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Die Axt

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24.09.2004
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Die Axt

Die Axt

Auf dem Hof hinter dem Zirkuszelt trafen sich die beiden Clowns, als die Vorstellung zu Ende war. Die Zuschauer waren nach Hause gefahren, und nur noch Popcorntüten und Girlanden erinnerten daran, dass sie einmal dagewesen waren.
„Verdammt schlechte Vorstellung!“, sagte der eine Clown und kickte frustriert gegen die kleine Laterne, an der sie standen.
„Die Gags gehen uns aus. Die Zeiten sind härter geworden“, sagte der andere und sah nachdenklich in die Ferne.
„Was du nicht sagst. Heute haben sie gar nicht gelacht.“
„Ich hätte da eine Idee“, sagte der andere Clown und holte etwas hinter einem Holzfaß hervor, das in ihrer Nähe stand. Der Gegenstand blitze im Mondlicht.
„Eine Axt?“ fragte der eine, als die große Waffe im Schein der Laterne Gestalt annahm.
„Hab’ sie noch nicht ausprobiert.“ Er wog die Axt in seinen Händen. „Soll aber gut sein... Würdest du sie testen? Vielleicht können wir sie morgen in die Show einbauen. Wenn wir nicht lustiger werden, sind wir bald pleite!“
Die Augen des anderen maßen das schwere Gerät argwöhnisch. Dann sagte er: „Gib her. Ich werd’s testen.“ Griff die Axt und lief davon in die Nacht.

Die Stadt war verlassen. Die Menschen schliefen bereits, und es dauerte eine Weile, bis er einen Mann traf, der gegen einen Baum gelehnt urinierte. Offensichtlich war er betrunken.
„Was willstn?“ lallte der Mann. Sein Blick war glasig.
Der Clown schwenkte die Axt und präsentierte sie mit verhaltenem Stolz. „Soll unser neuer Gag werden. Wollt’ mal testen wie das Ding bei den Leuten ankommt. Darf ich?“
Der Betrunkene schien nicht verstanden zu haben. „Was willste, Clown? Nen neuen Gag testen?“ Er lachte. „Schieß los, kann’s kaum erwarten.“
Der Clown schwang die Axt nach dem Betrunkenen.
Erst passierte gar nichts, und er fragte sich bereits, ob er das Teil vielleicht falsch bedient hatte, doch dann begann der Kopf des Mannes langsam von seinen Schultern zu rutschen, kippte und fiel mit einen Platsch zu Boden. Der Mann lachte nicht.
Verdammt, dachte der Clown, hat nicht funktioniert!
Er schlenderte ein paar Straßen weiter, als ihm eine Idee kam: vielleicht wirkte der Gag nur bei ihm selbst? Mit neuem Elan beseelt, suchte er erneut in den verlassenen Straßen und wurde bald fündig. Auf einer Brücke, gar nicht weit entfernt von dem Zirkuszelt, stand eine Frau mit ihrem Kind Hand in Hand. Sie beobachteten die Sterne.
Der Clown näherte sich den beiden und grüßte: „Einen guten Abend, meine Dame.“ Er räusperte sich. „Ich bin ein Clown, und ich würde es begrüßen, wenn ich wohl meinen neuen Gag an ihnen ausprobieren dürfte. Oder um genau zu sein: sie probieren ihn an mir aus.“
Die Frau schien gelinde interessiert und nahm die Axt an sich. Das Kind schaute gebannt. „Was muss ich tun?“, fragte sie.
„Nun, sie müssen die Axt nur an mir ausprobieren, dann sollte es funktionieren.“
Die Frau blickte auf die Axt, dann wieder zum Clown, überlegte einen Moment und schwang sie schließlich in weitem Bogen. Kind und Frau zuckten zusammen, als es geschah. Knisternd lag Spannung in der Luft.
Dort, wo die Axt geschnitten hatte, entstand ein haarfeiner roter Strich; dann rannen kleine Blutstropfen. Der Kopf des Clowns rutschte langsam zur Seite, kippte und fiel mit einem Platsch zu Boden.
Die Frau war irritiert und warf die Axt in den Fluss unter der Brücke, wollte sie doch nicht recht einsehen, was daran so lustig war. „Lass uns gehen“, sagte sie.
Als sie einige Meter gegangen waren, drehte sich das Kind noch einmal um. Es sah den Körper des Clowns und schmunzelte. Dann wanderte sein Blick weiter zum abgeschlagenen Kopf; sein Schmunzeln wurde ein Grinsen. Und als sie schließlich weiter gegangen waren und schon längst die Brücke hinter sich gelassen hatten, da lachte das Kind laut und lange. Sein Gelächter schallte durch die Nacht und wollte gar nicht mehr enden.

 

Guten Morgen Maschinenfrosch!

Ich muss dir leider sagen, dass mir deine Geschichte nicht wirklich gefallen hat. Normalerweise kann man schon sagen, dass ich einen kranken Humor habe (habe auch z.B. bei Kill Bill gelacht, aber da lag es wohl eher an der Übertreibung... egal... ;) ), aber deine Geschichte hat bei mir humormäßig gesehen nichts reißen können. Vielleicht hättest du dazu noch ein paar andere Sachen einbauen können, dann könnte das gegebenenfalls besser sein. Zum Beispiel noch ein paar knappe lustige Situationen zwischendurch, oder so.
Das Ende fand ich ein wenig - hm... sagen wir komisch. Sicher kommts drauf an, wie alt das Kind ist, usw. aber ich weiß nicht, ob ein Kind in dieser Situation schmunzeln würde. Okay, es muss ja nicht alles realistisch sein, aber das fand ich schon arg seltsam. Man könnte fast rauslesen, dass es lustig ist, Leuten mit einer Axt den Kopf abzuhauen ;)
Außerdem könnte man fast sagen, dass Clowns über Leichen gehen, um ihr Publikum zum Lachen zu kriegen - passt das? Oder sehe ich das falsch?

