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Die Angst vor dem Leben

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29.04.2004
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Die Angst vor dem Leben

Die Angst

So, ist mein erster Text! Ich bitte um ausgiebige Kritik ;)


Du kommst immer näher, schleichst dich aus der Ferne auf den Zehenspitzen an.
Ein hämisches Grinsen in deiner Fresse, das Antlitz des Todes. Du bist so
kalt und dürr und streckst deine langen, eisigen Finger nach mir aus. Es ist
so dunkel um mich rum. Ein Blick in dein Gesicht und ich will weg, weit weg,
doch ich kann mich nicht bewegen. Deine kalten, leeren Augen haben mich
hypnotisiert - ohne Wimpern, durchsichtig und etwas wahnsinnig. Du drehst
deine Kreise um mich, sie werden immer enger, mit jedem Wort, mit jeder
Sekunde. Ich will schreien, doch dein Gift ist zu tief in mir drin, du
verdammte Spinne. Die schuppige, kalte Haut, wie die einer Schlange,
schmiegt sich an meinen Hals. Es wird immer kälter und dunkler. Ich will
schreien, doch du schnürst mir dich Luft ab. Die Uhr tickt immer langsamer,
doch das Ticken wird immer deutlicher und lauter: Tick tack tick tack. Ich
will, dass es endlich vorbei ist! Ich kann mich nicht mehr von dir abwenden
und spüre deinen eisigen Atem im Nacken. Können Monster überhaupt atmen?
Meine Muskeln verkrampfen sich und mein Herz fängt an, zu gefrieren. Ich
kann nicht mehr atmen, jeder Atemzug, jeder Herzschlag tut weh. Ein Schauer
läuft über meine Haut und jedes einzelne Härchen richtet sich auf. Ich kann
die Anspannung nicht mehr aushalten und merke, wie meine Zähne klappern und
die Fingernägel sich immer tiefer in die feuchten Handflächen bohren. Ich
will die Hände auseinandernehmen, doch ich kann nicht. Ich spüre keinen
Schmerz, nur die eisige Kälte, die sich langsam in meinen Venen ausbreitet.
Ich kann diese Ruhe nicht mehr ertragen, ich will, dass etwas passiert. "Sag
doch etwas!" flehe ich dich an, doch du bewahrst das eiserne Schweigen. Ich
möchte im Erdboden versinken oder die Zeit vorwärtsdrehen. Nichts passiert.
Endlich, nach scheinbaren Jahrhunderten, halte ich das Heft in der Hand. Ich
spüre nichts mehr, nur irgendwo in meinem Kopf das Dröhnen meines Pulses.
Ruhe, Gleichgültigkeit, Schweißtropfen auf meiner Stirn. Deine hässliche
Fratze immer näher an meinem Gesicht und ich fühle, wie meine Augen genauso
weit aufgerissen, wahnsinnig und leer werden wie deine. Es wird immer
dunkler, die Abgründe der Hölle tun sich vor mir auf. Ja, es ist das Ende,
endlich! Die zittrigen, feuchten Finger blättern gierig und ziellos im Heft
herum,die Augen hungern nach Erlösung und Bestätigung. Doch was ist das?!
Ein Schlag gegen meinen Kopf, gegen meine Erwartungen! Deine Fesseln sind
gesprengt, die Lähmung weicht, ein Aufschrei der Erleichterung und Freude
entweicht meinem trockenen, verkrampften Mund - eine Eins! Wie schnell bist
du doch verschwunden, ohne Spuren zu hinterlassen! Ich blicke auf und sehe
Farben. Meine Knie zittern und ich juble:" Es ist vorbei!" Was für ein
Künstler bist du doch, wenn du mir solche schrecklichen Erscheinungen vor
die Augen führen kannst, unbegründete, sinnlose Sorgen. Niemals wirst du
mich in dein schwarzes Reich mitnehmen, auch wenn du so oft nah dran sein
wirst! Du bist feige und schwach, denn du hast selbst Angst vor Freude,
Glück und Licht. Du - die große Angst, bist selbst in deine eigene Falle
getapst und das Licht ist immer bei mir, das Licht der Gerechtigkeit!

 

Hallo Stargirl!

Wow! Ich war echt überrascht! Ich hätte bis kurz vor dem Ende der Geschichte gedacht, da ginge es um Vergewaltigung oder so etwas...
Aber dieses Gefühl, die Angst vor einer schlechten Note... Sehr gut erzählt. Du hast mich am Bildschirm festgeklebt! Ich denke, du sprichst da ein Thema an, das wohl jeder Schüler/jede Schülerin kennt.
Durch den Satz: Können Monster überhaupt atmen? hast du dem Leser (mir) eine kurze Verschnaufpause gegönnt. Gut gemacht!
Mach weiter so...
Glori

 

Hallo Glori!
Wollte mich für deinen netten Beitrag bedanken. Freut mich, dass der Text dich angesprochen hat.*g*
Stargirl1986

 

Hi Olga,
Deine Geschichte war ..................boah..eigentlich muss ich da noch überlegen. Sehr schöne Wortgestaltung. Toller Stil und das Thema genial in einer Spannungsgeschichte versteckt. Hat mir sehr grossen Spass gemacht, sie zu lesen. :thumbsup:
Der Kleinkram:

schleichst dich aus der Ferne auf den Zehnspitzen an.
Zehenspitzen
ein Aufschrei der Erleichterung und Freunde entweicht meinem
Freude
auch wenn du so oft nah drein sein wirst!
dran
Liebe Grüße , Susie :)

 

Ola!

Tja, wenn ich mich so an meine Schulzeit erinnere, kann ich deine Geschichte gut nachvollziehen. ;)

Schön und spannend geschrieben, ein paar winzige Fehlerchen, die aber schon erwähnt wurden.

Von mir gibt's ein Lob und ein "Weiter so" :thumbsup: Vor allem, wenn das dein erster Text war. WOW.

Gruß,

Felsenkatze

 

Hi Jo!

Ich versteh nicht so ganz, wieso du findest, dass ich mit der Frage die Beschreibung des Angstgefühls durchbrechen würde. Man kann doch auch mit der Angst sprechen, so im Kopf.

Grüße Olga

 

Hallo Stargirl,
auch ich muss sagen super Idee und klasse umgesetzt. Denn die Angst vor einer schlechten Note ist auch mir noch sehr gut in Erinnerung und meine Tochter übrigens eine sehr gute Schülerin kennt sie auch.
Übrigens auch ich spreche mit der Angst, die mich nämlich nicht verlassen hat sich heute nur anderen Dingen zu wendet, in meinem Kopf.

Liebe Grüße
Angela

 

Hallo Angela,
freut mich, dass die Geschichte dich angesprochen hat. Ich find es auch toll, dass auch deine Tochter diese Angst kennt, obwohl sie eine sehr gute Schülerin ist, so wie ich auch. Oft verstehen viele diese Angst bei guten Schülern nicht und halten sie für unbegründet.
Ja, ich kann`s verstehen, dass die Angst dich immer noch verfolgt, aber jetzt auf andere dinge gerichtet ist. Wahrscheinlich kann ein Mensch nie ganz ohne Angst leben, oder? Traurig, aber wahr.

Liebe Grüße Olga

 

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