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Die Ewigen

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04.12.2002
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Die Ewigen

Die Ewigen


1.

Der Bahnhofswärter war ein Hüne von fast unmenschlicher Größe und Armen, die sich vom Umfang her leicht mit meinen Oberschenkeln messen konnten. Er saß mit versteinerten Gesichtszügen wie ein Koloss hinter dem Tresen und blickte mich aus kalten Augen an.
„Entschuldigen sie“, sagte ich, um meinen freundlichsten Tonfall bemüht, denn dies war niemand, dessen Missmut ich mir zuziehen wollte. „Wissen sie vielleicht, wann hier der nächste Zug nach Ludham fährt?“
Aber sobald ich den Namen der Stadt erwähnt hatte zuckte er unvermittelt zusammen, wurde sichtlich nervöser, und in seinen Blick mischte sich Misstrauen und – man mag es nicht glauben – Furcht. Ich hatte einen Moment Zeit mich zu wundern, wie die bloße Erwähnung dieses Namens so einem Mann Angst einjagen konnte, als er mir auch schon im scharfen Ton zurückgab: „Nach Ludham fahr’n wir nich. Da sin’ sie hier falsch.“
Mir wurde noch im selben Moment klar, dass er log, aber ich wagte es nicht zu widersprechen. Wie gesagt, ich hatte nicht die Absicht ihn wütend auf mich zu machen.
Ich war schon dabei die Station unverrichteter Dinge zu verlassen, als eine ältere Frau mich am Arm ergriff.
„Warten sie, junger Mann“, sagte sie mit zittriger Stimme, „ich habe gehört, wo sie hinwollen.“
„Ja, nach Ludham“, antwortete ich, nicht ohne mich zumindest ein wenig über ihre Neugier zu ärgern.
„Was suchen sie denn an einem solchen Ort, wenn man fragen darf?“
„Ich habe einen Bruder dort, der ziemlich krank ist“, sagte ich. Das war natürlich frei erfunden, aber ich glaubte nicht, dass sie mir geholfen hätte, wenn ich ihr erzählt hätte, dass ich Journalist bin. Die meisten Menschen in diesem Teil des Landes haben eine instinktive Abneigung gegen Reporter jeder Art.
Sie sah mich eine Sekunde mitleidig an, und nickte dann ernst. „Nun gut, wenn sie unbedingt dorthin müssen, der Express um halb sechs hält dort. Aber tun sie mir den Gefallen, und seien sie vorsichtig.“
„Vielen Dank“, sagte ich, aber sie schlenderte schon langsam davon ohne sich noch einmal umzudrehen.
Ich stellte mich wieder bei dem Hünen an, und orderte ein Ticket für den Expresszug um 17.30 Uhr. Mir war klar, dass er aus irgendeinem Grund etwas dagegen hatte, mich in diese Stadt fahren zu lassen, aber gleichzeitig wusste ich, dass ihm nicht viel übrig blieb, außer mir den Fahrschein zu verkaufen.
Er kassierte das Geld, und riss die Karte von einer Rolle ab. Ich dachte er würde sie mir einfach nicht geben, oder den Schein vielleicht vor meinen Augen zerreißen, aber es geschah nichts dergleichen. Er hielt mir lediglich das weiße Stück Papier vor die Nase und starrte mich durchdringend an.
„Mann“, sagte er, als ich nach dem Ticket griff, „ich weiß nich was sie in Ludham woll’n, aber sie sollt’n dort nich hinfahr’n.“
„Ich habe dort einen Bruder, der sehr krank...“, begann ich.
„Ja, ja“, fuhr der Hüne dazwischen. Im Gegensatz zu der alten Dame durchschaute er meinen Schwindel sofort. „Irgendein’ Grund werden sie scho ham. Is auch nich mein Problem. Ich sag ihnen nur, pass’n sie auf sich auf. Und sie sollt’n dort nich über Nacht bleib’n. Gegen zehn Uhr abends hält ein Güterzug, wenn sie den Lokführer frag’n können sie sicher ein Stück mitfahr’n.“
„Danke“, sagte ich zögerlich. „Ich werde daran denken.“
Der Mann nickte mir zu, und fing dann an, scheinbar konzentriert irgendwelche Papiere zu ordnen.

2.

Der Express hatte seinen Namen nicht unbedingt verdient, statt dessen kroch die Lok träge durch unfruchtbares und felsiges Land. Das gab mir immerhin Gelegenheit über die ganze Sache nachzudenken.
Als Reporter für den Boston Sunday Herald war ich es nicht gewohnt, mich in diesem Teil des Landes herumzutreiben, was wahrscheinlich der Grund dafür war, dass mir die Leute alle ein bisschen seltsam vorkamen. Hier war man Auswärtigen gegenüber wohl nicht besonders wohlgesonnen, besonders solchen nicht die zu viel herumschnüffelten und zu neugierige Fragen stellten, aber das war noch lange nicht alles was mich befremdete. Schon zwei Leute hatten es für notwendig erachtet, mich vor einer Stadt zu warnen, die auf gut der Hälfte aller Landkarten nicht einmal verzeichnet war. Die ganze Sache war mir schon ein wenig zu klassisch, das alles klang doch sehr nach einer lovecraftschen Horrorgeschichte.
Aber erst der Grund dafür, dass ich mich überhaupt in dieser Gegend aufhielt war die wirkliche Pointe. Denn aus der Tatsache, dass ich bezüglich des Verschwindens eines Versicherungsvertreters und eines Ehepaares recherchierte, hätte ein phantasievoller Mensch sicher ein paar interessante Schlüsse gezogen. Aber es war ja praktisch mein Beruf mich nicht von solchen Bagatellen einschüchtern zu lassen. Der gemeine Reporter ist generell überall unerwünscht, und wird nur zu oft mit allen Mitteln vertrieben. Daran gewöhnte man sich in diesem Geschäft schnell. Vor ein paar Monaten hatte zum Beispiel der Besitzer einer Imbissbude gedroht mich aufzuspießen, falls ich schreiben sollte, was er seinen Kunden tatsächlich als Hamburger verkaufte. Dieser Kerl war eine weitaus realere Bedrohung als das Geschwätz einer alten Frau und eines Kassierers gewesen, aber natürlich hatten wir die Story trotzdem gebracht, und es wurde niemand aufgespießt. Und außerdem hatte ich in meiner langen Zeit bei der Zeitung schon oft genug mit angeblich übernatürlichen Ereignissen zu tun. In Pennsylvania will eine Frau vom Teufel vergewaltigt worden sein, in Wyreburg, Texas soll eine ganze Kolonie Aliens leben, Hobb’s End, Nebraska ist angeblich von Höllenkreaturen bevölkert und irgendwo in Europa hat ein alter Zauberer dem Tod ein Schnippchen geschlagen. Fast alle Leute, die sich in unserer Redaktion mit einer derartigen Geschichte melden sind Idioten, die sich wichtig machen wollen. Der Rest glaubt anscheinend wirklich daran, und fällt somit unter die Kategorie ‚geisteskranke Spinner’.
Und außerdem muss ich zugeben, dass die Geschichte nicht gerade top aktuell war, da die Vermisstenfälle schon etwa drei Monate alt waren. Die Polizei hatte bereits eine Weile vor mir ermittelt, und zwar offensichtlich ergebnislos, was mich in meiner Ansicht bestärkte, dass es hier nichts weiter als typische, ländliche Unfreundlichkeit zu fürchten gab. Ich hatte ja auch niemals die Absicht den Fall aufzuklären – so etwas funktioniert nur in Kriminalromanen – es ging einfach darum, einen interessanten Artikel über die Angelegenheit zu schreiben. Zwei Vermisste in einem abgeschiedenen Teil des Landes, das gab einen guten Zweispalter her. Ein bisschen abergläubisches Geschwätz war mir also ganz recht, solche Dinge steigern die Auflage.
Während ich mir diese Gedanken machte, hatten wir mehrere kleinere Stationen passiert, ohne das jemand zugestiegen wäre. Der Zug war überhaupt in frappanter Weise menschenleer, in meinem Abteil befanden sich außer mir nur zwei ältere Herrschaften, und ferner war mir lediglich einer kleinere Reisegruppe in einem der vorderen Wagons aufgefallen. Diese Personen waren wohl allesamt auf der Durchreise, was man zum einen an dem Umfang ihres Gepäcks erkannte. Zum anderen schienen sie hier genau so fremd wie ich zu sein, und hatten augenscheinlich nicht die Absicht vor der nächsten größeren Stadt auszusteigen. Ich konnte es ihnen nicht verdenken.
Wir durchquerten unterdessen ein enges Tal, dass nur spärlich, und fast ausschließlich mit Nadelbäumen bewaldet war. Die meisten davon wirkten kraftlos und welk, und schienen aber gleichzeitig fast uralt zu sein. Schon nach kurzer Fahrt endete der Baumbewuchs, das Gelände stieg an, und war nun ziemlich felsig und karg. Seitlich des Bahndammes wucherten einige wilde Rosen auf unnatürlich regelmäßig geformten Fersen, und sporadisch bekam man ein paar trockene Sträucher zu sehen. Form und Farbe waren ausnehmend bizarr, und ich konnte keinem der Büsche einen Namen zuordnen, obwohl viele mich an bekannte Arten erinnerten. Es schien fast, als ob sie kranke, kaum lebensfähige Mutationen dieser waren. In der Ferne thronten einige namenlose Gipfel über der Szenerie, und die rötliche Abendsonne verlieh der Landschaft einen trostlosen und unheimlichen Charakter. Ich weiß nicht, wie lange wir durch diese eremitische Einöde fuhren, bis ich endlich die ersten Anzeichen von Zivilisation erblickte. Zu beiden Seiten waren einige von jahrelangem Verfall zerfressene Gebäude zu erkennen. Höchstwahrscheinlich handelte es sich dabei um ehemalige Bauernhöfe, die wegen der Unfruchtbarkeit des Landes aufgegeben worden waren. Aber die Ruinen zeugten immerhin von der Besiedelung dieser unwirtlichen Gegend, und nahmen ihr ein wenig die geisterhafte Atmosphäre.
Bald darauf – es muss gegen sechs Uhr gewesen sein – lief der Express im Bahnhof von Ludham ein. Ich nahm meinen kleinen Reisekoffer, und stieg aus.

