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Die Dame im weißen Cabriolet

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05.06.2004
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Die Dame im weißen Cabriolet

Es ist eine dieser lauwarmen Sommernächte. Der Wind haucht durch die Grashalme und lässt das Laub an den Bäumen erzittern. Von Mal zu Mal schieben sich weißgraue Wolken vor den Mond, doch der Rest der Nacht ist klar.
Einzelne Sterne glimmen am Himmel wie kleine, weiße Stecknadelköpfe in einem dunkelblauen Stück Satin.
Von draußen singt der Wind sein Lied durch alle Ritzen und Fugen des alten Hauses.
Hier sitzt sie, jeden Abend das selbe Spiel.
Im Inneren dieser Hütte erstreckt sich weiterhin Dunkelheit von Raum zu Raum. Nur die Stube wird vom Flackern des Kaminfeuers erhellt. Ein stetiges Knistern erfüllt den Raum.

1979 war es - damals hatte er ihr versprochen diesen kleinen Kamin für sie zu bauen, und er hielt sein Versprechen. Er war ein Mann der Taten und las ihr jeden Wunsch von den Augen. 2 Jahre später sollten sie heiraten.

Ihr dunkelbraunes Haar liegt auf ihren trägerfreien Schultern wie ein schwarzes Tuch Seide. Langsam hebt sie den Arm um an ihrem Glas zu nippen. Rotwein - das war ihr Lieblingsgetränk geworden seit er sie verlassen hatte. Eine Flasche mehr oder weniger, das machte keinen Unterschied. Einsam sitzt sie in der Dunkelheit und fragt sich ob sie an einem gewissen Punkt ihres Lebens etwas falsch gemacht hat, wenn doch... was? Hatte sie ihre Liebe geliebt und wartete nun auf das Alter, das sie Stück für Stück verschlang? Dieses grausame Gefühl der Unwissenheit zerrt an ihrem Zwerchfell. Wenn sie jemals wieder so lieben könnte wie sie ihn liebte, so glaubte sie, würde sie alles geben.
Einsam sitzt die junge Frau vor dem Kamin und starrt mit leerem Blick ins Feuer. Ihre Hände liegen im Schoß, die rechte hält ein Glas Rotwein. Ihr weißes Kleid leuchtet orangefarben im Licht des Feuers, sie scheint die Sonne selbst darzustellen. Eine gleißende Sonne im eisigen Dunkel der schwarzen Nacht... der alles vernichtenden Nacht.
Ein Donnerschlag in der erfrischenden Stille- die große Wanduhr schlägt 1 Uhr.
Langsam kehrt die Erinnerung zurück.

Sie verlor ihren Geliebten damals durch ihre beste Freundin. Die Frau, für die sie gelegentlich den Haushalt führte. Sie bezahlte sie dafür sogar sehr gut, zumindest so gut, dass sie halbwegs über die Runden kam.
Ja, sie war es, die ihr ihren Mann stahl. Sie entführte ihn - sie verführte ihn.
Und er... er hatte nie wichtige Meetings- nein, er belog sie. Er belog seine Frau um sich jeden Abend mit ihrer besten Freundin zu treffen.

