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Die Andere

HGD

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11.12.2001
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Die Andere

Die Andere

Meine Freundin ließ mich für ein Wochenende allein in der Stadt zurück, um ihre Eltern zu besuchen. Eigentlich wollte ich mit ein paar Kumpels um die Häuser ziehen, doch alle gingen mit ihren Lebensabschnittspartnerinnen ins Kino. Allein muss man solche Pärchenrunden nicht komplettieren, also ging ich allein in eine Kneipe, um ein Bier zu trinken und bekannte Gesichter zu treffen. Dort saß eine Frau, die mich vom ersten Augenblick mit ihrem Blick durchbohrte. Ich hatte eigentlich nur die Absicht mein Ego durch seichtes Flirten aufzupolieren, doch wir verfingen uns immer mehr im Gespräch und sie fing an, auch für Fußball Interesse zu heucheln. Ich hatte meiner Freundin oft gesagt, dass ich sie liebe, aber ich nahm meine neue Bekanntschaft mit zu mir, nachdem ich im Kopf alle Zeichen auf eine Freundin durchgegangen war und selbst im Bad keines finden konnte. Irgendwie gefiel mir die Tatsache, dass sie sehen wollte, wie ich lebe.

Sie erzählte nicht viel über sich, ihre Vergangenheit, ihre Träume. Mit großen Augen lauschte sie den Ausführungen über meinen Lebenslauf und blinzelte müde und fasziniert zugleich durch den aufsteigenden Qualm ihrer Zigarette. Von Zeit zu Zeit erntete ich ein zustimmendes Nicken, doch jedes Mal, wenn ich inne hielt, winkte sie mich mit der kreisenden Hand weiter und erzeugte bizarre Rauchfiguren. Ihre Gestik setzte sich fest in meinem Kopf und erzeugte eine verwirrende Ruhe, auch wenn sie kein einziges Mal lachte. Zunächst dachte ich, es liegt ein meinen mangelnden Fähigkeiten als Erzähler, dass sie schweig, ja nicht einmal mit den Mundwinkeln zuckte. Doch nach einiger Zeit verlieh mir ihre ungeduldige Aufmerksamkeit eine wohltuende Wärme.

Als ich mit meinem Leben in der Gegenwart angekommen war, stand sie auf, nahm mich an die Hand und führte mich wortlos zu meinen Bett. Ich möchte gerne sagen, dass der Sex großartig gewesen wäre, aber über guten Durchschnitt kamen wir nicht hinaus. Sie lag noch ein paar Minuten stumm neben mir, stand dann auf, zog meine Boxershorts an und setzte sich in die Couch, um eine Zigarette zu rauchen. „Eigentlich mache ich ja so etwas nicht.“ Wie oft hatte ich das schon gehört, wenn es um Ausflüchte für einen solchen Abend ging. Ich weiß nicht, wem die Frauen damit etwas vorlügen, sich selbst oder dem gegenüber. Doch sie meinte es ernst, dass hörte ich in einer vertrauten Vibration ihrer Stimme und fühlte ihren Blick durch die Dunkelheit. Sie lag alsbald wieder neben mir und fragte mich über meine Bettbekanntschaften und eventuelle Beziehungen aus. Ich log und sagte, dass ich ein unglücklicher Mann sei, den alle Frauen nach einer Weile verlassen. „Weil du langweilig wirst, oder weil du fremdgehst?“ Ihre Ehrlichkeit verblüffte mich. „Ich schätze es liegt wohl eher daran, dass du fremdgehst!“ In diesem Zusammenhang war es wohl als Kompliment gemeint, doch ich war plötzlich knallhart in der Realität aufgekommen. Sie ließ mir keine Zeit für eine Reaktion und wollte noch einmal mit mir schlafen. Ich schlief vor ihr ein.

Der Morgen kam langsam durch die Fenster und erhellte den Raum. Im Bett räkelte sich die junge Frau, deren Namen ich nicht mehr kannte. Hatte sie ihn mir überhaupt gesagt? Doch mir war es egal, als ich sie betrachtete. Eine blonde Frau, die zufrieden in meinen Laken surrte. Ich merkte plötzlich, wie ich begann mich in sie zu verlieben. In ihr Gesicht, das sie zwischen Engelslocken preisgab. Ich lächelte sie an und in diesem Moment wachte sie auf. Verschlafen lächelte sie zurück und zog die Beine näher an ihren Körper. „Erinnerst du dich wieder wer ich bin?“

Als mein Lachen schwand blieb ihres erhalten, nur verlor sie langsam den schläfrigen Blick. „Du hast es nicht gemerkt, oder?“ Ich schüttelte den Kopf; den Kopf, der gerade explodierte. Ich kannte ihren Namen, ihre Geschichte, ihre Träume, ihre Schwächen. Sie war keine Unbekannte! Sie stand auf, zog sich an. „Langweilig warst du wirklich nie, nur untreu. Dein Lebenswandel scheint sich ja nicht entscheidend geändert zu haben, nur musst du mir nicht mehr regelmäßig irgendetwas beichten, mich verletzen. Jetzt durfte ich mal die Andere sein. Diese beschissene Andere, die mir die Tränen in die Augen treib und mir das Herz brach. Dankeschön.“ In der Tür drehte sie sich noch einmal um: „Oder beichtest du mittlerweile so etwas nicht mehr?“ Sie ging.
Meiner Freundin habe ich nie von dieser Nacht erzählt.

 

Eine Frau "Surrt" in den Laken?
"Trieb" nicht "Treib"... u. ä. mehr...
Dringende Überarbeitung angesagt.
Dieser Text ist m. E.noch keine Geschichte, zumindest jedoch konnte er mich nicht fesseln.
Lord

 

Stimmt, von der "Logik" wollte ich gar nicht erst reden...
M.E. einfach überarbeitungsbedürftig.
Lord

 

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