3.​

Der Zug hatte sich inzwischen wieder in Bewegung gesetzt, und begann in den Weiten der Felslandschaft zu verschwinden. Ich sah mich um, und wenn ich jemals einen anderen Ort als menschenleer bezeichnet habe, dann bleibt mir für diesen kein adäquates Wort mehr. Die einzige Person, die ich ausmachen konnte, war ein trollartiger Angestellter, der mich aus einem verschmutzten Schalter im Hauptgebäude verstohlen anglotzte. Ansonsten waren alle Bahnsteige und Wartehallen, sowie überhaupt das ganze Gelände wie leergefegt. Mich überfiel ein Schauer von Furcht, dessen ich mich trotz aller rationalen Beschwichtigungen nicht erwehren konnte. Der Anblick dieses gottverlassenen Ortes, das ebenso öde Gelände in dieser Gegend, und die beiden einhelligen Warnungen vor Ludham, hatten zwar nicht Angst, aber doch einen Zustand der gröbsten Unruhe und Besorgnis in mir ausgelöst. Oder vielleicht wollte ich mir die Angst auch einfach nur nicht eingestehen. Gleichzeitig erfasste mich auch eine Woge des Surrealismus, als ob ich in ein Gemälde Salvadore Dalis gefallen wäre. Alles kam mir so unwirklich vor, dass ich mich schon in einem konfusen Traum glaubte, den ich vielleicht gerade im noch fahrenden Expresszug träumte. In verdrängte diese beiden Gefühle so gut es eben ging, versuchte den noch immer starrenden Wärter zu ignorieren, und verließ eilig diesen gespenstischen Bahnhof.
Hinter dem Hauptgebäude kam ich an eine breite, mit brüchigen Steinen gepflasterte Straße, deren Verlauf ich zunächst folgte. Die Ortschaft war eindeutig agrarisch geprägt, denn bei fast allen Bauten, die ich ausmachen konnte, handelte es sich um Bauernhöfe, oder verfallene Überbleibsel ebensolcher. Gemäß meiner Recherche hatte vor einigen Jahren ein Metallbetrieb versucht sich hier niederzulassen, das Gelände am nördlichen Stadtrand stand aber mittlerweile wieder leer. Darüber hinaus hatte ich kaum etwas über Ludham in Erfahrung bringen können. Es schien hier keine öffentlichen Ämter zu geben, und die Menschen im Umland hielten sich mit Schweigen bedeckt, oder machten nur unverständliche Andeutungen.
Zu meiner Linken befand sich eine noch einigermaßen intakte Scheune – vor der ein alter Pickup parkte; also wurde sie offensichtlich sogar noch genutzt – und zwei Getreidesilos. Ich fragte mich allerdings, wie man in einer derart infertilen Gegend Landwirtschaft betreiben konnte. Entlang des Gehweges wuchsen nur wenige, vertrocknete Bäume, und auch sonst war keine gesunde Vegetation zu erkennen. Vereinzelte Passanten – vorwiegend ältere Personen – schlichen durch die Gassen, oder saßen gelangweilt auf morschen Holzbänken in den Hofeinfahrten herum.
Man sollte meinen, das Bild dörflicher Alltäglichkeit, das sich mir bot würde meine Unruhe etwas zerstreuen, aber das Gegenteil war der Fall. In konnte zu diesem Zeitpunkt noch keinen konkreten Grund dafür ausmachen, aber irgendetwas an diesem Ort – und den wenigen Menschen hier – behagte mir ganz und gar nicht. Zwei verkrüppelte Alte auf einer Bank unterbrachen ihr Gespräch, als ich an ihnen vorbeiging, um mich mit scharfem Blick zu mustern. Ich hatte das Gefühl von allen Leuten hier beäugt zu werden, nur gingen die anderen dabei wohl etwas subtiler vor.
Ich schien mich auf einer der größeren Straßen zu befinden, aber die Stille war erdrückend und beklemmend. Keine Brise Wind war zu spüren, man hörte keine Vögel, ebenso wenig wie die seit einigen Jahren für die meisten Städte typischen Motorengeräusche. Und sämtliche Unterhaltungen schienen zu verstummen, sobald ich mich den Beteiligten näherte. Gleichfalls vermisste ich Hundegebell, das Wiehern von Pferden, oder andere Geräusche, die man aus ländlichen Bereichen gewohnt war. Ich machte mir keine Gedanken darüber, und ging weiter.
Die meisten Häuser und Höfe sahen alt und zerfallen aus, nur wenige schienen noch genutzt zu werden. Vielerorts sah man einzelne, fast gänzlich zerstörte Wände oder ähnliche Ruinen, an anderen Stellen türmten sich größere Schutthaufen, die wohl nie mehr weggeräumt werden würden. Viele zerstörte Fenster hatte man einfach mit Lumpen verhangen, oder mit Brettern zugenagelt. Bei den wenigen noch intakten Behausungen waren die Läden überwiegend geschlossen, und man konnte nicht entscheiden welche bewohnt waren, und welche nicht. Nur selten sah man neuere Bauwerke, bei denen es sich meist um Scheunen oder Anbauten an verfallene Gebäude handelte. Immer noch war es totenstill, und ich hatte verstärkt das Gefühl von allen Seiten beobachtet zu werden.
In dieser Situation fühlte ich mich zunehmend eingeengt und unwohl, so dass ich spontan in eine dunkle Nebengasse einbog, sei es nur, um mich den begierigen Blicken zu entziehen. Nach ein paar Metern blieb ich stehen, um durchzuatmen und mich wieder zu beruhigen. Mir drängte sich das Bild eines vorwitzig glotzendes Pöbels auf, der sich auf der Hauptstraße formiert, und gleich um die Ecke kommen würde, um mich zu verfolgen. Es geschah natürlich nichts dergleichen, und meine Unruhe zerstreute sich bald.
Durchaus konnte ich mir jetzt zusammenreimen, warum man im Umland eine so schlechte Meinung von dieser Stadt hatte, und es für notwendig hielt, Fremde davor zu warnen. Vermutlich erging es den meisten Leuten, die hierher kamen, nicht anders als mir, und über die Jahre mutieren solche Geschichten im Volksmund leicht zu abergläubischem Gemunkel. Es war ja auch nicht verwunderlich. Nicht nur der allgegenwärtige Verfall und die alkyonische Stummheit auf den Straßen waren bedrückend, auch die Einwohner hatten etwas undefinierbar abstoßendes an sich.
Die Sonne stand schon recht tief am Himmel, und ich befand mich im Schatten eines größeren Gebäudes, so dass es angenehm kühl war. Die Luft roch ein wenig ranzig, aber aus industrialisierten Großstädten war ich weit schlimmeres gewohnt. Ich entschied, mich noch ein wenig im Ort umzusehen, und mich nicht wieder von derart kindischer Furcht übermannen zu lassen.

