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Die Ankunft

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09.08.2004
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Die Ankunft

Es war bereits kurz vor drei Uhr Morgens und in den Winston Barracks, irgendwo im Nordosten Kentuckys herrschte absolute Stille. Private Peter hatte noch drei harte und langweilige Stunden des Wacheschiebens und Frierens vor sich. »Das ist das Beste an der Ausbildung«, hatten sich er und seine Kameraden in ihrer warmen Stube immer erzählt.
»Stellt euch vor wie ihr alleine, mit eurem MG bewaffnet, mitten in der Nacht Wache haltet und jeder, der in die Kaserne rein oder raus möchte vor euch strammsteht und euch ängstlich und respektvoll anschaut, weil ihr heute Nacht das Sagen habt.«
Ja ja, wunderbar war das. Alles Geschwätz von Leuten, die keine Ahnung hatten wie es ist, wenn man nicht weiß, ob man vor lange Weile oder vor Kälte bald den Löffel abgibt. Und Private Peter fror sich in dieser eisigen Nacht verdammt nochmal seinen Hintern ab.
Davon abgesehen wollte weder jemand rein noch raus. Wer denn auch? Er hätte genauso gut ins Bett gehen können. Oder sich zumindest zu den anderen, von denen manche bestimmt noch wach waren, in die warme Stube setzen und was essen oder fernsehen. Wenn da nicht diese Stichproben wären, die der Unteroffizier immer so gerne macht, um nachzusehen, ob der Wachhabende noch am Leben war. Irgendwie hatte Private Peter das Gefühl, dass sich sein Vorgesetzter stundenlang daran ergötzen konnte wie es anderen Leuten dreckig ging. Und je mieser sie aussahen, desto besser fühlte er sich, der Herr Unteroffizier.
Während Peter auf den kahlen Mauern der Kaserne entlang schlich und mit den Stahlkappen seiner Armeestiefel laute, klackende Geräusche fabrizierte, ließ er seinen Blick über den klaren Nachthimmel streifen. Dabei wurde seine Sicht nur durch seinen eigenen, in der Kälte sofort kondensierenden Atem getrübt. Die Luft roch frisch und klar und stand in krassem Gegensatz zu den Abgasen und dem Geruch seines Gewehrs, wenn er eine Kugel nach der anderen in verschieden Zielscheiben feuerte. Die Sterne schienen in dieser Nacht besonders hell zu scheinen und es kam Peter vor, als ob sich ihr Leuchten im Lauf seines Maschinengewehrs zu einem milchigen Glimmen bündelte. Um den rechten Ärmel seiner tarnfarbenen Uniform hatte er das Band des Wachhabenden gelegt. Das einzige Geräusch, das er vernehmen konnte war sein eigenes Atmen sowie das weithin hallende und von den anderen Mauern zurückgeworfene, metallische Klacken seiner Stiefel.
Kein Auto war auf der nahe gelegenen Straße auszumachen. Niemand bewegte sich in der Kaserne.
Allmählich kam es Peter vor, als ob er der einzige Mensch auf der ganzen Welt sei. Private Peter. Der einzige Mensch auf der ganzen Welt.
Da war es natürlich wichtig, dass er bewaffnet war. Für den Notfall natürlich, falls doch noch irgendein anderer Mensch auftauchen und das Lager stürmen sollte.
Komisch ist das, dachte Peter. Es spielt keine Rolle wie viele Menschen es gibt. Menschen sind Menschen. Solange es Menschen gibt wird es Neid, Hass und Leid geben. Gewissermaßen leben wir hier im Überfluss und dennoch muss man immer auf sich und seine Sachen aufpassen. Der Neid ist wohl eines der schlimmsten Übel, das es gibt. War der Neid nicht auch eine der sieben Todsünden? Zu Recht, wie Peter meinte.
