und Angehörigen gezwungen worden daran teil zu nehmen. Sie spielte mit ihren goldenen Locken, während sie die Leute vor sich auf der Bank genau inspizierte. Rentner und biedere Mittelständler. Genau das Umfeld, von dem sich Marie eigentlich tunlichst fernhielt. Mit ihren neunzehn Jahren war sie durchaus im Stande, das Gewäsch des Pfarrers nach seinem Wahrheitsgehalt hin zu überprüfen. Die Worte des Mannes gingen durch ihr Gedankliches Sieb. Einiges davon war sicherlich ehrenwert und erstrebenswert, aber das meiste purzelte unverarbeitet durch ihr Raster. Marie senkte den Kopf und musste an Mike denken, der sie vorgestern verlassen hatte. Der Grund dafür war sehr schmerzhaft für sie gewesen. Du lebst nicht wirklich in unserer kleinen Welt, Marie. Versuche doch einfach mal, nicht so viel nachzudenken. Gib dich endlich mit dem zufrieden was du hast, hatte er ihr vorwurfsvoll erklärt. Sie hatte daraufhin die Rolle des verständnislosen Opfers gemimt und ihm im Gegenzug auch ein paar Sachen an den Kopf geworfen. Aber insgeheim wusste sie, dass seine Worte zu hundert Prozent stimmten. Wieso nur konnte sie das träumen nicht lassen? Vielleicht war es einfach nur eine Realitätsflucht, vielleicht aber auch das Streben nach Erleuchtung und Macht. Die Menschen hatten oft genug auf ihr herum gehackt, erkannten nur ihre Schwächen, nicht aber ihre vielen Stärken an. Während Maries Gedanken anfingen, zum Teil bizarre Blüten zu tragen, richtete sich ihr Blick auf eine eindrucksvoll große Gestalt in der vordersten Reihe, die sich anschickte die zwei Stufen zum Altar heraufzuschreiten. Der Mann hatte wahnsinnig breite Schultern, die selbst in seinem schwarzen Jackett noch einschüchternd präsent waren. Als er oben angekommen war konnte Marie einen erstaunten Seufzer nicht unterdrücken. Dieser Kerl überragte den alten Schrumpfkopf neben sich um mindestens sechs Köpfe. Die Zweimetermarke war ihm jedenfalls gewiss und selbst da konnte man guten Gewissens noch zehn bis fünfzehn Zentimeter draufpacken. Als er den Pfarrer am Kragen packte, ihn mühelos anhob und zur Seite stellte, raunte ein schockiertes Stimmengewirr durch die Reihe der Anwesenden. Der Kerl stellte sich hinter das Podium und bog den Mikrophonhalter steil nach oben. Sein Blick wanderte langsam von rechts nach links über die sechs Sitzreihen, während der Pfarrer ihn belehrend und aufgebracht von der Seite ansprach. Seine dünne Stimme war ohne den Lautsprecher allerdings kaum hörbar.
Ein kurzes, kehliges Räuspern genügte um ihn vollends verstummen zu lassen.
„Ihr Anwesenden habt heute wirklich großes Glück“, sagte der Mann in einer tiefen Stimme, die Marie eine prickelnde Gänsehaut bescherte. Noch nie zuvor, selbst bei ihren geliebtesten Rockbands, hatte sie eine solch tiefe Stimme gehört. Der Nachhall vibrierte in ihren Ohren und augenblicklich überkam sie ein wohltuendes Schwindelgefühl.
„Ich will euch eure Kostbare Zeit ganz gewiss nicht lange stehlen. Allerdings erwarte ich von euch, mir einen Gefallen zu erweisen.“
Marie sah wie gebannt in die Augen des Mannes. Diese mystischen, grünen Smaragde, umrahmt von dichten schwarzen Augenbrauen.
„Wir spielen hier und jetzt ein kleines Spiel“, sagte er gewollt provozierend.
„Ein Spiel, dass euren Glauben auf die Probe stellt.“
Eine mollige Frau aus der ersten Reihe stand auf und machte ein paar Schritte nach vorne.
„Was erlauben sie sich, Mann? Dies ist ein Gottesdienst. Störenfriede wie sie sollten nicht hier sein. Darf ich sie bitten zu gehen“, sagte sie mehr empört als erbost.
„Sie dürfen bitten, aber gestatten sie mir auch, diese Bitte abzuschlagen?“, sagte er ruhig und gelassen.
Die Frau starrte ihn entsetzt an. „Wie sie wollen, dann rufe ich jetzt die Polizei.“
Sie drehte sich entschlossen um und schaute noch einmal in die Runde.
„Bleiben sie einfach ruhig sitzen, der Gottesdienst wird gleich fortgesetzt“, sagte sie gespielt freundlich, aber dem Beben in ihrer Stimme ging ein gewisser Zorn voraus.
„Falsch, Schlampe. Du bist diejenige, die hier ruhig sitzen bleibt.“
Während die dickliche Frau zusammenfuhr, erhoben sich zahlreiche Stimmen auf den Bänken.
„Was hast du für ein Problem, Kerl?“, rief ein gut gebauter Mann mittleren Alters nach vorne und stand auf.
Maries Puls raste. Sie hatte ein wenig Angst, aber vielmehr war sie darauf gespannt, wie die Sache weiterging. Der Kerl, der sich aus ihrer Reihe zu Wort gemeldet hatte war auch eine ziemlich eindrucksvolle Gestalt. Bei weitem nicht so groß wie der Typ der vorne stand, aber mindestens genauso breit. Das Mädchen fühlte einen kribbelnden, wohltuenden Stich zwischen ihren Beinen.
„Was erlauben sie sich?“, sagte die Dicke anklägerisch und schritt unbeirrt in Richtung Eingangstor.
„Schlampe, ich habe dich gewarnt“, sagte der großgewachsene Kerl, schritt hinter dem Podium hervor und zückte eine kleinkalibrige Waffe.
Der donnernde Schuss hallte in Maries Kopf, nachdem sie sich krampfhaft die Handflächen auf die Ohren gepresst hatte.
Maries Mutter schrie und krallte sich an ihrem Mann fest, der mit geweiteten Augen nach vorne auf die erschlaffte Gestalt am Boden starrte. Einige der Anwesenden stürmten nach hinten zum Tor und versuchten es zu öffnen. Mit blanken Fäusten schlugen sie auf das Holz ein und warfen ihre Körper dagegen. Nichts zu machen.
Ein paar andere, allen voran die älteren Mitbürger die eh nicht mehr gut zu Fuß waren, sackten auf ihren Bänken zusammen und zitterten.
„Ich schlage vor, wir beruhigen uns einfach wieder“, sagte der Mann, sichtlich genervt von den lauten Schreien. Doch die Masse tobte und drängte dem Ausgang entgegen. Immer noch hämmerten zahllose Fäuste auf das stabile Holz ein. Marie fragte sich, wie es sein konnte das dieses Tor abgeschlossen war. Im nächsten Moment donnerte wieder ein Schuss durchs Gemäuer und die aufgebrachte Menge war augenblicklich verstummt.
„Ich sagte doch, wir beruhigen uns erst mal wieder.“ Missmutig massierte sich der Mann die Schläfe.
„Ihr setzt euch jetzt alle hin, habt ihr verstanden? Wer nicht bei Drei wieder auf seinem Platz ist, kriegt von mir eine Kugel in den Kopf.“
Die Leute starrten regungslos nach vorne. Einige hörte man schluchzen, andere tuscheln.