4.

Ich folgte der Gasse, wobei ich einige verschmutzte Hinterhöfe passierte. Ich hielt sie für verlassen, bis ich in einem eine bleiche, vermutlich schwindsüchtige Frau mit ihrer Tochter sah. Die beiden waren damit beschäftigt, Wäsche in einer Schüssel mit Seifenlauge zu waschen, und ich verlangsamte meinen Gang ein wenig, um sie mir näher anzusehen.
Die dürre Mutter hing gerade ein paar zerfetzte Blusen auf einer provisorischen Wäscheleine aus Draht auf, als mich das Mädchen bemerkte, und sich nach mir umdrehte. Sie starrte mich – in typischer Ludham-Manier – überrascht und neugierig an, und als ich ihr Gesicht sah ließ ich vor Schreck einen halblauten Schrei los. Ihr rechter Wangenknochen war mit denen der Schulter verwachsen, und das Auge auf dieser Seite war nicht viel mehr als eine rudimentäre Höhle. Nun drehte sich auch die Frau nach mir um, aber ich verzichtete auf den Anblick, und machte mich schleunigst davon.
Es war nicht die Entstellung der Tochter, die mich derart geschockt hatte. Als Reporter hatte ich solche Dinge schon oft zu Gesicht bekommen, und außerdem war meine Mutter an spinaler Meningitis gestorben. Ich bringe es nicht über mich, den Krankheitsverlauf zu schildern, aber es genügt zu sagen, dass es grauenhaft war. Im Vergleich dazu wirkte die Verunstaltung dieses Mädchens harmlos, und gegen so etwas bin ich schon lange abgehärtet. Nein, was mich aufschreien ließ war die Erkenntnis dessen, was an den Einheimischen so abstoßend war. Wenn ich mich nur an die Menschen auf der Straße zurückerinnerte, war es doch so offensichtlich, dass ich mich über meine eigene Kurzsichtigkeit wundern musste. Degeneration. Vermutlich durch jahrzehntelangen Inzest bedingt, denn ich fühlte mich stark an Berichte über Inzucht im Süden Neuenglands und in den niederen europäischen Adelsfamilien erinnert. Außerordentlich viele wiesen Missbildungen in verschiedenen Graden auf. Sogar bei denjenigen, die auf den ersten Blick gesund schienen, zeigten sich doch in der Statur und vor allem in den Gesichtszügen augenfällige Anzeichen von Dekadenz.
Ich bereute es mittlerweile in keinster Weise mehr, diesen Fall – wenn auch nur sehr widerstrebend – angenommen zu haben. Diese Stadt würde genug Stoff für mehr als einen längeren Artikel hergeben, und mir vielleicht sogar eine Beförderung zum Redakteur einbringen.
Um mich nicht in Tagträumen zu verlieren ging ich ein wenig schneller, und kam schließlich wieder an eine etwas größere Straße. Es bot sich mir ein fast identisches Bild wie zu Anfang. Ringsum verfallene Häuser und Trümmer, und ein paar degenerierte Alte, die sich scheinbar ziellos hier herumtrieben, und mich gierig begafften. Sie wiesen, mit Ausnahme einer etwas jüngeren Frau, allesamt Missbildungen von unterschiedlicher Schwere auf und bestätigten damit meine Theorie. Zumeist handelte es sich nur um leicht unförmige Schädelformen, und eingefallene Gesichtszüge, wie man sie bei Krebspatienten vorfindet. Aber ich sah auch einen Mann mit völlig deformierten Gliedmaßen, bei dem es mehr als ungewöhnlich schien, dass er sich überhaupt noch koordiniert bewegen konnte. Es war in gewisser Weise ein Teufelskreis. Denn wenn diese Stadt von allen Menschen nur gemieden und gefürchtet wurde, so waren Misstrauen, Verfall und – über längere Zeit – Inzest die logische Folge. Und die Konsequenz daraus konnte bloß weitere Ablehnung und Abschottung sein.
Aber obwohl ich für fast alles, was mich zu Beginn beunruhigt hatte eine harmlose, rationale Erklärungen gefunden hatte, beschlich mich erneut ein leichter Schauer. Es war nichts was ich sah oder hörte, sondern einfach ein ungutes Gefühl, wie eine Aura des Verderbens, die dieser Ort auszustrahlen schien. Dass es jetzt auch noch langsam zu dämmern begann, trug in dieser Hinsicht natürlich zu keiner Verbesserung bei. Ich war zerrissen zwischen Abscheu und Interesse, wobei letzteres vorerst stärker war. Ich hatte vor mich mit einem Einwohner zu unterhalten, und in Anbetracht der Feindseligkeit gegenüber Fremden hier kam dafür nur jemand in Frage, der des öfteren mit solchen zu tun hatte. Ich erspähte ein Gebäude auf der linken Seite, das ich für einen Laden hielt, und steuerte – von einer Vielzahl schaulustiger Augen begleitet – darauf zu. Es handelte sich tatsächlich um ein Geschäft, das Lebensmittel, Werkzeuge, und eine Vielzahl von anderen Waren führte. Ich wollte gerade eintreten, doch als ich durch die Glastür blickte erstarrte ich vor Schreck.

5.

