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19.10.2004
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Kürzlich lies meine mir gesetzlich angetraute Ehefrau, während des Mittagessens, die Bemerkung: „Iss’ nicht so viel“, fallen. Ich war einigermaßen verwirrt. „Wieso?“, fragte ich sie in etwas barschem Ton. „Bin ich dir etwa zu dick?“ „Ein wenig“, sagte sie etwas eingeschüchtert.
Lächerlich, ich, ein Mann von 198cm Größe, kann mich mit 128kg doch wohl noch ohne schlechtem Gewissen als schlank bezeichnen. Oder?
Unter dem Vorwand einen Fremdkörper im Auge zu haben, ging ich ins Badezimmer. Ich betrachtete mich im Spiegel und wurde nachdenklich. Hmmm, tja, ein kleines Doppelkinn, ein bis drei Rettungsringe, (je nach Körperhaltung), und überhaupt irgendwie aufgeschwemmt.
Keine Frage, die Gute hatte recht, mich auf diesen Misstand aufmerksam zu machen. Okay, so sagte ich mir, okay, machen wir halt eine kleine Diät. Einem Menschen wie mir, dem ein unsagbar fester Wille gegeben wurde, sollte so etwas nicht die geringsten Probleme bereiten. Fröhlichen Mutes ging ich in die Küche zurück. Ab heute sollte ein neues, gesundes Leben beginnen. Nur noch Salate, Knäckebrot und vorwiegend vegetarische Kost!
Ich war nun selbst sehr erfreut, über die Entdeckung meines Weibes, würde ich doch von nun an ein gesund lebender neuer Mensch werden.
Ich sah zum Fenster hinaus, beobachtete die vorbeiziehenden Passanten mit ihren schweren Einkaufstüten. Wahrscheinlich hatten sie Unmengen von Fleisch, Kuchen, Süßigkeiten und anderen kalorienreichen Ekligkeiten gekauft. Geht nur dahin, ihr armen Geschöpfe, dachte ich bei mir, geht nur dahin und stopft euch voll, mit vor Fett triefendem Fleisch, armer geschlachteter Geschöpfe. Igitt, unvorstellbar für einen gesundheitsbewussten Menschen wie mich.
Rund eine Stunde vor Mittag, überfiel mich ein gewisses Hungergefühl. Aus der Küche kam mir ein sehr angenehmer Geruch entgegen. Meine Frau, die sehr schlank und eher zierlich ist, bereitete das Mittagessen zu.
„Na, was gibt’s denn heute?“, fragte ich sie voll freudiger Erwartung. „Kotelett, Kartoffeln und Gemüse, nichts besonderes.“ Sie sah mich mit einem - durchaus gemein wirkenden - lächeln an: „Dein Mittagessen allerdings, steht schon fertig im Kühlschrank.“
„Natürlich...“, antwortete ich. Sie hatte jetzt eine gewisse Enttäuschung von mir erwartet, aber, wenn ich mir etwas vornehme, dann führe ich es auch durch, das sollte sie eigentlich wissen. So bin ich eben, ein Mann, der zu seinem Wort steht!
Ich öffnete den Kühlschrank und zuckte ein wenig zurück. Dort stand ein Teller, belegt mit drei Gurkenscheiben, einer zerhackten Tomate, sowie einem undefinierbarem Stück Etwas von bräunlich-gelblicher Farbe.
„Was äh..“, fragte ich während sie sich gerade ein riesenhaftes Kotelett auf ihren Teller legte. „Das ist Tofu mit Salat“, antwortete sie mit dem immer noch durchaus hinterlistig und gemein wirkenden lächeln auf dem Gesicht.
„Ah ja“, sagte ich, „klasse“.
Während sie beim Mittagessen, ihr, von einer herrlichen Speckschwarte umgebenes Kotelett verzehrte, erwähnte ich, dass auch Diäten nicht immer gesund und manchmal sogar gefährlich sein könnten.
Nicht, dass ich jetzt schon aufgeben wollte. Nein nein, aber man sollte vielleicht nicht zu überstürzt handeln. Ich steckte mir ein Stück von dem Tofu in den Mund. Er schmeckte wie ein in kaltem Wasser marinierter Badeschwamm. „Na..“, sagte sie mit vollem Mund, „schmeckt es?“ Am liebsten hätte ich ihr ins Gesicht geschlagen. Immer wieder steckte sie ihre Gabel in das fettige, wünderschöne Kotelett. Ich wollte nicht hinsehen, konnte aber nicht anders. Als ich mir das dritte Stück Badeschwamm in den Mund führte, reichte es mir!
„Und wenn ich ab jetzt jeden Tag Sport treibe?“, sagte ich kleinlaut.
Am nächsten Tag, ich kam gerade von der Arbeit nach Hause, öffnete meine Frau mir die Tür. Sie hatte schon wieder dieses listige Grinsen aufgesetzt. Hinter ihr, auf dem Flur, stand ein großes, Fahrradähnliches Gerät, ein Heimtrainer!
„Aber, aber es kommt doch gleich meine Lieblingssendung“, stotterte ich. Sie sagte: „Sport oder Tofu! Eigentlich noch besser beides, aber ich will mal nicht so sein“.
So sitze ich nun auf meinem Heimtrainer, der Schweiß läuft mir am Körper herunter, die Muskeln tun weh, aber ich fühle mich wohl. Ein neuer, sportlicher und durchtrainierter Mensch wird aus mir werden. Jeden Tag nach der Arbeit werde ich trainieren. Was ich mir vornehme, das halte ich auch ein.
Im Hintergrund höre ich die Anfangsmusik meiner Lieblingssendung.
Überanstrengung beim Sport, kann mitunter auch gefährlich sein.
Vielleicht sollte ich nicht alles gleich überstürzen...