„Wird’s bald“, schrie der Mann mit einer unsagbar lauten Stimmen, gegen die der Pistolenschuss wie eine Lappalie wirkte. Marie erschrak fürchterlich und sackte ebenfalls auf der Bank zusammen. Die Leute rannten nun wie von der Tarantel gestochen zu ihren Sitzreihen. Absurderweise erinnerte sich Marie an ihren letzten Kinobesuch, bei dem es ganz ähnlich abgelaufen war. Eine einzelne Frau wankte gezeichnet vom Schock, langsam hinterher. Sie war die einzige die noch nicht auf ihrem Platz saß und sich scheinbar nicht recht entscheiden konnte, wo sie eigentlich hin wollte.
„Gibt es irgendein Problem, Miststück?“ fragte der Mann mit fast authentischer Neugierde.
„Bitte, lassen sie mich gehen“, flehte die Frau mit weinerlicher Stimme.
Die Reaktion kam prompt, in Form eines weiteren Donners. Wieder schrieen ein paar Leute und Marie erwartete fast, dass das ganze Spiel von vorne los ging. Allerdings blieben alle ruhig auf ihren Plätzen sitzen und versuchten krampfhaft, jedes Schluchzen zu unterdrücken.
„Und jetzt zu meinem Spiel“, sagte der Mann erleichtert und schnappte sich danach den zitternden, alten Mann vom Boden und stellte ihn wie eine Puppe aufrecht hin.
„Und das eine sage ich euch im voraus. Wer nicht ehrlich ist, wird erschossen.“
„Ihr werdet jetzt ganz tief in euch hinein schauen und dann entscheiden, ob ihr fest an Gott und seine Gebote glaubt oder nicht.“
Marie erzitterte. Sie war verwirrt und verängstigt, konnte nicht klar erfassen was sie ihm darauf antworten würde. Sie hatte wahnsinnige Angst vor diesem Mann, aber da war noch etwas anderes in ihr. Sie wäre gar nicht fähig gewesen zu lügen. Diese Augen konnten durch sie hindurch sehen. Sie war Glas.
„Wenn ihr wirklich an seine Lehren glaubt und vollends dahinter steht, dann geht ihr auf seine Seite“, sagte er autoritär und zeigte dabei auf den alten Pfarrer, der unweit von ihm entfernt verwirrt in die Runde schaute.
„Er ist der Herr über die blinden, weißen Schafe.“
Dann lehnte er sich ein wenig nach vorne und ließ seinen Blick über die Bänke wandern.
„Wenn ihr allerdings diese ganze Farce hier satt habt und euch von allen Regeln und Zwängen befreien wollt, dann kommt ihr zu mir.“
„Ich bin der Herr über die sündigen, schwarzen Schafe.“
„Und ich sage euch das ein Allerletztes Mal. Seid lieber ehrlich zu mir. Ganz egal wohin ihr geht. Nur wer ehrlich zu mir ist hat eine Chance zu überleben“, sagte er mit beruhigender Stimme.
„Und jetzt steht auf und sammelt euch. Geht zu ihm oder zu mir. Wer sich mir anschließt setzt sich auf die linke Bankhälfte. Die anderen nehmen die rechte Hälfte.“
Marie schaute ihren Eltern verwirrt in die Augen.
„Bitte Mama, du musst die Wahrheit sagen“, flehte sie mit Tränen in den Augen.
„Komm mit Marie, wir gehen auf die rechte Seite“, sagte die Frau mit bebender Stimme während sie ihrer Tochter am Arm zerrte.
„Nein Mama.“ Marie schüttelte den Kopf. „Ich gehöre hier hin.“
„Verdammt Marie, dass ist ein gottverdammter Psychopath. Schau dir die andere Seite an. Da sitzt die Mehrheit. Wir müssen den Mann von seinem Irrglauben überzeugen“, sagte Maries Vater harsch und im Befehlston.
„Ich bleibe hier.“ Die Eltern schauten sich kurz an und blieben dann neben ihrer Tochter sitzen. „Nein, bitte. Es tut mir leid“, fügte diese ihren Worten hinzu.
„Wir schaffen das schon, mein Kind. Es wird alles gut.“
„Ich gehe davon aus, das sich alle entschieden haben. Wer jetzt noch Unstimmig ist, der möge sich ein letztes Mal umsetzen.“
Der Mann schaute in die Runde und wartete ein paar Sekunden.
„Nein? Also gut, dann fangen wir mal an.“
Er schritt hinter dem Podium hervor und lief rüber zu dem alten Mann, der sich krampfhaft bemühte auf den Beinen zu bleiben. Dahinter konnte er die kleinen Messdiener erkennen, die sich notdürftig hinter einem Vorhang versteckt hielten und zitterten.
„Ich gehe doch wohl recht in der Annahme, dass du auf dieser Seite richtig bist oder?“
Den Pfarrer überkam eine unsagbare Panik, als er tief in die Raubtierhaften Augen des Mannes blicken musste. Ein leichtes Kopfnicken war das einzige, was sein paralysierter Körper zustande brachte.
„Verdammter Lügner“, zischte die gewaltige Gestalt vor ihm und legte ihm zwei monströse Pranken um den Kopf. Ein kurzes, letztes Aufbäumen gegen diesen unglaublichen Druck und das Genick des Pfarrers drehte sich zusammen mit seinem Kopf um einhundertachtzig Grad.
Die Menge heulte wieder auf, als der leblose Körper des Gottesmannes auf dem kalten Marmor aufschlug.
Jetzt war es eben dieser eine, mutige Kerl von vorhin, der von seinem Sitzplatz aufsprang und nach vorne stürmte. Noch ehe sich der dunkel gekleidete Mann seiner Waffe bedienen konnte, bekam er einen gewaltigen Schwinger ins Gesicht und taumelte benommen zurück. Der nächste Schlag landete gezielt in seiner Magengrube. Während er keuchend in die Knie ging, krachte die Kniescheibe seines Angreifers in sein Gesicht und warf ihn nun vollends auf den Boden. Sichtlich überrascht von diesen gezielten Treffern nahm er eine verteidigende Position ein. Die Fäuste des Mannes welcher über ihm thronte, schlugen schmerzhaft auf seine Verteidigung. Dann gelang es ihm aber trotzdem, beide Fäuste abzufangen und festzuhalten. Scheinbar ohne große Mühe drückte er seinen Angreifer zurück und kam wieder auf die Beine. Der bärtige Mann schrie vor Schmerzen und ging zu Boden, als sein Gegenüber ihm die Handballen zerquetschte.
„Hey, Mann. Gar nicht übel. Hat ja fast schon weh getan. Aber bist leider genauso schnell fertig wie du angefangen hast“, spottete der Überlegende und zerrte sein Opfer zum Podium. Er schnappte sich mit einer Hand die Bibel und ließ nun die Hände des sich vor Schmerzen krümmenden Mannes los.
Er hob das schwere Buch mit beiden Händen über den Kopf und schlug ihm damit kraftvoll auf den Schädel. Marie hörte ganz deutlich das laute Splittern der Schädeldecke, bevor der Mann leblos in sich zusammen sackte.
Unter lautem Knacken legte der Sieger den Kopf von einer Schulter in die andere und ließ ihn einmal leicht kreisen. Dann lächelte er wieder erhaben in die Runde.
„Und jetzt zu euch. Ich hoffe, ihr seid ehrlicher gewesen als dieser alte Narr“, sagte er, während er die zwei Marmorstufen hinabstieg und sich Maries Seite betrachtete. Nur sie und ihre Eltern waren hier sitzen geblieben. Tante und Onkel, sowie alle anderen Kirchenbesucher saßen auf der Seite beim toten Hirten.