Edgar Wellington verkaufte Versicherungen für ein kleineres Unternehmen in Altoona. Vor etwa dreieinhalb Monaten war er dienstlich in dieser Region unterwegs, wobei er verschiedene Städte bereiste, und versuchte, den Leuten Policen anzudrehen. Zuletzt gesehen wurde er in Ranburg, von wo aus er mit dem Express wieder nach Altoona fahren wollte. Das entsprach genau der Route die ich heute genommen hatte, nur das er nie am Ziel angekommen war. Irgendwo in dieser gottverlassenen Gegend, in der ich mich gerade befand, war er spurlos verschwunden. Die Polizei hatte ermittelt, dabei wurden sämtliche Bahnangestellten in der Gegend befragt, und man bekam den Hinweis, dass Mister Wellington die Absicht gehabt hätte, einen Zwischenstop in Ludham zu machen. Weitere, intensive Nachforschungen hatten allerdings nichts ergeben. Der Vermisste verfügte über ein gutes Einkommen, war glücklich verheiratet und hatte einen festen Wohnsitz. Es gab überhaupt keinen ersichtlichen Beweggrund für ihn, seine Familie von einem Tag auf den anderen zu verlassen, aber anscheinend war genau das passiert. Er trug eine Narbe auf der rechten Wange, die er sich als Kind bei einem Unfall zugezogen hatte, und daran erkannte ich ihn. Es war unzweifelhaft Edgar Wellington, der hinter dem Ladentisch saß, und gelangweilt in einer Zeitung blätterte.
Ein paar Momente war ich wie gelähmt, doch schließlich öffnete ich die Tür, und trat ein. Wellington sah sofort nervös zu mir auf, und sein Blick folgte mir, als ich durch das Geschäft schlenderte. Ich fragte mich, weshalb er ausgerechnet nach Ludham gegangen war, aber die Antwort darauf war eigentlich ersichtlich. An so einem Ort würde ihn niemand finden, das hatte die erfolglose Suche der Polizei schon bewiesen. Aber warum sollte ein Mann aus normalen, geregelten Verhältnissen sich verstecken wollen? Er muss irgendwelche Feinde gehabt haben, dachte ich mir, vielleicht hatte er Geschäfte mit der Mafia oder ähnlichen Leuten gemacht. Ich griff mir wahllos eine Zeitung aus dem Regal – von der ich erst später feststellte, dass sie fast einen Monat alt war – und ging zum Tresen, um zu bezahlen. Und um mich ein wenig mit Edgar Wellington zu unterhalten.
„Guten Tag“, sagte ich, während er stumm meine 20 Cent kassierte. „Schöne Gegend hier.“
Er antwortete nicht, sondern reichte mir wortlos das Wechselgeld. Ich jedenfalls machte keine Anstalten zu gehen. „Albert Cooper, schön sie kennen zu lernen Mister...“
„Smith“, sagte er zögerlich.
„Sagen sie Mister Smith, ich bin Tourist und möchte mir gerne die Stadt ansehen. Gibt es hier nicht irgendwelche Sehenswürdigkeiten? Alte Kirchen, oder so was?“
„Nein“, antwortete er kalt.
„Ah. Sie leben wohl schon lange hier, was?“ fragte ich.
„Ja.“
„Komisch, ich dachte, ich hätte sie schon mal gesehen. Sie kamen mir so bekannt vor. Kann es nicht sein, dass wir uns einmal...“
„Nein“, fuhr er mir entschieden dazwischen.
„Ja, gut möglich, dass ich sie verwechsle. Haben sie vielleicht Familie oder Verwandte in der Gegend?“
Er schüttelte den Kopf, und hatte eindeutig die Absicht das Gespräch zu beenden.
„Dann waren sie wohl im Krieg? Ich meine wegen ihrer Narbe.“
„Sind sie Polizist, oder so was, Mister Cooper?“ fragte er scharf, und sah mich nachdrücklich an. Ich war schon überrascht, von diesem Mann mehr als eine Silbe zu hören, fühlte mich aber gleichzeitig ein wenig ertappt.
„Nein, nein, natürlich nicht“, meinte ich, und lächelte überspielend. „Ich sagte doch, nur ein R...“ Ich musste mich zwingen nicht weiter zu reden, denn Smith / Wellington starrte mich so durchdringend an, dass ich mich beinahe verplappert hätte. „Reisender“, würgte ich schließlich hervor.
In diesem Moment ging die Tür hinter mir auf, und ich fuhr überrascht herum. Es traten zwei etwa 50-jährige Männer mit ernsten, beinahe hängenden Gesichtszügen herein, und kamen geradewegs auf mich zu. „Was tun sie hier?“ fauchte mich der größere von beiden an.
„Nur Einkaufen“, sagte ich und hielt die Zeitung hoch. „Und mich ein wenig unterhalten.“
„Das sehen wir hier aber nicht gerne“, grunzte er.
„Wieso denn? Das ist doch ein öffentlicher Laden hier, und...“
„Ist es nicht“, unterbrach mich Smith / Wellington.
„Wir möchten ihnen raten, jetzt zu gehen“, fügte der andere Mann hinzu, und trat neben mich.
„Na gut“, sagte ich, und versuchte nicht so eingeschüchtert zu klingen, wie ich war. „Dann gehe ich eben, auf Wiedersehen, die Herren.“ Ich versuchte, mir einen Weg zwischen den zwei Männern hindurch zu bahnen, und als ich mich schon fast als aus der Zwickmühle befreit glaubte, packte mich eine erstaunlich kräftige Hand am Arm, und schleuderte mich herum.
„Sie sollten aus dieser Stadt verschwinden“, raunte er mir zu, und erst jetzt erkannte ich, dass seine Nase von Syphilis halb zerfressen war.
Ich riss mich angewidert los, und da mir keine adäquate Antwort einfiel stürmte ich einfach zur Tür hinaus.


6.