Liebe Grüße
Alisha

 

Zum Gruss Maschinenfrosch!

Wirre wirre muss ich sagen. Nicht wirklich lustig aber auf groteske Art durchaus amüsant. Würde ja fast schon eher in die Rubrik Horror passen! ;)

Naja vielmehr kann ich eigentlich auch nicht zur Geschichte sagen.

Fazit: Ich fands irgendwie "unterhaltsam" :D

Mfg, Odin

 

Danke an euch für die Kritik!

Also so richtig die Humorbombe ist die Geschichte natürlich nicht. Sie soll ein wenig unwirklich sein. Ich habe auch überlegt, ob ich sie in Horror oder Humor packen sollte, aber ich kam zu dem Schluss, dass dann alle in der Horrorsection sagen würden: "Hallo Maschinenfrosch. Leider fand ich deine Geschichte gar nicht Horrormäßig."
Tut mir leid ich will sie auch nicht in ein Genre drücken... Im Grunde ist es einfach nur ein kleiner Batzen Gegaukel.
Leider ist mir das Ende nicht besonders gut gelungen; das Kind lacht zu viel und zu horrormäßig!

Es ist wohl ein bisschen wie folgender Witz zu verstehen:

Was ist lustiger als ein totes Baby?
Ein totes Baby im Clownskostüm!

Viele Grüße und danke fürs Lesen, Maschinenfrosch

 

Moin Maschinenfrosch,

Deine Geschichte fand ich irgendwie cool. Sicher, wirklich lustig fand ich sie nicht (wenn ich auch die Naivität, mit der die Leute mit der Axt umgehen, witzig fand), aber durchgehend sehr skurril.
Ja, am Ende hast du für meinen Geschmack ein wenig übertrieben. Ich würde das Lachen des Kindes nur ganz kurz beschreiben und danach enden: Als sie einige Meter gegangen waren, drehte sich das Kind noch einmal um. Es sah den Körper des Clowns und schmunzelte (lachte).

Horror ist das hier sicher nicht, vielleicht Seltsam. Aber ich finde, daß die Geschichte hier schon ganz richtig steht. Mir hats jedenfalls gefallen.

Auf dem Hof hinter dem Zirkuszelt trafen sich die beiden Clowns, als die Vorstellung zu Ende war
Täte ich umstellen: Als die Vorstellung zu Ende war, trafen sich die beiden Clowns auf der Wiese hinter dem Zelt.
der gegen einen Baum gelehnt urinierte
Wohin urinierte er?

 

Tach Maschinenfrosch,

eine sehr skurrile Geschichte muss ich schon sagen. Mit viel schwarzem Humor ausgestattet.

Dort, wo die Axt geschnitten hatte, entstand ein haarfeiner roter Strich; dann rannen kleine Blutstropfen. Der Kopf des Clowns rutschte langsam zur Seite, kippte und fiel mit einem Platsch zu Boden.

Dieses Bild erinnert mich sehr stark an Filme wie Resident Evil, als die Soldaten in der Laserkammer eingesperrt sind und regelrecht zerstückelt werden. Oder Ghostship, die Szene ganz am Anfang auf dem Deck des Schiffs.

Weiß nicht, ob du die Filme gesehen hast. War nur mein Eindruck.

mfg
Thor

 

Hallo Thor,

du hast es 100% erfasst! Genau dieser Effekt soll das sein :)
Ich nenne ihn übrigens den Cuttingeffekt.
Immer, wenn ich ihn irgendwo wiedersehe, muss ich lachen, da er doch immer sehr deftig kommt haha. Er ist zum Beispiel noch in folgenden Filmen enthalten: Final Destination 2, Equilibrium, wo er den möchtegern Endgegner am Ende binnen einer Sekunde entwertet und sein Gesicht vertikal abcuttet! Haha. Dann in 13 Geister, wo die Falle zuschnappt und natürlich der Klassiker aller Cuttingeffekte: Cube! Erste Szene, wo der arme Kerl unbedarft in die saumiese Drahtgitterfalle latscht.
Wenn noch irgendwer irgendwo ein Cuttungeffekt entdeckt hat, lasst es mich wissen! :)

Gruß, Maschinenfrosch

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Maschinenfrosch,

[offtopic] In dem neuen Film Underworld gibt es auch einen richtig bösen Cuttingeffect. Fast am Ende, als der Oberguru der Vampire gekillt wird. [offtopic]

Gruß
Thor
:silly:

 

Hm, skuril ist deine Geschichte ja wirklich. Es geht dir also ediglich um den "Cut-Effekt"?
Mir kommen nämlich irgendwie auch keine anderen Assoziationen bei der Geschichte. In Filmen mag ich diese Effekte durchaus, aber irgendwie hat es in deiner Geschichte nicht so richtig bei mir gezündet, obwohl mir dein Schreibstil schon zugesagt hat.

 

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