Marie konnte den Blicken des Mannes nicht ausweichen. Sie war wie hypnotisiert von seinen tiefgrünen Augen und dem markanten Gesicht. Zwei leuchtende Raubtieraugen strahlten ihr in den Kopf, während sie zwischen ihren Beinen wieder dieses kribbelnde Wohlbefinden verspürte. Jetzt konnte sie es zum ersten Mal ganz klar zuordnen. Sie war erregt und gebannt von der Männlichkeit, die sich ihr nun im vollen Maße widmete. Sie konnte den Schweiß auf seiner Haut förmlich riechen. Die rauen Lippen und dazu der kleine Unterlippenbart. Die markante Nase und die eng anliegenden, spitz zulaufenden Ohren. Das kurzgeschorene, schwarze Haar. Dieser Mann war nicht real. Er schien aus einem Märchen entsprungen. Ein dunkler Prinz, der sie vollkommen verzaubert hatte.
Dieses Bild wurde baldigst zerstört, denn im nächsten Moment zückte er seine Waffe und drückte ab. Unzählige Blutspritzer liefen dem Mädchen die Wange hinunter. Mit geweiteten Augen drehte sie sich nach links und erblickte ihre tote Mutter, deren Kopf durch den Aufprall des Geschosses in den Nacken geschleudert worden war. Sie sah ihrem Vater in die Augen, dessen Unterkiefer fassungslos nach unten klappte. Ein erneuter Schuss ließ auch seine Gesichtszüge entgleisen. Sein durchlöcherter Schädel fiel direkt in den Schoß seiner Frau. Das Blut sprudelte aus der Wunde und durchtränkte das Sonntagskleid ihrer Mutter.
Wortlos ging der Fremde weiter zu den Gottgläubigen. Ein Schuss folgte auf den nächsten. Marie konnte dieses Geräusch nur noch Dumpf hören. Der betäubende Schmerz hatte ihre Sinne vernebelt, sie willenlos gemacht. Ein paar vereinzelte Schreie von gegenüber. Nach dem nächsten Schuss ein leises Klackern. Sein Magazin war leer.
„Och, das ist jetzt aber unvorteilhaft. Soll ich euch anderen das Rückrad verlängern oder spielen wir noch ein bisschen weiter?“
„Gnade, bitte habt Gnade mit uns“, brüllt eine völlig aufgelöste Rentnerin.
„Vergiss es, Schlampe. Ich kaufe euch dieses Getue einfach nicht ab, tut mir wirklich wahnsinnig leid das sagen zu müssen, aber ihr seid gottverdammte Lügner.“
„Ihr törichten Menschen. Entweder ihr seid schwach und schaut Neiderfüllt auf eure Artgenossen, oder aber ihr fühlt euch über diese Erhaben und schaut auf sie herab. Ihr seid alle sündige Lämmer, schwarze Schafe, die nicht dazu stehen können. Die sich dafür schämen, ihre Gefühle zu zeigen. Euer sogenannter Gott ist eine verdammte, stetig brennende Fackel, die ihr in tiefster Dunkelheit, blind wie ihr seit bei euch tragt. Die euch anscheint und euch läutert. Aber nur, weil ihr das so wollt.“
Die Stimme des Mannes brannte sich tief in Maries Herz. Alles was er sagte. Die Wahrheit und dennoch für sie nur über Gefühle zu begreifen.
„Ihr kleinen Ficker. Macht doch einfach mal, was euer Instinkt verlangt. Es gab eine Zeit, da konntet ihr Menschen das noch.“
Der Mann lief durch die Reihe und zeriss einer junggebliebenen Mutter vor den Augen ihrer kleinen Tochter das Kleid.
„Los, Schlampe. Du wirst jetzt auf der Stelle deinen Mann ficken. Ich hab es doch vorhin schon die ganze Zeit an dir gerochen. Die Geilheit. Ihr alle hier stinkt nach Geilheit. Selbst die Alten. Ihr werdet euch jetzt sofort hier ausziehen und es gemeinsam treiben.“
Marie schaute angsterfüllt auf die Gestalt des Mannes. Auf die Muskeln, die sich bis ins unermessliche auszudehnen schienen. Die Augenbrauen, die sich langsam mit dem Haaransatz vereinten. Der Anzug wurde einfach weggesprengt. Klauenartige Pranken fuhren über die Gesichter der Menschen und hinterließen blutige Klumpen aus Fleisch und Haut.
„Na gut, dann werde ich euch hiermit ficken. Ich reiß eure Gefäße in tausend Stücke, vielleicht können sich wenigstens eure sündigen Seelen vereinen.“
Während das gewaltige Untier die Leute wie Stoffpuppen von ihren Plätzen fegte und sie noch in der Luft zeriss, ließ sich Marie zu Boden fallen und kroch mit Tränenbehangenden Augen unter den Bänken in Richtung Ausgang. Aus allen Ecken der Kirche hallten ihr schmerzerfüllte Schreie und Hilferufe entgegen. In ihrem Kopf drehte sich alles, die Glieder waren schwer wie Steinklumpen. Kurz bevor sie die fünfte Sitzreihe passiert hatte, waren alle Schreie verstummt. Sie hielt kurz inne und zu ihrem Glück wurde das Zittern von den kalten Kirchenfliesen unterdrückt. Dann robbte sie weiter, unfähig irgendeinen klaren Gedanken zu fassen. Als sie die letzte Reihe hinter sich gebracht hatte, erblickte sie zu ihrem Entsetzen zwei große, nackte Füße auf kaltem Stein. Zitternd und langsam hob sie den Kopf. Ein stark behaarter, nackter Männerkörper bäumte sich vor ihr auf. Sie schaute in die Augen des Mannes, der sich genüsslich mit der Zunge über die rauen Lippen leckte. Sie waren anders als vorher. Diesmal dominierte das Schwarz in ihnen. Die erweiterten Pupillen umrahmte nur noch ein hauchzarter, grüner Ring.
„Warum versuchst du wegzulaufen, Schlampe?“, fragte er mit spielerischer Neugierde.
„Bitte Sir, ich mache alles was sie wollen.“
Der Mann zupfte an seinem Bart und streckte ihr mit der anderen Hand sein Gemächt entgegen.
Marie schaute verwundert und heftig schluchzend zwischen seine Beine.
„So einen Schwanz hast du noch nie gesehen, was Mädchen?“
Marie kroch ein wenig weiter auf ihn zu und ihre glitzernden, blauen Augen verloren sich in seiner unendlichen Schwärze.
„Ich mache alles was du willst“, wiederholte sie unterwürfig und griff mit zitternden Händen nach seiner Männlichkeit.
„Pech für dich Schlampe, aber ich stehe nicht auf Frauen“, spottete er boshaft, während er nach ihrem Hals griff, ihn umklammerte und fest zusammendrückte.
Ein letztes, gurgelndes Geräusch von Marie, dann traten ihre Augen aus den Höhlen hervor und sie verschluckte sich an ihrer eigenen Zunge.
„Schade eigentlich, dass du es letztendlich doch nicht konsequent genug wolltest. Ich hätte für dich den Zaun eingerissen. Du wärst dieser trostlosen Spielwiese entkommen.“
Dann plötzlich hörte man auf der anderen Seite des Tores lautes Gehämmer.
„Verdammt Marek, du schwuler Köter. Wie lange brauchst du da drinnen noch?“
Marek antworte nicht, sondern drehte sich stattdessen noch einmal um zu dem toten Mädchen.
„Mein Kumpel hier hätte dir sicherlich gerne das Fell über die Ohren gezogen, Rotkäppchen. Aber für den finden wir schon noch ein rassiges Mädel.“
Marek schaute sich noch einmal das von ihm angerichtete Massaker an und zuckte dann mit den Schultern.
„Morgen auf dem Punkrock Konzert läuft es sicherlich besser“, sagte er leise zu sich selber und klopfte nun ebenfalls an das verschlossene Tor ...