Die vor ein paar Minuten noch bevölkerte Straße war jetzt völlig verlassen, was die Situation noch surrealistischer machte, als sie sowieso schon war. Ich zog mich trotzdem in eine kleine Gasse zurück, um in Ruhe über alles nachdenken zu können. Und um dieser grotesken Bürgerwehr nicht noch einmal zu begegnen.
Ich konnte immer noch nicht so recht glauben, was ich gesehen hatte. Edgar Wellington war in diesem Niemandsland untergetaucht, aus Gründen, über die ich nur spekulieren konnte. Ich würde auf jeden Fall in seinem Umfeld nachforschen müssen, was ihn dazu veranlasst haben könnte. Und was noch viel verwunderlicher war, die Leute hier hielten ihn versteckt. In Anbetracht ihrer sonstigen Unfreundlichkeit gegenüber Fremden war mir das unerklärlich. Aber ich hatte das Gefühl, dass Wellington nur die berühmte Spitze des Eisberges war, und diese Stadt noch mehr Geheimnisse hatte. Es hätte mich nicht gewundert, wenn man auch das vermisste Ehepaar aus Wisconsin hier anträfe.
Ich war immer noch zwischen Angst und Neugier hin- und hergerissen. Meine ursprüngliche Absicht in Ludham zu übernachten hatte ich schon lange verworfen, aber ebenso wenig würde ich mich so einfach vertreiben lassen. Hartnäckigkeit ist schließlich eine der wichtigsten Eigenschaften eines guten Reporters. Es war mir beinahe peinlich, dass ich mich von ein paar dekadenten alten Männern hatte einschüchtern lassen. Das durfte und würde mir auf keinen Fall wieder passieren. Das einzige, was mich nach wie vor nervös machte war der Ort an sich. Nicht nur die Bewohner wollten mich loswerden. Jetzt, wo ich wieder auf dem grobkörnigen Sand zwischen den Ruinen wanderte war es, als wolle die Stadt selbst mich wie eine lästige Zecke abschütteln. Ich weiß, dass diese Formulierung absurd ist, denn eine Stadt setzt sich aus unbelebter Materie zusammen, und hat keinen eigenen Willen. Aber das gleiche gilt für einen Magneten, und trotzdem kann er Dinge anziehen oder abstoßen. Und genau das geschah hier. Die Menschen in Ludham gehören zum Verfall, und der Verfall gehört zu ihnen. In dieser Welt der Entartung war ich ein unerwünschter Fremdkörper.
Es war schon recht spät, und so schlenderte ich in Richtung des Bahnhofs. Natürlich hatte ich die feste Absicht morgen wieder zu kommen, vielleicht in Begleitung eines Kollegen, möglicherweise aber auch wieder allein. Oder ich würde meinen Exklusivartikel schreiben, und dann die Polizei die ganze Sache untersuchen lassen.
Jetzt, da die Dunkelheit hereinbrach, waren die schwarzen Nischen und die entvölkerten Straßen noch bedeutend unheimlicher als zuvor. Man sah in keinem Haus elektrisches Licht brennen, und nirgendwo hörte ich Unterhaltungen oder irgendwelche anderen Geräusche, außer dem leisen zirpen einiger Grillen und dem Geschrei der Ziegenmelker im Abendhimmel. Da es auch keine Straßenbeleuchtung gab, lag der Schluss nahe, dass dieser Ort gar nicht mir Elektrizität versorgt wurde. Die Einwohner schienen sich daran nicht zu stören. Die Luft war kühl, hatte aber einen unangenehm faden Geruch, und das schwindende Sonnenlicht warf wunderliche und bizarre Schatten. Ein leichter Schauder befiel mich ob der absonderlichen Ereignisse und des omnipresenten Verfalls.
Ich beschleunigte meinen Schritt, und erreichte bald wieder die Hauptstraße. Vor einem Haus war ein buckliges Weib gerade dabei die Fensterläden zu verschließen. Ich schaute mich um, weil ich dachte jemanden hinter mir gehört zu haben, aber als ich niemanden sah konnte ich der Versuchung nicht widerstehen einen alten Journalistentrick auszuprobieren.
„Entschuldigen sie“, sagte ich zu der Frau. „Mein Name ist Albert Cooper und ich bin ein guter Freund von Edgar Wellington. Ed hat mich kürzlich angeschrieben, und mir mitgeteilt, dass er sich in dieser Ortschaft aufhält. Wissen sie vielleicht, wo ich ihn finden kann?“
Sie sah mich ein wenig verdutzt an, gab ein einsilbiges „Nein“ von sich und flüchtete durch die Tür ins Haus.
„Schade“, dachte ich, und zog verärgert davon.
Ein paar Minuten später traf ich am Bahnhof ein. Dieser war so menschenleer wie bei meiner Ankunft, aber dennoch fühlte ich mich mehr denn je beobachtet.
Ich fragte den trollartigen Angestellten, wann der nächste Zug von hier fahren würde.
„Nicht vor morgen früh“, antwortete er. „Tut mir leid.“
Ich war nicht überrascht, das zu hören. „Aber hier hält doch ein Güterwagen um zehn, oder nicht?“
„Eigentlich schon, ja. Es gab nur leider ein Problem mit der Lok, und der Zug fährt heute nicht.“ Der Kassierer grinste mich hämisch an, aber ich hatte keine Möglichkeit mehr, ihm zu antworten.
Ein harter Schlag traf mich am Hinterkopf, und die Welt wurde schwarz, noch bevor ich auf dem Boden aufschlug.

7.

Ich kann mir in etwa zusammenreimen, was passiert sein musste. Ich nehme an, dass sich die drei Männer in Wellingtons Laden über mich unterhalten haben, nachdem ich gegangen war. Vermutlich hatten sie anfangs nur die Absicht mir Angst zu machen, um mich aus der Stadt zu verjagen. Aber irgendwie müssen sie dahinter gekommen sein, dass ich Reporter bin. Wenn man bedenkt, dass ich mich beinahe selbst verraten hatte, stellt das ja auch keine größere Schwierigkeit dar. Schlimmer noch, ich glaube Edgar Wellington war nicht entgangen, dass ich ihn erkannt habe. Ich hätte in meinem Übermut nicht so direkte Fragen stellen dürfen, aber es macht keinen Sinn im nachhinein über begangene Fehler nachzudenken. Sie müssen wohl zu dem Schluss gekommen sein, dass ich bereits zu viel wusste, und es gefährlich sei mich gehen zu lassen. Öffentliches Aufsehen – wie es mein Artikel sicher hervorgerufen hätte – musste in jedem Fall vermieden werden. Nach und nach wären immer mehr neugierige Leute nach Ludham gekommen, und wie ich noch feststellen sollte barg diese Stadt ein noch weitaus schockierenderes Geheimnis. Man entschied also, mich nicht einfach so gehen zu lassen, statt dessen folgten mir die Männer zum Bahnhof, und schlugen mich von hinten nieder, während ich mit dem Angestellten sprach.

8.