Indem er so vor sich hin sinnierte, versuchte er irgendwie die endlose Zeitspanne bis zu seiner Ablösung um sechs Uhr morgens zu überbrücken.
Ein weiteres Mal blickte er hinauf in den glänzenden Sternenhimmel, als er plötzlich drei Lichter weit oben am Firmament erspähte. Es waren drei kleine, blinkende Punkte. Ganz wie bei einem Flugzeug. Nur dass sie absolut symmetrisch waren und ein gleichseitiges Dreieck bildeten. Wie bei einem Flugzeug, dachte er sich. Dennoch rieb er sich die Augen, da irgendetwas mit den Punkten nicht stimmte. Soweit Peter wusste waren die Leuchtpunkte an einem Flugzeug unterschiedlich. Der rechte Flügel hatte ein rotes Licht, der linke ein grünes. Oder war es umgekehrt? Peter wusste es nicht mehr so genau und das spielte in diesem Moment auch keine Rolle, denn hier hatten alle drei Lichter dieselbe Farbe. Alle Lichter waren von einem gleißenden Weiß. Es war weiß und bewegte sich. Schneller als ein Flugzeug das täte. Und es änderte spontan die Richtung. Eine richtige Flugshow war das. Sofort schossen Private Peter die Bilder, die ihm einmal einer seiner Ufoverrückten Freunde gezeigt hatte durch den Kopf. Dieser Freund hatte ihm sogar einmal ein Video von einem dieser Objekte gezeigt. Und dieses hier war ganz ähnlich. Und Peter verband Ufos, so wie jeder gute Amerikaner, sofort mit den Namen Roswell und, natürlich, Area 51. »Mann!« Peter sah sich schon in der Zeitung.
Alexander Peter, Private der U.S. Army, macht Bekanntschaft der dritten Art, oder
Ein kleiner Schritt für Peter, ein großer Schritt für die Menschheit.
Gebannt starrte er nun wieder in den Himmel. Die drei Lichter hatten aufgehört zu blinken und leuchteten nun konstant. Und sie kamen langsam näher. Ein leichter Wind blies ihm nun eine Haarsträhne ins Gesicht sein Herz begann allmählich zu rasen. Er beobachtete wie sich die Lichter langsam senkten und in einem Wäldchen ganz in der Nähe niedergingen.
Er kannte den Wald. Dort hatte er schon ein Wochenende mit seiner Freundin verbracht und dort gab es einen idyllischen, kleinen See, in dem man unbeobachtet baden konnte. Der war keine drei Kilometer entfernt.
Ich werde in der Zeitung stehen! Davon muss ich ein Bild machen. Das ist die Chance reich und berühmt zu werden, schoss es durch seine Gedanken. So schnell ihn seine Beine trugen flitzte er zur Leiter und schwang sich von der Mauer hinunter. Mit an Panik anmutender Geschwindigkeit überwand er die zwanzig Meter bis zu seiner Unterkunft und schlüpfte so leise er konnte in seine Stube, um seine Fotokamera zu holen.
Der Lärm, den er dabei verursachte musste ohrenbetäubend sein. Seine polternden Schritte so wie sein MG, das gegen seinen Gürtel schlug mussten jeden seiner Kameraden aus dem Bett reißen und die gesamte Kaserne in Alarmzustand versetzen.
Peter öffnete, beinahe atemlos, die Tür zu seiner Stube und stürzte in Richtung seines Spinds, in dem er seine Kamera deponiert hatte.
Seine Kameraden schienen davon jedoch nichts mitzubekommen. Peter war sich sicher, dass sie an diesem Abend wieder kräftig zugange gewesen waren. Das geschieht ihnen ganz recht, dachte er mit einem grimmigen Lächeln. Schnell öffnete er die Schranktür und schnappte seine Kamera, um sich gleich wieder auf den Weg zu machen.
So leise wie möglich rannte er den tristen, grauen Korridor zurück, der nur durch ein paar funzelige Lampen unzureichend erhellt wurde. Jetzt, da er seine Kamera fest umklammert hielt kam ihm jeder seiner Schritte wie ein Donnerschlag vor. Das musste doch die Aufmerksamkeit von irgendwem erregen.
