Der Phantasieschmetterling
Der Phantasieschmetterling
Da war eine große, bunte Wolke mitten in der Luft, ganz tief unten, der Erde so nah. Langsam schwebte sie immer weiter hinab, an den Fensterreihen vorbei.
Vereinzelt konnte man einen Flügelschlag vernehmen.
Der Hauch in der Schwebe glitzerte in sonnengelb, mohnrot und grün-grau. Die Farben mischten sich zu einem großen Fleck.
Erstaunt beäugten sie dieses Schauspiel der Seltenheit.
Als der Schwarm den Boden erreichte, erkannten sie, was das Flatternde der Bewegung war:
Schmetterlinge, Hunderte der verlassenen, belogenen Tränen.
Nun aber lagen sie tot auf dem Stein. Einer neben dem anderen, in ihrer ganzen Pracht der Verletzbarkeit, die Flügel ausgebreitet, das Gelbe lachte noch!
Einen Schwarzen konnte man betrachten, dort an der Stelle des Herzens. Sein Flügel war zerknittert, sogar gerissen und Blut floss an ihm herab, wenn Schmetterlinge bluten können.
Er starb, als ich oben stand, einatmete, in den blauen, nahen Himmel schaute und sprang. In der Luft verwandelte sich mein innerer Kern in sonnengelb, mohnrot und grün-grau.
Mein Herz, klein und schwach, blieb wie es war.