Als ich das Bewusstsein wieder erlangte befand ich mich in einem fahrenden Zug, und die Sonne ging gerade am Horizont auf. Ich merkte augenblicklich, dass etwas nicht stimmte, ohne aber genau sagen zu können was. Es muss wohl die Veränderung der Perspektive gewesen sein, die mir damals als erstes auffiel. Die ganze Welt kam mir verwandelt vor, so als wäre sie eine gute, aber unvollkommene Kopie des Originals. Auf dem Sitz neben mir befand sich mein Reisekoffer und ein Fahrticket. Vermutlich hatte man mich während der Ohnmacht in das Abteil geschleppt, aber dennoch musste ich mich über die Tatsache wundern, dass ich die ganze Nacht besinnungslos gewesen war. Ich dachte, dass man mir wohl Drogen verabreicht hatte, was auch erklären würde, warum meine Umwelt, und sogar ich selbst mir so abnorm anmuteten.
Doch ein kurzer Blick aus dem Fenster widerlegte nicht nur diese Hypothese, sondern trieb mich auch noch beinahe in den Wahnsinn. Ich wollte eigentlich nur sehen, in welche Richtung wir fuhren, um vielleicht aus der Landschaft auf den ungefähren Standort zu schließen, doch der Anblick meines Spiegelbildes ließ mich laut aufschreien. Denn was sich auf der matten Glasscheibe reflektierte war nicht mein vertrautes Gesicht, sondern die faltige, eingefallene Visage eines alten Mannes. Als ich dann noch meine Hände sah, knochig, und offensichtlich von Arthritis geplagt, brach der Schrecken über mich herein. Ich muss einen hysterischen Anfall, oder etwas ähnliches gehabt haben, denn ich erinnere mich nur noch sehr undeutlich an die folgenden Ereignisse.
Mir wurde später erzählt, dass ich angefangen hätte im Zug wahllos um mich zu schlagen, und zusammenhangloses Zeug herum zu schreien. Jemand hätte meinen Körper gestohlen, ich müsse zurück nach Ludham, und irgendetwas über urzeitliche Riten und das Ende der Vergänglichkeit. Man warf mich an der nächsten Station hinaus, und als meine Tobsucht nicht enden wollte wurde ich in ein Krankenhaus gebracht.
Ich bekam allerlei Medikamente und Beruhigungsmittel, die schließlich meine Raserei bändigten. In meinem Koffer wurde ein Ausweis auf den Namen Angus Fray gefunden. Hätte ich mein Schicksal an dieser Stelle akzeptiert wäre ich heute ein freier Mann. Statt dessen behauptete ich weiterhin Albert Cooper zu sein, und man schickte mich zur psychologischen Untersuchung. Ich erzählte den Ärzten meine Geschichte, in allen Details, so wie sie hier geschrieben steht. Man hörte mir aufmerksam zu, und ich meinte vielleicht wirklich jemanden dazu bringen könnte mir zu glauben. Ich beschrieb die Ereignisse mit jedem Mal enthusiastischer und hoffnungsvoller, bat um eine intensive polizeiliche Untersuchung, die meine Behauptungen sicher bestätigen würde, und versuchte die Mediziner davon zu überzeugen, wer ich wirklich bin. Ich erzählte Dinge über Albert Cooper, die ein Außenstehender nicht wissen konnte, und wünschte vergeblich, meine Identität auf diese Art beweisen zu können.
In letzter Zeit habe ich fürchterliche, und unnatürlich lebendige Träume, aus denen ich viel über Ludham weiß. Die Menschen dort nennen sich selbst hochtrabend „Die Ewigen“. Sie beherrschen ein uraltes Ritual, um sich in fremde Körper zu transferieren. Den Ursprung dieses archaischen Wissens kennen sie selbst nicht, und vieles andere ging über Jahre bereits verloren. Schon lange betrieb man Inzucht, und nahm die Körper der eigenen Kinder um den Bedarf zu decken. Die Degeneration ist nur teilweise eine Folge des Inzests, denn vor allem sind die dunklen Riten selbst dafür verantwortlich. Und ich wusste sogar, dass Edgar Wellington nur ein weiteres, bedauerliches Opfer war, mit dem Unterschied, dass sein Geist die Zeremonie nicht überlebt hatte. Das alles erzählte ich den Ärzten, zuversichtlich dem verruchten Treiben der Ewigen endlich ein Ende zu setzten, und Gerechtigkeit für das mir entstandene Unrecht zu finden.
Man hörte zu, ging auf mich ein, fragte an unklaren Stellen nach, und zu spät merkte ich erst, dass niemand mir auch nur ein Wort abkaufte. Keine meiner Aussagen wurde jemals überprüft und niemand schaltete die Polizei ein. Im Gegenteil, die Wahrheit wurde mir zum Verhängnis. Schnell schwand meine Hoffnung, und an ihre Stelle trat Verzweiflung, Resignation und Bitterkeit. In meinem damaligen Zustand der höchsten Aufgebrachtheit und des Entsetzens hatte ich die Fähigkeit verloren mir selbst zuzuhören. Während meiner Zeit als Reporter sind mir auch ein paar Leute mit Behauptungen ähnlicher Art untergekommen. Zu Anfang meines Berichts hatte ich diese Leute bereits als „geisteskranke Spinner“ tituliert, wie konnte ich da ein anderes Urteil über mich selbst erwarten? Die Ärzte fanden natürlich ein schöneres Wort dafür – monomanische Schizophrenie – und wiesen mich umgehend in ein staatliches, geschlossenes Altenpflegeheim ein, in dem ich noch heute lebe. Ich habe mich zurückgezogen, und schmachte mein Leben bis zum Ende, immer nahe an der Schwelle zum Wahnsinn. Sollte man mich jemals entlassen, so werde ich eigenhändig Rache nehmen, aber ich nehme nicht an, dass das passieren wird.
Ich mag es den Doktoren nicht verübeln, denn von niemandem kann erwartet werde eine solche Geschichte zu glauben. Bei Zeiten hielt ich mich ja selbst für verrückt. Wenn die eigene Erfahrung allen logischen Grundfesten eines Menschen widerspricht, so bleibt ihm nichts anderes übrig, als eine der diskrepanten Seiten zu unterdrücken, denn in einem solchen Zwiespalt kann niemand auf Dauer leben. Verdrängt er das unvereinbare Erlebnis, so spricht man von kurzzeitiger Verwirrung, stressbedingter Einbildung oder einer temporären Anomalie. Wenn er allerdings die Wirklichkeit nicht mehr als solche anerkennen will, dann lautet die Diagnose monomanische Schizophrenie.
Als ob die Realität durch den Glauben der blinden, eingelullten Allgemeinheit bezeichnet wäre. Als ob die Identität eines Menschen durch seine Umwelt definiert wäre. Sein Wesen erwächst aus dem Menschen selbst, und sein Dasein ist nur eine euphemistische Illusion, aber für diese Erkenntnisse ist das Volk noch lange nicht bereit.
Das einzige, dass mich davor bewahrte in die dunklen Fänge des Irrsinns abzugleiten war ein Objekt, das man unter den Habseligkeiten in meinem Reisekoffer fand, und das ich seither als Beweis für meine Erinnerungen hüte. Ich konnte – für den Namen Angus Fray – keine gültige Adresse oder Bankverbindung angeben, so dass sich mein Besitz auf diese wenigen Dinge beschränkt. Bei dem Gegenstand handelt es sich um die Zeitung, die ich bei Smith / Wellington in Ludham gekauft habe. Sie allein macht mir immer wieder bewusst, dass ich nicht geisteskrank bin, und dass die ungeheuerlichen Dinge, die ich hier schildere, tatsächlich stattgefunden haben.

9.

Ich schrieb, dass ich keine bewusste Erinnerung an die Zeit zwischen der Szene am Bahnhof in Ludham und meinem grausigen Erwachen im Zug habe. Das ist zwar richtig, aber ich träume sehr oft davon. Man hatte mir Drogen verabreicht, um mir Körper und Geist zu betäuben, aber im Unterbewusstsein haben sich diese Dinge unauslöschlich eingebrannt. Oftmals fahre ich, von Grauen geschüttelt, aus dem Schlaf hoch, und sehe auch im wachen Zustand noch das Bild vor mir, dass den Inbegriff aller Schrecken in Ludham darstellt. Ich träume auch von anderen Dingen, und beginne das Geheimnis dieser Stadt immer besser zu verstehen, aber am häufigsten kehre ich im Schalf zurück in das dunkle Kellergewölbe, in das man mich in jener Nacht brachte.
Ich liege auf einem Holztisch, einem Altar, und um mich herum stehen die Menschen von Ludham, aber im Dunkeln, so dass ich sie nicht erkennen kann. Ich will mich aufsetzen, aber mein Körper gehorcht mir nicht mehr. Morphium, denke ich. Morphium haben sie mir gegeben. Angst spüre ich nicht, nur Apathie und Benommenheit. Ein untersetzter, junger Mann tritt neben mit, und fasst meine Hand.
Ich bin der Älteste. Fürchte dich nicht, es wird bald vorbei sein.
Er spricht ohne Stimme und ohne die Lippen zu bewegen, und ich konnte ihm auf die selbe Weise antworten. Ich wundere mich kein bisschen darüber, schließlich ist ja alles nur ein Traum.
Ihr könnt mich nicht töten. Die Leute von der Zeitung wissen wo ich bin, man wird mich suchen.
Wir werden nichts dergleichen tun.
Wer seid ihr? Und was wollt ihr von mir?
Wir sind die Ewigen. Bald wirst du alles verstehen.
Lasst mich gehen!
Das werden wir. Wir wollen nichts anderes als du auch?
Was?
Leben.