Entschlossen hier und jetzt alle Regeln zu brechen, die er bei der Armee galten, trat er aus dem dämmrigen Gang hinaus in die sternenklare Nacht. Sofort wanderte sein Blick wieder nach oben und suchte den ganzen Himmel nach dem mysteriösen Ufo ab. Über dem Wald, wo er es das letzte Mal gesehen hatte konnte er ein schwaches aber gut sichtbares Glimmen erkennen. Okay! Nichts wie los! Als Wachhabender hatte er natürlich die Schlüssel zum Tor und auch die zur kleinen Nebentür, aus der er zu verschwinden gedachte.
Das geht sicher so schnell, dass niemand etwas bemerken wird. Keine halbe Stunde und ich bin wieder hier – mit den heißesten Bildern, die jemals von einem Ufo gemacht wurden!
Peter drehte sich um und rannte genau dem Unteroffizier in die Arme.
Mit einem dunklen Lächeln trat ihm dieser nun gegenüber. »Private Peter, schön sie zu sehen!« Peter nahm sofort Haltung an und musterte dieses Ungetüm von einem Soldaten. Bestimmt musste man nur lange genug bei der Armee sein, um zu so einem Furcht einflößenden Monster zu werden. Der Unteroffizier fletschte seine Zähne. »Private Peter, was haben sie denn mit dem Fotoapparat vor, den sie mit ihren Ärmchen so erbärmlich umklammern?«
Peter straffte sich nochmal. »Nichts, Sir!«
»Ja, nichts. Ich verstehe«, der Blick des Monsters wurde immer härter und plötzlich machte er einen Satz in Peters Richtung. Peter wich sofort sein kleines Stück zurück.
»Ich sage ihnen etwas, Peter« Während er das sagte kam er mit seinem Gesicht immer näher an Peters Ohr und Peter hatte das Gefühl, dass er gleich nach ihm schnappen und versuchen würde ihm das Ohr abzubeißen. Das Wort Peter sprach er aus, als ob er etwas Verdorbenes gegessen hatte und dies nun ausspucken müsste. »Sie sind in der größte Feigling, aus dem ich jemals versucht habe einen Soldaten zu machen. Noch nie habe ich so eine Pfeife wie sie erlebt; und ich sagen ihnen, wenn sie meinen, dass sie hier auf einem Abenteuerurlaub sind und von all dieser Scheiße hier hübsche Bildchen machen können, die sie dann in ihr kleines Fotoalbum kleben, um dann vor ihren Freunden zu prahlen was für ein toller Soldat sie waren. Bullshit!…«, weiter kam er jedoch nicht, da er plötzlich erstarrte und in einer langsamen Bewegung einfach nach hinten umfiel.
Peter hatte plötzlich ein ganz seltsames Gefühl im Magen. Ähnlich wie damals, als er den Apfelkuchen seiner Großmutter vom Fensterbrett geklaut und sich im alten Schuppen versteckt hatte. Gerade hatte er seine Zähne komplett im süßen Kuchen vergraben, als plötzlich die Tür aufging und die Großmutter in der Hütte stand.
Erwischt! Manchmal, wenn er nachts im Bett lag glaubte er die Abdrücke ihrer stählernen Hände noch immer auf seinem Hintern zu spüren.
Peter brachte jedoch nicht die Kraft auf sich umzudrehen. Wie eingefroren stand er an seinem Platz und lauschte. Er versuchte sich auf alle Geräusche in seiner Umgebung zu konzentrieren. Aber er hörte nichts. Nur den kühlen Wind konnte er spüren und von irgendwo hallte ein ziemlich krächzender Schrei einer alten Schleiereule wieder. Sein Blick wanderte auf den bewusstlosen Unteroffizier, der mit gespreizten Beinen vor ihm lag. Langsam drehte er sich jetzt auf der Stelle um und als er das Menschengroße Wesen sah, das hinter ihm stand hatte er mit seinem Leben bereits abgeschlossen.