 

Oioioioi, ANiMA!
weiß gar nicht recht, was ich sagen soll...ich hatte vorm Lesen noch ein bisserl Angst, weil sie so lang schien, aber als ich angefangen hab, zu lesen, da konnt ich gar nich mehr aufhörn. Du hast auf jeden Fall einen geilen Stil zu schreiben, und der Wechsel des point of view hat das ganze noch interessanter gemacht. Man versetzt sich gewissermaßen in beide, den Mörder und das Mädchen, hinein.
Dass du diese Sex-sache immer wieder miteinbringst, ist sicherlich bereichernd, aber kurz vorm Schluß, als er nackig vor ihr steht, da hab ich gedacht du verlierst dich jetzt irgendwie dadrin und das ganze endet mit vergewaltigung oder ähnlichem. Clevererweise hast du's aber ja nicht getan, was auch einen Überraschungs-effekt hatte (wenigstens für mich als immer-ans-eine-denkende). ;)
Das viel erwähnte "Spiel" hab ich allerdings nicht wirklich verstanden. Ist es nicht eher ein wahlloses abballern? Und hatte denn irgendwer jemals eine Chance, da rauszukommen, so wie er am Anfang beschrieben hatte?

Jedenfalls eine supi-story, hab's genossen! :thumbsup:
LG
Peanutmonster :bounce:

 

Hi Monster :)

freut mich das dir die Geschichte gut gefallen hat!

Das viel erwähnte "Spiel" hab ich allerdings nicht wirklich verstanden. Ist es nicht eher ein wahlloses abballern?
Marek verfolgt schon ein spezielles Ziel, wobei eigentlich fast vorausgesetzt ist, dass keiner der Anwesenden diese Hürde bewältigen kann. Ich denke du weisst, dass es sich bei Marek um einen Werwolf handelt. Er teilt die Menschen in Schwarze und Weiße Schafe ein, die natürlich beide vom Wolf gerissen werden. Allerdings gibt es unter diesen Schafen einige Ausnahmen, denen Marek gerne die Flucht ermöglichen will, indem er sie zu seinesgleichem macht. Marie sollte eigentlich ein Geschenk an seinen Kumpel sein, aber sie ist ihm schließlich doch noch zu grün hinter den Ohren.

besten gruß
*Chris*

 

Ich denke du weisst, dass es sich bei Marek um einen Werwolf handelt.
Und ich denke, ich wusste es nicht! :bonk:
Mensch, jetzt wird mir so einiges klar! "du schwuler Köter"...jaaaa..."für den finden wir noch ein rassiges mädel"...*innerer Vorhang aufgeh*...hey, das mit den Schafen passt dann ja doppelt gut!
Danke für die Erklärung jedenfalls, hätt' ich auch selba drauf kommen können. Sieh das als geistige Schwäche meinerseits, liegt nicht an der story. :shy:

LG
Peanutmonster :bounce:

 

Hi ANiMA,

auch mir ging es ähnlich wie Peanutmonster; dachte zunächst, puh, ziemlich lang (obwohl ich eigentlich ein Fan langer Geschichten bin); da ich aber meist wenig Zeit habe, dachte ich mir, naja, ließ mal den Anfang ...
Tja, hätt ich nicht machen sollen, denn auch ich konnte nicht mehr aufhören; hatte noch nicht mal Zeit, mir eine Zigarette anzuzünden. Perfekter Schreibstil, der den Leser förmlich in seinen Bann zieht.
Auch die Sache mit dem "Spiel" war enorm spannend dargestellt. Ein kleiner Wermutstropfen war dann für mich allerdings das Ende. Zum einen habe ich nicht erkannt, daß es ein Werwolf sein soll (dachte eher an den Teufel höchst persönlich) und zum Anderen war es mir doch ein wenig zu abstrus. Will sagen, dreiviertel Deiner story klingt relativ realistisch (leider Gottes durchaus möglich; es gibt genug Psychophaten), dann auf einmal schwenkst Du um. Klauen entstehen, Fell wächst usw.

Gut, das gehört vielleicht zu einer echten Horrorstory, aber mir hätte es besser gefallen, wenn Du auf der Anfangsschiene weiter gemacht hättest. Ein Irrer, der wirklich versucht, sein grausames "Spiel" durchzuziehen. Und am Schluß hämmert dann die Polizei ans Tor (naja, ein bißchen billig, aber so oder so ähnlich).
Deine Geschichte lebt vom anfänglichen Realismus; dadurch wirkt das Ende, meiner Meinung nach, so unecht. Es passt nicht zum spannenden Rest.
Aber wie gesagt, so habe ich es empfunden.

Fazit: Ich habe trotzdem keine Zeile bereut!

Liebe Grüße! Salem

 

Hallo ANiMA

Auf die Gefahr hin, die Aussagen meiner VorrednerInnen zu wiederholen:

Eigentlich wollte ich Deine Geschichte gar nicht lesen (Länge), aber dann hat es mir den Ärmel voll reingezogen. Flüssige Schreibweise, gute Beschreibung der Stimmung.