Jemand reicht ihm eine Schale und ein Messer mit seltsammen Verzierungen. Er nimmt meine Hand, ich will sie zurück reißen, habe aber keine Kraft. Die Klinge gleitet über meine Handfläche. Es kitzelt ein wenig, aber ich fühle keinen Schmerz. Das Blut tropft in den Kelch, sammelt sich dort als kleine rote Lache. Wie Wein, nur dunkler. Ich beobachte alles, gleichgültig und teilnahmslos, denn schließlich spielt sich alles nur in meinem Kopf ab. Die Schale wird einem Mann gereicht, der vor mir steht, dessen Gesicht ich aber nicht erkennen kann.
Dann beginnen die Menschen zu singen, uralte Lieder in einer fremden Sprache, die mich schläfrig machen, und die schon fast gegenständlich sind. Ich dämmere dahin, hinab in eine Dunkelheit die keine ist, hinweg in den zeitlosen Äther. Das letzte was ich sehe ist, dass der Mann vor mir aus der Schale trinkt. Dann schwinden mir die Sinne, und nur mein Geist schwebt noch in dem Raum. Für die Ewigkeit einer Nanosekunde geschieht nichts. Dann werde ich fort gerissen, durch Schwärze ohne Anfang und Ende, und werde schließlich eins mit dem Raum. Für einen Moment bin ich überall und nirgendwo, bin ich allgegenwärtig und denke, dass Gott sich so fühlen muss. Dann verfliegt das Gefühl, die Unendlichkeit vergeht wieder in Finsternis, und wird schließlich Licht. Als ich zu mir komme stützen mich zwei Männer, und ich stehe vor dem Altar. Dort liegt jetzt ein anderer Mann, der sich, von dem Ältesten gestützt, jetzt qualvoll und langsam erhebt. Doch wenn ich sein Gesicht sehe, dann schreie ich, schreie mein Entsetzten und meinen Wahnsinn hinaus, bis ich schweißgebadet und mit pochendem Herzen aus dem Traum erwache. Denn das Antlitz, in dass ich blicke ist mein eigenes.

 

Hallo Mike!

Ich habe deine Geschichte vorhin auf der Arbeit gelesen und konnte daher keine einzelnen Stellen rauskopieren, die mir besonders gut, oder eher weniger gefallen haben. Sei dir aber versichert: letztere gibt es fast gar nicht.
Dein konsequenter, ausgesprochen sicherer und flüssig zu lesender Stil zeigt, dass du offensichtlich bereits sehr routiniert im schreiben bist und dies nicht deine erste Geschichte ist.
Selbstverständlich fühlte ich mich gleich an Altmeister Lovecraft (bzw. Poe, Lovecraft schrieb etwas ausschweifender, melodramatischer) erinnert, womit du bei mir schon so gut wie gewonnen hast. Du hast einige sehr schöne Vergleiche in dem Text, die ich jetzt aber nicht alle raussuchen kann, weil mir die Zeit fehlt. Unschöne Formulierungen sind mir keine aufgefallen, nur, dass sich zum Schluss hin die Rechtschreibfehler gehäuft haben (du hast ein paarmal "in" statt "ich" geschrieben); insgesamt halten sie sich in Anbetracht der Länge aber mehr als in Grenzen.
Zum Inhalt:
Eine klassische, verstörende Gruselgeschichte, die von der ersten Zeile an fesselt. Die Charakterisierungen sämtlicher Personen sind dir sehr gut und die Landschaftsbeschreibungen ganz ausgezeichnet gelungen. Auch lässt du nichts im Dunkeln, wenn deinen Prot. beispielsweise ein seltsames Gefühl überkommt, dann schreibst du nicht bloß "Irgendwas war merkwürdig, er konnte aber nicht sagen, was.", sondern beschreibst, WESHALB er sich komisch fühlt und lässt den Leser damit in seine Gedankenwelt eintauchen; eine Kunst, die nur jemand beherrscht, der sein Handwerk versteht, oder ziemlich begabt ist, oder beides.
Ich jedenfalls bin in deinen Text derart eingetaucht, dass ich das Büroleben um mich herum vergessen habe und vollkommen in der kranken Welt des kleinen Städtchens aufgehen konnte.
Allerdings fand ich den Schluss ziemlich unbefriedigend. Es wird relativ früh klar, dass der Prot. Opfer eines Körpertausches wurde, weshalb der Schlussatz bei weitem nicht so überraschend daherkommt, wie du vielleicht beabsichtigt hast. Am Ende ließe sich meiner Meinung nach demnach noch ein wenig feilen, das ist aber auch mein einziger Kritikpunkt.
Sorry, wenn ich mich so kurz fasse. Eigentlich wollte ich jetzt selbst mit dem Schreiben einer neuen Geschichte beginnen, habe dann aber gedacht, das deine es wirklich verdient hat, kommentiert zu werden, da neue Mitglieder oftmals ein wenig länger auf Resonanz warten müssen, erst recht, wenn der Text ziemlich lang ist und ich kenne das Gefühl, wenn man verzweifelt auf einen ersten Kommentar hofft.

Fazit: Schön düstere Story, ausgezeichnet geschrieben, mit einem etwas dürftigen Ende.

Viele Grüße

Cerberus

 

Habe ich neue Mitglieder geschrieben?

Habe gerade gesehen, dass du vor zirka zwei Jahren schonmal hier aktiv warst. Werde mir deine anderen Stories später zu Gemüte führen.

 

Hi Cerberus,
und vielen Dank für deine Kritik. Freut mich sehr, dass dir meine Geschichte gefallen hat, und das du dir die Zeit genommen hast sie zu kritisieren.
Der Poe/Lovecraft Anklang ist natürlich gewollt. Wird ja auch im Text erwähnt, dass der Anfang fast schon klischeehaft ist, und genau von dieser Grundsituation aus hab ich die Story ja entwickelt.
Was das Ende angeht geb ich dir absolut recht, damit war ich auch nie zufrieden. Alles bis Kapitel 7 ging mir beim Schreiben flüssig von der Hand, danach gab’s Probleme. Ich hab einfach keinen befriedigenden Weg gefunden den Ich-Erzähler das sagen zu lassen, was ich dem Leser noch vermitteln wollte. Besonder das letzte Kapitel ist eigentlich hinfällig, abgesehen von „Das werden wir. Wir wollen nichts anderes als du auch?
Was?
Leben.“, und dem letzten Satz, der mir irgendwie gefallen hat. An den drei Schlusskapiteln hab ich ne Ewigkeit gefeilt, und unzählige Varianten ausprobiert, aber da ließ mein bescheidenes schriftstellerisches Talent mich im Stich. Du hast recht, zu Begin von Kapitel 8 it eigentlich schon klar, was passiert ist, aber ich wollte die Geschichte nicht so abgehackt enden lassen. Und vor allem hatte ich ja noch ein paar Details zu erzählen.

Falls du meine beiden anderen Geschichten lesen würdest, wäre das toll, vor allem da der „Fellini“ auf dieser Seite leider gar nicht besprochen wurde.

Gruß,
Mike

 
Zuletzt bearbeitet:

hi hallöchen Mike!

