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Des Todes Todestag
Gibt es die Ewigkeit? Etwas beginnt, es entwickelt sich bis es schließlich endet. Nichts hält eine Ewigkeit. Die Dauer aller Dinge die jemals existierten und existieren werden, ist das die Ewigkeit? Wenn alles zerstört ist, sich nichts mehr bewegt, also keine Zeit mehr messbar ist und auch keiner mehr da der sie messen würde, hat dann die Ewigkeit aufgehört zu existieren?
Wie dem auch sei, dem Tod jedenfalls kommt es so vor als gäbe es ihn bereits eine Ewigkeit. Ich kenne ihn gut. Er hat mich oft besucht. Manchmal ging er ein Stück des Weges mit mir und ich glaube mich seiner Freundschaft rühmen zu dürfen. Er sagte mal, dass seltsamste an seiner Existenz sei, dass es ihn bereits gab als es noch nichts gab. Keine Ahnung habe er damals vom Grund seiner Existenz gehabt. Es war nur ein existieren inmitten so vieler Dinge, aber kein Leben, außer dem Tod. So ging er, so erzählte er mir, in sich um sich selbst zu finden. Nichts fand er, aber es dauerte so lange, dass sich inzwischen das Leben entwickelte. Da war so viel Energie und Bewegung im Universum. Eines Tages entwickelten sich aus so vielen kleinen Dingen
einige größere. Planeten und Sonnen entstanden und auf vielen von ihnen entstand Leben. Der Tod erzählte weiter, dass er erst da verstand warum es ihn gab. Ach übrigens, einen Urknall hatte er nicht gehört, an so etwas würde er sich erinnern, sagte er.
Jedenfalls erkannte der Tod, dass das Leben ohne ihn keine Zukunft haben würde. Das Alte muss dem neuen weichen und Platz schaffen. So erfand er ganz nebenbei erzählte er stolz, die Evolution. Er holte die alten und die schwachen und nur die stärksten durften fürs erste weiterleben. Ich hörte ihm gerne zu, denn er konnte wundervoll erzählen und kannte viele Geschichten, doch diesmal erkannte ich, dass es eine tiefe Trauer in seiner Stimme gab. Er schien auf etwas bestimmtes hinaus zu wollen und
kam, wie immer, nicht auf den Punkt. Kein Wunder, er hatte Zeit, glaubte ich zu wissen. Aber dann, es war wohl nach dem fünften Glas Wein, erzählte er mir doch was ihm auf dem schwarzen Herzen lag. “Ich werde sterben”, erzählte er mir und sah mir dabei tief in die Augen. “Sterben?”, fragte ich, “wie?”. “Was heißt hier wie?, sterben ganz einfach sterben”. Ich war entsetzt und verwirrt zugleich. Und nach weiteren 3 Gläsern köstlichen Weines, erklärte er, er habe es einfach beschlossen und werde sich
eben selbst holen. Zu lange gäbe es ihn schon und zuviel Leid habe er gesehen. Es muß auch mal ein Ende haben, selbst für den Tod. Ich wußte, ich würde ihn nicht umstimmen können und ich war auch viel zu betrunken um ihn zu fragen wie es denn nun weitergehen sollte. Aber ich weinte Tränen um einen alten Freund. Er ging und kam auch nie wieder. Und er wird auch nie wieder kommen, denn ich zweifle keine Sekunde daran, dass er getan hat was immer er tun wollte. Er war mein Freund und wie könnte ich ihm böse sein. Doch auf mich schien er vergessen zu haben. Denn jetzt feiere ich nun zum 200sten Mal des Todes Todestag.