Auch ich muss leider gestehen, dass ich den Werwolf übersehen habe.

Auf die Muskeln, die sich bis ins unermessliche auszudehnen schienen. Die Augenbrauen, die sich langsam mit dem Haaransatz vereinten. Der Anzug wurde einfach weggesprengt.
Beim zweiten mal Lesen glasklar eine klassische Verwandlung zum Werwolf. Ich habe es übersehen, vieleicht wie Salem beschreibt durch den anfänglichen Realismus.

So, jetzt schliesse ich mich Salem einfach an, sonst schreibe ich wirklich noch das gleiche.
;)
Lieben Gruss
dot

 

Hi ihr beiden!

Salem, freut mich das dich meine Geschichte vorübergehend am Zigarettenkonsum gehindert hat! Wäre ich ein Zeuge Jehovas, könnte ich mich dem Himmel jetzt wieder ein Stück weiter fühlen :D
Mhhh, das mit dem Realismus ist so eine Sache. Ich wollte einfach von Anfang an einen Vampir oder Werwolf. Die ganze Symbolik mit den Schafen und der Instinkt des Wolfes haben mich dann zum Werwolf tendieren lassen. Einen normalen Psychophaten hätte ich ein wenig ernüchternd gefunden.
Mein Wolf hatte schließlich eine Message für die Menschen :)
Aber die Geschmäcker sind verschieden und ich bin trotzdem froh darüber, dass du dich gut unterhalten gefühlt hast!

Hey Dotslash, freu mich natürlich auch über deine positive Kritik! Da keiner bisher meinen Werwolf erkannt hat, muss ich mir allerdings schon Gedanken darüber machen diese Stelle ein wenig hervor zu heben. Vielleicht bewundert sie einfach noch ein wenig seine flauschigen Ohren und seine haarige Brust ;)
Eine Frage habe ich allerdings trotzdem noch an dich. Hat dir die Werwolf Thematik denn besser gefallen, oder hättest du dir wie Salem auch einen "normalen" Menschen gewünscht?

Vielen Dank euch beiden!
*Chris*

 

Nee, lass den Wolfi ruhig drinn, ist ja auch die Grundidee zu dieser Geschichte.
Ich kenne mich in der Werwolfologie nicht so aus, aber tut eine solche Metamorphose nicht tierisch weh? Also etwas Wolfsgeheul und ich hätte die Verwandlung beim ersten mal erkennen müssen.
Egal, der sarkastische Schluss passt, obwohl dass "Ich-hätte-für-dich-den Zaun-eingerissen. Du-wärst-dieser-trostlosen-Spielwiese-entkommen" Gesülz nur bis zu Mareks Kumpel gereicht hätte. :naughty:

Gruss dot

 

eine hirnlos lächelnde Kirchentype
Schwach. Und unscharf.
Ich sitze schon sein gut zwanzig Minuten hier. Arsch und Rücken schmerzen höllisch, aufgrund des ungepolsterten Holzes
Würde ohne die Begründung noch besser wirken.
Hin und wieder steht sie auf um in den kleinen Raum unweit des Altars zu gehen.
Das habe ich ja noch nie gesehen, daß jemand während des Gottesdienstes rumläuft.
Wie sie von gut gebauten Engeln träumt, die ihren jungfräulichen Körper mit ihren weichgespülten Federn streicheln und sie mit Eunuchenhaften Stimmen betören. Aber vielleicht geh ich da auch ein bisschen zu weit. Diese Schlampe ist sicherlich derart diszipliniert, dass sie sich bei aufkeimender Geilheit selbst die Neunschwänzige über die Titten peitschen lässt.
Der Text widmet der Frau zuviel Beachtung. Die zitierte Passage würde ich weglassen.
antiquittierte
pardon?
wie viel Prozent der Männer (hier wohl) Impotent und Depressiv sind
1. Füllwörter; 2. Adjektive klein.
um diesen glatzköpfigen Klimperkastenspieler mit einem sauberen Schuss in den Kopf
Der Orgler ist zu sehen? Warum wurde er dann bisher nie erwähnt?
Seine üppige Robe wiegt sicherlich mehr als er selber
LOL
Widerwillig richte ich mich (nun) ebenfalls auf, erleichtert darüber dass mein Sitzfleisch sich (nun wieder) ein wenig erholen kann und sich die Kerben in meinem Rücken glätten
Die Pastorschnecke neben mir trällert hochtrabend wie eine fette Amsel
Wer jetzt? Die graue Kirchenmaus / Bisamratte? So allmählich werden es mir zuviele verschiedene Tiere...
Nach dieser Tortur will ich eigentlich nur wieder den im Gegensatz dazu wohltuenden Schmerz der Sitzbänke spüren
Guter Gedanke, aber verunglückte Formulierung.
Vorschlag: Nach dieser Tortur sehne ich mich geradezu zurück nach der Härte der Sitzbank
Menschen sind doch (fast ausnahmslos) dumme Wesen
Wieso können sie nicht einfach ihrem Instinkt folgen. Sich von ihren Gefühlen leiten lassen. Wofür brauchen sie diese Regeln und Gesetze? Sie brauchen das, weil sie schwach und feige sind.
Das und die folgenden Gedanken sollten sich in 2 Sätzen zusammenfassen lassen.
Während Maries Gedanken anfingen, zum Teil bizarre Blüten zu tragen
1. Show, don´t tell
2. Was denn für Blüten? So unscharfe Andeutungen sind bad style
Die Zweimetermarke war ihm jedenfalls gewiss
Hm. Kann nicht benennen, was das ist, aber es ist schlecht. Solltest du anders formulieren.
„Wird’s bald“, schrie der Mann mit einer (unsagbar lauten) Stimme(n), gegen die der Pistolenschuss wie eine Lappalie wirkte.
"Lappalie" ist ein schlechter Vergleich.
Wollte er außerdem nicht bis drei zählen?
Rückrad
Was fürn Rad?