„Ja, nach Ludham“, antwortete ich, nicht ohne mich zumindest ein wenig über ihre Neugier zu ärgern.
ich glaub, nach nicht kommt ein Komma

Hier war man Auswärtigen gegenüber wohl nicht besonders wohlgesonnen, besonders solchen nicht die zu viel herumschnüffelten und zu neugierige Fragen stellten, aber das war noch lange nicht alles was mich befremdete.
besonder solchen nicht Komma die zu viel ...

ein paar Monaten hatte zum Beispiel der Besitzer einer Imbissbude gedroht mich aufzuspießen, falls ich schreiben sollte, was er seinen Kunden tatsächlich als Hamburger verkaufte. Dieser Kerl war eine weitaus realere Bedrohung als das Geschwätz einer alten Frau und eines Kassierers gewesen, aber natürlich hatten wir die Story trotzdem gebracht, und es wurde niemand aufgespießt.
Gefällt mir

Fast alle Leute, die sich in unserer Redaktion mit einer derartigen Geschichte melden sind Idioten
Geschichten melden Komma sind Idioten

Der Rest glaubt anscheinend wirklich daran, und fällt somit unter die Kategorie ‚geisteskranke Spinner’.
Weißt, was mir da gefallen würde? Geisteskranke Idioten. :shy:

Aber die Ruinen zeugten immerhin von der Besiedelung dieser unwirtlichen Gegend, und nahmen ihr ein wenig die geisterhafte Atmosphäre.
mir nehmen Ruinen nicht die geisterhafte Atmosphäre :eek:

nahm meinen kleinen Reisekoffer, und stieg aus
kleinen Reisekoffer kein Komma und stieg aus

Ansonsten waren alle Bahnsteige und Wartehallen, sowie überhaupt das ganze Gelände wie leergefegt.
das ganze Gelände Komma wie leergefegt

Ich machte mir keine Gedanken darüber, und ging weiter.
Naja, eigentlich hat er das doch, was deine vorherigen Sätze beweisen. Vielleicht: Ich versuchte diese Gedanken beiseite zu schieben.... dir fällt sicher was ein, hast sicher viel Phantasie!

auch die Einwohner hatten etwas undefinierbar abstoßendes an sich.
abstoßendes > Abstoßendes
:D

aber ich verzichtete auf den Anblick, und machte mich schleunigst davon.
Komma weg

Man hörte mir aufmerksam zu, und ich meinte vielleicht wirklich jemanden dazu bringen könnte mir zu glauben.
zu kein komma .... jemand dazu zu bringen könnte Komma

Und ich wusste sogar, dass Edgar Wellington nur ein weiteres, bedauerliches Opfer war, mit dem Unterschied, dass sein Geist die Zeremonie nicht überlebt hatte.
:)

Sollte man mich jemals entlassen, so werde ich eigenhändig Rache nehmen, aber ich nehme nicht an, dass das passieren wird
:(

aber am häufigsten kehre ich im Schalf zurück in das dunkle Kellergewölbe, in das man mich in jener Nacht brachte.
Schlaf

Ein untersetzter, junger Mann tritt neben mit, und fasst meine Hand.
neben mich

Denn das Antlitz, in dass ich blicke ist mein eigenes.
war zu erwarten, trotzdem: schön, schön

mir hat deine story echt gut gefallen, sie sit lang, und manchmal schweifen deine Beschreibungen sehr sehr weit ab, aber das macht nichts. du schreibst echt gut.

Viel Spaß noch und weiter so

cu Tama

p.s.: viele Kommafehler hab ich dann überlesen.

 

Sorry, bin die letzten paar Tage nicht dazu gekommen zu antworten.
Also Dake Tamira für lesen, und die ausführliche Analyse. Wie du gemerkt hast häufen sich die Kommafehler, damit hab ich früher meine Deutschlehrer auch schon immer in den Wahnsinn getrieben :D. Ich versuche mich zu bessern... :hmm:

Weißt, was mir da gefallen würde? Geisteskranke Idioten.
Stimmt, ist besser. :thumbsup:
mir nehmen Ruinen nicht die geisterhafte Atmosphäre
es heißt ja auch nur "ein wenig", und ich könnte mir schon vorstellen, dass man sich etwas besser fühlt, wenn man Dinge sieht, die auf die Anwesenheit anderer Menschen hindeuten. Etwas zwielichtig ist die Formulierung aber schon, da hast du recht.
Naja, eigentlich hat er das doch, was deine vorherigen Sätze beweisen.
Hab ich auch etwas unglücklich getroffen. Was ich meinte ist, dass er sich nicht fragt, warum das so ist, sonders es einfach nur festellt. "Ich machte mir keine weiteren Gedanken darüber..." wär wohl schon besser.
Zitat:
Und ich wusste sogar, dass Edgar Wellington nur ein weiteres, bedauerliches Opfer war, mit dem Unterschied, dass sein Geist die Zeremonie nicht überlebt hatte.

Zitat:
Sollte man mich jemals entlassen, so werde ich eigenhändig Rache nehmen, aber ich nehme nicht an, dass das passieren wird

Ich bin leider kein großer Meister im Smiley-deuten, und kann nur erahnen, was du mir sagen willst...


Aber es freut mich, dass auch du meine Geschichte gut fandest, und danke nochmal für's lesen. Werd versuchen, bei der nächsten noch besser zu schreiben... :Pfeif: :D

 

hi mike!

die beiden sätze, deren smileys du nicht ganz deuten konntest:

:) sehr gut
:( traurig, aber trotzdem spitze. toll formuliert.

cu Tama

 

Hi Mike,

gefällt mir gut, deine dahinfließende Geschichte.

Worin ich mich während des Lesens verbissen habe (und mir dadurch selbst den Lesespaß vermiest habe), sind die Fremdwörter, die du verwendest: agrarisch, infertil, alkyonisch (was heißt das eigentlich?), adäquat ... zumindest diese Wörter scheinen mir problemlos durch deutsche Ausdrücke ersetzbar.

Weshalb mir das so ins Auge sticht: Zum einen bin ich selbst als Journalistin tätig und versuche, so weit es geht nur allgemein verständliche Ausdrücke zu verwenden und zum anderen ist ja auch dein Prot. als Reporter tätig und müsste sich (so denke ich mir das jetzt) daran gewöhnt haben, Fremdwörter zu umgehen – auch in seinen eigenen, nicht-journalistischen Berichten.

Aber das ist jetzt nur eine "Nebenkritik" zu deiner routinierten Geschichte, eine Frage, die mich halt grundsätzlich beschäftigt: Inwieweit sind Fremdwörter in Kurzgeschichten angebracht, inwieweit nicht ... Ich würde das als Geschmacksfrage bezeichnen ...

Wie siehst du das, wie seht ihr das?

liebe Grüße
dododo

 

Hallo Dododo,
und gleich mal vielen Dank für's Lesen und kritisieren. Freut mich, dass auch dir die Geschichte gefallen hat.
Was die Fremdwörter angeht, mir wurde das Gleiche auch schon von anderer Seite gesagt, und es scheint zu stimmen, dass manche Leser sich daran stören. (Übrigens: alkyonisch heißt soviel wie windstill.)
Das Schreiben wird durch den Gebrauch von Fremdwörter schon erleichtert. Sie sind z. B. ein probates... ähh sorry, bewährtes Mittel um Wiederholungen zu vermeiden, was ein wesentlicher Grund für mich war, mehrere davon zu verwenden. Andererseits lassen sich auch viele Dinge treffend und kurz beschreiben, da die dt. Begriffe oft allgemeiner gefasst sind. Und drittens habe dachte ich, dass die Verwendung von Fremdwörtern zur Geschichte an sich, und zu ihrem Stil passt.
Was du sagst kann ich aber nicht von der Hand weisen. Viele Leser können sich damit nicht anfreunden, und es kann ja nicht verlangt werden die Story mit nem Duden in der Hand zu lesen. Ist wohl Geschmackssache, ich werde m in Zukunft davon etwas Abstand nehmen. Aber im Wesentlich bin ich bei solchen Dingen auf die Resonanz der Leser angewiesen, weil ich nur so herausfinden kann, ob sich die Mehrheit daran stört, oder nicht.
Was das angeht, hat mir deine Kritik natürlich sehr geholfen.

Gruß,

M. F.

 

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