Der letzte Hall des Donnerschlags verklingt. Zorn brennt in ihren Augen als wäre ein Funken des Feuers in ihren Körper übergegangen. Sie glüht in ihrem Inneren, und ohne es zu merken zerdrückt sie das Glas, es zerspringt. Scherben und Rotweinspritzer bedecken den unteren Teil ihres Kleides. Ihr Herz pumpt, als wolle es eine ganzes Heer mit Blut versorgen. Eine Armee, die das Böse zum Leben erweckt. Kleine Scherben kleben an ihrer blutigen Hand, die sie unmerklich an ihrem Kleid abwischt. Wut brennt in ihrem Körper. Sie stemmt sich auf und wirft die letzten Scherben des zerbrochenen Glases an die Wand. Das zarte Klirren der Glasstücke durchbricht nun das zeitlose Knistern des Kaminfeuers.
Sie läuft durch die Stube und reißt ihre Autoschlüssel vom Haken an der Wand im Flur. Ihre Zähne reiben beständig aufeinander, während sie barfuss ihr Haus verlässt und mit einem lauten Knall die Tür hinter sich zuwirft. Ein strahlend weißer Cabriolet steht auf der anderen Straßenseite gegenüber ihrem Haus. Ihr Mann hatte ihr diesen damals geschenkt. Vor 2 Jahren, da waren sie schon getrennt. Vielleicht sollte es eine Art Abfindung sein. Tausche meine Liebe zu dir gegen diesen tollen Cabrio. Friss oder stirb.
Und sie hatte ihn angenommen, vielleicht auch aus Verzweiflung, jetzt wusste sie es nicht mehr genau, und es war ihr egal. Sie hätte ihn ebenso gut aus Höflichkeit genommen haben, weil sie ihren Mann doch so liebte. Und sie liebt ihn immer noch - das hatte sie heute Nacht beschlossen.
Sie setzt sich ins Auto, zieht die Tür zu, steckt den Zündschlüssel ins Schloss. Anschließend folgt ein raues Geräusch des Motors. Sie hasst dieses Aufkreischen des Motors. Sie hasst dieses ganze Auto, weil es von ihm war.
Wie Katzenaugen schneiden sich die Scheinwerfer durchs Dunkel der Nacht. Häuser, Bäume, Laternen rauschen an ihr vorbei. Einen Moment lang hat sie das Gefühl zu schlafen, doch sie sieht die Straße deutlich vor sich. Alles kommt ihr vor, wie in einem Alptraum.
Sie hatte das Gefühl zu Fliegen, doch sie konnte den Boden deutlich unter sich spüren. Und der Boden schwankte. Sie fühlte sich unsicher.
In ihrem Traum würde sie die lange, schwarze Straße entlang fahren, dann würde die Einfahrt kommen, in die sie einbiegen würde. Sie würde auf die Bremse treten und das Auto würde langsam zum stehen kommen.
Sie träumte, die Scheinwerfer des Autos würden erlischen und sie würde aus dem Auto in die Dunkelheit steigen.
Zeitlupenartig würde sie nun auf das Haus zu gehen, das vor ihr stand. Dieses große Haus mit dem kleinen Schuppen nebenan, in dem so viele Werkzeuge standen. Sie würde kleine, grüne Metallkisten durchsuchen und die dunkelbraunen Regale, die sich vor ihr ausbreiteten, bis sie einen geeigneten Gegenstand fand, der in ihre Hand passte. Gleich würde sie aufwachen und feststellen, dass es das Lenkrad war, das sie in ihren Händen hielt. Doch bis es so weit war, lief sie noch ein Stück mit dem Gegenstand in die Richtung des Hauses. Vielleicht würde sie die Tür öffnen können? Natürlich könnte sie das, wenn sie wollte, denn sie hatte ja die Schlüssel dazu. Und sie wollte.
Träumend würde sie sich in die warme Wohnung begeben und die Tür zum Schlafzimmer öffnen, in dem friedlich ein Pärchen schlummerte. Sie hielten sich in den Armen, als würden sie sich gegenseitig beschützen wollen. Dieses Gefühl des Schutzes hatte sie schon lang nicht mehr gespürt und eine Hitzewelle brach in ihr aus und durchströmte ihren ganzen Körper, besonders aber ihren Kopf. Als nächstes würde sie den schweren Gegenstand in ihrer Hand über ihren Kopf heben. Und sie würde ihn auf die eng umschlungenen Körper herunterpreschen lassen. Und wenn die Echos in ihrem Kopf zu schreien begannen, würde sie noch einmal zuschlagen. Und ein drittes Mal, wenn es sein müsste. Denn die Echos in ihrem Kopf befahlen ihr, damit aufzuhören. Sie wollten, dass die Schmerzen ihr Klagen einstellten und das Blut aufhörte zu fließen.