Zum Inhalt: Ambitioniert und spannend, aber
1. daß der Mann ein Werwolf ist, trägt zur Handlung irgendwie nicht bei. Ich kann durchaus verstehen, wenn sich viele Leser wünschen, er wäre besser ein "normaler Psychopath". Würde mir auch besser gefallen, dann hätte die Sache mehr Schockerpotential. Daß ein Werwolf böse ist, ist nicht wirklich eine faszinierende Erkenntnis.
2. Das Ende ist schwach. Ich würde mir wünschen, daß die "schwul-Pointe" besser ausgearbeitet wäre. Marie ist überwältigt von der Männlichkeit und bietet sich ihm nicht halbherzig sondern völlig überzeugt an - wird aber dennoch gemeuchelt, weil sie das falsche Geschlecht hat. Das "ich stehe nicht auf Frauen" als letzten Satz.

r

 

Sinnloses Herumgeballere macht noch keinen Horror

In der Beurteilung deines Textes, ANiMA, schließe ich mich relysium voll an. Mir ist außerdem nicht klar, warum der Protagonist so lange wartet und sich auf der Kirchenbank quält; nur damit er in Gedanken die eine Frau Peitsche schwingen lassen kann?

Auch sind mir die Gedankengänge von Prot und Marie anfangs zu ähnlich, das Ende absehbar, wenn auch du mit dem schwulen Wehrwolf die Kurve noch hingekriegt hast. Aber das wirkt ein wenig bemüht, nicht wirklich zwingend, ich frage mich, warum er sich mit ihr, einer Frau, überhaupt abgibt, er ist doch schwul, oder?

Und: ein Wehrwolf braucht für sein Tun keinen Grund, braucht jedenfalls keinen Spiel zu veranstalten, er ist ja auch mit einer festen Absicht in die Kirche gegangen, seine Kumpel draußen beweisen es.

Fazit: die ganze Geschichte scheint mir an Haaren herbeigezogen.

Dion

 

Hey Relysium,

danke für die vielen Aufzählungen! Mit den meisten Sachen hast du absolut Recht, die werde ich so abändern. Mhhh, den Werwolf lasse ich aber drin. Wenn ich das jetzt alles auf nen "normalen" Menschen zuschneide, müsste ich auch das Motiv und die Beweggründe ändern. Ich wollte halt von Anfang an etwas mit nem Wolf oder Vampir machen.
Mit dem Ende geb ich dir teilweise Recht, das könnte irgendwie geschickter sein.
Momentan bin ich aber definitiv zu faul und ausgebrannt um irgendwelche sinnvollen Verbesserungen vorzunehmen :)

Zu dir Dion.
Lies dir mal meine Antwort zu Peanuts Kommentar durch, ich denke da werden Mareks Gründe verständlich aufgeführt. Und warum bitte darf ein (moderner) Werwolf kein Motiv haben? Marek verfolgt seine eigenen Ziele, ob nun nachvollziehbar oder nicht. Er spielt mit den Menschen und ihrem aufgesetzten Glauben. Marie sollte ursprünglich eine Gefährtin für seinen Freund werden, ist dann aber aufgrund ihrer Unterwürfigkeit und ihrer Angst aus dieser kleinen, heilen Welt gerissen zu werden von Marek als "Ungeeignet" befunden worden.

Die Symbolik mit dem Wolf, den Schafen und den Menschen wollte ich hier zu einer unterhaltsamen Geschichte vereinen, wo hier und da ein paar Knochen knacken und letztendlich ein Werwolf sein Unwesen treibt.

Beinharter Psycho-Horror wird hier sicherlich nicht geboten, aber das war auch sicherlich nicht meine Absicht.

Deine subjektive Meinung aber derart fett hervorzuheben ärgert mich schon. Lass sowas doch einfach weg, falls du nochmals auf die Idee kommen solltest mich zu "kritisieren".

Nichts für Ungut ...
*Christian*

 
Zuletzt bearbeitet:

Es gibt keine objektiven Meinungen

Deine subjektive Meinung aber derart fett hervorzuheben ärgert mich schon. Lass sowas doch einfach weg, falls du nochmals auf die Idee kommen solltest mich zu "kritisieren".

Alle Meinungen sind immer subjektiv, Christian. Außer der Überschrift gab es in meiner Kritik nichts Hervorgehobenes, das Fette kommt dort automatisch, da kann ich nichts für.

Die Überschriften sind dafür da, den Tenor des Beitrags zu nennen, ich werde wegen dir nicht darauf verzichten. Du wirst das ertragen müssen, es wäre ja noch schöner, wenn der Autor bestimmte könnte, wie die Kritiken auszusehen haben.

Um es ganz deutlich zu sagen: du schreibst Geschichten, wie du es willst, und ich nehme für meine Kritiken das gleiche Recht in Anspruch. Wenn du damit nicht einverstanden bist, sage nur ein Wort - ich muss deine Geschichten nicht kommentieren.

Dion

 

Es geht mir lediglich um die in meinen Augen unnötige und selbstgerechte Wertung in dieser Überschrift. Aber machen wir es doch einfach wie von dir vorgeschlagen. Du machst in Zukunft einen großen Bogen um meine Geschichten und ich muss mich nicht mehr ärgern ...