 

Hallo Rollibaer,

erstmal das feierliche Prozedere: HERZLICH WILLKOMMEN AUF KG!!! :bounce: (Nehme mal den Hopser ;) )

Jaja, der böse innere Schweinehund. Gerade im Winter schier übermächtig, wo es so arschkalt ist und man sich doch lieber eine wärmende Fettschicht zulegen sollte :D .

Nette Geschichte für Zwischendurch, keine Revolution des Klischees, aber ganz amüsant.

Liebe Grüße

Dante_1

 

Moin Rollibaer,

Ja, ich schließe mich an. Erstens mit den Willkommenswünschen und zweitens mit der Meinung, daß auch die Geschichte recht unterhaltsam fand. Okay, Geschichten über Diäten gibts viele und du hast das Genre nicht unbedingt neu erfunden, aber deine Geschichte fand ich durchweg amüsant, da sie schön locker und flüssig geschrieben war und mit einem kleinen Augenzwinkern daherkommt.

Kleine Anmerkungen (alles nur Vorschläge):

ch war einigermaßen verwirrt. „Wieso?“, fragte ich sie in etwas barschem Ton. „Bin ich dir etwa zu dick?“ „Ein wenig“, sagte sie etwas eingeschüchtert.
Da würde ich ein wenig mehr Brisanz reinbringen, indem ich den Gebrach von abschwächenden, hier fett dargestellten, Begriffen reduzieren würde.
Lächerlich, ich, ein Mann von 198cm Größe, kann mich mit 128kg doch wohl noch ohne schlechtem Gewissen als schlank bezeichnen.
Abkürzungen (cm, kg) täte ich ausschreiben. Und "ohne schlechtes Gewissen"
Sie sah mich mit einem - durchaus gemein wirkenden - lächeln an
Lächeln groß
Und die Bindestriche würde ich weglassen.
Sie sagte: „Sport oder Tofu! Eigentlich noch besser beides, aber ich will mal nicht so sein“.
Das paßt irgendwie nicht zusammen. Wenn sie ihren Mann dazu bringen will abzunehmen, warum quält sie ihn dann so mit dem Kotelette?

 

...erst mal Danke für den Willkommensgruß, und Danke, das ich hier sein darf.
Tja, eine Revolution hätte ich auch nicht erwartet, lach. Und, @Gnoebel, was Deine Vorschläge betrifft, so gebe ich Dir recht, (bin ja auch noch Anfänger), nur mit Deinem letzten Tip. (Das passt nicht zusammen.....), tja da magst Du auch recht haben, nur ist ja gerade dieser Punkt einer der "Aufzieher" der Geschichte, ich wüßte jetzt nicht, wie ich den weglassen könnte, (bin aber für Vorschläge ehrlich dankbar)!

LG
Roland

 

Hi Rollibaer!

Sie sagte: „Sport oder Tofu! Eigentlich noch besser beides, aber ich will mal nicht so sein“.
Ich würde es als Frage formulieren.
"Sport oder Tofu?"
Und den Rest einfach weg lassen. Dass die Frau liebevoll aber gerne ein wenig "gemein" ist, kommt in der Geschichte ja deutlich rüber. Da ist ja dann klar, wie sie diese Frage meint.

Der Vergleich mit dem Tofu und dem Badeschwamm fand ich herrlich. Ich konnte es richtig gut nachvollziehen. Als ich das erste (und auch letzte mal) Tofu probiert hatte, fiel mir kein passender Ausdruck ein, wie ich den Geschmack beschreiben könnte. :D

Gruß
LoC

 

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