Und plötzlich....kam ihr die Einsicht dass es nie einen Traum gegeben hatte, und die Echos in ihrem Kopf verloren hatten, das Blut, welches ihr in den Augen brannte, echt war, und sie ihren Ex Mann und seine Geliebte soeben mit einer Axt erschlagen hatte.

 
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hallo Marco

zuerst einmal willkomen auf Kg.de. :read:
Hoffe es gefällt dir hier :)

ok, zuerst ein wenig Textarbeit und Fehler die mir aufgefallen sind


Der Wind haucht durch die Grashalme, und lässt das Laub an den Bäumen erzittern.
Beistrich ist hier unnötig
1979 war es- damals hatte er ihr versprochen diesen kleinen Kamin für sie zu bauen, und er hielt sein Versprechen.
es_-_damals
Bei Gedankenstrichen gehört vorher und nacher je ein Leerzeichen
Im Inneren dieser Hütte erstreckt sich weiterhin Dunkelheit von Raum zu Raum. Nur die Stube wird vom Flackern des Kaminfeuers erhellt. Ein stetiges Knistern erfüllt den Raum.
1979 war es- damals hatte er ihr versprochen diesen kleinen Kamin für sie zu bauen, und er hielt sein Versprechen. Er war ein Mann der Taten und las ihr jeden Wunsch von den Augen. 2 Jahre später sollten sie heiraten.
Ihr dunkelbraunes Haar liegt auf ihren trägerfreien Schultern wie ein schwarzes Tuch Seide.
Der Einschub ist verwirrend. Ich hab etwas überlegen müssen, was du damit ausdrücken wolltest. Absätze könnten helfen

Rotwein- das war ihr Lieblingsgetränk geworden seit er sie verlassen hatte.
Gedankenstrich "Rotwein - das"
Einsam sitzt sie in der Dunkelheit und fragt sich ob sie an einem gewissen Punkt ihres Lebens etwas falsch gemacht hat, wenn ja...was?
ja... was
Nach den 3 Punkten gehört immer ein Leerzeichen
Ihre Hände liegen im Schoß, die rechte hält ein Glas Rotwein.
die Rechte
Ein Donnerschlag in der erfrischenden Stille- die große Wanduhr schlägt 1 Uhr.
Stille - die
Sie verlor ihren Geliebten damals durch ihre beste Freundin. Ihre beste Freundin, für die sie gelegentlich den Haushalt führte.
Wortwiederholung.
Statt dem zweiten vielleicht einfach "Die Frau..."?
Sie entführte ihn- sie verführte ihn
ihn - sie
Und er... er hatte nie wichtige Meetings- nein, er belog sie.
Meetings - nein
Den Satz finde ich generell irgenwie unpassend. Zuerst diese distanzierten Schilderungen und jetzt plötzlich eine emotionale Schilderung der Frau?
Er belog eine Frau um sich jeden Abend mit ihrer besten Freundin zu treffen.
seine Frau
Sie glüht in ihrem Inneren, und ohne es zu merken zerdrückt sie das Glas, das zerspringt.
Inneren und
merken, zerdrückt
Scherben liegen auf ihrem Kleid und Rotweinspritzer bedecken einen Teil ihres Kleides.
2 Mal Kleid im selben Satz ist einmal zuviel.
Ihr Herz pumpt, als wolle es eine ganze Armee mit Blut versorgen. Eine Armee, die das Böse zum Leben erweckt.
2x Armee
Vielleicht einmal "Heer"?
Ihre Zähne reiben beständig aufeinander, während sie barfuss ihr Haus verlässt und mit einem lauten Knall die Tür hinter sich zu wirft.
zuwirft
Und sie liebt ihn immer noch- das hatte sie heute Nacht beschlossen.
noch - das
Einen Moment lang hatte sie das Gefühl zu schlafen, doch sie sah die Straße deutlich vor sich.
Da wechselt zu plötzlich in die Vergangenheit...
In ihrem Traum würde sie die lange, schwarze Straße entlang fahren, dann würde die Einfahrt kommen. in die sie einbiegen würde.
kommen, in die
Dieses Gefühl des Schutzes hatte sie schon lang nicht mehr gespürt und eine Hitzewelle brach in ihr aus und durchströmte ihren ganzen Körper, besonders aber, ihren Kopf.
Beistrich weg