 

Hallo Dorianian

und willkommen auf kg.de, wenn ich das richtig sehe.
Nicht schlecht, die Geschichte, aber leider auch nicht ganz gut. Das liegt weniger an den einzelnen Rechtschreibfehlern (lange Weile => Langeweile, Menschengroße => menschengroße) oder an der Grundidee, die leider nicht brandneu ist, sondern vielmehr an den logischen Unstimmigkeiten.
Offenbar ist er die einzige Wache auf dem ganzen Stützpunkt, sonst hätte er doch die Möglichkeit, sich mit einem Leidensgenossen zu unterhalten.
Er feuert mitten in der (dunklen) Nacht auf Zielscheiben, stört damit aber weder seine schlafenden Kameraden, noch den Munitionswart.
Sämtliche anderen Soldaten müssen tatsächlich hackedicht gewesen sein, um bei seinem Radau nicht zumindest ein wenig zu quengeln.
Trotz seiner Angst vor dem Spieß zögert er keine Sekunde, seinen Posten zu verlassen und widmet den zu erwartenden Strafen keinen einzigen Gedanken.
Wenn der Außerirdische sich offenbar teleportieren kann, warum ist er dann gelandet?
Außerdem erscheint mir die Länge der einzelnen Abschnitte etwas unschön. Zu Anfang tappt er etwa eine halbe Stunde auf der Mauer herum, ohne daß etwas passiert. Der Mittelteil dagegen ist genau richtig: schnell, hektisch und spannend und der UO ist zwar klischeehaft aber sonst sehr gut getroffen. Das Ende ist dann wieder seltsam: warum denkt er an den geklauten Kuchen, wenn ein Alien hinter ihm steht? Das ist für mich nicht nachvollziehbar.
Sprachlich läßt sich an Deiner Geschichte dagegen kaum etwas aussetzen, alles ist flüssig, rund und größtenteils stimmig.
Also: nimm's nicht zu schwer, ich will jetzt nämlich auch wissen, wie es weitergeht!

Gruß

SilentSoul

 

SilentSoul,
vielen Dank für deine Analyse. Ich werde mal sehen wie ich deine Ratschläge umsetzen kann. Die Mängel an der Geschichte sind mir durchaus bewusst. Dies ist mein erster Text, den ich seit langer Zeit geschrieben habe und ich habe mehr oder weniger erfolgreich versucht eifnach mal eine Person zu skizzieren und ein paar Situationen zu beschreiben. Eigentlich habe ich nicht vor die Geschichte weiter zu schreiben, sondern mich an eine völlig neue zu machen, die nicht die Ufo-Klischees portraitiert. Und jetzt mache ich mich mal langsam ans Werk - man soll ja jeden Tag schreiben und ich bin schon 3 Tage im Verzug! Bis zur nächsten Geschichte

 

Hallo Dorianian

Wie SilentSoul schon sagte: schlecht ist deine Geschichte nicht, aber auch nicht herausragend gut :shy:
Der Stil ist flüssig und an den richtigen Stellen auch schön beschreibend, so dass man sich diese gesamte Situation und das Szenario sehr gut vorstellen konnte (was vielleicht auch an meiner eigenen Bundeswehrerfahrung liegen mag)

Etwas irritierend fand ich die manchmal abweichenden Gedankengänge (die SilentSoul anscheinend falsch verstanden hat, denn er denkt doch wohl nur ans Zielscheibenschießen, ohne es wirklich auf der Mauer zu praktizieren?)
bspw:
Das Schießen auf Zielscheiben
Der Gedanke an den Neid unter den Menschen
Die Oma und ihr Kuchen ,

die sporadisch und ohne im echten Zusammenhang mit der eigentlichen Geschichte :hmm: auftreten.

Wenn du damit nur üben wolltest einen charakter bzw. eine Situation zu beschreiben, dann schlage ich einen weniger mit Klischee besetzten Szenerie als einen Soldaten auf Wache, einen UO und eine UFO-Landung vor. :)


mfg Hagen

 

@Hagen

"Die Luft roch frisch und klar und stand in krassem Gegensatz zu den Abgasen und dem Geruch seines Gewehrs, wenn er eine Kugel nach der anderen in verschieden Zielscheiben feuerte."

Gruß

SilentSoul

 

Also wenn ich es nicht geschafft habe mich deutlich auszudrücken ist das wohl ein größeres Problem und ich begrüße es (so wie jede andere Kritik auch).
In der Tat sollte es so sein, dass er nicht jetzt (in der Nacht also) schießt. Wer schießt schon im Dunkeln auf Zielscheiben?
Das, so wie die anderen logischen Fehler sollte ich in den Griff bekommen. Sowas passiert mir hin und wieder, wenn ich am Schreiben bin und mich nur auf einzelne Stellen anstatt auf das Gesamtbild konzentriere.
Vielen Dank für die Hinweise,

Dorian

 

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