 

Hmmh, was sind denn das für harte Töne hier?!

Hallo ANiMA!

Ich hatte diese Story schon vor längerer Zeit ausgedruckt und heute, heute endlich, habe ich es geschafft, sie zu lesen. :)

Zunächst zu Dion: Ich fürchte, er hat zumindest in der Meinung Recht, wenn er sagt, dass der Kritiker kritisieren sollte und nicht schleimen. Nimm das Ganze als Chance, ziehe die richtigen Schlüsse draus und lerne. Er mäkelt ja nicht an dir herum, sondern an deiner Geschichte. ;)

So, war mir wichtig. Ich kann mich der Euphorie einiger meiner Vorredner nicht anschließen. Teilweise musste ich mich durch die Geschichte quälen. Das lag in der Hauptsache daran, dass du viele Zeilen verschenkst, indem du Ansichten, Gefühle u.ä. der Prot.s wiederholst und nichts neues einbringst. Stellenweise widersprichst du dich auch. Ich habe mir ein Bild eines Menschen gemacht und dann stattest du ihn mit einer neuen Eigenschaft aus, die der, die ich verstanden habe, konträr läuft. (Ist mir aufgefallen) Manchmal kommt es mir so vor, als suchtest du nach Wörtern ohne etwas mitteilen zu wollen, nichts Neues zumindest. Nur Fülltext, quasi. Raus damit.

Du schreibst auch konsequent die Adjektive groß, ich weiß nicht warum, aber das ist extrem ärgerlich. Vielleicht liest du einfach nochmal drüber.

Was mir im Gegensatz zu Dion sehr gut gefallen hat, ist der Plot. Ein ...Vieh kommt ins Allerheiligste des Menschen, der Kirche, und verspottet und verhöhnt sie, bricht ein Tabu nach dem anderen und als er dann wirklich eine Getreue gefunden zu haben glaubt, bringt er sie um und erweist sich als schwul, der Faxenmacher.

Ambitioniert, würde mich Relysiums Meinung anschließen, aber unausgereift. Ich glaube, dass viel Wut und Meinungen von dir drin stecken, dass du viel von deinen eigenen Ansichten reingelegt hast. Gut so, hat mir gefallen, wirkte auch authentisch.
Apropos authentisch: Was ist "fast authentische Neugierde"? Ist eine der Formulierungen, die mir aufstießen.

Also, die Fehler wurden vor mir schon aufgelistet, erspare ich mir hier. Ich fands zumindest eine unterhaltsame Story von dir, da ich weiß, dass du noch nicht so alt bist, lässt das ganz sicher auf mehr hoffen. :D

Viele Grüße von hier!

 

Hi Hanniball

habe mich ungemein über deine Kritik gefreut, auch desswegen, weil ich nun noch einmal kurz etwas darüber sagen kann:

Zunächst zu Dion: Ich fürchte, er hat zumindest in der Meinung Recht, wenn er sagt, dass der Kritiker kritisieren sollte und nicht schleimen. Nimm das Ganze als Chance, ziehe die richtigen Schlüsse draus und lerne. Er mäkelt ja nicht an dir herum, sondern an deiner Geschichte.
Ich glaube von mir selbst sagen zu dürfen, dass ich durchaus Kritikfähig bin. Auf einen "Kritiker", der mich nur in den Himmel lobt und vollschleimt kann ich gut und gerne verzichten. Und ich gebe dir völlig Recht, dass hier natürlich jeder sagen darf was er möchte. Was mich dabei gestört hat, war zunächst diese Fettgedruckte Überschrift, um seine Meinung offensichtlich und selbstgerecht zu unterstreichen. Und wenn man dann noch großkotzig und abwertend auf mir herumreitet (betreffend subjektiven Meinungen), sollte sich die betreffende Person nicht wundern, auch von mir respektlos behandelt zu werden. Es ging mir nicht darum das er die Geschichte scheiße fand, sondern auf die Art wie er das zum Ausdruck brachte.

Das wollte ich jetzt nur noch einmal gesagt haben, bevor ich als Kritik-Unwürdig verkannt werde :D

Was deine Meinung zu meiner Story angeht, so kann ich es durchaus nachvollziehen, dass die vielen Fehler auf Dauer ziemlich nerven! Ich bemühe mich aber schon darum, Grammatik und Rechtschreibung ein bisschen mehr zu verinnerlichen!
Was die Gefühlswelt des Prots und seine Gedanken betrifft, so kann es natürlich schon stimmen, dass sich da so einiges im Kreis dreht. Hatte gehofft, durch Maries Blickwinkel der Situation diesen "Grundgedanken" noch mal ein wenig aufzupeppeln. Vielleicht ist es aber genau ihr nochmaliges Wiederkäuen der Gedanken aus dem ersten Abschnitt, der das ganze etwas in die Länge zieht. Muss ich nochmal schauen, ob ich da nicht noch etwas kürzen kann.

Dank dir jedenfalls für deine Kritik! Ich weiss sie zu nehmen :)

besten Gruß
*Christian*

 

Hallo, Anima!

Also ich fand die Geschichte gar nicht mal so schlecht, aber ... hm ...
Also ganz ehrlich gesagt: Das hättest du auch irgendwie mit viel weniger Wörtern schreiben können, hihi. Ne, ganz im Ernst, der Werwolf labert am Anfang viel zu viel über die Leute und die Innen-Ausstattung, und in der Mitte zieht sich diese Geiselnahme mit diesem "Spiel" auch endlos hin.
Na ja, für mich musst du das nicht mehr umschreiben, ich hab ja jetzt die Langfassung gelesen, hihi.

Liebe Grüsse
Arry

 

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