Kommen wir nun zur eigentlichen Kritik. Vornweg, das ist nur meine eigene persönliche Meinung, ander mögen das anders sehen.
Leider hat mir diese Geschichte nicht besonders gefallen. Du beschreibst ellenlang Zustände und kaum Handlungen, als würdest dueine Photographie oder ein Stilleben beschreiben. Ansich ist der Gedanke recht reizvoll, in diesem Fall kommt die Geschichte dadurcg leider nicht in Fahrt und wirkt auch Steril und Leblos.
Ausserdem erfährt man fast nichts über die Frau selbst. Ihr Mann hat sie verlassen, jetzt trinkt sie. Tja, dass wars dann auch schon.
Was mir auch aufgefallen ist: du schreibts, dass die Frau bei ihrer besten Freundin den Haushalt geführt hat. Sie hat sich mit dieser Arbeit gerade so über Wasser halten können. Wieso? Ihr Mann war ja scheinbar nicht Arbeitslos, macht den Eindruck eines vielbeschäftigten Mannes (erfahren tut man eigentlich gar nix über ihn. Schade...) und dennoch muss sie sich als Dienstmädchen abrackern?
Dann stellt sich für mich die Frage, warum du zum Schluss plötzlich wieder in die Vergangenheit wechselst. Das du danach im Konjunktiv weiterschreibst erzwingt wohl die Geschichte, irgendwie wirkt es trotzdem komisch auf mich.

Gelungen fand ich allerdings die Sache mit den weißen Cabriolet als "Ablöse" für jahrelange treue Ehe. Solche Dinge machen den Hass der Frau plausibler und wie gefühllos ihr Ehemann zu diesem Zeitpunkt ihrgegenüber bereits war.

Zusammengefasst: Frau sitzt allein zuhaus. Mann hat sie für beste Freundin verlassen. Sie greift sich die Axt und bringt alle um. Dazwischen beschreibst du das Flackern des Feuers und wie sehr sie ihren Mann nicht liebt. Das ist leider zuwenig. Alles wirkt recht unlebendig und die Handlungen lassen sich meiner Meinung nach kaum Nachvollziehen. Warum rastet die Frau ausgerechnet jetzt aus?

Tja, tut mir leid, dass meine Kritik so harsch ausfällt. Versuch einfach die besagten Punkte zu verbessern. Lies dir die anderen Kgs hier durch (vor allem die Kritiken) und - wahrscheinlich am wichtigsten, schreib einfach weiter. (Das klingt jetzt wahrscheinlich so von oben herab, aber nur so wird man besser. :sealed: )


so long
Kerberos

 
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Grüß dich Kerberos!!
Danke für deine Tipps. Ich hab versucht die meisten Rechtschreibfehler auszubessern (meistens ist es ja die Kommasetzung, die mir noch Probleme bereitet).
Ich muss allerdings dazu schreiben, dass in dieser Story eher diese depressive Stimmung rüberkommen soll, die der Protagonist am Anfang der Geschichte fühlt, deshalb auch die vielen Beschreibungen. Außerdem wollte ich ein bisschen diese dichterische Umgebung beschreiben, so ist halt größtenteils mein Schreibstil, weil ich diese Form halt so schön finde.
Stimmt, auf die Personen bin ich nicht genauer eingegangen, da für diese Geschichte für mich nur dieser Abend zählte, denn DAS ist die eigentliche Geschichte, und keine langen Drumherumerzhlungen um die Vergangenheit und die Personen. obei ich natürlich nicht ganz darum herumgekommen bin, einiges über die Vorgeschichte zu erzählen.
Trotzdem dankeschön für deine Kritik, ich schätze es, aus Fehlern zu lernen.
Machs gut,

Marco

 

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